| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 256 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Dampfheizungseinrichtungen für Personenwagen.
                           Größere Versuche mit Dampfheizung haben angestellt: die braunschweigische Staatsbahn,
                              									die preußische Ostbahn, die hannoversche Staatsbahn und die
                              									Niederschlesisch-Märtische Eisenbahn.
                           Bei den Versuchen auf der braunschweigischen Bahn wurde der Dampf mittelst eines
                              									kleinen 3,2 Centimeter weiten Hahnes direct dem Locomotivkessel entnommen und durch
                              									zwei der Längenrichtung der Wagen nach in die Fußböden gelegte, 76 Centimeter weite
                              									kupferne Röhren geführt. Die Verbindung der Röhren zwischen den Wagen erfolgt durch
                              									Schläuche. Zwischen den Sitzplätzen waren die Röhren mit einem Gitter überdeckt,
                              									unter den Sitzplätzen dagegen frei gelassen und mit einem nach vorn offenen
                              									Blechkasten umgeben, damit die Wärme sich nicht den Sitzen mittheilen und besser in
                              									den Coupéraum strömen kann. Bei den Versuchen mit dieser Heizvorrichtung wurde eine
                              									Temperatur-Differenz von 12 bis 15° erzielt, so daß das Resultat als
                              									ein sehr günstiges zu betrachten ist.
                           Auf der preußischen Ostbahn werden seit Januar 1865 die Personenwagen und der
                              									Gepäckwagen eines Courierzuges mit Dampf geheizt. Zur Dampferzeugung dienein kleiner
                              									stehender Röhrenkessel, welcher in einer Abtheilung des Gepäckwagens aufgestellt
                              									ist. Der Dampf, welcher im Maximum 2 Atmosphären Spannung hat, wird durch ein Rohr
                              									von 1¼ Zoll Weite unterhalb der Wagen durchgeführt. Die Verbindung der Rohre
                              									von einem Wagen zum anderen erfolgt durch Gummischläuche, welche mittelst
                              									gewöhnlicher Bajonnetverschlüsse mit den Röhren verbunden werden In den
                              									Verbindungsröhren zwischen dem Zuleitungsrohre und den Wärmcylindern sind Hähne oder
                              									Schieber angebracht, durch welche die Dampfströmung regulirt werden kann. Diese
                              									Regulirung von den Coupé's aus durch die Passagiere selbst bewirken zu lassen, hat
                              									sich nicht als praktisch erwiesen. Die Anfangs hier angebrachten Stellvorrichtungen
                              									mußten deßhalb aus den Coupé's entfernt und nur dem Zugpersonal zugänglich,
                              									außerhalb der Langträger gelegt werden. Es kann ohne Schwierigkeit eine
                              									Temperaturdifferenz von 20 bis 25° R. erzielt werden; auch ist daraus, daß
                              									aus eine Länge von drei Wagen (15 Coupé's) die Dampfspannung und somit die
                              									Wärmeabgabe  fast eine
                              									gleichmäßige, mit Sicherheit zu schließen, daß die Heizung ohne Anstand auf eine
                              									größere Anzahl Wagen ausgedehnt werden kann. Wesentliche Uebelstände haben sich bis
                              									jetzt auch auf langen Strecken von mehr als 100 Meilen nicht herausgestellt, auch
                              									sind die Kosten für Heizmaterial (durchschnittlich 6 bis 7 Pfd. Kohlen pro Meile) nicht erheblich.
                           Die hannoversche Staatsbahn hat für die Strecke Cöln-Berlin zwei Courierzüge
                              									mit Dampfheizung eingerichtet. Zur Dampferzeugung ist ebenfalls ein kleiner
                              									Röhrenkessel in einer Abtheilung des Packwagens aufgestellt. Die Heizrohre liegen,
                              									wie bei den in Braunschweig gemachten Versuchen, in der Längenrichtung der Wagen
                              									etwas im Fußboden eingelassen. Die Wagen des einen Zuges enthalten vier durchgehende
                              									schmiedeeiserne Rohre von 75 Millimet. Durchmesser, die des zweiten Zuges nur zwei
                              									durchgehende Rohre aus Eisenblech, ebenfalls von 75 Millimet. Durchmesser. Zwischen
                              									den Sitzplätzen sind die Rohre bis auf 30 Millimet. zusammengedrückt und dem
                              									Fußboden entsprechend erhöht, so daß die schwache Blechüberdeckung der Rohre mit
                              									demselben in einer Ebene liegt. Die Wärmeausströmung erfolgt durch die unterhalb der
                              									Sitze frei liegenden Rohre und zur Regulirung der Temperatur sind Blechklappen
                              									angebracht, durch welche die Rohre bedeckt und das Ausstrahlen der Wärme ermäßigt
                              									werden kann. Diese Klappen können sowohl von außen durch das Zugpersonal, als von
                              									innen durch die Passagiere gestellt werden. Bei den ersten Versuchsfahrten wurde bei
                              									50 Lufttemperatur leicht eine Temperaturdifferenz von 12 bis 17° erzielt. Der
                              									Kohlenverbrauch stellte sich für 10° Temperaturdifferenz pro Stunde auf 25 Pfd., der Wasserverbrauch auf 175,5
                              									Pfd. Die Gesammteinrichtung hat sich im Allgemeinen bewährt, weitere Erfahrungen
                              									sind jedoch bei strengerer Kälte abzuwarten.
                           Die Dampfheizung, welche gegenwärtig auf der Niederschlesisch-Märlischen Bahn
                              									eingerichtet wird, ist im Princip der auf der hannoverschen Bahn gleich. Nähere
                              									Details sind nicht bekannt. (Zeitung des Vereines deutscher Eisenbahnverwaltungen,
                              									1869, Nr. 7.)
                           
                        
                           Die neue Telegraphenlinie von Europa nach Indien.
                           In der Sitzung des Vereines für Eisenbahnkunde zu Berlin vom 13. April 1869 machte
                              									Hr. Siemens Mittheilungen über den von seiner Firma (Siemens und Halske in Berlin)
                              									übernommenen Bau einer neuen Telegraphenlinie von Europa nach Indien, welche auf
                              									Kosten einer englisch-deutschen Gesellschaft hergestellt und bald fertig seyn
                              									wird. Die bestehenden zwei Linien sind so wenig dauerhaft gebaut, daß die
                              									Nothwendigkeit der Schaffung einer neuen möglichst solid gebauten Linie sich
                              									herausstellte. Die Landleitungen werden in den außereuropäischen Ländern aus 6
                              									Millimeter starkem Eisendraht auf eisernen Pfosten hergestellt, welche in 3 Fuß
                              									Tiefe auf einer eisernen Buckelplatte befestigt sind. In Rußland werden starke
                              									Eichenholzpfähle von 7 Zoll Durchmesser am Zopfende verwandt. Die Linie läuft von
                              									Thorn über die preußische Grenze nach Shitomir-Balta Odessa-Nicolajew,
                              									durch die Krim nach Taman, dann durch den Kaukasus über Iekaterinodar nach Dschuba
                              									am Schwarzen Meere, nach dessen Durchkreuzung auf 170 Werst Länge sie bei Cap Adler
                              									landend über Tiflis und Erivan nach Teheran sich fortsetzt. Man vermied die lange
                              									Durchschreitung der Meere, weil nach angestellten Untersuchungen sowohl im Schwarzen
                              									als im Caspi chen Meere gegenüber den hohen Gebirgen der Meeresgrund steil abfällt.
                              									Daneben ists die Vohrschnecke ein arger Feind der Kabel, weil sie sich zwischen den
                              									umhüllenden Eisendrähten in's Innere bohrt, hier wächst und alle Stoffe pflanzlichen
                              									Ursprunges, sogar die Gutta-percha verzehrt. Für die möglichst kurzen
                              									Kabelstrecken ist daher Kupferumhüllung, welche neben ihrer Dauerhaftigkeit den
                              									Thieren giftig ist, gewählt. Die neue Linie schließt sich in Teheran an die
                              									bestehende Linie nach Indien an und wird noch in diesem Jahre fertig werden.
                              									(Deutsche Bauzeitung, 1869, Nr. 17.)
                           
                        
                           Die Siemens'sche
                              									dynamo-elektrische Maschine.
                           In der Sitzung des Vereines für Eisenbahnkunde zu Berlin vom 13. April d. I. gab Hr.
                              										Siemens einige Notizen über eine von ihm erfundene
                              									dynamo-elektrische  Maschine, bei welcher die abschwächende Wirkung der entgegengesetzt gerichteten
                              									Inductionsströme beseitigt ist. Hat man früher mit galvanischen Batterien durch
                              									Kohlenspitzen eine Lichtstärke von 500—600 Kerzen mittelst des elektrischen
                              									Stromes erzeugt, so liefert die dynamo-elektrische Maschine, deren Motor eine
                              									8 Pferdekräfte starke Dampfmaschine ist, einen Strom, der durch Kohlenspitzen ein
                              									Licht von 2395 Kerzen erzeugt.
                           
                        
                           Eine starke Inductionsbatterie.
                           Das Mining Journal vom 27. März d. I. bringt eine Notiz
                              									über die Prüfung einer Monstrebatterie von Alfred Apps,
                              									Instrumenten-Fabrikant, West Strand, London. Ein zahlreiches Publicum, unter
                              									dem Sir Charles Wheatstone und die Prof. Morris und Miller, folgte dem
                              									erklärenden Vortrag des Prof. Pepper über diesen Apparat
                              									mit dem größten Interesse.
                           Der Apparat ist 5′ lang und 2′ im Durchmesser groß, die Kerndrähte
                              									wiegen 125 Pfd. und sind mit einer primären Windung von 2¼ englische Meilen
                              									langem mit Baumwolle übersponnenem Draht umwickelt — darauf befindet sich die
                              									secundäre Windung von 150 Meilen Draht mit Seide besponnen. Die Kraft des Apparates
                              									ist auf 33,560 Einheiten nach der Annahme der British
                                 										Association bestimmt worden. Der Condensor ist in 6 Theile getheilt und man
                              									hat bei demselben die Zinnfolie dem Glas substituirt, wodurch, mit Platten von 125
                              									Quadratfuß, eine Ladungsfläche von 1500 Quadratfuß erhalten wurde. Hr. Apps verbrauchte bei der Construction des Apparates 477
                              									Pfd. Vulcanit und ließ zwischen der secundären Windung und dem äußeren Isolator noch
                              									eine Luftschicht von 1 ½ Zoll Weite, die der Wirkung des ganzen Instrumentes
                              									noch ersprießlicher gewesen ist.
                           Der Apparat ist so zusammengesetzt, daß er sich rasch und leicht auseinander nehmen
                              									und wieder montiren läßt; ein Schaden an der inneren primären Windung Wurde in 48
                              									Stunden vollständig beseitigt. Anfänglich war die Funkengröße 24 ½ Zoll bei
                              									der Anwendung von 48 Bunsen'schen Paaren von je 1 Pint
                              									(=nahe½ Quart preuß.) Salpetersäurefüllung; doch hat Hr. Apps später bessere Resultate erhalten.
                           Mit 5 Zellen oder Paaren beginnend, zeigte sich der Funke 10 Zoll lang. Sodann
                              									mit
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 257
                              
                           50 Paare ergaben schließlich Funken von 28 bis 29 Zoll Länge. Zusammenhängend mit dem
                              									Apparate hatte Hr. Apps einen aus amalgamirten Platten
                              									construirten Contactbrecher geliefert, der hauptsächlich deßhalb besser war, als
                              									dergleichen Apparate sonst sind, weil das Gefäß zur Aufnahme des Alkohols tief genug
                              									war, um dessen Herausschleudern beim Polwechsel zu verhindern. Eine Batterie von 12
                              									Leydner Flaschen war mittelst drei Funken augenblicklich geladen. (Berggeist, 1869,
                              									Nr. 32.)
                           
                        
                           Der Boden des atlantischen Oceans.
                           Seit einiger Zeit wird in den gelehrten Gesellschaften Englands eine gallertartige
                              									Substanz besprochen, die sich auf dem Grunde des atlantischen Oceans gebildet hat
                              									und von welcher durch Lothungen mittelst des Senkbleies mehrfach Proben zu Tage
                              									gebracht wurden. Professor Huxley hat dieser Substanz den
                              									Namen Bathybius (in der Tiefe lebend) gegeben. Andere
                              									Forscher betrachten sie als ein riesiges Protozoon, welches sich über eine Fläche
                              									von vielen Kilometern verbreitet und auf derselben eine lebende Masse bildet; Es
                              									wäre dieses eine Zusammenhäufung von mikroskopischen Thierchen. welche
                              									wahrscheinlich gleich den Pflanzen die Fähigkeit besitzen, sich auf Kosten der
                              									unorganischen Welt zu ernähren, (Annales du Génie civil,
                              									Februar 1869, S. 144.)
                           
                        
                           Ueber weiße und blaue Glimmerschutzbrillen für
                              									Feuerarbeiter.
                           Durch Untersuchung der Augen von 1283 Breslauer Metallarbeitern wies Dr. Hermann Cohn in Breslau
                              									im vorigen Jahre (man s. polytechn. Journal Bd. 
                              									CLXXXVIII S. 71) die enorme Häufigkeit von
                              									Augenverletzungen nach, und empfahl zur Abhülfe eine von ihm erfundene Schutzbrille
                              									aus Glimmer. Um diese Brillen möglichst billig liefern zu können, ließ er die
                              									Brillen ohne Scharnier herstellen; dieß hatte natürlich die Unzuträglichkeit, daß
                              									man die Brille nicht gut bei sich tragen und zulegen konnte. Er suchte daher
                              									neuerdings ein sehr primitives Scharnier dadurch zu erreichen, daß er einen Draht
                              									umbiegen und durch die Messingfassung des Glimmerglases durchziehen ließ; später
                              									ließ er noch einfacher statt jenes messingenen Gestelles bloß ein Band zur
                              									Verbindung nehmen, wie man Es früher stets bei den Schutzbrillen aus Drahtgitter für
                              									die Steinklopfer anwendete; ein einfach wollenes oder seidenes Band eignet sich
                              									hierzu besser als ein Gummiband, weil letzteres zu sehr drückt. Diese
                              										„Glimmerbrillen mit Band“ können sehr bequem in der
                              									Westentasche getragen werden. Um die vordere Augenhöhlenwand vor dem Zutritte von
                              									Gasen etc. ganz vollständig zu schützen, ließ Dr. Cohn auch Brillen anfertigen, die vorn eine plane
                              									Glimmerplatte und hinten einen nußschalartig gebogenen Messingkasten hatten,
                              										„Nußschalbrillen aus Glimmer,“ und haben sich dieselben bei
                              									Feuersdrünsten in Oberschlesien für die Feuerwehr gut bewährt, ebenso auch in einer
                              									Düngerfabrik in Magdeburg, in der Es sich darum handelte, das Auge vor der
                              									Einwirkung nachtheiliger Dämpfe zu bewahren. Es ist darauf zu achten, daß die
                              									Messingwandungen der Nußschalenform hoch genug sind, damit nicht die Augenwimpern
                              									die Glimmerplatte berühren, auch müssen in dem oberen und unteren Theile der
                              									messingenen Nußschale einige Luftlöcher angebracht werden, damit die Verdunstung der
                              									Feuchtigkeit des Auges nicht vollständig verhindert wird. Diese Form der Brillen ist
                              									auch von einigen Fabriken für ihre Metallarbeiter ausdrücklich gewünscht worden,
                              									weil sie die Seitentheile des Auges ebenfalls völlig vor dem Anprall von Splittern
                              									etc. schützt. Nach Erfahrungen in Verescö in Ober-Ungarn kann die
                              									Glimmerbrille selbst bei der starken Einwirkung des Frischfeuers als Schutzbrille
                              									gebraucht werden, wenn sie während der Arbeit öfters gewechselt wird, da, wenn
                              									fortwährend eine und dieselbe Brille der Einwirkung der Hitze ausgesetzt wird, der
                              									Glimmer trotz seiner Eigenschaft als schlechter Wärmeleiter sich blättert und
                              									dadurch in kurzer Zeit undurchsichtig wird. In Verescö bekommt daher jeder Arbeiter
                              									zwei Stück Brillen, welche er während seiner 3–5 stündigen Arbeit 3–5
                              									Mal wechseln muß; die Hauptsache ist also, die Leute an dieses Wechseln zu
                              									gewöhnen.
                           Cohn hielt Es im Anfang für einen besonderen Vortheil der
                              									Glimmerbrillen, daß sie möglichst leicht seyen. Eine Fabrik in Preußen erklärte aber
                              									ausdrücklich, daß ihre Arbeiter, gewöhnt, mit Centnern umzugehen, sich nicht mit so
                              									leichten Brillen befreunden wollen. Daher werden jetzt auch sehr massive Gestelle
                              									aus einer Metalllegirung mit sehr großen, den ganzen vorderen Augenhöhlenrand
                              									deckenden Glimmergläsern angefertigt und mit einem zweiten, hinter dem Ohr liegenden
                              									Scharnier versehen. Obgleich diese natürlich etwas theurer sind, scheinen sie den
                              									meisten Eingang zu finden.
                           Schwierigkeiten machte die Erledigung eines Wunsches der Verwaltung der königl.
                              									oberschlesischen Eisenbahn, blaue Glimmerbrillen für ihre
                              									Schmiede und Feuerarbeiter zu erhalten. Da der Glimmer sehr glatt ist, so nimmt er
                              									ohne Lack gar keine Farbe an und eine mit Lack aufgetragene Farbe gieng beim
                              									Anhauchen der Brille ab und war ja auch sonst leicht Beschädigungen ausgesetzt;
                              									wurde dagegen eine dicke Gummi- oder Eiweißlösung mit blauer Tinte versetzt,
                              									auf eine Glimmerplatte aufgetragen und auf diese Schicht wieder ein zweites
                              									Glimmerglas gelegt, so daß also die Farbe zwischen den Glimmerscheiben
                              									eingeschlossen wurde, so konnte man die Brille bequem putzen, ohne daß die Farbe
                              									Schaden nahm; Es ließen sich aber die zarten Luftblasen aus der Gummilösung zwischen
                              									den Glimmerplatten nicht ganz entfernen. Hier hat nun Cohn's Brillenfabrikant, Max Raphael,
                              									Bahnhofftraße 10 in Breslau, eine wesentliche Verbesserung gefunden, indem er statt
                              									der Gummilösung die käufliche blaue Gelatine verwendete. Diese wird einfach zwischen
                              									zwei Glimmerplatten eingeschlossen. Die Gelatine schmilzt erst bei 70° R., d.
                              									h. bei einer Temperatur, der das Auge niemals ausgesetzt wird. Bisher konnte nur
                              									eine einzige Nüance der blauen Farbe in der Gelatine in Deutschland erhalten werden;
                              									diese entspricht etwa der Nüance 4 der kobaltblauen Gläser, ist also schon sehr
                              									dunkel; sie ist daher für feinere Arbeiten nicht brauchbar, dagegen für
                              									Feuerarbeiten von weniger delicater Natur recht empfehlenswerth. Hoffentlich wird
                              									auch bald blasser blaue Gelatine in den Handel kommen.
                           Ganz besonders schnell haben die weißen Brillen sich Eingang verschafft bei den  Bergarbeitern und bei
                              									den Steinschlägern, und überhaupt haben die Glimmerbrillen in kurzer Zeit eine weite
                              									Berbreitung in Europa und Amerika gefunden. (Breslauer Gewerbeblatt, März 1869, Nr.
                              									7.)
                           
                        
                           Ueber das zu den optischen Apparaten der Leuchtthürme
                              									verwendete Glas; von David M. Henderson,
                              									Civilingenieur.
                           Das zur Construction der Beleuchtungsapparate für Leuchtthürme benutzte Glas wurde
                              									bisher fast nur in Saint-Gobain oder in Birmingham fabricirt und gehörte zum
                              									Crown- oder Kronglase. Zu seiner Darstellung sind verschiedene Sätze
                              									empfohlen worden; Regnaud, der Director des französischen
                              									Leuchtthurmdienstes, gab kürzlich folgende Zusammensetzung dieses Glases an:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 72,1
                                 
                              
                                 Natron
                                 12,2
                                 
                              
                                 Kalk
                                 15,7
                                 
                              
                                 Thonerde und Eisenoxyd
                                 Spuren
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0.
                                 
                              
                           In Birmingham sind verschiedene Sätze versucht worden; die durchschnittliche
                              									Zusammensetzung derselben ist ungefähr die nachstehende:
                           
                              
                                 französischer Sand
                                 5 Ctr.
                                 —
                                 Qrs.
                                 —
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 kohlensaures Natron
                                 1 Ctr.
                                 3
                                 Qrs.
                                 7
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0 Ctr
                                 2
                                 Qrs.
                                 7
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Natronsalpeter
                                 0 Ctr
                                 1
                                 Qrs.
                                 0
                                 Pfd.
                                 
                              
                                 Arseniksäure
                                 0 Ctr
                                 0
                                 Qrs.
                                 3
                                 Pfd.
                                 
                              
                           Der Brechungsexponent des englischen Glases wird zu 1,51 angegeben; derjenige des zu
                              									Saint-Gobain fabricirten Glases war früher 1,50, ist aber jetzt 1,54 und Es
                              									werden häufig Versuche angestellt, um sich zu überzeugen, daß dieser Normalwerth
                              									derselbe bleibt.
                           Die Schmelzöfen haben gewöhnlich rechteckige Form und werden aus dem besten
                              									feuerfesten Material gebaut; ihre Seitenwände sind so eingerichtet, daß sich die
                              									Gießhäfen oder Wannen leicht herausnehmen lassen. In den Öfen kommen sechs, zuweilen
                              									auch acht Häfen paarweise zu stehen; an jedem Ende des Ofens ist ein Rost
                              									angebracht. Die Flamme füllt den inneren Ofenraum ganz aus, umspült die Gießhäfen,
                              									welche bedeckt sind, damit die Farbe des Glases durch Rauch oder Kohlenstaub nicht
                              									verdorben wird, und entweicht durch die Züge. Bei der Anfertigung der Häfen muß die
                              									größte Sorgfalt beobachtet werden; man nimmt zu denselben etwa die Hälfte an neuem
                              									feuerfesten Thon und die Hälfte an fein gemahlenen Hafenscherben. Die Dauer Häfen
                              									oder Wannen wird bedingt 1) von der bei ihrer Anfertigung angewendeten Sorgfalt; 2)
                              									von dem vorsichtigen, langsamen und ganz vollständigen Trocknen derselben, wozu eine
                              									Zeit von etwa einem halben Jahre erforderlich ist; 3) von ihrer sorgfältigen
                              									Behandlung im Ofen und beim Ausheben zum Gießen. Jede Wanne hält ungefähr zwanzig
                              									Güsse aus; zu jedem Gusse sind etwa drei Minuten erforderlich.
                           In neuester Zeit benutzt man zur Fabrication des für Leuchtthürme bestimmten Glases
                              									mit bestem Erfolge den Siemens'schen Regenerativosen.
                              									Sobald der Satz eingeschmolzen und zum Gusse fertig ist, wird die Wanne
                              									emporgehoben, aus dem Ofen herausgenommen und zu einem Krahne transportirt, dessen
                              									Hebekette am Ende mit einer Vorrichtung versehen ist, welche den Hafen umfaßt. Vor
                              									dem Gusse wird an den Hafen ein schmiedeeisernes Mundstück angesetzt, um das
                              									Ausgießen des flüssigen Glases zu erleichtern und dann kippen die Arbeiter die Wanne
                              									mit Hülfe langer Handhaben um.
                           Der Gießtisch Ist kreisförmig und ruht auf einem Rahmen oder Gerüste so, daß er
                              									horizontal um seine Achse gedreht und daß nach und nach jeder Theil seiner
                              									Peripherie unter den Ausguß gebracht werden kann. Die Formen, in welche das Glas
                              									eingegossen wird, sind an der Peripherie des Gießtisches angebracht und drehen sich
                              									in Folge der Wirkung des ans dem Hafen continuirlich ausfließenden Glasstromes so
                              									daß sich eine Form nach der anderen füllt; die leere Wanne wird sofort in den  Ofen zurückgebracht.
                              									Die Formen bestehen aus Gußeisen, haben eine gleichmäßige Stärke von 5/8 Zoll engl.,
                              									ruhen auf angegossenen Füßen und besitzen solche Dimensionen, daß von dem gegossenen
                              									Glase durch das Schleifen ringsherum ⅛ Zoll weggenommen werden kann. Die
                              									kleineren ringförmigen Linsen und Prismen werden aus einem Stücke, die größeren
                              									hingegen in einzelnen Segmenten gegossen. Die großen Centrallinsen für fixirtes
                              									Licht werden gewöhnlich flach gegossen und dann in einem besonderen Ofen über einen
                              									Sattel zu der erforderlichen Krümmung gebogen. (Vorgetragen in der Institution of Civil Engineers am 17. November 1868. — Aus Engineering, November 1868, S. 485.)
                           
                        
                           Ueber Gewinnung des Zinkes auf nassem Wege.
                           Die bei der gegenwärtigen Methode der Verhüttung und der immer größer werdenden
                              									Armuth der oberschlesischen Zinkerze von Jahr zu Jahr
                              									wachsenden Schwierigkeiten einer vortheilhaften Zugutemachung haben O. Jungkann veranlaßt, Proben mit den Erzen behufs der
                              									Extraction des Zinkes auf nassem Wege zu machen und deren Resultate in der
                              									Zeitschrift für das Berg-, Hütten- und Salinenwesen im preußischen
                              									Staate (Bd. XV S. 4) mitzutheilen.
                           Das Haupterz der oberschlesischen Zinklager ist bekanntlich kohlensaures Zinkoxyd,
                              									welches im Galmei mit Eisenoxyd, Sand und Thon gemischt ist; in den ärmeren Sorten
                              									kommen auch Beimengungen von Kalk und Magnesia bis zu 7 Proc. vor.
                           Die durch die Natur des Erzes bedingte Aufbereitungsweise bringt Es mit sich, daß
                              									eine große Menge desselben in Gestalt eines durch Schlämmen gewonnenen feinen
                              									Schlieches erhalten wird, welcher für die übliche Methode der Verhüttung unbrauchbar
                              									ist, aber gerade für die Extraction auf nassem Wege sich eignen würde.
                           Es lag nun nahe, zu dieser Extraction zunächst das Ammoniak in Anwendung zu bringen.
                              									Indessen lehrten wenige Versuche, daß sich dieses nicht eigne, theils wegen der zu
                              									geringen Löslichkeit des Zinkoxydes in Ammoniak, theils wegen des zu hohen Preises
                              									des letzteren, namentlich wegen des starken Verlustes an wiederzugewinnendem
                              									Ammoniak, welches der Thon unauswaschbar fest hielt, und durch unvermeidliche
                              									Verdunstung verloren gieng.
                           Eine abgeführte Versuchsreihe, welche Aussicht auf praktische Anwendung gewährt, war
                              									die Extraction mit Chlorcalciumlösung. Sie gründet sich
                              									auf die Umsetzunq:
                           ZnO,CO2+CaCl =ZnCl+CaO,CO2 und
                           ZnCl+CaO,HO=ZnO,HO+CaCl.
                           Die Proben, welche der Verf. mit einem Schliech von 4–10 Proc. Zinkgehalt und
                              									mit Stückengalmei von 20 und 27 Proc. anstellte, ergaben das Resultat, daß bei
                              									starker Concentration und starkem Ueberschuß der Chlorcalciumlösung in einer der
                              									Siedhitze nahen Temperatur die Ausziehung der Erze am vortheilhaftesten gelingt.
                           Eine Schwierigkeit und ein Nachtheil liegen in der Unmöglichkeit, die Rückstände
                              									völlig auszuwaschen von der Chlorcalciumlauge. Dieß ist aber eine cura posterior, welche von der Frage nach dem Preis des
                              									Chlorcalciums abhängt. Schon bei der Anwendung des jetzt im Handel beziehbaren
                              									Chlorcalciums ist unter gewissen Voraussetzungen die Extraction vortheilhaft; wenn
                              									man aber annimmt, daß der in so großen Mengen in Staßfurt gewonnene Tachhydrit eben
                              									so gut wie Chlorcalcium wirkt, so steht das Extractionsmaterial billig zur
                              									Verfügung.
                           Der Verf. gibt eine genaue Disposition über eine solche Extractionsanlage und eine
                              									Kostenberechnung, aus welcher hervorgeht, daß die ärmeren Erze bis zu 10 Proc.
                              									Zinkgehalt vortheilhafter durch Extraction und nachmalige Reduction im Ofen zu Gute
                              									zu machen seyen, als durch directe Verhüttung.
                           
                        
                           Ueber Werthbestimmung des Indigo.
                           Der Indigo kommt in sehr verschiedenen Qualitäten im Handel vor bei sehr großen
                              									Preisunterschieden. Sie bloß nach dem äußeren Ansehen zu unterscheiden, verlangt ein
                              									sehr geübtes Auge und kann schwerlich große Sicherheit gewähren. Eine  quantitative Bestimmung des
                              									Gehaltes an reinem Indigo (C16H5NO2) läßt sich dadurch ausführen, daß man ihn durch alkalische
                              									Reductionsmittel (Kalk und Eisenvitriol, oder Traubenzucker und Aetznatron) in das
                              									mit Alkalien lösliche Verbindungen bildende Indigweiß (C16H6NO2) verwandelt. Die fremden Stoffe bleiben
                              									dabei ungelöst. Aus einem abgemessenen Theile der geklärten Lösung fällt man dann
                              									das Indigweiß durch Säuren und läßt Es sich an der Luft wieder oxydiren (C16H6NO2
                                 									+O= C16H5NO2+HO). Diese Methode verlangt aber sehr große Vorsicht und ist
                              									langwierig. Man hat daher vielfach versucht, eine leichtere Probe auf die Zerstörung
                              									des Indigo's durch verschiedene Oxydationsmittel zu gründen (Chlor, chlorsaures
                              									Kali, chromsaures und übermangansaures), wozu man den Indigo entweder als feines
                              									Pulver oder besser in Schwefelsäure gelöst anwandte. Versuche von Erdmann und Frisch (Journal
                              									für praktische Chemie, Bd. XCII S. 485; polytechn.
                              									Journal Bd. CLXXV S.
                                 										300) haben aber dargethan, daß man dadurch viel zu hohe Zahlen erhält, da
                              									außer dem Indigblau auch andere dasselbe begleitende Stoffe oxydirt werden.
                           Ullgren erhielt brauchbare Resultate durch Anwendung eines
                              									alkalischen Oxydationsmittels (polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 457), Kaliumeisencyanid und
                              									kohlensaures Natron. Er muß dazu aber den Indigo in Schwefelsäure lösen, was
                              									schwierig mit Genauigkeit auszuführen ist.
                           Georg Leuchs (Journal für praktische Chemie, Bd. CV S. 2) ist zur Reduction des Indigos mit Kalk und
                              									Eisenvitriol zurückgekehrt. Anstatt aber das Indigweiß durch Säure auszufällen und
                              									zu wägen, setzt er zu der alkalischen Lösung schwefelsaures Eisenoxyd und
                              									Schwefelsäure. Das Indigweiß wird dann durch das Eisenoxyd oxydirt.
                           C16H16NO2
                              										+Fe2O3=2 FeO+ C16H5NO2 +
                              										HO.
                           Man filtrirt das ausgefällte Indigblau ab und bestimmt durch 1/10 Normallösung von
                              									saurem chromsaurem kali (1/30 Atom im Liter), wieviel Eisenoxydul sich gebildet hat.
                              									1 Kubikcentimeter der Lösung entspricht 2/10000 Atom Eisenoxydul oder 1/10000 At.
                              									Indigblau = 0,0131.
                           Man bringt 1,31 Grm. der Indigsorte mit gleich viel Kalk und Eisenvitriol in gut
                              									verschließbare Flaschen, welche 300 K. C. fassen und füllt sie mit Wasser Nach
                              									geschehener Lösung setzt man zu einem abgemessenen Theile derselben eine ebenfalls
                              									gemessene Menge von schwefelsaurem Eisenoxyd, filtrirt das Indigblau ab und bestimmt
                              									das Eisenoxydul in einer bestimmten Menge des Filtrates.
                           Versuche nach dieser Methode zeigten dieselbe Menge Indigblau an, wie Fällung durch
                              									Säure und Wägung, und der ungelöste Indigsatz hielt kein Indigblau zurück. Str
                              									(Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1869 S. 48.
                           
                        
                           Entzündungspunkt der Dämpfe einiger Handelsproducte, nach W.
                              									R. Hutton.
                           Verschiedene im Handel vorkommende Substanzen entwickeln bekanntlich schon bei
                              									gewöhnlicher Temperatur Dämpfe, die mit der Luft explodirbare Gemenge bilden, andere
                              									bei etwas höherer, aber doch immer noch sehr niedriger Temperatur. W. R. Hutton in Glasgow hat nun neuerdings für eine Anzahl von
                              									Stoffen die Temperatur ermittelt, bei welcher ihre Dämpfe durch eine brennende Kerze
                              									entzündet werden, welche der Oberfläche der Flüssigkeit bis auf 1½“
                              									oder bis auf ½“ genähert wird. Die Resultate der Versuche sind in
                              									nachstehender Tabelle zusammengestellt.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 261
                              Entzündungstemperatur; Spec.
                                 										Gewicht; bei 1½″ kerzenabstand.; bei ½″
                                 										kerzenabstand.; Schwefeläther; Schwefelkohlenstoff; Petroleumäther;
                                 										Paraffinöläther; Benzol, 90 Proc;
                              
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 192, S. 262
                              rohes Paraffinöl; rohe Naphta;
                                 										Branntwein; Holznaphta; rohes Paraffinöl; rohe Naphta; holländ. Gin; holzgeist;
                                 										Brennnaphta; Weinsprit; Whisky, 15 Overproof; Whisky, 11 Overproof; Petroleumöl;
                                 										leichtes Theeröl; Harzäther; Terpenthin; Sherrywein; Portwein; raffinirtes
                                 										Paraffinöl; deßgleichen; Fuselöl; Harzöl; schweres Theeröl
                              
                           Das spec. Gewicht ist also nicht durchgängig von Einfluß auf die Temperatur, bei
                              									welcher sich brennbare Dämpfe entwickeln; Es rührt dieß in einigen Fällen daher, daß
                              									die betreffenden Substanzen aus einem Gemisch verschiedener zusammengesetzter Körper
                              									bestehen, von denen der leichtere gewöhnlich, wenn auch nicht immer, zuerst
                              									entweicht. Es tritt dieß z. B deutlich hervor an den
                              									Versuchen mit den zwei Sorten roher Naphta und der einen Sorte Brennnaphta, aus
                              									welcher letzteren das Benzol durch fractionirte Destillation entfernt ist. Die rohe
                              									Naphta enthält stets beträchtliche Mengen theeriger Substanzen und Naphtalin, und
                              									hat ein spec. Gewicht von nahe 0,89; sie entwickelt aber doch leichter Dämpfe als
                              									die von allen Theersubstanzen gereinigte Brennnaphta, deren spec. Gewicht nicht über
                              									0,86 beträgt. Ebenso ist Es mit rohem Päraffinöl im Vergleich mit dem von
                              									Paraffinäther gereinigten raffinirten. Bei Substanzen, in denen ein flüchtiger
                              									Körper mit einem weniger flüchtigen gemengt ist, kann häufig ein sehr kleiner Gehalt
                              									an einem leicht flüchtigen Körper die ganze Masse gefährlich machen. So ist z. B. in
                              									der Tabelle leichtes Theeröl erwähnt, dessen Dämpfe durch eine Kerze in
                              									1½″ Entfernung bei unter 48¼° C. entzündet werden; diese
                              									Temperatur ist im Vergleich mit der Entzündungstemperatur des Schwefelkohlenstoffes
                              									oder Benzols anscheinend nicht als gefährlich anzusehen, sie ist aber ebenso
                              									gefährlich, weil die leichte Entzündbarkeit des Schwefelkohlenstoffes etc. bekannt
                              									ist, das Theeröl aber viel schwerer entzündbar gehalten wird. Im vorliegenden Fall
                              									betrug der flüchtige Antheil, der bei 48° C. entzündliche Dämpfe entwickelte,
                              									nicht über 2 Proc. der ganzen Masse; nach Entfernung desselben wurden erst wieder
                              									bei 48° C. entzündliche Dämpfe abgegeben.
                           Der einfache Apparat, der zur Bestimmung des Entzündungspunktes der Dämpfe diente,
                              									bestand einfach in einem Wasserbade mit einer Schale, einem Thermometer und einer
                              									Spirituslampe. Bei jedem Versuch wurde in das Bad die gleiche Menge kaltes Wasser
                              									gebracht, damit die Erwärmung des Wassers stets in möglichst gleicher Zeit vor sich
                              									gieng. In die kleine Schale wurde stets ein und dasselbe Volumen von der zu
                              									untersuchenden Flüssigkeit gebracht und die Kugel des Thermometers in dieselbe
                              									eingetaucht. Wird dann die Spirituslampe unter dem Wasserbad angezündet, so ist Es
                              									leicht, während die zu untersuchende Flüssigkeit durch das Wasserbad allmählich
                              									erwärmt wird, mittelst einer brennenden Lampe den Beginn der Entwickelung von
                              									brennbaren Dämpfen zu bestimmen. Wie die Tabelle zeigt, ist Es von größter
                              									Wichtigkeit, daß die Kerze von der Oberfläche der Flüssigkeit stets in einer
                              									bestimmten gleichen Entfernung gehalten werde: hat der Dampf z. B. einen Abstand von
                              									1½“ bis zur Kerze zu durchströmen, so mischt er sich mit einer
                              									größeren Menge Luft, als wenn er nur ½“ zu durchströmen hat, Es ist
                              									also eine höhere Temperatur nöthig, um die erforderliche  größere Dampfmenge zu
                              									entwickeln. (Chemical News, Januar 1869, S. 41; deutsche
                              									Industriezeitung, 1869, Nr. 9.)
                           
                        
                           Ueber eine neue Politur-Composition; von C. Puscher.
                           Seit einigen Monaten begegnen wir in den Zeitungen einer Annonce, mit welcher eine
                              									Politur-Composition von Fr. Müller in Wien
                              									empfohlen wird, die die vortreffliche Eigenschaft besitzen soll, in möglichst kurzer
                              									Zeit beim Auspoliren raschen Glanz zu erzeugen, wodurch Spiritus und Zeit erspart
                              									wird. Auch soll dieselbe mit gleichen Vortheilen zum Auspoliren bei alten oder
                              									solchen Möbeln, bei denen das Oel ausgeschwitzt ist, in Verbindung mit Oel verwendet
                              									werden können. Hr. Müller versendet diese Composition nur
                              									bei Bestellung von 2 Gläschen gegen Einsendung eines 1 Thalerscheines. Die
                              									angepriesenen Vortheile derselben, welche so manichfach der Nürnberger Industrie zu
                              									gute kommen würden, veranlaßten den Gewerbeverein, 2 Mustergläschen derselben kommen
                              									zu lassen, welche Hr. Puscher chemisch untersucht hat
                              									und darüber Nachstehendes mittheilt. Die circa 12 Loth
                              									fassenden Gläschen enthalten eine verdünnte Auflösung von eisenhaltiger
                              									schwefelsaurer Thonerde mit circa ⅓ ihres
                              									Volumens feingemahlenem gelben Sand vermischt. Diese Politur-Composition ist
                              									also nichts als ein Schleifmittel, das sich Jedermann mit dem Kostenaufwand eines
                              									Kreuzers leicht und besser als das Wiener Fabricat, welches noch viel groben Sand
                              									enthält, herstellt, wenn er ein Loth Alaun in 6 Loth Wasser auflöst und diesem so
                              									viel feinst geschlämmter Kieselguhr (höchst fein zertheilte natürlich vorkommende
                              									Kieselerde) oder Bimsstein zufügt, daß damit eine beim Schütteln dickliche Milch
                              									entsteht. Nach angestellten Versuchen ist ihre Wirksamkeit jedoch begründet, und
                              									kann daher allen Industriellen empfohlen werden. Anspruch auf Neuigkeit hat jedoch
                              									diese Composition nicht, da Hr. Puscher bemerkt, daß ihm
                              									schon vor 6 Jahren ein ähnliches Schleifmittel, aus verdünnter Schwefelsäure und
                              									Thon bestehend, zu gleichem Zweck zur Prüfung von einem Schreinermeister in Nürnberg
                              									übergeben wurde. Alaun verdient jedoch deßhalb den Vorzug, weil die beim Poliren
                              									verwendbaren Lumpen durch Auswaschen öfters wieder benutzt werden können, was bei
                              									der Verwendung von verdünnter Schwefelsäure, wodurch dieselben baldigst zerstört
                              									werden, nicht so oft der Fall seyn würde.
                           Schließlich bemerkt Hr. Puscher (in dem betreffenden
                              									Vortrage in der 10. Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines), daß man auch beim
                              									Poliren den Spiritus ersparen könnte, wenn man statt der Politur eine filtrirte
                              									Auflösung von Schellack-Ammoniak in Wasser (3 Theile Schellack, 1 Theil
                              									Salmiakgeist, 10—12 Theile Wasser) verwendet und nach mehrmaligem Anstreichen
                              									der Gegenstände mit dieser Lösung, bis Glanz erscheint, mit erwähnter Composition
                              									abschleift. Ein so behandeltes polirtes Musterbretchen bekräftigte diese
                              									Mittheilung.
                           
                        
                           Vorschrift zum Gummiren von Etiquetten.
                           Zu diesem Zweck bewährt sich nach Versuchen von Facilides
                              									folgende Vorschrift als vorzüglich. Guter Cölner Leim, 5 Theile, mit 18 bis 20
                              									Theilen Wasser einen Tag macerirt, aufgekocht und in demselben 9 Theile weißen
                              									Kandis und 3 Theile arabisches Gummi (keinesfalls aber Kirschgummi, noch die im
                              									Handel vorkommenden Surrogate) gelöst, wird lauwarm auf das Papier aufgetragen.
                              									Diese Masse hält sich sehr gut, wird weder brüchig noch runzelig, klebt, wenn die
                              									fertigen Etiquetten auf einander geschichtet sind, nicht zusammen und haftet an den
                              									Gefäßen leicht, sowie mit Dauerhaftigkeit. Zu den Etiquetten für Selters- und
                              									Sodawasserflaschen ist ein Kleister aus Roggenmehl und Leim empfehlenswerth, wobei
                              									aber noch der fertig gekochten Masse auf das Pfund ½ Loth guter Leinölfirniß
                              									und ½ Loth Terpenthin zuzusetzen ist. Auf diese Weise befestigte Schilder
                              									haben den Vortheil, selbst in feuchten Kellern sich nicht loszulösen. Will man zur
                              									Bequemlichkeit diese Papiere vorräthig gummiren, so hat sich als praktisch erprobt,
                              									der Masse, die oben für Arzneiflaschen angegeben auf das Pfund ½ Loth guten
                              									Leinölfirniß und ¼ Loth Magnesia in wenig wasser angerührt zuzusetzen.
                              									(Archiv der Pharmacie, 1868 S. 35.)
                           
                        
                           
                           Kohle aus Meeresalgen.
                           Seit einiger Zeit verwandelt man die Meeresalgen durch Calciniren in eine
                              									vortreffliche Kohle, welche zum Filtriren des Wassers, zum Desinficiren von
                              									verdorbenem Wasser, zum Poliren des weißen Glases, zum Entsäuern und Entfärben des
                              									Weines, sowie zum Fällen und Entfärben der Pflanzenalkaloide der gewöhnlichen
                              									Holzkohle vorzuziehen ist. Früher hatten jene Pflanzen gar keinen oder nur geringen
                              									Werth; jetzt bilden sie aber auf mehreren Inseln einen wichtigen Handelsartikel.
                              										(Annales du Génie civil, Februar 1869, S. 144.)
                           
                        
                           Verfahren zur raschen Beseitigung von Schneemassen; von Treherne.
                           Eine der großen Schwierigkeiten, mit welchen man beim Wegschaffen des Schnee's zu
                              									kämpfen hat, besteht in den Kosten für den Transport desselben, nachdem er zur
                              									Erleichterung der Communication zu Haufen aufgeschaufelt wurde. Ein Ingenieur in
                              									London, Treherne, sucht diese Kosten dadurch bedeutend zu
                              									vermindern, daß er in den aufgehäuften Schnee Wasserdampf einströmen läßt und ihn
                              									auf diese Weise zum Schmelzen bringt; das Schneewasser läuft dann in Abzüchte oder
                              									Gräben ab. Mehrere Versuche dieser Art wurden im Januar 1867 angestellt. In einen
                              									Schneehaufen von ungefähr 46 Kubikmeter Inhalt, welcher in seinem zusammengedrückten
                              									Zustande höchstens den dritten Theil von dem Volum repräsentirte, das der Schnee
                              									beim Fallen gehabt hatte, ließ man den abziehenden Dampf einer 9 pferdekräftigen
                              									Maschine bei einem Druck von nur 1,40 Kilogr. per
                              									Quadratcentimeter einströmen. Der Schnee schmolz sehr rasch und das gebildete Wasser
                              									war nach Verlauf von siebzig Minuten durch die Rinnsteine abgeflossen, was einem
                              									Wegschaffen von vier Fuhren von über 7 Kubikmet. per
                              									Minute entsprach.
                           Durch diesen günstigen Erfolg ermuthigt, gedachten die Verwalter des Kirchspieles St.
                              									Gilles in London, dessen Ingenieur Hr. Treherne ist,
                              									einen Dampfgenerator anzuschaffen; da ihnen aber der Preis zu hoch erschien, so
                              									begnügten sie sich, einen solchen Apparat zu leihen und die HHrn. Merryweather und Söhne machten
                              									ihnen das Anerbieten, eine Maschine zu dem gedachten Zweck für die Summe von 300
                              									Francs zu liefern.
                           Diese Maschine besteht in dem Kessel einer Dampffeuerspritze von 40 nominellen
                              									Pferdekräften, welcher auf zwei hohen Rädern angebracht ist; das eiserne Gestell ist
                              									mit einer Gabeldeichsel versehen, in welche ein Pferd eingespannt werden kann. Das
                              									Totalgewicht der ganzen Maschine beträgt nicht über 1016 Kilogr.
                           Das Verfahren zum Schmelzen des Schnee's ist höchst einfach. Von dem Kessel gehen
                              									mehrere Dampfröhren aus, an deren Enden Brausen, wie an den Gießkannen, angebracht
                              									sind. Diese Brausen werden in die Schneehaufen gesteckt und injiciren in dieselben
                              									Dampf mit einer Kraft von 100 Pferden. Das Schmelzen des Schnee's erfolgt auf diese
                              									Weise sehr rasch, und die englischen Zeitschriften sprechen sich über die mit diesem
                              									Verfahren erhaltenen Resultate sehr befriedigt aus. (Annales
                                 										du Génie civil, Februar 1869, S. 142.)