| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 192, Jahrgang 1869, Nr. , S. 508 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Die Stille Ocean-Bahn (Pacific
                                 										Railroad) in Nordamerika.
                           Im Jahrgang 1867 des polytechnischen Journals Bd.
                                 											CLXXXVI S. 486 wurden aus einer
                              									amerikanischen Zeitschrift Notizen mitgetheilt über die Art, wie das enorme
                              									Unternehmen der Pacificbahn quer durch den Continent von Nordamerika betrieben
                              									worden ist; im Folgenden geben wir nach dem preußischen Staatsanzeiger einige
                              									Notizen über die allgemeinen Verhältnisse dieser Bahn, deren Vollendung kürzlich
                              									erfolgt ist.
                           Die Pacificbahn erstreckt sich von (Council-Bluffs) Omaha am Missouri (an der Grenze von Iowa und Nebraska) östlich bis San Francisco am Stillen Meere. Omaha ist schon seit
                              									einigen Jahren mit dem Atlantischen Ocean und New-York durch ein die Staaten
                              									New-York, Pennsylvanien, Ohio, Indiana, Illinois und Iowa durchschneidendes
                              									Eisenbahnsystem verbunden. Die Entfernung von New-York bis Omaha beträgt 305
                              									preußische Meilen, von Omaha bis San Francisco noch 387 preußische Meilen, die ganze
                              									Länge der Eisenbahn-Verbindung zwischen New-York und San Francisco
                              									mithin 692 preußische Meilen.
                           Die Pacificbahn steigt von Omaha (968′ über dem Meeresspiegel) allmählich bis
                              									8242′ (Evanspaß im Hillsgebirge, 115 preußische Meilen westlich von Omaha),
                              									fällt in den nächsten 6 Meilen (Lamarie River) bis auf 7175′, steigt dann
                              									aber wieder auf 7560′, welche Höhe sie nach vielem Schwanken 60 Meilen weiter
                              									bei Ruds Summt wieder erreicht. Dann senkt sich die Bahn allmählich auf 4047′
                              									(Humboldt, 313 Meilen von Omaha), bis sie die Sierra Nevada erreicht, deren höchsten
                              									Punkt Crest. 7042′, sie 38 Meilen weiter überschreitet. Hierauf fällt die
                              									Bahn auf 22 Meilen Länge (Sacramento) bis auf 56′. Von Sacramento wendet sie
                              									sich südlich nach San Francisco (25 Meilen), bis wohin sie noch zweimal Steigungen,
                              									deren eine auf 0,4 Meilen 605′ (?) beträgt, zu überwinden hat.
                           Die Pacificbahn ist von zwei verschiedenen Gesellschaften erbaut worden und besteht
                              									deßhalb aus zwei aneinander anschließenden Linien. Beide Gesellschaften sind von der
                              									Bundesregierung mit Privilegien ausgestattet. Die Union-Pacific-Railroad-Company hat von Omaha
                              									westwärts gedaut. Ihr Capital besteht aus 100 Mill. Dollars, wovon  die Regierung 441/5 Mill. Doll.
                              									in Bonds zur zweiten Hypothek, in 30 Jahren rückzahlbar, gegeben hat. Außerdem hat
                              									die Regierung der Gesellschaft das Land in einer Breite von 20 engl. Meilen (4,2
                              									preuß. Ml.) zu beiden Seiten jeder zweiten Section der Bahn geschenkt. Die andere
                              									Gesellschaft ist die Central-Pacific-Company (von Californien). Sie hat die
                              									Strecke von Sacramento südlich über Stocktown nach San Francisco (25 Ml.) gebaut und
                              									dann der Union-Pacific-Company von
                              									Sacramento aus ostwärts entgegengearbeitet. Ihr sind die überaus schwierigen Bauten
                              									in der Sierra Nevada zugefallen, in welcher die Bahn Tunnels von
                              									1000–1700′ Länge durchschneidet und meilenlang zum Schutz gegen den
                              									Schnee überdacht ist. Die Vereinigung beider Bahnen hat in der Nähe des großen
                              									Salzsees, etwa 257 preuß. Meilen westlich von Omaha und 130 Meilen östlich von San
                              									Francisco, stattgefunden.
                           Außer diesen beiden großen Pacificbahnen sind noch andere Bahnen mit ähnlichem Namen
                              									theils im Bau begriffen, theils projectirt, so die Union-Pacificbahn,
                              									östliche Abtheilung, welche aus Kansas kommenden der Grenze von Nebraska (Evanspaß)
                              									in die große Bahn einmündet, die Südwest-Pacificbahn, welche von St. Louis
                              									über Springsfield und Fort Smith nach Californien führt, die südliche Pacificbahn,
                              									welche von Monroel nach Californien projectirt ist, die
                              									Sioux-City-Pacificbahn, welche die große Pacificbahn an der Grenze von
                              									Iowa rechtwinkelig durchschneidet, und andere.
                           
                        
                           Ueber das Vermögen des Petroleums, Jod und Schwefel
                              									aufzulösen; von Dr. Koller.
                           Die Fähigkeit des Petroleums, Jod und Schwefel aufzulösen, findet sich nur in einigen
                              									der neueren Lehrbücher der Chemie erwähnt. Einige Versuche, welche ich in dieser
                              									Beziehung anstellte, haben mir bald gezeigt, daß das Petroleum als ein nicht
                              									unbedeutendes Lösungsmittel des Jods bezeichnet werden kann. Ich theile im
                              									Nachstehenden die gemachten Wahrnehmungen mit.
                           Ein Tropfen Petroleum verursacht sogleich beim Ausfallen auf ⅛ Gran Jod eine
                              									schöne violette Färbung, ebenso bei 1/32 und 1/64 Gran Jod. Schwefelkohlenstoff ist
                              									bekanntlich ein sehr kräftiges Lösungsmittel für Jod; 1 Tropfen desselben auf 1/64
                              									Gran Jod fallend, nimmt sofort eine violette Färbung an; aber ein Tropfen
                              									Schwefelkohlenstoff löst 1/64 Gran Jod noch nicht auf, Es sind zur völligen
                              									Auflösung dieser Menge 3 bis 4 Tropfen nöthig und auch in diesen findet die Lösung
                              									erst allmählich statt. (Temperatur 17° C.)
                           Im Allgemeinen löst sich 1/64 Gran Jod bei 17° C. allmählich in 3 bis 4
                              									Tropfen Petroleum. Oefteres Umschütteln beschleunigt sehr die Lösung. ⅛ Gran
                              									Jod erfordert bei 17° C. 18,2 Gran, 1/32 Gran Jod bei derselben Temperatur 9
                              									Gran Petroleum zur Lösung. Je nach der vorhandenen Jodmenge nimmt das lösende
                              									Petroleum eine Anfangs violette, dann wein-, zwiebel- und purpurrothe
                              									Färbung an.
                           Bringt man das Jodkalium in ein Probirröhrchen, setzt Petroleum und hierauf 1 bis 2
                              									Tropfen Salpetersäure hinzu, so färbt sich das Petroleum allmählich weinroth, dann
                              									zwiebel- und purpurroth. Auf dem Boden dieses Röhrchens sieht man ölartige
                              									braune Kügelchen, welche sich allmählich, besonders beim Schütteln, lösen und eine
                              									tiefere Farbstufe erzeugen.
                           Löst man Jodkalium in Wasser auf, setzt dann Petroleum und 1 Tropfen Salpetersäure
                              									zu, schüttelt hierauf wegen des obenaufschwimmenden Petroleums und rührt mit einem
                              									Glasstabe durch einander, so nimmt das obenaufschwimmende Petroleum durch das
                              									ausgeschiedene Jod ebenfalls eine der ausgeschiedenen Jodmenge entsprechende rothe
                              									Färbung an; die untere Flüssigkeit ist weingelb gefärbt.
                           Schwefel löst sich etwas schwieriger in Petroleum. Während nämlich 1 Theil Jod zu
                              									seiner Lösung bei 17° C. 145,6 Theile Petroleum benöthigt. erfordert 1 Theil
                              									Schwefel (in der Form der sogenanten Schwefelblumen) zu seiner Lösung bei 17°
                              									C. 158,4 Theile Petroleum. Auch ist zu bemerken, daß die Lösung auch bei Anwendung
                              									so fein gepulverten Schwefels, wie Es hier geschah, nur sehr langsam stattfand (in
                              									etwa 2 bis 3 Tagen). Sie besitzt eine gelbe Farbe.
                           Es muß hier noch angeführt werden, daß das zu den Versuchen angewandte Petroleum
                              									gewöhnliches, aus dem Kaufladen bezogenes Brennöl war. (Bayerische
                              									Gewerbezeitung.)
                           
                        
                           
                           Ueber elastische Formen zum Gypsgießen und die Methode des
                              									Gypshärtens; von Dr. Hiller.
                           Bisher waren als elastische Formen zum Gypsgießen nur Leimformen üblich. Diese Formen
                              									müssen jedoch, weil der Gyps beim Hartwerden (durch die Wiederaufnahme seines
                              									Krystallwassers) sich etwas erwärmt, was ein oberflächliches Erweichen der
                              									Leimgallerte zur Folge hat, stets mit Leinölfirniß überzogen werden. Darunter leidet
                              									jedoch nothwendig die Schärfe der Form. Da die aus sogenannter chinesischer Gelatine
                              									erhaltene Gallerte erst in verhältnißmäßig hoher Temperatur wieder weich wird, und
                              									sich von allen Stoffen, auf welche sie aufgetragen wird, sogar vom Papier, wieder
                              									ungemein leicht und vollkommen ablöst, so versuchte Hr. Hiller, Formen aus dieser Gallerte für die Leimformen zu substituiren. Die
                              									dem Nürnberger Gewerbeverein vorgelegten, aus diesen Formen erhaltenen Gypsabgüsse
                              									zeigten die volle Schärfe der Originale, und wurden überhaupt in jeder Hinsicht als
                              									ganz vollkommen befunden.
                           Bezüglich des Härtens des Gypses hat Hr. Hiller die von
                              									Prof. Elsner in Berlin angegebene Methode,Polytechn. Journal, 1844, Bd. XCI S. 35 obgleich etwas umständlich, bei weitem als die beste befunden. Nach seiner
                              									Erfahrung wird aber ein möglichst vollkommenes Product nur dann erhalten, wenn man
                              									den zuerst gebrannten und alaunisirten Gyps beim zweiten Brennen einer andauernden
                              									schwachen Rothgluth aussetzt. Die vorgelegten Abgüsse waren in ihrem Aussehen dem
                              									unglasirten Porzellan vollkommen ähnlich, durchscheinend wie Marmor, manche zeigten
                              									sogar den lieblichen Schimmer desselben, so daß sie kaum von Marmor zu unterscheiden
                              									sind, und wenn sie auch an Härte letzterem nicht ganz gleichkommen, so sind sie
                              									entschieden härter als Alabaster. (Bayerische Gewerbezeitung, 1869, Nr. 10.)
                           
                        
                           Verbessertes Verfahren, das Bleiweiß nach der sogenannten
                              									englischen Methode darzustellen; von Prof. Dr. Artus.
                           Bei der bisherigen englischen Methode der Bleiweißfabrication wird Bleioxyd, welches
                              									durch Calciniren von Blei in einem Flammofen dargestellt ist, mit 1 Proc. seines
                              									Gewichtes in Wasser aufgelösten Bleizuckers befeuchtet, und die Mischung in
                              									horizontale, oben verschlossene Tröge gebracht, welche mit einander communiciren. In
                              									die Tröge leitet man dann einen Strom von Kohlensäuregas, welches man in der Regel
                              									durch Verbrennen von Kohks erzeugt. Durch das Gebläse des Ofens, in welchem man die
                              									Kohks verbrennt, wird ein hinreichender Druck hervorgebracht, um das Gas durch
                              									Röhren, welche zur Abkühlung desselben durch kaltes Wasser gehen, in die Mischung zu
                              									treiben. Diese wird während des Einströmens der Kohlensäure fortwährend umgerührt,
                              									was in der Regel durch Krücken geschieht, welche mittelst einer Dampfmaschine bewegt
                              									werden.
                           Dieses Verfahren ist nun nicht geeignet, ein zartes Bleiweiß von guter Deckkraft zu
                              									erzeugen. Das Product enthält, wie Prof. Artus fand, zu
                              									viel Bleioxydhydrat, weßhalb derselbe, von einem nach dem englischen Verfahren
                              									arbeitenden Bleiweißfabrikanten, welcher mit der Deckkraft seines Productes nicht
                              									zufrieden war, um Rath gefragt, die Mischung dahin abänderte, daß er auf 100
                              									Gewichtstheile Bleioxyd 2½Proc. neutrales essigsaures Bleioxyd, in Wasser
                              									gelöst, anwenden ließ, welchem noch einige Procente Essig zugesetzt wurden. Auf
                              									diese Weise gelang Es nicht nur, den Proceß der Bleiweißbereitung zu beschleunigen,
                              									sondern Es wurde auch ein zarteres Bleiweiß erhalten, welches eine außerordentliche
                              									Deckkraft besaß. (Vierteljahrsschrift für technische Chemie, 9. Jahrg. S. 262.)
                           
                        
                           
                           Darstellung einer weißen Glasurmasse für Ofenkacheln, nach
                              									Prof. Dr. Artus.
                           Prof. Artus hat bereits früher die Darstellung einer
                              									solchen Masse angegeben, neuerdings aber im Verein mit einem Töpfermeister weitere
                              									Versuche zur Vervollkommnung derselben angestellt, und theilt nun auf Grund dieser
                              									Versuche folgende Vorschrift mit.
                           Zunächst werden 6 Theile gutes Blei und 3¼Th. gutes Zinn in einem eisernen
                              									Kessel unter stetem Umrühren calcinirt, d. h. so lange erhitzt, bis die Masse eine
                              									grauweiße Farbe angenommen hat, worauf man dieselbe erkalten läßt, zerkleinert und
                              									dann absiebt. Dieser Masse werden 6 Th. fein geschlämmter Sand (solcher, wie er beim
                              									Abschlämmen des weißen Thones gewonnen wird), 96/100 Th. calcinirte Soda, 40/100 Th.
                              									Kochsalz und 38/100 eisenfreie Mennige zugesetzt. Diese Körper werden auf's Innigste
                              									mit einander vermischt und dann in einem mit Kreide ausgestrichenen Thonnapfe
                              									geschmolzen. Nach dem Erkalten wird die geschmolzene, ziemlich weiße Masse
                              									zerkleinert und auf das Feinste gemahlen, und darauf wie gewöhnlich mit Wasser
                              									angenetzt und zum Glasiren der verglühten Kacheln benutzt. Auf diese Weise erhält
                              									man eine schöne, weiße und dauerhafte Glasur. (Vierteljahrsschrift für technische
                              									Chemie, 9. Jahrg. S. 286.)
                           
                        
                           Ueber die weiße Glasur eiserner Gefäße; von Dr. Fr. Goppelsröder.
                           Schon seit einigen Jahren haben glasirte eiserne Gefäße vielfache Verwendung
                              									gefunden, nicht nur in chemischen Fabriken, sondern auch in der Küche. Nach dem
                              									Wunsche eines Hauses, welches sich mit dem Verkaufe solcher Gefäße befaßt, hat der
                              									Verfasser die Glasur mehrerer Kochgefäße einer chemischen Untersuchung unterworfen,
                              									durch welche ermittelt werden sollte: 1) ob die Glasur giftige Stoffe enthalte; 2)
                              									falls solche vorhanden wären, ob dieselben bei den gewöhnlichen Küchenoperationen
                              									aufgelöst würden. Das in der Glasur dreier Gefäße enthaltene Blei war in Form von
                              									Bleioxyd, das in derjenigen zweier Gefäße enthaltene Arsenik als arsenige säure
                              									vorhanden; in einer vierten Glasur war weder Blei noch Arsenik. Die Anwesenheit von
                              									Bleioxyd und arseniger Säure als Bestandtheile der Glasur ist durchaus ohne Gefahr
                              									für den Consumenten der in den Kochgefäßen zubereiteten Speisen. Selbst nach langem
                              									Kochen starken Essigs wurde keine Spur von Blei oder Arsenik gelöst; erst beim
                              									Schmelzen der Glasur mit Kaliumnatroncarbonat konnten die Bleiglätte und die
                              									arsenige Säure in Lösung gebracht werden. (Chemisches Centralblatt, 1869, Nr.
                              									14.)
                           
                        
                           Ueber Lackirung auf Zinkblech; von I. Miller in Eßlingen.
                           Um dauerhafte Anstriche auf Zinkblech zu erhalten, sind schon verschiedene Vorschläge
                              									gemacht worden, z. B. Verzinnen des Bleches auf nassem Wege, Anbeizen mittelst
                              									Salzsäure, um die Oxydation zu neutralisiren und eine rauhe Oberfläche herzustellen
                              									u. a. m.
                           Ich hatte während einer fünfzehnjährigen Wirksamkeit als Techniker in einer
                              									Uhrenschildfabrik des badischen Schwarzwaldes, welche größtentheils nur Zinkblech
                              									— wegen der Benutzung des Abfalles zum Räderguß — verwendete,
                              									Gelegenheit, die angeführten Vorschriften zu prüfen, theils aber auch selbst
                              									verschiedene Proben zum Zweck der Herstellung eines haltbaren Anstriches oder Lackes
                              									anzustellen.
                           Ich will meine Erfahrungen hier mittheilen.
                           Das Anbeizen mit verdünnter Salzsäure ist nur für Gußwaaren tauglich; für Blech ist
                              									das Aufschleifen, wenn auch etwas umständlicher, so doch
                              									sicherer.
                           Zu diesem Ende werden die zugeschnittenen und gut ausgeebneten Schilder (andere
                              									Gegenstände von Zinkblech können mit Bimssteinmehl mittelst eines Zwilchlappens
                              									abgerieben werden) auf der zu lackirenden Seite mit feinem Sand- oder
                              									Bimsstein und des ungesunden Staubes wegen naß
                              									abgeschliffen, bis sich keine dunklen Stellen mehr zeigen, und gut abgetrocknet.
                           
                           Als erster Anstrich sind alle aus Blei, Kupfer und Eisen
                                 										hergestellten Farben zu verwenden.
                           Ich fand bei meinem Antritte in besagtem Geschäft mit Kremserweiß, wahrscheinlich
                              									ohne vorhergegangene Grundirung, lackirte Zifferblätter, von welchen der Lack bei
                              									der geringsten Biegung absprang oder sich losschälte, obgleich das Blech
                              									aufgeschliffen war. Zwischen Farbe und Blech befand sich graues Pulver oder Staub,
                              									ähnlich dem Niederschlag, der sich auf in eine Auflösung von essigsaurem Blei
                              									getauchtem Zinkblech bildet, was mich annehmen ließ, daß auch hier ein
                              									Bleiniederschlag stattgefunden, und dadurch zwischen Farbe und Blech sich eine
                              									Schicht gebildet habe, welche das Cohäsionsverhältniß änderte, und die Haftbarkeit
                              									zerstörte.
                           Der erste Anstrich ist demzufolge auf weiße waare mit Zinkweiß oder auch mit ganz
                              									ordinärem Bleiweiß, welches mehr Zusatz als Bleikalk enthält, zu machen.
                           Lackirung mit schnell trocknenden Farben ist auf Zinkblech
                                 										durchaus unanwendbar.
                           Es ist eine unumstößliche Thatsache, daß nur fette und in erforderlichem Hitzegrade
                              									getrocknete Anstricke auf Blech und Metallwaaren von entsprechender Härte und Dauer
                              									sind; daher das Trocknen in sogenannten Lackiröfen und Heizstuben.
                           Zinkblech jedoch kann nicht über 80° R. ertragen, Es verliert seine
                              									Elasticität wie Eisendraht, der ausgeglüht wird. Schnell trocknende magere Anstriche
                              									haften aber schon der leichten Biegsamkeit wegen nicht; deßhalb verwende man wohl
                              										fette aber guttrocknende
                              									Oel- und Lackfirnisse zum Anstrich und lasse die Waare in einer Wärme von
                              									60–70° R. 2–3 mal 24 Stunden abtrocknen.
                           Leinölfirniß, welcher hierzu gebraucht wird, darf aber nicht mit Bleioxyd, sondern
                              									mit Zinkvitriol (schwefelsaurem Zink) oder Mangan gekocht werden. Zu dunkeln Farben
                              									und Schwarz habe ich das in Steingutkrügen in Handel kommende braune Siccativ mit Erfolg verwendet.
                           Das Aufbewahren von lackirten Zinkwaaren in feuchten Magazinen ist auch den
                              									bestlackirten nachtheilig.
                           Stellen wir nun diese Thatsachen zusammen, so erhalten wir folgendes Resultat:
                           Farben, aus Eisen, Kupfer, namentlich Blei dargestellt,
                                 										unmittelbar auf die aufgeschliffene Zinkfläche aufgetragen, haben keine Dauer,
                                 										auch wenn der Auftrag fett genug war. Es ist somit geboten, zwischen Blech
                              									und Hauptfarbe einen neutralen Anstrich von irgend einer
                              										Zink- oder
                                 										Erdfarbe, z. B. Kreide, zu setzen, oder das Blech auf beiden Seiten mit
                              									oben erwähntem braunem Siccativ, aber nur äußerst mager, mit der flachen Hand
                              									einzureiben und gut trocknen zu lassen. Bei Schwarz ist dieß nicht nothwendig.
                              									(Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 22.)
                           
                        
                           Verfahren zur Herstellung photographischer Abdrücke auf
                              									Malerleinwand.
                           P. Lothian machte der Edinburger photographischen Gesellschaft folgende Mittheilungen
                              									über sein Verfahren, Abdrücke auf Malerleinwand herzustellen.
                           Die Malerleinwand wird von ihrer Fettigkeit befreit, indem man sie flach auf ein Bret
                              									legt und mit Weingeist oder kohlensaurem Natron, mit einem Schwamm leicht abreibt
                              									und dann mit Wasser abwascht. Die Ränder der Leinwand werden nun aufgebogen und die
                              									so entstandene Schale mit einer Auflösung von 20 Gran Citronsäure in 1 Unze
                              									Weingeist gefüllt; dann ausgegossen und, bevor sie trocken geworden, mit folgender
                              									Lösung gefüllt:
                           
                              
                                 Chlorcalcium
                                 10 Gran
                                 
                              
                                 Weingeist
                                 1Unze
                                 
                              
                                 Wasser
                                 1 Unze
                                 
                              
                                 Gelatine
                                           2–4
                                    											Gran.
                                 
                              
                           Nach fünf Minuten wird diese Lösung wieder ausgegossen und die Leinwand getrocknet.
                              									Nach dem Trocknen gießt man zehnprocentige wässerige Silberlösung hinein, die man 4
                              									bis 5 Minuten lang einwirken läßt. Man copirt wie gewöhnlich und fixirt mit
                              									unterschwefligsaurem Natron. (Photographisches Archiv, Juni 1869, S. 183.)
                           
                        
                           
                           Darstellung des künstlichen Alizarins nach Gräbe und Liebermann.
                           Im polytechnischen Journal Bd. CXCI S. 342 (zweites Februarheft 1869) wurde
                              									aus den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin die Notiz von Gräbe und Liebermann (zu
                              									Berlin) über künstliche Bildung von Alizarin mitgetheilt. Darnach ist Es diesen
                              									Chemikern gelungen, das Alizarin, den Farbstoff des Krapps, künstlich aus dem
                              									Anthracen (Paranaphtalin) darzustellen. Dieser Entdeckung liegt eine frühere
                              									derselben Chemiker zu Grunde, nach welcher das Alizarin ein Derivat des Anthracens
                              									ist. Während das letztere die Zusammensetzung C14 H10
                              									hat, ist darnach die Formel des Alizarins C14 H8 04, womit auch die älteren Analysen von
                              										Schunck und Robiquet,
                              									sowie die neuen von Bolley und Rosa besser übereinstimmen als mit der bisher fast allgemein adoptirten
                              									Formel C10 H6 O3.
                              									Das Alizarin enthält also nur 4 O mehr und 2 H weniger als das Anthracen.
                           Die Ueberführung des Anthracens in Alizarin geschieht nach dem Verfahren von Gräbe-Liebermann (wie in Nr. 20 der deutschen
                              									Industriezeitung mitgetheilt wird) durch drei auf einander folgende Operationen.
                           Zunächst wird nämlich das Anthracen C14 H10
                              									in Anthrachinon C14 H8 O2
                              									umgewandelt, entweder dadurch, daß 1 Thl. Anthracen in Gegenwart von Schwefelsäure
                              									mit 2 Thln. doppelt-chromsaurem Kali erhitzt wird, oder dadurch, daß man
                              									doppeltchromsaures Kali und krystallisirte Essigsäure oder concentrirte
                              									Salpetersäure bei Gegenwart von krystallisirter Essigsäure auf Anthracen einwirken
                              									läßt. Aus dem Anthrachinon wird nun Bibromanthrachinon dargestellt, indem man Es bei
                              									80—130° C. mit Brom erhitzt, C14 H8 O2+ 4 Br =C14
                                 											H6 Br2
                                 											O2 + 2 H Br.
                           Das Bibromanthrachinon läßt sich auch direct aus Anthracen darstellen, indem man
                              									letzteres in Vierfachbromanthracen überführt, C14 H10 + 8
                                 										Br = C14 H6
                                 											Br4 + 4 H Br, und aus dem
                              									Vierfachbromanthracen mittelst eines der obigen Gemische Bibromanthrachinon
                              									darstellt. Das Bibromanthrachinon wird endlich in Alizarin übergeführt, indem man Es
                              									mit Kali- oder Natronlauge auf 130—260° C. erhitzt. Es entsteht
                              									dabei eine blaue Färbung, die immer intensiver wird; steigert sich dieselbe nicht
                              									mehr, so ist die Operation beendet. Man läßt die Masse dann erkalten, zieht sie mit
                              									Wasser aus, fällt die filtrirten Lösungen durch eine Säure und wäscht den
                              									entstehenden gelben Niederschlag, der eben das Alizarin ist, aus.
                           
                        
                           Das Naphtalin-Scharlach (Rosanaphtalin).
                           Durch Einwirkung von Phtalamin auf ein Naphtylaminderivat hat der Wiener Chemiker Schiendl einen neuen rosenrothen Farbstoff dargestellt,
                              									welcher bereits von Kestner in Thann (Elsaß), von A Clavel in Basel und von Brooke
                                 										Simplon und Spiller in London fabricirt wird,
                              									nachdem Durand, der Chemiker des Hauses Clavel, insbesondere dazu beigetragen hatte Schiendl's Verfahren praktisch zu machen.
                           In der Sitzung der Mülhauser Industriegesellschaft vom 2. December 1868 bemerkte Scheurer-Kestner über
                              									den Farbstoff von Schiendl: —Derselbe ist ächter
                              									als die Anilinfarben; er bildet ein braunes krystallisirbares Pulver, welches in
                              									kochendem Wasser und in Alkohol löslich, in kaltem Wasser dagegen fast unlöslich
                              									ist. Die Lösungen des Rosanaphtalins zeigen in hohem Grade Dichroismus. Durch Säuren
                              									und durch Alkalien wird der Farbstoff aus seinen Lösungen gefällt; durch Zink und
                              									Salzsäure kann er reducirt werden, wobei seine alkoholische Lösung sich allmählich
                              									entfärbt. Mit concentrirter Schwefelsäure gibt dieser Farbstoff eine olivenfarbene
                              									Lösung, welche bei Verdünnung mit Wasser gelb wird und allmählich in Orange und Roth
                              									übergeht; bei weiterer Verdünnung mit Wasser wird das Rosanaphtalin als violettes
                              									Pulver gefällt. Auf Seide liefert der Farbstoff eine
                              									Nüance, welche der mit Safflor erzeugten ähnlich ist, ein Violettrosa mit
                              									orangefarbenem Schimmer. — Der preis des Farbstoffes beträgt vorläufig 1000
                              									Francs per Kilogramm.“
                           In der Sitzung der Mülhauser Industriegesellschaft vom 6. Januar d. Js. Machte Hr.
                              										Brandt, welchem Proben des neuen Farbstoffes zur
                              									Prüfung übergeben worden  waren, die Mittheilung, daß derselbe beim Druck auf
                              										Wolle und insbesondere auf Baumwolle weniger lebhafte und bis jetzt auch weniger schöne Farben gibt
                              									als das Fuchsin. (Bulletin de la Société industrielle de
                                 										Mulhouse, t. XXXIX p. 141, 143; Februar und März 1869.)
                           Das practical Mechanic's Journal, Maiheft 1869, enthält
                              									S. 40 das Patent, welches sich Alexander Clavel in Basel
                              									auf das neue Roch am 22. Juli 1868 in England (auf den Namen von I. H. Johnson) ertheilen ließ; die Specification lautet:
                           
                              „Man erhält den neuen rothen Farbstoff, indem man Naphtalin mit
                                 										Salpetersäure behandelt und nach der Trennung der freien Säure von dem
                                 										gebildeten Nitronaphtalin, letzteres der reducirenden Wirkung von Zintpulver bei
                                 										Gegenwart von Essigsäure unterzieht. Das entstehende Product wird gesammelt und
                                 										dann in einer Retorte der Destillation unterwerfen. Bei Anwendung des
                                 										erforderlichen Hitzegrades geht zuerst Naphtylamin über, und hernach, bei einer
                                 										höheren Temperatur, das gewünschte Product, welches man in einer besonderen
                                 										Vorlage sammelt. Das so erhaltene Product gibt man in eine Mischung von
                                 										Essigsäure und salpetrigsaurem Natron, welche man bei einer Temperatur von
                                 										beiläufig 120° C. auf dasselbe einwirken läßt. Diese Behandlung wird
                                 										fortgesetzt bis die erwünschte Farbe erzeugt ist. Das erhaltene Rohmaterial wird
                                 										mit kaltem Wasser ausgewaschen und dann in heißem Wasser, welches Essigsäure
                                 										enthält, aufgelöst; aus dieser Lösung wird der Farbstoff mittelst Kochsalz
                                 										gefällt. — Man erhält gute Resultate, wenn man bei dem beschriebenen
                                 										Verfahren gleiche Theile von Naphtylamin, Essigsäure und salpetrigsaurem Natron
                                 										anwendet. — Für die Zwecke des Färbens und Drückens löst man den
                                 										Farbstoff in Alkohol auf.“
                              
                           
                        
                           Synthese einer mit dem Toluidin isomeren Base; von W. Körner.
                           Seit zwei Jahren schon habe ich mich im Verlaufe meiner Studien über die Isomerien
                              									der Benzol-Abkömmlinge mit Versuchen der Darstellung neuer Toluidine
                              									beschäftigt und bereits früher ein Monojodtoluol beschrieben, das als Ausgangspunkt
                              									hierzu dienen sollte (Bull. de l'académie royale de Belgique
                                 										t. XXIV p. 157).
                           Was nun damals mit dem Monojodtoluol nicht gelingen wollte, habe ich jetzt unter
                              									Anwendung von Monobromtoluol zu Stande gebracht.
                           Wenn man krystallisirtes Monobromtoluol (Schmelzpunkt 25,4°) in gut abgekühlte
                              									Salpetersäure allmählich einträgt, so löst sich dasselbe bald auf; nach kurzer Zeit
                              									fällt eine ölige Masse aus, ohne daß sich dabei viel salpetrige Dämpfe entwickelten.
                              									Dieses Product wird mit Wasser und Soda gewaschen und liefert bei Destillation mit
                              									Wasserdämpfen Nitrobromtoluol, welches man nur noch im Vacuum zu rectificiren
                              									braucht, um Es vollkommen rein zu erhalten.
                           Dasselbe ist schwefelgelb, besitzt einen schwachen Geruch nach bitteren Mandeln und
                              									siedet bei 126° C. unter einem Druck von 4,5 Millim. oder bei 130°
                              									unter einem Druck von 6 Millim. Durch Zinn und Salzsäure wird Es rasch reducirt,
                              									indem das salzsaure Salz einer bromirten Base entsteht. Die wässerige Lösung setzt,
                              									nach Entfernung des Zinnes, beim Eindampfen stark glänzende weiße Flitter ab, die in
                              									kaltem Wasser sehr wenig löslich sind.
                           Wenn man die Base dieses Salzes mit Natriumamalgam behandelt, so wird das Brom
                              									entfernt und bildet sich das neue Toluidin. Bisher habe ich dasselbe nur flüssig
                              									erhalten. Es ist farblos, kaum schwerer als Wasser, siedet gegen 198° und
                              									liefert mit Säuren gut krystallisirende Salze, unter denen namentlich das Nitrat
                              									durch seine Schönheit auffällt.
                           Die freie Base, wie die Salze sind von dem gewöhnlichen Toluidin leicht zu
                              									unterscheiden; aber, obwohl dieselben viel Aehnlichkeit mit den entsprechenden
                              									Verbindungen des Alkaloids haben, welches Rosenstiehl in
                              									dem flüssigen Toluidin von Coupier entdeckt hat, so wage
                              									ich die Identität der beiden Körper nicht anzusprechen, ehe ich mir das letztere in
                              									genügender Menge verschafft habe, um vergleichende Studien machen zu können. (Auszug
                              									aus dem Giornale de scienze naturali ed economici, 1869
                              										vol. V, Palermo; Berichte der deutschen chemischen
                              									Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 9.)
                           
                        
                           
                           Verfahren zum Bleichen des Elfenbeines; von Prof. Dr. Artus.
                           Von Pianoforte-Fabrikanten aufgefordert, ihnen ein einfaches Verfahren zum
                              									Bleichen der Elfenbeinplatten anzugeben, hat Prof. Artus
                              									nach angestellten Versuchen folgendes Verfahren für zweckmäßig befunden.
                           Man bringt die geschnittenen Elfenbeinplättchen in ein flaches Gefäß und übergießt
                              									sie mit einer Lösung von kohlensaurem Natron, und zwar wendet man auf 1 Pfd.
                              									Elfenbeinplättchen 10 Loth krystallisirte Soda und 2 Pfd. weiches Flußwasser an. Man
                              									läßt die Sodalösung mit den Elfeubeinplättchen 36 bis 48 Stunden lang stehen, worauf
                              									sie abgegossen und das Elfenbein mehreremale mit kaltem weichen Wasser abgespült
                              									wird.
                           Nachdem dieß geschehen ist, werden auf 1 Pfd. der zu bleichenden Elfenbeinplättchen
                              									¾ Pfd. schwesligsaures Natron in 2 Pfd. weichem. Flußwasser aufgelöst, und
                              									die Elfenbeinplättchen mit dieser Lösung Übergossen. Man läßt sie etwa 5 bis 6
                              									Stunden lang mit derselben stehen; dann setzt man 2 Loth Salzsäure, welche vorher
                              									mit der vierfachen Gewichtsmenge Wasser verdünnt wurde, nach und nach hinzu, rührt
                              									gut um, bedeckt das Gefäß mit einem gut schließenden Deckel, und läßt das Ganze noch
                              									36 Stunden lang stehen, worauf die Flüssigkeit abgegossen, die Elfenbeinplättcheu
                              									mit Wasser gespült und endlich an der Luft getrocknet werden.
                           Wenn die gewünschte Weiße noch nicht entsteht, so kann man die Operation zum
                              									zweiten- und endlich noch zum drittenmal wiederholen.
                           Das schwefligsaure Natron ist unter dem Namen Natron
                                 										sulphurosum für die Industrie, der Zollcentner zu 9 Thlr., aus der
                              									chemischen Fabrik von Dr. L. C. Marquart im Bonnerthale bei Bonn zu beziehen. Beim Zusatz der Salzsäure
                              									muß man sich natürlich vor der frei werdenden schwefligen Säure in Acht nehmen.
                              									(Vierteljahrsschrift für technische Chemie, 9. Jahrg. S. 264.)
                           
                        
                           Die Brodbereitung mittelst des Horsford-Liebig'schen Backpulvers.
                           Die k. württembergische Centralstelle für Gewerbe und Handel hat Anfangs d. I. an 70
                              									Addressen in allen Gegenden des Landes verschiedene Quantitäten des Horsford-Liedig'schen, BackpulversMan s. den Aufsatz des Hrn. v. Liebig
                                    											„über eine neue Methode der Brodbereitung“ im
                                    											polytechn. Journal Bd. CXCI S. 160 (zweites Januarheft
                                    											1869). hinausgegeben, damit mit demselben Backproben angestellt und hernach die
                              									Resultate dieser Versuche mitgetheilt werden.
                           Bis jetzt (30. Mai 1869) sind nun 24 Berichte eingekommen, nach welchen von ungefähr
                              									30 Bäckern, Feinbäckern, Verwaltungen, Hausfrauen etc., und zwar von den meisten je
                              									mehrere Versuche angestellt worden sind.
                           Von 100 Pfund Mehl wurden gewonnen an Brod:
                           
                              
                                 Stuttgart
                                 Mehl von einerrenommirten
                                 mit Sauerteig:
                                 mit Backpulver
                                 Mehr mitBackpulver:
                                 
                              
                                 
                                 Kunstmühle
                                 135 Pfd. 16 L
                                 144 Pfd.
                                       8½ Proc.
                                 
                              
                                 Aalen
                                 inländ. Mehl
                                 145 Pfd.
                                 150 Pfd.
                                 5 Proc.
                                 
                              
                                 
                                 ungar. Mehl
                                 150 Pfd.
                                 164 Pfd.
                                 14 Proc.
                                 
                              
                                 Heidenheim
                                 ?
                                 144–146 Pfd.
                                 160 Pfd.
                                 14 proc.
                                 
                              
                           Mehrere Berichte und zwar gerade über pünktlichere Versuche stimmen darin überein und
                              									Es scheint, wenn man — wie Es in diesen Berichten
                              									geschieht — den größeren Nährwerth des so gewonnenen
                                 										Brodes, sowie den Vortheil, daß auch schwärzere Mehlsorten dabei ein weißeres
                                 										Brod liefern, nicht in Rechnung zieht, als unbestreitbar, daß das Backen
                              									mit Backpulver bei niederen Mehlpreisen theurer zu stehen kommt, als mit Sauerteig
                              									und Hefe.
                           Dagegen nennen viele — z. B. die Bäcker Lehrenkrauß
                              									und Scherff und Conditor Wider
                              									in Stuttgart, die Bäcker Leih in Heidenheim, Göhring in Leonberg, Gwinner
                              									in Calw und andere — die angestellten Versuche geradezu befriedigend, ganz gelungen, das Product nicht minder gut, als bei dem
                              									hergebrachten Verfahren, das Brod nahrhafter und kräftiger, besonders bei Anwendung
                              									von schwärzerem Mehl; sie finden das gewonnene Brod nicht bloß genießbar, sondern
                              										gut
                              									ausgebacken und schmackhaft.
                           Eines der gründlichsten Gutachten von dem Bäcker C. Gutscher in Stuttgart Bergstraße), welcher bei etwas erhöhtem Preise (1
                              									Kreuzer das Pfund theurer) fortwährend  dafür Absatz findet, hebt als Vortheile der neuen Methode
                              									namentlich hervor, daß mit dem Backen kein Zeitverlust für die Gährung verbunden
                              									ist, und man nie ein saures Brod bekomme; daß das Teigwerk von der Temperatur
                              									unabhängig sey, und man kaltes oder warmes Wasser nehmen könne; daß das Brod heller
                              									und gelber werde.
                           Andere (Gewerbeverein Böblingen, Hr. Maucher in Waldsee)
                              									erwähnen ebenso den Vortheil der Zeitersparniß, Einfachheit, Sicherheit, Schnelligkeit der Brodbereitung; dabei den Gewinn an Mehrgewicht von 5–14 Procent gegenüber dem
                              									bisherigen Verfahren neben der größeren Nahrhaftigkeit,
                              									durch welche beide zusammen sie die Mehrkosten des
                              									Backens mit Backpulver gegenüber demjenigen mit Sauerteig und Hefe als ausgeglichen
                              									ansehen, wenn auch nicht schon durch das Mehrgewicht allein.
                           Aus letzteren Gründen, namentlich wegen der Schnelligkeit der Brodbereitung und des
                              									Gewinnes an Nahrhaftigkeit wird die Erfindung als eine für
                                 										Zeiten der Theuerung segensreiche begrüßt und werden besonders die unbestreitbaren Vortheile und der unberechenbare Nutzen des neuen Verfahrens in Nothzeiten und in Fällen unerwartet eintretenden größeren Bedürfnisses
                                 										hervorgehoben, indem Es nach demselben möglich ist, innerhalb 2 Stunden
                              									ganz gut genießbares Brod herzustellen. (Consumverein Aalen, Gewerbeverein
                              									Bopfingen, Hr. Maucher in Waldsee.)
                           Uebrigens fordert das neue Verfahren Pünktlichkeit und Sorgfalt, und hält namentlich einer der gewichtigeren
                              									Berichte Wägen und Sieben für nothwendig. Mehrere wollen demjenigen Verfahren den
                              									Vorzug geben, bei dem eine abgesonderte Lösung des Kalisalzes und des Säurepulvers,
                              									eine besondere Teigbereitung aus jeder dieser beiden Lösungen und nachherige
                              									jedenfalls sehr gründliche Mischung der beiden Teigmassen stattfindet. Ohne solche
                              									Sorgfalt bei der Mischung könnte das Brod leicht streifig werden, und dadurch an
                              									appetitlichem Aussehen verlieren.
                           Mehrere, z.B. die HHrn. Lehrenkrauß und Müller in Stuttgart, Kunstmüller Stoll in Baiersbronn, erklären ausdrücklich, daß sie nicht bloß weitere
                              									Versuche anstellen, sondern befriedigt durch die angestellten Versuche beständig mit dem Backpulver backen, wenigstens nicht mehr ganz davon ablassen wollen. Ein Anderer hat Es
                              									auch ganz tauglich befunden, der Hefe, wenn sie nicht mehr ganz gut ist, etwas
                              									Backpulver zuzusetzen.
                           Wir behalten uns vor, später, wenn alle Berichte eingelaufen sind, wieder auf die
                              									Sache zurückzukommen. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 22.)
                           
                        
                           Ueber die sogenannte Desinfectionsseife.
                           Auf der vorjährigen Dresdener Naturforscherversammlung theilte Kreisphysicus Dr. Pincus aus Insterburg mit
                              									(m. s. polytechn. Journal Bd. CXC S. 431), daß Es ihm im Verein mit
                              									Apotheker Schleuther und Kunstseifenfabrikant Bochaniki gelungen sey, eine Seife darzustellen, welche
                              									übermangansaures Kali, bekanntlich eines der besten Desinfectionsmittel, in kräftig
                              									desinficirender Form enthalte, in bequemster Weise die Desinfection gestatte und in
                              									Folge ihrer eigenthümlichen Darstellungsweise die Haut nicht braun färbe. Eine
                              									solche Seife wäre nun jedenfalls ein höchst werthvolles Mittel für alle Fälle, wo
                              									üble Gerüche, die von Berührung mit verwesenden Körpern herrühren, oder anhaftende
                              									Ansteckungsstoffe entfernt werden sollen; leider scheint sie aber durchaus nicht das
                              									zu bieten, was sie verspricht. Dieselbe ist nämlich noch schlechter als gewöhnliche
                              									Seife, nur ein ungleichmäßiges Gemisch ans Seife und Manganoxyd mit einer Spur
                              									Hypermanganat. welches in dem Augenblicke verschwindet, in welchem Wasser auf die
                              									Seife einwirkt. Das Hypermanganat ist eben das Wesentlichste, welches
                              									Ansteckungsstoffe zu zerstören vermag, Es muß also ganz vorhanden seyn, und ohne
                              									Wasser ist eine Seife nicht verwendbar. Die Seife ist in der Art bereitet, daß feine
                              									Seifenschnitzel mit Hypermanganat gemischt und durch Pressen in eine harte Masse
                              									verwandelt sind. Nach der Pressung. auch einige Tage später, mag die Mischung noch
                              									größtentheils das seyn, wofür sie ausgegeben wird, dann geht sie in ihrer
                              									Beschaffenheit schnell abwärts, die Zersetzung des Hypermanganats geht mehr und mehr
                              									vor sich, und zuletzt ist das Präparat nichts weiter als eine von Manganoxyd
                              									schmutzig gemachte Seife, die nicht mehr desinficirt. Die Erfinder haben sicher
                              									einen guten Willen gehabt, sie haben sich aber geirrt. (Industrie-Blätter,
                              									1869 S. 80.)