| Titel: | Ueber Chlorfabrication mittelst einer continuirlich regenerirten neuen Manganverbindung, des Calciummanganits; von Walter Weldon. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XVIII., S. 51 | 
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                        XVIII.
                        Ueber Chlorfabrication mittelst einer
                           								continuirlich regenerirten neuen Manganverbindung, des Calciummanganits; von Walter Weldon.
                        Vorgetragen in der Versammlung der British Association zu Exeter. – Aus
                           									Chemical News,
                              									vol. XX p. 109; September 1869.
                        Weldon, über Chlorfabrication mittelst manganigsauren
                           								Kalkes.
                        
                     
                        
                           Seit der letzten Versammlung unserer Gesellschaft hat man begonnen, Chlor mittelst
                              									eines Verfahrens zu fabriciren, welches auf die Erzeugung und continuirliche
                              									Regenerirung einer Verbindung gegründet ist, die bisher in der chemischen Literatur
                              									unbekannt war. Da bei Anwendung dieses Verfahrens volle achtzig Procente von dem
                              									wichtigsten Rohmaterial zur Chlorfabrication erspart werden, ferner die in der
                              									Praxis mit einem gegebenen Quantum Salzsäure zu erhaltende Chlormenge bedeutend
                              									vermehrt wird und überdieß die Chlorfabrication ohne die Erzeugung lästiger und
                              									schädlich wirkender Rückstände betrieben werden kann, so dürfte eine kurze
                              									Darstellung dieses Verfahrens für die Gesellschaft nicht ohne Interesse seyn.
                           Der bisherige Chlorfabricationsproceß besteht einfach in der Digestion
                              									mangansuperoxydhaltiger Erze mit Salzsäure. In Folge der stattfindenden Reaction
                              									wird Chlor frei und es entsteht Manganchlorür, welches in Lösung zurückbleibt und
                              									bisher gewöhnlich weggegossen wurde. Zur Verwandlung dieses Chlormangans in wiederum
                              									zur Chlorfabrication verwendbares Superoxyd sind zahlreiche Methoden empfohlen und
                              									praktisch versucht worden; aber die einzige derselben, mit welcher vor Anwendung des
                              									im Nachfolgenden zu beschreibenden Verfahrens wirklich einiger praktische Erfolg
                              									erzielt wurde, ist das nach seinem Erfinder so genannte Dunlop'sche Verfahren. Nach demselben wird das Manganchlorür durch
                              									Erhitzen seiner Lösung unter einem Drucke von zwei bis vier Atmosphären mit darin
                              									suspendirtem kohlensaurem Kalk zersetzt und das so erhaltene kohlensaure
                              									Manganoxydul wird auf trockenem Wege in ein Gemenge oder eine Verbindung von 2
                              									Aequiv. Superoxyd und 1 Aequiv. Oxydul umgewandelt, dadurch daß man es
                              									achtundvierzig Stunden lang bei einer Temperatur von ungefähr 315° C. der
                              									Einwirkung der atmosphärischen Luft unterwirft. Dieses Verfahren gibt ein
                              									zufriedenstellendes Product, welches circa 72 Procent
                              									Superoxyd (MnO²) enthält; aber dasselbe erfordert einen enormen Aufwand an
                              									Apparaten und ist in dieser. wie in anderen Beziehungen so kostspielig, daß es nur in
                              									sehr wenigen Fabriken Eingang gefunden hat.
                           Vor drei Jahren begann ich meine Idee auszuführen, das von den Rückständen der
                              									Chlorfabrication herrührende Manganchlorür durch Kalk oder Magnesia zu zersetzen und
                              									durch das auf diese Weise erhaltene Gemisch von Manganoxydulhydrat und Chlorcalcium,
                              									bezüglich Chlormagnesium, atmosphärische Luft hindurchzublasen. Ich nahm dabei für
                              									gewiß an, daß höchstens die Hälfte des dieser Behandlung unterworfenen Manganoxyduls
                              									in Superoxyd (MnO²) verwandelt werden, mit anderen Worten, daß man mittelst
                              									dieses Verfahrens nur Manganoxyd (Mn²O³) darstellen könne; indessen
                              									ergab sich bald, daß bei der Anwendung von Kalk zur Zersetzung des Manganchlorürs
                              									häufig bedeutend mehr als die Hälfte des in Arbeit genommenen Oxyduls in Superoxyd
                              									verwandelt wurde. Ich beobachtete schließlich, daß auf diese Weise mehr als die
                              									Hälfte des Oxyduls nur dann in Superoxyd verwandelt wurde, wenn ich mehr als die zur
                              									Zersetzung des Manganchlorürs erforderliche Menge von Kalk anwendete und wenn die
                              									der Einwirkung der Luft unterzogene Masse ein Gemenge von Manganoxydul und Kalk war;
                              									ferner fand ich, daß in allen derartigen Fällen ein bestimmtes Verhältniß
                              									stattfindet zwischen der Menge des dem Manganoxydul beigemischten Kalkes und der
                              									Menge dieses Oxyduls, welche außer der Hälfte noch überoxydirt wurde. Dieß führte zu
                              									der Entdeckung, daß – während Manganoxydul für sich auf dem nassen Wege mit
                              									Luft behandelt, höchstens zur Hälfte in Superoxyd
                              									verwandelt werden kann – die Beimischung einer gewissen Quantität Kalk zu dem
                              									so behandelten Oxydul es möglich macht, letzteres gänzlich in Superoxyd umzuwandeln. Auf dieser Erscheinung, sowie auf der
                              									Thatsache, daß Manganoxydul durch Behandlung mit Luft auf dem nassen Wege bei
                              									Gegenwart von Kalk weit rascher in Superoxyd umgewandelt werden kann, als wenn kein
                              									Kalk zugegen ist, beruht wesentlich der praktische Erfolg des neuen Verfahrens zur
                              									Chlorfabrication.
                           Daß der Kalk die Menge des durch Behandlung mit Luft auf dem nassen Wege
                              									überoxydirbaren Manganoxyduls so bedeutend vermehrt, beruht offenbar darauf, daß er
                              									die Stelle desjenigen Theiles des Oxyduls vertritt, welcher, wenn Manganoxydul ohne
                              									Beimischung einer anderen Basis der Behandlung mit Luft auf nassem Wege unterworfen
                              									wird, keine Ueberoxydirung erleidet. Allem Anscheine nach erfordert die Erzeugung
                              									von Mangansuperoxyd auf nassem Wege durch directe Verbindung des Manganoxydulhydrats
                              									mit atmosphärischem Sauerstoff unbedingt die Gegenwart einer Base, mit welcher sich
                              									das Mangansuperoxyd im Momente seiner Entstehung verbinden kann. Wird Manganoxydul,
                              									ohne daß ihm eine andere
                              									basische Substanz beigegeben ist, auf nassem Wege mit Luft behandelt, so muß ein
                              									Theil von ihm selbst die Rolle der erforderlichen Base spielen, und darin liegt der
                              									Grund, weßhalb unter solchen Umständen das Oxydul nur zur Hälfte in Superoxyd
                              									verwandelt werden kann, indem die andere Hälfte erfordert wird um sich als MnO mit
                              									der Hälfte zu verbinden, welche in Superoxyd verwandelt wird. Enthält dagegen das
                              									auf erwähnte Weise zu behandelnde Oxydul Kalk beigemischt, so verbindet sich das
                              									entstehende Superoxyd oder ein Theil desselben (je nach der vorhandenen Kalkmenge)
                              									mit CaO, anstatt mit MnO, so daß derjenige Theil des letzteren, welcher, wenn kein
                              									Kalk zugegen wäre, sich mit jenem MnO² hätte verbinden müssen und dann einer
                              									Ueberoxydirung (wenigstens auf nassem Wege durch bloße Behandlung mit
                              									atmosphärischer Luft) nicht fähig gewesen wäre, sich nun ebenfalls ungehindert zu
                              									Superoxyd umwandeln läßt. Somit wird es möglich, die ganze Menge des in Arbeit
                              									genommenen Manganoxydulhydrats in Superoxyd zu verwandeln, wenn so viel Kalk zugegen
                              									ist, daß derselbe die Hälfte von dem Oxydul vertreten kann, welche, falls kein Kalk
                              									zugegen wäre, sich als Vase mit dem entstehenden Superoxyd verbinden würde, und der
                              									vorhandene Kalk auch die genügende Menge Base für die zweite, in Superoxyd
                              									verwandelte Hälfte des Oxyduls liefert. Die für diesen Zweck erforderliche geringste
                              									Kalkmenge beträgt 1 Aequivalent für jedes Aequivalent des in Arbeit genommenen
                              									Oxyduls.
                           Behandelt man also ein in Wasser oder in Chlorcalciumlösung suspendirtes Gemenge von
                              									Manganoxydul und Kalk mit atmosphärischer Luft, so erhält man eine Verbindung von
                              									Mangansuperoxyd und Kalkerde, in welcher 1 Aequiv. des ersteren auf 1 Aequiv. der
                              									letzteren kommt. Diese Verbindung läßt sich auch als Manganoxyd
                              									(Mn²O³) betrachten, in welcher das MnO durch CaO ersetzt ist. Ich
                              									nenne dieselbe Calciummanganit, manganigsauren Kalk (manganite of calcium) und halte sie für ein neues Salz.
                              										Gorgeu
                              									Nach den Untersuchungen von Gorgeu (Annales de Chimie et de Physique, 3. série, t. LXVI p. 153; chem. Centralblatt, 1863 S. 145) ist das Mangansuperoxyd
                                    											im Stande unter gewissen Verhältnissen die Rolle einer Säure zu spielen und
                                    											daher besser als manganige Säure zu betrachten.
                                    											In völlig reinem Wasser aufgeschwemmtes Mangansuperoxyd röthet Lackmus
                                    											ziemlich stark, es absorbirt alkalische Lösungen bei allmählichem Zusatz
                                    											derselben; in Berührung mit kohlensaurem Baryt oder Kalk verbindet es sich
                                    											mit der Base und entwickelt Kohlensäure etc.A. d. Red. beschrieb im Jahre 1862 eine Verbindung, welche er ebenfalls Calciummanganit
                              									nannte; aber dieser Körper enthielt auf je ein Aequivalent CaO fünf Aequivalente
                              									MnO² und die Kalkerde war in demselben so schwach gebunden, daß sie Manganchlorür leicht
                              									zersetzte. Meine Verbindung enthält nur 1 Aequiv. MnO² auf je 1 Aequiv. CaO
                              									und wirkt nicht auf Mangansalze.
                           Von dieser Verbindung sind bereits mehrere hundert Tonnen erzeugt und regenerirt
                              									worden. Das Verfahren zur Darstellung derselben und zu ihrer Verwendung für die
                              									Chlorfabrication ist das nachstehende:
                           Der nach der Behandlung einer Charge Calciummanganit mit Salzsäure in einem passenden
                              									Entwickelungsapparate (Destillirblase etc.) zurückbleibende flüssige Rückstand wird
                              									in einen zweckentsprechenden Behälter (ein Bassin etc.) geleitet und zur
                              									Neutralisirung der etwa noch vorhandenen freien Säure und zur Zersetzung von
                              									vorhandenem Eisenchlorid oder Chloraluminium mit kohlensaurem Kalk behandelt. Die
                              									neutralisirte Flüssigkeit wird in eine erhöhte Cisterne gepumpt, in welcher sie
                              									einige Stunden ruhig stehen bleibt, damit sich die in ihr suspendirten festen
                              									Substanzen absetzen können. Dieselben bestehen zum größten Theile aus schwefelsaurem
                              									Kalk, welcher von der Schwefelsäure herrührt, die in der von Sodafabriken bezogenen
                              									Salzsäure fast stets enthalten ist; es sind aber auch geringe Mengen Eisenoxyd, von
                              									dem Eisenchloridgehalte der Salzsäure, zuweilen auch von dem angewendeten Kalkstein
                              									herstammend, sowie größere oder geringere Mengen von Thonerde und Kieselsäure, die
                              									gleichfalls im Kalksteine enthalten waren, zugegen. Nachdem diese Beimengungen sich
                              									vollständig ausgeschieden haben, wird die über denselben stehende, schön rosenroth
                              									gefärbte Flüssigkeit – eine Lösung von Chlorcalcium und Manganchlorür
                              									– in ein anderes Gefäß abgezogen und in demselben mit Kalk versetzt, dessen
                              									Menge so groß seyn muß, daß sie nicht nur das in der Flüssigkeit enthaltene
                              									Manganchlorür, sondern nahezu noch ein Aequivalent von demselben zu zersetzen
                              									vermag. In das auf diese Weise entstandene Gemisch wird ein Luftstrom injicirt und
                              									dadurch der anfänglich ganz weihe Schlamm, in welchem alles Mangan als Oxydul
                              									zugegen war, in einen schwarzen Brei verwandelt, dessen Mangangehalt fast gänzlich
                              									aus Superoxyd besteht. Das Ganze wird nun zwölf Stunden lang sich selbst überlassen;
                              									nach Verlauf dieser Zeit hat sich der Inhalt des Gefäßes in einen dichten schwarzen
                              									Schlamm und in eine über demselben stehende klare Lösung von Chlorcalcium
                              									geschieden. Nachdem die Chlorcalciumlösung vom Bodensatze abgezogen worden, ist
                              									letzterer zur Verwendung im Entwickelungsapparate fertig; er wird als Schlamm, ohne
                              									vorher getrocknet zu werden, durch eine Röhrenleitung dem Apparate zugeführt. In
                              									diesem kommt er mit Salzsäure zusammen, und in Folge seiner Einwirkung auf dieselbe
                              									wird Chlor frei und es entsteht wieder ganz derselbe flüssige Rückstand, mit dessen
                              									Verarbeitung auf Calciummanganit der Fabricationsproceß begonnen hat. Mit dieser Lösung
                              									fängt der Cyclus von Operationen von Neuem an und so geht es continuirlich fort. Die
                              									Proben, welche ich der Gesellschaft vorlege, rühren von einer Charge her, mittelst
                              									welcher in der Fabrik der HHrn. J. C. Gamble und Söhne zu St. Helen's etwa fünfzig Mal nach einander Chlor
                              									für die Chlorkalkfabrication entwickelt wurde.
                           Bisher war der bedeutendste Posten in den Gestehungskosten des Chlors die Ausgabe für
                              									natürliches Mangansuperoxyd. Im vorigen Jahre wurden in Großbritannien, Frankreich,
                              									Belgien und Deutschland zusammen ungefähr 120,000 Tonnen Chlorkalk fabricirt, welche
                              									an Ausgaben für Braunstein im Durchschnitt nicht viel unter 5 Pfd. Sterl. per Tonne erforderten. Bei meinem Verfahren tritt an
                              									Stelle dieser Ausgabe ein Aufwand für die Regenerirung des Calciummanganits von
                              									nicht über 15 Shilling per Tonne Chlorkalk, nämlich von
                              									beiläufig 10 Shilling für Kalk, 1 Shilling für Dampf, 1 Shilling für Arbeitslöhne
                              									und 2 Shillinge für Zinsen und Abnutzung. Ferner war zur Production von 1 Tonne
                              									Chlorkalk bisher, wenigstens hier zu Lande, die Säure von ungefähr 75 Centnern
                              									Chlornatrium erforderlich; mein Manganpräparat dagegen gibt mit der Säure von 45
                              									Centnern Salz die zur Fabrication von 1 Tonne Chlorkalk erforderliche Chlormenge.
                              									Dieser größere Ertrag an Chlor wird hauptsächlich durch die Leichtlöslichkeit des
                              									Kalkmanganits bedingt, in Folge deren diese Substanz unschwer 95 bis 99 Procent der
                              									angewendeten Säure zu neutralisiren vermag, also ein weit größeres Verhältniß
                              									derselben als bei Verwendung von Manganerzen gesättigt wird. Ein dritter sehr
                              									wichtiger Vortheil des neuen Verfahrens gegen die bisher gebräuchliche Methode
                              									besteht darin, daß, während bei letzterer die ungemein großen Mengen der nicht zur
                              									Neutralisation gelangten Säure gewöhnlich (was fast nicht zu vermeiden ist) in die
                              									Wassersäule abgelassen werden, dagegen das einzige Product des neuen Processes
                              									welches weggeworfen werden muß, in einer vollkommen neutralen Lösung von
                              									Chlorcalcium besteht.
                           Da der Calcium- oder Kalkmanganit (CaMn, O³) in Bezug auf die
                              									Chlormenge welche sich mittelst desselben aus Salzsäure entwickeln läßt, nur genau
                              									denselben Werth hat wie das (natürliche) Manganoxyd oder der Manganmanganit (MnMn,
                              									O³), so muß ich noch erklären, weßhalb es vorzuziehen ist, den ersteren
                              									anstatt des letzteren zu produciren und zu regeneriren. Der Grund davon ist
                              									zweifach. Einmal wird, wenn man alles Mangan in MnO² umwandelt, von einem
                              									bestimmten Quantum des zu verarbeitenden Materiales zweimal so viel geleistet, als
                              									wenn nur die Hälfte des Mangans zu MnO² umgewandelt wird, und dieß ist natürlich ein sehr
                              									wichtiger Punkt, selbst wenn die Umwandlung des Manganchlorürs in Kalkmanganit
                              									dieselbe Zeit erfordern sollte, welche zur Umwandlung des gedachten Salzes in
                              									Manganmanganit nöthig ist. In Wirklichkeit aber – und dieß ist der zweite
                              									Grund – beansprucht die erstere Operation nur den fünften Theil der zur
                              									Ausführung der letzteren (durch welche doch nur die Hälfte des in Arbeit genommenen
                              									Mangans in Superoxyd umgewandelt wird) nöthigen Zeit; es ist daher, da bei der
                              									Fabrication von Chlor aus Salzsäure mit continuirlich regenerirtem Kalkmanganit die
                              									oben nachgewiesene sehr bedeutende Ersparniß erzielt wird, sehr fraglich, ob sich
                              									Chlor aus in derselben Weise regenerirtem Manganmanganit billiger fabriciren ließe
                              									als aus natürlichem Braunstein oder Manganerzen.
                           Die lange Zeit, welche bei der Behandlung von Manganoxydul für sich allein auf nassem
                              									Wege mit atmosphärischer Luft zur vollständigen Umwandlung in Oxyd
                              									(Mn²O³) erfordert wird, ist sehr beachtenswerth und scheint mit der
                              									Thatsache, daß Manganoxydulhydrat in Wasser, wie in neutraler Chlorcalciumlösung
                              									unschwer löslich ist, in Zusammenhang zu stehen. Es ist eine auffallende
                              									Erscheinung, daß die Ueberoxydirung des Manganoxyduls auf nassem Wege mittelst
                              									atmosphärischer Luft durch die Gegenwart einer in Lösung befindlichen
                              									Manganoxydulverbindung in dem Medium, in welchem das Oxydul suspendirt ist, in hohem
                              									Grade verzögert wird; denn in einer Lösung von Manganchlorür oder von irgend einem
                              									anderen Manganoxydulsalze geht die Ueberoxydirung außerordentlich langsam vor sich
                              									und eine Lösung des Oxyduls selbst, welche bei der Behandlung von bloßem Oxydul mit
                              									Luft auf nassem Wege bis zum Schlusse der Operation zugegen ist, hat dieselbe
                              									verzögernde Wirkung. Andererseits entstehen bei der Behandlung eines in
                              									Chlorcalciumlösung suspendirten Gemenges von Manganoxydul und Kalk mit Luft
                              									Lösungen, welche Mangansuperoxyd enthalten, in dessen Gegenwart die Ueberoxydirung
                              									außerordentlich rasch von Statten geht. Alle derartige Lösungen besitzen eine mehr
                              									oder weniger dunkle Farbe, während die Lösung des Oxyduls farblos ist. Ich lege der
                              									Versammlung eine Probe von einer dieser farbigen Lösungen vor, welche von den
                              									Arbeitern als die „portweinfarbige“ bezeichnet wird. Die Natur
                              									dieser farbigen Solutionen ist noch nicht hinlänglich ergründet worden, ich glaube
                              									indessen, daß dieselben aus einer Lösung von Calciummanganit in Calciumoxychlorid
                              									bestehen.
                           Da bei der Schnelligkeit, mit welcher das neue Chlorfabricationsverfahren sowohl in
                              									Großbritannien als auf dem Continente Eingang gefunden hat, alle Aussicht vorhanden
                              									ist, daß innerhalb eines wohl nur nach Monaten zu bemessenden Zeitraumes fast alles
                              									überhaupt fabricirte Chlor nach dieser Methode dargestellt werden wird, so dürfte bald in beinahe
                              									sämmtlichen Fabriken ein Theil der auf diese Weise ersparten Salzsäure zur
                              									Wiedergewinnung des Schwefels aus den Sodarückständen verwendet werden. Der
                              									hauptsächlichste Grund, weßhalb diese Wiedergewinnungsarbeit im Allgemeinen bisher
                              									so wenig ausgeübt wurde, liegt darin, daß die Fabrikanten es für vortheilhafter
                              									fanden, die ganze auf ihren Werken erzeugte Säuremenge zur Chlorkalkfabrication, als
                              									einen Theil derselben zur Wiedergewinnung von Schwefel zu verwenden; das von mir
                              									beschriebene Verfahren jedoch wird sie nicht allein in den Stand setzen, sogar noch
                              									mehr Chlorkalk zu fabriciren als bisher, sondern sie werden bei Anwendung desselben
                              									auch noch Säure genug übrig haben. um mit Hülfe der einzigen bisher als praktisch
                              									erfolgreich befundenen Methode ihre sämmtlichen Sodarückstände auf Schwefel
                              									verarbeiten zu können.