| Titel: | Ueber die Bestimmung der Phosphorsäure in Pflanzenaschen, Düngern und Bodenarten; von Th. Schlösing. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. LXXXVI., S. 321 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        LXXXVI.
                        Ueber die Bestimmung der Phosphorsäure in
                           								Pflanzenaschen, Düngern und Bodenarten; von Th. Schlösing.
                        Aus dem Comptes rendus, t. LXVII p. 1247; December
                              									1868.
                        Schlösing, über die Bestimmung der Phosphorsäure in Pflanzenaschen,
                           								Düngern und Bodenarten.
                        
                     
                        
                           In meiner früheren (vorstehenden) Mittheilung erwähnte ich, wie ich zur Bestimmung
                              									der Phosphorsäure in Pflanzenaschen, Düngern und Bodenarten auf das Verfahren
                              									geführt wurde, die Phosphorsäuresalze in Phosphoreisen zu verwandeln (eine Methode,
                              									welche zuerst H. Sainte-Claire Deville bei seiner
                              									Analyse des Bauxits anwandte), und gab ein neues Verfahren zur Bestimmung des
                              									Phosphors in dem erhaltenen Phosphoreisen an. Ich lasse nun das Verfahren
                              									nachfolgen, durch welches der in einem Mineral enthaltene Phosphor vollständig an
                              									Eisen gebunden werden kann.
                           Erhitzt man Gemenge von reinen Substanzen, welche durch ihre Verhältnisse die
                              									Zusammensetzung eines Thones oder irgend einer Bodenart repräsentiren und die man
                              									mit einer bestimmten Menge eines Phosphats versetzt hat, mit einem
                              									kieselsäurehaltigen Flusse und Eisenoxyd in einem mit Kohle gefütterten Tiegel zum
                              									Weißglühen, so findet man in dem erhaltenen Roheisen gewöhnlich nicht die ganze
                              									Menge des Phosphors. Wahrscheinlich erfolgt die Reduction des Eisenoxydes
                              									vollständig vor derjenigen der Phosphorsäure, indem das Metall sich zu Körnchen und
                              									zu einem Regulus vereinigt, sobald die Schlacke dazu flüssig genug geworben ist, und
                              									dann außer Berührung mit den noch immer sich entwickelnden Phosphordämpfen kommt,
                              									welche daher mit dem Kohlenoxydgase aus dem Tiegel entweichen. Diese Erklärung des
                              									Herganges brachte mich auf den Gedanken, als Fluß Eisenoxydulsilicat in solcher
                              									Menge anzuwenden, daß nach der Sättigung sämmtlicher Basen durch die Kieselsäure
                              									noch ein Ueberschuß von Silicat in der Schlacke bleibt, welcher sich bei der durch
                              									mein LeuchtgaslöthrohrBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CLXXXIX S. 376. erzeugten hohen Temperatur mit der parallel laufenden Reduction der
                              									Phosphorsäure zu reduciren fortfährt und somit dem freiwerdenden Phosphor stets
                              									reducirtes Eisen darbietet. Der Versuch bestätigte die Richtigkeit meiner
                              									Voraussetzungen.
                           Das Eisenoxydulsilicat läßt sich ohne Schwierigkeit herstellen, indem 28 Gew. Th.
                              									feine Eisenfeilspäne, 80 Th. Eisenoxyd und 48 Th. Sand  in einem Kohlentiegel
                              									zusammenschmilzt, die geschmolzene Schlacke von dem überschüssigen metallischen
                              									Eisen absondert, zu Pulver reibt und durch ein Sieb schlägt. Die Zusammensetzung
                              									dieses Silicates schwankt zwischen 4/3 und 5/3 FeO auf 1
                              										SiO2.
                           Ich menge die zu analysirende Substanz mit Silicat und pulverisirter Retortenkohle;
                              									das Verhältniß des Flusses wird so berechnet, daß die zu erzeugende Schlacke
                              									Eisenoxydul zurückhält; die Menge der Kohle muß etwa die Hälfte des zur Reduction
                              									sämmtlichen Eisenoxyduls erforderlichen Kohlenstoffes betragen. Ich wende Thontiegel
                              									mit einem Kohlenfutter an, welches ich mit einem fast trockenen Teig von
                              									feingepulverter Retortenkohle und Zuckerwasser herstelle; ein drei Millimet. starkes
                              									Futter genügt, um einen sehr festen Kohlentiegel zu erzeugen, welcher unversehrt
                              									bleibt, wenn der Thontiegel zerspringt oder erweicht. Fünf bis sechs Minuten lang
                              									erhitze ich nur allmählich, dann aber gebe ich zwanzig bis fünfundzwanzig Minuten
                              									hindurch die stärkste, durch das Löthrohr hervorzubringende Hitze.Die Hitze muß so stark seyn, daß schmiedeeiserne Niete, womit ein gleicher
                                    											nicht gefütterter Tiegel angefüllt wurde, vollständig zum Schmelzen
                                    											kommen. Die Schlacke wird in einem eisernen, mit einer Kautschukplatte bedeckten
                              									Mörser zerstoßen, vom Eisenregulus und den eingestreuten Eisenkörnchen getrennt und
                              									schließlich feingerieben; dann mit Chlorkalium gemengt und nach dem Roheisen in das
                              									Glasrohr eingetragen, in welchem der Phosphor vom Eisen abgeschieden werden
                              									soll.
                           Analytische Belege.
                           
                              
                                 
                                 I.
                                 
                                 II.
                                 
                              
                                 300
                                 Mgrm. phosphorsaurer Kalk mit 53,5 Proc.
                                    											Phosphorgehalt;
                                 226
                                 Mgrm. phosphorsaurer Kalk mit 50,2 Proc.
                                    											Phosphor;
                                 
                              
                                 1200
                                 Mgrm. Silicat und 300 Mgrm Kohle;
                                 1500
                                 Mgrm. Silicat und 200 Mgrm. Kohle;
                                 
                              
                                 500
                                 Mgrm. pulverförmiges Eisen.
                                 700
                                 Mgrm. pulverförmiges Eisen.
                                 
                              
                           (Wenn ein Phosphat keine überschüssige Basis enthalt, folglich schon bei lebhafter
                              									Rothglühhitze Phosphor verlieren kann, bevor aus dem Silicat Eisen reducirt wird, so
                              									beobachte ich die Vorsichtsmaßregel, die zu analysirende Substanz mit pulverförmigem
                              									Eisen zu mengen.)
                           
                              
                                 
                                 Milligrm.
                                 
                                 Milligrm.
                                 
                              
                                 Phosphorsäure gefunden
                                 160,8
                                 Phosphorsäure gefunden
                                 112,7
                                 
                              
                                 Phosphorsäure berechnet
                                 160,5
                                 Phosphorsäure berechnet
                                 113,4
                                 
                              
                           Ich nahm darauf Thon, reinen kohlensauren Kalk und Gemenge dieser beiden
                              									Mineralsubstanzen mit Zusatz von Phosphorsäure in Form von gelöster phosphorsaurer
                              									Thonerde. Der Thon wurde zunächst in Salpetersäure aufgeschlämmt, dann in einem
                              									großen Volum Wasser sus 
                              									pendirt, durch Decantiren von den sandigen Theilen, getrennt, gewaschen und
                              									getrocknet:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 323
                              Thon. Grm; Kohlens. Kalk. Grm.;
                                 										Zugesetzte Phosphorsäure. Milligrm.; Silicat. Grm.; Kohle. Grm.; Phosphorsäure;
                                 										gefunden: Milligrm.; berechnet: Mgrm.
                              
                           Die Resultate dieser Versuche fielen so entscheidend aus, daß ich mein Verfahren auch
                              									auf Bodenarten und Dünger anwenden konnte.
                           Dünger. — Mineralische Düngerarten braucht man nur
                              									zu zerkleinern und mit dem Eisensilicat zu mengen. Organische Dünger hingegen muß
                              									man erst einäschern; sorgt man dafür, daß die Temperatur dabei nicht über
                              									Dunkelrothgluth steigt, so ist kein Verlust an Phosphorsäure zu befürchten.
                           Tabakasche. — Man behandelt die Asche unmittelbar
                              									mit Eisenoxydulsilicat:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 323
                              Asche; 0,982 Grm; Silicat; 3,50
                                 										Grm.; Kohle; 0,40 Grm.; Gesundene Phosphorsäure: 21,7 Mgrm. =2,21 Proc.
                              
                           Oder die Phosphate werden durch Behandlung der Asche mit Salpetersäure, Filtriren und
                              									Abdampfen der Lösung, Glühen des Rückstandes bei 300° C. und Ausziehen mit
                              									Wasser isolirt; der Rückstand enthält die Phosphate.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 323
                              Asche; 1,067 Grm.; Rückstand von
                                 										der angegebenen Behandlung der Asche; 0,1495 Grm.; Geschmolzen mit; 1,200 Grm.
                                 										Silicat; 0,030 Grm Kohle; Gefundene Phosphorsäure 24,07 Milligrm. entsprechend
                                 										2,25 Proc.
                              
                           
                           Man kann demnach ohne Nachtheil die Asche direct schmelzen, anstatt vorher die
                              									Phosphate abzuscheiden.
                           Pferdemist. — 800 Grm. desselben, an der Luft
                              									getrocknet, gaben 358 Grm. Asche;, in derselben wurden 2,38 Proc. Phosphorsäure
                              									gefunden, entsprechend einem Phosphorsäuregehalt des Mistes von 1,6 Procent.
                           Bodenarten. — Bekanntlich kommt die Phosphorsäure
                              									auch in den Mineralien — Sand, Thon, Kalksteinen etc. — vor, deren
                              									Gemenge die verschiedenen Bodenarten bilden. Wie Es mir scheint, ist aber die
                              									Phosphorsäure in diesen verschiedenen Mineralien nicht in gleichen Graden
                              									assimilirbar; so z. B. kann der Phosphorsäuregehalt des nicht kalkigen Sandes für
                              									den Pflanzenwuchs als verloren betrachtet werden, wofern solcher Sand nicht einem
                              									langsamen Zerfallungsprocesse unterliegt, wie dieß für manche Arten desselben
                              									angenommen wird. Dagegen glaube ich gern, daß die in den Thonen, Kalksteinen,
                              									Mergeln enthaltenen Phosphorsäuresalze einen aufgespeicherten Vorrath bilden,
                              									welcher in Folge von Vorgängen wie der Einwirkung des kieselsauren Kalis auf die
                              									phosphorsaure Thonerde, der Kohlensäure und der löslichen organischen Substanz auf
                              									die unlöslichen Verbindungen, nach und nach den Pflanzen zur Verfügung gestellt
                              									wird. Ich halte Es daher für zweckmäßig, im Allgemeinen erst nach Entfernung des
                              									Sandes zur Bestimmung der Phosphorsäure zu schreiten. Ich verwende hierzu 10 Grm.
                              									von der durch ein Sieb geschlagenen Erde, behandle dieselbe mit Salpetersäure und
                              									decantire, wie bei einer mechanischen Analyse, um den Thon und die Lösung von
                              									einander zu trennen. Dann dampfe ich die Producte des Decantirens zur Trockne ein,
                              									erhitze den Rückstand zum Dunkelrothglühen und schmelze ihn hernach mit mindestens
                              									der gleichen Menge Eisensilicat.
                           In nachstehender Uebersicht sind einige der erhaltenen Resultate angegeben:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 324
                              Sand.; Thon. Kalkstein.; Organische
                                 										Substanz.; Feuchtigkeit.; Phosphorsäure in 10 Grm. Durchgesiebter Erde.; Boden
                                 										von einem Gute des Hrn. Rolland (Mosel-Dep.);
                                 										Boden von Vaujours; Boden von Boulogne (seine-Dep.); Polderboden;
                                 										Haideboden; Boden für den Zuckerrüben-Bau; Erde aus einem Teiche
                              
                           
                           Demnach habe ich in 10 Grm. Erde im Durchschnitt 17 Milligrm. Phosphorsäure gefunden,
                              									entsprechend 6 bis 7 Tonnen Per Hektare, wenn man für
                              									die Ackerkrume eine Dicke von 25 Centimeter und für 1 Liter Erde das Gewicht von 1,5
                              									Kilogr. annimmt.