| Titel: | Verfahren zum Gießen von Metallen, Glas etc. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LXVIII., S. 304 | 
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                        LXVIII.
                        Verfahren zum Gießen von Metallen, Glas
                           								etc.
                        Aus dem Scientific American, September 1869, S.
                              									180.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VII.
                        Verfahren zum Gießen von Metallen, Glas etc.
                        
                     
                        
                           In Frankreich ist vor Kurzem ein Patent auf Verbesserungen im Gießen von Metallen,
                              									Glas und anderen Substanzen ertheilt worden. Wir geben im Nachstehenden eine
                              									Beschreibung des dazu angewendeten Apparates.
                           Ein aus Gußeisen bestehendes hohles cylindrisches Gefäß, außen durch angezogene
                              									schmiedeeiserne Bänder verstärkt, ist an seinem unteren Ende geschlossen und läßt
                              									sich an seinem oberen Ende durch einen halbkugelförmigen Deckel luftdicht
                              									verschließen, indem zwischen den letzteren und eine an der oberen Kante des
                              									Cylinders angebrachte Flantsche ein Ring von weichem Metall gelegt und der
                              									aufgesetzte Deckel mittelst einer Schraube fest gegen denselben angepreßt wird. Die
                              									Schraube bewegt sich in einem Kopfe oder einer Mutter, welche am Gefäße durch drei
                              									mit Haken versehene Arme festgehalten wird, die in entsprechende, unter der
                              									Flantsche befestigte größere Haken eingreifen. Indem die Schraubenmutter in dieser
                              									Weise festgehalten wird, kann der Deckel durch Drehen der Schraube niedergedrückt
                              									werden. In dem Falle, wo das geschmolzene Material während seines Erstarrens erhitzt
                              									werden soll, wie z.B. beim Gießen von Stahlzainen, wird die Form, welche den Stahl
                              									aufnimmt, mit einer dünnen Metallkapsel umgeben und in das luftdichte Gefäß
                              									gestellt. Zwischen dieser Metallkapsel und den Wandungen des Gefäßes werden
                              									Holzkohlenstückchen so gelegt, daß die Luft die Kohle leicht durchdringen kann; wenn
                              									man das eingeschmolzene Metall in die Form fließen läßt, wird die Kohle glühend und
                              									entzündet, und daher der Guß heiß erhalten. Sobald sich nun der Guß in der Form
                              									befindet, wird das flüssige Metall mit einer Blechplatte und die ganze Form mit
                              									einer dicken Platte von feuerfestem Thon bedeckt; darauf wird der halbkugelförmige
                              									Deckel auf das äußere cylindrische Gefäß aufgesetzt und durch Bewegung der Schraube
                              									an die Flantsche angepreßt, so daß ein luftdichter Verschluß entsteht. Hierauf wird
                              									aus einem passenden Behälter comprimirte Luft in das cylindrische Gefäß zugelassen
                              									und der die Verbindung zwischen beiden vermittelnde Hahn geschlossen, so daß der
                              									Druck im Cylinder durch die Expansion der sich erhitzenden Luft verstärkt werden
                              									kann.
                           
                           Fig. 6 zeigt
                              									den verticalen Durchschnitt eines derartigen Apparates, welcher vorzugsweise für
                              									Gußstahl bestimmt ist.
                           A ist ein starkes gußeisernes Gefäß, äußerlich durch
                              									angezogene Ringe a verstärkt; B ist der halbkugelförmige Deckel zum luftdichten Verschlusse desselben;
                              										S die Schraube zum Niederpressen des Deckels auf die
                              									Flantsche des Gefäßes. Die Schraube bewegt sich in der Mutter n, welche, nachdem man den Deckel aufgelegt hat, am Gefäße mittelst dreier
                              									Arme festgehalten wird, die an ihren unteren Enden mit Haken c versehen sind, welche unter andere Haken P
                              									greifen, die an dem oberen Verstärkungsringe a des
                              									Gefäßes A befestigt sind.
                           Zur Verbindung der Schraube und ihrer Mutter mit dem oberen Theile des Deckels B dienen drei andere Arme n¹, welche an einem die Schraube lose umgebenden Ringe n² sitzen. Die Einrichtung dieser Theile ist aus
                              									dem Querschnitte Fig. 7 zu ersehen. Am oberen Ende der Schraube ist eine Rolle angebracht;
                              									über dieselbe geht eine Schnur E, mittelst welcher die
                              									Schraube und mit ihr der Deckel B gehoben oder gesenkt
                              									werden kann, wenn der Deckel abgenommen wird. q, q sind
                              									starke Leitstifte, um den Deckel concentrisch mit dem Cylinder zu erhalten; m ist ein aus weichem Metall bestehender Ring, mittelst
                              									dessen ein luftdichter Schluß zwischen Gefäß und Deckel bewerkstelligt wird. Im
                              									Inneren des Gefäßes A ist eine eiserne Zainform L angebracht, welche zur Aufnahme des eingeschmolzenen
                              									Metalles dient; das untere Ende derselben ist mit einem eisernen Boden verschlossen;
                              									ihre Mündung wird mit einer Platte von feuerfestem Thon D bedeckt. Die Gießform ist mit einem Gehäuse T von schwachem Eisenblech umgeben; zwischen demselben und den
                              									Gefäßwandungen werden kleine Holzkohlenstücke so eingelegt, daß die Luft leicht
                              									hindurchdringen kann.
                           Fig. 8 zeigt
                              									einen Behälter für comprimirte Luft, welcher mit dem Gefäße A mittelst eines Rohres r in Verbindung steht;
                              									an diesem Rohre ist ein Manometer F angebracht, an
                              									welchem sich der Druck im Luftbehälter ablesen läßt. Der Zutritt der Luft aus dem
                              									Reservoir zum Gefäße wird mittelst des Hahnes R
                              									regulirt; durch Oeffnen eines anderen Hahnes R¹
                              									läßt sich der Druck der Luft nöthigenfalls vermindern.
                           Die Anwendungsweise des Apparates ist die nachstehende: Angenommen, der Luftbehälter
                              									sey mit Luft von etwa 10 Atmosphären Pressung gefüllt und der Stahl sey zum Gießen
                              									fertig; nachdem das Metall in die Zainform L
                              									eingeflossen ist, wird zunächst die dünne Scheibe von Eisenblech D¹ auf das flüssige Metall gelegt, und dann die
                              									ganze Form mit der vorher bis zum Weißglühen erhitzten Platte D von feuerfestem Thon bedeckt.
                           
                           In Folge der Erhitzung der Form durch das eingegossene Metall strahlt die Wärme aus
                              									derselben in den engen Luftraum zwischen ihr und dem sie umgebenden Viechgehäuse
                              									aus; das letztere erhitzt sich zum Rothglühen und setzt die es umgebende
                              									Holzkohlenschicht in Brand. Nun wird der Deckel B auf
                              									den Apparat aufgesetzt, die Schraube durch Drehen des Hebelarmes T¹ auf die Scheibe m
                              									niedergepreßt und der Apparat auf diese Weise luftdicht geschlossen; dann wird der
                              									Hahn R¹ geöffnet, worauf die comprimirte Luft in
                              									den Cylinder tritt und der Druck in diesem sich mit dem im Luftbehälter
                              									stattfindenden ausgleicht. Da sich die Luft im Gefäße A
                              									aber bald erhitzt, so wird der Druck stärker und wenn dann der Hahn R geschlossen wird, so steigt er über den im
                              									Luftbehälter bestehenden.
                           Der Druck im Gefäße A kann auf diese Weise mittelst der
                              									am Rohre r angebrachten Hähne R und R¹ leicht regulirt werden. Wir
                              									müssen hier bemerken, daß die Menge der aus dem Reservoir in das Gefäß A tretenden Luft verhältnißmäßig sehr gering ist, da
                              									dieses Gefäß von der Gießform, dem Gehäuse derselben und der Holzkohlenpackung fast
                              									gänzlich ausgefüllt wird. Dieß ist ein großer Vortheil, indem dadurch bedeutend an
                              									comprimirter Luft gespart wird, besonders aber, weil auf diese Weise die Hitze auf
                              									einen kleinen Raum concentrirt wird, so daß das Metall in der Gießform langsam und
                              									so regelmäßig als möglich erkalten kann. Das Gefäß A
                              									steht in einem mit Wasser gefüllten Gefäße V, um es kühl
                              									zu erhalten.
                           Gußstahl, welcher auf diese Weise in Formen gegossen und dem Drucke unterworfen wird,
                              									erkaltet unter den günstigsten Bedingungen zur Erzielung einer homogenen Masse, denn
                              									er wird durch eine Kraft comprimirt, welche sehr beträchtlich ist, da ein Druck von
                              									zehn Atmosphären einer flüssigen Metallsäule von ungefähr fünfundzwanzig Fuß Höhe
                              									entspricht. Im Vergleich mit der Höhe des bei der Gießerei üblichen verlorenen
                              									Kopfes ist dieß ein bedeutender Vorzug.
                           Wir nahmen den Druck von 10 Atmosphären nur beispielsweise an, denn es besteht kein
                              									Hinderniß, einen Druck von zwanzig, von dreißig oder vierzig Atmosphären wirken zu
                              									lassen, da dieß mit keiner Gefahr verknüpft ist. Mittelst des im Vorstehenden
                              									beschriebenen Verfahrens wird ein dichter und homogener Guß erhalten, weil das
                              									Metall auch bei seinem Uebergange durch den breiartigen Zustand in den festen einem
                              									hohen Drucke unterworfen ist. Mittelst der combinirten Benutzung einer concentrirten
                              									Hitze und eines hohen Druckes wird ein Stahl erhalten, welcher nicht allein
                              									außerordentlich dehnbar ist, sondern auch beim Härten einen außerordentlichen Grad
                              									von Härte annimmt.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
