| Titel: | Ueber die Darstellung reinen Eisens; von A. Matthiessen und S. Prus-Szczepanowski. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XXXV., S. 124 | 
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                        XXXV.
                        Ueber die Darstellung reinen Eisens; von
                           									A. Matthiessen und
                           									S.
                              									Prus-Szczepanowski.
                        Vorgetragen in der Versammlung der British Association zu Exeter. – Aus
                           									Chemical News,
                              									vol. XX p. 501; August 1869.
                        Matthiessen, über Darstellung reinen Eisens.
                        
                     
                        
                           Nach zahlreichen Versuchen erwies sich die im Nachstehenden beschriebene Methode zur
                              									Darstellung von fast absolut reinem Eisen als die geeignetste.Dieses Eisen enthielt nur ganz geringe Spuren von Schwefel, dessen Menge nach
                                    											einer von Prof. Abel ausgeführten Analyse in 100
                                    											Th. nur 0,00025 Th. betrug. Prus-Szczepanowski fand in einer anderen Probe 0,0007 Proc.
                                    											Schwefel. Beide Analytiker vermochten trotz der sorgfältigsten Prüfung weder
                                    											Phosphor, noch Silicium nachzuweisen. Zu jeder Analyse waren beiläufig 30
                                    											Grm. Eisen genommen worden. In einen rothglühenden Platintiegel wird nach und nach ein Gemenge von etwa
                              									gleichen Theilen entwässertem, getrocknetem, chemisch reinem schwefelsaurem
                              									Eisenoxydul und ebenfalls chemisch reinem und entwässertem schwefelsaurem Natron
                              									eingetragen. Die Masse wird im Flusse erhalten, bis die Entwickelung von
                              									Schwefligsäuregas aufhört; dann läßt man den Tiegel erkalten und zieht die Schmelze
                              									mit Wasser aus. War die Hitze gehörig regulirt worden, so bleibt alles Eisen in Form
                              									von höchst zertheiltem krystallinischem Oxyd zurück. Dieses Oxyd wird durch
                              									Decantiren auf das Sorgfältigste ausgewaschen, so daß jede Spur von schwefligsaurem
                              									Natron entfernt wird; nach dem Trocknen wird es mittelst Wasserstoff in einem
                              									Platintiegel reducirt; der auf diese Weise erhaltene Eisenschwamm wird zu festen
                              									Regulis zusammengepreßt und in Kalktiegeln mittelst des
                              									Hydrooxygengas-Löthrohres eingeschmolzen.
                           Wir wollen zunächst die Vorsichtsmaßregeln erwähnen, welche beobachtet werden mußten,
                              									um die Rohmaterialien in vollkommen reinem Zustande zu erhalten. Das im Handel
                              									vorkommende reine schwefelsaure Eisenoxydul wurde durch Einleiten von gewaschenem
                              									Schwefelwasserstoff in die erwärmte mit Essigsäure versetzte Lösung von jeder Spur
                              									von Kupfer befreit. Nach dem Filtriren wurde das schwefelsaure Eisenoxydul zweimal
                              									umkrystallisirt und hierauf zunächst im Wasserbade, dann im Luftbade getrocknet. Das
                              									käufliche krystallisirte schwefelsaure Natron wurde zur Befreiung von jeder Spur
                              									Chlornatrium mehrfach umkrystallisirt und dann im Wasserbade bis zum Schmelzen der
                              									Krystalle erhitzt. Aus dieser Lösung scheidet sich bekanntlich wasserfreies
                              									schwefelsaures Natron aus; dasselbe wurde von Zeit zu Zeit ausgeschöpft, im Luftbade
                              									getrocknet und gepulvert. Die Reinigung des schwefelsauren Natrons von Chlornatrium
                              									erwies sich deßhalb als nothwendig, weil bei Anwendung von chlornatriumhaltigem
                              									Sulfat das erhaltene Eisenoxyd stets Platin enthielt. Der zur Reduction des Eisens,
                              									sowie zur Speisung des Löthrohres verwendete Wasserstoff wurde mittelst
                              									Schwefelsäure und Zink entwickelt, und mittelst Hindurchleiten durch zwei zur Hälfte
                              									mit Bimssteinstücken gefüllte Flaschen gereinigt, von denen die erste ein Gemisch
                              									von salpetersaurem Silberoxyd und concentrirter Salpetersäure, die zweite ein
                              									Gemisch von Aetznatronlauge und essigsaurem Bleioxyd enthielt. Der Sauerstoff wurde
                              									durch Erhitzen eines Gemenges von chlorsaurem Kali mit 15 bis 20 Procent Mangansuperoxyd entwickelt und
                              									in einem Aetznatronlauge enthaltenden Gefäße gewaschen. Sämmtliche Verbindungen
                              									wurden durch Röhren aus Glas, Blei oder reinem Kautschuk hergestellt.
                           Zur Schmelzung diente ein großer Platintiegel von über 1/2 Liter Inhalt, welcher in
                              									üblicher Weise in einen Thontiegel gestellt wurde. Bei den Dimensionen des Tiegels
                              									konnten demnach in jeder Operation 1 1/2 Kilogr. des Salzgemenges geschmolzen
                              									werden. Nach dem Erkalten wurde der Platintiegel mit destillirtem Wasser ausgekocht
                              									und das von sechs bis acht Schmelzungen gesammelte Product durch Decantiren mit
                              									kochendem destillirtem Wasser ausgewaschen. Das krystallinische Oxyd setzt sich sehr
                              									rasch ab, und läßt sich daher binnen kurzer Zeit vollständig auswaschen. Das
                              									Auswaschen wurde, nachdem das Waschwasser auf Zusatz von salpetersaurem Barryt keine
                              									Spur von Trübung mehr zeigte, jedesmal mehrfach wiederholt. Es verdient der
                              									Erwähnung, daß das obige Verfahren zur Darstellung von reinem Eisenoxyd aus dem
                              									Gemenge der beiden Schwefelsäuresalze das reinste Oxyd liefert, welches wir bis
                              									jetzt erhielten. Zu der Reduction des auf diese Weise erhaltenen Oxydes diente ein
                              									bedeckter, mittelst eines großen Bunsen'schen Brenners
                              									erhitzter Platintiegel, welchem das Wasserstoffgas mittelst eines bis auf seinen
                              									Boden hinabreichenden Platinrohres zugeführt wurde. Das auf die oben angegebene
                              									Weise gereinigte und durch geschmolzenes Chlorcalcium getrocknete Gas war stets in
                              									geringem Ueberschusse vorhanden; es wurde nämlich ein constanter Gasstrom nicht
                              									vermittelst des Entwickelungsgefäßes selbst unterhalten, sondern mit Hülfe zweier
                              									mit einander verbundener Gasometer, wovon jeder ungefähr 600 Liter (20 Kubikfuß) Gas
                              									enthielt. Zum Aufsammeln des Sauerstoffes dienten zwei andere Gasometer von gleichem
                              									Inhalte; einer derselben nahm das Gas aus dem Entwickelungsgefäße, der andere das
                              									durch Waschen mit starker Natronlauge gereinigte Sauerstoffgas aus.
                           Der mittelst dieses Verfahrens dargestellte Eisenschwamm wurde mittelst eines starken
                              									Prägwerkes und eines Diamantmörsers, dessen Cylinder ungefähr 70 Millimeter hoch
                              									war, zu cylindrisch geformten Metallkönigen zusammengepreßt, welche etwa 15 Millim.
                              									lang waren und circa 20 Grm. wogen. Zum Einschmelzen des
                              									comprimirten Eisens dienten Kalktiegel, zu deren Anfertigung möglichst reiner Kalk
                              									gebrannt, abgelöscht und wieder gebrannt wurde, worauf er ein unfühlbares feines
                              									Pulver bildete, welches dann in die Tiegelform eingepreßt ward.
                           Beim Schmelzen erwies sich das nachstehende Verfahren als das beste. Der Kalktiegel
                              									wurde etwas schief auf eine Kalkunterlage gestellt Eines von den beiden zu dieser
                              									Operation benutzten Hydrooxygengas-Löthrohren umspülte die Außenseite des
                              									Schmelztiegels, während die Flamme des anderen in das Innere des Tiegels gerichtet
                              									wurde. Als der Tiegel weißglühend geworden war, wurde ein Cylinder comprimirten
                              									Eisens in denselben eingetragen. Derselbe schmilzt sehr bald, aber auf Kosten eines
                              									großen Antheiles von dem Eisen welches sich oxydirt; die Menge dieses Abbrandes
                              									schwankt zwischen 25 und 50 Procent. Um einen gut geschmolzenen festen Eisenregulus
                              									zu erhalten, muß man das Metall in einer Wasserstoff-Atmosphäre erkalten
                              									lassen, welche sich durch Absperren des Sauerstoffes in dem das Innere des Tiegels
                              									erhitzenden Löthrohre leicht herstellen läßt. Der auf diese Weise erhaltene Regulus
                              									wiegt ungefähr 15 Gramme. Bei der Analyse zeigte sich, daß diese Eisenkönige frei
                              									von Schwefel, Phosphor, Silicium und Calcium waren.
                           Das reine schwefelsaure Eisenoxydul und schwefelsaure Natron hat Hr. J. Williams für unsere Zwecke dargestellt und zwar von jedem
                              									dieser Salze über einen Centner. Hr. W. Underhay hat uns
                              									sein großes Prägwerk zum Comprimiren des Eisenschwammes und der Kalktiegel zur
                              									Verfügung gestellt.