| Titel: | Ueber die verschiedenen Mittel der Brennstoff-Ersparniß bei metallurgischen und technischen Processen; von C. Schinz. | 
| Autor: | C. Schinz | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LXIX., S. 307 | 
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                        LXIX.
                        Ueber die verschiedenen Mittel der
                           								Brennstoff-Ersparniß bei metallurgischen und technischen Processen; von C. Schinz.
                        Schinz, über die Mittel der Brennstoff-Ersparniß bei
                           								technischen Processen.
                        
                     
                        
                           Alle Verbrennungs-Apparate ohne Unterschied lassen einen Theil der in ihnen
                              									erzeugten Wärme durch ihre Wandungen hindurch, und beeinträchtigen dadurch den
                              									Nutzeffect der Feuerung.
                           Diese Transmission der Ofenwände hängt ab:
                           
                              a) von der Ausdehnung derselben;
                              b) von der Leitungs- und
                                 										Strahlungsfähigkeit des Materiales, aus dem sie bestehen.
                              
                           Als erste Mittel der Brennstoff-Ersparniß sind also:
                           a. Beschränkung der Ausdehnung der Ofenwände,
                           b. Beschränkung der Leitungs- und
                              									Strahlungsfähigkeit derselben in Betracht zu ziehen.
                           Die durch Verbrennung irgend eines Brennstoffes erzeugte Wärmemenge erreicht nur dann
                              									ihr Maximum, wenn die Verbrennung eine vollkommene ist.
                           Daher vollkommene Verbrennung als drittes Mittel
                              									aufzuzählen ist, um Ersparniß an Brennstoff zu erlangen.
                           Als weiteres Mittel der Brennstoff-Ersparniß könnten wir die Benutzung der aus
                              									dem Ofen entweichenden Wärme aufzählen, indeß kann diese Benutzung nur als indirecte
                              									Ersparniß gelten, wenn sie dazu dient, der evacuirten Wärme eine andere Verwendung
                              									zu geben als diejenige die im Ofen selbst stattfindet; wenn hingegen diese
                              									Verwendung auf den Ofen selbst zurückwirkt, so ist sie dann ein directes Mittel,
                              									daher solche nach der Art der Wirkung als besonderes Mittel aufzuzählen ist.
                           Unter diese letzteren Verwendungen der evacuirten Wärme gehören:
                           a) die Benutzung derselben zur Erwärmung der zur
                              									Verbrennung dienenden Luft und des Brennstoffes (Siemens'sche Regeneratoren), und
                           b) zur Darstellung von stickstofffreien brennbaren Gasen
                              									(Elimination des Stickstoffes).
                           Schon diese beiden letzteren Mittel der Brennstoff-Ersparniß beruhen auf
                              									Erhöhung der Temperatur im Ofen selbst. Diese Erhöhung der Temperatur ist nicht bei
                              									allen metallurgischen und technischen Operationen wünschenswerth, sondern nur bei
                              									Schmelzprocessen schwer schmelzbarer Körper. Da aber gerade bei solchen die
                              									Oekonomie des Brennstoffes am meisten erforderlich ist, so haben die hier zu
                              									verwendenden Mittel den größeren Anspruch auf unsere Aufmerksamkeit.
                           Zu diesen Mitteln gehören nun noch:
                           
                              a) Vermehrung der
                                 										Brennstoff-Quantität, welche in der Zeit-Einheit zu consumiren
                                 										ist;
                              b) Erhöhung des Druckes unter dem die
                                 										Verbrennung stattfindet.
                              
                           Wir haben also als Mittel der Brennstoff-Ersparniß zu behandeln:
                           A. Ausdehnung der Ofenwand-Flächen;
                           B. Beschränkung der Strahlungs- und
                              									Leitungsfähigkeit derselben;
                           C. vollkommene Verbrennung;
                           D. Vorwärmung von Luft und Brennstoff;
                           E. Darstellung brennbarer Gase ohne Stickstoff;
                           F. größtmöglicher Brennstoff-Consum in der
                              									Zeit-Einheit;
                           G. Verbrennung unter höherem Drucke.
                           
                        
                           A. Ausdehnung der Ofenwand-Flächen.
                           Eine ausführliche Besprechung dieses Gegenstandes ist nicht nothwendig, da ich
                              									denselben schon zu wiederholten Malen in diesem Journal behandelt habe. Es genügt,
                              									zu berücksichtigen, daß in sehr vielen Fällen die Wärmemenge welche in den zu
                              									erwärmenden oder zu schmelzenden Körper übergeht, viel kleiner ist als diejenige
                              									welche selbst die absolut nothwendige Ofenwandfläche transmittirt. Darüber sind auch
                              									alle Praktiker einig, daß im Allgemeinen durch Vergrößerung der Oefen
                              									Brennstoff-Ersparniß erreicht wird, weil gerade dadurch das Verhältniß des
                              									Inhaltes der Oefen zu ihrer Oberfläche ein günstiges wird.
                           
                        
                           B. Beschränkung der Strahlungs- und Leitungsfähigkeit der
                                 									Ofenwände.
                           Ich habe mich auch über dieses Capitel schon oft, viel und weitläufig ausgelassen,
                              									kann aber nicht mehr auf die betreffenden Abhandlungen verweisen, nachdem in neuerer
                              									Zeit es gelungen ist von Hypothesen zu experimentell richtig gestellten Thatsachen
                              									fortzuschreiten.
                           Die bekannte Formel von Dulong = Smaφ (a
                              									t – 1) + Ln
                              									t
                              									h, welche die Gesetze ausdrückt, nach denen
                              									die Transmission an die äußere Luft stattfindet, konnte scheinbar richtige und
                              									wahrscheinliche Resultate geben, so lange die im Ofen herrschende Temperatur
                              									willkürlich angenommen wurde und angenommen werden mußte.
                           In Folge der Fortschritte der Pyrometrie aber konnten und durften eben solche
                              									willkürliche Annahmen nicht mehr gestattet werden. Nachdem es möglich gemacht war,
                              									solche Temperaturen wirklich wenigstens sehr annähernd zu messen, ergab sich daß die wirtliche
                              									Transmission der Ofenwände sich bis auf zwölfmal größer
                              									herausstellt als sie früher berechnet wurde.
                           Um jedoch dieses Resultat der Rechnung zu controlliren, stellte ich dann die in dem
                              									Artikel: „Ueber die Wärme-Transmission der Ofenwände,“
                              									in diesem Journal, Jahrgang 1866, Bd. CLXXXII, S.
                                 										101, beschriebenen Versuche an. Ich habe daselbst gezeigt, daß die Ursache
                              									der großen Differenz zwischen der theoretischen und der effectiven Transmission
                              									darauf beruht, daß bei den Dulong'schen Experimenten die
                              									Luft wohl circuliren, sich aber nicht erneuern konnte, während in der Praxis sehr
                              									bedeutende Luftmengen an den Ofenwänden emporsteigen und Wärmemengen entführen,
                              									welche die theoretische Transmission um ein Vielfaches übersteigen.
                           Diese Luftmenge und die mit ihr entführte Wärmemenge wird um so größer seyn als die
                              									Temperatur der Wandfläche höher ist und bei Abnahme dieser auch geringer werden.
                              									Unter dieser Voraussetzung, welche Pohl niemand bestreiten wird, muß es dann auch
                              									möglich seyn, mit Hülfe jener Experimente eine Regel zu finden, die uns gestattet
                              									sehr annähernd die Transmission a priori zu
                              									bestimmen.
                           Nehmen wir
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 309
                              
                           d.h. die Wärmemenge, welche in der Zeit-Einheit einer
                              									Stunde an die Flächen Einheit von 1 Quadratmeter ohne Lufterneuerung für 1°
                              									C. Temperaturdifferenz zwischen Wandfläche und äußerer Luft transmittirt wird, so
                              									können wir mit Hülfe einer Tabelle, wie ich solche in meinen „Documenten
                                 										betreffend den Hohofen“ S. 85 gegeben, durch Probiren leicht finden,
                              									welcher Werth von t einer beobachteten effectiven
                              									Transmission zukommt, da letztere = t . Q ist.
                           
                              
                                 Wir finden für die
                                    											effectivenTransmissionen
                                 
                                 I
                                 II
                                 III
                                 IV
                                 V
                                 VI
                                 
                              
                                 
                                 =
                                 3492
                                 3547
                                 8325
                                 36628
                                 32558
                                 36046
                                 
                              
                                 die Werthe t
                                 =
                                 228°
                                 289°
                                 344°
                                 546°
                                 530°
                                 544°
                                 
                              
                           Nun habe ich in einem Glasofen – dessen innere Temperatur ich mit dem
                              									Pyrometer genau bestimmt hatte, sowie dessen Ofenwand Dicken = e von mir gemessen und deren Leitungsfähigkeit = C durch die Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 309
                              
                           berechnet worden war –, die theoretische Transmission
                              										per 1 Quadratmeter und 1 Stunde = 3621 W. E.
                              									gefunden, welcher Transmission t = 235°
                              									entspricht. Die effective Transmission aber war, gefunden durch Differenzirung zwischen der
                              									bekannten Production und dem ebenfalls bekannten Nutzeffect, plus Evacuation, = 44073 W. E., welcher der Werth t = 557° entspricht. Der Quotient der Werthe t für die effective und theoretische Transmission = 557/235 = 2,37 gibt
                              									nun also ein Mittel um die theoretische Transmission auf die effective zu berechnen,
                              									indem wir den Werth t für erstere mit 2,37 multipliciren
                              									und dann das Product t . 2,37 mit dem dieser Zahl
                              									entsprechenden Werthe von Q.
                           Ebenso kann die theoretische Transmission aus der effectiven berechnet werden, indem
                              									wir den Werth von t für diese durch 2,37 dividiren.
                           Auf diese Weise bekommen wir:
                           
                              
                                 
                                 
                                    theoretische
                                       												Transmission
                                    
                                 
                                    effective
                                       												Transmission
                                    
                                 
                                    T t/c
                                    
                                 
                              
                                 für die
                                 
                                    t'
                                    
                                 t'Q = T₀
                                 
                                    t'
                                    
                                 t'Q = T₀
                                 T₀
                                 
                              
                                 Glasöfen
                                 241°
                                          3801
                                    											W. E.
                                 571°
                                 44167
                                 11,62
                                 
                              
                                       I
                                  96°
                                   891
                                 228°
                                  3419
                                 3,83
                                 
                              
                                      II
                                 122°
                                 1244
                                 289°
                                  5530
                                 4,44
                                 
                              
                                     III
                                 145°
                                 1604
                                 344°
                                  8349
                                 5,20
                                 
                              
                                     IV
                                 230°
                                 3476
                                 546°
                                 36704
                                 10,16
                                 
                              
                                      V
                                 223°
                                 3282
                                 530°
                                 32612
                                 9,92
                                 
                              
                                      V
                                 229°
                                 3400
                                 544°
                                 36165
                                 10,63
                                 
                              
                           Welchen großen Einfluß dabei der Factor e/C hat, ergibt sich aus folgender von Peclet entworfenen und berechneten Tabelle:
                           
                              
                                 
                                    Werthe
                                    
                                    von C
                                       											
                                    
                                 
                                    Werthe von
                                    e
                                    
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 Meter
                                 
                              
                                 
                                 0,01
                                 0,02
                                 0,03
                                 0,04
                                 0,05
                                 0,1
                                 0,15
                                 
                              
                                 
                                 Transmittirte
                                       												Wärmemengen.
                                 
                              
                                 0,04
                                   74,6
                                   50,2
                                   39,1
                                   32,3
                                   28,2
                                   18,7
                                   15,0
                                 
                              
                                 0,08
                                 109,2
                                   82,7
                                   67,8
                                   58,3
                                   51,8
                                   34,3
                                   29,4
                                 
                              
                                 0,16
                                 142,1
                                 122,1
                                 107,9
                                   97,3
                                   89,4
                                   63,4
                                   56,6
                                 
                              
                                 0,32
                                 167,3
                                 160,4
                                 153,1
                                 146,3
                                 140,2
                                 111,3
                                 103,2
                                 
                              
                                 0,64
                                 183,6
                                 190,2
                                 193,8
                                 195,2
                                 196,0
                                 178,6
                                 177,3
                                 
                              
                                 1,28
                                 193,3
                                 209,7
                                 223,4
                                 234,5
                                 244,6
                                 256,1
                                 276,7
                                 
                              
                                 2,56
                                 198,0
                                 221,0
                                 241,9
                                 260,8
                                 279,2
                                 327,0
                                 384,6
                                 
                              
                                 5,12
                                 200,7
                                 227,1
                                 252,3
                                 276,3
                                 300,4
                                 379,6
                                 477,6
                                 
                              
                           Man sieht daraus, daß die Verstärkung der Ofenwand sogar nachtheilig wird, sobald der
                              									Werth von C = 0,64 übersteigt.
                           Nun haben gute feuerfeste Steine, wie sie für hohe Temperaturen nothwendig sind, eine
                              									Leitungsfähigkeit C = 0,8 bis 0,9. Es würde daraus zu folgern seyn, daß die
                              									Wände so dünn als möglich gemacht werden sollten, wie dieß auch in der Praxis sehr
                              									häufig geschieht. Es hindert aber gar nichts, den Ofenwänden eine viel größere Dicke
                              									zu geben dadurch, daß man außerhalb der stark leitenden feuerfesten Steine einen
                              									Mantel von solchem Material anbringt, dessen Leitungsfähigkeit eine bedeutend
                              									geringere ist.
                           Hätten wir nun z.B. einen Ofenraum von 1 Kubikmeter, welcher mit 0,24 Met. dicker
                              									Wand von Steinen umgeben ist, deren Werth C = 0,85, so
                              									ist die Ofenwandfläche = 6 . 1,48² = 13,145 Quadratmeter und der Werth von
                              										e/C = 0,24/0,85 =
                              									0,2823.
                           Umgeben wir diesen Ofen mit einem Mantel von 0,3 Met. Dicke und der Leitungsfähigkeit
                              										C = 0,4, so ist die Ausdehnung der transmittirenden
                              									Fläche = 6 . 2,08² = 25,958 Quadratmeter und der Werth e/C = 0,3/0,4 + 0,24/0,85 = 1,0323.
                           Soll nun die innere Ofentemperatur = 1300° seyn, so ist der theoretische
                              									Werth
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 311
                              
                           Die effective Transmission wird dann:
                           249 . 2,37 = t = 600° und 128
                              									. 2,37 = t = 303°; und 600 . 94,7866 = 56,872 W.
                              									E. und 303 . 20,333 = 6161 W. E. per 1 Quadrtmet., für
                              									13,145 Quadrtmet. = 747570 W. E. und für 25,958 Quadrtmet. = 159930 W. E.
                           Diese Vermehrung der Wanddicke durch schlechter leitendes Material bewirkt also 4/5
                              									Ersparniß der Wärme, welche sonst durch Transmission der dünnen Wände verloren
                              									geht.
                           Zur Bestimmung der Werthe von Q ist die
                              									Strahlungsfähigkeit = S = 3,62 angenommen, welche
                              									diejenige von Steinen und Gußeisen ist, mit denen zuweilen die Oefen umgeben werden.
                              									Würde man aber den Ofen mit einem blanken Kupferbleche umgeben, so würde der Werth
                              									von S = 0,16 und daraus der Werth Q für 249° = 7,336 statt 16,2750, wodurch also abermals eine
                              									bedeutende Ersparniß erzielt werden könnte, wenn auch nicht eben so groß als es
                              									scheinen möchte, da die effective Transmission vermöge der Luftströmung mehr durch
                              									Ableitung wirkt als durch Strahlung.
                           
                        
                           
                           C.Vollkommene Verbrennung.
                           Unter vollkommener Verbrennung ist zu verstehen, daß sowohl aller brennbare
                              									Kohlenstoff und Wasserstoff, als die zugeführte Luft vollständig in neue
                              									Verbindungen und zwar in Kohlensäure und Wasser übergehen, ohne, daß ein Rückstand
                              									unzersetzter Stoffe übrig bleibt.
                           Um zu zeigen, von welchem Einflusse eine vollkommene Verbrennung ist, wollen wir der
                              									Einfachheit halber annehmen, der Brennstoff bestehe in reinem Kohlenstoffe und dabei
                              									wollen wir in Volumen rechnen.
                           1 Vol. Kohlenstoff verbrennt mit 2 Vol. Sauerstoff zu 2 Vol. Kohlensäure; dabei gehen
                              									mit Vol. 7,52 Stickstoff. – 1 Vol. C zu CO² verbrannt, producirt
                              									8581,7 W. E.
                           
                              
                                 Die specifische Wärme derVerbrennungsproducte ist
                                 
                                    
                                    
                                 2 CO²  . 0,42557 = 0,851147,52 N . 0,30661 =
                                    											2,30570
                                 
                                    
                                    
                                 3,15684.
                                 
                              
                           Angenommen, die Temperatur im Ofen solle 1300° seyn, so ist das pyrometrische
                              									Aequivalent = 8581,7 – 1300 . 3,15684 = 4477,8 W. E., welche dem Ofen
                              									verbleiben, während 4103,9 W. E. evacuirt werden.
                           Ist nun die Verbrennung unvollkommen, so daß 20 Proc. des Kohlenstoffes als
                              									Kohlenoxyd entweichen und 20 Proc. Luftüberschuß vorhanden, so sind die
                              									Verbrennungsproducte:
                           
                              
                                 0,800,206,791,36
                                 CCNLuft
                                 ====
                                 1,600,406,79
                                 CO²CON
                                 ...
                                 0,425570,310240,306610,30749
                                 ====
                                 0,680920,124102,081900,41819
                                 
                                    
                                    
                                 3,30511 specif. Wärme.
                                 
                              
                           Die erzeugte Wärmemenge ist:
                           
                              
                                 0,80,2
                                 ..
                                 8581,72574,5
                                 ==
                                 6865  514,9
                                 
                                    
                                    
                                 =
                                 7379,9 W. E.
                                 
                              
                           und das pyrometrische Aequivalent unter denselben
                              									Umständen:
                           7379 – 1300 . 3,30511 = 3083,3 W. E.; wir brauchen daher in diesem Falle
                              									4478/3083,3 = 1,452mal mehr Kohlenstoff als bei vollkommener Verbrennung, um
                              									denselben Zweck zu erreichen.
                           Feste Brennstoffe können auf Rosten nicht vollkommen verbrannt werden, da die Luft,
                              									indem sie die Brennstoffschicht durchstreicht, einen ungleichförmigen Widerstand und
                              									in derselben Ebene ungleiche Contactflächen findet, so daß über dem Brennstoffe
                              									gleichzeitig Luftüberschuh und brennbare Gase auftreten, welche dann nicht mehr
                              									hinlänglich sich mischen können um zu verbrennen. Gleichförmig große
                              									Brennstoffstücke, große Schichthöhe auf dem Roste und hinreichender Zug, um den
                              									Widerstand in der hohen Schicht zu überwinden, sind die geeignetsten Mittel um die
                              									Verbrennung wenigstens einigermaaßen der vollkommenen zu nähern.
                           
                           So zeigen nach Analysen von Ebelmen die
                              									Verbrennungsproducte eines Schweiß- und eines Puddelofens als mittlere
                              									Zusammensetzung in 100 Volumtheilen:
                           
                              
                                 CO²
                                 15,21
                                 und
                                 15,51
                                 
                              
                                 CO
                                 0,73
                                 
                                 2,68
                                 
                              
                                 H
                                 0,13
                                 
                                 0,79
                                 
                              
                                 O
                                 2,45
                                 
                                 1,23
                                 
                              
                                 N
                                 81,48
                                 
                                 79,79
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Bei schnell gehenden Locomotiven, welche einen sehr bedeutenden Zug im Kamine haben,
                              									soll nach Ebelmen die Verbrennung noch günstiger
                              									seyn.
                           Die Umwandlung der Brennstoffe in brennbare Gase und die Verbrennung derselben durch
                              									einen zweiten Luftstrom gestattet eher eine vollkommene Verbrennung zu erwirken,
                              									obgleich diese noch gar nicht allgemein erhalten wird.
                           Ehe wir aber auf die Verbrennung der brennbaren Gase eingehen, müssen wir uns über
                              									die Production und die Eigenschaften der Gase selbst auslassen.
                           In einer neulich erschienenen Schrift von F. Krans,
                              									Professor der Metallurgie in Louvain: „Etude sur le
                                    											four à gaz et à chaleur régénérée
                                    											de Mr.
                                 										Siemens (Bruxelles
                                 										1869)“ wird die Gasgenerator-Rostfläche zu 40 bis 45
                              									Quadratdecimeter per in 24 Stunden zu vergasende 1000
                              									Kil. Kohle angegeben, mit der Bemerkung, daß man diese Fläche doppelt so groß
                              									gemacht habe, aber nur zum Nachtheile eines guten Ganges der Oefen. Später gibt er
                              									dann bei der Beschreibung eines Regenerativ-Ofens in St. Gobin als vorhandene
                              									totale Rostfläche 3,24 Quadratmeter an, was bei einem Consum von 7000 Kil. in 24
                              									Stunden per 1000 Kil. = 42 Quadratdecimeter gäbe (die
                              									Rechnung ist jedoch irrig, es sind 0,463 Quadratmeter).
                           Nun wird aber in Spiegelfabriken das Feuer im Ofen höchstens 12 Stunden in voller
                              									Thätigkeit erhalten, und die anderen 12 Stunden findet fast gar kein Consum statt.
                              									In der Zeit-Einheit ist also der Consum nicht 7000/3,24, sondern wenigstens
                              									1200/3,24, was dann bloß 0,286 Quadratmeter Rostfläche gibt. Die eigene Regel ist
                              									also hier nicht im Entferntesten inne gehalten.
                           Kann nun aber eine solche Regel irgend eine Bedeutung haben?
                           Keineswegs, denn die Umwandlung des Kohlenstoffes in Brennstoffe hängt, wie ich durch
                              									eine Reihe von Experimenten gezeigt habe, ganz und gar von der Contactfläche ab, die ein Kubikmeter
                              									Luft in der Zeit-Einheit durchströmt. (Versuche über den Verbrennungsproceß
                              									etc., in diesem Journal, 1866, Bd. CLXXXI S. 1.) Es wird daher Alles auf die Größe
                              									und die Beschaffenheit der Brennstoffstücke, auf die Kraft des Zuges und auf die
                              									Höhe der Brennstoffschicht ankommen, und sich nur aus diesen Factoren eine
                              									allgemeine Regel herleiten lassen.
                           Derselbe Autor gibt an, daß die auf einem Generator-Rost liegende Kohle von
                              									oben gesehen kirschroth seyn müsse. Auch dieses ist eine Regel, welche aller
                              									Begründung entbehrt. Es ist nur zuzugeben, daß die oberste Brennstoffschicht nicht
                              									heißer seyn dürfe, aber eine andere Frage ist die, ob es nicht besser sey, wenn
                              									diese ganz dunkel ist? Kirschroth entspricht einer Temperatur von 800°. Bei
                              									500° habe ich bei meinen Experimenten noch Gase erhalten, welche 10 bis 11
                              									Proc. Kohlenoxyd enthielten, woraus hervorgeht, daß 800° noch eine viel zu
                              									hohe Temperatur ist, um sicher zu seyn daß die Gase nicht eine mehr oder minder
                              									große Quantität Kohlensäure enthalten.
                           Allerdings verlangt eine höhere Schicht auf dem Roste einen um so größeren Zug um den
                              									Widerstand zu überwinden, den dieselbe der zuströmenden Luft und den Oasen in
                              									größerem Maaße entgegensetzt; oder es ist dann eine viel größere Rostfläche
                              									erforderlich, um die Luft um so viel langsamer auf einem größeren Querschnitte
                              									durchzuführen, da mit der abnehmenden Geschwindigkeit auch der Widerstand zwischen
                              									den Brennstoffstücken abnimmt.
                           Auf pag. 40 berechnet dann Professor Krans die Zusammensetzung der Kohle, welche verwendet
                              									wurde, aus der Analyse der Gase die daraus erzeugt wurden. Dabei findet er einen
                              									Wasserstoff-Ueberschuß von 5,306 Gewichtsprocenten. Nun haben aber nur die
                              									fettesten englischen Kohlen einen so großen Ueberschuß an Wasserstoff; überdieß
                              									enthalten die verwendeten Kohlen 1/4 trockene, magere Kohlen. Es ist also in die
                              									Gase ein Ueberschuß von Wasserstoff gelangt, welcher in der Kohle nicht vorhanden
                              									seyn konnte. Ein solcher Ueberschuß an Wasserstoff in den Gasen kann aber nur aus
                              									der Zersetzung von Wasser herrühren. Welches sind nun die Zersetzungsproducte des
                              									Wassers? An einer Stelle sagt Prof. Krans, die Producte
                              									seyen Wasserstoff und Kohlenoxyd, später aber sieht er ein, daß er in der That
                              									Wasserstoff und Kohlensäure erhalten hat, was ihn jedoch nicht hindert zu behaupten,
                              									eine solche Zersetzung von Wasser sey vortheilhaft.
                           Die Generator-Gase von St. Gobin enthalten in 100 Volumtheilen:
                           
                           
                              
                                 24,24,28,22,261,2
                                 KohlenoxydKohlensäureWasserstoffSumpfgasStickstoff.
                                 
                                    
                                    
                                        34,6 brennbare
                                    											Gaseund 65,4 unbrennbare.
                                 
                              
                           4,2 Kohlensäure = 4,2 Sauerstoff + 2,1 Kohlenstoff.
                           4,2 Sauerstoff stammen aus 4,725 Wasser, welche geben 0,525
                              									Wasserstoff;
                           2,1 Kohlenstoff hätten geben sollen 4,2 Kohlenoxyd.
                           Ohne die Wasserzersetzung würden also diese Gase 4,2 Kohlenoxyd mehr enthalten, 2,1
                              									weniger Sauerstoff und 0,525 weniger Wasserstoff, und wir hätten:
                           
                              
                                 28,4  7,675  2,2
                                 KohlenoxydWasserstoffSumpfgas
                                 
                                    per
                                    
                                 100„„
                                 =
                                 31,08,42,4
                                 
                                    
                                    
                                 41,8 brennbare Gase,
                                 
                              
                                 53,281
                                 Stickstoff
                                 
                                 „
                                 
                                 58,2
                                 
                                 58,2 unbrennbare.
                                 
                              
                                 –––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 91,556
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Aus ersterem Gase werden durch Verbrennung gewonnen:
                           
                              
                                 24,2 .   3003,6  8,2 .  
                                    											3046,6  2,2 . 13945,3
                                 ===
                                 72687 W. E.24982 W. E.30679 W. E.
                                 
                                    
                                    
                                 128348 W. E.
                                 
                              
                           Aus letzterem Gase:
                           
                              
                                 31,0 .   3003,6  8,4 .  
                                    											3046,6  2,4 . 13945,6
                                 ===
                                 93111 W. E.25591 W. E.33468 W. E,
                                 
                                    
                                    
                                 152170 W. E.
                                 
                              
                           Ersteres Gas enthält 14,6 Vol. Kohlenstoff; letzteres 16,0. Diese Quantitäten
                              									repräsentiren die verbrannte Kohlenmenge, folglich ergeben sich im ersteren Falle
                              									128368/16,6 = 879 W. E., im letzteren 152170/16 = 951 W. E., woraus hervorgeht, daß
                              									die Zersetzung von Wasser nur schädlich wirkt, wenn sie CO² und H bildet.
                           Würde aber die Zersetzung von HO = H + CO geben, so würden dann 2,2 Vol. O von HO
                              									geliefert und wir hätten:
                           
                              
                                 28,4  CO,  7,675
                                    											H  2,2   CH²
                                 
                                    per
                                    
                                 100„„
                                 =
                                 34,4  9,3  2,6
                                 
                                    
                                    
                                 46,3 brennbare Gase,
                                 
                              
                                 44,362 N
                                 
                                 
                                 
                                 53,7
                                 
                                 53,7 unbrennbare.
                                 
                              
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                                 82,637
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 
                              
                           Die aus solchem Gase zu erhaltende Wärmemenge ist 167914 W. E.; dasselbe enthält 17,2
                              									Kohlenstoff, somit werden durch die verbrannte Kohlenmenge producirt 976 W. E.
                           Die erhältliche Wärmemenge aus der Gewichts-Einheit der Brennstoffe, bei
                              									Zersetzung des Wassers zu CO² + 2 H gegen CO + H, verhält sich aber wie 879 :
                              									976 = 1 : 1,1103, was eine Ersparniß von 11 Proc. ausmacht.
                           Da nun in einem Gas-Generator unter allen Umständen Wasser vorhanden ist
                              									welches sich zersetzt, indem es die glühende Kohlenschicht passirt, so ist dafür zu
                              									sorgen, daß diese Zersetzung wirklich in CO + H und nicht CO² + 2 H
                              									stattfinde. Letzteres wird aber unfehlbar geschehen, wenn man die Regel von Prof.
                              										Krans befolgt und den Brennstoff in seiner oberen
                              									Schicht kirschroth erhält, da bei dieser Temperatur Wasserdampf und Kohlenoxyd sich
                              									stets in CO² und 2 H umsetzen.
                           Es ist namentlich das hygrometrische Wasser im Brennstoffe, welches in diesem Falle
                              									so nachtheilig wirken kann. Dieß kann so weit gehen, daß die Gase sogar fast gleich
                              									viel CO² wie CO enthalten, wie z.B. in Munkfors in dem schwedischen Sägespäne
                              										Generator,Beschrieben im polytechn. Journal Bd.
                                       												CLXXXIII S. 368. wo diese Späne ganz naß aufgegeben werden.
                           Jene Gase haben in 100 Volumtheilen die Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Kohlensäure
                                 19,60
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 20,80
                                 
                              
                                 Wasserstoff
                                 0,87
                                 
                              
                                 Sumpfgas
                                 2,40
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 56,33
                                 
                              
                           Ob diese Analyse richtig sey, ist übrigens sehr zu bezweifeln, denn 19,6
                              									Vol.-Proc. CO² müßten 19,6 H geben, während nur 0,87 nachgewiesen
                              									sind.
                           Man nimmt zwar allgemein an, daß der Wasserstoff in den Gasen durch Verbrennung eine
                              									sehr große Wärmemenge ausgebe; die Richtigkeit dieser Annahme muß jedoch sehr
                              									bezweifelt werden, da bei den vielen Analysen welche Scheurer über Verbrennungsproducte gemacht (und im Bulletin de la Société industrielle de Mulhouse von 1868 und
                              									1869, t. XXXVIII p. 195,
                              									311, t. XXXIX p. 385
                              									veröffentlicht) hat, sich stets sehr große Mengen von Wasserstoff gezeigt haben;
                              									ebenso ist im Hohofen es eine erwiesene Thatsache, daß der Wasserstoff nicht auf das
                              									vorhandene Fe²O³ einwirkt. In beiden Fällen erklärt sich die Sache aus
                              									dem relativ kleinen Gehalte an H gegenüber dem CO.
                           Wenn aber auch dieß der Fall ist und H als inactiven betrachtet werden muß, so ist die
                              									Zersetzung von HO in CO und H dennoch vortheilhaft, weil 1 Vol. O nur 2 Vol. H in
                              									die Gase überführt, während ein Vol. O aus der Luft genommen 3,76 Vol. inactiven
                              									Stickstoff einführt.
                           Leider läßt sich diese Zersetzung von Wasser nur in beschränktem Maaße ausführen.
                           
                              
                                 1/2 Vol. C producirt zu CO² verbrannt
                                 4290,8 W. E.
                                 
                                 
                              
                                 1/2 Vol. C absorbirt zur Oxydation zu CO
                                 1287,2 W. E.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 disponible
                                 3003,6 W. E.
                                 
                                 
                              
                           Diese ertragen höchstens den Zusatz von 0,375 Vol.
                              									Wasserdampf, welcher producirt 0,375 Vol. H und 0,375 Vol. CO
                           
                              
                                 durch diesen Zusatz werden
                                    											absorbirt     
                                 1142,7 W. E.
                                 
                              
                                 es verbleiben
                                 2860,9 W. E.
                                 
                              
                           und die Producte sind:
                           
                              
                                 2,3750,1253,760
                                 COHN
                                 deren specifische Wärme =
                                 0,736820,115661,15285
                                 
                                    
                                    
                                 2,00533
                                 
                              
                           Somit werden diese Gase noch eine Temperatur von 2860,9/2,005 = 928° C. haben,
                              									welche nicht vermindert werden darf, wenn die Zersetzung ungehindert stattfinden
                              									soll. Es ist aber nicht der Mühe werth, eine besondere Einrichtung zu treffen, um so
                              									wenig Dampf zuströmen zu lassen.
                           Hat nun schon die Darstellung der Brenngase eine gewisse Wichtigkeit, so ist die
                              									vollkommene Verbrennung derselben noch unendlich wichtiger und von noch viel
                              									größerem Einflusse auf die Oekonomie.
                           Darin hat schon Fabre-Dufour 1837 Bedeutendes
                              									geleistet in Beziehung auf Anordnung und Princip, indem er durch Vertheilung der
                              									Luft in viele Düsen den heißen Wind in die Gase injicirte und der Verbrennung einen
                              									besondern Raum, einen verhältnißmäßig engen Canal anwies, von welchem aus erst die
                              									Verbrennungsproducte in den eigentlichen Ofen gelangten.
                           Verlangen schon feste Körper, welche sich mit einander chemisch verbinden sollen,
                              									innige Mischung und eine gewisse Zeit um die Verbindung vollständig zu machen, so
                              									ist dieß mit gasförmigen Körpern nicht weniger der Fall.
                           Werden brennbare Gase und Luft in Parallel-Strömen nebeneinander geführt, so
                              									ist die Erscheinung ganz dieselbe wie wenn ein trübes Waldwasser sich in einen
                              									klaren Fluß ergießt; das trübe und das klare Wasser fließen sichtbar neben einander
                              									und mischen sich nur nach und nach durch Veränderung der Richtung auf sehr weiter Strecke.
                              									Mischen wir aber das trübe und das helle Wasser in vertheilten Strömen, so wird
                              									diese Mischung viel schneller und viel vollständiger erfolgen. Noch mehr wird dieses
                              									der Fall seyn, wenn das eine Wasser mit größerer Geschwindigkeit strömt als das
                              									andere. Dieß ist es, was Fabre-Dufour gethan hat;
                              									aber die Gase mit denen er es zu thun hatte, waren eben Gichtgase, welche nicht nur
                              									arme brennbare Gase waren, sondern auch in ihrer Mischung stets wechselnde, so daß
                              									constant günstige Resultate nicht erhalten werden konnten.
                           Die vom Hohofen zugeführten Gichtgase können nicht mit der Temperatur zur Verbrennung
                              									gelangen, welche nöthig ist um die Temperatur zu erhalten, bei der die Verbrennung
                              									rasch vor sich geht; um diesem Uebelstande abzuhelfen, wurde die zugeblasene Luft
                              									vorgewärmt, dadurch erhielt sie das doppelte Volumen von demjenigen, welches sie in
                              									kaltem Zustande hatte, und die Geschwindigkeit derselben in den engen Düsen wurde
                              									verdoppelt, wodurch die einzelnen Molecüle der sich verbindenden Gase schneller und
                              									vollkommener mit einander in Berührung kommen.
                           Je enger der Canal ist, in welchem die Verbindung der gasförmigen Körper vor sich
                              									gehen soll, desto schneller wird diese stattfinden, weil die Molecüle dadurch
                              									einander nicht nur näher gebracht werden, sondern auch einem höheren Drucke
                              									ausgesetzt sind. Je schneller nun die Verbindung vor sich geht, desto kleiner kann
                              									und darf der Raum seyn, in welchem diese stattfindet, und dieß ist ein nicht
                              									unwichtiger Punkt, da auch dieser Verbrennungsraum durch seine Wandungen hindurch um
                              									so mehr Wärme verliert als er einen größeren Umfang hat.
                           Demnach könnte man allerdings zu dem Schlusse kommen, daß durch Verbrennung im Ofen
                              									selbst diese Transmission des Verbrennungsraumes gänzlich vermieden werden könnte.
                              									Wenn aber durch die Verbrennung im Ofen selbst nothwendig unvollkommene Verbrennung
                              									eintritt, so wird der Verlust durch diese bedeutend größer seyn als derjenige,
                              									welcher durch die Transmission des Verbrennungscanales hervorgebracht wird.
                           Das allererste Erforderniß einer vollkommenen Verbrennung ist aber, daß die
                              									brennbaren Gase und die zu ihrer Verbrennung nöthige Luft im richtigen
                              									stöchiometrischen Verhältnisse zusammengeführt werden.
                           Wie kann man nun erkennen, daß dieses Verhältniß inne gehalten ist?
                           Das einzige Mittel dieser Erkennung, das einzige Kriterium das es dafür gibt, ist
                              									eben die Trennung des Verbrennungsraumes vom Ofen.
                           Sobald die Verbrennung vollendet ist, sind die Verbrennungsproducte klar und
                              									durchsichtig wie die reinste Luft. Daraus erkennt man aber nur, daß alles Gas
                              									verbrannt ist, keineswegs jedoch, ob die Luft in richtiger Menge zugekommen ist; hat man
                              									aber die Mittel um die Luftmenge bei ihrem Eintritte genau zu reguliren, so ist es
                              									nicht mehr schwer durch Vermehrung oder Verminderung der Luftmenge denjenigen Punkt
                              									zu finden, wo eine noch weiter gehende Verminderung derselben trüb aussehende Gase
                              									in den Ofen bringt, wodurch die nicht genügende Menge an Luft angezeigt ist.
                           Wie alle physikalischen Erscheinungen, so hat auch die Verbrennung der Gase ihre
                              									bestimmten und präcisen Gesetze, welche, wenn richtig befolgt, nothwendig das
                              									richtige Resultat herbeiführen müssen.
                           Die Auffindung dieser Gesetze war Jahre lang mein eifriges Bestreben.
                           Folgendes sind die wesentlichen Bedingungen.
                           Die aus einer Düse ausgeblasene Luft verbreitet sich, nachdem sie die
                              									Düsen-Mündung passirt hat, in der Form eines Kegels, dessen Längenachse im
                              									Verhältniß zum Durchmesser der Basis um so größer ist als die Düsenmündung selbst
                              									einen kleineren Durchmesser hat. Begrenzen wir die Basis dieses Kegels durch einen
                              									Canal, dessen Durchmesser D, und ist der Durchmesser der
                              									Düse selbst = d, so ist die Achsenlänge des Kegels =
                              										(D – d) . 6,5 =
                              										L. Mit Hülfe dieser Werthe D,
                                 										d und L läßt sich also leicht die Oberfläche
                              									dieses Kegels berechnen: diese Oberfläche ist es, welche dem neben der Luftdüse
                              									eindringenden Gase eine Contactfläche bietet, an der die Verbrennung stattfindet.
                              									Durch das Experiment wurde nun bestimmt, daß 1 Quadratmeter solcher Contactfläche
                              									genügt um per Secunde 0,2 Kubikmeter gute brennbare Gase
                              									zu verbrennen, wenn der Luftkegel durch ein Gebläse gebildet wird; operirt man
                              									hingegen ohne Gebläse, so ist dem Gase die größere Geschwindigkeit zu geben und
                              									dieses hat dann die Form eines Kegels oder Keiles anzunehmen, und in diesem Falle
                              									genügt 1 Quadratmeter Contactfläche nur noch um per
                              									Secunde 0,2 Kubikmeter Gas zu verbrennen. Darnach lassen sich also die Dimensionen
                              									des oder der Verbrennungscanäle für ein gegebenes Quantum Gas bestimmen.
                           Allen diesen Gesetzen und Regeln entgegen sind nun die Siemens'schen Oefen construirt. Wenn Siemens
                              									auch in einzelnen Fällen Verbrennungscanäle angebracht hat, so verdienen dieselben
                              									diesen Namen nicht, insofern Gas und Luft parallel zu einander durchströmen, und
                              									wenn er mit oder ohne solche Canäle jemals schnelle und vollständige Verbrennung
                              									erreicht hat, so konnte diese nur dadurch stattfinden, daß ein bedeutender
                              									Luft-Ueberschuß eingeführt wurde.
                           Indessen will Siemens durchaus nicht die Verbrennung vor
                              									Eintritt der Gase in den Ofen vollendet haben, sondern er will absichtlich den
                              									Verbrennungsproceß auf die ganze Länge des Ofens vertheilen. Es ist vielleicht nicht zu
                              									bestreiten, daß an und für sich eine solche Vertheilung wünschenswerth seyn könnte,
                              									gewiß aber ist, daß unter solchen Umständen eine vollkommene
                                 										Verbrennung nie und nimmer erreicht wird.
                           Nachdem die Hälfte des Gases verbrannt ist, findet sich im Ofen ein Gemisch von CO,
                              									CO², N und O. Die Molecüle CO und O werden also nur schwer und langsam mit
                              									einander in Berührung kommen, und je größer die Verdünnung durch die wirklichen
                              									Verbrennungsproducte wird, um so schwerer wird diese stattfinden. Man könnte sagen,
                              									daß wenn auch die Verbrennung im Ofen keine vollständige sey, so müsse doch
                              									schließlich diese in den Regeneratoren stattfinden und die so entwickelte Wärme
                              									diesen zu gut kommen. Diesem steht aber die Erfahrung entgegen, daß brennbare Gase
                              									wie der Wasserstoff der Verbrennung selbst bei Luft Ueberschuß entgehen, wenn
                              									dieselben nur noch in verhältnißmäßig kleiner Menge vorhanden sind.
                           Darum ist eben eine differenzirte Geschwindigkeit zwischen Gas und Luft durchaus
                              									nothwendig, weil dann so zu sagen alle Molecüle des ersteren gezwungen sind mit der
                              									Luft in Berührung zu kommen.
                           
                        
                           D. Vorwärmung von Luft und Brennstoffen.
                           Bekanntlich wird diese Vorwärmung mit großer Wirkung in den Hohöfen zur
                              									Eisenproduction in größerem Maaßstabe ausgeführt, und dadurch nicht nur die
                              									Quantität der Wärme vermehrt, sondern auch die Intensität derselben erhöht. Diese
                              									Vorwärmung ist aber nur insofern ökonomisch, als die Wärme zur Lufterhitzung nichts
                              									kostet, indem man die Gichtgase des Ofens dazu benutzt; bei dieser Erhitzung wird
                              									nämlich wenigstens bis jetzt nur ein Fünftel der Wärme im Durchschnitt nutzbar
                              									gemacht.
                           Siemens glaubt nun durch seine Regeneratoren eine große
                              									Brennstoff-Ersparniß zu erreichen, indem er die aus dem Ofen evacuirte Wärme
                              									durch feuerfeste Steine theilweise absorbirt und die so aufgespeicherte Wärme durch
                              									die zu verbrennenden Gase und Luft wieder aufnehmen läßt. Daß dieses eine Illusion
                              									sey, habe ich schon öfter dargethan, und die neueren Versuche über die Transmission
                              									der Ofenwände haben diese Behauptung noch viel besser begründet.
                           Prof. Krans hat zwar nach seiner oben erwähnten Schrift
                              									gefunden, daß bei einem Schweißofen in Sougland auf 323610 W. E., welche der
                              									Brennstoff zu geben vermag, 82562 W. E. aus den Regeneratoren genommen werden. Dabei
                              									kann man ihm den Vorwurf nicht machen, daß er nicht hinlänglich hohe Temperatur für den Ofen und die
                              									Regeneratoren angenommen habe, denn er setzt die Schweißhitze des Eisens =
                              									1600° C.
                           Nach seiner Rechnung werden durch Transmission der Ofenwände
                           
                              
                                 
                                 134066 W. E.
                                 verbraucht
                                 
                              
                                 durch das Eisen aufgenommen
                                 34200 W. E.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 168266 W. E.
                                 
                                 
                              
                           
                              
                                 37,5 Kil. Steinkohle per Stunde
                                    											geben
                                 323610 W. E. 
                                 
                                    minus
                                    
                                 
                              
                                 für Gasbildung verwendet
                                 102594 W. E. 
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 bleiben
                                 221016 W. E.,
                                 plus aus Regeneratoren
                                 
                              
                                 
                                 82562 W. E.
                                 
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                                 
                              
                                 
                                 303578 W. E.
                                 Ziehen wir nun von diesen ab
                                 
                              
                                 
                                 168266 W. E.
                                 die im Ofen abgesetzt werden,
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 so gehen in die
                                 
                              
                                 Regeneratoren über
                                 135312 W. E.
                                 
                                 
                              
                           Nun berechnet er die Wärme-Capacität der aus 100 Kil. Steinkohlen gewonnenen
                              									Verbrennungsproducte (pag. 44) zu 339,845; das macht per 37,5 Kil., die per 1/2
                              									Stunde verbrannt werden, 127,422. Nun geben aber 135312/127,432 = 1062° und
                              									nicht 1600°, welche Temperatur offenbar weder im Ofen noch in den
                              									Regeneratoren existiren kann.
                           Prof. Krans hat die Transmission des Schweißofens selbst
                              									dadurch zu 134066 W. E. gefunden, daß er alle anderen Quellen des
                              									Wärme-Consums von der imaginären Wärmemenge abzieht, die durch den Brennstoff
                              									und die angenommene Leistung der Regeneratoren herauskommt.
                           Die Schweißofen-Wandfläche, welche Wärme transmittirt, ist
                              									mindestens 10,765 Quadratmeter, deren Dicke C = 0,3,
                              									daher
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 321
                              
                           (250 . 16,34 . 10,765)/2 = 21,987 W. E. per 1/2 Stunde; dieß wäre die theoretische
                              									Transmission;
                           die effective aber 250 . 2,37 . Q =
                              									592 . 97,999 = 52094 W. E. per 1 Quadratmeter und per Stunde;
                           folglich in 1/2 Stunde (10,765 . 52094)/2 = 280365 W. E.
                           Bei dem angegebenen Brennstoff-Consum konnte allerdings eine solche
                              									Transmission nicht stattfinden, aber auch im Ofen konnte die Temperatur nicht
                              									1600° seyn.
                           Eine Temperatur von 1200 bis 1250° genügt aber auch vollkommen um Eisen
                              									schnell zur Schweißhitze zu bringen, und wenn der Schweißofen in Sougland 1250° hat, so
                              									ist das ganz gewiß das Maximum was mit dem angegebenen Brennstoff-Consum
                              									geleistet werden kann.
                           Dann ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 322
                              
                           Woraus die effective Transmission = 516 . 37,196 =
                              									19193 W. E. per 1 Quadratmeter und per 1 Stunde;
                           für 1/2 Stunde (10,765 × 19193)/2 = 103305 W. E.
                              									Transmission des Ofens.
                           Der Nutzeffect ist (specif. Wärme des Eisens bei 1250° = 0,15985) = (0,15985 .
                              									1250 . 7000)/48 = 37465 W. E. per 1/2 Stunde.
                           Das calorische Aequivalent der als aschefrei angenommenen Kohle ist, nach der
                              									gegebenen Analyse berechnet, 8497 W. E.; die specifische Wärme der
                              									Verbrennungsproducte per 1 Kil. Kohle = 3,39845.
                           Daher ist das pyrometrische Aequivalent: 8497 – (1250 . 3,39845) = 4249 W. E.
                              									Dividiren wir nun dieses in die Wärmemenge welche im Ofen absorbirt wird = (103305 +
                              									37465)/4249 = 33,1, die Kil. das Gewicht des Brennstoffes angibt, der in der halben
                              									Stunde consumirt werden muß um diesen Effect zu erlangen.
                           Dieses Resultat ist 37,5 – 33,1 = 4,4 Kil. weniger als der effective
                              									Consum.
                           Dieß beweist aber noch keineswegs, daß diese 4,4 Kil. Brennstoff von den
                              									Regeneratoren geleistet sind.
                           Prof. Krans hat die Transmissionsflächen der Regeneratoren
                              									zu 7,5 Quadratmeter mit einer Temperatur von 1600° und 8,5 Quadratmeter mit
                              									innerer Temperatur von 850° berechnet. Aber über den Regeneratoren sind noch
                              									die Zu- und Abführungscanäle, deren Wandungen allerdings theilweise dicker
                              									als 0,3 Met. sind, von denen aber ein Theil ebenso viel transmittiren muß als die
                              									Ofenwände, so daß für diese wenigstens ebenso viel in Rechnung zu bringen ist als
                              									für den Ofen selbst, d.h. per halbe Stunde 103305 W.
                              									E.
                           Nehmen mir nun an, die obere Etage der Regeneratoren habe die
                              									Temperatur 1250°, die untere
                           (1250 + 200)/2 = 725°, so ist für die obere
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 322
                              
                           für die untere
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 322
                              
                           
                           Die effective Transmission ist also
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 323
                              
                           Die Gesammt-Transmission würde demnach seyn
                              									103305 + 74668 = 177973 W. E.
                           Aus dem Ofen werden aber nicht mehr als 37,5 . 4248 = 159,300 W. E. abgeführt, wenn
                              									wir annehmen daß der Brennstoff vollkommen ohne Abkühlung der Gase und ohne
                              									Vorwärmung der Luft verbrannt werde.
                           Diese größere Transmission beweist nicht, daß wir sie falsch berechnet haben, sondern
                              									nur, daß die Annahme falsch ist, daß 30/75 des Regenerator-Raumes die
                              									Temperatur des Ofens annehmen, was auch gar nicht wahrscheinlich ist, so wenig als
                              									es wahrscheinlich ist, daß der Schweißofen die Anfangstemperatur annehme welche
                              									durch die Verbrennung hervorgebracht wird.
                           Beurtheilt man die oben im Generator wahrscheinlich nach einer halben Stunde
                              									erreichte Temperatur nach dem was ein Calcinirofen leistet, der durch die abgehende
                              									Wärme eines Glasofens ähnlichen Consumes betrieben wird, so darf man diese kaum
                              									höher annehmen als 800°; und nehmen wir für die untere Etage 464° an,
                              									so wird die Transmission im Regenerator selbst 23946 + 12828 + 50000 (für
                              									Canäle)
                           
                              
                                 
                                 =
                                 86774
                                 W. E.;
                                 
                              
                                 dazu kommen 4,4 Kil. Brennstoff, welcher erst
                                    											im     Regenerator verbrannt wird
                                 
                                 37379
                                  „   „
                                 
                              
                                 und nehmen wir an, die Regeneratoren restituiren
                                    											dem     Brenngase die ursprüngliche
                                    											Temperatur, welche man     in erster
                                    											Instanz verloren geben mußte, mit
                                 
                                 102,594
                                  „   „
                                 
                              
                                 so bleibt für die Evacuation durch den Kamin nicht
                                    											nur     nichts, sondern es müßten
                                    											noch
                                 
                                 67,447
                                  „   „
                                 
                              
                           hinzugefügt werden, um nur dem Brenngase seine ursprüngliche
                              									Temperatur zu restituiren.
                           Um daher Soll und Haben in's Gleichgewicht zu bringen, mühten wir die Capacität des
                              									Regenerators noch bedeutend kleiner annehmen, oder von vornherein die Ofentemperatur
                              									noch niedriger setzen als 1250°, was keineswegs der Wahrscheinlichkeit
                              									entbehren würde.
                           Wenn nun auch nicht an der Angabe gezweifelt werden soll, daß der frühere Schweißofen
                              									in Sougland 9000 Kil. Eisen mit 3400 Kil. Steinkohlen durchgebracht habe, während
                              									der Regenerativ-Ofen nun zu derselben Arbeit 2000 Kil. Steinkohlen verwende,
                              									so wird wohl die Ursache einer solchen Ersparniß auf etwas Anderem beruhen als auf
                              									dem Regenerativ-System.
                           
                           Die geringere Production des früheren Ofens kann aber auf zwei anderen Ursachen
                              									beruhen als einer unvollkommenen Verbrennung, nämlich auf kleineren Dimensionen des
                              									Ofens oder und auch gleichzeitig auf dem geringeren Consum an Brennstoff in der
                              									Zeit-Einheit.
                           Der Siemens'sche Ofen in Sougland mißt
                              									2,4 Met. per 1,45 Met. auf der Sohle und die Chargen
                              									sind 650 Kil. Eisen; ist nun der Ofen um so viel kleiner daß er nur noch halb so viel Eisen = 325 Kil. aufnimmt, so wird die Sohle
                              									nur noch 1,74 Met. per 1 Met. haben und die
                              									Transmissionsfläche der Ofenwände wird dann 8,79 Quadratmeter statt 10,765. Daher
                              									wird bei gleicher Temperatur die Transmission
                           
                              
                                 im großen Ofen wie oben
                                 (10,765 × 19193)/2
                                 =
                                 103305
                                 W. E.
                                 betragen;
                                 
                              
                                 im kleinen Ofen
                                     (8,79 × 19193)/2
                                 =
                                   84353
                                 W. E.
                                 
                                 
                              
                           Der Nutzeffect im großen Ofen ist = 37465 W. E.;
                           der Nutzeffect im kleinen die Hälfte = 18732 W. E.
                           Im großen Ofen werden in 30 Minuten verwendet 37465 +
                              									103305 = 140770 W. E.
                           Im kleinen Ofen werden in 30 Minuten verwendet 18732 +
                              									84353 = 103085 W. E.
                           Dividiren wir diesen Wärme-Consum durch das pyrometrische
                              									Aequivalent, so ist der Brennstoff-Consum in derselben Zeit = 33,1 und 24,3
                              									Kil.
                           
                              
                                 1 Kil. Eisen
                                 =
                                 140770/650
                                 =
                                 216,6
                                 W. E. im großen Ofen
                                 
                              
                                 
                                 
                                 103085/325
                                 =
                                 317,2
                                 W. E. im kleinen Ofen,
                                 
                              
                           was zu Gunsten des großen Ofens eine Ersparniß von 31,7
                              									Proc. ausmacht.
                           Wenn vielleicht auch die Reduction der Ofendimensionen auf die Hälfte etwas übertrieben erscheinen mag, so dient
                              									das angeführte Beispiel nichtsdestoweniger um zu zeigen wie groß der Einfluß der
                              									Größe der Oefen ist.
                           In dem eben angeführten Beispiele ist angenommen, daß die Temperatur im großen wie im
                              									kleinen Ofen dieselbe seyn und daß dabei das eingelegte Eisen in beiden Fällen
                              									gleich schnell warm werde.
                           Sollte nun aber der alte Ofen dieselben Dimensionen gehabt haben wie der von Siemens gebaute, hingegen der Zug im Kamine nicht
                              									ausgereicht haben, um in 30 Minuten 33,1 Kil. Kohle zu consumiren, so muß nothwendig
                              									die Ofentemperatur dadurch eine niedrigere geworden seyn.
                           Es genügt ein sehr kleiner Minder-Consum um die Temperatur herabzudrücken;
                              									statt 33,1 Kil. z.B. 32,1 Kil. gibt das Aequivalent 8497 – 140770/32,1 = 4112
                              									W. E. und die Temperatur 4112/3,398 = 1210° statt 1250°. Allerdings
                              									wird die Verminderung der Temperatur um 40° auch die Transmission etwas
                              									vermindern, so daß, wenn wir diesem Umstande Rechnung tragen wollten, der Minder-Consum
                              									sich vielleicht auf 1,5 bis 2 Kil. erhöhen würde.
                           Bei der angenommenen Ofentemperatur von 1250° dauern die Chargen 24/14 = 1,71
                              									Stunden.
                           Da nun die Temperatur welche das Eisen annehmen muß, jedenfalls kaum niedriger als
                              									1210° wird seyn dürfen, so werden die Chargen statt 1,71 Stunden wohl
                              									anderthalbmal so lange dauern = 2,56 Stunden.
                           Bei der höheren Temperatur ist also der Kohlen-Consum per Charge = 1,71 . 66,2 = 113,2 Kil., bei 1210° aber 2,56 . 62,2 =
                              									159,2 Kil., somit hat der um 2 Kil. per 30 Minuten
                              									erhöhte Consum eine Ersparniß von 29 Proc. bewirkt.
                           Es könnte scheinen als ob auch in diesem Beispiele die Zeit der Charge für die
                              									niedrigere Temperatur übertrieben wäre; die Rechnung zeigt aber im Gegentheil, daß
                              									diese Annahme noch zu niedrig ist, und daß daher der Minder-Consum von 4 Kil.
                              									Kohle per Stunde noch eine größere Verschwendung des
                              									Brennstoffes veranlaßt als 29 Proc.
                           Ist C die Leitungsfähigkeit des Eisens für die Wärme =
                              									16,8,
                           S die specifische Wärme desselben bei 1250° =
                              									0,15985,
                           d dessen Dichte = 7,788,
                           so ist K = C/(S . d) =
                              									16,8/(0,15985 . 7,788) = 1,3495.
                           Nun ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 325
                              
                           e = die Dicke der Schicht des Materiales durch welche
                              									die Wärme eindringen muß, die wir = 0,05 Met. setzen,
                           Z = die Zeit während welcher die Wärme einwirkt, die
                              									also zu 1,71 und 2,56 Stunden angenommen wird.
                           Setzen wir diese Werthe in der Formel ein, so erhalten wir (1 – A) = 0,994 und 0,995.
                           Ist die einwirkende Temperatur = t, so ist die Temperatur
                              									des wärmeaufnehmenden Körpers nach der Zeit Z = t' = t (1 – A).
                           Wir haben also bei t = 1250° nach 1,71 Stunden das
                              									Eisen auf 1242° gebracht und bei t = 1210°
                              									nach 2,56 Stunden auf nur 1204°.
                           Aus Allem diesem geht hervor, daß die Vorwärmung von Luft und Brennstoff bei dem Siemens'schen Regenerativ-System eine
                              									Brennstoff-Ersparniß nicht zu erreichen vermag, weil die durch die
                              									Regeneratoren restituirte Wärme nicht mehr beträgt als diejenige welche den
                              									Brenngasen ursprünglich entzogen werden mußte, um dieselben durch die Regeneratoren
                              										durchzuführen.
                              									Ferner machen die Regeneratoren es unmöglich die Gesetze zu befolgen und das
                              									Kriterium anzuwenden, welche eine vollkommene Verbrennung
                              									gestatten.
                           Wenn daher bei einer Anzahl Siemens'scher Constructionen
                              									bedeutende Brennstoff-Ersparnisse nachgewiesen werden, so sind dieselben
                              									nicht dem Regenerativ-System zuzuschreiben, sondern theilweise der
                              									Vergrößerung der Oefen und in noch höherem Maaße dem in der Zeit-Einheit
                              									vermehrten Consum an Brennstoff.
                           
                        
                           E. Darstellung brennbarer Gase ohne Stickstoff.
                           Weit zweckmäßiger könnte die aus den zu metallurgischen und technischen Zwecken
                              									dienenden Oefen abgeführte Wärme benutzt werden um brennbare Gase darzustellen
                              									welche nicht mit Stickstoff vermischt sind.
                           1 Vol. C zu CO² verbrannt, gibt, indem es 2 Vol. O aufnimmt, 8574,5 W. E.
                           Findet die Verbrennung in atmosphärischer Luft statt, so sind die
                              									Verbrennungsproducte:
                           
                              
                                 Vol. 2 CO² und deren specifische WärmeVol. 7,52 N und dessen
                                    											specif. Wärme
                                 ==
                                 2 . 0,425577,52 .
                                    											0,30661
                                 ==
                                 0,851142,30570
                                 
                                    
                                    
                                 3,15684.
                                 
                              
                           Verbrennen wir hingegen 2 Vol. CO, die ebenfalls 1 Vol. C enthalten, so nehmen diese
                              									1 Vol. O auf und die im Ganzen entwickelte Wärme ist ebenfalls 8574,5 W. E., aber
                              									die Verbrennungsproducte werden:
                           
                              
                                 Vol. 2 CO² und deren specif. WärmeVol. 3,76 N und dessen
                                    											specif. Wärme
                                 ==
                                 2 . 0,425573,76 .
                                    											0,30661
                                 ==
                                 0,851141,15285
                                 
                                    
                                    
                                 2,00399.
                                 
                              
                           Soll nun der Ofen 1250° Temperatur haben, so ist im einen Falle das
                              									pyrometrische Aequivalent
                           = 8574,5 – 3,15684 . 1250 = 4628,5 W. E., im anderen
                              									Falle
                           = 8574,5 – 2,00399 . 1250 = 6069,5 W. E.,
                           und wir brauchen im letzteren Falle nur 4628,5/6069,5 = 0,7620
                              									so viel Kohlenstoff als im ersteren, was also eine Ersparniß von 23,74 Proc.
                              									ausmacht.
                           Da aber das Volumen der Verbrennungsproducte ohne Elimination des Stickstoffes 9,52
                              									ist, wogegen dasselbe durch diese Elimination 5,76 wird, so können wir bei denselben
                              									dynamischen Mitteln 9,52/5,76 = 1,65mal so viel Kohlenstoff zur Verbrennung bringen
                              									und daher im Ofen viel höhere Temperaturen hervorbringen, wodurch, wie wir oben
                              									gezeigt haben, abermals Ersparniß an Brennstoff stattfindet. Besonders hat eine
                              									solche Temperatur-Erhöhung großen Werth, wenn schwer schmelzbare Substanzen
                              									verflüssigt werden sollen, wie z.B. Schmiedeeisen zur Darstellung von Stahl.
                           Ein Ofen wie der Schweißofen von Sougland würde 3758 Kil. geschmolzenen Stahl
                              									enthalten können.
                           Die Transmission derselben Ofenwände würde bei 1550°
                              									Ofentemperatur betragen 213120 W. E. per Stunde.
                           Bei dieser Temperatur und dem Schmelzpunkte 1375° (Becquerel) würde bei 4 1/2 Stunden Schmelzzeit der
                              									stündliche Wärmeaufwand seyn:
                           
                              
                                 latente Wärme
                                 3758 . 1375 . 0,16485 =
                                    											851810          3758
                                    											. 100 =       375800
                                 
                                    
                                    
                                 1227610/4,5 = 272802 W. E.
                                 
                              
                           Also die im Ofen verwendete Wärmemenge = 213120 + 272802 = 485922
                              									W. E. per Stunde.
                           Die pyrometrischen Aequivalente sind:
                           ohne Elimination = 8574,5 – 1550 . 3,15684 = 3681,5
                              									W. E.
                           mit Elimination = 8574,5 – 1550 . 2,08399 = 5468,3 W.
                              									E.
                           
                              
                                 Daher der Kohlenstoff-Consum
                                 485922/3681,5 = Vol. 132 Kohlendampf
                                 
                              
                                 
                                 485922/5468,3 = Vol.   89 Kohlendampf.
                                 
                              
                           Die Verbrennungsproducte aus
                           132 Vol. = 132 . 9,52 = 1256,64 bei 0° und bei 1550°
                              									= 8395,2 Vol.
                             89 Vol. =   89 . 5,76 =
                              									  412,64 bei 0° und bei 1550° = 2756,8 Vol.
                           Es ist nun leicht einzusehen, daß die nöthigen dynamischen Mittel sehr bedeutend (und
                              									nicht ohne Kostenaufwand) zu vermehren wären, um im ersten Falle ein mehr als
                              									dreimal größeres Volumen von Verbrennungsproducten durch den Ofen zu führen. Stehen
                              									diese Mittel nicht zur Verfügung oder stehen andere Hindernisse entgegen, so würde
                              									der Consum ohne Elimination bedeutend reducirt werden müssen, und zwar, da 9,52 Vol.
                              									bei 1550° = 61,60 Vol. geben, auf 2756,8/61,6 = 45 Vol. Kohlenstoff, wodurch
                              									dann die Wärmeproduction nur noch 385852 W. E. seyn und die Temperatur des Ofens
                              									sehr bedeutend vermindert würde, so daß die Schmelzzeit und mit ihr der
                              									Gesammt-Consum äußerst ungünstig würden.
                           Es ist also die Elimination des Stickstoffes nicht bloß ökonomisch durch die hohe
                              									Temperatur, welche dadurch erreicht wird, sondern auch durch die gegebene
                              									Möglichkeit den Consum in der Zeit-Einheit unendlich viel größer zu
                              									machen.
                           Wenn auf diese Weise die Intensität der Ofentemperatur auf ihr Maximum und die
                              									Schmelzzeit auf ihr Minimum gebracht, und damit die höchst mögliche Ersparniß
                              									erreicht werden kann, so ist nun nur noch die Frage zu beantworten, ob die Darstellung des
                              									stickstofffreien Brenngases nicht mit Kosten verknüpft sey, welche diese sonst
                              									mögliche Oekonomie beeinträchtigen?
                           Um reines Kohlenoxyd darzustellen, gibt es wohl kein anderes im Großen anwendbares
                              									Mittel, als Kohlensäure über glühend erhaltenem Kohlenstoff zu reduciren; die
                              									Kohlensäure kann entweder durch Calcination von kohlensaurem Kalk oder durch
                              									Verbrennung von Kohle mit Kupferoxyd erhalten werden.
                           Im ersteren Falle gewinnt man gebrannten Kalk, der wohl überall Verwerthung findet,
                              									daher die Gewinnung von CO kaum mit Kosten begleitet ist. Soll Kohle durch
                              									Kupferoxyd verbrannt werden, so kann letzteres sehr leicht immer wieder als Oxyd
                              									dargestellt werden, hingegen ist allerdings die so zu verbrennende Kohle zu
                              									pulverisiren.
                           Um 89 Vol. Kohlenstoff = 83 Kil. in CO überzuführen, ist die Hälfte = 41,5 Kil. als
                              									Kohlensäure zu gewinnen. Dazu würden stündlich 379 Kil. kohlensaurer Kalk
                              									erforderlich seyn. 1300 Kil. kohlensaurer Kalk nehmen das Volumen von 1 Kubikmeter
                              									ein, somit 379 Kil. = 0,292 Kubikmeter. Wird die Calcination bei 1000°
                              									Temperatur vorgenommen, so muß man auf die Dauer von zwei Stunden rechnen, daher das
                              									Volumen, welches der kohlensaure Kalk im Calcinirofen einnimmt, 0,584 Kubikmeter
                              									ausmacht.
                           Die zur Reduction der Kohlensäure nothwendige Kohle würde in der That ein viel
                              									kleineres Volumen einnehmen; damit aber nicht zu oft nachgefüllt werden muß, nehmen
                              									wir das gleiche Volumen und haben dann 1,168 Kubikmeter für das Material.
                           Das Doppelte dieses Volumens gibt uns dann den Ofenraum = 2,336 Kub. Meter mit
                              									∛2,336 = 1,327 Met. Seite. Einen solchen Ofen können wir sehr wohl mit sehr
                              									dicken und schlecht leitenden Wänden umgeben, da im Inneren keinerlei Arbeit zu
                              									verrichten ist. Machen wir diese Wände 0,4 Met. dick, so wird eine Seite des Ofens
                              									(1,327 + 0,4 + 0,4)² = 4,524 Quadratmeter Fläche bieten und 4 solcher =
                              									18,096 Quadratmeter, die als transmittirende Flächen in Rechnung zu ziehen sind.
                           Die Temperatur der Ofenwandfläche ist dann bei 1000°
                              									innerer Temperatur =
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 328
                              
                           und die effective Transmission 103 . 2,57 . Q = 244 . 15,958 = 3894 W. E. per 1 Quadratmeter und per Stunde,
                           und die totale Transmission = 18,096 Quadratmeter
                              									× 3894 = 70466 W. E.
                           
                           
                              
                                 379 Kil. kohlensauren Kalk von 0° auf
                                    											1000° zu erwärmen erfordert
                                 
                              
                                 
                                 1000 . 0,675083 =
                                 675,023
                                 W. E.
                                 
                              
                                 Verbindungs-Wärme 379 . 110
                                 
                                   41,690
                                 W. E.
                                 
                              
                                 41,5 Kil. Kohle zu erwärmen von 0° auf
                                    											1000°
                                 1000 .  0,24688  =
                                 246,88
                                 W. E.
                                 
                              
                                 Zur Reduction der Kohlensäure aus 44,5 Vol. C sind erforderlich
                                 
                              
                                 
                                  44,5 . 2574 =
                                 114565,25
                                 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                       somit
                                    											bedürfen wir zur chemischen Reaction
                                 
                                 157177
                                 W. E.
                                 
                              
                                       plus für Transmission des Ofens
                                 
                                   70466
                                 W. E.
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––––––––––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 im Ganzen
                                 227643
                                 W. E.
                                 
                              
                           Das pyrometrische Aequivalent von Steinkohle, wie solche für den Schweißofen
                              									angenommen wurde, ist bei 1000° Ofentemperatur = 8497 – 1000 . 3,39845
                              									= 5099 W. E.
                           Somit würde die Darstellung von 89 Vol. C zu CO erfordern 227643/5099 = 44,6 Kil.
                              									Steinkohle.
                           Dieser Aufwand würde den absoluten Kohlen-Consum auf 89 + 44,6/1,02727 = 132,4
                              									Vol. C bringen, was für 4 1/2 Stunden Schmelzzeit 594,8 Kil. ausmacht, per 1 Kil. Stahl 594,8/375,8 = 0,16 Vol. C, was
                              									unendlich wenig ist.
                           Wollen wir aber die aus dem Schmelzofen evacuirten Verbrennungsproducte, welche noch
                              									278492 W. E. enthalten, benutzen, so geben diese noch 550 . 2,004 . 89 = 98078 W. E.
                              									benutzbare Wärme und der Rest wird geliefert durch (227643 – 98078)/5099 =
                              									25,4 Kil. Steinkohle, so daß der Consum per 1 Kil. Stahl
                              									sich auf (89 + 24,1) 4,5/3758 = 0,136 Vol. Kohlenstoff reducirt.
                           Somit wird in diesem Falle die Benutzung der aus dem Ofen evacuirten Wärme 15 Proc.
                              									vom Gesammt-Wärmeaufwand ausmachen.
                           
                        
                           F. Größtmöglicher Brennstoff-Consum in der Zeit-Einheit.
                           Im Vorhergehenden hatten wir schon mehrmals Gelegenheit auf den ungeheuren Einfluß
                              									aufmerksam zu machen, welchen der Consum in der Zeit-Einheit auf die
                              									Ersparniß des Brennstoffes hat. Es ist dieß auch eine natürliche Consequenz des von
                              									Alters her bekannten Principes: „daß die Wärme um so schneller in einen
                                 										kälteren Körper eindringt, als die Differenz der Temperatur zwischen dem Wärme
                                 										aufnehmenden und dem Wärme abgebenden Körper größer ist.“
                              								
                           
                           Dennoch scheint dieses Princip von Gelehrten und Praktikern ignorirt zu werden.
                              									– Ich hatte vor einigen Jahren einen bedeutenden Proceß mit einer Glasfabrik.
                              									Das Gericht bestellte officielle Experten, zwei Glasfabrikanten und einen Professor
                              									einer polytechnischen Schule. Diese behaupteten, daß ein Mehr-Consum an
                              									Brennstoff in der Zeit-Einheit eine Verschwendung desselben herbeiführen
                              									müsse, und auf dieser Behauptung beruhten hauptsächlich die Entscheidungsgründe des
                              									Gerichtes zu meinen Ungunsten. In zweiter Instanz wurde mein Begehren einer
                              									competenteren Expertise abgewiesen; der dritten Instanz legte ich eine große Zahl
                              									von Unterschriften vor, welche die Unrichtigkeit der Behauptung der Experten
                              									bezeugten, aber auch diese Zeugnisse wurden verworfen, da doch ein Professor einer
                              									Staatsanstalt wissen müsse wie sich die Sache verhalte.
                           Wir haben gezeigt, daß im Schweißofen das Eisen bei der Ofentemperatur 1250°
                              									wenigstens 1 1/2mal früher gar wird als wenn diese Temperatur nur 1210° ist,
                              									und daß der Unterschied des Consums für diese zwei Temperaturen kaum 4 Kil.
                              									Steinkohle beträgt.
                           Als Resultat meiner Berechnung der Stahlschmelzöfen haben wir gefunden, daß 1 Kil.
                              									Stahl mit 0,16 Kohlenstoff geschmolzen werden kann, wenn die Ofentemperatur
                              									1550° ist, während bei 1400° dieser Consum 1,5 ist. (Man s. meine
                              									Abhandlung „über den Stahlschmelzofen für das Martin'sche Verfahren“ in diesem Journal, 1868, Bd. CXC S.
                              									455.)
                           Noch anschaulicher wird dieß, wenn wir einen Körper zum Schmelzen wählen, dessen
                              									Leitungsfähigkeit für die Wärme bedeutend kleiner ist als die von Eisen und
                              									Stahl.
                           Ein solcher Körper ist z.B. die Masse aus welcher Glas gemacht wird; die
                              									Leitungsfähigkeit einer solchen Masse ist = 0,227, aber der Schmelzpunkt dieser
                              									Masse ist höchstens 1000°, daher selbst bei den niedrigsten
                              									Glasofen-Temperaturen diese Verflüssigung immer noch Verhältnis mäßig leicht
                              									vor sich geht. Das fertig gebildete Glas muß aber, um sich läutern zu können, auf
                              									wenigstens 1200° gebracht werden. Die Leitungsfähigkeit des bereits
                              									gebildeten Glases ist = C = 0,75, daher der Werth K = 1,295. Setzen wir diesen letzteren Werth in die oben
                              									gegebene Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 330
                              
                           ein, so erhalten wir für Z = 1/4,
                              									1/2, 3/4, 1, 1 1/2, 2, 2 1/2, 3, 3 1/2, 4, 4 1/2, 5, 5 1/2 und 6 Stunden (1 –
                              										A) = 0,70261; 0,79976; 0,83050; 0,85287; 0,87919;
                              									0,89513; 0,90615; 0,91429; 0,91817; 0,925742; 0,929975; 0,933513; 0,936646;
                              									0,939339. Hat nun das Glas bereits die Temperatur = 1000° und die
                              									Ofentemperatur sey 200, 210, 230, 240, 250, 260, 270, 280, 290 und 300°
                              									höher, so wird bei den folgenden Ofentemperaturen die Temperaturzunahme des Glases
                              									nach Z Stunden seyn:
                           
                              
                                 Ofen-Temperatur
                                 Z = 1/4Stunde
                                 1/2St.
                                 3/4St.
                                 1St.
                                 1,5St.
                                 2St.
                                 2,5St.
                                 3St.
                                 3,5St.
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                                 5St.
                                 5,5St.
                                 6St.
                                 
                              
                                 1200°
                                 140°
                                 160
                                 166
                                 170
                                 176
                                 179
                                 181
                                 183
                                 184
                                 185
                                 186
                                 187
                                 187
                                 188
                                 
                              
                                 1210
                                 147
                                 168
                                 174
                                 179
                                 184
                                 188
                                 190
                                 192
                                 193
                                 194
                                 195
                                 196
                                 197
                                 197
                                 
                              
                                 1220
                                 154
                                 176
                                 183
                                 187
                                 193
                                 197
                                 199
                                 201
                                 202
                                 203
                                 204
                                 205
                                 206
                                 206
                                 
                              
                                 1230
                                 161
                                 184
                                 191
                                 196
                                 202
                                 206
                                 208
                                 210
                                 211
                                 213
                                 214
                                 215
                                 215
                                 216
                                 
                              
                                 1240
                                 168
                                 192
                                 199
                                 204
                                 211
                                 215
                                 217
                                 219
                                 220
                                 222
                                 223
                                 224
                                 225
                                 225
                                 
                              
                                 1250
                                 175
                                 200
                                 207
                                 213
                                 220
                                 224
                                 226
                                 228
                                 229
                                 231
                                 232
                                 233
                                 234
                                 235
                                 
                              
                                 1260
                                 182
                                 208
                                 216
                                 221
                                 228
                                 233
                                 235
                                 237
                                 238
                                 240
                                 242
                                 243
                                 243
                                 244
                                 
                              
                                 1270
                                 189
                                 216
                                 224
                                 230
                                 237
                                 241
                                 244
                                 247
                                 248
                                 250
                                 251
                                 252
                                 253
                                 253
                                 
                              
                                 1280
                                 196
                                 244
                                 232
                                 239
                                 246
                                 250
                                 253
                                 256
                                 257
                                 259
                                 260
                                 261
                                 262
                                 263
                                 
                              
                                 1290
                                 204
                                 233
                                 240
                                 247
                                 255
                                 259
                                 263
                                 265
                                 266
                                 268
                                 269
                                 270
                                 271
                                 272
                                 
                              
                                 1300
                                 211
                                 240
                                 249
                                 256
                                 263
                                 269
                                 272
                                 274
                                 275
                                 277
                                 279
                                 280
                                 281
                                 282
                                 
                              
                           Nehmen wir an, das Glas brauche zu seiner Läuterung 1224°, so würde dieser
                              									Punkt erreicht werden bei der Ofentemperatur
                           
                              
                                 1280°
                                 nach
                                 0,5
                                 Stunden.
                                 
                              
                                 1270°
                                 nach
                                 0,75
                                 „
                                 
                              
                                 1250°
                                 nach
                                 2
                                 „
                                 
                              
                                 1240°
                                 nach
                                 5
                                 „
                                 
                              
                           Der Ofen enthalte 900 Kil. Glas, dann ist die Wärme-Absorption in allen
                              									Fällen
                           224 . 9000 . 0,29 = 58464 W. E.
                           Die transmittirenden Flächen des Ofens betragen 6 Quadratmeter mit dem mittleren
                              									Werthe e/C = 0,5.
                           Die Temperaturen dieser Flächen sind für T
                              								
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 331
                              
                           daraus die effective Transmission t .
                              									2,37 . Q
                              								
                           = 18133 W. E. 17485 W. E. 16984 W. E. 16616 W. E. per 1 Quadratmeter;
                           
                              
                                 per 6 Qdtmt. u. 7 St.
                                 108798 W. E.
                                 104911 W. E.
                                 101904 W. E.
                                   99695 W. E.
                                 
                              
                                 für die Zeit
                                 1/2
                                 3/4
                                 2
                                 5 Stunden
                                 
                              
                                 
                                   54399 W. E.
                                   78682 W. E.
                                 203808 W. E.
                                 498475 W. E.
                                 
                              
                                 addiren wir Absorption =
                                   58464    „
                                   58464    „
                                   58464    „
                                   58464    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Wärme-Bedarf im Ofen
                                 112863 W. E.
                                 137146 W. E.
                                 262272 W. E.
                                 556939 W. E.
                                 
                              
                           Für die genannten Ofentemperaturen sind die pyrometrischen
                              									Aequivalente:
                           
                           
                              
                                 8497 – 1280 . 3,3984 = 4148 W. E.,
                                 daher den Consum
                                 112863/4148
                                 =
                                 27,2
                                 Kil. Kohle.
                                 
                              
                                 8497 – 1270 . 3,3984 = 4183 W. E.,
                                 „
                                 137146/4183
                                 =
                                 32,8
                                 „
                                 
                              
                                 8497 – 1250 . 3,3984 = 4250 W. E.,
                                 „
                                 262272/4250
                                 =
                                 61,7
                                 „
                                 
                              
                                 8497 – 1240 . 3,3984 = 4085 W. E.,
                                 „
                                 556939/4085
                                 =
                                 130,0
                                 „
                                 
                              
                           Aber in der Zeit-Einheit einer Stunde werden verbrannt
                           54,4 Kil., 43,7 Kil., 30,8 Kil. und 26,0 Kil.
                           Wenn also in der Zeit-Einheit 54,4 Kil. Kohle verbrannt werden, so ist der
                              									Consum für dieselbe Leistung (900 Kil. Glas auf 224° erwärmt) nur 1/5 so groß
                              									als wenn in der Zeit-Einheit bloß 26,0 Kil. verbrannt werden. Allerdings ist
                              									dabei zu berücksichtigen, daß eine allzu hohe Temperatur im Ofen auch ihre
                              									Nachtheile haben kann, und daß ein sehr großer Consum in der Zeit-Einheit
                              									dynamische Mittel verlangt, welche eventuell den Vortheil auch beeinträchtigen
                              									können.
                           
                        
                           G. Verbrennung unter höherem Drucke.
                           In neuester Zeit hat Bessemer vorgeschlagen, Eisen und
                              									Stahl in Kupolöfen zu schmelzen, welche so verschlossen sind, daß der Druck im
                              									Inneren bedeutend gesteigert werden kann, und die er Hochdruck-Kupolöfen
                              										nennt.Man s. die Beschreibung dieser mit heißem Winde betriebenen Hochdrucköfen im
                                    											polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 376
                                    											(erstes Septemberheft 1869).
                              								
                           Daß eine Zusammenpressung der Verbrennungsproducte eine Steigerung per Temperatur veranlaßt, ist schon längst bekannt;
                              									dennoch hat man sich nicht gehörig Rechenschaft darüber gegeben, daß dadurch nicht
                              									Wärme erzeugt, nicht die Quantität, sondern nur die Intensität derselben gesteigert
                              									wird.
                           Eisen schmilzt nach Becquerel bei 1375°. Damit aber
                              									dasselbe schmelze, ist an Quantität erforderlich per 1
                              									Kil. um es auf 1375°
                           
                              
                                 Temperatur zu bringen 1 . 1375 . 0,16485
                                 =
                                 226,67 W. E.,
                                 
                              
                                 ferner für latente Schmelzwärme nach früherer Annahme
                                 
                                 100,00  „   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 Somit ist diese Quantität
                                 =
                                 326,67 W. E.
                                 
                              
                           und wenn 1 Vol. C 8574,5 W. E. producirt, so werden demnach
                              									326,67/8574,5 = 0,0381 Vol. Kohlenstoff genügen. Sind aber diese 326,67 W. E.,
                              									welche von 0,0381 Vol. Kohlenstoff producirt werden, absorbirt, so wird die
                              									Temperatur = 0. Damit also der Ofen auf der ursprünglichen Temperatur bleibe, müssen
                              									wir zweimal so viel Kohlenstoff verbrennen und damit 653,34 W. E. erzeugen. Nun aber
                              									geben
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 333
                              
                           die Temperatur 1358°, bei welcher Stahl oder Eisen
                              									nicht schmelzen, da deren Schmelzpunkt = 1375° ist.
                           Selbst wenn diese Ofentemperatur 1375° wäre, würde es sehr lange dauern, ehe
                              									die Schmelzung stattfände, während die Zeit kürzer und die
                              									Brennstoff-Oekonomie größer wird, wenn ein Temperatur-Ueberschuß
                              									stattfindet.
                           Wie groß nun eigentlich die Temperatur seyn muß, um das Eisen oder den Stahl in einer
                              									gegebenen Zeit zu schmelzen, können wir annähernd mit Hülfe der mehrerwähnten Cauchy'schen Formel
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 333
                              
                           Der Werth K ist für Eisen, wie wir eben gesehen, 1,3495.
                              									Wir nehmen an, die Eisenstücke haben einen mittleren Durchmesser 0,08, dann ist die
                              									Entfernung auf welche die Wärme von beiden Seiten einzudringen hat: e = 0,04. Die Zeit in welcher das Eisen den Schmelzpunkt
                              									annehmen soll, sey 1 Stunde = Z.
                           Setzen wir nun diese Werthe in die Formel ein, so erhalten wir für (1 – A) = 0,98057. Dividiren wir nun diesen Werth in den
                              									Schmelzpunkt, so ergibt sich die Ofentemperatur, welche nöthig ist um das Eisen in
                              									der Zeit Z zum Schmelzen zu bringen; diese ist:
                              									1375/0,98057 = 1402°.
                           Das pyrometrische Aequivalent für diese Ofentemperatur in Volumen Kohlendampf ist:
                              									8574,5 – 3,1568 . 1402 = 4148 W. E.
                           Somit müßten wir, um ein Kil. Eisen zu schmelzen 326,67/4148 = 0,0787 Vol.
                              									Kohlenstoff verwenden.
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 333
                              Diese Quantität wird nun aber noch bedeutend vermehrt durch die Transmission des
                                 										Ofens selbst. Wir wollen annehmen, derselbe habe die Form von zwei abgestumpften
                                 										Kegeln mit ihrer Basis gegen einander gelegt. Der Durchmesser der Basis sey 1,5
                                 										Met., der kleinsten Kreise 1 Met. und die Höhe von jedem Kegel 1 Met.; so ist
                                 										der Kubikinhalt dieses Ofens 2 Kubikmeter.
                              
                           Sind die Wände = 0,3 Met. dick = e, so hat die
                              									transmittirende Ofenfläche = 14,758 Quadratmeter. Wir wollen e/C = 0,33 annehmen, dann ist
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 194, S. 334
                              
                           Nun geben 241 . 2,37 = 571 und die effective Transmission per 1 Quadratmeter und per Stunde wird t . Q = 571 . 78,183 = 44642
                              									W. E. Für die ganze Ofenwandfläche = 14,758 Quadratmeter × 44642 = 658810 W.
                              									E.
                           Wir wollen annehmen, es sollen per Stunde wie in dem Ofen
                              									mit Elimination von Stickstoff 3758 Kil. Stahl geschmolzen werden, dann
                           
                              
                                 ist der Wärmebedarf dieser
                                 
                                 = 1227610 W. E.
                                 
                              
                                 für die Transmission
                                 
                                     
                                    											658810  „   „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 im Ganzen
                                    1886420 W. E.
                                 
                              
                           Das würde einen Consum von 1886420/4148 = 455 Vol. Kohlenstoff
                              									geben.
                           Untersuchen wir nun, in welchem Maaße sich dieser normale Consum durch
                              									Zusammendrücken der Verbrennungsproducte vermindern läßt.
                           Die nothwendige Wärmemenge ist 1886420 W. E. Wenn wir nun durch Zusammendrücken der
                              									Verbrennungsproducte auf die Hälfte, durch einen Ueberdruck von 1 Atmosphäre die
                              									Temperatur verdoppeln können, so können wir auch mit 1402°/2 Temperatur,
                              									welche durch Verbrennung erzeugt wird, wieder 1402° durch Druck herstellen.
                              									Wir können also die Brennstoff-Quantität um die Hälfte kleiner nehmen, und
                              									erhalten dann (455/2) . 8574,5 = 1950600 W. E., was unserem Bedarfe entspricht.
                           Die 227,5 Vol. Kohlenstoff, welche wir nun zu verbrennen haben, erfordern 9,52 .
                              									227,5 = 2165,8 Kubikmeter Luft, per Secunde = 0,6016
                              									Kubikmeter. Nun braucht 1 Kubikmeter Luft, per Secunde
                              									auf 1 Atmosphäre = 0,76 Met. Quecksilberpressung gebracht, zur Erzeugung der
                              									nöthigen Kraft = 494,76 Kil. Kohle (s. meine „Documente betreffend den
                                 										Hohofen,“ S. 109); daher 0,6016 Kubikmeter = 297,65 Kil. Kohle,
                              									welche auf Kohlenstoff reducirt etwa 268 Kil. = 260 Vol. geben.
                           Der Consum wird also 227,5 + 260 = 487,5 Vol. Kohlenstoff = 487,5 – 445 = 42,5
                              									Vol. größer als der normale.
                           Es erhellt daraus, daß das Zusammendrücken der Verbrennungsproducte, der Hochdruck, den Vortheil welchen er gewähren könnte, durch
                                 										Mehr-Aufwand an Kohle zu einer Illusion macht.
                           Der Umstand, daß im Kupolofen die 3758 Kil. Stahl in 1 Stunde geschmolzen werden
                              									können, statt wie im Flammofen mit Elimination des Stickstoffes in 4 1/2 Stunden,
                              									ist bloß darin begründet, daß im Kupolofen der Konsum in der Zeit-Einheit
                              									277,5 Vol. C ist, während er im Flammofen nur 89 Kil.
                              									ist. Uebrigens ist in letzterem der Gesammt-Consum kleiner um 455 –
                              									4,5 . 89 = 54,5 Vol. Kohlenstoff, wenn Elimination des Stickstoffes stattfindet.
                           Dagegen beurkundet sich auch hier der Einfluß des Consums in der Zeit-Einheit,
                              									wenn beide Fälle unter gleichen Umständen verglichen werden, d.h. ohne Elimination
                              									des Stickstoffes, indem dann der Gesammt-Consum im Flammofen 4,5 . 132 = 594
                              									Vol. Kohlenstoff wird gegen 487,5 im Kupolofen, obgleich die transmittirende
                              									Wandfläche bei letzterem um 7/10 größer ist.
                           Straßburg, den 25. October 1869.