| Titel: | Verfahren zur Darstellung des trockenen oder sogenannten Vergolder-Leimes; von Gebrüder Totin. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. CIX., S. 516 | 
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                        CIX.
                        Verfahren zur Darstellung des trockenen oder
                           								sogenannten Vergolder-Leimes; von Gebrüder Totin.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, September 1869, S.
                              									119.
                        Totin, Verf. zur Darstellung des sogen.
                           								Vergolder-Leimes.
                        
                     
                        
                           Für gewisse Industriezweige, namentlich für die Fabrikanten von Bilder- und
                              									Spiegelrahmen, für Vergolder, für Fabrikanten von Glaspapier, für Appreteurs von
                              									Teppichen und Geweben jeder Art, ist es erforderlich, den feuchten Lederleim aus den
                              									Bütten in trockenen oder „starken,“ d.h. in feste Blättchen zu
                              									verwandeln, wozu die HHrn. Totin in folgender Weise
                              									verfahren:
                           Man nimmt eine zu feinen Fädchen zerkleinerte Kaninchenhaut, kocht sie im Wasserbade
                              									und gießt das Gemisch in einen Korb, dessen Boden siebförmig durchbrochen ist; die
                              									Hautreste bleiben auf diesem Boden zurück, die Brühe hingegen läuft in einen unter
                              									dem Korbe stehenden Behälter ab. Dann löst man in einem besonderen Gefäße in reinem
                              									kochenden Wasser ungefähr 100 Grm. Zinkvitriol und 25 Grm. Alaun auf, gießt diese
                              									conservirende Flüssigkeit in die noch heiße, in dem erwähnten Behälter befindliche
                              									Leimbrühe und rührt das Ganze gut um. Hierauf läßt man die Brühe durch ein Sieb in
                              									einen rechteckigen Kasten laufen, welcher etwa die Form von Seifenriegeln hat. In
                              									diesem Kasten gesteht die Brühe binnen ungefähr 24 Stunden im Winter, während im
                              									Sommer dazu beiläufig 48 Stunden erforderlich sind.
                           Alsdann löst man mit einem scharfen Instrumente den Riegel vom Kasten los, und nimmt
                              									ihn aus demselben heraus, zerschneidet ihn dann quer in zwei Längen und legt jeden
                              									von diesen halben Riegeln in einen Kasten, in welchem sie mit Hülfe eines mit
                              									mehreren Schneiden versehenen Messers zu Blättern oder Tafeln zerschnitten werden.
                              									Diese werden auf Netzen je nach der Jahreszeit entweder an freier Luft oder in einem
                              									geheizten Raume zum Trocknen aufgehängt.
                           Man erhält auf diese Weise Lederleimtafeln von ungefähr 16 Centimeter Länge, 14
                              									Millimeter Breite und etwa 1 Millimeter Dicke, welche eine licht kastanienbraune
                              									Farbe besitzen und auf welchen die von den Fäden und Knoten der Netze, auf denen sie
                              									getrocknet wurden, hinterlassenen Marken in Form von Rauten ersichtlich sind.
                           Für manche Verwendungen, besonders für die Buntpapierfabrication, die Hutmacher etc.,
                              									werden Alaun und Zinkvitriol weggelassen, damit der Leim die Farben nicht verdirbt
                              									und den Filz nicht angreift. In diesem Falle wird die durch Kochen erhaltene Brühe der gehakten
                              									Kaninchenhaut sofort durch das Sieb geschlagen, in den Formkasten gegossen, in
                              									welchem sie gestehen soll, und dann in der vorhin beschriebenen Weise zu trockenen
                              									Leimtafeln weiter verarbeitet.
                           Bei der Anwendung dieser mit oder ohne Zinkvitriol und Alaun dargestellten Leimtafeln
                              									werden dieselben acht bis zehn Stunden lang eingeweicht, so daß sie zu ungefähr
                              									ihrem fünffachen Volum anschwellen. Dann läßt man sie im Wasserbade zergehen, so daß
                              									sie gallertartigen Zustand annehmen; auf diese Weise haben sie schließlich ihr
                              									achtfaches Volum an Wasser absorbirt. Die Mengenverhältnisse sind ungefähr 1
                              									Kilogrm. trockener Leim auf 8 bis 10 Liter Wasser für Rahmenarbeit und Vergoldung,
                              									und dieselbe Menge Leim auf 12 bis zu 25 Liter Wasser für die anderen Zwecke.