| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 422 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Selbstschmierende Liderungen.
                           Neuerlich ist in England eine neue Art von Packung eingeführt worden, welche solche
                              									Vortheile darbietet, daß sie sich schnell großen Beifall bei den Besitzern von
                              									Dampfmaschinen im ganzen Königreiche erworben hat. Obwohl daselbst erst kürzlich
                              									eingeführt, ist sie schon fast auf allen Eisenbahnen in Amerika in Gebrauch, und
                              									zugleich bei einer unzähligen Menge von stehenden und Schiffsmaschinen angewendet.
                              									Es gibt zwei Arten dieser Packung; eine für Dampfmaschinen und eine andere für
                              									hydraulische Zwecke. Die erste besteht aus einer Anzahl von Baumwollzöpfen in
                              									Verbindung mit einem weißen Schmierpulver, welches aus drei mineralischen
                              									Bestandtheilen, genau seinem Zwecke entsprechend, zusammengesetzt ist. Dieser innere
                              									Kern ist mit einem Schutzmaterial umhüllt und das Ganze in eine Hülle von
                              									geflochtenem Flachs eingeschlossen. Die Verfertigung dieser Packung wurde bei der
                              										Lubricative Packing-Company No. 5 Hackney-road eingeführt und ihr Erfolg ist der
                              									Art, daß ungeachtet der neuen Einführung die Werke in vollster Arbeit stehen. Da die
                              									Packung selbst schmiert,  erfordert sie weder Oel noch irgend eine Schmiere, wie lange sie auch benutzt
                              									werden mag; sie ist rein, dauerhaft und verkohlt nicht; reducirt die Reibung auf ein
                              									Minimum; hält die Stangen rein und glatt; ist leicht angebracht; schützt vor
                              									Zeitverlust und Verwüstungen von Material — aus diesem Grunde allein bringt
                              									sie ihre Kosten mehrfach wieder ein. Sie wird in verschiedenen Größen hergestellt,
                              									so daß sie in jede Stopfbüchse paßt, von der ¾zölligen Schieberstange bis zur
                              									Dampf- oder Pumpenkolbenstange von 2 Zoll oder mehr Durchmesser. Sie ist
                              									stets zum Gebrauche fertig, da man sie nur in Ringe zu schneiden und um die Stange
                              									wie gewöhnliche Packung zu legen hat; aber sie läßt sich viel leichter einlegen, da
                              									sie verhältnißmäßig wenig Druck nöthig hat. Aus einer großen Anzahl von Zeugnissen
                              									seitens der verschiedensten bedeutenden Firmen, welche alle ihre Zufriedenheit mit
                              									der neuen Packung aussprechen, geht hervor, daß alle, welche damit Versuche gemacht
                              									haben, ihren steten Gebrauch beabsichtigen, weil sich herausgestellt hat, daß sie
                              									jede andere faserige oder gewebte Packung, welche Oel erfordert, mehrfach
                              									überdauert, und nach längerem Gebrauche ebenso leicht aus der Stopfbüchse entfernt,
                              									wie eingebracht werden kann. Außerdem ist sie noch bei einer Anzahl Eisenbahnen zur
                              									vollsten Zufriedenheit eingeführt worden.
                           Die zweite Art der Packung ist für hydraulische Zwecke bestimmt und besteht aus
                              									Baumwollzöpfen, welche mit einer Lösung von harzigen und fetten Bestandtheilen
                              									gesättigt und in eine Bedeckung von geflochtener Baumwolle eingehüllt sind. Diese
                              									Packung verbindet verschiedene Eigenschaften mit der gleichen Leichtigkeit der
                              									Benutzung wie die vorige und leistet für Pumpen aller Arten dasselbe wie die erstere
                              									für Dampfmaschinen. Sie wird von Säuren nicht angegriffen und kann mit oder ohne
                              									Schmiere gebraucht werden. Sie ist im Stande, großer Reibung zu widerstehen, da sie
                              									den nöthigen Grad von Elasticität besitzt, um die Pumpenkolben stets in guter
                              									Verfassung zu erhalten. Von dieser Packung wird ebenso lobend wie von der
                              									Dampfpackung gesprochen, und nach den bisherigen Resultaten ist kein Zweifel, daß
                              									die selbstschmierende Packung überall, wo sie benutzt wird, mit der Zeit den Vorrang
                              									gewinnen wird.
                           Beide Arten von Packung sind Gegenstand von Patenten in England und den meisten
                              									Ländern des Continents; zu haben ist sie allein bei den HHrn. House und Gardener, Nr. 1 und 2, great Winchester street buildings, City of London. (Mechanics' Magazine, December 1868, S. 449;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1869 S. 546.)
                           
                        
                           Ueber den Einfluß des Phosphors auf die Eigenschaften des
                              									Schmiedeeisens und Stahles; von W. M. Williams.
                           Dr. P. H. Paul hat kürzlich
                              									auf Grund von Analysen, welche er ausführte, die Ansicht ausgesprochen, daß ein
                              									geringer Gehalt an Phosphor im Schmiedeeisen und Stahl nicht so nachtheilig sey, als
                              									man bisher angenommen hat, und Dr. Miller hat ihm hierin beigestimmt.Chemical News, vol. XIX p. 58.
                           Williams bemerkt nun, diese Ansicht beruhe auf einem
                              									Trugschluß, da Paul die Qualität des betreffenden Stahles
                              									bloß nach der von Kirkaldy bestimmten Festigkeit
                              									desselben beurtheilt habe. Hätte Paul Proben von
                              									Schmiedeeisen oder kohlenstoffarmem Stahl, welche nur durch ihren Phosphorgehalt von
                              									einander abweichen, auf ihre relative Zähigkeit untersucht, so würde er
                              									wahrscheinlich zu einem anderen Schluß gelangt und die bisherige Ansicht über den
                              									nachtheiligen Einfluß des Phosphors bestätigt gefunden haben. Die Wirkung des
                              									Phosphors auf Schmiedeeisen und Stahl bestehe darin, daß er deren Härte und
                              									Sprödigkeit im kalten Zustande vermehre, und zugleich, innerhalb gewisser Grenzen,
                              									ihre Zähigkeit vergrößere, vorausgesetzt, daß sie nicht schon sehr mit anderen hart
                              									machenden Bestandtheilen beladen seyen. Diese Bemerkung beziehe sich aber nur auf
                              									den Fall, daß die Zähigkeit durch eine allmählich angebrachte, in der Richtung der
                              									Länge der Stäbe wirkende Kraft gemessen werde.
                           Wenn das Schmiedeeisen oder der Stahl in Form von Stäben lediglich einer in der
                              									Richtung der Achse derselben wirkenden Kraft, welche niemals plötzlich wirksam
                              									werden und durchaus nicht von Vibrationen begleitet seyn würde, ausgesetzt werden
                              										 sollte, so würde
                              									die Folgerung Paul's, daß ein Gehalt von 0,24 Proc.
                              									Phosphor ganz unschädlich sey, und Miller's Behauptung,
                              									daß ein Gehalt von 0,298 Proc. Phosphor im Stahleisen die Qualität desselben nicht
                              									beeinträchtige, ganz richtig seyn; denn Stahleisen würde für diesen Zweck durch
                              									einen solchen Phosphorgehalt verbessert werden. Es sey aber offenbar, daß die
                              									erwähnten Bedingungen praktisch nicht realisirt werden können.
                           Wenn man die von der Schneide eines Meißels, eines Beiles, eines Schwertes, eines
                              									Grabstichels oder eines Drehstahles, von den Zähnen einer Feile oder einer Säge zu
                              									verrichtende Arbeit, überhaupt die Leistung, welche man von Schneidwerkzeugen
                              									verlange, in Betracht ziehe, so sey Es einleuchtend, daß das Vermögen, einem
                              									plötzlichen, vibrirenden und transversalen Stoß zu widerstehen, die Eigenschaft sey,
                              									auf welche Es hauptsächlich ankomme. Diese Eigenschaft sey Es aber gerade, welche
                              									der Phosphor zu vernichten strebe. Ein Uebermaaß an gebundenem Kohlenstoff habe eine
                              									ähnliche Wirkung, und Es sey überhaupt unmöglich, Härte ohne ein Opfer an Zähigkeit
                              									zu erlangen; dieses Opfer sey aber weit größer, wenn die Härte durch Phosphor, als
                              									wenn sie in gleichem Grade durch Kohlenstoff hervorgebracht werde.
                           Die von Phosphor herrührende Härte unterscheide sich von der von Kohlenstoff
                              									herrührenden außerdem durch ihre Unveränderlichkeit, d. h. dadurch, daß sie nicht
                              									durch Anlassen verringert werden könne. Wenn man das Eisen oder den Stahl erhitze,
                              									so verschwinde sie; aber beim Abkühlen stelle sie sich ohne merkliche Aenderung
                              									wieder ein.(Chemical News, vol. XIX p. 481; polytechnisches Centralblatt. 1869 S. 550.)
                           
                        
                           Notizen, chemischen und physikalischen Inhaltes; von Prof. Dr. Böttger.
                           
                              1) Ueber Schwarzfärbung der zu Dachbedeckungen dienenden
                                    											Zinkbleche.
                              Um Zinkblechen, welche zur Dachbedeckung verwendet werden sollen, eine dauerhafte, zugleich gegen Oxydation schützende Schieferfarbe zu geben, verfahre man auf folgende
                                 										Weise: Man überschütte in einer Porzellanschale 1 Gewichtstheil sogenannte
                                 										Kupferasche (Kupferglühspan) mit Königswasser (einem aus 3 Theilen gewöhnlicher
                                 										Salzsäure und 1 Theil Salpetersäure bereiteten Säuregemisch), erwärme so lange,
                                 										bis unter Aufbrausen und Entwickelung von salpetrigsauren Dämpfen die Auflösung
                                 										der Kupferasche erfolgt ist, setze hierauf der grünen Kupferchloridlösung 64
                                 										Gewichtstheile Wasser zu und filtrire. In diese Flüssigkeit senke man nun das zu
                                 										färbende gehörig gereinigte Zinkblech auf wenige
                                    											Augenblicke ein, spüle dasselbe hierauf oberflächlich mit Wasser ab,
                                 										lasse Es an der freien Luft abtrocknen und tauche Es dann, gleichfalls nur auf
                                 										wenige Augenblicke, in eine Flüssigkeit, welche man durch Auflösen von 1
                                 										Gewichtstheil schwarzem Pech und 2 Gewichtstheilen natürlichem Asphalt in 12
                                 										Gewichtstheilen Benzol oder leichtem Steinkohlentheeröl erhält. Nach erfolgtem
                                 										Trocknen des Harzüberzuges reibe man das Blech, zur Hervorrufung eines gewissen
                                 										matten Glanzes, mit Baumwolle oder baumwollenem Zeuge.
                              Zu dem hier kurz angedeuteten, in der Praxis bereits bewährten Verfahren der
                                 										Schwarzfärbung von zur Dachbedeckung dienenden Zinkblechen ward ich veranlaßt
                                 										durch die Anfrage eines Industriellen: „wie sich wohl am
                                    											zweckmäßigsten dem so blendenden Lichtreflexe neuer Zinkbedachungen möchte
                                    											vorbeugen lassen?“
                              
                           
                              2) Ueber ein neues, außerordentlich
                                    											empfindliches Reagens auf Alkalien, insbesondere auf Ammoniak.
                              Als ein solches hat sich mir jüngst das sogenannte Alkannin zu erkennen gegeben, und zwar als noch weit wirksamer, wie
                                 										der vor einiger Zeit von mir zu demselben Zwecke empfohlene schwach angesäuerte
                                 										Farbstoff aus den Blättern der Zierpflanze von „Coleus Verschaffelti.“
                                 										Man vergl. die frühere Mittheilung des Verfassers im polytechn. Journal
                                       													Bd. CLXXXV S. 323. Das Alkannin, ein Extract aus der Alkannawurzel, welches gegenwärtig von
                                 											Hirzel in Leipzig fabrikmäßig dargestellt wird,
                                 										löst man zu  dem
                                 										Ende in absolutem Alkohol auf und imprägnirt mit der prachtvoll roth gefärbten
                                 										(nicht allzu concentrirten) Flüssigkeit Streifen von schwedischem Filtrirpapier,
                                 										die man nach erfolgtem Trocknen in wohlverkorkten Gläsern aufzubewahren hat.
                                 										Beim Gebrauche benetzt man einen solchen Papierstreifen allemal zuvor schwach
                                 										mit destillirtem Wasser. Die geringste Spur freien Ammoniaks bläuet den roth gefärbten Papierstreifen. Um z. B.
                                 										Ammoniak im gewöhnlichen Leuchtgase oder im Tabak- oder Cigarrenrauche
                                 										nachzuweisen, bedarf Es der Einwirkung dieser Stoffe auf besagte Papierstreifen
                                 										für nur wenige Augenblicke. Selbstverständlich lassen sich mit dieser
                                 										alkoholischen Alkanninlösung imprägnirte und dann mit einer sehr verdünnten
                                 										Lösung von kohlensaurem Natron behandelte, blau gefärbte Papierstreifen auch zur Nachweisung der
                                 										geringsten Spuren freier Säuren mit Vortheil verwenden.
                              Die mit einer alkoholischen Alkanninlösung imprägnirten Papiere haben vor den mit
                                 										dem schwach angesäuerten Farbstoff der Blatter von Coleus gefärbten Papierstreifen auch das noch voraus, daß sie beim
                                 										Aufbewahren nicht, wie diese, brüchig und mürbe werden, sondern unbegr-enzt
                                 										lange, ohne sich im mindesten zu verändern, aufbewahrt werden können.
                              
                           
                              3) Wirksamstes Amalgam für
                                    											Elektrisirmaschinen.
                              In der Absicht, ein wo möglich noch wirksameres Amalgam, als die bekannte, aus 2
                                 										Theilen Quecksilber, 1 Theil Zinn und 1 Theil Zink bestehende Kienmeyer'sche Legirung, für Reibkissen an
                                 										Elektrisirmaschinen zu erzielen, habe ich seiner Zeit sehr umfangreiche
                                 										Versuche, insbesondere mit Zusätzen stark elektropositiver Metalle zu völlig
                                 										reinem Quecksilber angestellt, unter anderen mit Kalium, Natrium, Cadmium und
                                 										Thallium, aber keine besonders befriedigenden Resultate dadurch erzielt.
                                 										Schließlich erwies sich ein aus 2 Gewichtstheilen chemisch
                                    											reinen Zinks und 1 Gewichtstheile
                                    											Quecksilber bereitetes Amalgam als am wirksamsten, und zwar weit
                                 										wirksamer noch, als das oben erwähnte Kienmeyer'sche
                                 										Amalgam. Zur Bereitung desselben bringt man das abgewogene Quantum Zink in einem
                                 										eisernen Schmelzlöffel in Fluß und setzt dann vorsichtig, unter Umrühren
                                 										mittelst eines irdenen Pfeifenstieles, das Quecksilber hinzu. Man erhält nach
                                 										dem Erkalten eine außerordentlich spröde, leicht zu pulvernde Legirung von
                                 										silberweißer Farbe, die in verschlossenen Gläsern in compactem Zustande
                                 										aufbewahrt, sich unbegrenzt lange wirksam erweist, und von der man dann, je nach
                                 										Bedarf, nur die jedesmal nöthige Menge durch Zerkleinern in einem
                                 										Porzellanmörser und Anreiben mit etwas Talg entnimmt.
                              
                           
                              4) Neue Bereitungsweise reinen
                                    											Sauerstoffgases bei gewöhnlicher mittlerer Temperatur.
                              Läßt man, meinen Beobachtungen zufolge, ein sogenanntes Ozonid mit einem
                                 										Antozonid unter gleichzeitiger Mitwirkung einer ganz
                                    											schwachen Säure zusammentreten, so entwickelt sich reinstes
                                 										Sauerstoffgas. Am zweckmäßigsten hierzu erweisen sich das Bleisuperoxyd und das Baryumsuperoxyd.
                                 										Ueberschüttet man zu dem Ende (etwa in einer tubulirten, mit Trichterröhre
                                 										versehenen Retorte) ein aus gleichen Gewichtstheilen Bleisuperoryd und
                                 										Baryumsuperoxyd bestehendes Gemisch (welches sich willkürlich lange, ohne
                                 										zersetzt zu werden, aufbewahren läßt) mit ganz
                                    											schwacher Salpetersäure (von circa
                                 										9° Baumé), so sieht man augenblicklich einen ruhigen Strom reinsten, von
                                 										Ozon und Antozon völlig freien Sauerstoffgases sich entwickeln, und zwar in
                                 										Folge von zunächst auftretendem Wasserstoffsuperoxyd, welches im Momente seines
                                 										Entstehens, durch die Gegenwart des Bleisuperoxydes, in Wasser und gewöhnlichen
                                 										inactiven Sauerstoff zerfällt.
                              
                           
                              5) Stahlfedern mit einem
                                    											goldähnlichen Ueberzuge zu versehen.
                              Verkupfert man auf galvanischem Wege, mittelst einer Kaliumkupfercyanürlösung,
                                 										blanke Stahlfedern mäßig stark und überzieht sie hierauf, gleichfalls unter
                                 										Mitanwendung einer aus wenigen Elementen bestehenden Volta'schen Batterie, mit einer dünnen Zinkschicht (durch Zerlegung
                                 										einer mäßig concentrirten Lösung von Zinkvitriol), trocknet sie hierauf
                                 										sorgfältig, putzt sie mit etwas Schlämmkreide gehörig blank und senkt sie
                                 										schließlich in siedendes Lein- oder Baumöl, so sieht man innerhalb
                                 										weniger Secunden die Oberfläche derselben sich scheinbar vergolden. Es fi det
                                 										nämlich, meinen Beobachtungen  zufolge, schon bei einer Temperatur von 160°
                                 										C. eine wirtliche Durchdringung des Kupfers und Zinkes, respective die Bildung
                                 										von sogenanntem Tombak statt.
                              
                           
                              6) Einfaches
                                    											Bronzirungsverfahren.
                              Meinen Beobachtungen zufolge ist eine nicht zu verdünnte Wasserglaslösung das
                                 										geeignetste Bindemittel zur Befestigung aller Arten von Bronzepulver auf Holz,
                                 										Steingut, Porzellan, Bilderrahmen, Spiegelrahmen u. s. w. zu dem Ende hat man
                                 										nur nöthig, den betreffenden Gegenstand mittelst eines zarten Pinsels ganz dünn
                                 										mit der Wasserglaslösung zu bestreichen und unmittelbar darauf das zarte, in
                                 										einem mit feiner Gaze überdundenen Glase mit weiter Mündung befindliche
                                 										Bronzepulver aufzustäuben, den Ueberschuß des Pulvers durch schwaches Klopfen
                                 										vom Gegenstande zu entfernen, und ihn hierauf, falls der bronzirte Gegenstand
                                 										aus Porzellan oder Steingut besteht, schwach zu erwärmen. Das Bronzepulver haftet nach
                                 										dieser Procedur so fest auf dem betreffenden Gegenstande, daß dieser selbst eine
                                 										Politur mit einem Achatsteine verträgt. Besonders zur Ausbesserung schadhaft
                                 										gewordener Bilder- und Spiegelrahmen dürfte dieses einfache Verfahren
                                 										sich empfehlen.
                              
                           
                              7) Bewährteste Mittel zur Entfernung
                                    											verschiedener Flecke aus ungefärbten leinenen und baumwollenen
                                    										Geweben.
                              Eine jüngst an mich ergangene Aufforderung von Seiten mehrerer Mitglieder unseres
                                 										physikalischen Vereines war die Beranlassuug zur Besprechung des in der
                                 										Ueberschrift genannten, schon so vielfach andererseits ventilirten Gegenstandes.
                                 										— Als das bewährteste Mittel zur Entfernung der von Rothwein oder Heidelbeeren herrührenden
                                 										Flecke aus Tischdecken, Servietten u. dergl. empfiehlt sich, die besteckten
                                 										Stellen mit fein pulverisirter Weinsäure dünn zu bestreuen und dann mit Javelle'scher Lauge (unterchlorigsaurer Natronlösung)
                                 										zu überschütten. Zur Entfernung von Silberflecken
                                 										(herrührend von Silbersalzlösungen) bewährt sich immer noch am besten die
                                 										vorsichtige Anwendung einer warmen concentrirten Lösung von Cyankalium. Zur
                                 										Entfernung von Tintenflecken eine concentrirte heiße
                                 										Lösung von saurem oxalsauren Kali (sogen. Sauerkleesalz). Zur Vertilgung von
                                 										(selbst jahrealten) Rostflecken ist nichts geeigneter, als die betreffende
                                 										befleckte Stelle in eine siedendheiße, gesättigte Lösung von Sauerkleesalz einzutauchen und
                                 										dann mit recht feinem Zinnstaub zu bestreuen. Wie durch einen Zauber sieht man
                                 										alle die hier angeführten Gattungen von Flecken, in Folge der Anwendung
                                 										erwähnter Agentien, von Weißzeugen verschwinden. (Aus dem Jahresbericht des
                                 										physikalischen Vereines zu Frankfurt a. M. für 1867—1886, S. 66.)
                              
                           
                        
                           Ueber das galvanische Verhalten des
                                 										Palladiums; von Professor I. C. Poggendorff.
                           In seiner merkwürdigen Arbeit über das Hydrogenium (polytechu. Journal Bd. CXCI S. 382)
                              									hat Graham unter Anderem gezeigt, daß das Palladium, wenn
                              									Es Wasserstoff einsaugt, sich ausdehnt, und wenn Es denselben verliert, sich noch
                              									stärker zusammenzieht. Ein Palladiumdraht, der anfangs 609,444 Millimeter maß,
                              									verlängerte sich durch vollständige Sättigung mit Wasserstoff um 9,77 Mllm. und kam
                              									nach Austreibung des Gases auf 599,444 Mllm. zurück, verkürzte sich also um 9,7
                              									Mllm.
                           Beide Erscheinungen lassen sich, sobald man gerade keine numerischen Bestimmungen
                              									verlangt, in sehr demonstrativer Weise darthun, wenn man das Palladium auf
                              									elektrolytischem Wege mit Wasserstoff imprägnirt, und sich dabei einer sehr dünnen
                              									platte bedient. Ich wandte eine Platte an, welche bei 118,0 Mllm. Länge und 28,0
                              									Mllm. Breite, nur 0,1 Mllm. dick war und 8,0 Mllm. entfernt von einer Platinplatte
                              									in verdünnter Schwefelsäure stand.
                           Verbindet man dieses Plattenpaar mit einer kleinen Grove'schen Batterie von zwei Elementen in der Weise, daß sich das Palladium
                              									mit Wasserstoff beladen muß, so sieht man dasselbe schon nach wenigen Minuten sich
                              									vom Platin abbiegen und ganz beträchtlich krümmen. Nach ungefähr einer Viertelstunde
                              									hat diese Krümmung ihr Maximum erreicht. Nun tritt eine entgegengesetzte Krümmung
                              									ein, vermöge welcher die Platte sich anfangs gerade richtet, dann sich noch mehr dem
                              									Platin zu biegt, und 
                              									endlich mit demselben in Berührung kommt, wodurch dann der elektrolytische Proceß
                              									seine Endschaft erreicht. Der Grund dieser doppelten Krümmung der Palladiumplatte
                              									ist offenbar einfach der, daß sich zuerst ihre dem Platin zugewandte Seite und
                              									später die andere mit Wasserstoff sättigt.
                           Ist hierdurch die Ausdehnung des Palladiums bei Aufnahme von Wasserstoff dargethan,
                              									so läßt sich andererseits die Zusammenziehung des Metalles bei Austreibung des Gases
                              									fast noch augenfälliger machen. Dazu ist nur erforderlich, daß man die Platte,
                              									nachdem sie auf das Maximum ihrer ersten Krümmung gekommen ist, aus der Flüssigkeit
                              									nimmt, abspült, abtrocknet und über eine Weingeistflamme bringt. So wie sie hier
                              									hinreichend heiß geworden ist, krümmt sie sich in entgegengesetztem Sinn,
                              									außerordentlich rasch und so stark, daß sie förmlich aufgerollt erscheint.
                           Schließlich mag noch bemerkt seyn, daß wiewohl Es Graham
                              									und Wurtz nicht geglückt ist, auf rein chemischem Wege
                              									ein Palladiumhydrür darzustellen, doch eine solche Verbindung durch den
                              									elektrolytischen Proceß gebildet zu werden scheint; denn die verdünnte
                              									Schwefelsäure, in welcher dieser Proceß vorgenommen wird, färbt sich intensiv braun,
                              									ohne sich zu trüben oder etwas abzusetzen. Eine Lösung von Aetzkali oder Ammoniak,
                              									welche, nach einer vor vielen Jahren von mir gemachten Beobachtung, durch das Tellur
                              									eine so schön und tief rothe Färbung bekommt, bleibt dagegen mit Palladium
                              									wasserklar und ungefärbt. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin,
                              									1869, Nr. 4.)
                           
                        
                           Analyse einer Smalte.
                           Bei der Analyse einer prächtigen, feurigen, dem Ultramarin ähnlichen Smalte erhielt
                              										Dr. A. C. Oudemans
                              									jun. in Delft folgende Resultate:
                           
                              
                                 Kieselsäure
                                 63,7
                                 
                              
                                 Bleioxyd
                                 2,7
                                 
                              
                                 Kobaltoxydul
                                 5,7
                                 
                              
                                 Kali
                                 20,1
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 4,0
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 1,3
                                 
                              
                                 Wasser
                                 1,7
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,2.
                                 
                              
                           Von Nickeloxydul war keine Spur zu finden. (Journal für praktische Chemie, Bd. CVI, S. 55.)
                           
                        
                           Der Farbstoff „Vesuvin.“
                           Unter dem Namen Vesuvin bringt die Firma Rudolph Knosp in Stuttgart einen
                              									Farbstoff in den Handel, welcher auf Seide, Wolle und Baumwolle in den helleren
                              									Tönen ein Orange, in den dunkleren ein lebhaftes Braun
                              									gibt. Derselbe ist in seiner Entstehungsart den früher von derselben Firma in den
                              									Handel gebrachten Bismarck und Canelle analog, jedoch nicht mit dem explosiven sogenannten Phenylbraun zu
                              									verwechseln, vor welchem wir früher so eindringlich warnten.
                           Wir theilen im Folgenden die Anleitung zum Färben dieses interessauten Farbstoffes
                              									mit, wie sie Rudolph Knosp selbst angibt.
                           Man löst den Farbstoff, indem man ihn in Wasser vertheilt,
                              									dasselbe allmählich unter Umrühren erhitzt und heiß filtrirt. Auf 1 Pfund Teig nimmt
                              									man etwa 50 Pfund Wasser zur Lösung; für Pulver das Doppelte.
                           Gefärbt kann mit dieser Lösung werden, ohne jegliche
                              									Zuthat auf Wolle und Seide, in
                              									einem Bad aus reinem, weichem Wasser, das man auf circa
                              									70° Reaumur kommen läßt und nach Bedürfniß mit obiger Lösung speist. Ein sehr
                              									geringer Zusatz von unterschwefligsaurem Natron, etwa 1/10 vom Gewicht des
                              									anzuwendenden Farbstoffes, kann beim Färben der Wolle mit Vortheil angewendet
                              									werden, Sehr satte  und
                              									glänzende Färbungen erhält man ferner durch geringen Zusatz von einer mit Ammoniak
                              									bis zu vollständiger Neutralität abgestumpften Lösung von Chlorzinn zum
                              									Färbebad.
                           Zum Druck auf Wolle kann der Teig, mit Wasser zu einem
                              									Brei gut verrührt, mit Gummiwasser versetzt, direct benutzt werden, wenn man ihn,
                              									wie gewöhnlich, durch ein feines Sieb schlägt; für hellere Töne nimmt man die
                              									concentrirte und filtrirte Lösung. Auch beim Druck kann Zusatz von etwas Chlorzinn
                              									zur Farbe empfohlen werden.
                           Zum Färben der Baumwolle dient
                              									eine Oel- oder Seifenbeize in der Weise, wie sie auch für andere Anilinfarben
                              									angewendet wird. Noch vollkommenere Resultate, was Schönheit und Haltbarkeit
                              									betrifft, lassen sich erzielen durch folgende Vorbereitung, der Baumwolle:
                           Zuerst schmackirt man die Baumwolle, trocknet sie und bringt sie hierauf in eine sehr
                              									schwache, kalte Lösung von zinnsaurem Natron. Man ringt aus und passirt sie dann
                              									durch ein mit Schwefelsäure angesäuertes Wasser, worauf in fließendem Wasser gut
                              									ausgewaschen wird.
                           Dieser Farbstoff kann ferner sowohl in Verbindung mit Fuchsin, als mit
                              									wasserlöslichem Hofmanns-Violett gefärbt und gedruckt werden, und ermöglicht
                              									hierdurch die Herstellung sehr interessanter Modefarben. Auch Holzfarben können
                              									damit nüancirt werden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 9.)
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung des Entzündungs-Punktes des
                              									Petroleums und anderer mineralischer Oele; von John Attfield.
                           Wenn man die Entzündungs-Punkte flüchtiger Flüssigkeiten, d. h. die
                              									Minimal-Temperaturen, bei welchen der aus denselben aufsteigende Dampf bei
                              									Annäherung einer Flamme sich entzündet, bestimmt, so gelangt man nur dann zu
                              									übereinstimmenden Resultaten, wenn man dabei immer eine und dieselbe Methode
                              									anwendet, da das Ergebniß von der Menge der Flüssigkeit, der Gestalt des Gefäßes,
                              									der größeren oder geringeren Annäherung der Flamme etc. abhängig ist. Offenbar würde
                              									Es sehr zweckmäßig seyn, wenn man zur Bestimmung der Entzündungs-Punkte des
                              									Petroleums und der sogenannten künstlichen mineralischen Oele allgemein ein und
                              									dasselbe Verfahren annähme. In England ist nun am 1. Februar d. I. ein Gesetz, die
                              										„Petroleum-Acte“, in's Leben getreten, welches den
                              									Handel mit Petroleum und überhaupt allen, sowohl natürlichen als künstlichen
                              									mineralischen Oelen, sofern deren Entzündungspunkt unter 100° F. (37
                              									7/9° C.) liegt, gewissen Beschränkungen unterwirft, in der Art, daß für die
                              									Lagerung und den Verkauf solcher Oele eine obrigkeitliche Erlaubniß eingeholt werden
                              									muß, und die Flaschen oder sonstigen Gefäße, welche die Oele enthalten, mit
                              									besonderen, den Inhalt anzeigenden und zur Vorsicht auffordernden Signaturen zu
                              									versehen sind. Dieses Gesetz enthält eine bestimmte Vorschrift darüber, auf welche
                              									Weise der Entzündungspunkt zu bestimmen ist, und nur die nach dieser Vorschrift
                              									ausgeführte Bestimmung hat gesetzliche Gültigkeit. Attfield spricht nun den Wunsch aus, daß das in dieser, von den
                              									Professoren Abel, Letheby und ihm aufgestellten
                              									Vorschrift angegebene Verfahren allgemein von den Chemikern angenommen werden
                              									möchte. Er theilt zugleich diese Vorschrift mit, und wir lassen dieselbe hier
                              									folgen.
                           Anweisung zur Ausführung der Entzündungsprobe bei Petroleum und
                                 										anderen mineralischen Oelen. Das zur Aufnahme des Oeles bestimmte Gefäß
                              									soll aus dünnem Eisenblech verfertigt, 2 Zoll tief und an der Mündung 2 Zoll weit
                              									seyn, nach dem Boden hin sich schwach verjüngend; Es soll an der Mündung mit einem
                              									flachen Rande versehen seyn, welcher an seinem äußeren Umfange einen ¼ Zoll
                              									hohen verticalen Rand trägt; über der Mündung soll ein dünner Draht ausgespannt
                              									seyn, welcher so auf dem verticalen Rande befestigt ist, daß er sich ¼ Zoll
                              									über der Oberfläche des flachen Randes befindet. Bei der Benutzung wird dieses Gefäß
                              									in ein anderes Gefäß gestellt, welches aus Weißblech gemacht und 4½ Zoll tief
                              									und 4½ Zoll weit ist; dabei wird Es durch den flachen Rand, welcher auf dem
                              									Rand des äußeren Gefäßes ruht, gehalten. Das zu benutzende Thermometer soll eine
                              									Kugel von ungefähr½ Zoll Durchmesser haben, und nach der Fahrenheit' schen Scala in der Art graduirt seyn, daß je
                              									10 Grade wenigstens einen halben Zoll der Röhre einnehmen.
                           
                           Das innere Gefäß wird mit dem zu prüfenden Oel gefüllt, indem man dafür sorgt, daß
                              									dasselbe den flachen Rand nicht bedeckt. Das äußere Gefäß wird mit kaltem oder fast
                              									kaltem Wasser gefüllt. Nachdem das innere Gefäß in das äußere eingesetzt ist, wird
                              									der Boden des letzteren durch eine kleine Flamme erwärmt; andererseits wird das
                              									Thermometer in das Oel eingesenkt, so daß die Kugel desselben ungefähr 1½ Zoll tief
                              									eintaucht. Der Apparat wird ferner mit einem pappenen oder hölzernen Schirm
                              									versehen, welcher ihn zu ungefähr zwei Drittheilen umgibt und einige Zoll über die
                              									beiden Gefäße hervorragt.
                           Wenn das Thermometer auf ungefähr 900 F. gestiegen ist, wird eine sehr kleine Flamme
                              									schnell über der Oberfläche des Oeles hingeführt, und zwar in dem durch den Draht
                              									bezeichneten Abstände von derselben. Wenn dabei keine Entzündung eintritt, so wird
                              									diese Probe nach je 2 oder 30 Temperatur-Zunahme wiederholt, bis über dem
                              									Oele momentan eine blaß blaue Flamme sich zeigt. Ist auf diese Weise der
                              									Entzündungspunkt gefunden, so wiederholt man den Versuch mit einer anderen Probe des
                              									Oeles, indem man das äußere Gefäß wieder mit kaltem Wasser füllt. Wenn man dabei der
                              									beim ersten Versuch als Entzündungspunkt gefundenen Temperatur nahe kommt, zieht man
                              									die Wärmequelle von dem äußeren Gefäß zurück, und macht dann nach je 20
                              									Temperatur-Zunahme den Versuch mit der Flamme, (Chemical News, Vol. XIX p. 70; polytechn. Centralblatt, 1869 S. 484.)
                           
                        
                           Ueber das Palmnußmehl.
                           Schon seit längerer Zeit werden nicht nur in England und Frankreich, sondern auch in
                              									Deutschland die Palmnüsse (Elais guinensis) in
                              									bedeutenden Quantitäten eingeführt und daraus das sogenannte Palmkernöl gewonnen,
                              									welches besonders zur Seifenfabrication in großen Mengen verwendet wird. Die
                              									Gewinnung des Fettes erfolgte bisher durch Anwendung hydraulischer Pressen, wobei
                              									man die sogenannten „Palmkuchen“ als Rückstand erhielt, die als
                              									Futtermittel vielfach empfohlen wurden und schnell eine we Verbreitung in England und auch in
                              									Deutschland fanden.
                           Die Firma I F. Heyl und Comp,
                              									welche in Moabit bei Berlin (außer an anderen Orten) eine Fabrik besitzt, in welcher
                              									schon seit längerer Zeit aus der Rapssaat das Oel durch Extraction mittelst
                              									Schwefelkohlenstoff gewonnen wird, hat in neuester Zeit begonnen, auch aus den
                              									Palmkernen das Oel durch Extraction darzustellen, wobei ein Rückstand in mehlartiger
                              									Form zurückbleibt, der vor den Palmkuchen nicht nur den Vorzug einer gleichmäßigeren
                              									und gleichbleibenden Zusammensetzung besitzt, sondern Wegen seiner Form leichter von
                              									den Thieren, sey es in dem Tranke, sey Es als Beimischung zu anderem Futter
                              									aufgenommen weiden kann, Zur Fütterung der Schweine werden die Rückstände in
                              									feinkörniger Form hergestellt. Die dem Referenten vorliegenden Proben sind
                              									vollkommen geruchlos.
                           Professor Dr.Stohmaun hat das
                              									Futtermittel analysirt; wir theilen die gefundene Zusammensetzung mit, indem wir zum
                              									Vergleich eine ältere Analyse der Palmkuchen daneben stellen.
                           
                              
                                 
                                 Palmnußmehl
                                 Palmkuchen
                                 
                              
                                 Wasser
                                 8,55
                                 
                                 10,0
                                 
                              
                                 Eiweiß
                                 19,56
                                 
                                 15,1
                                 
                              
                                 Fett
                                 1,19
                                 
                                 15,9
                                 
                              
                                 Stickstofffreie Nährstoffe
                                 47,73
                                 
                                 41,0
                                 
                              
                                 HolzfaserAsche
                                 20,042,93
                                 
                                    
                                    
                                 18,0
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Wie der Vergleich zeigt, sind die Palmkuchen reicher an Fett und Wasser, das Mehl
                              									reicher an Stickstoff und stickstofffreien Nährstoffen, sowie an Holzfaser. Für
                              									Jungvieh und Schweine dürfte das Palmnußmehl jedenfalls den Vorzug vor den
                              									Palmkuchen verdienen wegen des größeren Stickstoffgehaltes, der besonders zur Zeit
                              									des Wachsthumes von der höchsten Wichtigkeit ist. Das Mehl hat aber noch den
                              									entschiedenen Vorzug, daß Es nie ranzig wird, wie oft die Kuchen wegen des höheren
                              									Fettgehaltes, die in diesem Zustande von den Thieren nur ungern angenommen werden
                              									und, wenn  sie ranzig
                              									sind, der aus der Milch gewonnenen Butter einen unangenehmen Geschmack
                              									verleihen.
                           Fütterungsversuche im größeren Maaßstabe sind noch nicht angestellt worden, jedoch
                              									eingeleitet, und hoffen wir, später in der Lage zu seyn, auf den Gegenstand
                              									ausführlicher zurückzukommen. Bei Versuchen im Kleinen mit Schweinen, die der
                              									Fabrikant Heyl selbst angestellt hat, haben die Schweine
                              									das Futter mit großer Begierde aufgenommen. In der nächsten Zeit soll das neue
                              									Futtermittel zum Preise von 2 Thlr. per Centner auf den
                              									Markt kommen.(Annalen der Landwirthschaft.)
                           
                        
                           Liernur's pneumatisches System zur
                              									Entfernung von Abortstoffen.
                           In fast allen großen Städten Europa's macht sich in neuerer Zeit das Bedürfniß
                              									dringend geltend, für eine rationelle Entfernung der Auswurfstoffe zu sorgen; die
                              									Lösung der Frage ist aber in den meisten Fällen eine umso schwierigere, als die
                              									Ansichten über den besten Weg, der für den fraglichen Zweck zu wählen, sich durchaus
                              									noch nicht genügend geklärt haben. Die Abführung der Abfallstoffe in einen Fluß oder
                              									in das Meer, das sogen. Canalsystem, ist namentlich in England in großartigstem
                              									Maaßstab ausgeführt worden, hat aber nur in wenigen Fällen den Erwartungen
                              									entsprochen, vielfach dagegen arge sanitätliche Uebelstände herbeigeführt. Das
                              									andere Hauptsystem, welches bisher in verschiedenen Modificationen in Anwendung
                              									gekommen ist, das Abfuhrsystem, Entfernung der Auswurfstoffe in transportablen
                              									Behältern, muß immerhin als ein unvollkommenes, für große Städte wenig geeignetes
                              									bezeichnet werden, wenn Es auch seinem Princip nach große Vortheile verspricht.
                              									Diese Vortheile sucht nun Ingenieurhauptmann Charles Th. Liernur aus Hartem in einer den Bedürfnissen großer Städte entsprechenden
                              									Weise dadurch zu erreichen, daß er die Auswurfstoffe mittelst des Luftdruckes
                              									geruchlos sammelt und sie dann unter Bewahrung ihres ganzen Gehaltes an organischen
                              									und unorganischen Stoffen auf den Feldern als Dung verwendet. Wir halten Es für um
                              									so angemessener, auf diese sinnreiche Methode hier etwas näher einzugehen, als
                              									dieselbe nach Liernur's Mittheilung (in Engineering, April 1869 S. 257) Aussicht auf Einführung
                              									in verschiedenen deutschen Städten hat; in Cöln wird sie jetzt z. B. versuchsweise
                              									in zwei öffentlichen Anstalten in Anwendung gebracht, Cassel steht mit Liernur wegen Ausführung derselben auf städtische Kosten
                              									in Verhandlung, in Prag und Brünn ist die Anlage bereits in Ausführung begriffen
                              									etc. Ausführliche Mittheilungen über Liernur's System
                              									gibt Ingenieur Philipp Laurin in einer Schrift:
                              											„Das Liernur'sche System etc.,“ Prag 1869, I. G. Calve'sche k k. Uuiversitätsbuchhandlung, die wir dem Nachfolgenden zu
                              									Grund legen. Liernur geht von den Grundsätzen aus, daß 1)
                              									die Auswurfsstoffe täglich gesammelt werden müssen, sowohl um den Anforderungen der
                              									öffentlichen Gesundheit gerecht zu werden, als auch, um sie in einem so frischen
                              									Zustand zu erhalten, daß sie für die Landwirthschaft den höchsten Werth behalten; 2)
                              									daß die Stoffe nicht in die Canäle geführt werden dürfen, welche das Regen-
                              									und Küchenwasser abführen, weil sie dadurch schädliche Gase entwickeln und das
                              									Grund- und Flußwasser verunreinigt wird, und 3) daß dieselben nicht mit
                              									Wasser verdünnt werden dürfen, damit sie ihren Werth als Dünger nicht verlieren. Die
                              									praktischen Anordnungen für diesen Zweck sind nun folgende. An passenden Orten, z.
                              										B. Straßenkreuzungen, wird in geeigneter Tiefe unter
                              									der Straßenoberfläche ein eisernes Reservoir eingesetzt; in dieses münden, je nach
                              									der Localität, 2–4 Hauptröhren, von welchen aus sich die Seitenröhren rechts
                              									und links nach den Abfallröhren der Aborte abzweigen Die Haupt-, sowie die
                              									Seitenröhren sind aus Gußeisen, im Lichten 5 bis 6“ weit. Die ersteren müssen
                              									einen Fall des Reservoirs von 1 : 80 bis 1 : 100 haben, die letzteren gegen das
                              									Hauptrohr von 1:25 bis 1:50. Der Anschluß der Seitenrohre an das Hauptrohr geschieht
                              									mittelst eines gebogenen Stückes, dessen nach unten gerichtete Biegung
                              									7–8“ unter dem Vereinigungspunkte der beiden Röhren liegt, so daß
                              									durch Füllung dieses Bogenstückes, des Siphon, ein hydraulischer Schluß gebildet
                              									wird. Kommen von den Seitenrohren wieder Abzweigungen vor, so stehen dieselben zu
                              									ersteren ganz ebenso wie diese zum Hauptrohr, und erhält das secundäre Seitenrohr
                              									vor seinem Vereinigungspunkte mit dem ersten einen solchen Siphon. Sämmtliche
                              									Siphons müssen unbedingt  gefüllt seyn, weun die Manipulation von Statten gehen soll. Das Hauptrohr,
                              									welches ohnehin wohl immer durch den Fall von 1:100 mehrere Fuß tiefer als das
                              									Reservoir liegt, erhält eine nach aufwärts gerichtete S
                              									förmige Biegung, so daß Es in den Deckel des Reservoirs einmündet und seinen Inhalt
                              									somit von oben in das Reservoir spritzt. Auf dem höchsten Punkte des Hauptrohres,
                              									kurz ehe Es an's Reservoir anschließt, ist ein dicht anschließender Krahn aus
                              									Messing angebracht, welcher von der Straße aus bequem geöffnet und geschlossen
                              									weiden kann. Einige Zoll vom Boden des Reservoirs aus geht bis zum Niveau des
                              									Straßenpflasters eine 4–5“ weite gußeiserne Röhre, welche mit dem
                              									Schlauche zur Abführung des Reservoirinhaltes verbunden wird, und ebenso geht von
                              									der Decke des Reservoirs eine 4“ weite Röhre, welche mit dem Luftschlauche
                              									verbunden wird.
                           Ist nun die Luft im Hauptrohr einerseits durch die gefüllten Siphons an der
                              									Vereinigung mit den Nebenröhren, anderseits am untern Ende gegen das Reservoir hin
                              									durch den Krahnen und den daselbst zusammengeflossenen überschüssigen Urin
                              									vollständig abgeschlossen, und wird dann die Luft im Reservoir auf ein Viertel
                              									Atmosphäre verdünnt und der Krahn im Hauptrohr Plötzlich geöffnet, so werden
                              									zunächst die Flüssigkeiten, die sich am unteren Ende des Hauptrohres befinden, in
                              									das Reservoir getrieben. Die entstehende Ausdehnung der Luft im Hauptrohr wirkt
                              									natürlich auf alle Siphons, bis zu den Abfallröhren hin, da die Außenluft durch die
                              									letzteren in das Röhrennetz dringt, um das gestörte Gleichgewicht herzustellen.
                              									Dadurch wird ein Theil der Fäces in die Siphons getrieben, welche ihrerseits einen
                              									Theil ihres Inhaltes durch das Hauptrohr nach dem Reservoir senden. Dieses Alles
                              									geht in Zeit von längstens 5–6 Secunden vor sich. Der Krahnen wird hierauf
                              									auf die Dauer von etwa einer Minute geschlossen, damit die in den Röhren vertheilten
                              									Stoffe sich in den Siphons wieder sammeln können. Die Luftpumpe hat während dieser
                              									Zeit den Druck im Reservoir wieder auf ¼ Atmosphäre gebracht. Der Zustand ist
                              									dann wieder ganz der gleiche, nur mit dem Unterschiede, daß im Hauptrohr wenig oder
                              									gar keine Flüssigkeiten mehr sind. Oeffnet man nun den Krahnen wieder plötzlich, so
                              									findet eine andere Wirkung statt. Die Luft im Hauptrohr strömt unmittelbar in's
                              									Reservoir. Das Gleichgewicht wird hergestellt, indem die festen und flüssigen Theile
                              									in den Siphons und Seitenröhren sich in Bewegung setzen. Da die Luft 800 mal
                              									leichter ist, als Wasser, dessen Gewicht dem von fäcalen Stoffen gleichgesetzt
                              									werden kann, so wird sie auch durch die gleiche Kraft 800mal früher m Bewegung
                              									gesetzt, als die in den Siphons und Seltenröhren befindlichen Stoffe. Im Hauptrohr
                              									wird daher die Spannung der Luft eine schon ganz gleichmäßig verdünnte seyn, ehe nur
                              									die Flüssigkeiten in den Siphons Zeit haben sich in Bewegung zu setzen. Es wird
                              									dadurch das Resultat erreicht, daß in allen diesen die gleiche Kraft zur
                              									Fortschaffung ihres Inhaltes in Wirksamkeit tritt, mit anderen Worten, die Stoffe
                              									werden ans den Siphons und Seitenröhren in der Weise nach dem Hauptrohre getrieben,
                              									als ob jedes für sich mit einem luftverdünnten Raum in Verbindung stände. Bei
                              									gleichem Inhalt von Hauptrohr und Reservoir wird nach Oeffnen des Krahnes, sobald
                              									der Druck im Reservoir auf ¼ Atmosphäre herabgemindert ist, die Spannung in
                              									beiden zusammen auf ¼ Atmosphäre steigen, somit noch eine nutzbare von
                              									⅜ Atmosphären verbleiben. Es entsteht hierdurch in den Hauptröhren und
                              									Seitenröhren ein Luftstrom von 1400′ Geschwindigkeit in der Secunde. Wird nun
                              									der Krahnen mehrmals geöffnet, so wird die Fortschaffung des Röhreninhaltes
                              									stoßweise vor sich gehen, und jedesmal wird sich ein mit fein zertheilten Excreten
                              									vermischter Luftstrom durch die Rohre bewegen. Was an den Wänden etwa hängen bleibt,
                              									fließt in den Siphons und dem Hauptrohre wieder zusammen, um beim nächsten Stoß
                              									weiter geführt zu werden, bis Alles in's Reservoir gelangt ist. Mit 5 bis 6 maligem
                              									Oeffnen des Krahnes in Zeit von eben so viel Minuten kann Alles beendet seyn. In der
                              									Dichtung der Röhrenleitungen ist keine übergroße Vorsicht nöthig; sollte eine
                              									Muffenverbindung mangelhaft gemacht seyn, so werden durch den Luftdruck die zunächst
                              									liegenden Erdtheilchen in die undichten Ritze getrieben und solche auf diese Art
                              									unschädlich gemacht. Vorsicht in dieser Hinsicht erfordern nur der Krahnen und das
                              									Reservoir; ersterer wird aus Messing, letzteres aus Kesselblech oder Gußeisen
                              									gemacht, und aus diesen Metallen luftdichte Verbindungen fertig zu bringen, bietet
                              									keine Schwierigkeiten. Der Krahnen, der empfindlichste Theil des ganzen Systems ist
                              									so angeordnet, daß man ihn herausnehmen kann, ohne am Straßenpflaster zu rütteln;
                              									derselbe kann somit jederzeit, so oft man es für nöthig erachtet, gereinigt etc.
                              									werden. Außerdem kann derselbe durch eine Stellschraube jederzeit adjustirt werden.
                              									Sehr wichtig ist die Form des Siphons, da von dieser die Möglichkseit der ganzen
                              									Operation abhängt.
                           Der Betrieb der Luftpumpe erfolgt durch eine Locomobile von circa 4 Pferdekräften; die Wagen oder Tender, in die der Indalt der
                              									Röhrenleitung geschafft wird, bestehen aus einem luftdichten schmiedeeisernen
                              									Kessel. von 30–50 Kbfß. Inhalt. Bei Beginn der Arbeit, nachdem Locomobile und
                              									Tender an Ort und Stelle angelangt sind, wird die Luftpumpe mit dem Tender durch
                              									einen Kautschukschlauch in Verbindung gebracht, letzterer ebenfalls mit einem bloß
                              									für den Durchgang von Luft bestimmten Schlauch mit dem Reservoir, und endlich wird
                              									noch zwischen diesen beiden der für den Durchgang der Flüssigkeit bestimmte Schlauch
                              									befestigt. Sämmtliche Verbindungen sind durch Krahnen verschließbar. Die für den
                              									Durchgang der Luft bestimmten Krahnen zwischen Locomobile, Tender und Reservoir
                              									werden geöffnet, so daß durch die Arbeit der Luftpumpe beide zu gleicher Zeit
                              									luftleer gepumpt werden. Ist das Reservoir in der oben beschriebenen Weise gefüllt,
                              									so wird der Dungkrahn zwischen diesem und dem Tender geöffnet und die Luft, die dann
                              									auf den Inhalt des Reservoirs ciuwirkeu kann, treibt denselben in den Tender. Die
                              									aus dem Reservoir und Röhrennetze ausgepumpte Luft, welche stark mit Gasen versetzt
                              									ist, wird von der Luftpumpe unter den Kesselrost der Maschine geblasen, so daß
                              									dieselbe verbrannt wird und auf die Luft der Umgebung keinen Einfluß ausübt. Durch
                              									die Gewalt, womit die festen und flüssigen Theile aus den Röhren in das Reservoir
                              									getrieben werden, sind sie schon in letzterem so vermengt, daß sie nur noch eine
                              									flüssige Jauche bilden. An der Röhre, durch welche die Stoffe in den Tender
                              									gelangen, ist die untere, nur wenig vom Boden des Reservoirs abstehende Kante
                              									messerscharf geschliffen; durch die ungeheure Gewalt, womit die Flüssigkeiten daran
                              									vorbeigetrieben werden, werden auch noch ie letzten Reste von Papier oder sonstigen zerreißbaren Abfällen
                              									derart zerstört, daß im Tender eine vollkommen gleichartige, flüssige Masse
                              									enthalten ist. Die Erfahrung hat bewiesen, daß bei Leerung des Inhaltes von
                              									Abtrittsgruben ganze Schuhe ungehindert die Rohre bis in den Tender passirten. An
                              									einem passenden Ort wird endlich der Inhalt der Tender für den weiteren Transport in
                              									Fässer von circa 5 Kbfß. umgefüllt. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1869, Nr. 20.)
                           
                        
                           Gefäße aus Papiermaché.
                           Die American Paper-Maché manufacturing Company in
                              									Euenpoint bringt neuerdings in großer Quantität Gefäße verschiedener Form und Größe
                              									aus Papiermaché, als Wassereimer, Waschschüsseln, Spucknäpfe, Milchschüsseln und
                              									dergl. in den Handel; sie zeigen gefällige Formen, sind leicht wie Holz, von
                              									geringer Wandstärke und haben das Aussehen lackirter Blechgesäße. Sie sind fast
                              									unzerbrechlich und gegen Flüssigkeiten ungemein widerstandsfähig, selbst kochendes
                              									Wasser verändert sie in keiner Weise. Verschiedene seit längerer Zeit im täglichen
                              									Gebrauch befindliche Waschgefäße haben sich bis jetzt ganz gut gehalten.
                           Der dick aufgetragene verschiedenfarbige Lack ist stark bleihaltig, die Substanz der
                              									Geschirre selbst dagegen enthält nur 6,5 Procent Mineralbestandtheile. Wasserglas,
                              									welches man darin vermuthen könnte, ließ sich nicht nachweisen. Dagegen wurde durch
                              									Natronlauge, ebenso auch durch Alkohol, eine organische Substanz ausgezogen, welche
                              									sich durch ihren Geruch wie durch ihre Löslichkeit in kohlensauren Alkalien und ihr
                              									sonstiges Verhalten als Harz erwies. Daß die Gefäße, welche selbst im kochenden
                              									Wasser nicht weich werden, ihre Festigkeit merklich einbüßen, wenn sie mit Alkohol
                              									oder Lauge, den Lösungsmitteln des Harzes, behandelt werden, spricht dafür, daß die
                              									Papiermasse durch Tränken mit Harzlösung diese große Widerstandsfähigkeit erhalten
                              									hat. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869 Nr. 9.)