| Titel: | Ueber das amalgamirte Zink und sein Verhalten gegen Säuren; Von J. d'Almeida. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LXXXII., S. 294 | 
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                        LXXXII.
                        Ueber das amalgamirte Zink und sein Verhalten
                           								gegen Säuren; Von J.
                              									d'Almeida.
                        Aus dem Comptes rendus, t. LXVIII p. 442; Februar
                              									1869.
                        Almeida, über das amalgamirte Zink und sein Verhalten gegen
                           								Säuren.
                        
                     
                        
                           Der Widerstand, welchen das amalgamirte Zink dem Angriffe der verdünnten
                              									Schwefelsäure entgegensetzt, ist nach der jetzt herrschenden Ansicht durch den
                              									gleichförmigen Zustand zu erklären, den das Quecksilber der Oberfläche des Metalles
                              									ertheilt; man nimmt an, daß durch die Amalgamation die Unregelmäßigkeiten der
                              									Oberfläche beseitigt werden, in Folge deren das eingetauchte Zinkblech zahlreiche
                              									verbundene galvanische Elemente bilde, welche für den Angriff des Zinkes durch
                              									verdünnte Schwefelsäure unerläßlich seyen.
                           Daniell bemerkt jedoch in seiner berühmten Abhandlung über
                              									die galvanische Säule, daß sich unter den angegebenen Umständen das amalgamirte
                              									Zinkblech mit Wasserstoffblasen überzieht und ist der Annahme zugeneigt, daß die
                              									Zersetzung des Wassers durch diesen der Metalloberfläche adhärirenden Wasserstoff
                              									aufgehalten werde. Uebrigens geht der ausgezeichnete Physiker über diesen Gegenstand
                              									flüchtig hinweg und führt zur Begründung seiner Ansicht nur einen wenig
                              									beweiskräftigen Versuch an; er versetzt nämlich die verdünnte Schwefelsäure mit
                              									einer geringen Menge Salpetersäure und findet, daß das Zinkblech sich in wenigen
                              									Stunden ohne die geringste Gasentwicklung auflöst.
                           
                           Ich habe diese Frage von Neuem aufgenommen und die im Nachstehenden mitgetheilten
                              									Versuche beweisen meiner Ansicht nach. daß Es wirklich der der amalgamirten
                              									Zinkoberfläche anhaftende Wasserstoff ist, welcher den Angriff des Zinkamalgams so
                              									schwierig macht.
                           1) Die von Daniell angegebene Blasenbildung ist leicht zu
                              									beobachten; die Bläschen bedecken die ganze Oberfläche ohne andere Unterbrechungen
                              									als die dünnen, sie trennenden Wände. Sie haften der Metallfläche nicht fortwährend
                              									an, sondern von Zeit zu Zeit löst sich eine derselben los und steigt in die Höhe;
                              									diese wird sofort durch zahlreiche andere ersetzt, welche die freigelassene Stelle
                              									bedecken und sich nach und nach vereinigen, so daß die betreffenden Stellen ihr
                              									voriges Ansehen wieder annehmen. Das Volum des entwickelten Gases ist nach Verlauf
                              									mehrerer Stunden ziemlich bedeutend, selbst wenn die vollkommen amalgamirte
                              									Zinkplatte nur einige Quadratcentimer Oberfläche hat.
                           2) Die dem Metalle adhärirenden Blasen lassen sich durch mechanische Mittel
                              									entfernen, wie durch Bewegen, sey Es der Flüssigkeit oder des Bleches, oder durch
                              									Reiben des letzteren mit einem sehr weichen Pinsel. Da sofort andere Blasen an allen
                              									den Punkten erscheinen, wo die ersteren verschwunden sind, so wird der Angriff durch
                              									diese Mittel (welche sicherlich keine secundären Volta'schen Elemente zu erzeugen
                              									vermögen) verstärkt.
                           3) Stellt man über der Flüssigkeit eine Luftleere her, so nehmen die Blasen an Volum
                              									zu und ihre Steigkraft wächst; wenn man die Luftverdünnung weit genug treibt, so
                              									wird die Adhärenz, welche dem Aufsteigen dieser Bläschen entgegenwirkte, überwunden,
                              									sie lösen sich vom Metalle los und steigen an die Oberfläche der Flüssigkeit,
                              									während sich neue bilden, und so fort.
                           4) Ebenso wie dem amalgamirten Zink, adhärirt der Wasserstoff jeder anderen
                              									amalgamirten Metallfläche, wie folgender Versuch beweist, Ich amalgamirte für eine
                              									einfache galvanische Säule das Kupferblech; sobald die Pole verbunden wurden,
                              									überzog sich das Kupfer mit Wasserstoffbläschen, welche an ihm haften blieben und
                              									sich ganz aus die beschriebene Weise verhielten. Der Strom dieses Elementes nahm mit
                              									auffallender Schnelligkeit ab.
                           5) Alle von der Schwefelsäure nicht angreifbaren Metalle, welche in einer Säule statt
                              									des Kupfers angewendet werden können, geben dieselben Resultate, wenn sie amalgamirt
                              									sind. Das Verhalten von gereinigtem Quecksilber ist jedoch am interessantesten;
                              									verbindet man die Pole eines Quecksilber-Zinkelementes, so verschleiert sich
                              									die anfänglich  sehr
                              									glänzende Oberfläche des Quecksilbers wie durch einen Thau; die Bläschen verbleiben
                              									fast unbeweglich.
                           6) Mittelst dieser Quecksilbersäule laßt sich ein von Edm. Becquerel
                              									Annales de chimie et de physique, 1855, 3. série, t.XLIV p.
                                    											401. angegebener Versuch in eleganter Form wiederholen. Dieser Physiker hat
                              									beobachtet, daß der Strom eines einfachen Elementes durch Umrühren beträchtlich
                              									verstärkt wird; nach zahlreichen Versuchen kam er zu dem Schlüsse, daß das
                              									Kupferblech durch dieses Umrühren depolarisirt wird, indem dadurch der an der
                              									Oberfläche des Metalles abgelagerte Wasserstoff entfernt wird. Die Richtigkeit
                              									dieser Erklärung läßt sich leicht nachweisen; man braucht dazu nur unser Element (5)
                              									mit einem Galvanometer in Verbindung zu setzen. Wenn man, nachdem die Nadel beinahe
                              									zum Stillstande gekommen ist, entweder das Quecksilber oder die Flüssigkeit umrührt,
                              									oder bloß die auf dem ersteren abgelagerten Blasen durch leises Reiben mit einem
                              									Pinsel entfernt, so bemerkt man gleichzeitig die Entwickelung des vom Quecksilber
                              									sich trennenden Wasserstoffes und eine größere Ablenkung der Nadel; man hat
                              									gleichzeitig die Ursache und die Wirkung vor Augen.
                           7) Die Volumzunahme der Blasen, welche das Aufsteigen derselben bewirkt, habe ich
                              									auch durch ein, von dem beschriebenen (3) abweichendes Verfahren bewerkstelligt. Ich
                              									benutzte hierzu das Gesetz der Löslichkeit der Gase; ich umgab nämlich die Blasen
                              									mit einer Lösung eines in Wasser sehr löslichen Gases. Unter solchen Verhältnissen
                              									muß bekanntlich das gelöste Gas diese Blasen ausdehnen, indem Es in die von ihm
                              									allseitig eingehüllte Wasserstoffatmosphäre diffundirt. Ich umgab demnach das
                              									Quecksilber in einem geeigneten Apparate mit einer gesättigten Lösung von
                              									Chlorwasserstoffsäure, ließ übrigens das Zink in der gebräuchlichen verdünnten
                              									Schwefelsäure. Wie ich erwartet hatte, nahmen die Wasserstoffblasen rasch an Volum
                              									zu und ihre Entwickelung wurde sehr lebhaft.
                           8) Nach dem vorhergehenden Versuche ließ sich folgern, daß, wenn das amalgamirte Zink
                              									selbst mit Chlorwasserstoffsäure umgeben wird, die Wasserstoffblasen an ihm nicht
                              									adhäriren können und das Metall stark angegriffen werden muß. Diese Erwartung
                              									bestätigte sich in auffallender Weise; das Zink wird gleichsam verschlungen, wenn
                              									man Es in eine gesättigte Lösung von Chlorwasserstoffsäure taucht und ein heftiges
                              									Aufbrausen zeugt von der Lebhaftigkeit dieser Einwirkung.
                           9) Die dem amalgamirten Kupfer ädhärirenden Wasserstoffblasen  verschwinden durch die
                              									Einwirkung eines oxydirenden Körpers und das Element behält seine Thätigkeit,
                              									anstatt schwächer zu werden. Wenn eine Schwefligsäurelösung nur die amalgamirte
                              									Kupferplatte umgibt, so behält der Strom seine Stärke und das amalgamirte Zink
                              									dieser Säule wird rasch aufgelöst.
                           10) Auch ein amalgamirtes Zinkblech wird in dem Gemisch von Schwefelsäure und
                              									Schwefligsäure rasch aufgelöst. Hierbei ist aber der Vorgang ein complicirter; denn
                              									bekanntlich löst die Schwefligsäure allein das Zink vollkommen auf.
                           11) Die Wasserstoffblasen bleiben an der Oberfläche aller polirten Metalle
                              									(wahrscheinlich aller polirten Körper) haften. Ein gut polirtes, aber nicht
                              									amalgamirtes Silberblech verhält sich in der That wie das amalgamirte Kupfer. Die
                              									Adhärenz des Gases ist jedoch weniger stark; die Blasen steigen allerdings in
                              									geringer Anzahl auf, adhäriren aber nicht in solchem Grade, wie bei den
                              									vorhergehenden Versuchen. Indessen scheint Alles darauf hinzudeuten, daß bei einer
                              									vollkommenen Politur des Bleches genau dieselben Erscheinungen wie mit dem
                              									Quecksilber auftreten würden.
                           12) Taucht man eine gut polirte Zinkplatte in verdünnte Schwefelsäure, so zeigen sich
                              									in den ersten Momenten, aber auch nur in diesen, genau dieselben Erscheinungen. Die
                              									sich bildenden Blasen werden Ziemlich groß, bevor sie sich vom Metalle ablösen; dann
                              									ist die Oberfläche des von der Säure angegriffenen Metalles von rauhen Punkten wie
                              									übersäet und Es steigen ununterbrochen zahlreiche kleine Blasen auf.
                           Diese und viele ähnliche Versuche beweisen, daß das Anhaften der Gase von der Politur
                              									der Oberfläche des Metalles abhängt.