| Titel: | Bormann's neue Granate für gezogenes Geschütz. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. XCIII., S. 463 | 
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                        XCIII.
                        Bormann's neue Granate für gezogenes Geschütz.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									X.
                        Bormann's neue Granate für gezogenes Geschütz.
                        
                     
                        
                           Die alte deutsche Hagelkugel, ein mit Kartätschkörpern
                              										(mitraille) verschiedener Art und Sprengladung
                              									gefülltes Hohlgeschoß, wurde in England, als ein deutscher Waffenschmied Namens Neumann dort den Vorschlag gemacht hatte, die Granaten der Artillerie nicht nur
                                 										als Sprenggeschosse, sondern auch, mit Füllung von durch Drähte unter sich
                              									verbundenen Kartätschkugeln (cases) und Schießpulver,
                              									als Kartätschgeschoß zur Anwendung zu bringen, vom
                              									Artillerie-Obersten Shrapnel bekanntlich in der
                              									Weise zur dienstlichen Einführung gebracht, daß man einfach mit Bleikugeln, nebst in
                              									deren Zwischenräumen aufgeschichteter Sprengladung gefüllte Granaten vermittelst
                              									starker Geschützladungen im flachen Bogen abschoß, damit sie, vor ihrem Auffallen in
                              									einer gewissen Höhe crepirend, Kartätschwirkung auf ihr Zielobject ausüben
                              									konnten.
                           Dieses Geschoß blieb bis 1816 Eigenthum der Engländer und ging dann von da aus,
                              									zunächst als Geheimniß behandelt, sowie mit den BenennungenBenennnungen
                              									Kartätsch-Granate (spherical case-shot, obus à balles), Shrapnel-Granate oder einfach Shrapnel
                              									belegt, nach und nach in die Artillerien des Continents über, wo ihm bald durch
                              									Trennung der Sprengladung von den Kugeln, sowie Ausfüllung der so entstehenden
                              									Kugelzwischenräume mit durch Erwärmen flüssig gemachten und beim Erkalten zur
                              									spröden Masse erhärtenden Materien, z.B. Pech, Sägespänne mit Ziegelmehl gemengt,
                              									Gyps, Schwefel etc. etc. eine veränderte Anfertigungsweise gegeben wurde, weil die
                              									Erfahrung lehrte, daß locker zwischen den Kugeln liegende Sprengladungen, ganz
                              									abgesehen von den Unzuträglichkeiten ihres Einfüllens, kurz vor dem jedesmaligen
                              									Schusse, auch theils schon durch den Stoß der Geschütz-Pulverladung im Rohre,
                              									theils durch dem Geschosse ertheilte Rotationsgeschwindigkeiten während dessen
                              									Flugzeit, entzündet werden konnten und sodann das Geschoß vorzeitig
                              									zersprengten.
                           Andererseits wurde durch diese Laborirungs-Zuthaten zu der von Oberst Shrapnel ursprünglich vorgeschriebenen
                              									Geschoß-Einrichtung aber auch die Kartätschwirkung dieser Geschoßart wieder
                              									mehr oder weniger beschränkt, weil in Folge festen Zusammenbackens eines Theiles der
                              									in die Granate eingekitteten Kugeln beim Crepiren der ersteren fast stets
                              									Unregelmäßigkeiten in der Feuergarben-Bildung eintraten, welche
                              									Wirkungsstörungen erfahrungsmäßig auch jetzt noch weder durch das Anbringen der
                              									Sprengladung des Geschosses in einer seine Achse umschließenden Metallröhre, zwischen den in Schwefel eingelegten Kugeln, noch durch deren Lagerung hinter, respective nach der Gegend des Granaten-Mundloches hin vor diesen, durch eine Metallscheibe von ihr getrennten
                              									Kartätsch- oder Flintenkugeln ganz zu beseitigen stehen. Um so bedeutender
                              									muß also eine Constructions-Verbesserung in's Gewicht fallen, durch welche es
                              									dem Erfinder des ringförmigen Geschoßzünders, Hrn. General v. Bormann nunmehr gelungen zu seyn scheint, in höchst einfacher Weise die
                              									Vortheile des ursprünglichen Shrapnel-Systemes ausbeuten zu können, ohne
                              									dabei von dessen bisherigen Nachtheilen berührt zu werden; sein Verfahren besteht
                              									darin, aus der inneren Granatfläche in regelmäßiger Anordnung dreieckige, den Längendurchschnittsebenen des Geschosses folgende Reifen hervortreten zu lassen, zwischen denen aufgeschichtet die Kartätschkörper dann im Geschoßinneren sich
                                 										nicht mehr verschieben und so stoßend oder reibend auf die in ihre Zwischenräume
                                 										gelagerte Sprengladung einwirken können.
                           Die Figuren
                                 										14–20, einer betreffenden Mittheilung des Hrn. General-Major a. D.
                              										du
                              									Vignau im Archiv für die Officiere der kgl. preußischen
                                    											Artillerie- und Ingenieur-Corps Bd. LXVI (1869, Heft
                                 										1) Mittheilung des Hrn. General-Major a. D. du Vignau
                              									entnommen, sind Zeichnungen in halber natürlicher Größe dieser neuen vom Erfinder
                              									selbst in der Schrift: Nouvel obus pour bouches à feu rayées par
                                    											le Général-MajorBormann, aide de camp
                                    											de S. M. le Roi des Belges (avec une
                                    											planche), Bruxelles et Paris
                                 										1868,“ beschriebenen Granate nebst zugehörigen Kartätschkörpern,
                              									beispielsweise für ein 4pfündiges gezogenes Geschütz construirt. Fig. 14 stellt den
                              									Durchschnitt der Granate längs ihrer Längenachse dar; Fig. 15 den
                              									rechtwinklichen Durchschnitt auf dieser Achse in der Ebene a
                                 										b, Fig.
                                 										14, mit dem Blick auf den cylindrischen Theil der Granate; Fig. 16 denselben
                              									Durchschnitt mit dem Blick nach dem ogivalen Granatentheil hin; Fig. 17 weiter den
                              									Grundriß, sowie die Seitenansicht nebst dem Längendurchschnitt eines ungeladenen Brandcylinders, welche Cylinder, wenn sie in ihrem
                              									geladenen Zustande mit als Kartätschkörper verwendet
                              									werden, die Kartätschgranate gleichzeitig noch zur Brandgranate und somit zur Kartätsch-Brandgranate machen, während der Granaten-Füllung
                              										nur mit Bleikugeln, also der Bildung einer einfachen
                              									Kartätschgranate auch nichts im Wege steht und diese „neue
                                 										Granate“ ferner auch nur mit Sprengladung,
                              									beziehungsweise Sprengladung welcher gewöhnliche Bränder zugesetzt sind, gefüllt als gewöhnliche Spreng- beziehungsweise Brandgranate, sowie endlich nur mit
                                 										Bleikugeln gefüllt, als Vollgeschoß zur Anwendung kommen kann.
                           Von einem bereits angenommenen respective noch zu wählenden Zündersysteme ist diese Granateneinrichtung ganz
                                 										unabhängig erhalten worden; Fig. 14 deutet zwei
                              									Modificationen derselben zum Anbringen im Granatkopf an, und Fig. 18 den belgischen
                              									Zeitzünder (fusée metallique belge), welcher am
                              									Boden der Granate liegt, wobei im letzteren Falle die Dimensionen der 4-,
                              									6- und 12pfündigen Kaliber durch A', A'' und A''' markirt sind.
                           Als Constructions-Detail ist, oben angegebener Quelle entnommen, hier noch
                              									folgendes Referat über oben bezeichnete Schrift: „Nouvel obus etc.“ anzuführen:
                           
                              „Die Zahl der inneren Reifen (côtes intérieures) B, B (Fig. 14, 15 und
                                 											16),
                                 										welche gleichzeitig mit dem Geschoßkörper gegossen werden, beträgt immer das
                                 										Doppelte der Anzahl Cylinder, welche Man in einer Schicht rings herum an der
                                 										inneren Wand des cylindrischen Theiles der Granate setzen will. Im vorliegenden
                                 										Falle sind es zwölf.
                              
                           
                              Die Höhe dieser Reifen ist in dem cylindrischen Theile
                                 										constant und wird von den Kreisen bestimmt, welche man auf dem senkrecht auf der
                                 										Achse des Geschosses stehenden Durchschnitt (Fig. 15) des
                                 										cylindrischen Theiles dergestalt beschreiben kann, daß die Kreise die innere
                                 										Fläche der Granate und sich einander tangentiren (Fig. 19). Der Herr
                                 										Verfasser nennt diese Kreise Fundamental-Kreise. Ist der Durchmesser des
                                 										Inneren der Granate D, so beträgt der Radius der
                                 										Fundamentalkreise 1/6 D. Trägt man von i nach n (Fig. 19)
                                 										den sechsten Theil des Umfanges, und theilt man den Bogen in in vier gleiche Theile in den Punkten h, l, m, so gibt der Durchschnittspunkt der Radien
                                 										von k und m nach dem
                                 										Mittelpunkte des Umfangkreises mit den Umkreisen der Fundamentalkreise die Höhe
                                 										der Reifen.
                              
                           
                              In dem ogivalen Theile ist die Höhe der Reifen willkürlich; sie hängt jedoch von
                                 										der Dicke der Kugeln ab, welche zur Complettirung der Füllung des Geschosses
                                 										dienen sollen. Kleinere Kugeln erheischen vorspringendere Reifen, als die von
                                 										größerem Kaliber. Es können daher die Reifen überall von gleicher Höhe seyn,
                                 										oder ihre Höhe kann von der Fläche ab (Fig. 14)
                                 										bis zum inneren Rande des Mundloches zunehmen. Hat die Granate ein kleines
                                 										Kaliber, wie das zum Beispiel gewählte, so läßt sich das Laden selbst
                                 										erleichtern, indem man abwechselnd die Reifen in dem ogivalen Theile unfern des
                                 										Mundloches verkürzt, wie die Figuren 14 und 16 es
                                 										zeigen.
                              
                           
                              Das Mundloch der Granate besteht aus zwei
                                 										cylindrischen Theilen; der mit dem Inneren in Verbindung stehende Theil hat ein
                                 										Schraubengewinde. Sein Durchmesser muß größer seyn als der der Brandcylinder,
                                 										damit diese leicht in die Granate gebracht werden können. Weiterhin wird gezeigt
                                 										werden, wie man den Durchmesser dieser Cylinder findet. Für die Cylinder von 16
                                 										Millimeter Durchmesser z.B. muß der Durchmesser des Mundloches wenigstens 24
                                 										Millimeter betragen. Der mit Schraubengewinde versehenene Theil empfängt einen
                                 										Obturator. Der nachstehend beispielsweise beschriebene soll nur für die
                                 										Percussions-Granaten oder für solche Zeitzünder dienen, welche in der
                                 										Spitze der Granate angebracht werden, und da der Zweck des Obturators darin
                                 										besteht, die Granate zu schließen und die Füllung zusammenzupressen, so kann er
                                 										in einem bloßen Pfropf bestehen, wenn der Zünder am Boden angebracht ist. Für
                                 										den angenommenen Fall zeigt in Fig. 20:
                              
                           
                              o den Obturator, für den Durchgang des Feuers
                                 										durchbrochen;
                              
                           
                              p eine dünne Platte, aus einer leichtflüssigen
                                 										Legirung bestehend;
                              
                           
                              y einen bleiernen Ring, welcher auf die Ränder
                                 										dieser Platte getrieben wird, damit der Obturator die Granate hermetisch
                                 										verschließe;
                              
                           
                              r eine Reibungsscheibe aus verzinntem Eisen, welche
                                 										auf die Ladung der Kugeln und des Pulvers gelegt wird, bevor man den Obturator
                                 										in das Mundloch schraubt.
                              
                           
                              Die Anzahl der in den inneren Raum der Granate
                                    											einzufüllenden Cylinder und Kugeln hängt natürlich von der Größe dieses
                                 										Raumes ab. Bei Granaten von großem Kaliber wird die Zahl der Cylinder überdieß
                                 										von der Entzündungskraft oder von der Durchschlagsfähigkeit bestimmt, welche
                                 										diesen Projectilen beiwohnen soll. Die in der Achse der Granate zu stellenden
                                 										Cylinder können ohne Nachtheil einen größeren Durchmesser erhalten als die
                                 										Cylinder welche ihn umgeben. In der als Beispiel gewählten Granate befinden sich
                                 										21 Brandcylinder des in Fig. 17 gezeichneten
                                 										Modelles in drei Lagen von 7 Stück, welche von g
                                 										nach h (Fig. 14) fast den
                                 										cylindrischen Theil des inneren Raumes der Granate ausfüllen. In der Mehrzahl
                                 										der Artillerien ist der innere Durchmesser des cylindrischen Theiles vom
                                 										4pfünder-Shrapnel ein wenig größer als der für die Granate (Fig. 14)
                                 										angenommene Durchmesser. Hieraus folgt, daß man für diese Granate größere (Fig. 22)
                                 										und mithin auch wirksamere Cylinder gebrauchen kann, als die durch Fig. 17
                                 										dargestellten.
                              
                           
                              Die Kartätschkörper-Füllung (mitraille) der Granate besteht aus Brandcylindern und Bleikugeln. Um den
                                 										Fehlern des Formens und der Leichtigkeit des Ladens Rechnung zu tragen, muß der
                                 										Durchmesser dieser Cylinder einerseits bis zu einer gewissen Grenze kleiner seyn
                                 										als der Durchmesser der Fundamentalkreise (Fig. 19), sie müssen
                                 										unter einander einen kleinen Spielraum haben; andererseits muß aber dieser
                                 										Spielraum klein genug seyn, um die Anlehnung der Cylinder an die Reifen
                                 										zuzulassen und die Bewegung der Cylinderlagen um die Achse der Granate zu
                                 										verhindern. Das genaue Maaß dieses Spielraumes oder vielmehr des Durchmessers
                                 										der Cylinder, findet sich am leichtesten mittelst eines hölzernen Modelles vom
                                 										Boden der Granate und einer Lage von Cylindern, wie Fig. 15 es zeigt. Die
                                 										Körper dieser Cylinder werden aus Blei gegossen und mit einem trockenen
                                 										Brandsatze, wie die Cylinder der sphärischen Brandshrapnels in Belgien ihn
                                 										enthalten, gefüllt. Zu diesen Brandkartätschkörpern tritt eine Anzahl von
                                 										Bleikugeln hinzu, welche schwer genug sind, um eine wirksame Kartätschwirkung
                                 										abzugeben.
                              
                           
                              Für die 4pfünder Granate beträgt ihr Durchmesser 16, 5 Millimeter, und der einer
                                 										Anzahl von Rehposten, welche das Gewicht des Geschosses auf ein Normalgewicht
                                 										bringen sollen, 10 Millimeter.
                              
                           
                              Die Füllung der Granate muß mit Vorsicht durch geübte
                                 										Arbeiter vorgenommen werden, von denen ein jeder einen Theil der Arbeit
                                 										ausführt. Sie besteht in drei Theilen, nämlich: 1) in der Einführung der
                                 										Cylinder mittelst einer stählernen Zange (Fig. 21) zu drei
                                 										Lagen. Da es von Wichtigkeit ist, das Pulver in Körnern zu erhalten und gegen
                                 										Zerreiben zu schützen, was mit einem Theile vorkommen würde, wenn es einen zu
                                 										langen Lauf zwischen Geschossen machen müßte, die einen gewissen Spielraum haben
                                 										und die man, um das Pulver festzulegen, bewegen muß, so gießt man dasselbe in
                                 										die Granate bis beinahe zum oberen Rande der Cylinder. Der Feuerwerker sitzt vor
                                 										einem kleinen viereckigen Tisch, auf dem sich eine Stütze befindet, in welcher
                                 										eine durch den Kopf eines Hammers gehende Feder befestigt ist. Das obere Ende
                                 										der Feder wird durch Wellenzähne, welche an einer eisernen Stange sitzen,
                                 										gestoßen. Diese Stange empfängt ihre Drehung von den Armen des Arbeiters. Auf
                                 										diese Weise kann man bis 20 Schläge in der Minute auf den Tisch geben und mit
                                 										Leichtigkeit diese Schläge mehr oder weniger heftig wirken lassen, je nachdem
                                 										man den Kopf des Hammers auf eine Metallplatte oder auf einen weicheren Körper
                                 										schlagen läßt. Der Feuerwerker dreht die Granate mit den Händen herum und
                                 										schüttet solange Pulver hinzu, bis es nahe dem oberen Rande der Cylinder zu
                                 										stehen kommt. Er läßt die Bewegung des Hammers mittelst eines Keiles oder eines
                                 										Hebels aufhören, der
                                 										den Kopf des Hammers von dem Wellenzahn abhebt. Darauf werden
                              
                           
                              2) kleinere Kugeln und Rehposten in den ogivalen Raum eingebracht. Sechs Kugeln
                                 										von 16,5 Millimeter Durchmesser und ungefähr achtzehn Rehposten genügen in dem
                                 										angenommenen Beispiele, um den ogivalen Raum bis zum Mundlochs auszufüllen und
                                 										um das normale Gewicht des Geschosses hervorzubringen. Nunmehr bewegt man wieder
                                 										den Tisch und schüttet Pulver ein, welches sich in den Zwischenräumen zwischen
                                 										den Kugeln festsetzt und bis zum ersten Schraubengange im Mundloche reichen muß.
                                 										Endlich wird
                              
                           
                              3) auf das Pulver eine Lage Zündschnur zur Fortpflanzung des Feuers gelegt, und
                                 										hierauf die Frictionsscheibe, welche man mittelst eines Schraubenstückes bis zu
                                 										der für die Stellung des Obturators beabsichtigten Tiefe sanft
                                 										herunterdrückt.
                              
                           
                              Da die Reifen jede Verschiebung zur Seite verhindern, und der durch den Obturator
                                 										auf das Pulver, auf die Kugel und auf die Cylinder ausgeübte Druck jede
                                 										Verschiebung in der Länge unmöglich macht, so folgt daraus, daß überhaupt keine
                                 										Bewegung im Inneren der Granate stattfinden und folglich auch keine Reibung
                                 										zwischen den Bestandtheilen der Füllung eintreten kann.
                              
                           
                              Auf den Obturator setzt man den Zünder, um das Geschoß zu vollenden, oder man
                                 										verschließt es auf eine andere Weise, je nach dem eingeführten System.
                              
                           
                              Der Zeitzünder, in Belgien der preußische genannt, vom Hauptmann Richter gestattet den Obturator fortzulassen, indem
                                 										er ihn ersetzt. In diesem Falle wird das Mundloch der Granate durch die Höhlung
                                 											d, c, c, d (Fig. 14 begrenzt.
                                 										Mittelst einer ähnlichen Einrichtung wie die, welche durch den äußerlich mit
                                 										einem Schraubengewinde versehenen Theil e, e
                                 										angegeben ist, kann man auch den preußischen Percussionszünder des
                                 										Generallieutenants v. Neumann, oder jeden anderen
                                 										Percussionszünder gebrauchen, und wird es ein Leichtes seyn, diese Zünder so zu
                                 										construiren, daß sie den Obturator ersetzen.
                              
                           
                              Wendet man den Zeitzünder, genannt fusée metallique
                                    											belge, am Boden der Granate an, so empfiehlt es sich, ihn durch einen
                                 										Vorsprung f, f (Fig. 18) zu schützen,
                                 										welcher für mehrere Kaliber von Granaten, z.B. für das 4pfünder-,
                                 										6pfünder- und 12pfünder-Kaliber A', A'',
                                    											A''' der gleiche seyn kann. In diesem Falle kann die Zündkammer (pétard) des Zünders im Centrum des Bodens,
                                 										besser aber für die Kartätschgranate außerhalb dieses Bodens gesetzt
                                 										werden.“
                              
                           Für die Hohlmunition glatter Geschütze sind vom Erfinder,
                              										welcher dieser
                              									Geschützart noch immer große Aufmerksamkeit zuwendet, schon früher ganz allgemein
                              									ein Hagelkugelsystem und insbesondere auch eine Brandhagelgranate auf dieselben Grundsätze basirt worden,
                              									wie dieses durch die Druckschrift „The Shrapnel
                                    											Shell in England and in Belgium etc. by Major General
                                 										Bormann, Brussel
                                 										1859 (deren zweite, dem Buchhandel nicht übergebene Auflage Herr General a.
                              									D. du Vignau 1863 in's Deutsche übertrug und mit
                              									Anmerkungen begleitete), dargethan wird.
                           Es beruht die Erfindung der hier skizzirten „neuen Granate für gezogenes
                                 										Geschütz“ also auf langjähriger Erfahrung und tiefem Forschen, was
                              									wohl mit Sicherheit zu der Hoffnung berechtigt, in diesem Geschoß die lang erstrebte
                              										Universalgranate für gezogenes Geschütz gefunden zu
                              									sehen, welche mit Bormann's ringförmigem Zünder
                              									verbunden, nach Oberstlieutenants a. D. Ritters v. Breithaupt (in dessen vortrefflicher Schrift:
                              										„Die Entwickelung und die darauf gegründete Systematik des
                                 										Zünderwesens etc. Cassel 1868“ entwickelten) Principien zum Universalzünder erhoben, zu der schon lange angestrebten
                              									Vereinfachung der Artillerie führen dürfte, wofür eine befriedigende Grundlage in
                              									der nach Band CLXXIX S. 122 des polytechnischen Journals i. J. 1854 dem Ingenieur
                              										Holland zu Woolwich für England patentirten, sowie
                              									später von Sir William Armstrong
                              									„adoptirten“ und mit ebenfalls adoptirtem Breithaupt'schen ZünderMan vergl. hierüber das Capitel E
                                    											„die Verhandlungen in England zur Feststellung des Sachverhaltes
                                       												über den von Sir William Armstrong für die
                                       												englische Artillerie angenommenen Zünder“ in der oben angeführten Schrift von W. R. v.
                                    												Breithaupt. zur Anwendung gebrachten Segment-Granate
                              										(segment shell) noch nicht gefunden werden konnte,
                              									weil dieselbe weder als Sprenge-, noch als Brand- resp. Brandkartätschen-Geschoß Genügendes zu leisten vermag.
                           Stade, im October 1869.
                           Darapsky.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
