| Titel: | Apparat zur vollkommen gefahrlosen Aufbewahrung (und Transportirung auf Schiffen) großer Mengen von Petroleum, Benzin etc.; von Dr. Carl Ottoc. Cech in Prag. | 
| Autor: | Carl Otokar Cech [GND] | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XLI., S. 156 | 
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                        XLI.
                        Apparat zur vollkommen gefahrlosen Aufbewahrung
                           								(und Transportirung auf Schiffen) großer Mengen von Petroleum, Benzin etc.; von Dr.
                           									Carl Ottoc. Cech in
                           								Prag.
                        Cech, über gefahrlose Aufbewahrung von Petroleum etc.
                        
                     
                        
                           Jacowenko (polytechn. Journal Bd. CLXXIX S. 275), später aber Bizard und Labarre in
                              									Marseille (polytechn. Journal Bd. CLXXXVIII S. 465) construirten zuerst Reservoirs
                              									zum Magaziniren der Mineralöle, durch welche die Verdunstung und Entzündung der Oele
                              									auf wirksame Weise verhindert wird. Dr. M. Zängerle (polytechn.
                           
                           Journal Bd. CXCIII S. 122) führte im Jahre 1867 in Lindau das Aufbewahren der
                              									Mineralöle in der Art ein, daß die mit dem Oele gefüllten Fässer unter Nasser
                              									gehalten werden. Um die Wichtigkeit einer endgültigen Lösung des Problems durch
                              									solche verdienstvolle Versuche nachzuweisen, genügt es eine der neuesten Arbeiten H.
                              									Sainte-Claire Deville's (Comptes rendus t. LXVIII p. 485; polytechn.
                              									Journal Bd. CXCIII S. 61) zu würdigen,
                              									welcher neuerdings auf die Gefahren hinweist, welche die Mineralöle in Folge ihres
                              										Gehaltes an flüchtigen Substanzen bei ihrem
                              									Transporte und bei ihrer Aufbewahrung veranlassen können. Man findet in Deville's Tabellen eine Reihe von Zahlen, welche die
                              									Flüchtigkeitsgrade dieser Oele angeben. Die Gefährlichkeit dieser Oele ist um so
                              									größer, je mehr Substanzen sie enthalten, deren Siedepunkt unter 120° C.
                              									liegt. Ferner hat das Ausdehnungsvermögen der
                              									Petroleumöle bisher noch zu wenig Beachtung gefunden; sobald der Leerraum, welcher
                              									in den diese Oele enthaltenden Fässern belassen wurde, für deren außergewöhnliche
                              									Ausdehnung nicht hinreicht, explodiren diese Gebinde, so daß die schlimmsten
                              									Feuerbrände zu befürchten sind. Mittelst der in Deville's
                              									Tabellen angegebenen Ausdehnungs-Coefficienten können die Exporteurs den Raum
                              									berechnen, welcher in jeder Tonne leer gelassen werden muß, damit die Flüssigkeit
                              									sich bis zu einer Temperatur von 50° C., welche sie nie oder doch nur selten
                              									erreichen wird, frei ausdehnen kann. Ich will auf diese von Deville bezeichnete, häufig vorkommende Ursache von furchtbaren
                              									Unglücksfällen besonders aufmerksam machen, weil dieselbe der Beobachtung der
                              									Petroleum-Versender bisher entgangen zu seyn scheint.
                           Nachdem ich auf die äußerst schätzbaren Untersuchungen Deville's hingewiesen habe, will ich die Patentbeschreibung eines von mir
                              									construirten Apparates zur vollkommen gefahrlosen Aufbewahrung, Magazinirung und
                              									Transportirung auf Schiffen von Petroleum, Benzin, Ligroin u.a. im Folgenden
                              									mittheilen, in der Hoffnung zur Lösung dieser heiklen Frage nach Kräften beigetragen
                              									zu haben.
                           Bei dem stets wachsenden Verbrauche von Petroleum, Benzin etc. (Beleuchtungszwecke,
                              									Garderobereinigungsanstalten, Heizung von Motoren) dürfte es ein Gebot der
                              									Nothwendigkeit seyn, einen wo möglich billigen Apparat zu construiren, mittelst
                              									dessen man ohne Gefahr die größten Quantitäten der oben
                              									genannten brennbaren Substanzen selbst in Mitte volkreicher Städte magaziniren und
                              									aufbewahren könnte. Die bis jetzt übliche Aufbewahrung von Petroleum in Holzfässern,
                              									das Bestreichen derselben mit Borax, Cement, Wasserglas u.s.w., ja selbst das Aufbewahren größerer
                              									Petroleummengen in schmiedeeisernen hermetisch abgeschlossenen Gefäßen bietet zu
                              									wenig Sicherheit, um im Falle eines Magazin- oder Kellerbrandes das in
                              									demselben vorhandene Brennöl zu schützen und den etwaigen Brand auf ein Minimum zu
                              									reduciren. Ich habe zu diesem Behufe einen äußerst einfachen Apparat construirt,
                              									vermittelst dessen man die größten Mengen von Petroleum, Benzin und anderen leicht
                              									entzündlichen und brennbaren Oelen gefahrlos aufbewahren kann und aus welchem man
                              									selbst ununterbrochen in den Detailhandel partienweise das Oel bringen kann.
                           Das Princip, nach welchem der Apparat construirt ist, besteht in der vollständigen
                              									Isolirung des mit Oel gefüllten Gefäßes, ferner in der Verhütung einer Entzündung
                              									der aus dem Benzin und Petroleum sich verflüchtigenden äußerst leicht entzündlichen
                              									Gase. Isolirt man das Oelbassin, welches in den größten Dimensionen hergestellt
                              									werden kann, dergestalt durch schlechte Wärmeleiter, daß selbst bei einem etwa aus
                              									Unvorsichtigkeit entstandenen localen Kellerbrande das betreffende Oel nicht bis zur
                              									Entzündungstemperatur erhitzt werden kann, oder aber gestattet man demselben bei
                              									vollständigem Abschluß der Luft sich mit der steigenden Temperatur ausdehnen zu
                              									können, ohne eine Explosion oder Berstung des Gesäßes zu bewirken, so ist die Gefahr
                              									eines Brandes vollständig beseitigt.
                           Alle Theile des im Kellerraum befindlichen Oelbassins
                              									besitzen dieselbe schützende Decke eines schlechten Wärmeleiters. Ebenso muß der
                              									Abflußhahn nach jedesmaligem Gebrauche mit einem Schutzmittel versehen seyn, welches
                              									im Falle eines Brandes die directe Erwärmung desselben verhindern würde. Dieses
                              									Schutzmittel besteht in einem hohlen viereckigen Kasten, welcher nach demselben
                              									Principe hergestellt ist. Der Kasten schließt den Abflußhahn in sich ein, und kann
                              									während des Gebrauches vermöge angebrachter Scharniere gehoben und nach demselben
                              									abermals herabgeklappt werden. Sollte jedoch bei lange andauerndem, heftigem
                              									Kellerbrande die Temperatur von 80° C., also der Siedepunkt des Oeles
                              									erreicht werden, so ist für den Apparat insofern keine Gefahr der Berstung möglich,
                              									als die sich entbindenden Gasblasen durch das Verbindungsrohr in einem vom Brandorte
                              									vollständig isolirten Orte frei werden.
                           Im Vergleiche mit anderen Apparaten hat dieses Oelbassin folgende Vorzüge:
                           1) Jedes beliebige Oelquantum wird vollständig abgeschlossen und die Bildung von überstehenden Gasen verhindert, dabei jedoch selbst im
                              									Falle daß das Oel zum Sieben gebracht werden sollte, den sich entwickelnden Gasblasen freier
                              									Spielraum gewährt, ohne eine Berstung des Apparates herbeizuführen.
                           2) Bietet der Apparat die Möglichkeit, den sich aus großen Mengen unreinen Oeles abscheidenden Schlamm ohne Schwierigkeit und Zeitverlust
                              									vollständig zu entfernen.
                           3) Bietet er in großen Städten dem Großhandel die Möglichkeit, vom Hofe oder von der
                              									Straße aus das durch eiserne Thüren und Kellerfenster isolirte Oelmagazin mit einem
                              									großen Quantum Oel zu versehen und im Detailhandel die
                              										„Schwindung“ oder den oft hochpercentigen Verlust an Oel zu
                              									verhindern.
                           Schließlich muß ich noch erwähnen, daß einzig der von mir construirte Apparat, im
                              									Principe angewendet, Verwendung auf Transportschiffen finden kann. Cementirte
                              									Reservoirs lassen sich auf Schiffen nicht anwenden; die Transportation des Oeles in
                              									Fässern ist jedoch nicht nur feuergefährlich, sondern auch stets mit Verlusten
                              									verbunden. Derartige Versuche würden ergeben, daß ein im untersten Schiffsraume nach
                              									meinen Principien angelegtes Oelbassin Sicherheit (ich erinnere an die furchtbare
                              									Feuertaufe in Bordeaux) mit Gewinn verbindet. Das als Sperrflüssigkeit verwendete
                              									Wasser würde in einem am Verdecke befindlichen, mit gut schließendem Deckel
                              									versehenen Wasserreservoir angebracht. Da bei den ununterbrochenen Schwankungen des
                              									Schiffes eine Ablagerung des Schlammes im Oelbassin nicht in demselben Maaße
                              									stattfinden kann, als es bei stabilen Apparaten der Fall ist, und also auch das Oel
                              										ungeklärt in Fässer abgezogen werden müßte, so fällt
                              									hierbei die Nothwendigkeit einer Bodenreinigung weg und das mit Wasser vollständig
                              									gefüllte Oelbassin würde zur neuerlichen Beschickung mit Oel zuvörderst durch
                              									Auspumpen entleert werden müssen.
                           Noch ist zu bemerken, daß die unter dem stabilen Apparate angebrachte Cisterne zum Auffangen des Petroleumschlammes dient,
                              									welcher bekanntermaßen neuestens auch zur Gasfabrication erwendet wird.