| Titel: | Modification des Pyknometers; von Dr. Wilhelm Friedr. Gintl. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XV., S. 43 | 
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                        XV.
                        Modification des Pyknometers; von Dr. Wilhelm Friedr. Gintl.Aus Fresenius
                                       												Zeitschrift für analytische Chemie Jahrgang VIII, vom
                                 										Verf. mitgetheilt.
                           							
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Gintl, Modification des Pyknometers.
                        
                     
                        
                           Jeder der irgend öfter in die Lage gekommen ist, das specifische Gewicht fester oder
                              									flüssiger Körper mit Hülfe des Pyknometers bestimmen zu müssen, wird mir zustimmen,
                              									wenn ich behaupte, daß dergleichen Bestimmungen immer ihr Mißliches haben und ich
                              									dürfte wohl kaum der Einzige seyn, der gerade dieser Methode der Bestimmung
                              									specifischer Gewichte den Vorwurf einer zu dem Grade der erreichbaren Genauigkeit in
                              									keinem Verhältnisse stehenden Umständlichkeit macht. Von den gebräuchlichsten Formen
                              									des Pyknometers sind jene, welche zur Erreichung einer vollständigen Füllung mit
                              									einem längeren oder kürzeren, durchbohrten Glaspfropfen, so wie die, welche mit
                              									einer durchbohrten Platte verschließbar sind, allerdings, namentlich da, wo nur
                              									wenig Substanz zur Verfügung steht, oder es sich um flüchtige Substanzen handelt,
                              									jenen Formen vorzuziehen, wo die Größe des Volums durch Auffüllen bis zu einer Marke
                              									oder Ablesen an einer Scala bestimmt wird; indeß haften denselben immerhin
                              									Uebelstände an, die leicht zu irrigen Resultaten führen können. So ist es
                              									beispielsweise kaum möglich, zumal bei Anwendung einer etwa leichter flüchtigen
                              									Flüssigkeit, in Folge der fortwährend statthabenden Verdunstung des
                              									Pyknometerinhaltes, ein constantes Gewicht zu bekommen, und wenn schon dieses Moment
                              									die Sicherheit der Gewichtsbestimmung illusorisch macht, so ist das um vieles mehr
                              									bezüglich des Umstandes der Fall, daß sich bei dem vor der Wägung nöthigen sorgfältigen Reinigen
                              									des Pyknometers an der Außenseite u.s.f. ein Anfassen desselben und also eine durch
                              									die Körperwärme bedingte Temperaturerhöhung des Pyknometers und seines Inhaltes kaum
                              									vermeiden läßt, deren nächste Folge die seyn wird, daß ein Theil der durch die
                              									Wärmezufuhr ihr Volum vergrößernden Flüssigkeit aus dem Pyknometer austreten wird,
                              									und dieses also nach dem Wiedereintritt der vorigen Temperatur in Folge der nunmehr
                              									eintretenden Volumenverminderung der Flüssigkeit von dieser nicht mehr völlig
                              									erfüllt werden wird. Deßhalb ist es ja auch eine der Hauptregeln für derartige
                              									Bestimmungen spec. Gewichte, sey es flüssiger Körper, sey es fester, das Pyknometer
                              									möglichst wenig anzulassen und also jede Temperaturerhöhung zu vermeiden; eine
                              									Regel, die freilich leichter ausgesprochen als eingehalten ist. Die Größe der durch
                              									dergleichen Zufälligkeiten bedingten Fehler, die sich allerdings in bekannter, das
                              									Verfahren aber nicht vereinfachender Weise, wenigstens theilweise corrigiren lassen,
                              									mag wohl in vielen Fällen, Zumal bei irgend sorgfältigerer Ausführung der
                              									Bestimmungen, kaum in die Waagschale fallen, aber in Fällen, wo zumal wenig Substanz
                              									zur Verfügung steht, oder wo es eine flüchtigere Flüssigkeit ist, um deren
                              									Untersuchung es sich handelt, können selbst bei thunlicher Vorsicht solche
                              									Zufälligkeiten hinreichen, das Resultat schon in der ersten Decimale zu alteriren,
                              									was kaum gleichgültig seyn kann; oder sie sind doch geeignet, selbst wenn ihr
                              									Einfluß kein so bedeutender seyn sollte, bei der Ausführung von derartigen
                              									Bestimmungen recht lästig zu werden. Das Streben, möglicher Weise eine größere
                              									Genauigkeit der Resultate derartiger Bestimmungen zu erreichen, ohne das Verfahren
                              									zu compliciren und zugleich von derartigen Zufälligkeiten weniger belästigt zu seyn,
                              									ließ mich bereits vor geraumer Zeit eine kleine Abänderung an dem Pyknometer
                              									ausführen, die, wenn ich ihr auch keineswegs den Namen einer Verbesserung vindiciren
                              									will, sich als recht bequem bewährt hat, und also geeignet seyn dürfte. Manchem,
                              									der, wie ich, oft in die Lage kommt, dergleichen Bestimmungen ausführen zu müssen,
                              									von einigem Vortheile zu seyn.
                           Ich gebe im Folgenden eine kurze Beschreibung des Pyknometers, dessen ich mich
                              									bediene. Ich verwende ein kleines (die Dimensionen sind ziemlich gleichgültig)
                              									cylindrisches Glasgefäß mit ebenem Boden (I, Fig. 9), möglichst leicht,
                              									dessen Mündung mit einem gut aufgeschliffenen runden Glasplättchen verschließbar
                              									ist, das ich, um der Verdunstung nicht unnützer Weise mehr Raum zu geben,
                              									undurchbohrt wähle. Zu diesem Gefäße passend, habe ich mir eine, einem Steigbügel
                              									nicht unähnliche, kleine Vorrichtung aus vergoldetem Messingblech angebracht, die an
                              									ihrem Kopftheile (a, a, a, a, Fig. 10) an einer durch
                              									ein aufgelöthetes Messingplättchen verstärkten Stelle eine mit einem nicht zu groben Gewinde
                              									versehene Schraube trägt, an deren nach abwärts gerichtetem Ende sich ein kleines,
                              									um die Achse des Schraubenstiftes bewegliches Scheibchen befindet. Der Untertheil
                              									der bügelartigen Vorrichtung wird von einem horizontalen flachen Ringe gebildet,
                              									dessen Lumen kleiner ist als die Bodenfläche des Pyknometers, so daß dieses auf den
                              									ringförmigen Boden aufgesetzt und, mit dem Deckplättchen verschlossen, durch einen
                              									mittelst der Schraube des Kopftheiles auf das Deckplättchen ausgeübten Druck
                              									einerseits völlig festgeklemmt werden kann, während andererseits gleichzeitig das
                              									Deckplättchen fest an die Mündung des Gefäßes angedrückt und dieses also, bei sonst
                              									gut aufgeschliffener Deckplatte, völlig sicher verschlossen wird. Der Zweck dieser
                              									Einrichtung ist wohl ohne weiteres verständlich. Behufs der Füllung und des
                              									Verschließens des Pyknometers verfahre ich, nachdem ich zuvor in bekannter Weise für
                              									die Entfernung von Luftblasen von den Wandungen etc. gesorgt habe, endlich so, wie
                              									man gewöhnlich bei der Füllung und dem Verschließen der Beobachtungsröhren für
                              									Circularpolarisation u. d. a. vorzugehen pflegt, stelle dann das Pyknometer,
                              									dasselbe mittelst eines mehrfach zusammengelegten Papierstreifens haltend, in die
                              									Klemmvorrichtung ein und sorge nun, während ich das durch einige
                              									Schraubenumdrehungen fixirte Gefäß an dem Schraubenkopfe der Klemmvorrichtung halten
                              									und beliebig drehen und wenden kann, für eine sorgfältige Reinigung desselben von
                              									anhängender Flüssigkeit.
                           Das die ganze Einrichtung, die, wie man leicht einsieht, wesentlich bloß möglichste
                              									Vermeidung jedweder Temperaturerhöhung und sicheren Verschluß ohne Verzicht auf
                              									leichte und bequeme Handhabung bezweckt. Es hieße wohl Eulen nach Athen tragen, wenn
                              									ich durch Zahlenbelege, die mir übrigens in genügender Anzahl zu Gebote stehen, die
                              									Brauchbarkeit des Instrumentchens irgend weiter darlegen wollte, und es erübrigt mir
                              									also nur noch hervorzuheben, daß das so modificirte Pyknometer, das natürlich sammt
                              									der Klemme gewogen wird, wenn die Klemmvorrichtung nicht überflüssig massiv
                              									gearbeitet ist, sich bei mittleren Dimensionen ganz bequem auf einer gewöhnlichen,
                              									selbst bloß für geringere Belastungen verwendbaren Waage wägen läßt, da es selbst in
                              									völlig gefülltem Zustande sammt Klemme höchstens 15–20 Grm. zu wiegen
                              									pflegt.
                           Prag, 23. Februar 1869.
                           
                        
                     
                  
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