| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 82 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber fetthaltige Speisewässer für Dampfkessel.
                           Bekanntlich sind bei Borsig in Oberschlesien und bei Farcot in Pont-Rémy ganz neue Kessel durch
                              									fetthaltiges Speisewasser nach kurzer Zeit völlig undicht geworden.Polytechn. Journal, Jahrgang 1866, Bd. CLXXX S. 254 und Jahrg. 1868, Bd.
                                    											CLXXXVII S. 431. Ich habe in der Dampfweberei von J. H. Rubens in
                              									Copenhagen ganz dasselbe erlebt und gefunden, daß ein Zusatz von 0,0001 Soda dem
                              									Uebelstande völlig abhalf. Ich arbeitete mit zwei Kesseln, welche von der hier zu
                              									Land rühmlichst bekannten Firma Burmeister und Sain geliefert, 1863, auf 60 Pfd. Druck geprüft, in
                              									Gebrauch genommen wurden und bis 1866 nichts zu wünschen übrig ließen, um welche
                              									Zeit die vorderste Platte in den 33 Zoll engt. Durchmesser haltenden Feuerröhren
                              									erneuert werden mußte. Da ich wegen Wassermangel abwechselnd mit Hoch- und
                              									Niederdruckarbeiten mußte, so wurde beschlossen, den Brunnen tiefer zu bohren, wobei
                              									auf Kalkstein gestoßen und das Wasser sehr kalkhaltig wurde. Kurze Zeit darauf waren
                              									beide Kessel völlig ruinirt und gänzlich undicht, so daß das ausströmende Wasser das
                              									Feuer auslöschte. Die Feuercanäle wurden vollständig neu gemacht und mit Galloway'schen Röhren versehen, und zwei große flache
                              									Wasserbehälter angelegt, in deren einen durch eine lange Rinne das
                              									Condensationswasser geleitet wurde. In diesen Bassins verringerte sich unter
                              									Einwirkung der atmosphärischen Luft nach der chemischen Analyse der Gehalt des
                              									Wassers an kohlensaurem Kalk und anderen festen Stoffen von 0,00068 auf 0,00041, so
                              									daß sich das Wasser nun dem hiesigen Trinkwasser der Wasserleitung, welches ich
                              									wegen der Lage der Fabrik leider nicht benutzen kann, ganz gleich stellte. Trotzdem
                              									und obgleich das Wasser der Leitung überall ohne jede Störung gebraucht wird, waren
                              									im Februar d. J. wieder beide Kessel undicht und obgleich jedesmal ganz neue Platten
                              									eingesetzt wurden, so gingen doch vier Wochen hinter einander, nach kaum 18stündigem
                              									Gebrauch beide Kessel jedesmal entzwei. Da nun zur Evidenz erwiesen war, daß den
                              									Feuermann gar keine Schuld trifft, so konnte die Ursache dieser Vorkommnisse nur im
                              									Wasser liegen, welches in dem zweiten Bassin, in welches der tägliche Wasserbedarf
                              									aus dem ersten übergefüllt wird, durch die abgehenden Dämpfe bis auf circa 48° R. vorgewärmt wird, wobei der Gehalt an
                              									Kesselstein bildenden Substanzen bis auf 0,00032 herabgebracht wird. Von Kesselstein
                              									ist auch gar keine Rede, denn nach fünf Wochen findet sich nur eine Postpapierdichte
                              									Schicht und über den Feuerplatten fast gar nichts. Dennoch konnten wir nur von
                              									Montag Früh bis Dienstag Mittag arbeiten. Da fiel mir der über die Beobachtungen von
                              										Farcot veröffentlichte Artikel in die Hände und ich
                              									versuchte den Zusatz von Soda, indem ich im zweiten Bassin auf je 10000 Pfd. Wasser
                              									1 Pfd. gewöhnliche krystallisirte Soda gab und mit aufwärmen ließ, das Saugrohr aber
                              									mit einem Holzkohlenfilter umgab. Seit der Zeit hat sich das Wasser in den
                              									Wasserstandsgläsern ganz klar gezeigt, ohne das fettige, weißliche Pulver, welches
                              									sonst zu sehen war, und ich habe mit den Kesseln keine weiteren Störungen gehabt.
                              									Verminderte ich dagegen den Sodazusatz, so war wieder weißes schwimmendes Pulver zu
                              									bemerken und ein vergrößerter Zusatz machte die Nietnägel so weit undicht, daß man
                              									ein Durchschwitzen des Wassers bemerken konnte. Nach der Erfahrung von fast acht
                              									Monaten muß der Sodazusatz mit dem Gehalte an feuerfesten Bestandtheilen des
                              									Speisewassers correspondiren und bewährt sich jedenfalls, wo durch die Dämpfe
                              									fetthaltige Bestandtheile, wenn auch in fast unwägbaren Mengen, dem Speisewasser
                              									zugeführt werden. Max Triepcke. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1869, Nr. 37.)
                           
                        
                           Die verbesserte Feldle'sche Infanterie-Kanone.
                           Am 27. September d. J. wurden in Gegenwart des Kriegsministers und verschiedener
                              									hoher Militärpersonen und Officiere auf dem Kugelfang bei Oberwiesenfeld nächst
                              									München Versuche mit der verbesserten Feldle'schen
                              									Infanteriekanone aus der 
                              									„Maschinenfabrik Augsburg“ angestellt, welche dieselben Läufe
                              									und dieselbe Munition wie die neuen Werdergewehre hat. Hierbei ergaben sich folgende
                              									höchst günstige Resultate: es wurden auf 1000 Schritt Entfernung in 64 Secunden 320
                              									Schüsse, worunter 210, also 65 Procent, Treffer waren, auf die gewöhnliche
                              									Infanteriescheibe gemacht, sodann auf eine Entfernung von 500 Schritt in 70 Secunden
                              									320 Schüsse mit 265, somit 83 Procent, Treffern auf eine Infanteriescheibe, welche
                              									jedoch von größerer Breite war, und wobei durch entsprechendes Verändern der
                              									Seitenrichtung (Streuen) die ganze Breite beschossen worden ist. (Allg. Ztg.)
                           
                        
                           Verfahren zum Gusse stählerner Pflugscharen, stählerner
                              									Zahnräder, Wellen u.s.w.; von David Greig und John Fernie in Leeds.
                           Beim Gießen stählerner Pflugscharen nach dem jetzt üblichen Verfahren werden durch
                              									die Anfertigung der zweckentsprechenden Sand- oder Lehmformen, welche sehr
                              									sorgfältig getrocknet werden müssen und dann immer nur zu einem einzigen Gusse
                              									verwendet werden können, bedeutende Kosten verursacht. Zur Verdrängung dieses
                              									Verfahrens haben sich die Genannten eine neue Methode patentiren lassen, welche
                              									darin besteht, die Pflugscharen mit Anwendung metallener Formen zu gießen, wodurch
                              									viel Arbeit erspart wird, indem solche Formen sehr lange benutzt werden können.
                              									Diese Formen oder Coquillen werden über Modelle gegossen, welche in gewöhnlicher
                              									Weise angefertigt sind. Dieselben können nach Gypsformen gegossen werden; die
                              									Erfinder gießen sie vorzugsweise aus Stahl. Sie werden mit Scharnieren an einen
                              									Rahmen befestigt, so daß beim Gießen die einzelnen Theile der Coquille sich öffnen
                              									lassen und das Gußstück rasch herausgenommen werden kann. An den mit dem flüssigen
                              									Stahle zuerst in Berührung kommenden Theilen der Coquille ist eine Vertiefung
                              									angebracht, welche mit Lehm ausgefüttert ist, damit die Coquille nicht weggefressen
                              									wird. Wenn möglich läßt man den Stahl nicht von oben in die Form einfließen, sondern
                              									vom Boden oder den Seiten derselben aus aufsteigen. Innen werden die Coquillen mit
                              									gepulvertem Thon oder Graphit überzogen oder auf gewöhnliche Weise angeräuchert.
                           In manchen Fällen erhält die Form eine solche Einrichtung, daß, wenn das Metall
                              									schwindet, Theile der Form, welche, wenn sie starr und unnachgiebig blieben, auf das
                              									Gußstück drücken und es verderben würden, dem Schwinden nachgeben können, so daß der
                              									Guß, so lange er noch weich oder plastisch ist, nicht gespannt wird. Dieser Zweck
                              									wird auf die Weise erreicht, daß in die einem Drucke oder einer Spannung
                              									ausgesetzten Theile der Form eine Schicht Lehm oder Sand gebracht wird, welche so
                              									dick ist, daß sie dem Drucke des flüssigen Metalles zu widerstehen vermag, dabei
                              									aber von solcher porösen Beschaffenheit und von solcher Gestalt ist, daß sie einem
                              									geringen Drucke Raum gibt. Die Erfinder wenden auch ein Material an, welches aus
                              									einer dünnen Decke von Lehm, die dem flüssigen Metalle zu widerstehen hat, und aus
                              									einer Unterlage von einer Substanz besteht, welche letztere, sobald die Hitze des
                              									eingeflossenen Stahles durch die Lehmdecke dringt, schmilzt oder verbrennt. Auf
                              									diese Weise können sich einzelne Theile der Formen zusammenziehen. – Ein
                              									anderes Verfahren zu diesem Zwecke besteht darin, die Theile der Form, welche einem
                              									Drucke ausgesetzt sind, durch Wegnahme von Keilstücken unmittelbar nach dem
                              									Eingießen des Metalles zu lösen.
                           Beim Gusse von Zahn- und anderen Rädern aus Stahl werden gleichfalls
                              									Metallformen mit nachgiebigen oder beweglichen Theilen der beschriebenen Art
                              									angewendet. Bei der Anfertigung von Formen für Treibräder, deren Zähne an der Basis
                              									kleiner sind, als am oberen Theile, wird eine Anzahl kleiner, den Zwischenräumen der
                              									Zähne entsprechender Metallstücke angewendet und im Inneren der Form eingesetzt; sie
                              									haben eine solche Gestalt, daß sie, sobald das Metall zu schwinden beginnt,
                              									eingezogen werden können.
                           Die Formen für gußstählerne Kurbelwellen sind innen so gestaltet, daß das Gußstück
                              									auf der rechten oder linken Seite die richtige Kröpfung erhält; sobald das Metall
                              									eingegossen worden, pressen die Erfinder mit Hülfe von Schrauben oder von
                              									hydraulischer Kraft Metallstücke durch die Seiten der Form in die Stellen der
                              									Kurbeln, welche zur Aufnahme der Zapfen ausgebohrt werden müssen. Auf diese Weise
                              									werden unganze Stellen vermieden, welche sonst dadurch entstehen würden, daß das
                              									Metall dieser Theile in Folge ihrer größeren Stärke länger heiß bleibt. Bei doppelt
                              									gekröpften Wellen wird
                              									die Form so eingerichtet, daß der zwischen den Kröpfungen befindliche Theil sich in
                              									der bereits beschriebenen Weise zusammenziehen kann, so daß das Gußstück in Folge
                              									des Schwindens keine Spannung erleidet. (Mechanics'
                                 										Magazine, Juli 1869, S. 41.)
                           
                        
                           Ueber den Gehalt der Bleiglätte an beigemengtem Blei.
                           Wenn man die Operation der Gewinnung der Bleiglätte bei der Abtreibung des Bleies vom
                              									Silber auf den Hüttenwerken mit angesehen hat, so muß es eher in Verwunderung
                              									setzen, wenn sie frei von Metall ist, als wenn sie solches enthält. Der Erfolg hängt
                              									lediglich von der mechanischen Routine des Arbeiters ab, und es wird auch dem
                              									erfahrensten Hüttenmanne hie und da begegnen, daß beim Abziehen und Ablassen der
                              									flüssigen Glätte von dem darunter lagernden flüssigen Metalle etwas von letzterem
                              									mitfolgt.
                           Ich habe in früheren Jahren viel Emplastrum diachylon
                                 										simplex bereitet, kann mich aber nicht erinnern, am Boden des kupfernen
                              									Kessels oder der fertigen Pflastermasse je einen Bleiregulus bemerkt zu haben.
                              									Enthielten also die verarbeiteten Glätten wirklich Metall, so betrug das jedenfalls
                              									nur äußerst wenig, und ich hatte es mithin immer mit einem möglichst sorgfältig
                              									gewonnenen Hüttenproducte zu thun.
                           Diese Sorgfalt scheint aber den gegenwärtigen Hüttenleuten zum Theil abhanden
                              									gekommen zu seyn, denn es sind in neuester Zeit von mehreren Seiten Klagen über
                              									metallhaltige Glätte laut geworden. Rump fand eine
                              									(englische) Glätte ganz bleifrei, und in einer anderen 0,9 Proc. Ich dagegen bekam
                              									bei der Prüfung von zwei Sorten aus einer Apotheke (in München), welche bei der
                              									Bleipflasterbereitung einen Regulus am Boden abgesetzt hatten, 1,25 und 3,10 Proc.
                              									Metall.
                           Bei der Anwendung einer solchen metallhaltigen Glätte zur Bestimmung des Brennwerthes
                              									einer Substanz fällt das Resultat natürlich zu hoch aus; man muß daher durch einen
                              									besonderen Versuch den Metallgehalt der Glätte ermitteln und diesen von dem Gewichte
                              									des erzeugten Regulus abziehen.
                           Die Prüfung der Glätte auf Blei geschieht einfach durch Behandeln mit Essigsäure,
                              									wobei das Metall sich sofort ausscheidet. Wittstein.
                              									(Pharmaceutische Vierteljahresschrift, Bd. XVIII S. 579.)
                           
                        
                           Analyse des peruanischen Wismuths; von Gustav Barth.
                           Der seit Jahren immer höher gestiegene Preis des Wismuthmetalles, welches bisher ganz
                              									oder fast ausschließlich im sächsischen Erzgebirge gewonnen wurde, hat zu
                              									Forschungen nach diesem Metalle in anderen Ländern Veranlassung gegeben, die auch
                              									nicht vergebens gewesen sind; wenigstens befindet sich seit Kurzem im Handel
                              									Wismuthmetall aus Peru. Eine ansehnliche Probe desselben verdankt Dr. Wittstein dem Hrn. J. C.
                              										Sticht, Fabrikant chemischer Präparate in Brooklyn
                              									bei New-York, und davon erhielt ich einen Theil zur Ermittelung seiner
                              									chemischen Beschaffenheit.
                           Durch qualitative Analyse wurden darin neben Wismuth gefunden: Antimon, Kupfer, Zinn und Eisen, die Heiden
                              									letzteren nur in Spuren, während Arsenik, Schwefel und sonstige fremdartige Materien
                              									gänzlich fehlten.
                           Zur quantitativen Analyse wurden 20 Gran mit reiner Salpetersäure von 1,17 spec. Gew.
                              									behandelt. Die Auflösung erfolgte, zuletzt mit Unterstützung von Wärme, sehr rasch.
                              									Der dabei verbliebene weiße Absatz betrug nach dem Auswaschen mit Salpetersäure von
                              									1,08 spec. Gew. und Trocknen bei 120° C. 1,09375 Gran, welche als SbO³
                              									angenommen 0,91381 Gr. Sb entsprechen. Es befand sich darin natürlich auch noch die
                              									Spur Zinn.
                           Die von dem weißen Absatze getrennte Flüssigkeit wurde sammt den sauren Waschwässern
                              									bis auf ein sehr kleines Volum verdunstet, um die meiste freie Säure auszutreiben,
                              									mit einer Lösung von 20 Gr. Kochsalz in 60 Gr. Wasser versetzt und die noch klare
                              									Mischung so lange mit Wasser vermischt, bis auf ferneren Zusatz keine weitere
                              									Trübung erfolgte. Der dadurch hervorgebrachte weisse Niederschlag setzte sich rasch
                              									ab, ließ sich gut filtriren, waschen, wog nach dem Trocknen bei 120° C. 23,75
                              									Gr. und nach mäßigem Glühen 23,25 Gr. Da derselbe nach der Formel 2BiO³ +
                              									BiCl³ zusammengesetzt ist, und demgemäß 80,316 Procent Bi enthält, so enthalten
                              									jene 23,25 Gr.: 18,6735 Gr. Bi.
                           Die vom basischen Chlorwismuth getrennte Flüssigkeit wurde erst mit Soda gesättigt,
                              									dann mit Kali warm gefällt, der Niederschlag von Kupferoxyd (incl. einer Spur Eisenoxyd) gewaschen, getrocknet und geglüht. Er wog
                              									0,51536 Gr., enthielt mithin 0,41159 Gr. Cu.
                           Die Zusammensetzung des peruanischen Wismuths ist daher folgende:
                           
                              
                                 
                                 
                                 In 100.
                                 
                              
                                 Wismuth
                                 18,67350        
                                 93,372
                                 
                              
                                 Antimon (mit wenig
                                    											Zinn)    
                                   0,91381
                                 4,570
                                 
                              
                                 Kupfer (mit wenig Eisen)
                                   0,41159
                                 2,058
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 19,99890.
                                 100,000.
                                 
                              
                           Das gänzliche Fehlen von Arsen und Schwefel unterscheidet dieses peruanische Wismuth
                              									vortheilhaft von dem sächsischen; Kupfer und Eisen enthält auch das letztere; und
                              									was das Antimon und Zinn betrifft, so stellen diese beiden Metalle der Verwendung
                              									des Wismuths zum Magisterium gar kein Hinderniß in den
                              									Weg, weil sie als Oxyde in reiner Salpetersäure unlöslich sind und leicht durch
                              									Filtration beseitigt werden können. (Wittstein's
                              									pharmaceutische Vierteljahresschrift, Bd. XVIII S. 560.)
                           
                        
                           Obernetter's Druckverfahren (Glasdruck) für photographische
                              									Bilder.
                           Hr. Obernetter (in München) sandte uns einige Abdrücke in
                              									fetter Druckfarbe, welche sich dem Besten, was unsere Sammlung in diesem Genre
                              									enthält, anreihen. Ein Urtheil darüber abzugeben, ob diese Abdrücke die Albert'schenAlbert's Druckverfahren (Glasdruck) wurde nach
                                    											der Beschreibung seines französischen Patents im polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 325 (zweites Augustheft
                                    											1869) mitgetheilt. und ähnliche in jeder Beziehung erreichen, ob das neue Verfahren ebenso
                              									praktisch ist, wie die verschiedenen Druckmethoden, welche sich jetzt zum Eintritt
                              									in die photographische Praxis vorbereiten und zum Theil ihre ersten Schritte gethan
                              									haben, wäre voreilig. Wir bemerken indessen, daß die uns vorliegenden Obernetter'schen Visitenkarten eine größere Schärfe und
                              									Detaillirung zeigen, als die meisten anderer „Lichtdrucker“ und
                              									den besseren Phototypien von Maréchal in diesen werthvollen Eigenschaften fast gleichkommen.
                           Die Details seines Verfahrens theilt uns Hr. Obernetter in
                              									folgenden Worten mit:
                           
                              „Eine Spiegelplatte überziehe ich mit einer Lösung von Gelatine, Albumin,
                                 										Zucker und Bichromat, trockne, belichte unter einem Negativ und stäube die
                                 										Platte, ähnlich wie beim Porzellanverfahren, mit Zinkpulver (Staub aus den
                                 										belgischen Zinköfen) ein. Dann erhitze ich die Platte auf circa 150° C. oder belichte sie so lange, bis die Schicht ganz
                                 										unlöslich ist.
                              
                           
                              Vor dem Drucken ätze ich mit verdünnter Salzsäure oder Schwefelsäure; hierdurch
                                 										wird an den Stellen wo Zink war, die Chromgelatineschicht durch den entbundenen
                                 										Wasserstoff im status nascens reducirt, für Wasser
                                 										mehr oder weniger empfänglich, während an den anderen Stellen, no kein Zink war, die Schicht für Fett empfänglich
                                 										ist. Das Drucken geschieht wie bei einem lithographischen Stein.
                              
                           
                              Vor anderen Methoden besitzt dieses Verfahren folgende Vorzüge:
                              
                           
                              
                                 1) die Platten sind viel haltbarer;
                                 
                              
                                 2) die Schicht quetscht oder rutscht nicht, was die meisten
                                    											Abdrücke bei den anderen Verfahren verdirbt;
                                 
                              
                                 3) die Platte kann nach einer beliebigen Anzahl von Drucken
                                    											aufbewahrt werden und zu jeder Zeit ist dieselbe wieder
                                    											druckfähig.“
                                 
                              
                           Sehr feines Zinkpulver läßt sich, wie uns Hr. Raphael Schlegel mittheilt, leicht herstellen, wenn man eine
                              									Zinkplatte mit Feuersteinen abschleift und den sich in Menge bildenden Schlamm von
                              									den Feuersteinen trennt und trocknet. Dr. Paul Liesegang. (Photographisches Archiv, September 1869, S.
                              									265.)
                           
                        
                           
                           Darstellung von Photographien in natürlichen Farben.
                           Die Darstellung von Photographien in natürlichen Farben scheint nach einem Berichte
                              									in Les Mondes vom 1. Juli 1869 einem jungen Franzosen,
                              										Ducos du Hauron, auf einem ganz eigenthümlichen Wege
                              									gelungen zu seyn. Der Entdecker hat das Princip und das technische Verfahren in
                              									einer besonderen Schrift veröffentlicht,Production des couleurs en photographie, par M.
                                       												LouisDucos du Hauron. (Un volume in 8°, Paris. A.
                                    											Marion, éditeur, 16, cité
                                       												Bergère.) von welcher uns nur der Auszug in Les Mondes
                              									vorliegt.
                           Hiernach beruht das Verfahren auf dem Satze, daß alle Farben aus drei Grundfarben
                              									gemischt sind und in diese auch zerlegt werden können. Von ein und demselben
                              									Gegenstand erhält man daher drei verschiedene negative Bilder, wenn man das von
                              									demselben ausgehende Licht durch drei in den Grundfarben gefärbte Gläser gehen
                              									läßt.
                           Von diesen drei negativen Bildern, welche im Allgemeinen wohl ähnlich sind, von denen
                              									aber jedes nur eine Farbe des Gegenstandes darstellt, werden drei entsprechend
                              									gefärbte Photographien dargestellt, und zwar jede in der Farbe, welche dem bei der
                              									Darstellung des Negativs benutzten Glase entspricht; von dem Negativ z.B., welches
                              									durch das rothe Glas erhalten worden, fertigt man eine rothe Photographie in
                              									ähnlicher Weise, wie man mit dem Kohledruck schwarze Bilder macht. Die drei in den
                              									Grundfarben ausgeführten Bilder werden dann zu einem einzigen vereinigt, und geben
                              									nach ihrer Mischung alle Farben wieder, die der zu photographirende Gegenstand
                              									besitzt.
                           Diese Bilder haben den großen Vortheil, daß sie sich nicht
                                 										verändern. Die Farben sind hier ebenso dauerhaft, wie die Schwärze der
                              									Kohledruckbilder. Welche technische Schwierigkeiten dieses Verfahren außer dem
                              									Uebelstande, daß drei Aufnahmen desselben Gegenstandes erfolgen müssen, bietet,
                              									besonders bei der Vereinigung der drei in den Grundfarben ausgeführten Bilder zu
                              									einem einzigen Bilde, ist aus dem kurzen Berichte nicht zu entnehmen. Die
                              									praktischen Erfolge sollen sehr befriedigende seyn, und die Einfachheit, womit hier
                              									eines der schwierigsten Probleme der Photographie gelöst ist, verdient volle
                              									Beachtung. (Naturforscher, September 1869, Nr. 39.)
                           
                        
                           Farbstoffausbeute aus den Steinkohlen.
                           Th. Chateau gibt in seinem Werk „Manual de la Fabrication des couleurs d'aniline
                                    										etc.“ über die Ausbeute an Theerproducten an, daß 100 Pfund
                              									Theer 3 Pfd. käufliches und 1 1/2 Pfund reines Benzol
                              									liefern, aus welchem 3 Pfd. käufliches Nitrobenzol hergestellt werden können. Diese
                              									3 Pfund Nitrobenzol liefern 2,25 Pfund Rosanilin und
                              									dieses 3,37 Pfd. rohes Anilinroth, aus dem 1,12 Pfd.
                              									reines Fuchsin gewonnen werden kann. Da also 100 Pfd. Theer 1,12 Pfd. reines
                              									Fuchsin, 100 Pfund Steinkohlen aber nur 3 Pfd. Theer liefern, so sind zur
                              									Darstellung von 1 Pfund reinem Fuchsin circa 3000 Pfund
                              									Steinkohlen nöthig. Da die gesammten Gasfabriken Europa's jährlich circa 160 Millionen Centner Steinkohlen consumiren, so
                              									würden diese, wenn man auf 1 Centner Kohle 3 Pfund Theer rechnet, circa 53,000 Centner Fuchsin liefern können. (Wagner's Jahresbericht für 1868.)
                           
                        
                           Appretur für schwarze Zeuge; von Jeannolle.
                           Die Appreturmasse, welche Jeannolle sich nach dem Moniteur de la teinture patentiren ließ, ist nach
                              									folgenden Principien zusammengesetzt.
                           Die gewöhnlichen Apprets bringen den gefärbten Stoffen keine Farbe. Oft sogar wirken
                              									sie so ein, daß sie die dunkleren Farben der Stoffe heller erscheinen lassen,
                              									besonders ist dieß bei schwarzer Waare der Fall. Jeannolle schlägt daher für dergleichen Zeuge eine gefärbte Appretur vor,
                              									welche die Farbe schwarzer, brauner und anderer dunkel gefärbter Zeuge nur erhöhen,
                              									nicht aber vermindern kann.
                           Die Appreturmasse besteht aus einer tanninhaltigen
                              									Substanz, welche durch Kupfervitriol oxydirt und mit
                              									einem eiweißartigen Körper versetzt ist. Diese
                              									Composition gibt eine unlösliche und stark gefärbte Masse, welche den damit
                              									behandelten Stoffen Körper und Consistenz ertheilt ohne der Farbe schädlich zu
                              									werden.
                           
                           Man kann beispielsweise Kastanienholzextract,Wir würden Eichenholz- oder Blauholzextract vorschlagen. M. Reimann.
                              									Kupfervitriol und Ochsenblut
                              									mit einander mischen.
                           Die dicke und schleimige Flüssigkeit kann auf die Zeuge aufgebracht werden und bildet
                              									nach dem Trocknen auf denselben eine Art Firniß, der, unlöslich in Wasser, die Farbe
                              									des Stoffes erhöht und noch einen gewissen Glanz gibt.
                           Ein anderer Vortheil dieser Masse ist, daß sie nicht in Fäulniß übergehen kann. Der
                              									starke Gehalt an Gerbsäure verhindert dieß.
                           Natürlich kann eine solche Appretur niemals bei Weiß oder anderen lichten Farben
                              									Anwendung finden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 17.)
                           
                        
                           Roth auf Wolle mit Lac-dye.
                           Man übergießt gepulverten Lac-dye mit Schwefelsäure und rührt damit zu einer
                              									gleichförmigen Masse an. Man läßt dann einen Tag lang stehen.
                           Für 10 Pfund Wolle nimmt man
                           1 Pfund Weinstein,
                           2/3 Pfund salpetersalzsaures Zinn
                              									und
                           24 Loth Lac-dye-Auflösung,
                           kocht in einem damit angesetzten Bade die Wolle 3/4 Stunden,
                              									spült sorgfältig und trocknet. (Moniteur de la teinture;
                              									Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 17).
                           
                        
                           Verfahren zur Präparirung und Behandlung des Holzes für die
                              									Papierfabrication; von Dr. Matthieson.
                           Dr. Matthieson, Docent der
                              									Chemie am St. Bartholomews-Hospital zu London,
                              									ließ sich kürzlich eine auf die Vorbereitung und Behandlung von Faserstoffen für die
                              									Papierfabrication bezügliche Erfindung patentiren. Das zu diesem Zwecke bestimmte
                              									Holz wird in zertheiltem Zustande (in Form von Hobel- und Sägespänen,
                              									Hauspänen etc.) einem Verrottungs- oder Vermoderungsprocesse unterworfen,
                              									d.h. man bringt es im Zustande einer mehr oder weniger feinen Zertheilung in
                              									fließendes oder auch stehendes Wasser und läßt es in demselben eine Gährung
                              									durchmachen, durch welche gewisse seiner näheren Bestandtheile zersetzt und entfernt
                              									werden. Dadurch wird die nachfolgende Behandlung der zurückbleibenden Holzfaser zur
                              									Bereitung von Papierzeug billiger gemacht und das Kochen und Bleichen des letzteren
                              									erleichtert. Die zur Vollendung des Verrottungsprocesses erforderliche Zeit hängt
                              									von der Temperatur des Wassers, sowie von der Beschaffenheit und dem mehr oder
                              									weniger zertheilten Zustande des Holzes ab; je höher jene Temperatur, desto rascher
                              									tritt die Vermoderung ein.
                           Der Erfinder unterwirft auch das fein zertheilte Holz einer wiederholten und
                              									successiven Behandlung mit Wasser von weniger als 100° C., um die in Wasser
                              									löslichen näheren Bestandtheile entweder vor oder nach dem Verrottungsprocesse zu
                              									entfernen. Durch diesen Nebenproceß wird eine viel billigere weitere Behandlung der
                              									zur Darstellung von Holzbrei dienenden Holzfaser ermöglicht, als bei Anwendung der
                              									jetzt gebräuchlichen Methoden zum Kochen und Bleichen des Papierzeuges aus diesen
                              									Substanzen. Der auf diese Weise erhaltene Brei wird mit Alkalilauge behandelt und
                              									dann in der üblichen Weise gekocht und gebleicht.
                           Ein drittes Verfahren des Erfinders besteht in der Behandlung von Holz in Form von
                              									Stämmen, Balken oder Klötzen mit Wasser oder Alkalilösungen, bei gewöhnlicher oder
                              									bei höherer Temperatur nach einem dem Boucherie'schen
                              									ähnlichen Verfahren, und zwar unter Anwendung eines solchen Druckes, daß die Zellen
                              									des Holzes von dem in ihnen enthaltenen Safte etc. möglichst vollständig gereinigt
                              									werden. Das auf diese Weise vorbereitete Holz kann dann nach dem oben angegebenen
                              									oder nach jedem anderen Verfahren zu Brei oder Zeug umgewandelt werden. Alle diese
                              									Methoden können sowohl
                              									bei trockenem als bei grünem Holze angewendet werden, doch verdient letzteres den
                              									Vorzug. (Mechanics' Magazine, August 1869, S. 140.)
                           
                        
                           Analyse einer eßbaren Erde aus Java; von Max Hebberling.
                           In einer Sammlung javanischer Gegenstände des großherzoglichen Museums zu Darmstadt
                              									befindet sich auch eine, vom Stabsarzt Dr. Wienike auf Java eingeschickte Flasche mit eßbarer Erde,
                              									welche folgende Aufschrift trägt: „Es ist ein allgemeiner Gebrauch der
                                 										Javanen von dieser Erde zu essen; Gesundheitsstörungen entstehen durch diese
                                 										Geophagie nicht. Fundort der Erde ist in der Regentschaft Berbek, Residenzie
                                 										Kedirie.“
                              								
                           Es erschien von einigem Interesse festzustellen, ob die fragliche Erde von den
                              									Eingeborenen aus reiner Liebhaberei verspeist werde, oder ob irgend welche
                              									organische oder anorganische Nahrungsstoffe darin enthalten setzen, welche den Genuß
                              									rechtfertigen. Dem äußeren Ansehen nach war die Substanz ein brauner
                              									eisenschüssiger, stark anhaftender, sehr fetter Thon, in etwa 2 Quadratcentim.
                              									großen, 2–3 Millim. dicken unregelmäßigen Stücken mit dem reinen Thongeruch
                              									und Thongeschmack; in Wasser zerrieben, blieb er sehr lange suspendirt. Unter dem
                              									Mikroskope konnten durchaus keine bestimmte organisirte Formbestandtheile erkannt
                              									werden, keine Spur eines Infusorienskeletts war zu entdecken. In der Röhre erhitzt,
                              									schwärzte sich der Thon, gab viel brenzlich riechendes Wasser aus, das deutlich
                              									alkalisch reagirte und wurde nach längerem Erhitzen wieder braun, vor'm Löthrohre
                              									war er nur an den Kanten abrundbar. Die chemische Analyse, nach den gewöhnlichen
                              									Methoden ausgeführt, gab folgende Resultate:
                           100 Theile Thon enthalten:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 39,771
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                   9,806
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 25,939
                                 
                              
                                 Kalk
                                   3,025
                                 
                              
                                 Magnesia
                                   1,352
                                 
                              
                                 Manganoxydul
                                   0,591
                                 
                              
                                 Kali
                                   0,572
                                 
                              
                                 Natron
                                   3,858
                                 
                              
                                 Wasser und flüchtige Substanzen
                                 14,801 (darin 0,506% Ammoniak)
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,715.
                                 
                              
                           Durch das dreifache Volum kalter Salzsäure wurde ziemlich viel gelöst und zwar
                              									folgende Bestandtheile:
                           100 Theile Thon enthalten in Salzsäure Lösliches:
                           
                              
                                 Kieselerde
                                 0,411
                                 
                              
                                 Kalk
                                 0,225
                                 
                              
                                 Magnesia
                                 0,079
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 6,681
                                 
                              
                                 Thonerde
                                 4,807
                                 
                              
                                 Kali
                                 0,073
                                 
                              
                                 Natron
                                 0,152
                                 
                              
                                 Wasser
                                 14,801
                                 
                              
                                 In Salzsäure Unlösliches
                                 72,791
                                 
                              
                                 
                                 –––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,020.
                                 
                              
                           Sollte auch wirklich cm Theil dieser Körper durch die sauren Verdauungssäfte gelöst
                              									werden, so tragen sie doch gewiß nur wenig zur Ernährung bei, da der größte Theil
                              									der gelösten Substanzen Eisenoxyd und Thonerde ist. Im wässerigen Auszuge des Thones
                              									konnte das Chlor nur spurenweise nachgewiesen werden, die Erde wird also auch nicht,
                              									wie schon öfter vermuthet wurde, wegen eines Gehaltes an Kochsalz gegessen. (Wittstein's pharmaceutische Vierteljahresschrift, Bd.
                              									XVIII S. 558.)