| Titel: | Nick's hölzerne Rollen (Kloben) mit Metallbekleidung für Flaschenzüge, Takelwerk etc. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. XCVIII., S. 364 | 
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                        XCVIII.
                        Nick's hölzerne Rollen (Kloben) mit Metallbekleidung für Flaschenzüge,
                           								Takelwerk etc.
                        Nach dem Bulletin de la société d'Encouragement, Februar
                              									1869, S. 75.
                        Nick's Rollen für Flaschenzüge, Takelwerk etc.
                        
                     
                        
                           Die namentlich beim Takelwerk eines Schiffes vielfach zur Verwendung kommenden
                              									Flaschenzüge (Blöcke) erlangen wegen der Kostspieligkeit des Materiales, aus welchem
                              									die Rollen oder Scheiben der Sicherheit und Dauerhaftigkeit wegen erzeugt werden
                              									müssen, einen solchen Preis, daß man schon lange aus einen Ersatz des Pockholzes,
                              									das hierbei zur Verwendung kommt, sein Augenmerk gerichtet hat.
                           Ohne die in's Detail eingehenden Betrachtungen des Berichtes von Fréminville über Nick's
                              									verbesserte Rollen hier mitzutheilen, sey erwähnt, daß man Es bereits versuchte
                              									statt der Scheiben aus Pockholz solche aus Bronze zu benutzen; obwohl hinreichend
                              									fest, war dieses Ersatzmittel zu schwer und zu theuer. Gußeiserne Rollen haben den
                              									Nachtheil der leichten Oxydirbarkeit der Oberfläche, durch welchen Uebelstand die
                              									Reibung, resp. die Abnutzung der Taue, bedeutend erhöht wurde. Hohle, deßhalb
                              									ziemlich leichte Rollen aus einer Legirung von Zink und Zinn bieten zu geringe
                              									Festigkeit; auch bei diesen wird die Reibung des Seiles  in der Spur der Rolle durch
                              									eine sich bildende Oxydschicht vermehrt. Aus Porzellan verfertigte Rollen brechen
                              									leicht bei Stößen und reiben schnell die Achsen aus.
                           Das Pockholz, welches über Hirn zu den Rollen verwendet wird, hat zwar auch einige
                              									Nachtheile; die Rollenspur kann nur auf eine geringe
                              									Tiefe ausgedreht werden, damit die Seitenwände derselben hinlänglich stark bleiben,
                              									welche sich ohnehin allmählich aufschiefern; ferner schwächen Ringklüfte die
                              									Pockholzrollen zuweilen bis zur völligen Unbrauchbarkeit.
                           Nick und Comp. in Paris (26,
                              										rue pasquier) nehmen nun zur Erzeugung dieser Rollen
                              									wohlgetrocknetes Buchenholz — als Längsholz —, drehen die Scheibe und
                              									eine tiefe Rinne ein, ohne Rücksicht aus die zu schwachen
                              									Seitenwände, indem zur Verstärkung derselben die Spur mit einem kupfernen Ring
                              									bekleidet wird. Dieser Kupferring ist breit genug, um sich genau in die Spur
                              									einzulegen und um über die Wände derselben nach den Seitenflächen der Rolle gebogen
                              									zu werden. Die Art, wie dieß Nick bewerkstelligt, ist
                              									nicht angegeben; allein die mitgetheilten Versuchsresultate zeugen für die
                              									praktische Verwendbarkeit der so hergestellten Rollen oder Scheiben.
                           So wurde über eine Scheibe von 90 Millimeter Durchmesser, in der gewöhnlichen Flasche
                              									eingelagert, ein neues sechsdrähtiges Tau von 13 Millimeter Dicke geschlungen,
                              									welches an einem Ende ein Gewicht von 545 Kilogrammen trug, und an dem anderen Ende
                              									eine hin- und hergehende Bewegung erhielt; die Scheibe hielt diese Probe ohne
                              									jede Verletzung aus. Der pro Quadratmillimeter des
                              									Seilquerschnittes wirkende Zug betrug 4 Kilogrm., also 25 bis 100 Proc. mehr als für
                              									Rollkloben der kaiserlich französischen Marine vorgeschrieben ist. Nachdem man die
                              									Belastung auf 1000 Kilogrm. steigerte, dabei aber wegen localer Hindernisse eine
                              									Bewegung der Last unterlassen mußte, riß wohl das Tau, die Scheibe blieb jedoch
                              									unverletzt; nur die Bronzebüchse war etwas gequetscht und das Zapfenloch oval
                              									ausgedrückt. Ueber dieselbe Rolle wurde nun ein 13 Millimeter starkes Tau gelegt und
                              									an jedem Ende desselben ein Gewicht von 450 Kilogrm. angehängt und durch 12 Stunden
                              									auf und ab bewegt. Gegen Ende des Tages riß das Seil, aber die Rolle war unversehrt
                              									geblieben.
                           Bei einem weiteren Versuch kam eine Scheibe von 11 Centimeter Durchmesser zur
                              									Untersuchung, welche zur Führung eines 16 Millimeter starken Taues bestimmt war. Ein
                              									aus 23 zwei Millimeter starken Drähten gedrehtes Drahtseil wurde um die Scheibe
                              									gelegt und mit Hülfe eines Schraubenapparates ein kräftiger Zug ausgeübt, dessen
                              									Betrag gering mit  3000
                              									Kilogrm. geschätzt wurde, da eine directe Messung nicht möglich war. Hierbei
                              									entsprach der Zug einer directen Belastung von 22 Kilogrm. pro Quadratzoll des Taues, für welches diese Scheibe eigentlich bestimmt
                              									war, also dem Siebenfachen dessen, was als Normale für die Anspruchnahme der
                              									Pockholzscheiben auf der Kriegsmarine in Anschlag gebracht wird.
                           Der Preis der Nick'schen Rollen stellt sich bis jetzt
                              									gleich dem üblichen für Rollen aus Pockholz, wird jedoch bei einem Massenabsatz eine
                              									bedeutende Reduction erfahren.
                           
                              J. Z.