| Titel: | Ueber die Messung der Intensität des Lichtes und ein neues Photometer; von William Crookes. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. L., S. 195 | 
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                        L.
                        Ueber die Messung der Intensität des Lichtes und
                           								ein neues Photometer; von William
                              									Crookes.
                        Aus Chemical News, durch Les Mondes, t, XIX p. 391; März
                              									1869.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Crookes, Photometer.
                        
                     
                        
                           Dieses neue Photometer hat mit dem von Arago angegebenen,
                              									sowie mit dem im Jahre 1853 von Bernard und dem im Jahre
                              									1854 von Babinet beschriebenen Apparate die
                              									Eigenthümlichkeit gemeinsam, daß mittelst desselben die Erscheinungen der Polarisation des Lichtes zur Messung der Lichtstärke
                              									dienstbar gemacht werden. Doch ist die von mir angegebene Einrichtung dieses
                              									Instrumentes, wie ich glaube, ganz neu, und dürfte ihren Zweck in einer Weise
                              									erfüllen, welche nichts zu wünschen übrig läßt.
                           Zum besseren Verständniß will ich zunächst das Princip erörtern, auf welches die
                              									Einrichtung des neuen Photometers gegründet ist. Fig. 10 stellt die
                              									verschiedenen einzelnen Theile des Instrumentes dar, allerdings nicht in den
                              									richtigen relativen Verhältnissen, sondern nur in einer flüchtigen Skizzirung.
                           D sey eine Lichtquelle, etwa eine durch künstliches oder
                              									natürliches Licht beleuchtete Scheibe von weißem Porzellan oder von Papier. C sey eine eben solche, in gleicher Weise beleuchtete
                              									Scheibe. Es sollen nun die photometrischen Intensitäten von D und C mit einander verglichen werden. (Weder
                              										D noch C darf
                              									polarisirtes Licht enthalten, oder das von ihnen ausstrahlende Licht, welches durch
                              									die beiden in Kreuzesform sich rechtwinkelig schneidenden Linien angedeutet ist, muß
                              									gänzlich depolarisirt seyn.) H ist ein achromatisches,
                              									aus Doppelspath angefertigtes, doppeltbrechendes Prisma, welches die Scheibe D in zwei, in entgegengesetztem Sinne polarisirte
                              									Scheiben d und d′
                              									zerlegt, und zwar so, daß die Ebene von d vertical und
                              									die von d′ horizontal polarisirt ist. Ebenso gibt
                              									das Prisma H zwei Bilder der Scheibe C, das horizontal polarisirte Bild c und das vertical polarisirte c′. Die Dimensionen der Scheiben D und
                              										C, und das Zerlegungsvermögen des
                              									Doppelspathprisma's H müssen so gewählt werden, daß das
                              									vertical polarisirte Bild d und das horizontal
                              									polarisirte Bild c einander genau decken und, wie die
                              									Figur zeigt, eine zusammengesetzte Scheibe c, d bilden,
                              									welche eine Hälfte des Lichtes von D und eine Hälfte des
                              									von C ausgehenden Lichtes enthält.  Durch Messung der Quantität des
                              									polarisirten Lichtes auf der Scheibe c, d ergeben sich
                              									die relativen photometrischen Intensitäten von D und C.
                           J ist eine Blendung (Diaphragma), in der Mitte mit einer
                              									kreisförmigen Oeffnung, die gerade groß genug ist um c,
                                 										d sehen zu können, welche aber die seitlichen Scheiben c′, d′ dem Auge verbirgt. Vor dieser
                              									Oeffnung ist ein Gypsspathblättchen angebracht von solcher Dicke, daß es unter dem
                              									Einfluß polarisirten Lichtes ein rothes Bild und als Complementärfarbe Grün gibt.
                              									— K ist ein dem Prisma H ganz gleiches doppeltbrechendes Kalkspathprisma, welches in solcher
                              									Entfernung von der Blendenöffnung angebracht ist, daß die beiden Scheiben, in welche
                              										J dem Anscheine nach aufgelöst ist, von einander
                              									getrennt erscheinen, wie bei g, r. Wann die Scheibe c, d kein polarisirtes Licht enthält, so sind die Bilder
                              										g, r weiß, weil sie durch zwei Strahlen weißen
                              									Lichtes gebildet werden, welche in entgegengesetztem Sinne polarisirt sind; sobald
                              									aber eine Spur von polarisirtem Lichte in c, d ist, sind
                              									die beiden Scheiben g, r in Complementärfarben gefärbt,
                              									und der Contrast zwischen dem Grün und dem Roth ist um so stärker, je mehr
                              									polarisirtes Licht c, d enthält.
                           Die Wirkung dieser Anordnung ist leicht begreiflich. Nehmen wir zunächst an, die
                              									beiden Lichtquellen D und C
                              									seyen einander genau gleich. Sie werden durch das Prisma H jede in zwei Scheiben d, d′ und c, c′ zerlegt, und da die zwei polarisirten
                              									Strahlen, aus denen c, d zusammengesetzt ist, einander
                              									auch an Intensität absolut gleich sind, so neutralisiren sie sich gegenseitig und
                              									bilden gewöhnliches Licht, ohne Spur von Polarisation. In diesem Falle sind die
                              									beiden Lichtscheiben g, r ungefärbt. — Nehmen wir
                              									nun an, die eine Lichtquelle, z. B. D, sey stärker als
                              									die andere C. Dann werden die beiden Bilder d′, d lichtstärker seyn als die beiden Bilder c, c′ und der vertical polarisirte Strahl d wird stärker seyn als der horizontal polarisirte
                              									Strahl c. Die zusammengesetzte Scheibe c, d wird dann theilweise in polarisirtem Lichte
                              									erscheinen und die Menge des freien polarisirten Lichies wird der Lichtmenge, um
                              									welche die Intensität von D größer ist als die von C, genau proportional seyn. In diesem Falle wird das
                              									Bild des vor der Oeffnung der Blende J angebrachten
                              									Gypsspathblättchens durch das Prisma K in eine rothe und
                              									in eine grüne Scheibe zerlegt.
                           Fig. 11 zeigt
                              									das Instrument vollständig zusammengestellt. A ist das
                              									(in Fig. 12
                              									in vergrößertem Durchschnitte dargestellte) Ocular. G, B
                              									ist ein im Inneren geschwärztes Messingrohr, welches an seinem dem Ocular
                              									entgegengesetzten Ende B mit einem einzuschiebenden
                              									Einsatzstücke (bei D, C gesondert ersichtlich) versehen
                              									ist. Die schrägen Seiten D, B
                              									 und B,C dieses Stückes sind mit einer weißen Fläche (weißem
                              									Papier oder abgeschliffenem und polirtem Porzellan) bedeckt, so daß, wenn D,C in das Rohrende B
                              									eingesteckt ist, die eine dieser beiden weißen Flächen B,
                                 										D) durch die Kerze und die andere B, C durch
                              									die Lampe beleuchtet werden kann (wie in Fig. 11 dargestellt).
                              									Wenn nun der Beobachter das Ocular A abnimmt, so sieht
                              									er am Rohrende B eine weiße, leuchtende, vertical in
                              									zwei Theile getheilte Scheibe, deren eine Hälfte von der Kerze E und die andere von der Lampe F beleuchtet ist. Verschiebt man nun z. B. die Kerze E aus der graduirten Leiste oder dem Maaßstabe, so kann
                              									man die Helligkeit der Hälfte D,B beliebig abändern,
                              									während die Helligkeit der anderen Hälfte B, C
                              									unverändert bleibt.
                           Mit Hülfe der Fig.
                                 										10 läßt sich die Einrichtung des (in Fig. 12 vergrößert
                              									abgebildeten) Oculars A leicht begreifen. Bei L ist eine Linse, um die von D,B,C (Fig. 11) kommenden Lichtstrahlen zu sammeln und das Bild an die gehörige
                              									Stelle des Rohres G,B zu werfen. Bei M ist eine zweite Linse so angebracht, daß sie ein
                              									scharfes Bild von den beiden Scheiben gibt, in welche J
                              									durch das Prisma K zerlegt wird. N ist ein Arago'sches Polarimeter; dasselbe
                              									besteht aus einer Schicht von dünnen Glasplatten, welche sich um die Achse des mit
                              									einem Zeiger und einem getheilten Kreise versehenen Rohres (A,G,
                              									Fig. 11)
                              									drehen läßt. Mittelst dieser Glasplattensäule kann man die von den beleuchteten
                              									Scheiben kommenden Strahlen im einen oder im anderen Sinne polarisiren und aus diese
                              									Weise das theilweise polarisirte Strahlenbündel c,d
                              										(Fig. 10)
                              									in den neutralen Zustand überführen, so daß die Bilder g,r ungefärbt erscheinen. Dieses Polarimcter wird so eingesetzt, daß es,
                              									wenn der Zeiger auf Null steht, auf beide Scheiben eine gleiche Wirkung ausübt.
                           Der Apparat wird in folgender Weise angewendet. Nachdem die Normallampe auf einen der
                              									aus dem graduirten Stäbe (Fig. 11) verschiebbaren
                              									Träger aufgestellt worden, adjustirt man sie auf die nothwendige Höhe und verschiebt
                              									sie auf dem Maaßstabe auf eine geeignete Distanz, welche von der Intensität des zu
                              									messenden Lichtes abhängt. Da der Stab etwas über 4 Fuß (1,20 Meter) lang ist, so
                              									kann jedes Licht 24 Zoll (60 Centimeter) von der Scheibe entfernt aufgestellt
                              									werden. Dann schützt man die Flamme vor Luftzug mittelst schwarzer Schirme, und
                              									befestigt das mit ihr zu vergleichende Licht aus dieselbe Weise an der anderen Seite
                              									des Photometers. Der ganze Apparat muß sich in einem dunkeln Raume befinden oder mit
                              									Schirmen umgeben werden, welche kein Licht reflectiren; ebenso muß das Auge vor den
                              									von den beiden Flammen kommenden directen Strahlen geschützt seyn. Blickt man nun in
                              										 das Ocular, so
                              									sieht man zwei glänzende Scheiben, wahrscheinlich von verschiedenen Farben. Nehmen
                              									wir an, E repräsentire die Normalflamme und F die mit derselben auf ihre Intensität zu vergleichende
                              									Lichtquelle. Man verschiebt letztere auf dem getheilten Stabe, bis die beiden
                              									leuchtenden Scheiben, durch das Ocular beobachtet, beinahe dieselbe Färbung zeigen.
                              									Eine gleiche Helligkeit Läßt sich leicht erhalten; denn da das Auge zwei leuchtende,
                              									neben einander liegende Scheiben beobachtet, welche rasch von Roth-Grün in Grün-Roth von einem neutralen nicht gefärbten Punkte aus übergehen,
                              									so ist es nicht schwierig diesen Punkt mit großer. Genauigkeit zu erfassen. Anstatt
                              									daß man in dieser Weise eine solche absolute Gleichheit zu erreichen sucht, ist es
                              									jedoch bequemer und besser, die Flamme auf den Theilstrich des Stabes zu
                              									verschieben, auf welchem man dieser Gleichheit von der einen oder anderen Seite am
                              									nächsten kommt; man erhält dann die definitive Adjustirung mittelst des Oculars,
                              									indem man das Polarimeter im einen oder anderen Sinne über 45° dreht, bis die
                              									Bilder ohne eine Spur von Färbung erscheinen. Durch eine Reihe von Versuchen ist man
                              									im Stande, den Werth jedes Winkels, welchen man die Glasplattensäule durchlaufen
                              									läßt, ein für alle Mal zu bestimmen; die dann noch anzustellenden Berechnungen
                              									bieten keine Schwierigkeit dar. Indem man die Anzahl der Zolle, um welche die
                              									Lichtquellen von dem Mittelpunkte des Apparates entfernt sind, zum Quadrat erhebt,
                              									erhält man das annähernde Verhältniß ihrer Lichtintensitäten und die Anzahl der
                              									Grade, um welche das Ocular gedreht worden, gibt die Zahl, welche hinzuaddirt oder
                              									subtrahirt werden muß, um die erforderliche Genauigkeit zu erhalten.
                           Die Empfindlichkeit dieses Instrumentes ist sehr bedeutend. Bei zwei Lampen, deren
                              									jede vom Mittelpunkte des Apparates ungefähr 24 Zoll entfernt ist, vermag man mit
                              									Leichtigkeit eine Bewegung von einem Zehntelzoll zu
                              									unterscheiden, welchen eine von ihnen macht, und durch Benutzung des Polarimeters
                              									erhält man eine noch weit größere Genauigkeit.
                           Mit Hülfe eines Photometers dieser Art ist es möglich, Flammen von verschiedenen
                              									Farben mit einander zu vergleichen, eine Aufgabe, welche durch Anwendung der
                              									allgemein gebräuchlichen Photometer in Folge ihrer Einrichtung nicht gelöst werden
                              									könnte. Nehmen wir mit Bezugnahme auf Fig. 10 z. B. an, die
                              									Scheibe D sey durch ein Licht von röthlicher Farbe und
                              									die Scheibe C durch ein grünliches Licht beleuchtet, so
                              									werden die polarisirten Scheiben d′, d röthlich
                              									gefärbt erscheinen, die Scheiben c, c′ grünlich
                              									und die centrale Scheibe c,d wird eine aus der
                              									Vereinigung beider Bilder entstandene Färbung zeigen. Mittelst  des Analyseur K und der Gypsscheibe J ist
                              									man aber im Stande, freies polarisirtes Licht auf der Scheibe c,d, wenn dasselbe farbig ist, mit derselben Leichtigkeit zu erkennen als
                              									wenn es weiß wäre; der einzige Unterschied wird der seyn, daß man die beiden
                              									leuchtenden Scheiben g,r nicht auf eine gleichmäßig weiße Farbe bringen kann, wenn das von D und von C ausgegangene
                              									Licht gleiche Intensität haben, jene Scheiben werden aber eine der Scheibe c,d ähnliche Färbung annehmen. Wenn der Contrast
                              									zwischen der Farbe von D und von C sehr stark ist, wenn z. B. die eine glänzend grün und Vie andere
                              									scharlachroth erscheint, so ist der Neutralpunkt einigermaßen schwierig aufzufassen;
                              									dadurch wird jedoch nur die Genauigkeit der Vergleichung beeinträchtigt, letztere
                              									aber nicht unmöglich gemacht, wie dieß bei Anwendung anderer Instrumente der Fall
                              									seyn würde.
                           
                        
                     
                  
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