| Titel: | Ein Diaphanometer zu praktischen Messungen; von Ferdinand Ticinsky. | 
| Autor: | Ferdinand Ticinsky | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LI., S. 199 | 
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                        LI.
                        Ein Diaphanometer zu praktischen Messungen; von
                           									Ferdinand
                              								Ticinsky.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									IV.
                        Ticinsky's Diaphanometer zur Bestimmung der Durchsichtigkeit
                           								verschienener Glassorten.
                        
                     
                        
                           Die rasche und einfache Bestimmung der Durchsichtigkeit verschiedener Glassorten
                              									dürfte für die meisten Zwecke sehr wünschenswerth seyn.
                           Mein hierzu dienendes Instrument stützt sich zunächst aus den Lehrsatz, daß die
                              									Lichtstärke einer Lichtquelle im quadratischen Verhältniß der Distanzen ab-
                              									und zunimmt, und ferner aus die Erscheinung, daß ein früher durch Glasscheiben
                              									geleitetes Lichtbündel aus einem weißen Schirm einen lichten Flecken erzeugt, dessen
                              									Lichtintensität der Durchsichtigkeit des Glases entspricht.
                           Die äußere Form des Diaphanometers ist, wie Fig. 20 zeigt, dieselbe
                              									wie jene des Bunsen'schen Photometers und es kann jedes
                              										Bunsen'sche Photometer mit einigen Abänderungen zu
                              									diaphanometrischen Messungen benutzt werden.
                           A und B,
                              									Fig. 20, ist
                              									ein und dieselbe Lichtquelle in zwei Exemplaren. Am besten eignen sich dazu
                              									Petroleumlampen. a und b
                              									sind geschwärzte Cylinder, jeder mit einem Tubus von etwa 2 Centimeter Durchmesser
                              									und 6—8 Centimeter Länge. Diesen Cylinder, welcher beim Versuch über die
                              									Flamme geschoben wird, zeigt Fig. 22 im Detail. Darin
                              									ist am Ende des Tubus eine Kreisscheibe mit zwei Federn ersichtlich,  welche den Zweck haben, ein
                              									auch unregelmäßig geformtes Stück einer Glasscheibe festzuhalten und an den Tubus
                              									anzudrücken. D ist ein vollkommen undurchsichtiger
                              									weißer Schirm; d ist ein Theil des Winkelspiegels,
                              									welcher mit dem zweiten in der Zeichnung unsichtbaren Flügel einen Winkel von
                              									90° einschließt. Dieser Winkelspiegel ist mit einer kleinen Quetschpincette
                              									an den Schirm D befestigt und kann somit leicht
                              									ausgesetzt und wieder abgenommen werden. C, C ist der
                              									rinnenförmige Maaßstab in einer Länge von 6—8 Fuß, welche noch in Zehntel
                              									eingetheilt sind. Diese Theilung reicht vollständig hin. Wollte man auch Hundertel
                              									ablesen können, so müßte noch aus dem Fuße von A und B ein entsprechender Nonius angebracht werden. Die
                              									Theilung ist ferner so eingerichtet, daß der zweite Fußtheilstrich vom linken Ende
                              									des Maaßstabes mit 0 bezeichnet ist, während die Ziffern
                              									von da ab nach beiden Seiten numerisch fortschreiten. Daß die Lichtquellen A und B verschiebbar sind,
                              									versteht sich von selbst.
                           Der Schirm D muß aus den Theilstrich O eingestellt seyn und ist unbeweglich für alle
                              									Messungen. Aus der Theilung ist auch ersichtlich, daß die Lichtquelle A nur in engen Grenzen verschiebbar seyn kann, während
                              									nch die Lichtquelle B in einer bedeutenden Dimension
                              									bewegt. Die Versuche müssen in einem dunklen Zimmer ausgeführt werden.
                           Aus den Tubus des Lichtes A steckt man ein wenig
                              									durchsichtiges dunkles Glas, dessen Durchsichtigkeit zu 1 angenommen wird. Aus den
                              									Tubus des Lichtes B steckt man die zu prüfende
                              									Glasscheibe. Wenn nun das Licht A aus dem Theilstrich 1
                              									und der Schirm aus O steht, so entsteht aus einer Seite
                              									des Schirmes ein schwachleuchtender Fleck von dem Lichte A und ein hellerer von dem Lichte B.
                           Jetzt schiebt man, um beide Flecken in gleiche Lichtstärke zu versetzen, das Licht
                              										B so weit zurück bis die geforderte Gleichheit der
                              									Lichtintensitäten eingetreten ist. Dieses erkennt man an den Spiegelbildern der
                              									Lichtflecke, wobei das Gesicht genau über dem Schirm D
                              									zu halten und aus beide Spiegel zugleich zu richten ist. Die Durchsichtigkeit des
                              									Glases aus B mißt man nun mit dem Quadrate der
                              									Entfernung von dem Schirm D. Haben wir somit das Licht
                              										B in eine Entfernung von 3 Theilstrichen von dem
                              									Schirm bringen müssen, so ist die Durchsichtigkeit des geprüften Glases als 9 zu
                              									betrachten, wenn wir die Durchsichtigkeit des Glases aus A, welches in der Distanz 1 als vergleichende Einheit dient, gleich 1
                              									angenommen haben.
                           Ist zu untersuchen, wie diel das Glas von dem Gesammtlichte durchläßt, so beseitigen
                              									wir die Scheibe auf A und setzen an ihre Stelle jene von B, während der Tubus von B
                              									frei bleibt. Jede Lichtquelle in  der Distanz 1 vom Schirm entfernt gibt einen
                              									Lichtflecken, wovon jener des freien Lichtes stärker ist. Wir bestimmen die
                              									Lichtintensität des totalen Lichtes im Vergleiche zu dem Lichtflecke von A dadurch, daß wir B
                              									zurückschieben. Hat dabei B den Theilstrich 4 getroffen,
                              									so ist die Intensität des Fleckens von B mit 16 und jene
                              									von A mit 1 zu bezeichnen. Das Verhältniß der
                              									Lichtintensitäten ist also hier mit 1/16 ausgedrückt.
                           Es fragt sich nun, mit welcher Zahl ist die Lichtintensität des Fleckens bei A zu bezeichnen, wenn wir jene des totalen Lichtes mit
                              									100 ausdrücken? Dieß ergibt sich aus dem Quotienten 100/16 = 6,25.
                           Die Ergänzungszahl zu 100, nämlich 100-6,25 = 93,75 bezeichnet uns das nicht
                              									durchgelassene Licht. Es wäre somit das geprüfte Glas ein 6,25 procentiges zu nennen
                              									in Bezug aus die durchdringende Lichtmenge, während es ein 93,75 procentiges zu nennen ist, wenn man die Dunkelheit des
                              									Glases in Betracht zieht.
                           Die angegebene Messungsmethode gilt aber nur für den Fall, daß man Glassorten von
                              									gleicher Dicke anwendet. Da bei einem praktischen Verfahren Absorptionscoefficienten
                              									nicht in Rechnung gebracht werden können, indem dieß der Einfachheit bedeutenden
                              									Eintrag thut, so muß man die Messung bei verschieden starken Glastafeln in folgender
                              									Weise ausführen:
                           Wäre die zu prüfende Glasscheibe aus B
                              									Fig. 20
                              									dicker als jene auf A, so erhielte man mit Anwendung der
                              									angegebenen Messung für die Durchsichtigkeit des Glases eine zu geringe Zahl. Es
                              									müssen die Glasscheiben somit vor dem Versuche auf ihre Dicke gemessen werden. Zu
                              									genaueren Ergebnissen brauchte man allerdings ein Sphärometer; in der Praxis wird
                              									aber ein genauer Längenmaaßstab hinreichen, um die Stärke der Gläser auf einer gut
                              									abgeschliffenen Stelle abzugreifen.
                           Nehmen wir an, es wäre die Scheibe aus B um 0,2 stärker
                              									als jene auf A, so brauchen wir bloß die Lampe A um 0,2 der Längeneinheit am Maaßstabe zurückzuschieben
                              									und dann wie früher fortzuschreiten. Im entgegengesetzten Falle, wenn die zu
                              									prüfende Scheibe dünner ist, brauchen wir die Lichtquelle A nur um die gefundene Differenz aus dem Maaßstabe dem Schirme D zu nähern.
                           Die letztere Messungsmethode dürfte, da sich Gläser von gleicher Dicke selten
                              									zusammenfinden, häufiger Anwendung finden.
                           In jenen Fällen, wo nur eine Lichtquelle möglich wäre, ist das Diaphanometer in der
                              									Form, welche Fig.
                                 										21 zeigt, anzuwenden.
                           Der Winkelmaaßstab stellt uns hier den gebrochenen Längenmaaßstab C, C aus Fig. 20 vor. seine Arme
                              									müssen in einem Gelenke beweglich seyn. Beim Versuche ist der Winkel des Maaßstabes
                              									aus etwa 5° einzustellen.  Die Lichtquelle A befindet
                              									sich dann in dem Scheitel. Es ist gut wenn sie sammt dem Gestell und Fuß mit Hülfe
                              									eines Stieles als Verlängerung des Ständers in einen Ring des Winkelmaaßstabes
                              									(natürlich senkrecht auf die Winkelebene) aufgesetzt und außer dem Gebrauche wieder
                              									herausgehoben werden kann. Der Cylinder hat die Form von Fig. 23 und 24 im
                              									Grundriß. seine beiden Tuben entsprechen dem Winkel des Maaßstabes. An beiden Armen
                              									des Maaßstabes ist ein Schirm B und C (Fig. 21) aus dünnem,
                              									etwas durchsichtigem Milchglas. Beide sind verschiebbar. Dabei dient der Schirm B 1 von der Lichtquelle, während C die ganze Länge des zweiten Armes zu Gebote steht. Das Gesicht ist bei
                              									dem Versuche entgegen den Tuben zu halten und die gleiche Intensität der beiden
                              									Lichtflecke durch Verschieben des Schirmes C zu
                              									erreichen. Dieses Instrument erfordert schon ein etwas geübteres Auge, denn hier
                              									sind die beiden Lichtflecke entfernter von einander als bei dem ersten Instrumente,
                              									daher ihre Vergleichung schwieriger ist. Das Verfahren ist dasselbe wie beim ersten
                              									Instrument. Sollte man Glassorten in Beziehung auf das Sonnenlicht prüfen, so müssen
                              									die beiden Arme des Winkelmaaßes parallel gestellt seyn und ebenso parallele Tuben
                              									angewendet werden, welche entweder zu einem Heliostat passen oder im Fensterladen
                              									angebracht werden können.
                           Dieses Diaphanometer dürfte für Glaser, Glashändler oder Optiker am ehesten geeignet
                              									seyn.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
