| Titel: | Verfahren zur ökonomischen Reinigung des eisenhaltigen Zinkes; von W. H. Chandler. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LV., S. 238 | 
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                        LV.
                        Verfahren zur ökonomischen Reinigung des
                           								eisenhaltigen Zinkes; von W. H.
                              									Chandler.
                        Aus Chemical News, vol. XX p. 175; October
                              									1869.
                        Chandler, Verfahren zum Reinigen des eisenhaltigen
                           								Zinkes.
                        
                     
                        
                           Bei dem sogen. Galvanisiren (Verzinken) des Eisens wird der betreffende Artikel nach
                              									vorgängiger tüchtiger Reinigung in einen mit flüssigem Zink gefüllten Kessel
                              									getaucht; das Zink bildet an der Berührungsfläche eine Legirung mit dem Eisen und
                              									durch Wiederholung des Eintauchens läßt sich die Dicke des Zinküberzuges nach
                              									Belieben verstärken. Bei der Ausführung dieses Verfahrens im Großen wird das Zink in
                              									großen eisernen Trögen oder Kesseln flüssig erhalten, welche an den dem Feuer
                              									zunächst gelegenen Theilen rasch angefressen werden; es bildet sich eine
                              									Zinkeisenlegirung, zu deren Entstehung auch die Gegenstände beim Galvanisiren in
                              									gewissem Grade beitragen. Da diese Legirung ein größeres specifisches Gewicht als
                              									reines Zink hat, so sinkt sie zu Boden und wird von Zeit zu Zeit mit Schöpfkelle
                              									entfernt.
                           Die Zusammensetzung der Legirung schwankt natürlicherweise nach der Temperatur und
                              									dem Flüssigkeitsgrade des Zinkes und dem mehr oder weniger sorgfältigen
                              									Ablaufenlassen des flüssigen Metalles. Die nachstehenden beiden Analysen der in Rede
                              									stehenden Legirung wurden vom Verfasser bereits vor einigen Jahren ausgeführt.
                           
                              
                                 Zink          
                                 94,27
                                 94,15
                                 
                              
                                 Eisen
                                 5,46
                                 5,00
                                 
                              
                                 Blei
                                 0,27
                                 0,56
                                 
                              
                                 Zinn
                                 Spur
                                 0,29
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 100,00
                                 
                              
                           Diese Proben wurden beim Umschmelzen einer großen Quantität der Legirung genommen, um
                              									eine richtige Durchschnittsprobe zu erhalten.
                           Die Quantität dieses Abfalles ist sehr beträchtlich und erreicht in den Vereinigten
                              									Staaten wahrscheinlich mehrere hundert Tonnen per Jahr.
                              									Früher wurde die Legirung zu grobem Messingguß verwendet, auch wurde sie nicht selten
                              									umdestillirt. In einem Bostoner Werke wurden zum Umdestilliren der Legirung
                              									cylindrische Thonretorten, ähnlich den in Gasanstalten gebräuchlichen angewendet;
                              									die geschmolzene Legirung wurde mittelst eines umgekehrten Hebers in das eiserne
                              									Mundstück eingegossen; das mit dem entgegengesetzten Ende der Retorte verbundene
                              									Condensationsrohr tauchte in eine geschmolzenes Zink enthaltende Vorlage; auf diese
                              									Weise wurde jeder Luftzutritt zu dem Inneren der Retorte vermieden und es fand gar
                              									keine oder eine nur sehr geringe Oxydation des Zinkes statt.
                           Vor einigen Jahren wurde eine kleine Partie dieses Abfallzinkes von einem
                              									metallurgischen Etablissement in Massachusetts angekauft, bei welchem der Verfasser
                              									als Chemiker angestellt war, und beim Experimentiren mit demselben erfand einer der
                              									Werkführer jener Anstalt ein Verfahren, mittelst dessen das Zink ganz eisenfrei
                              									erhalten werden konnte. Schließlich, nach dem Umbau seiner Oefen und wiederholter
                              									Modificirung seiner Manipulationen ward, indem Proben von dem gereinigten Zinke nach
                              									jeder Abänderung des Processes analysirt wurden, ein guter Handelsartikel
                              									hergestellt, welcher nur ein Zehntel von einem Procent Eisen enthält.
                           Das Verfahren besteht im Schmelzen des Abgangzinkes in einem eisernen Kessel bei
                              									einer dem Verflüchtigungspunkte des Zinkes naheliegenden Temperatur, worauf man
                              									mittelst einer geeigneten Regulirung der Hitze mit Hülfe einer besonderen Anordnung
                              									von Zügen die Masse langsam vom Boden aus abkühlen läßt. Allmählich bildet sich eine
                              									Zinkeisenlegirung, welche weit mehr Eisen enthält als das ursprüngliche Abgangzink;
                              									diese fällt zum Boden des Kessels hinab und wird mit einer durchbrochenen Kelle
                              									ausgeschöpft, während das in flüssigem Zustande zurückbleibende Metall weit reiner
                              									geworden ist. Die Menge der auszuschöpfenden Legirung hängt von der Unreinheit des
                              									ursprünglichen Abfallzinkes ab. Das gereinigte Zink sowohl als das eisenhaltiger
                              									gewordene werden, jedes in einem besondern Kessel umgeschmolzen und jedes wird in
                              									derselben Weise wie bei der ersten Operation weiter behandelt.
                           Ein nochmaliges Schmelzen und Abkühlenlassen des gereinigten und des noch unreiner
                              									gewordenen Zinkes ist hinreichend, um aus dem ersteren einen guten, marktfertigen
                              										„Spiauter“ zu erhalten und das letztere für eine weitere
                              									ökonomische Behandlung zu unrein zu machen.
                           Dieser Proceß ist in seinen Reactionen das Umgekehrte des Pattinson'schen Verfahrens zum Entsilbern des silberhaltigen Werkbleies.
                              									Bei dem letzteren krystallisirt das reinere Blei aus der leichtflüssigeren Bleisilberlegirung,
                              									während beim ersteren die unreine (eisenreiche) Legirung vom gereinigten Zink sich
                              									abscheidet.
                           Der bei diesem Processe bleibende Rückstand, welcher zur Destillation verkauft wird,
                              									besteht aus sechsgliederigen prismatischen Krystallen einer nach bestimmten
                              									Verhältnissen zusammengesetzten Zinkeisenlegirung. Diese Krystalle bilden ein so
                              									lockeres Aggregat, daß sie in der Hand zerkrümeln; wird die Raffinirung aber
                              									schlecht geleitet, so bleibt mehr oder weniger Zink zurück und löthet die einzelnen
                              									Krystalle zusammen. Dieselben irisiren lebhaft mit allen Regenbogenfarben, in Folge
                              									einer oberflächlichen Oxydbildung. Eine Anzahl von Exemplaren von verschiedener
                              									Farbe wurde der Analyse unterworfen, welche folgende Zusammensetzung ergab:
                           
                              
                                 Zink
                                 90,50
                                 
                              
                                 Eisen          
                                 9,50
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Schmilzt man diese Krystalle, wozu eine hohe Temperatur erforderlich ist, und läßt in
                              									der oben angegebenen Weise abkühlen, so erhält man eine geringe Menge gereinigtes
                              									Zink und eine Zinkeisenlegirung mit einem Eisengehalte von 12,50 Procent. Dieselbe
                              									ist dicht, etwas spröde und zeigt keine Krystallisation.
                           In der Praxis wird diese Verbindung nicht geschmolzen, weil die dazu erforderliche
                              									Hitze die eisernen Kessel bald verbrennt.
                           Mittelst eines ähnlichen Verfahrens läßt sich auch Blei und Zink mit großer
                              									Genauigkeit in der Art scheiden, daß die ausgebrachte Bleimenge dem wirklichen
                              									Bleigehalte des in Arbeit genommenen Zinkes sehr nahe kommt. Aus einem Quantum von
                              									schlesischem Zink wurde ein vollkommen geschmeidiges Blei gewonnen, welches kaum
                              									eine Spur von Zink enthielt. Durch eine Modification dieses Verfahrens würde sich
                              									unzweifelhaft das beim Entsilbern des silberhaltigen Werkbleies vermittelst Zink
                              									erhaltene Blei entzinken lassen.