| Titel: | Versuch einer empirischen, in Procenten ausgedrückten Werthstellung der feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof. | 
| Autor: | Carl Bischof [GND] | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. LXXXVII., S. 420 | 
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                        LXXXVII.
                        Versuch einer empirischen, in Procenten
                           								ausgedrückten Werthstellung der feuerfesten Thone; von Dr. Carl Bischof.
                        Bischof, über eine empirische, in Procenten ausgedrückte
                           								Werthstellung der feuerfesten Thone.
                        
                     
                        
                           Das in diesem Journal (Jahrg. 1861, Bd. CLIX S. 54 und Bd. CLXI S. 208 und 291)
                              									beschriebene „praktische Verfahren zur Bestimmung der Güte feuerfester
                                 										Thone, besonders in Hinsicht der Strengflüssigkeit,“ welches
                              									gleichsam in einem Titriren mittelst chemisch reinen Quarzpulvers zum Zweck
                              									vergleichsweiser Ermittelung des Grades der 
                              									Schwerschmelzbarkeit wie des Bindevermögens besteht und bereits auf eine beträchtliche Anzahl bekannter
                              									Thone angewendet wurde, gestattet bei strenger Beobachtung der angegebenen
                              									Bedingungen und Vorsichtsmaßregeln eine bestimmte und auf Grund der bezeichneten
                              									deutlich erkennbaren und ein bestimmtes Maaß gebenden Merkmale festnormirte Eintheilung der sogenannten feuerfesten Thone.
                           Das Resultat, welches beim einmaligen Glühversuche
                              									hinsichtlich einer solchen bestimmten Stellung eines Thones Zweifel hinterlassen und
                              									den Ungeübten oder Befangenen sogar verführen kann, ist jedesmal erschöpfend zu
                              									controlliren durch gleichzeitiges und gleichmäßiges Zutreffen der beschriebenen Kennzeichen
                              									unter verschiedenen Abänderungen, und sind die
                              									Wiederholungen jedesmal so lange fortzusetzen, bis ein, wenn auch noch so
                              									augenscheinliches Vermuthen zur sicheren Ueberzeugung
                              									geworden.
                           Einen Mangel, welcher in der nothwendigen Beschränkung der
                              									Prüfungstemperatur liegt, hat aber dennoch die beschriebene Methode.
                           Wie ich zur Zeit der Veröffentlichung des Verfahrens darlegte, ist bei Anwendung des
                              									Quarzes als Bestimmungsmittel die Prüfungshitze innerhalb ganz
                                 										gewisser Grenzen zu normiren. Sie darf nicht zu gering seyn, damit
                              									überhaupt die angegebenen Merkmale genügend augenfällig sich zu erkennen geben und
                              									sie darf, wegen der Gefahr des Mißlingens des Versuches, keinenfalls zu hoch gesteigert werden bis zur völligen Flußbildung. Für
                              									die feuerfesten Thone von geringerer und mittelmäßiger Qualität ist dieser
                              									erforderliche Hitzegrad nicht schwierig zu treffen; dagegen für die
                              									strengflüssigsten und namentlich für die sehr kieselreichen und gleichzeitig
                              									vorzüglich reinen ist dieß weit subtiler. Hierbei ist es unerläßlich, die
                              									Prüfungshitze bis auf den Punkt zu steigern, wo ein flüssiger Zustand der Proben
                              									fast unmittelbar eintritt. Eine Ueberschreitung findet aber innerhalb dieser alsdann
                              									engsten Grenze allzu unversehens statt, und doch darf man sich mit einem auch nur
                              									wenig geringeren Hitzegrad nicht begnügen, da sonst eine verhältnißmäßig zu
                              									günstige, mit Täuschung verbundene Beurtheilung die Folge ist.
                           Auch gibt es für die Quarzmethode noch einen Fall, in welchem der zu untersuchende
                              									Thon pyrometrisch unverhältnißmäßig günstiger erscheint.
                           Ist ein feuerfester Thon hauptsächlich nur durch einen Eisengehalt verunreinigt und
                              									sonst bevorzugt frei von Magnesia, Kalk und Alkalien, so wirkt der Zusatz von reinem
                              									Quarz ungleich erhöhend auf die Schwerschmelzbarkeit. Ein solcher eisenhaltiger
                              									feuerfester Thon z.B., welcher für sich in der
                              									Prüfungshitze ziemlich leicht, gleich einem anderen sonst unreineren Thone
                              									zusammenschmilzt, erscheint, wenn beide gleichmäßig mit 1 oder 2 Theilen des
                              									Quarzpulvers versetzt werden, um mehrere Grade strengflüssiger als der letztere.
                           Dieser möglichen Täuschung, der vorher genannten Subtilität entgeht man, und
                              									namentlich ist eine höhere Prüfungstemperatur anwendbar, wenn man statt des Quarzes
                              										allein ein Gemenge aus Quarz, resp. Kieselsäure und aus Thonerde
                              									nimmt und zwar unter folgenden erschöpfend ausprobirten wie genauesten
                              									Bedingungen.
                           Anstatt des natürlichen Quarzes bedient man sich zweckmäßiger chemisch reiner Kieselsäure, weil sich dieselbe im feinsten und sogar
                              									reineren Zustande erhalten läßt, die man aus klarer Wasserglaslösung durch Fällung
                              									mittelst überschüssiger Salzsäure und völliges Auswaschen
                              									des Niederschlages bis zur wenigstens zwanzigtausendfachen Verdünnung darstellt.
                           Dieser wird chemisch reine Thonerde zugesetzt, welche
                              									entweder aus Ammoniakalaun, durch Fällung mit Ammoniak und Auswaschen bis zur selben
                              									Verdünnung und zuletzt mit kochendem Wasser, oder aus besonders und vollständig
                              									gereinigter Kryoliththonerde erhalten seyn kann.Die aus Kryolith gewonnene pulverförmige Thonerde, wie sie im Handel
                                    											vorkommt, wird in einer Achatschale zerdrückt, alsdann durch ein feinstes
                                    											Drahtsieb von einzelnen mechanischen Beimengungen getrennt, hierauf über der
                                    											Lampe stark geglüht, dann mit destillirtem Wasser übergossen und so lang
                                    											reine Salzsäure zugesetzt, bis nach kräftigem Durchrühren und längerem
                                    											Stehenlassen kein Aufbrausen (von kohlensaurem Natron herrührend) mehr
                                    											stattfindet, und eine deutliche saure Reaction sich zeigt. Zuletzt wird sie
                                    											eben so wie oben vollständig ausgewaschen. Die auf dem Filtrum gesammelte und auf ihre Reinheit geprüfte Kieselsäure
                              									wie die Thonerde – wovon erstere mit Flußsäure behandelt nicht den mindesten
                              									Rückstand geben darf und letztere auf etwaige Beimengungen von Kieselsäure, Eisen,
                              									Erden, Alkalien speciell zu prüfen ist – werden hierauf unter ganz
                              									allmählicher Steigerung der Hitze in nur halb gefüllten und gut geschlossenen
                              									Tiegeln in einem Windofen wenigstens 1 Stunde lang stark
                              									geglüht, bis zur völligen Verjagung alles Hydratwassers, und nach dem Erkalten wird
                              									sofort von jeder Substanz eine bestimmte Menge abgewogen. Beide Substanzen
                              									vertragen, wenn sie völlig rein sind, völlige
                              									Schmiedeeisenschmelzhitze, ja annähernde Platinschmelzhitze, ohne Zeichen von
                              									Schmelzung zu erkennen zu geben. Sie müssen alsdann noch einsaugend seyn, sich lose verhalten und mit
                              									dem Fingernagel abschaben lassen.
                           Behufs höchst inniger Mischung werden die lose
                              									verdichteten beiden Erden in der Achatschale zerdrückt und durcheinander gerieben,
                              									hierauf naß in kleinen Portionen zu einem wenig steifen
                              									Brei angemacht und mit dem Platinspatel wiederholt
                              									vollauf so lange durchgeknetet, bis daraus kleine Kuchen geformt werden können. Diese Kuchen
                              									werden getrocknet, hierauf zerrieben und das erhaltene Pulver, über der Lampe
                              									geglüht, ist die fertige Prüfungsmasse, welche in einer mit einem Gummistopfen verschließbaren Flasche aufbewahrt wird.
                           Das Gewichtsverhältniß zwischen Thonerde und Kieselerde betreffend, wähle ich das von
                              									1 : 1 aus nachstehend angegebenen Gründen. Gehen wir zu dem Zwecke die fünf hierbei
                              									überhaupt möglichen Fälle durch.
                           
                        
                           1. Anwendung der Kieselsäure
                                 									allein.
                           Daß die hierbei bedingte geringere Prüfungstemperatur in
                              									gewissen Fällen eine sehr eng begrenzte ist, wurde
                              									bereits oben erwähnt.
                           
                        
                           2. Anwendung der Thonerde
                                 									allein.
                           Dieser Methode bediente sich inzwischen Hr. Dr. E. Richters in Waldenburg nach seiner werthvollen und
                              									wesentlich Neues bietenden Abhandlung über die Feuerbeständigkeit der Thone.Polytechn. Journal Bd. CXCI S. 59,
                                    												150 und 229.
                              								
                           Während die Kieselsäure eine nur relative Vermehrung der
                              									Schwerschmelzbarkeit der meisten Thone bewirkt, ist die Thonerde, dieser unstreitig
                              									werthvollste Bestandtheil der Thone, welche bekanntlich sowohl an sich als in
                              									Verbindung, am allerschwersten schmelzbar ist, ein absolutes pyrometrisches Erhöhungsmittel. Jeder Thon läßt sich durch eine
                              									gewisse Menge reiner Thonerde für einen gewissen, selbst hohen Hitzegrad
                              									unschmelzbar machen, so daß also die verbrauchte Menge Thonerde in dieser Hinsicht
                              									ein bestimmtes Maaß abgibt. Der leichtflüssigere Thon erfordert davon mehr, der
                              									strengflüssigere weniger, um denselben Grad der Schwerschmelzbarkeit zu zeigen.
                           Von diesem Gesichtspunkte aus hat daher die Thonerdemethode etwas sehr
                              									Anziehendes.
                           Wegen anderer Verhältnisse habe ich aber, trotz Voreingenommenheit für die von Richters so hübsch und sinnreich durchgeführte Methode,
                              									doch endgültig dem Gemenge von Thonerde und Kieselerde
                              									den Vorzug gegeben.
                           Wie aus den durchaus sachverständigen Ermittelungen von Richters hervorgeht, macht schon 1/10 Thonerdezusatz mehr oder weniger,
                              									einen wesentlichen Unterschied, welcher groß genug ist um
                              									die Thone hiernach einzuordnen, wobei zur sicheren Fixirung allerdings eine recht subtile Innehaltung der stets gleichen
                              									Prüfungshitze vorausgesetzt werden muß. Es geht daraus die sehr große,
                              									präponderirende Wirksamkeit der Thonerde überhaupt hervor – eine kleine Menge
                              									derselben übt schon den überraschendsten Einfluß aus.
                           Betrachten wir die Verhältnisse nun aber von einem anderen Gebiete, dem analytischen.
                              									Bekanntlich ist bei gleichbleibenden Fehlerquellen und sonstiger gleicher
                              									Genauigkeit stets unter mehreren Reagentien dasjenige vorzuziehen, welches von hohem
                              									Gewichte ist oder von dem man verhältnißmäßig viel für dieselbe Wirkung verbraucht.
                              									Ein solches bedeutend massenhafter anwendbares Titrirmittel bildet ein Gemenge aus
                              									Thonerde und Kieselsäure, wodurch nicht bloß der Einfluß der Fehlerquellen
                              									wesentlich vermindert, sondern auch gewissermaßen der Maaßstab ein größerer, oder
                              									vielmehr die Ablesungsscala eine längere wird und deren Grade der Zahl nach wie an
                              									Augenfälligkeit gewinnen. Ich gehe nun zu beiden Prüfungsmitteln in ihrer
                              									Vereinigung, dem Gemenge von Thonerde und Kieselsäure über, und zwar
                           
                        
                           3. einem solchen, in welchem die
                                 										Kieselsäure vorherrscht.
                           Derselbe beschränkende Uebelstand, den die Anwendung der Kieselsäure allein hat,
                              									tritt auch bei dem Vorherrschen derselben als Gemengtheil hervor. Die
                              									Prüfungstemperatur kann verhältnißmäßig weniger hoch gesteigert werden und dennoch
                              									ist hier, wo wir es mit sich ergebenden chemischen Gemischen und deren
                              									Charakterisirung zur Feststellung der Merkmale zu thun haben, stets das Glühen bis
                              									zur erreichten Silicatbildung zu steigern. Der Spielraum
                              									zwischen dem erforderlichen Hitzegrad und dem Moment, in welchem die Proben zu sehr zusammenschmelzen und damit die unterscheidenden
                              									Merkmale verwischt werden, ist ein enger. Andererseits ist aber das Beobachtungsfeld
                              									ein um so ausgedehnteres, d.h. der Abstand zwischen den besten und geringsten
                              									feuerfesten Thonen stellt sich um so ausgedehnter meßbar heraus. Dieselbe Wirkung,
                              									welche z.B. bei den strengflüssigsten Thonen ein 1–2facher Zusatz
                              									hervorbringt, wird bei den leichtflüssigsten erst durch einen 20fachen und noch
                              									größeren erreicht.
                           Die Methode ist hinsichtlich der Prüfungstemperatur enger begrenzt und der Moment der
                              									Ueberschreitung difficiler, aber die Meßscala ist erweitert. Mittelst eines solchen
                              									an Kieselsäure reichen Gemenges bietet sich der Weg, um für zwei übrigens in Betreff
                              									der Schmelzbarkeit recht nahe stehende Thone noch Unterschiede augenfällig
                              									nachzuweisen.
                           Wählt man
                           
                        
                           4. ein Gemenge, in welchem die Thonerde
                                 										vorherrscht,
                           so ist umgekehrt die Entscheidungstemperatur eine höhere und
                              									kann, unbeschadet eines
                              									Mißlingens des Versuches, ansehnlich gesteigert werden. Die Meßscala verengt sich
                              									dabei und mit der größeren Thonerdezunahme so sehr, daß gewissermaaßen kein Platz
                              									übrig bleibt, um (es sey denn auf Kosten der Deutlichkeit) auf derselben Scala die besten und geringsten Thone einzuordnen.
                           Das basischere Gemenge ist da am Platze, wo es sich um Entscheidungen in den allerheftigsten Hitzegraden handelt. Wir kommen
                           
                        
                           5. zu dem Normalgemenge von gleichen
                                 										Gewichtstheilen Thonerde und Kieselsäure.
                           Die Gründe, weßhalb es verhältnißmäßig am geeignetsten erschien, sich für dieses zu
                              									entscheiden, sind bereits einleuchtend oder ergeben sich von selbst. Der größeren
                              									Bestimmtheit wegen führe ich die für die erfahrungsmäßig beste Ausführung bewährten
                              									Verhältnisse im Einzelnen an.
                           
                        
                           Schmelzpunkt des
                                 									Normalgemenges.
                           Das bezeichnete Gemenge aus chemisch reinen Substanzen
                              									verträgt einen bis zur Schmelzhitze des Platins gesteigerten Hitzegrad, ohne zu
                              									erweichen. In völliger Schmelzhitze des Schmiedeeisens ist die Bruchfläche
                              									vollkommen erdig, lose, saugt Flüssigkeiten in vollem Maaße ein.
                           Versetzt man das Normalgemenge mit einem Thone, von denen auch die besten
                              									leichtflüssiger sind, so ist folgerichtig die neu entstandene Mischung leichter
                              									schmelzbar, und um so mehr, je geringer der feuerfeste Thon ist. Umgekehrt
                              									ausgedrückt, je leichtflüssiger der Thon ist, um so mehr wird von dem
                              									Thonerdesilicat gebraucht, um einen angenommenen Normalgrad der Schmelzbarkeit oder
                              									auch Unschmelzbarkeit, stets selbstredend (und, wie ich hier ausdrücklich ein für
                              									alle Mal hervorhebe) für denselben
                              									Prüfungs-Hitzegrad zu erreichen.
                           Als solcher Quasi-Normalgrad der
                              									Feuerbeständigkeit oder vielmehr als Kriterium dafür, empfiehlt sich wegen der
                              									untauglicheren, objectiveren Markirung, eine ganz bestimmte
                                 										Kennzeichnung der Unschmelzbarkeit. Der bekannte und kaum näher zu
                              									beschreibende Unterschied, welcher zwischen dem Bruche des Porzellans und dem der
                              									Fayence besteht, eignet sich zu einem recht präcisen Unterscheidungsmerkmal. Die
                              									Fayence mit der erdigen, der feuchten Lippe anhängenden oder Flüssigkeiten
                              									einsaugenden Bruchfläche ist sofort unverkennbar vom
                              									Porzellan mit dem glasig dichten, wasserdichten und Wasser nicht einlassenden Bruche zu unterscheiden. Ist das Auge etwa bei
                              									Uebergängen von dem einen Zustande in den anderen zweifelhaft, so entscheidet
                              									alsbald ein Tröpfchen
                              									gefärbter Flüssigkeit, wozu die mit Tinte gefüllte Feder das allereinfachste Mittel
                              									bietet.
                           Hat man z.B. einen gewöhnlichen feuerfesten Thon mit der einfachen, zweifachen etc.
                              									Menge des Normalgemenges verfetzt und die verschiedenen, entsprechend numerirten
                              									Proben der Schmelzhitze des Schmiedeeisens ausgesetzt, so wird eine Reihe erhalten,
                              									wovon die Proben mit dem geringeren Zusatze porzellanartig dicht und die mit dem
                              									höheren erdig sind. Schlägt man die Proben durch, zur Prüfung mit der gefüllten
                              									Feder, so läßt sich auf ersteren eine scharf markirte Linie ziehen, ohne irgend ein
                              									Einsaugen wie bei Fließpapier zu zeigen; bei letzteren hingegen, den
                              									zusatzreicheren, zieht die Tinte ein, sie gibt einen sogenannten unreinen, blasser
                              									gefärbten Strich. Den Uebergang dazwischen bildet noch unterscheidbar der
                              									klatschende, aber nicht oder kaum abgeblaßte Strich, ähnlich frischen Schriftzügen
                              									welche abgeklatscht sind. Der Tintenstrich des erdigen Bruches ist wohl und besonders zu unterscheiden von demjenigen,
                              									welcher bei einer porzellanartigen aber löcherigen Masse
                              									sich ziehen läßt. Hier zieht in die Löcher auch die Flüssigkeit ein. Eine Täuschung
                              									in dieser Hinsicht vermeidet man einfach durch ein wiederholtes Bestreichen mit der
                              									Feder, nachdem der erste Strich eingetrocknet ist. Bei der löcherigen Probe findet
                              									alsdann kein weiteres Eindringen statt, während bei der erdigen ein Einziehen um so
                              									unverkennbarer hervortritt.
                           
                        
                           Darstellung der Proben.
                           Eine kleine, einer sorgfältig dargestellten
                                 										Durchschnittsprobe entnommene Menge von höchstens 1 Gramm des zu prüfenden
                              									Thones wird auf das Feinste im Achatmörser zerrieben, hierauf stark, wenigstens 10
                              									Minuten über der Lampe geglüht, dann im Chlorcalciumglase abgekühlt, wornach mehrere
                              									Portionen von je 1/10 Grm. abgewogen werden. Zu einer jeden solchen Portion fügt man
                              									das gleichfalls völlig trocken abgewogene Normalgemenge in resp. ein- bis
                              									zehnfachem Gewichtsverhältnisse. Zum Zwecke der innigsten,
                                 										vollkommensten Mischung eines jeden neuen Gemenges wird genau so wie oben
                              									bei Darstellung des Normalzusatzes angegeben wurde, verfahren. Die Gemengtheile
                              									werden in der Achatschale durcheinander gerieben und alsdann mit Wasser zu einem ziemlich dünnen Brei angemacht, welchen man mit dem
                              									Platinspatel andauernd um- und durchknetet, bis die Masse hinreichend
                              									angetrocknet ist, um Proben resp. kleine Cylinderchen daraus formen zu können. Diese
                              									werden mit Nummern bezeichnet und zwar auf den Kreisflächen mit der des bezüglichen
                              									Thones und auf der Seite entsprechend dem jedesmaligen Normalzusatze. Nachdem
                              									alsdann die Proben gut und scharf ausgetrocknet wurden, um ein späteres
                              									Springen zu verhüten, werden sie schließlich der Prüfungshitze unterworfen.
                           
                        
                           Glühen der Proben; Kennzeichnung eines
                                 										bestimmten Hitzegrades und Controlle des effectiv erreichten.
                           Selbstredend ist das Glühen mit der größten Umsicht
                              									auszuführen und gelingt es auch nicht, stets eine vollkommen gleiche Glühtemperatur zu treffen, wenigstens
                              									nicht unbedingt für den selbst engsten Raum wo sich die Proben befinden, so läßt
                              									sich doch eine Vorrichtung anbringen, wodurch ein gewisser, bestimmter Hitzegrad
                              									möglichst genau und sicher markirt wird, und andererseits läßt sich eine recht
                              									empfindliche Controlprobe einführen.
                           Erstere Vorrichtung, wie sie sich am zuverlässigsten herausgestellt hat, beschreibe
                              									ich kurz, mit Uebergehung der verschiedenartigsten anderweitigen Versuche den
                              									eingetretenen flüssigen Zustand des Eisens (durch eine gleich strengflüssige
                              									Schmiermasse, oder durch Senkung des Tiegels etc.) zu erkennen, welche sämmtlich
                              									mehr oder weniger ungenau oder unzutreffend sich zeigten.
                           Ich bediene mich des bekannten schon von Becquerel wegen
                              									großer Schärfe empfohlenen abschmelzenden Drahtes. Dazu eignet sich ein runder, 3
                              									1/2 Millimet. starker Eisendraht.
                           Mein Ofen, ein sogenannter Decville'scher, nämlich ein
                              									Blechcylinder von 30 Centimet. Höhe und 25 Centimet. Durchmesser, mit einer 7
                              									Centimet. starken Chamottemasse ausgefüttert, läßt diesen Draht in folgender Weise
                              									anbringen. Der Rost, eine mit 15 Löchern durchbrochene, 3 1/2 Centim. dicke
                              									Eisenplatte, liegt 13 Centimet. über dem Boden. In der Mitte des Rostes bringe ich
                              									einen vertieften Kreis von 4 1/2 Centimet. Durchmesser zur unverrückbaren Aufnahme des Untersatzes an, auf welchen die Tiegel zu
                              									stehen kommen. Die Luft wird seitlich unter den dicht eingeschmierten Rost mittelst
                              									einer Röhre von 2 1/4 Centimet. Durchmesser durch ein Doppelgebläse eingeführt,
                              									welches stetig wirkend ist, aber nur mit einem Drucke von
                              									1–2 Millimetern arbeitet. Der 5 Centimeter hohe Untersatz wird genau in
                              									seiner Längenachse durchbohrt, weit genug um den Draht leicht durchzuführen, welcher
                              									alsdann durchgesteckt wird und nach oben rechtwinklich umgebogen in eine Rinne zu
                              									liegen kommt. Sein umgebogenes Ende reicht nicht bis direct in's Feuer, sondern wird
                              									mit Thonmasse verschmiert, die genau der Dicke der Wandung des Probentiegels
                              									entspricht, sowie auch jedesmal eine ganz gleich dicke weiche Lage oberhalb
                              									aufgetragen wird, auf welche man den Tiegel befestigt. An das entgegengesetzte Ende des Drahtes, welches
                              									durch eine oben und unten geschlossene Metallröhre bis außerhalb des Ofens reicht,
                              									wird ein bestimmtes Gewicht von 2/3 Pfund angehängt. Das Gewicht steht mit einer
                              									Schelle in Verbindung, welche ein Herabfallen desselben sofort anzeigt.
                           Wie durch zahlreiche Versuche sich feststellen ließ, liegt das umgebogene Drahtende
                              									in 5 Centimet. Höhe über dem Roste am Anfange der heißesten und zugleich
                              									constantesten Zone in meinem jetzigen Ofen. Eine solche Zone gleicher Temperatur
                              									findet sich bis zu circa 9 Centim. Höhe, wodurch die
                              									Größe des Tiegels sich bestimmt.
                           Der schmelzende resp. hinabfallende Draht bezeichnet somit die im Probetiegel
                              									herrschende Temperatur, wenn auch nicht im absoluten Sinne, so doch in höchst
                              									annähernder Weise, wie ich mich sehr oft wiederholt überzeugte. Der für den Tiegel
                              									an einem stets gleichen Punkte angebrachte Draht giebt
                              									demnach Kunde von dem daselbst herrschenden Hitzegrad und liefert damit einen
                              									maaßgebenden Anhaltspunkt für den Vorgang im Inneren des Ofens überhaupt. Welcher
                              									Temperatur, sey es einer annähernd gleichen, oder bei wiederholten Glühungen
                              									effectiv und nicht selten völlig zutreffenden, oder selbst auch ungenügenden die
                              									Proben ausgesetzt waren, darüber entscheiden die stets gewissermaßen als
                              									Pyro-Indicator beigefügten Controlproben, welche aus dem besten Normalthone
                              									mit mehr oder weniger kieselsäurehaltiger Thonerde bestehen. Weiter unten folgt die
                              									nähere Beschreibung.
                           Der von mir angewandte Untersatz ist 5 Centim. hoch, unten 4 1/2 und oben 2 1/2
                              									Centimet. breit; der Probentiegel ist 4 1/4 Centim. hoch, oben 3 3/4 und unten 2
                              									Centim, breit. Die Wandung, der Boden, wie die Deckel, sind alle gleich genau 1/2 Centimet. dick. Sämmtliche verwendete
                              									Hülfsmittel aus den strengflüssigsten Materialien sind
                              									vorher stark auszuglühen, um eine Ungleichheit in dieser Hinsicht zu vermeiden.
                           Die Cylinderpröbchen von circa 6 Millimet. Länge und 4
                              									Millim. Breite kommen genau in die Mitte des Probetiegels in ein zweites
                              									dünnwandiges, eben so genau gearbeitetes, ausgeglühtes offenes Tiegelchen zu liegen.
                              									Für die Tiegel, die Schmiermasse, wie auch wenigstens das obere Ende des
                              									Untersatzes, ist es Bedingung sich eines in Schmiedeeisen-Schmelzhitze
                              									unschmelzbaren Thones zu bedienen.
                           Kehren wir nach diesen vorauszuschickenden Vorbereitungen zu dem in Rede stehenden
                              									Gegenstande zurück.
                           Müssen für eine sichere Eintheilung der feuerfesten Thone in pyrometrischer Hinsicht
                              									die unterscheidenden Merkmale scharf gekennzeichnet, deutlich in's Auge fallen, so sind gleichzeitig nicht zu wenige feste Hauptabtheilungen oder Classen
                              									aufzustellen, um möglichst viele Thone selbstständig
                              									einordnen zu können.
                           Auf den angenommenen Normalthon, den schottischen von Garnkirk resp. ein Gemenge aus
                              									1 Gewichtstheil dieses Thones mit 1 Gewichtstheil des Normalzusatzes (kieselsaure
                              									Thonerde aus circa gleichen Gewichtstheilen) fußend,
                              									dessen Verhalten in bestimmt normirter Schmiedeeisen-Schmelzhitze als
                              									einheitlicher Maaßstab angenommen wird, ergiebt sich folgende einfache Ordnung und
                              									Eintheilung.
                           
                        
                           I. Classe.
                           In die erste, höchste Classe gehören selbstredend diejenigen Thone, welche als die besten in feuerfester Hinsicht bekannt sind, d.h. die
                              									sich am strengflüssigsten oder überhaupt am indifferentesten in sehr hohen
                              									Hitzegraden verhalten.
                           Hier gebührt der erste Platz den Steinkohlenthonen, unter
                              									den vornehmlich renommirten: den besten schottischen,
                              									welche sich vor allen anderen durch unverkennbar in die Augen
                                 										fallende, größere Schwerschmelzbarkeit hervorthun und als deren
                              									Repräsentant der Garnkirkthon prima Sorte zu bezeichnen
                              									ist.
                           Bekanntlich ist der Thon von Garnkirk, bei Glasgow in Schottland, ein grauer
                              									kohlehaltiger Schieferthon, welcher der
                              									Steinkohlenformation angehört. Er wechsellagert mit den Steinkohlenflötzen und den
                              									Schichten des Kohleneisensteines und Kohlensandsteines. Dieser Schieferthon, welcher
                              									aus mehreren in strengflüssiger Hinsicht wesentlich
                              									verschiedenen Bänken besteht, kommt im Ganzen in einer Mächtigkeit von 3–6
                              									Fuß vor, regelmäßig dem Fallen und Streichen des Steinkohlengebirges folgend, und
                              									wird durch Bergbau aus beträchtlichen Teufen gefördert, über Tage in Halden von
                              									15–20 Fuß gestürzt, wo er 2–3 Jahre liegen muß, um zu verwittern und
                              									resp. sich nicht unbeträchtlich zu verbessern. – Den vorzüglichsten
                              									feuerfesten Thon (Sorte I), resp. den auch von Schwefelkies und Sand freiesten,
                              									liefert eine mittlere Bank von circa 30 Zoll
                              									Mächtigkeit. Letzterer gelangt als ausgesuchte Stücke in
                              									rohem und gemahlenem Zustande in den Handel, ist aber leider in ganz ungemischter Qualität zur größten Seltenheit
                              									geworden und kommt am Rhein etwa loco Cöln, ungemahlen
                              										pro Centner auf 25 Sgr. und noch höher zu
                              									stehen.
                           
                        
                           Physikalische Eigenschaften.
                           Bildet im zerkleinerten Zustande, wie er im Handel vorkommt, ein feines körniges
                              									Pulver von schieferblaugrauer Farbe. – Zerfällt in Wasser nicht, und zeigt auch
                              									kein Zischen; giebt damit angefeuchtet, namentlich das feinste Mehl, eine wenn auch
                              									wenig bindende Masse.
                           Knirscht beim Reiben in dem Achatmörser kaum merklich; zwischen die Zähne gebracht,
                              									ist ein leises Knirschen wahrzunehmen. – Schwärzt sich beträchtlich beim
                              									Glühen über der Lampe und brennt sich sehr allmählich weiß, und kaum gelblich mit
                              									einem Stich in's Graue.
                           Zur Vervollständigung vergleiche man meine frühere Analyse dieser besten Sorte,In diesem Journal Bd. CLXIX S. 458;
                                    											den neuerdings befolgten Gang der Analyse werde ich weiter unten
                                    											beschreiben. wobei auf eine genaue Bestimmung der Kieselsäure und der Thonerde die größte
                              									Sorgfalt verwendet wurde und die angegebenen Zahlen das Mittel aus wenigstens zwei
                              									gut übereinstimmenden Bestimmungen bilden.
                           
                        
                           Pyrometrisches Verhalten:
                           
                              a) für
                                    											sich in annähernder Schmiedeeisen-Schmelzhitze.
                              In annähernder Schmiedeeisen-Schmelzhitze, deren Controllirung ich
                                 										nachstehend beschreiben werde, ist der beste
                                 										Garnkirkthon, namentlich wenn er nicht auf das Allerfeinste zerrieben, ohne eine
                                 										Formveränderung in Folge von Schmelzung oder Aufblähung zu zeigen, äußerlich wie
                                 										innerlich nicht glänzend. – Die Bruchfläche ist wenig porzellanartig, mehr erdig, mehr uneben wie geglättet. –
                                 											Ist mit dem Messer noch ein wenig ritzbar und noch ein
                                    											wenig der feuchten Lippe anhaftend. Hat ein mehr körniges Ansehen, ist von gelblich-weißer Farbe mit
                                 										vereinzelten feinsten Fluhpünktchen. – Die Probe zeigt einen
                                 										schwarzgefärbten noch kohligen Kern; wird die Kohle vorher weggebrannt, so
                                 										erscheint die geglühte Masse auf dem Bruche etwas mehr porzellanartig
                                 										verdichtet.
                              
                           
                              b) Verhalten in stets gleichfalls controllirter, positiv erreichter
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze.
                              In dieser Hitze ist die Form ohne Abrundung erhalten. – Eine beginnende
                                 										Erweichung läßt sich insofern wahrnehmen, als äußerlich ein leicht glänzender
                                 										Ueberzug auftritt, und innen eine porzellanartige Verdichtung mit feinsten Poren
                                 										unter der Loupe sich bemerkbar macht.
                              
                                 Anwendung des abschmelzenden
                                       												Drahtes.
                                 Als Anhaltspunkt für die gleiche oder doch sehr nahezu
                                       												gleiche Prüfungshitze, – die Beobachtung sonstiger
                                    											größtmöglicher Gleichmäßigkeit der ganzen Ausführung hinsichtlich des Ofens,Der Ofen wird genau in denselben
                                             														Verhältnissen durch fortwährendes Ausbessern erhalten,
                                          													welches nach jeder zweiten bis dritten Glühung vorgenommen wird. der Luftzuführung, des Brennmateriales, des Schürens, des
                                    											Untersatzes und Tiegels vorausgesetzt – diente der oben beschriebene
                                    											abschmelzende Draht.Nimmt man wie gewöhnlich den Moment, in welchem das Metall durch den
                                          													Einfluß der Wärme als breiartige Masse erscheint, als den
                                          													Schmelzpunkt an, so ist dieser mit der völligen Flüssigkeit, und um
                                          													so mehr bei dem dicken Drahte, bereits überschritten. Diese Art der Ueberwachung des Hitzegrades empfiehlt sich durch ihre
                                    											Einfachheit wie leichte und schnelle Handhabung, wenn auch immerhin
                                    											Einwendungen wegen eines vollkommen genauen
                                    											Zutreffens des so markirten Zeitpunktes zu machen sind.
                                 Abgesehen von den wohl zu beachtenden, von unserem Pyrotechniker Schinz besonders hervorgehobenen Irrungen,Man. s. dieses Journal Bd. CLXXXII
                                             														S. 206. wozu eine auf dem Schmelzpunkte von Metallen beruhende pyrometrische
                                    											Methode führen kann, und die stets gleiche Placirung des Drahtes wie Tiegels
                                    											angenommen, setzt diese Prüfungsweise überhaupt voraus, daß in dem Ofen,
                                    											wenigstens überall in dem Inneren des Probentiegels, eine gleiche Temperatur
                                    											herrsche, weßhalb die verhältnißmäßig dickwandigen Versuchstiegelchen
                                    											absichtlich von so geringer Dimension genommen sind. Wie ich mich durch sehr
                                    											viele Versuche und Gegenversuche überzeugte, findet aber bei einer
                                    											regelrechten, allseitig gleich lebhaft bewirkten Feuerung mit ausgesuchten
                                    											Kohksstücken von derselben Größe, in dem Inneren des bezeichneten Tiegels
                                    											eine ungleiche oder merklich differirende Temperatur nicht statt, und
                                    											besonders nicht in der heißesten Region meines Ofens, welche bei 4 1/2
                                    											Centimeter oberhalb des Rostes beginnt und von da auf 4–4 1/2
                                    											Centimeter Höhe andauert, wornach eine allmähliche Abnahme eintritt. Der
                                    											Probentiegel kommt daher in diese heißeste Zone zu stehen und das Drahtende
                                    											ragt in dieselbe hinein.
                                 Diese, wie die früher angegebenen Verhältnisse resultiren, wie ich nochmals
                                    											bemerke, aus häufig wiederholten Bestimmungen, bei welchen allen die strenge
                                    											Innehaltung eines Zutreffens, z.B. des Abschmelzens des Drahtes innerhalb
                                    											der Grenzen von 1/4 bis höchstens 1/2 Minute, nichts zu wünschen übrig
                                    											ließ.
                                 Dabei ist zu berücksichtigen, daß für eine pyrotechnische Bestimmung eines
                                    											Thones kein völlig absoluter Maaßstab aufzustellen ist, und in der Praxis
                                    											stets noch andere Umstände (namentlich Widerstand gegen die chemischen
                                    											Reactionen der unmittelbaren Berührungsmittel oder gegen vorwaltend oxydirende
                                    											oder reducirende Einwirkungen und selbst das physikalische Verhalten) von
                                    											modificirender Bedeutung für die Beurtheilung eines Thones in feuerfester
                                    											Hinsicht sind. Der Grad der Schwerschmelzbarkeit eines Thones, so sehr er
                                    											auch von gewichtigster Entscheidung ist, bleibt daher niemals ganz und allein maaßgebend.
                                 Will man den abschmelzenden Draht zur Markirung eines bestimmten höheren
                                    											Temperaturgrades als Schmiedeeisen-Schmelzhitze benutzen, so braucht
                                    											man nur das Glühen eine bestimmte Zeit länger fortzusetzen; will man
                                    											umgekehrt einen niedereren Temperaturgrad festhalten, so schiebt man
                                    											zwischen Draht und Tiegel einen zweiten Untersatz ein. Auch läßt sich unter
                                    											Beibehaltung der gewählten Verhältnisse ein niedererer Grad, welchen ich
                                    												„annähernde Schmiedeeisen-Schmelzhitze“
                                    											bezeichnet habe, dadurch fixiren, daß man den Draht herauszieht, sobald dieß
                                    											durch Ziehen an dem Gewichte möglich ist, was circa 1 Minute vor dem völligen
                                       												Abschmelzen zutrifft. Der Draht zeigt dann beginnendes Abschmelzen
                                    											an seinem äußersten umgebogenen Ende.
                                 Setzt man in der beschriebenen Weise, mit Benutzung des bezeichneten Drahtes
                                    											als Indicator, den besten Garnkirk-Thon,
                                    											mit dem Normalgemenge versetzt,
                                 
                              
                           
                              c) der
                                    											annähernden oder der völligen Schmiedeeisen-Schmelzhitze
                              aus, so zeigt die Probe einen erdigen Bruch, haftet an der Zunge, der Tintenstrich wird eingesogen und
                                    											verblaßt.
                              Auf gleicher oder sehr nahe gleicher Höhe stehen in feuerfester Hinsicht neben
                                 										dem Garnkirk-Thon der von Gartscherik und der von Cowen; dann folgt der
                                 										von Wales I und der Derby-Thon.
                              Aehnlich verhalten sich, doch stehen pyrometrisch tiefer, die besseren Thone von
                                 										Stourbridge, sowie verschiedene der genannten englischen Thone in zweiter
                                 										Qualität.
                              Auch gehört hierher der beste schwedische Thon aus
                                 										einer jüngeren Steinkohlenformation stammend etc.
                              Endlich ist es auch bei uns nach vielem vergeblichen Suchen gelungen an zwei
                                 										Punkten, und zwar in den Steinkohlengruben bei Saarbrücken und in denen bei
                                 										Waldenburg, ein Material aufzufinden und wenn auch beschränkt zu gewinnen,
                                 										welches, richtig und rationell behandelt, hinsichtlich seiner feuerfesten
                                 										Eigenschaften dem Garnkirk-Thon gleich zu stellen ist.
                              Diese Thone der ersten Classe sind Schieferthone und kommen sämmtlich in der
                                 										Steinkohlenformation vor, bestimmte und charakteristische, im Allgemeinen regelmäßige
                                 										Schichten bildend, und sind sämmtlich mehr oder weniger sichtbar kohlehaltig und
                                 										wenig bindend.
                              Technische Verwendung finden sie für die höchsten
                                 										pyrotechnischen Zwecke, namentlich in der Gußstahlfabrication, zur Ausmauerung
                                 										des Kernschachtes in Hohöfen etc., wie überhaupt wo es sich um gesteigerte Anforderungen handelt.
                              Diese Thone der ersten Classe mit der größten
                                    											Schwerschmelzbarkeit und dem Bindevermögen (in der früher beschriebenen
                                    												WeiseWegen wünschenswerther Gleichmäßigkeit wendete ich ein gleich enges
                                          													Sieb wie Richters, nämlich von 500
                                          													Maschen auf den Quadratcentimeter, an. Die nächstfolgende Probe, welche sich in der beschriebenen
                                          													Weise noch eben streichen läßt ohne reichliches Abstauben, nahm ich
                                          													als Norm an. – In den Fällen wo es sich um Festsetzung kleiner und scharfer Unterschiede des
                                          													Bindevermögens handelt, bediene ich mich anderer Bestimmungsweisen,
                                          													deren Mitheilung zum Schlusse folgen wird. ermittelt) = 1–2, sind mit Recht
                                    											als die höchst feuerfesten zu bezeichnen.
                              Diese Thone einer ersten Classe resp. die Strengflüssigkeit des besten
                                 										Garnkirk-Thones, möchte ich hier in Vorschlag bringen = 100 zu setzen und
                                 										in Beziehung hierauf die übrigen feuerfesten Thone systematisch einzuordnen.
                                 										Theilt man ferner statt der Grade der früher angenommenen Scala – welche
                                 										dem zur Herstellung einer gewissen relativen
                                 										Unschmelzbarkeit erforderlichen Quarzzusatze entsprechen – den zwischen
                                 										der Schwerschmelzbarkeit des Garnkirk-Thones und eines angenommenen
                                 										geringsten feuerfesten Thones bestehenden Abstand in 100 gleiche Theile und
                                 										setzt zugleich ein jedes Vielfache des bez. Normalzusatzes = 10, um ein
                                 										hinreichendes Einreihen von Zwischenstufen in ganzen
                                 										Zahlen offen zu halten, so ergiebt sich folgende Stufenleiter.
                              Der Garnkirk-Thon oder ein diesem gleicher Thon, mit dem Normalgemenge
                                 										versetzt, und dessen Verhalten in einer bestimmt
                                    											normirten Prüfungstemperatur, ist = 100.
                              Ein Thon, welcher den zweifachen Zusatz des
                                 										Normalgemenges erfordert, um in der gleichen Prüfungshitze eben so
                                 										schwerschmelzbar zu seyn, ist = 80 d.h. ein 80procentiger feuerfester Thon.Allgemein: das Vielfache des Gewichtes des Thones an Normalzusatz resp.
                                       												dessen Zahl mit 10 multiplicirt und das Product von 100 abgezogen, gibt
                                       												den Grad der Feuerbeständigkeit in Procenten ausgedruckt.
                                 									
                              Ein Thon mit dem dreifachen Zusatze ist = 70 d.h. ein 70procentiger etc.
                              
                           
                        
                           Die Classe II bezeichnet die Kaoline.
                           In die II. Classe kommen die eigentlichen Kaoline von primärer Lagerstätte, welche, wie hoch auch die reinsten
                              									und vorzüglichsten derselben in feuerfester Beziehung stehen, doch um mehrere Stufen tiefer sich gruppiren. Bezüglich des prima Garnkirk-Thones = 100, sind die besten darunter, und zwar im
                              									geschlämmten Zustande, nur höchstens = 70 zu setzen.
                           Sind die Thone der ersten Classe wenig bindend, so gehören diese zu den wenig fetten
                              									d.h. mageren. Als Repräsentant unter den vielen altbekannten und berühmten, übrigens
                              									merklich verschiedenen Kaolinerden, wähle ich die geschlämmte Porzellanerde von
                              									Zettlitz.
                           Vorkommen. – Die Gruben dieses Rohkaolins befinden
                              									sich bei dem Dorfe Zettlitz, 3/4 Stunden in nördlicher Richtung von Carlsbad in
                              									Böhmen entfernt. In der Nähe der Gruben geschlämmt, liefert das natürliche
                              									Rohmaterial drei Producte: a) gröberen Sand, worin sich
                              									häufig größere und kleinere krystallinische Schwefelkiesbrocken vorfinden; b) feineren Staubsand, welcher sich später nebst den
                              									beigemengten Glimmerblättchen absetzt, und c) die
                              									feinste Erde, wie sie in den Handel kommt und in Verbindung mit Quarz und Feldspath
                              									zur Porzellanfabrication verwendet wird, so in der Porzellanfabrik zu Pirkenhammer
                              									bei Carlsbad (Firma Fischer und Mieg) und in anderen Fabriken Böhmens wie Deutschlands. Die Gebirgsart, in
                              									welcher die in Rede stehende Kaolinerde vorkommt, ist Granit, der aber häufig mehr
                              									oder weniger von der Braunkohlenformation bedeckt ist, so daß man lange zweifelhaft
                              									war ob man das Material dem Granit oder der letzteren Formation zurechnen soll.
                              									Gemäß speciellen schon älteren Untersuchungen von v. Buch,
                                 										Haidinger und Mitscherlich entschied man sich
                              									für die Ansicht, daß die Zettlitzer Porzellanerde an Ort und
                                 										Stelle verwitterter Granit sey, wiewohl an mehreren Stellen dortiger Gegend
                              									auch ähnliche natürliche Schlämmproducte vorkommen, welche der Braunkohlenformation
                              									angehören mögen.
                           Der Preis für die geschlämmte Porzellanerde ist pro
                              									Centner 1 fl. 68 kr. österr. Währung. Die Gewinnung findet nur in mäßigem Umfange
                              									statt.
                           Physikalische Beschreibung. – Der Rohkaolin
                              									besteht lufttrocken aus einer graulichweißen, sich rauh anfühlenden, doch den
                              									zartesten fettigen Staub an den Fingern hinterlassenden Masse. In derselben lassen
                              									sich rundliche, weit vorherrschend kleinere Quarzkörnchen bis höchstens zur Größe
                              									eines Pfefferkornes, Glimmerblättchen und einzelne kohligschwarz gefärbte Stellen
                              									bemerken. In den mir vorliegenden Stücken ist nirgends auch nur die geringste
                              									Eisenfärbung wahrzunehmen.
                           Die durch Schlämmen von dem gröberen und feinsten Sande wie auch Glimmer bis auf kaum
                              									bemerkbare Spuren befreite Porzellanerde, wie sie in den Handel kommt, bildet fest
                              									zusammengetrocknete sehr homogene Stücke mit muscheligem Bruche. – Im Ganzen
                              									ist deren Farbe weiß mit einem nur geringen Stich in Gelblichgrau. – Fühlt
                              									sich sehr zart und etwas fettig an. – Schneidet sich schön glatt; die
                              									Schnittfläche ist ein wenig glänzend. – Zerfällt im Wasser unter singendem
                              									Zischen und giebt damit angefeuchtet eine höchst zarte,
                              									bindende Masse.
                           Knirscht beim Reiben in der Achatschale nicht im
                                 									Mindesten. – Schwärzt sich gelinde beim Glühen über der Lampe und wird
                              									dann rein weiß, fast schneeweiß.
                           Die genaue chemische Analyse dieses Kaolins, auch der übrigen Normalthone, nebst sich
                              									anschließenden besonders maaßgültigen Folgerungen, wie pyrometrische Bestimmung
                              									einiger der bekanntesten, zum Theil altberühmten Kaoline, folgt am Schlusse.
                           
                        
                           Pyrometrisches Verhalten.
                           
                              a) Für
                                    											sich in der annähernden Schmiedeeisen-Schmelzhitze.
                              Ist stark geschwunden und fest zusammengegangen, sonst kantig ohne äußerlich
                                 										Glanz oder Glasur zu zeigen. – Der Bruch ist porzellanartig, völlig dicht
                                 										(selbst mittelst der Loupe sind kaum vereinzelte Poren bemerkbar), muschelig,
                                 										ein wenig glänzend. – Ist schön weiß geworden.
                              b) Für sich in der völligen
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. Verhält sich fast ganz gleich wie in
                                 										der annähernden Schmiedeeisen-Schmelzhitze nur zeigen sich unter der
                                 										Loupe betrachtet, deutlich mehrfache feinste Poren auf der Bruchfläche.
                              c) Mit dem Normalgemenge
                                    											versetzt und der bestimmt normirtenWie oben erörtert, dienen gleichzeitig als Anzeiger der richtigen
                                       												Prüfungstemperatur mehrere Gemenge des Garnkirk-Thones, alle aus
                                       												gleichen Gewichtstheilen, und zwar dieser Thon versetzt mit dem
                                       												Normalgemenge aus:1) 1 Gewichtstheil Thonerde und1 Gewichtsth. Kieselsäure2)              „                „        „1,2        „                „und3)              „                „        „1,4        „                „Der Kürze halber bezeichne ich die drei Doppelgemenge:
                                       												Pyro-Indicator 1; 1,2; oder 1,4. Als völlig zutreffende
                                       												Schmiedeeisen-Schmelzhitze gilt, wenn der Indicator 1 noch
                                       												einsaugend ist, 1,2 klatschend und 1,4 nicht mehr einsaugend. Als ein
                                       												wenig geringere Schmiedeeisen-Schmelzhitze gilt, wenn der
                                       												Indicator 1 wie 1,2 noch einsaugend ist, aber 1,4 nicht mehr; als ein
                                       												wenig höhere Schmiedeeisen-Schmelzhitze gilt, wenn der Indicator
                                       												1 nur noch klatschend, 1,2 wie 1,4 nicht mehr einsaugend ist.Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt.
                                 										– Die Proben verhalten sich mit dem ein- und zweifachen Zusatze
                                 										– porzellanartig, erst bei der dreifachen
                                    											Menge beginnt auf der Bruchfläche ein Einsaugen des bezeichneten Tintenstriches,
                                 										annähernd gleich mit der Normal-Garnkirk-Probe. Die angegebene
                                 										Beziehung bleibt nahe dieselbe innerhalb gewisser, wenn auch nicht weiter
                                 										Grenzen.
                              Bei dem vierfachen Zusatze und bei selbst ein wenig höher gesteigertem Hitzegrade
                                 										zeigt sich die Probe einsaugend gleich der Garnkirk-Probe.
                              Der Grad der Feuerfestigkeit ist also = 3–4 oder in der beschriebenen
                                 										Weise in Procenten ausgedrückt, = 70–60 Procent.
                              Das Bindevermögen, wie oben geprüft, ist = 3.
                              Die geschlämmte Zettlitzer Porzellanerde als Repräsentant für die Kaoline
                                 										überhaupt angenommen, gehören somit letztere als „vorzüglich feuerfeste und mäßig
                                       											bindende,“ unter obigen ausdrücklichen Beziehungen, zu den 70–60 procentigen feuerfesten Thonen.
                              Es ergibt sich daraus, wie verhältnißmäßig bedeutend der Abstand in der
                                 										Schwerschmelzbarkeit zwischen den besten Steinkohlenthonen und den Kaolinen ist,
                                 										wie nahe dieselben dem Anscheine nach auch sonst in feuerfester Beziehung zu
                                 										stehen scheinen.Richters (in diesem Journal Bd. CXCI S. 232) setzt den
                                       												geschlämmten Saarauer Thon III pyrometrisch gleich dem Saarauer Thon I,
                                       												den Kaolin = dem besten Steinkohlenthon. Dieser Abstand ist sogar in Wirklichkeit ein noch größerer, da das
                                 										Verhältniß des Normalzusatzes zu dem Garnkirk-Thon noch vermindert werden
                                 										kann und doch die Proben in der Normalprüfungshitze das beschriebene Einsaugen
                                 										noch zeigen.
                              Technische Anwendung finden die Kaoline, außer der
                                 										speciellen zu Porzellan, für Glashäfen.
                              
                           
                        
                           III. Classe.
                           Eine nächstfolgende Stufe nehmen zwei in pyrometrischer Beziehung fast gleiche Arten
                              									von Thonen ein, welche gerade in ihren physikalischen Eigenschaften und noch mehr in
                              									chemischer Beziehung von einander wesentlich verschieden sind. Es sind dieß
                              									einerseits die sehr kieselreichen, aber dabei vorzüglich reinen Thone, und
                              									andererseits die fettesten, höchst bildsamen Thone, welche uns überhaupt bekannt
                              									sind.
                           Als Repräsentant für erstere wähle ich einen von Richters
                              									näher untersuchten wie analysirten Thon von Saarau Nr. III; für letztere unter den
                              									weitbekannten besten belgischen den vorzüglichsten.
                           Vorkommen. – Ersterer kommt bei Saarau in
                              									Nieder-Schlesien vor und seine Lagerung erstreckt sich auf eine ungefähre
                              									Fläche von 3–400 Morgen in einer Mächtigkeit von circa 40–150 Fuß. Bei Teufen von über 50–60 Fuß wird der
                              									Thon sehr glimmerreich und feldspathhaltig, und zeigt ein dem Granit ähnliches
                              									Ansehen, auf welches letztere Gestein er denn auch unmittelbar aufsetzt. Ferner
                              									finden sich in dem Thone 3–8 Zoll starke Bänder von reinem Kaolin und reinem
                              									Quarz nebst schönen Bergkrystalldrusen, wie sie die in nächster Nähe liegenden
                              									Granitkuppen in ganz ähnlicher Weise zeigen. Ueber dem Thone lagert eine Decke von
                              									Kies resp. kieshaltigem Lehm, 3–15 Fuß mächtig.
                           Alle diese Verhältnisse lassen es sehr wahrscheinlich erscheinen, daß das bezügliche
                              									Thonlager aus an Ort und Stelle verwittertem Granit entstanden ist, wenn es auch
                              									gleichzeitig unmittelbar neben dem Tertiärgebilde der Braunkohle auftritt.
                           Die Gewinnung geschieht durch Tagebau und wird die durch die Hake abgelöste Masse
                              									mittelst Maschine in die Höhe gezogen.
                           Physikalische Eigenschaften. – Ist von fast rein
                              									weißer Farbe mit einem geringen Stich in Grau. – Glimmerblättchen sind
                              									reichlich bemerkbar. – Bildet lufttrocken ein zart abfärbendes Thonmehl, in
                              									welchem sich rundliche kleine Ballen befinden, die mit im Ganzen kleinen
                              									Quarzkörnern erfüllt sind. – Gibt mit Wasser angefeuchtet eine bindende, aber
                              									körnige Masse.
                           Knirscht beim Reiben in der Achatschale sehr beträchtlich.
                              									– Färbt sich anfangs beim Glühen über der Lampe dunkler, wird aber dann schön
                              									weiß.
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              a) In der annähernden
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Ist wenig geschwunden,
                                 										äußerlich glänzend, leise glasirt. – Der Bruch ist körnig, ein wenig
                                 										glänzend. – Zeigt feinste schwarze Fleckchen.
                              b) In der völligen
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Verhält sich gleich; nur
                                 										ist der Glanz ein lebhafterer und die Glasirung eine stärkere.
                              In noch ein wenig höherer Temperatursteigerung beginnt ein Erweichen der Probe,
                                 										die Glasurrinde ist merklich dicker, die schwarzen Fleckchen sind von letzterer
                                 										aufgelöst und verschwunden.
                              c) Mit dem Normalgemenge in
                                    											dem wenigstens ein- bis sechsfachen Verhältnisse versetzt und der
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt. – Die Proben sind
                                 										mit dem 1–4fachen Zusatze porzellanartig; bei dem 5fachen zeigt sich das
                                 										Cylinderchen auf der Bruchfläche einsaugend.
                              Ist die Prüfungstemperatur ein „wenig geringer“ (man sehe
                                 										oben), so ist III⁵x (bedeutet
                                 										Thon dritter Classe mit dem 5fachen Zusatze) fast genau gleich mit
                                 											I¹x (d. i. Thon erster
                                 										Classe mit dem 1fachen Zusatze); ist die Temperatur
                                 											„zutreffend“ oder ein „wenig
                                    											höher,“ so ist III⁴ – ⁵x =
                                 											I¹x.
                              Der Grad der Feuerfestigkeit ist also = 4 – 5 (näher 5) oder = 50
                                 										Procent.
                              Das Bindevermögen ist = 2.
                              Diese sehr kieselreichen und zugleich vorzüglich reinen, als „sehr feuerfeste und wenig bindende“
                                 										zubezeichnenden Thone, gehören also zu den 50procentigen.
                              Im Allgemeinen sind in diese Classe zu rechnen die Rohkaoline, doch in erster
                                 										Linie nur diejenigen welche sich durch sonstige Reinheit und eine ganz besondere
                                 										Geringhaltigkeit an flußbildenden Bestandtheilen hervorthun.
                              Technische Anwendung finden diese Thone namentlich in
                                 										Eisenwerken, zum Bau von Puddel- und Schweißöfen, auch selbst in
                                 										Gußstahlhütten und besonders zur Darstellung von
                                 										Kapseln, welche einen großen Druck im heftigsten Porzellanfeuer zuversichtlich
                                 										auszuhalten vermögen.
                              Ein annähernd gleicher Grad der Schwerschmelzbarkeit ergibt sich, wie oben schon
                                 										bemerkt, für die besten belgischen Thone. So mager im Ganzen alle bisherigen
                                 										Thone von den drei obersten Classen sind, so außerordentlich bindend, wie
                                 										gesagt, sind dieselben.
                              Wegen der großen pyrotechnischen Bedeutsamkeit des belgischen Thones beschreibe ich dessen Vorkommen etwas
                                 										ausführlicher.
                              Wie bekannt, kommt der belgische Thon hauptsächlich in der Umgegend von Andennes
                                 										unweit Namur vor, und zwar im Steinkohlengebirge, wenn auch nicht in unmittelbarer Berührung mit den Steinkohlen. Vielmehr
                                 										liegt er eingebettet im Uebergangskalk resp. im Großen und Ganzen in
                                 										elliptischen oder runden Mulden, auch Trichter darin bildend, deren Durchmesser
                                 										bis zu 200 Fuß steigt und welche in den dermaligen tiefsten Schächten circa 140 Fuß Tiefe erreichen.
                              So wechselnd im Allgemeinen der Gehalt der Mulden, so verschieden ist auch die
                                 										Güte des Thones, je nach der Localität der Gewinnung. Bei dem großen Rufe,
                                 										welchen der belgische Thon weit über die Grenzen des Landes hinaus erlangt hat,
                                 										dürfte es nicht ungeeignet erscheinen, hier die Lagerung der verschiedenen
                                 										Sorten etwas specieller zu bezeichnen.
                              Südlich von Andennes wie Namur finden sich, in einer Entfernung von ein bis
                                 										selbst vier Meilen, fünf gleichlaufende Linien oder Streifen in der Richtung von
                                 										Nordost nach Südwest, welche unter sich circa 10,000
                                 										Fuß entfernt sind.
                              
                              A. Die erste Reihe (zunächst Andennes) ist die von
                                 											Navelin (Maiseret, Navelin und Vaudaige). Die
                                 										Thone dieser Linie sind von einer zweiten Qualität. Sie sind größtentheils von
                                 										hellgraulicher Farbe, fühlen sich fettig an und enthalten nicht viel Sand. Im
                                 										Feuer schwinden sie stark und reißen nicht. Sie werden zur Fabrication von
                                 										feuerfesten Steinen und Schmelztiegeln angewandt.
                              B. Die zweite Reihe ist die von Strud-Maiseroul
                                 										(Wez, Mozet und Coutisse). Sie umfaßt die allerbesten
                                 										und vorzüglichsten Thonlager, die auch gegenwärtig
                                 										bis zur größten Tiefe ausgebeutet werden. Diese Thone sind von blauer bis
                                 										schwarzblauer Schieferfarbe und ganz außerordentlich bindend.
                              C. Die dritte Reihe ist die von Ohey-Matagne
                                 										und Filée. Sie enthält Thone, welche theils von weißer Farbe, sehr
                                 										kieselreich und dem entsprechend recht strengflüssig sind. Dieselben finden
                                 										vornehmlich ihre Verwendung gebrannt und zerstoßen zu Cement.
                              Die Thonlager dieser Reihe zeigen ausnahmsweise ein Fallen. Die Gewinnung ist im
                                 										Ganzen eine etwas schwierige wegen der begleitenden Erdschichten, welche bald
                                 										mit lockerem Sande, bald mit einer Art versteinerten Holzes (lignites) erfüllt sind; letzteres, Bolants benannt, zerfällt an der Luft und seine
                                 										Zusammensetzung ist nicht weiter untersucht.
                              D. Die vierte Reihe von Tahier und Sorée (ferner Francèse, Evelette und Libois)
                                 										begreift Erde von grauer Farbe, deren vergangener Ruf sprichwörtlich geworden
                                 										ist unter der Bezeichnung „das ist eine ächte Tahier.“
                                 										Diese Thone werden im gebrannten Zustande als Chamotte verwendet.
                              E. Die fünfte Linie ist die von Schaltin (ferner Flostoy und Ossogne). Sie enthält
                                 										Thone von nur mittelmäßiger Güte, welche mehr bindend als strengflüssig
                                 										sind.
                              Unter diesen fünf Thongewinnungsreihen ist es die zweite, welche die besten feuersten Thone
                                 										liefert. Die reinste und strengflüssigste Sorte dieser Thone ist die am
                                 										dunkelsten gefärbte, welche in noch weichem Zustande von fast schwarzer Farbe
                                 										ist. Diese Sorte, welche ich nebst der Beschreibung der localen Verhältnisse der
                                 										Güte des Hrn. C. Bureau (Exploitant de terres plastiques à Andennes) unter der
                                 										Bezeichnung B'' „Coriante“ verdanke, dürfte als Repräsentant der dritten
                                 										Classe der feuerfesten Thone aufzustellen seyn.
                              
                           
                              Physikalische
                                    										Eigenschaften.
                              Dieser Thon bildet eine homogene, sehr gleichförmige Masse mit besonders häufig fettig-glänzenden Partien,
                                 										theils Ablösungsflächen, theils eigenthümlich eingedrückten oder gewundenen
                                 										Glanzflächen (ganz ähnlich den Rutschflächen des Mineralreiches). – Unter
                                 										der Loupe betrachtet zeigt der lufttrockene Thon Poren und sehr vereinzelte,
                                 										lichtglänzende Pünktchen. – In noch feuchtem, wenn auch kaum noch weichem
                                 										Zustande ist der Thon von bläulichschwarzer, völlig getrocknet von dunkel
                                 										schieferblauer Farbe. – Fühlt sich durchaus fettig an; beim Bestreichen
                                 										mit dem Finger erscheint sofort, namentlich an den Kanten, ein lebhafter Glanz.
                                 										– Noch mehr graphitähnlich tritt der Glanz beim Schneiden hervor; die
                                 										Schnittfläche ist fast vollkommen glatt. – Der Bruch ist theils kantig,
                                 										theils etwas muschelig. – Der lufttrockene Thon haftet stark an der
                                 										Zunge. – Zerfällt in Wasser unter Entwickelung von Luftbläschen, welche
                                 										mit singendem Zischen entweichen; gibt damit angefeuchtet eine höchst bindende, anklebende, bildsame Masse.
                              Knirscht nicht unmerklich beim Reiben in dem
                                 										Achatmörser und liefert geschlämmt nahezu 1 Procent feine weiße Sandkörnchen.
                                 										– Braust nicht beim Uebergießen mit Säure. – Enthält gemäß
                                 										qualitativer Prüfung, dem Augenschein nach, wenig Eisen und wenig Magnesia, Kalk
                                 										in hervortretender Menge und Spuren einer Schwefelverbindung. – Das
                                 										Färbende in dem Thone ist vorzüglich Kohle. – Ueber der Lampe schwärzt er
                                 										sich und brennt sich allmählich hellgelblich-weiß.
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              a) Für sich in der annähernden
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Erweicht zu einer äußerlich
                                 										ein Continuum bildenden, nicht glänzenden,
                                 										hellgelblichen Masse. – Es ist eine geringe Aufblähung wie Abrundung der
                                 										Kanten zu bemerken. Der Bruch ist porig-löcherig.
                              b) In der völligen
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Die Erweichung hat
                                 										zugenommen, die Form baucht sich aus, die Poren sind größer geworden. Die gelbe
                                 										Färbung tritt intensiver hervor.
                              c) Mit dem Normalzusatze
                                 										in der wenigstens 1–6fachen Menge versetzt und der normirten Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt, zeigen die
                                 										Proben Nr. 1–4 einen porzellanartig-dichten Bruch, Nr. 5 aber
                                 										einen erdigen. Bei genauem Zutreffen der erwähnten Prüfungstemperatur erscheint
                                 										der belgische Thon um ein ganz Geringes schwerer schmelzbar als der Saarauer
                                 										Thon. Ist die Prüfungstemperatur ein wenig niedriger, so ist ein
                                 										5–6facher, ist sie ein wenig höher, so ist ein 4–5facher Zusatz
                                 										erforderlich.
                              Die Probe 5x entspricht somit nahe einem
                                 										mittleren Werthe und die besten belgischen Thone gehören demnach „als sehr feuerfeste und höchst
                                       											bindende“ zu den nahe 50procentigen.
                              
                              Das Bindevermögen, wie oben geprüft, ist = 10 – 11.
                              Technische Anwendung finden diese Thone zur
                                 										Fabrication von Zink-Muffeln, Gasretorten und Glashäfen, wozu sie sehr
                                 										gesucht sind.
                              
                           
                        
                           IV. Classe.
                           Repräsentant: Mühlheimer Thon.
                           In diese Classe gehören die Thone welche hinsichtlich bedeutend hervorragenden
                              									Bindevermögens, sowie großer Schwerschmelzbarkeit sich den besten belgischen Thonen
                              									vorzugsweise nähern. Als deren Vertreter möge der rheinische Thon von Mühlheim bei
                              									Coblenz gelten.
                           Vorkommen.Der Vollständigkeit wegen entnehme ich das Wesentliche der Beschreibung einem
                                    											früheren von mir in diesem Journal Bd.
                                       												CLXXXIII S. 32 über diesen Thon erschienenen Aufsatz. Wegen der
                                    											sorgsam ausgewählten, doch im Ganzen besseren
                                       												Durchschnittsqualität modificirt sich das dort Gesagte stellenweise
                                    											etwas. – Dieser dunkelblaue Thon, welcher das unterste Glied der
                              									Braunkohlenformation bildet, kommt auf der linken Rheinseite bei den Orten Mühlheim,
                              									Kehrlich und Kettig, zwischen Andernach und Coblenz vor. Derselbe wird jetzt
                              									vornehmlich nur bei Mühlheim und zwar auf der Rübenacher Höhe mittelst runden, mit
                              									Reifen verbauter und 30–80 Fuß tiefer Schächte gewonnen. Nachdem die Dammerde
                              									durchgegraben ist, folgt die hier sehr verbreitete Bimssteinsandschicht, unter
                              									welcher häufig alsbald der Thon angetroffen wird, zuerst von hellerer Farbe,
                              									glimmerhaltig und unrein, dann ein augenfällig mehr eisenhaltiger. Hierunter lagert
                              									der gute brauchbare Thon ohne bemerkbare Eisenfärbung, stellenweise mit
                              									fortschreitender Teufe eine Lage von sehr zartem homogenen
                                 										Aussehen darstellend und als Sorte Nr. I bezeichnet. Der gute, nutzbare
                              									Thon liegt in sehr wechselnder Mächtigkeit bis zu 40 und selbst 60 Fuß. In der Regel
                              									wird mit größerer Tiefe der Thon sandig, womit die weitere Ausbeute aufhört.
                           Der in Form von Schollen à 10 Pfd. im Handel
                              									bekannte Thon kostet per 1000 Schollen circa 12–15 Thlr.
                           
                              Physikalische
                                    										Eigenschaften.
                              Ist von dunkler schieferblauer Farbe. – Hat ein recht gleichmäßiges und
                                 										fast durchweg reines Ansehen. – Fühlt sich sehr fettig an. –
                                 										Schneidet sich glatt, die Schnittfläche ist glänzend.
                                 										– Bruch stellenweise muschelig, kantig springend. Glänzende geglättete
                                 										Eindrücke finden sich nicht selten. – Haftet stark an der Zunge. –
                                 										Zerfällt in Wasser unter Entweichen vieler Bläschen mit singendem Zischen; gibt
                                 										damit angefeuchtet eine höchstbindende, 
                                 										anklebende und plastische Masse, welche die
                                 										Feuchtigkeit lange zurückhält.
                              Knirscht beim Reiben in der Achatschale unfühlbar; nur
                                 										zwischen die Zähne gebracht, lassen sich äußerst feine Sandkörnchen wahrnehmen.
                                 										– Braust nicht beim Uebergießen mit Säure. – Schwärzt sich beim
                                 										Glühen über der Lampe, riecht dabei brandig und brennt sich zur hellgelblichen
                                 										Masse.
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              a) In der annähernden
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Erweicht zu einer von
                                 										glatter Rinde eingehüllten, wenig glänzenden, schmutziggrauen Masse. Eine
                                 										Aufblähung und namentlich Abrundung zur Kugelform tritt mehr hervor. Der Bruch
                                 										ist porig-löcherig.
                              b) In der völligen
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Die Erweichung hat
                                 										zugenommen, die Poren sind größer geworden und beginnen in einander zu fließen.
                                 										Das Schmutzig-grau geht in Schmutzig-gelb über.
                              c) Mit dem Normalzusatze
                                 										in dem wenigstens 1–6fachen Verhältnisse versetzt und der Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt, sind
                                 										die Proben Nr. 1–5 porzellanartig und Nr. 6 ist erdig. In zutreffender
                                 										wie geringerer Schmiedeeisen-Schmelzhitze ist Nr. 5–6x einsaugend; in größerer Nr. 5x.
                              Der Grad der Feuerfestigkeit des Mühlheimer Thones ist somit = 5 – 6
                                 										(näher 5).
                              Das Bindevermögen ist = 9 – 10.
                              Unter Zugrundelegung des in Rede stehenden Thones sind demnach diese
                                 												„gut feuerfesten und vorzüglich
                                       												bindenden“ Thone der vierten Classe zu den circa 55procentigen zu rechnen.
                              Technische Anwendung findet der Mühlheimer Thon als
                                 										Ersatzthon des besten belgischen in nächster Linie.
                              
                           
                        
                           V. Classe.
                           Kaolinartige Thone auf secundärer Lagerstätte.
                           In diese Classe kommen die Thone, als deren Vertreter der bekannte Grünstädter Thon
                              									gelten mag.
                           Vorkommen.Das Wesentliche wiederhole ich in Kürze aus einer früheren Werthbestimmung
                                    											dieses Thones in diesem Journal Bd. CLXXXV
                                       												S. 39. – Die Fundstätte dieser gesuchten Hafenerde befindet sich bei
                              									Hettenleidelheim, 1 1/2 Stunden südwestlich von Grünstadt in der Rheinpfalz. Das
                              									Vorkommen kann wohl als Diluvialbildung betrachtet werden, die den Tertiärkalk überlagert; es ist
                              									im Ganzen als ein nesterweises zu bezeichnen. Die
                              									Thonablagerung scheint hier ein Zersetzungsproduct von Porphyr und
                              									Porphyrmandelstein zu seyn, welche den nur wenige Stunden entfernten Gebirgszug des
                              									Donnersbergs größtentheils bilden. Das Thonlager tritt, je nachdem mehr oder weniger
                              									von dem darüberliegenden Alluvium weggeschwemmt ist, 30–80 Fuß tief unter der
                              									Oberfläche auf und wird angebohrt, nachdem man die Dammerde, gelben Letten, eine
                              									viel Wasser führende Sandschicht und schließlich grünlichen und gelben Thon
                              									durchteuft hat. Die Mächtigkeit des brauchbaren feuerfesten Thones wechselt zwischen
                              									6–13 Fuß, wovon jedoch die 3–6 Fuß starke mittlere Schicht die
                              									thonreichste, fetteste und reinste ist, während die obere und untere an Reinheit und
                              									Thongehalt nachsteht. Der Thon wird bereits in der Grube vermittelst einer Art Axt
                              									in circa centnerschwere, längliche, viereckige Stücke
                              									gehauen und kommt so in den Handel.
                           Die Preise differiren je nach seiner Güte und Reinheit. Die erste Sorte, auserlesene Stücke, von allem sichtbaren Schwefelkiese
                              									frei, kostet loco Grube 30 Kreuzer pro Centner.
                           
                              Physikalische
                                    										Eigenschaften.
                              Ist völlig lufttrocken, von hellbläulicher Farbe mit nur vereinzelt
                                 										dunkelgefärbten, kohlehaltigen Stellen. – Hat ein sehr gleichmäßige Ansehen und ist ein Hauch von schmutziggelber
                                 										Eisenfärbung nur selten zu bemerken. – Fühlt sich recht fettig an. – Schneidet sich glatt und sehr zart; die Schnittfläche ist
                                 										ein wenig glänzend. – Zeigt einen unebenen
                                 										Bruch, doch besteht die Masse aus durchaus fettig glänzenden, geglätteten,
                                 										gleichsam verkneteten Eindrücken und Ablösungen. – Haftet stark an der
                                 										Zunge. – Zerfällt in Wasser unter Entweichen zahlreicher Bläschen mit
                                 										singendem Zischen; gibt damit angefeuchtet eine recht bindende, klebende und plastische Masse,
                                 										welche die Feuchtigkeit hartnäckig zurückhält.
                              Knirscht beim Reiben in der Achatschale kaum fühlbar.
                                 										– Braust nicht beim Uebergießen mit Säure. – Schwärzt sich beim
                                 										Glühen über der Lampe und brennt sich nach und nach zur gelblich grauweißen
                                 										Masse.
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              a) In der annähernden
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Erweicht zu einer äußerlich
                                 										mit einer glatten Rinde umzogenen, wenig glänzenden, hellgelblichen Masse.
                                 										– Die Aufblähung ist eine merklich voluminösere. – Der Bruch ist reichlicher porig-löcherig. –
                                 										Vereinzelte Fleckchen sind bemerkbar.
                              b) In der völligen
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze. – Die fortgeschrittene
                                 										Erweichung gibt sich durch Ineinanderfließen der Poren und Bildung vereinzelter
                                 										kleiner Höhlungen zu erkennen.
                              c) Mit dem Normalgemenge
                                 										in dem wenigstens 1–7fachen Verhältniß versetzt und der Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt, sind
                                 										die Nummern 1–6 porzellanartig verdichtet und erst die mit dem 7fachen
                                 										Zusatze ist einsaugend. In der mehr niedrigen Schmiedeeisen-Schmelzhitze
                                 										ist Nr. 7 ziemlich zutreffend, in der höheren ist 6–7 zu setzen. Verhält
                                 										sich weniger constant und das Resultat variirt merklich, je nachdem z.B. die
                                 										Proben einem mehr reducirenden Einflusse (in einem Kohlentiegel) ausgesetzt
                                 										werden.
                              Im Ganzen ist der Grad der Feuerfestigkeit des Grünstädter Thones wohl = circa 7 zu setzen.
                              Das Bindevermögen ist = 8.
                              Der besprochene „mäßig feuerfeste aber sehr
                                       												bindende“ Thon gehört somit zu den circa 30procentigen.
                              Eine technische Verwendung findet er ausschließlich in
                                 										Glasfabriken.
                              
                           
                        
                           VI. Classe.
                           
                              Mittelmäßige
                                    										Braunkohlenthone.
                              In diese Classe kommen die Thone, welche, wenn sie auch in feuerfester Hinsicht
                                 										schon zu den geringeren gehören, doch wegen ihres hohen Bindevermögens und
                                 										gleichzeitiger Billigkeit des Preises recht gesucht sind.
                              Als Repräsentant wähle ich den hessischen Thon vom Mönchsberg bei Cassel.
                              Bei einem Besuche des Mönchsberges konnte ich den fraglichen Thon daselbst
                                 										nirgends auffinden. Nur Sand oder höchstens thonhaltiger Sand bot sich mir dar
                                 										in einer circa 15 Fuß tiefen Grube nordwestlich von
                                 										Cassel hinter einer dortigen Fabrik feuerfester und gewöhnlicher Ziegelsteine
                                 										etc. Wahrscheinlich ist dieser sogenannte Mönchsberger Thon derselbe, welcher
                                 										bei Oberkaufungen 1 1/2 Stunden südöstlich von Cassel gewonnen wird. Derselbe
                                 										wird daselbst nach Abdeckung der 2–3 Fuß starken Dammerde in einer
                                 										durchschnittlichen Mächtigkeit bis zu 8 Fuß gefördert. Dieser Thon gehört der
                                 										Braunkohlenformation an. Derselbe kostet pro Centner
                                 											loco 2–2 1/2 Sgr.
                              
                           
                              Physikalische
                                    										Eigenschaften.
                              Ist lufttrocken von blaugrauer Farbe. – Enthält deutlich pflanzliche Reste, in deren
                                 										Umgebung der Thon dunkler gefärbt ist. – Schneidet sich glatt; die
                                 										Schnittfläche ist fettig-glänzend. – Zeigt geglättete,
                                 										fettigglänzende Ablösungen. – Zerfällt in Wasser unter Entwickelung
                                 										zahlreicher Bläschen und singendem Zischen; gibt damit angefeuchtet einen recht
                                 										bindenden, anklebenden Teig.
                              Knirscht beim Reiben merklich. – Braust nicht beim Uebergießen mit Säure.
                                 										– Enthält vereinzelte Schwefelkiesknoten. – Schwärzt sich beim
                                 										Glühen über der Lampe und färbt sich alsdann schwach gelblichgrau.
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              a) In der annähernden
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze erweicht er zu einer äußerlich
                                 										glänzenden, bimssteinartigen, zur Kugel abgerundeten Masse. – Der Bruch
                                 										ist porig-sinterig.
                              b) In der völligenSchmiedeeisen-SchmelzhitzeSchmiedeeisen-Schmelzhize steigert sich die Erweichung bis zur Bildung einer
                                 										blasig-höhligen Schlacke.
                              c) Mit der wenigstens 1–8fachen Menge des Normalzusatzes versetzt und der Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt, sind die Proben der
                                 										Nummern 1–7 porzellanartig dicht und Nr. 8 ist einsaugend = I¹x.
                              Bei der zutreffenden Schmiedeeisen-Schmelzhitze stimmt Nr. 8 völlig
                                 										überein; in der geringeren fast ebenso und in der höheren Nr. 8 mehr als Nr.
                                 										9.
                              Der Grad der Feuerfestigkeit ist somit fast genau = 8.
                              Das Bindevermögen ist = 9.
                              Diesen Thon, welcher nur als „ziemlich feuerfest
                                       												aber vorzüglich bindend“ zu bezeichnen ist, muß man
                                 										somit zu den 20procentigen rechnen.
                              Technische Anwendung findet derselbe zur Fabrication
                                 										feuerfester Steine.
                              
                           
                        
                           VII. Classe.
                           
                              Gewöhnliche
                                    										Braunkohlenthone.
                              Hierher gehört eine zahlreiche Menge von Thonen, die meisten sonst pyrometrisch
                                 										nicht hervorragenden Braunkohlenthone.
                              Solche Thone finden sich überall wo die Braunkohlenformation auftritt, bald über,
                                 										bald unter einer Braunkohlenschicht, wie auch getrennt davon und in weiter
                                 										Entfernung. So z.B. in den Ausläufern des Siebengebirges wie des Höhenzuges bei
                                 										Bonn zu beiden Seiten des Rheines.
                              Als Repräsentant wähle ich einen Thon von daher, von Niederpleis an der Sieg, wie
                                 										er im Durchschnitt vorkommt. Die Probe wurde weder einer reinsten, thonreichsten
                                 										Lage, noch auch einer sichtbar unreineren, merklich eisenschüssigeren oder sanderfüllten
                                 										entnommen, sondern zwischen beiden bezeichneten in der Mitte heraus von
                                 										verschiedenen Stellen.
                              Ueber die näheren Verhältnisse des Vorkommens und über den Preis fehlen mir zur
                                 										Zeit die Angaben, welche ich aber noch nachzuliefern gedenke.
                              
                           
                              Physikalische
                                    											Eigenschaften.Man vergl. meine Mittheilung in diesem Journal Bd. CLXIV S. 52 über den früher
                                       												untersuchten Thon, welcher von derselben Localität aber von einer
                                       												anderen ausgesucht reinen Stelle war, während der vorstehende mehr dem
                                       													Durchschnitts-Vorkommen
                                       												entspricht.
                              Ist von grünlich-grauer Farbe. – Fühlt sich zart und sehr fettig an. – Schneidet sich ohne
                                 										Knirschen; die Schnittfläche ist fettig-glänzend. – Der Bruch
                                 										zeigt geglättete Ablösungen. – Haftet stark an der Zunge. –
                                 										Zerfällt in Wasser ganz allmählich ohne merkliches Zischen; gibt damit
                                 										angefeuchtet eine sehr bindende und anhaftende Masse.
                              Knirscht beim Reiben nicht bedeutend. – Braust nicht mit Säure. –
                                 										Enthält merklich Eisen und Kalk; im Ganzen wenig. – Pflanzliche Reste
                                 										finden sich sparsam eingemengt. – Schwärzt sich beim Glühen über der
                                 										Lampe und wird dann hellgelblich.
                              
                           
                              Pyrometrisches
                                    										Verhalten.
                              a) In der annähernden
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze bläht er sich gelinde auf zu einem
                                 										blasigen, schmutziggelb gefärbten Email.
                              b) In der völligen
                                    											Schmiedeeisen-Schmelzhitze ist er gänzlich aufgegangen zu einer
                                 										dünnwandigen, schmutziggelb gefärbten Kugel.
                              c) Mit dem wenigstens 1–9fachen Normalzusatze vermengt und der zutreffender Schmiedeeisen-Schmelzhitze ausgesetzt, sind die
                                 										Proben Nr. 1–7 völlig porzellanartig, Nr. 8 beginnt einsaugend zu werden
                                 										und noch deutlicher zeigt dieß Nr. 9.
                              Bei völligem Zutreffen der Prüfungstemperatur = fast völlig 9; in der wenig
                                 										geringeren = kaum mehr als 9; in der ein wenig höheren = 8 – 9.
                              Bindevermögen = 8 – 9.
                              Der vorstehende Thon, dessen Grad der Feuerfestigkeit = nahe 9 und welcher als
                                 												„wenig feuerfest aber sehr
                                       											bindend“ zu bezeichnen ist, gehört somit, in runder Zahl
                                 										ausgedrückt, zu den 10procentigen.
                              Technische Anwendung findet er zur Fabrication
                                 										feuerfester Steine.
                              
                              Ich bemerke zu den mitgetheilten Resultaten:
                              Wie es ganz allgemein zur pyrometrischen Bestimmung eines Thones zweckdienlich
                                 										ist, denselben wenigstens zwei verschiedenen Hitzegraden „annähernder
                                    											wie völliger Schmiedeeisen-Schmelzhitze“ getrennt
                                 										auszusetzen, so empfiehlt sich ganz besonders für die mit dem Normalgemenge
                                 										versetzten Proben ein wiederholtes Glühen.
                                 										Selbstverständlich setzt die vorstehend erläuterte Bestimmungsweise das endgültige Erreichen von Silicatbildung voraus, was
                                 										um so vollständiger erzielt wird, wenn das Glühen ein längeres ist. Ich glühe
                                 										daher die betreffenden Proben stets zweimal
                                    											hintereinander und zwar zuerst in geringerer Temperatur, der
                                 										annähernden Schmiedeeisen-Schmelzhitze, und dann in der bestimmt
                                 										normirten, zutreffenden.
                              Wie es einleuchtet, erleichtert und vereinfacht die Aufstellung von Normalthonen,
                                 										deren Werthstellung in feuerfester Beziehung in bestimmten Zahlen ausgedrückt
                                 										ist, sehr wesentlich das Einordnen irgend eines unbekannten Thones. Wie dieß
                                 										fast unmittelbar auszuführen ist, beschreibe ich noch mit einigen Worten.
                              In den Fällen wo eine approximative Bestimmung ausreicht, genügt es aus dem
                                 										fraglichen Thone eine kleine Probe, am besten in Form eines Prismas, zu formen
                                 										und solche gleichzeitig mit eben solchen Proben sämmtlicher Normalthone den
                                 										beiden Normalhitzegraden auszusetzen. Vergleicht man hierauf die geglühten
                                 										Proben mit einander, so belehrt der Augenschein sofort, wo der fragliche Thon
                                 										seinen Platz findet, sey es, daß er mit irgend einem der Normalthone
                                 										hinsichtlich der Merkmale der Schmelzbarkeit übereinstimmt, oder demselben
                                 										ähnlich ist, oder sich als tiefer oder höher stehend wie ein bezüglicher
                                 										Normalthon oder eine Reihe derselben verhält. Annähernd ist dadurch in jedem Falle seine Stellung direct
                                 										gegeben.
                              Handelt es sich um eine genauere Ermittelung, um sichere Feststellung des
                                 										speciellen Platzes in dem angenommenen Systeme, so versetzt man, nach
                                 										vorausgegangener annähernder Bestimmung, den fraglichen Thon mit dem
                                 										Normalgemenge in dem sich ungefähr ergebenden Verhältniß mit dem nächst höheren
                                 										wie niedrigeren Thone, so daß wenigstens drei Proben mit resp. drei
                                 										verschiedenen fortlaufenden Nummern erhalten werden, und glüht hierauf in der
                                 										beschriebenen Weise gleichzeitig mit den Proben eines oder mehrerer bezüglichen
                                 										Normalthone.
                              Will man noch weiter gehen und selbst Zwischengrade mit Schärfe feststellen, so
                                 										bedient man sich, wie oben erläutert, eines mehr sauren Normalzusatzes und
                                 										verfährt sonst ganz in derselben Weise. Da die Grenzpunkte in Rücksicht auf
                                 										das angenommene System hierbei bekannt sind, so ist damit eine Beziehung darauf
                                 										stets gegeben.
                              Selbst sehr geringe Verschiedenheiten in der Feuerfestigkeit von zwei sehr nahe
                                 										stehenden Thonen lassen sich dadurch erkennen, daß man beide Thone mit denselben
                                 										Gemengen aus reiner kieselsaurer Thonerde versetzt, worin der Gehalt an
                                 										Kieselsäure zunimmt. Will man z.B. den Unterschied bei zwei pyrometrisch wenig
                                 										verschiedenen, besten schottischen Thonen bestimmen, so belehrt darüber das
                                 										Zusetzen gleicher Gewichtsmengen Thonerde + Kieselsäure in dem Verhältniß von 1
                                 										: 1; 1 : 1,2; 1 : 1,3 u.s.w. Werden nämlich die genannten verschiedenen Gemenge
                                 										heftig geglüht, so wird bei dem leichtflüssigeren Thone resp. bei dem weniger
                                 										sauren Gemenge eher ein porzellanartiger Bruch der Probe eintreten, als dieß bei
                                 										dem mehr strengflüssigen Thone der Fall ist.
                              Erfahrungen Anderer wie gütige Bemerkungen nehme ich im Interesse der Sache stets
                                 										mit besonderem Danke entgegen und stelle es Industriellen anheim, mir Proben
                                 										zukommen lassen zu wollen.
                              Wiesbaden, im November 1869.