| Titel: | Ueber die bisherigen Berechnungen der Wasserlaufsgeschwindigkeit in den Saugdrains. | 
| Autor: | F. v. Schmeling | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. CIV., S. 380 | 
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                        CIV.
                        Ueber die bisherigen Berechnungen der
                           								Wasserlaufsgeschwindigkeit in den Saugdrains.
                        v. Schmeling, über Berechnung der Wasserlaufsgeschwindigkeit in den
                           								Saugdrains.
                        
                     
                        
                           Den Berechnungen der Wasserlaufsgeschwindigkeit in den Drains ist bisher die Formel
                              									von Cytelwein
                              									Textabbildung Bd. 192, S. 380 mit der Modification nach v. Möllendorff, Waege und E. John (man s.
                              									polytechn. Journal, 1855, Bd. CXXXVIII S. 257) Textabbildung Bd. 192, S. 380 zu Grunds gelegt worden, wie Es z. B. in den Instructionen der kgl.
                              									General-Commission für Schlesien ausdrücklich gesagt ist.
                           Die Formel gilt für volllaufende Röhren, welche durch ihr oberes Ende gespeist
                              									werden, so daß das Wasserquantum, welches durch den unteren Theil der Röhre
                              									austritt, die ganze Höhe der Röhre durchfallen hat.
                           In die Saugdrains tritt das Wasser weder durch das obere Ende, noch durcheilt das
                              									ganze Wasserquantum die ganze Röhre, vielmehr tritt das Wasser in die Saugdrains
                              									(woher dieselben ihren Namen haben) auf ihrer ganzen Tour von Fuß zu Fuß ein, ohne
                              									dabei eine bemerkenswerthe oder in die Waagschale fallende Eintrittsgeschwindigkeit
                              									zu haben.
                           Der Wasserlaufsgeschwindigkeit zum Grunde liegt das allgemeine Fallgefetz Textabbildung Bd. 192, S. 380
                           Der Verf. dieses hat nun mit Rücksicht auf den speciellen Fall der Drainage die eben
                              									genannte Formel des Fallgesetzes weiter entwickelt und gefunden, daß wenn eine Masse
                              										Q = n q eine Höhe H = n
                                 										h derart durchfällt, daß zu der ersten Masse q
                              									nachdem sie den Raum h durchfallen hat, sich eine zweite
                              									Wasse q gesellt und mit ihr vereint den zweiten Raum h durchfällt und so fortschreitend nach jedem Fallraum
                              										h sich eine neue Quantität q zu den vorhergehenden geselle, die Entgeschwindigkeit der Masse Q sey:
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 380
                              
                           Die Entwickelung dieser Formel hat der Verfasser der (bei B. G. Teubner verlegten) „Zeitschrift für Mathematik“ zur
                              									Veröffentlichung vor Kurzem eingesandt.
                           
                           Setzt man in die Formel für n einen größeren Werth oder
                              									richtiger n = ∞ so ergibt sich: Textabbildung Bd. 192, S. 381 worin H wie oben bemerkt gleich n h die ganze durchfallene Höhe bedeutet.
                           Es ergibt sich daraus, daß die Wasserlaufsgeschwindigkeit in einem Saugdrain sich zu
                              									derjenigen in einer von oben ab volllaufenden Röhre annähernd verhalten muß wie
                              										Textabbildung Bd. 192, S. 381: 1, natürlich unter sonst gleichen Bedingungen des Gefälles und der Glätte
                              									der Röhrenwände wie ihrer Weite. Einen Unterschied bedingt der Umstand, daß der
                              									Natur der Sache nach der Saugdrain nicht voll laufen kann, sondern namentlich auf
                              									seiner ersten größeren Tour nur als Rinnsal dient, mithin der Reibungscoefficient
                              									ein anderer ist.
                           Es ist somit auch ersichtlich, daß bei der früheren Anwendung der im Eingang
                              									genannten Formel von Cytelwein die bisherigen als Norm
                              									angegebenen Maaße der Drains etwa um die Hälfte zu hoch gegriffen sind. Ebenso ist
                              									nach dieser Berechnung ersichtlich, daß die Drainage bei uns noch sehr im Argen und
                              									Dunkeln liegt.
                           Der Verfasser dieses hat nun unter Benutzung der von ihm entwickelten Formel die
                              									Fähigkeiten der Saugdrains von Neuem berechnet und wird die Resultate wahrscheinlich
                              									auch in Bälde veröffentlichen; er erlaubt sich aber, auch an dieser Stelle darauf
                              									aufmerksam zu machen, wie unendlich nothwendig für eine billige und den Erfolg
                              									sichernde Herstellung der Drainagen Es ist, die Durchlässigkeit der verschiedenen
                              									Bodenmischungen und Schichtungen genau in Zahlen ausdrücken zu können und ist
                              									überzeugt, daß Es keine große Schwierigkeiten machen kann, auf Grund von Versuchen
                              									an alten und neuen Drains bestimmte Zahlenausdrücke für die Durchlässigkeit
                              									festzustellen.
                           Ein Beweis dafür, wie sehr weit man noch von einer richtigen Schätzung der
                              									Durchlässigkeit der verschiedenen Bodenmischungen entfernt gewesen ist, wird dadurch
                              									geliefert, daß trotz der falschen Schätzung der Wasserlaufsgeschwindigkeit in den
                              									Saugdrains immer noch ruhig in dem alten Schlendrian und in der alten Weise fort
                              									drainirt wird.
                           Königsberg i. Pr., 24. April 1869.
                           F. v.
                                 										Schmeling,
                           Draintechniker.