| Titel: | Verfahren zur Absonderung der thierischen von der Pflanzenfaser, von James Stuart. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. CVIII., S. 514 | 
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                        CVIII.
                        Verfahren zur Absonderung der thierischen von der
                           								Pflanzenfaser, von James
                              									Stuart.
                        Stuart's Verf. die thierische Faser von der pflanzlichen zu
                           								trennen.
                        
                     
                        
                           Bei gemischten, zum Theil aus thierischer und zum Theil aus pflanzlicher Faser
                              									bestehenden Geweben ist die Trennung der ersteren, wie z.B. Wolle, Haar oder Seide,
                              									von der letzteren, wie Baumwolle, Flachs, Jute etc. für gewisse Zwecke eine
                              									Nothwendigkeit. Das bisher zu diesem Behufe angewendete Verfahren bestand in einer
                              									Behandlung des zu verarbeitenden Materiales mit Säuren; dasselbe ist jedoch
                              									fehlerhaft, weil die thierische Faser durch die Einwirkung der Säuren stark
                              									angegriffen und mürbe wird, und die Eigenschaft verliert sich walken und filzen zu
                              									lassen. J. Stuart hat sich kürzlich in England ein
                              									Verfahren patentiren lassen, nach welchem neutrale Substanzen anstatt der Säuren,
                              									deren Benutzung ganz wegfällt, angewendet werden. Auf diese Weise können Lumpen,
                              									Teppichabfälle, alte Teppiche und anderes Abfallmaterial von gemischten Fasergeweben
                              									in größerer Ausdehnung als bisher verwerthet werden, und da die abgesonderte
                              									Thierfaser in den meisten Fällen ihre Farbe beibehält, so läßt sie sich oftmals
                              									wieder zu Verbrauchsartikeln verarbeiten, ohne daß sie von Neuem gefärbt zu werden
                              									braucht.
                           
                           Stuart's Erfindung besteht darin, daß er die erwähnten
                              									Abfälle von gemischen Geweben mit Chlormetallen oder Schwefelsäuresalzen behandelt. Vorzugsweise wendet er zu
                              									dem in Rede stehenden Zwecke Chloraluminium an. Bei
                              									dieser Behandlung finden gewisse chemische Reactionen statt, in deren Folge die
                              									Pflanzenfaser zersetzt wird, hingegen die Thierfaser, weder in ihrer Substanz noch
                              									in ihrer Farbe angegriffen, in einem Zustande wiedergewonnen wird, in welchem sie
                              									sich wieder verarbeiten läßt, ohne nochmals gekratzt, versponnen, gefärbt etc.
                              									werden zu müssen.
                           Für den praktischen Gebrauch bereitet Stuart die
                              									nachstehende Lösung. Man löst 100 Pfd. käufliche schwefelsaure Thonerde in 1000
                              									Pfund heißen Wassers; dann setzt man 50 Pfd. Chlornatrium hinzu, worauf sich durch
                              									gegenseitige Zersetzung schwefelsaures Natron und Chloraluminium bildet. Mit dieser
                              									Lösung wird das zu verarbeitende Material gesättigt, darauf zum Abtropfen der
                              									überschüssigen Flüssigkeit aufgehängt oder zu diesem Zwecke ausgerungen oder
                              									ausgepreßt. Nun wird das Material getrocknet und dann einer constanten Temperatur
                              									von etwa 93° C. (200° F.) ausgesetzt; während dieses Verweilens im
                              									Trockenraum zersetzt sich das Chloraluminium, die flüchtigen Zersetzungsproducte
                              									wirken bei ihrem Freiwerden auf die Pflanzenfaser und bringen dieselbe schnell zum
                              									Verrotten, greifen aber die thierische Faser nicht an. Das Material wird darauf dem
                              									Schrubbeln unterworfen, wobei sich die Pflanzenfaser in Form von Staub
                              									absondert.
                           Diese Behandlungsweise eignet sich speciell für Lumpen von leichten gemischten
                              									Geweben. Soll schwereres, dichteres Material, wie Teppichabfälle und alte Teppiche
                              									behandelt werden, so wird die Chloraluminium-Lösung in concentrirterem
                              									Zustande dargestellt; hierzu werden 150 Pfd. schwefelsaure Thonerde und 75 Pfd.
                              									Chlornatrium in 1000 Pfd. Wasser gelöst und dann wird auf die vorher angegebene
                              									Weise weiter verfahren.
                           In manchen Fällen ist es zu empfehlen, das aufzuarbeitende Material zu kochen,
                              									anstatt es im Trockenraum zu erhitzen. Stuart verfährt
                              									dann in folgender Weise: er löst 100 Pfd. schwefelsaure Thonerde in 1000 Pfd. Wasser
                              									und weicht das Material in dieser Lösung bis zur Sättigung mit derselben ein, läßt
                              									es abtropfen, bringt es darauf in eine gesättigte siedende Lösung von gewöhnlichem
                              									Kochsalz und läßt es in derselben kochen, bis die Pflanzenfaser zersetzt oder
                              									verrottet ist. Der aus thierischer Faser bestehende Rückstand wird darauf gut
                              									ausgewaschen, getrocknet und dem Schrubbeln oder Kratzen unterworfen. (Mechanics'
                                    										Magazine.)