| Titel: | Ueber Oudemans' Verfahren der directen Titrirung des Eisens mit unterschwefligsaurem Natron; von Carl Balling. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. CIX., S. 410 | 
| Download: | XML | 
                     
                        
                        CIX.
                        Ueber Oudemans'
                           								Verfahren der directen Titrirung des Eisens mit unterschwefligsaurem Natron; von
                           									Carl
                              								Balling.
                        Aus der österreichischen Zeitschrift für Berg- und
                                 										Hüttenwesen, 1869, Nr. 19.
                        Balling, über Oudemans' Titrirmethode des Eisens.
                        
                     
                        
                           Die Zeitschrift für analytische Chemie von Fresenius,
                              									Jahrgang 1867, enthält S. 129 – 136 ein von Oudemans
                              									jun. in Delft angegebenes verbessertes Verfahren der
                              									directen Titrirung des Eisens in Form von Oxyd mittelst unterschwefligsauren
                              									Natrons; die Verbesserung dieser TitrirmethodeMitgetheilt im polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S. 400. besteht in der Anwendung eines Kupferoxydsalzes, welches, der
                              									Eisenoxydlösung zugesetzt, die Reduction des Eisenoxydes vermittelt und selbst nicht
                              									früher zersetzt wird, bevor nicht alles Eisenoxyd zu Oxydul reducirt worden ist. Die
                              									in der citirten Arbeit angeführten Belege für die Genauigkeit dieser Titriranalyse
                              									sind so übereinstimmend, daß sich diese Probe sowohl wegen der Einfachheit des
                              									Verfahrens selbst, als auch wegen der Kürze der Zeit, die sie zu ihrer Ausführung
                              									bedarf, der Anwendung in der Praxis empfiehlt.
                           Ich habe aus diesem Grunde vielfache Versuche angestellt und kann die von Oudemans gemachten Angaben bestätigen; die Probe ist
                              									richtig und genau, wenn nicht zu viel des Kupferfalzes hinzugesetzt wird; weder
                              									freie Säure noch Verdünnung wirken nachtheilig, wenn nicht zu viel von ersterer
                              									vorhanden ist, und die Gegenwart der Salze der Magnesiaund Eisengruppe sind, wenn
                              									von den gefärbten Salzen (Ni, Co) nicht viel in der
                              									Lösung enthalten ist, ebenfalls ohne Einfluß auf die Probenresultate.
                           Ich fand bei den von mir angestellten Versuchen die einzelnen Ablesungen von
                              									0,1–0,3 im Mittel 0,2 K. C. differirend; da 1 K. C. einer
                              									Zehntel-Normallösung des unterschwefligsauren Natrons (Na O, S2 O2
                                 										+ H O -124) 0,0056 Gramm Eisen entspricht, so macht diese mittlere
                              									Differenz bei den einzelnen Bestimmungen nur 0,0011 Gramm Eisen, bei einer Probe,
                              									die von 2 Grm. der zu untersuchenden Probesubstanz herrührt, nur 0,055 Procent, und
                              									in jener Art ausgeführt, wie sie am Schlüsse angegeben werden wird, erst 0,275
                              									Procent aus.Weil sich der ursprünglich gemachte Fehler bei der Berechnung
                                    											multiplicirt. Hinsichtlich der Genauigkeit für praktische Zwecke läßt diese Probe also
                              									nichts zu wünschen übrig.
                           
                           Auch die Menge der zuzusetzenden Kupfersalzlösung ist eine bestimmte; dieselbe darf nämlich nur sehr gering seyn und ich habe zu
                              									diesem Behufe eine Kupfervitriollösung von etwa 5 Grm. des Salzes in beiläufig
                              									¼ Liter Wasser am besten gefunden. Von dieser Kupfersalzlösung werden 2,
                              									höchstens 3 Tropfen zugesetzt; hat man mehr davon genommen, so wird die zu
                              									titrirende Eisenlösung sehr bald trübe, der Verbrauch an Natronsalzlösung wird zu
                              									hoch und die Schlußreaction undeutlich. Ein kleiner Uebelstand erwächst aber der
                              									Probe dadurch, daß die anfangs von dem zugesetzten Rhodankalium dunkelroth gefärbte
                              									Probeflüssigkeit bei Zusatz der Natronlösung in Folge der fortschreitenden Reduction
                              									eine rothgelbe Farbe annimmt, daß die rothgelb gewordene Flüssigkeit bei weiterem
                              									Zusatz des Reagens sehr rasch entfärbt wird, und daß in
                              									Folge dessen die endliche Entfärbung, das ist der Eintritt der völligen Reduction,
                              										sehr leicht überschritten werden kann. Man muß
                              									demnach bei Eintritt der rothgelben Farbe der Probelösung sehr behutsam von dem
                              									unterschwefligsauren Natron zusetzen; mäßiges Schwenken
                              									des Kolbens, in welchem man titrirt, befördert die Reduction.
                           In dieser Hinsicht steht die Probe der Margueritte'schen
                              									nach, weil Es hier eines Zuwartens nicht bedarf, sondern der Schluß der beendeten
                              									Oxydation bei derselben augenblicklich angezeigt wird.
                           Zur Vermeidung dieses Uebelstandes ist Es gut, entweder eine schwächere
                              									Natronsalzlösung, als ein Zehntel normal, anzuwenden, indem man die erste Probe nach
                              									völliger Entfärbung als „überschritten“ ansieht, eine zweite
                              									Probe in einem anderen Gefäße vornimmt und vorsichtiger titrirt; die zuerst
                              									angestellte Probe wird fast immer einen zu reichlichen Verbrauch an
                              									unterschwefligsaurem Natron ausweisen. Selbst dann, wenn man bereits einige Uebung
                              									in Beurtheilung der Probe erlangt hat, wird ein wenigstens einmaliges Wiederholen
                              									der Probe immer sehr von Nutzen seyn.
                           Da Es bei Bestimmung des Eisens in salzsaurer Lösung nach Margueritte ebenfalls eines mehrmaligen Titrirens bedarf, so stehen sich
                              									beide Proben hinsichtlich der Schnelligkeit ihrer Ausführung gleich.
                           Ich habe allerdings in den seltensten Fällen bei 2– 3 aufeinander folgenden
                              									Titrirungen mit gleichen Mengen Probelösung auch allemal genau gleiche
                              									Verbrauchsmengen an Natronsalzlösung ablesen können, und dieser Fehler wird für die
                              									Probe selbst, wie ich Eingangs nachgewiesen habe, sehr unbedeutend; für die
                              									Bestimmung des Titers des Natronsalzes ist dieser Umstand dafür um so wichtiger. Es
                              									ist nun am allerbesten, den Titer des unterschwefligsauren Natrons mit Jodlösung
                              									(ein Zehntel normal) richtig zu stellen (F. Mohr,
                              									Lehrbuch der chemischanalytischen  Titrir-Methode, 1862, S. 232); kann Es in dieser
                              									Art nicht geschehen, so muß der Titer mit Beobachtung aller Vorsichten auf eine
                              									Eisenoxydlösung von bekanntem Gehalt an Eisen bestimmt und Es darf nicht vergessen
                              									werden, daß dieser Titer veränderlich ist und zeitweilig von Neuem festgestellt
                              									werden muß.
                           Die Probe selbst ist für die Praxis zu empfehlen. Bei Vornahme derselben zur
                              									Untersuchung der Eisenerze wägt man 2 Gramme des Erzes ab, schließt mit starker
                              									Salzsäure möglichst vollständig auf, oxydirt mit chlorsaurem Kali und kocht bis
                              									alles freie Chlor entwichen ist; sodann filtrirt man die Lösung, wenn nöthig,
                              									verdünnt auf ½ Liter und pipetirt davon 100 K. C. in einen geräumigen Kolben.
                              									Zu der Probelösung wird nun so viel Rhodankaliumlösung zugesetzt, bis die
                              									Flüssigkeit dunkelroth gefärbt erscheint, und hierauf 2–3 Tropfen der
                              									Kupfervitriollösung zugegeben, gut umgeschwenkt und verdünnt; man läßt nun unter
                              									zeitweiligem Umschwenken des Kolbens das unterschwefligsaure Natron anfangs rascher
                              									zufließen, sobald jedoch die rothgelbe Farbe der Probeflüssigkeit eintritt, setzt
                              									man nur sehr vorsichtig zu, schwenkt um und wartet einige Secunden. Schließlich
                              									beläßt man der Probe einen schwach rothgelben Stich, welcher nach kurzer Zeit auch
                              									verschwindet; die Flüssigkeit bleibt lange ganz klar und wasserhell. Man wiederhole
                              									die Probe ein-, oder wenn sich größere Differenzen zeigen sollten,
                              									mehrmal.
                           Mittelst dieser Probe kann ebenfalls der Gehalt des Erzes an Eisenoxyd neben
                              									Eisenoxydul bestimmt werden, indem man zwei Proben anstellt, und in der einen in der
                              									angegebenen Art den gesammten Eisengehalt bestimmt, die andere aber bei Ausschluß
                              									der atmosphärischen Luft zur Lösung bringt und darin blos jenen Eisengehalt
                              									ermittelt, der als Eisenoxyd in dem Erze enthalten war.
                           Pribram, im April 1869.