| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 353 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Scott's
                              									Räderformmaschine.
                           Ueber die in diesem Heft S. 292 beschriebene sogenannte
                              										Scott'sche Formmaschine für Zahnräder theilte Hr.
                              									Civilingenieur E. Kayser in Breslau der Redaction des
                              									polytechnischen Centralblattes mit, daß genau eine solche Maschine bereits am 11.
                              									October 1839, also vor circa 30 Jahren, dem kgl.
                              									Fabriken-Commissarius J. G. Hofmann zu Breslau von
                              									der preußischen Regierung patentirt worden ist, und daß die Maschine seit jener Zeit
                              									in der großen Maschinenbauanstalt von G. H. v. Ruffer zu
                              									Breslau, an deren Spitze Hofmann damals als technischer
                              									Leiter stand, im praktischen Gebrauch gewesen ist und dort täglich in ihrer
                              									Anwendung gesehen werden kann. (Polytechnisches Centralblatt 1869 S. 1265.)
                           
                        
                           
                           Benutzung des luftfreien Wassers zur Kraftübertragung auf sehr
                              									weite Strecken.
                           Hr. Aurel Anderssohn Inhaber der Bleiröhrenfabrik der
                              									Firma E. F. Ohle's Erben in
                              									Breslau) theilte in einem in der Sitzung des Breslauer Bezirksvereines deutscher
                              									Ingenieure vom 27. März d. J. gehaltenen Vortrage mit. daß er während der letzten
                              									zwei Jahre auf weiten Reisen Kenntniß in Bezug auf die Anwendung stark belasteten
                              									Wassers zur Kraftübertragung auf weite Strecken hin sich verschafft habe und sowohl
                              									die Resultate des Erfahrenen, als hauptsächlich seine eigenen auf viele Versuche
                              									basirten Forschungen hätten ihn zu der festen Ueberzeugung gebracht, daß reines
                              									Wasser, unter Luft- und Wärmeausschluß unzusammendrückbar, deßhalb durch
                              									mechanischen Druck unerwärmbar, folglich das geeignetste, Kraftverluste ersparende
                              									Mittel zur Transmission auf sehr weite Strecken hin seyn müsse.
                           Im gewöhnlichen Leben spreche man noch von etwas Elasticität im Wasser, weil die
                              									Erscheinung der Adhäsion an den Röhrenwänden unter dem Luftdrucke unserer Atmosphäre
                              									uns irre führt. Bei höherem Drucke fällt diese sogenannte Reibung, diese sogenannte
                              									Adhäsion fort.
                           Zu weiteren Versuchen habe er für seine Fabrik zwei vorzügliche Federmanometer von
                              										Schäffer und Budenberg angeschafft, jedes bis auf 500
                              									Atmosphären Druck, und habe dazu 6000 Fuß (1880 Meter) Röhren von 1/4 Zoll (6
                              									Millimet.) lichter Weite und 1/4 Zoll Wandstärke gearbeitet; über die bei je 100 Fuß
                              									liegenden Stöße wurden stärkere Bleirohrmuffe geschoben und gut verlöthet. Mit
                              									diesen starken Apparaten konnte er bis 110 Atmosphären Druck experimentiren.
                           Den Anwesenden wurde die Kraftfortpflanzung im Wasser unter einem Drucke von 30 bis
                              									40 Atmosphären gezeigt, und ergab sich dabei zwischen dem Auftreten dieses Druckes
                              									am Anfange und Ende des Rohres ein Zeitraum von etwas unter einer Secunde. Der
                              									geringe Zeitverlust rührt noch von den Luftperlen her, welche sich in einzelnen
                              									Höhenpunkten des langen Rohres befinden. Durch einen zweiten Versuch wurde dann
                              									bewiesen, daß dasselbe Wasserquantum in einem schräg aufgestellten Rohre, aus
                              									welchem die Luft ganz entwichen ist, gar keinen Zeitverlust ergebe. (Zeitschrift des
                              									Vereines deutscher Ingenieure, 1869, Bd. XIII S. 401.)
                           
                        
                           Mittel zur Erhaltung einer Eisdecke in Fabrikcanälen, zur
                              									Verhütung des Grundeises; von Joseph Thoma, Ingenieur in
                              									Memmingen.
                           In einer Fabrik, welche nur durch einen kurzen Zuleitungscanal von der Donau aus
                              									betrieben wird, machte ich im Winter 1857 auf 1858 folgende Beobachtungen und
                              									Erfahrungen:
                           Da bei den Turbinen kein Leerlauf vorhanden war. so mußte bei der Abstellung
                              									derselben das Wasser über das vorhandene Wehr seinen Abfluß nehmen; dadurch wurde im
                              									Winter der Oberwasserspiegel während der Nacht beim kleinen Wasserstand um
                              									5–6'' erhöht. Der Wasserspiegel bedeckte sich bei ruhigem Stand natürlich mit
                              									Eis. Wenn nun am Morgen die Arbeit begann, so senkte sich nach und nach der
                              									Wasserspiegel auf das Niveau des Wehres, und die an den Canalufern angefrorene
                              									Eisdecke brach zusammen und die Eisstücke mußten mittelst Handwerkzeugen aufgefischt
                              									werden, um die Turbinen im Gang erhalten zu können. Sobald diese mühevolle Arbeit
                              									beendigt war, kam bei kaltem Wetter regelmäßig bald darauf das Grundeis nach.
                              									Dadurch wurde sehr oft der Fabrikbetrieb gänzlich gestört, indem die Leit-
                              									und Radschaufeln der Turbinen verstopft wurden.
                           Diese regelmäßig auf einander folgenden Erscheinungen bewiesen hinlänglich, daß das
                              									Grundeis, welches die Donau mit sich führte, unter der Eisdecke verschwunden war,
                              									und daß es sich bloß um die Erhaltung der Eisdecke handelte, um das Zufließen des
                              									Grundeises zu verhüten.
                           Um letzterem Uebelstand abzuhelfen, fertigte ich einen Floß von geringen mit
                              									Zwischenräumen an einander befestigten Bretern, welcher 1' schmäler, und so lang als
                              									der Canal war; dieser wurde auf den Canal gelegt, und oben am Canaleinlauf zu beiden
                              									Seiten mit Ketten, um das Fortschwimmen zu verhindern, befestigt. So wurde die
                              									Eisdecke, welche sich während der Nacht gebildet hatte, auf der Wasserfläche schwimmend getragen,
                              									indem das Eis sich von den Canalufern, ohne zu brechen, trennen konnte, und der
                              									Zufluß des Grundeises wurde verhindert.
                           Diese Einrichtung bewährte sich überall, wo ich solche seitdem anwendete; sie ist
                              									höchst einfach und billig, und verdient gewiß die Aufmerksamkeit der
                              									Wasserwerksbesitzer.
                           Zur Erreichung desselben Zweckes bedeckt man den Canal öfters ganz mit Bretern und
                              									bedeckt diese mit Dünger oder Tannenreis etc., welches Verfahren jedoch viel
                              									kostspieliger und zugleich unsicherer ist, indem der Canal gegen die Kälte nicht so
                              									hermetisch abgeschlossen werden kann, wie dieß durch die schwimmende Eisdecke der
                              									Fall ist.
                           Daß in vielen Gegenden große Anstrengungen gegen die Eisbrocken und Grundeis
                              									aufgewendet werden müssen, beweist eine Einrichtung, welche bei dem Canalbau der
                              									Spinnerei Atzenbach im badischen Wiesenthal getroffen worden. Nach vielen gemachten
                              									Plänen wurde dort derjenige des Professors Redtenbacher
                              									und Constructeurs Trück angenommen, nach welchem der
                              									Canal schlangenförmig durch einen Berg bis vor die Fabrik geführt wurde, wornach
                              									durch die Wärme die Bildung des Grundeises nicht möglich wurde. Diese Anordnung
                              									entsprach natürlich vollkommen, verursachte jedoch gegen den offenen Canal
                              									bedeutende Kosten. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 45.)
                           
                        
                           Bedingungen zur Bildung des Spiegeleisens.
                           Diese sind nach v. Carnap folgende:
                           1) Der Schmelzpunkt der schlackengebenden Bestandtheile darf nicht weit von dem des
                              									Roheisens seyn, weil, wenn letzteres eher schmilzt als die Schlacke, dasselbe zu
                              									sehr dem oxydirenden Einflusse der Kohlensäure ausgesetzt ist und kohlenstoffärmer
                              									wird. Manganhaltige Erze begünstigen die Entstehung des Spiegeleisens, weil ein
                              									Mangangehalt das Eisen strengflüssiger macht und eine leichtflüssige Schlacke
                              									entsteht, deren Schmelzpunkt mit der des Roheisens zusammenfällt. Die gewöhnlichen
                              									manganfreien Eisensorten sind leichtflüssiger als die dabei fallenden Kalk-
                              									und Thonerdeschlacken und werden daher beim Abschmelzen durch die Kohlensäure
                              									leichter entkohlt.
                           2) Der Punkt im Gestell, in welchem sich die Schmelztemperatur befindet, darf nicht
                              									zu hoch über der Zone der höchsten Temperatur, also über der Formebene liegen, damit
                              									das Roheisen nicht einen zu großen von Kohlensäure erfüllten Raum zu durchlaufen
                              									hat, ferner weil das Spiegeleisen in der Formgegend über seinen Schmelzpunkt erhitzt
                              									werden und bei Graphitausscheidungen in graues Roheisen übergehen würde.
                           3) Die Schlacke muß sich bei Kohksöfen dem Singulosilicat von Kalk und Thonerde
                              									möglichst nähern, welches durch Manganoxydul hinreichend leichtflüssig gemacht
                              									worden. Dazu ist ein starker Kalkzuschlag, auch die Anwesenheit von Magnesia
                              									vortheilhaft. Die Gründe für diese Erfordernisse und namentlich das Verhalten der
                              									Thonerde sind noch nicht recht aufgeklärt.
                           4) Möglichst schwefel- und phosphorfreie Erze.
                           5) Mehr geräumige, als kleine zusammengezogene Gestelle zur Beförderung der
                              									Kohlung.
                           Diese Bedingungen sind bei Kohksöfen leichter als bei Holzkohlenöfen zu erfüllen und
                              									gelingt in ersteren die Bildung von Spiegeleisen sicherer. In den alten Siegener
                              									Hohöfen ließ sich nur Spiegeleisen in Folge des hohen Mangangehaltes der
                              									Spatheisensteine produciren, deren Porosität im gerösteten Zustande die Reduction
                              									des Mangans und die Kohlung des Eisens begünstigte, deßgleichen der hohe
                              									Mangangehalt die Entstehung einer manganreichen, wenig oxydirenden Schlacke, in
                              									Folge dessen ein manganreiches Roheisen entstand. Seit Anwendung eines stärkeren
                              									Kalkzuschlages und kräftigeren Gebläses bei stark erhitztem Winde ist der
                              									Mangangehalt der Schlacken von 30 auf 10 Proc. herabgegangen. Da der Werth des
                              									Spiegeleisens mit dem Mangangehalt wächst, so sucht man letzteren zu vermehren durch
                              									erhöhte Pressung und Temperatur des Windes, Vermehrung des Kalk- und
                              									Magnesiagehaltes der Schlacken und Anwendung von Erzen, welche leicht reducirbares
                              									Manganoxyd enthalten.
                           Zu Charlottenhütte im Siegenschen hielt bei 300° C. Windtemperatur erblasenes
                              									Spiegeleisen 8–10 Proc., bei 100° 3–4 Proc. Mangan. Es läßt
                              									sich der Mangangehalt des Roheisens nicht beliebig vermehren. Bei wenig Mangangehalt
                              									der Beschickung geht dasselbe vollständig in's Roheisen, bei viel Mangan theilt es
                              									sich gleichmäßig zwischen Roheisen und Schlacke bis zu einer gewissen Grenze, über welche hinaus
                              									alles Mangan in die Schlacke geht, welche dann reducirend wirkt und einen kälteren,
                              									die Bildung von Spiegeleisen nicht begünstigenden Ofengang herbeiführt. Man kennt
                              									noch nicht genau den Zustand, in welchem das Mangan im Erz vorhanden seyn muß, um
                              									ein recht manganreiches Roheisen zu geben. Nicht überall hat der Zusatz von nicht
                              									geröstetem Erz günstigen Erfolg gegeben. (Wieck's
                              									illustrirte Gewerbezeitung, 1869, Nr. 38.)
                           
                        
                           Eine in Palladium-Wasserstoff geprägte Medaille.
                           In der Sitzung der deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin vom 11. October d. J.
                              									legte der Präsident Hr. Prof. A. W. Hofmann eine in
                              									Palladium-Wasserstoff geprägte Medaille vor, welche Graham nur wenige Tage vor seinem Tode Hrn. Magnus, der sich gerade in London befand, für ihn eingehändigt hatte. Die
                              									Medaille hat die Größe eines Zweigroschenstückes; sie trägt auf der einen Seite das
                              									Bildniß der Königin von England, auf der anderen den Namen Graham mit der Randschrift Palladium-Hydrogenium 1869. Eine die Medaille begleitende Notiz
                              									besagt, daß dieselbe 147 Kubikcentimeter oder 900 Mal ihr eigenes Volum Wasserstoff
                              									enthält. Da die Medaille etwas mehr als ein Millimeter Dicke hat, so ist demnach
                              									eine Wasserstoffsäule von nahezu Meterhöhe in derselben condensirt. (Berichte der
                              									deutschen chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 15.)
                           
                        
                           Bemerkungen zu Frémy's Abhandlung über hydraulische Mörtel; von A. Schulatschenko.
                           Nach der von Frémy in seiner letzten Abhandlung
                              									(polytechn. Journal Bd. CXCII S. 53)
                              									ausgesprochenen Ansicht ist jeder hydraulische Cement ein Gemenge von Puzzolane und
                              									Kalk; er gibt an, daß es ihm gelungen sey, durch Behandeln mit Lösungsmitteln
                              									(Zuckerwasser, verdünnte Säuren u. dergl.) dieses Gemenge zu trennen. Nun hat aber
                              										Feichtinger nachgewiesen, daß Wasser aus Cementen
                              									nicht nur freien Kalk, sondern auch gebundenen aufnimmt, und selbst die
                              									verdünntesten Säuren entziehen den Cementen sämmtlichen Kalk. Der Verfasser hat
                              									diesen Versuch wiederholt und vollkommen bestätigt gefunden. Nach fünftägigem
                              									Behandeln mit verdünnter Salzsäure (1 : 20) in der Kälte war von einem englischen
                              									Portland-Cement nur noch reine Kieselerde übrig geblieben. Aber selbst wenn
                              									es Frémy gelungen wäre, bloß den Kalk auszuziehen,
                              									ohne das Silicat zu zersetzen, so beweist doch der Umstand, daß das rückständige
                              									Silicat auf Kalkzusatz erhärtet, keineswegs die Richtigkeit von Frémy's Cementtheorie. Wie die inzwischen vielfach
                              									bestätigten Versuche von Fuchs beweisen, bedarf es zum Erhärten nur, daß die
                              									Kieselerde sich im gelatinösen Zustande befinde. Endlich sprechen viele Thatsachen
                              									geradezu gegen Frémy's Theorie. An den Ufern des
                              									Wolchow wird ein Mergel zur Cementfabrication verwendet, dessen Zusammensetzung der
                              									Verfasser bestimmte, wie folgt:
                           
                              
                                 
                                 
                                 CaO, CO²
                                 =
                                 63,84
                                 
                              
                                 
                                 
                                 MgO, CO²
                                 =
                                 5,78
                                 
                              
                                 
                                 
                                 Fe²O³ und Al²O³
                                 =
                                 3,22
                                 
                              
                                 
                                 
                                 CaO, SO³
                                 =
                                 0,32
                                 
                              
                                 
                                 
                                 HO
                                 =
                                 1,04
                                 
                              
                                 In HClunlöslich
                                 
                                    
                                    
                                 SiO²Al²O³Fe²O³KO und
                                    											NaO
                                 ====
                                 18,162,023,561,66
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 
                                 
                                 
                                 99,60.
                                 
                              
                           Bei vorsichtigem Glühen wird daraus ein graues Product
                              									erhalten, welches, mit Wasser übergossen, sich lebhaft erwärmt, aufschwillt, und
                              									zuletzt zu einem Pulver zerfällt, offenbar also freien Kalk enthält (die gelöschte
                              									Masse erstarrt langsam unter Wasser). Wird derselbe Mergel heftiger geglüht, so
                              									erhält man ein Product, welches sich mit Wasser nicht mehr erwärmt und auch
                              									nicht zerfällt, sondern unter Wasser rasch eine bedeutende Härte erlangt.
                           Wir haben demnach zweierlei Cemente zu unterscheiden: solche, welche freien Kalk
                              									enthalten (Roman-Cemente nach Winkler) und für
                              									welche Fuchs die Theorie des Erhärtens gegeben hat, und
                              									solche, welche keinen freien Kalk enthalten (Portland-Cemente nach Winkler) und deren Erhärtungsproceß noch nicht sicher
                              									ermittelt ist. Nach Rivot, Kuhlmann u.a. tritt hierbei
                              									eine Wasserbindung der beim Brennen entstandenen Silicate ein; nach Winkler, Michaelis u.a. (s. polytechn. Journal Bd. CXCI S. 287) zerfällt hingegen das
                              									gebildete Silicat in einfachere Silicate. So viel steht indessen fest, daß durch die
                              									Wirkung des Kalkes auf die Puzzolane allein das Erhärten der Cemente sich nicht
                              									erklären läßt. Michaelis glühte einen bereits vollkommen
                              									erhärteten Cement, und erhielt ein Product, welches unter Wasser ebenso vollkommen
                              									erhärtete, als vorher. (Zeitschrift für Chemie, 1869 S. 281.)
                           
                        
                           Zweckmäßigste Bereitungsweise des chlorigsauren Gases; von
                              									Moritz Brandau.
                           Man löst in gelinder Wärme 10 Theile reines Benzol in 100 Theilen
                              									Schwefelsäurehydrat, verdünnt mit 100 Theilen Wasser und bringt hierzu nach dem
                              									Erkalten 12 Theile zerriebenes reines chlorsaures Kali. Die Entwickelung beginnt
                              									schon bei gewöhnlicher Temperatur, man erwärmt aber am besten sofort im Wasserbade
                              									bis zu einer 50° Cels. nicht übersteigenden Temperatur. Der Apparat besteht
                              									am besten aus einem Kolben mit langem, nicht zu weitem Halse, auf dem das
                              									Gasleitungsrohr eingeschliffen ist, um die Berührung des Gases mit Kork zu
                              									vermeiden. (Annalen der Chemie und Pharmacie, 1869, Bd. CLI S. 342.)
                           
                        
                           Gründung einer Anlage zur Beschaffung von billigem Gas für
                              									Heizzwecke zu Berlin.
                           In den letzten Jahren sind verschiedenartige Gasfeuerungen vielfach in Gebrauch
                              									gekommen und würden solche sicher wegen ihrer Reinlichkeit und Bequemlichkeit noch
                              									weit mehr Verwendung finden, wenn nicht einerseits das gewöhnliche Leuchtgas zur
                              									ausgedehnteren Verwendung als Heizmaterial zu theuer wäre und andererseits
                              									Gaserzeugungsapparate, wie sie z.B. Siemens in Verbindung
                              									mit seinen bekannten Regenerativ-Oefen verwendet, beim Betrieb im Kleinen
                              									nicht ungenügende Resultate gäben. Die Beschaffung von billigem Gas für Heizzwecke
                              									erscheint demnach sehr wünschenswerth und ist es von Interesse, daß die Gründung
                              									einer solchen Anlage zur Beschaffung von Heizgas für Berlin unter technischer
                              									Leitung der HHrn. C. Westphal und Alb. Pütsch jetzt im Werk ist. Man beabsichtigt, das Gas in
                              									Fürstenwalde, 5 Meilen von Berlin, aus Braunkohlen darzustellen und dann in einer
                              									Röhrenleitung nach der Hauptstadt zu schaffen. Es sollen dazu in Fürstenwalde 12
                              									Retortenhäuser von je 105' Länge und 62' Tiefe mit 70 Oefen zu je 10 Retorten gebaut
                              									werden: die Retortenöfen sollen mittelst Siemens'scher
                              									Regenerativ-Feuerungen geheizt werden. Zur Beförderung des in Condensatoren
                              									von Theer, Wasser etc. gereinigten Gases nach Berlin ist eine Röhrenleitung von 4'
                              									Weite bestimmt, in welche das Gas mittelst 4 Gebläsemaschinen von je 7' 7 1/2''
                              									Durchmesser und 6' Hub gepreßt wird. Die Gebläse werden durch 4 Dampfmaschinen von 5
                              									3/4' Hub und 6' Hub betrieben, deren jede 360 Pferdekräfte hat, aber bis zu 500
                              									Pferdekräften leisten kann. Der Gasdruck in der Leitung soll 16' Wasser oder circa 7 Pfd. pro Quadratzoll
                              									betragen, da dieser verhältnißmäßig hohe Druck die Anwendung von Röhren mit
                              									geringerem Durchmesser gestattet und auch sonst vortheilhafter erscheint als ein
                              									schwächerer. Die Leitung soll aus 1/4'' starkem Eisenblech hergestellt und über dem
                              									Boden hingeführt werden, wobei sie in geeigneten Zwischenräumen von gemauerten
                              									Pfeilern getragen werden soll, so daß sie leicht untersucht und reparirt werden
                              									kann. Bei 16' Wasserdruck wird die Leitung 407 Kubikfuß Gas pro Secunde abführen. In Berlin soll das Gas in 12 Gasometern von je 154'
                              									Durchmesser und 40' Höhe, also je circa 750,000 Kubikfuß
                              										Fassungsraum,
                              									angesammelt werden, um dann nach den verschiedenen Theilen der Stadt ganz ähnlich
                              									wie Leuchtgas vertheilt zu werden.
                           Nach den Versuchen von Dr. Ziurek läßt sich aus den Fürstenwalder Braunkohlen ein für Heizzwecke sehr
                              									gut geeignetes Gas darstellen. Bei einem specifischen Gewicht von 0,5451 besteht
                              									dasselbe aus:
                           
                              
                                 Wasserstoff
                                 42,36
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Kohlenoxyd
                                 40,00
                                 „
                                 
                              
                                 Sumpfgas
                                 11,37
                                 „
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                 3,17
                                 „
                                 
                              
                                 Kohlensäure
                                 2,01
                                 „
                                 
                              
                                 condensirbare Kohlenwasserstoffe
                                 1,09
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 Proc.
                                 
                              
                           Wenn diese Mischung beim Betrieb regelmäßig erhalten werden kann, so dürfte das Gas
                              									seinem Zweck vollständig entsprechen; 3000 Kubikfuß desselben sind nach den
                              									Versuchen in Bezug auf Heizkraft gleich einer Tonne preuß. Braunkohle oder gleich
                              									1/3 Tonne Steinkohle. Es soll in Berlin zu circa 5 Sgr.
                              										pro 1000 Kubikfuß verkauft werden, wornach also die
                              									Heizkraft einer Tonne Steinkohlen nicht höher als 1 1/2 Thlr. zu stehen käme. Die
                              									Werke sind vorläufig auf eine jährliche Production von 9500 Mill. Kubikfuß oder circa 2 2/3 Mill. täglich berechnet, wodurch der Bedarf
                              									an Heizmaterial etwa für die halbe Stadt gedeckt werden würde. Das Unternehmen wird
                              									wahrscheinlich anfänglich mit manchem Vorurtheil zu kämpfen haben; doch wird es sich
                              									wohl trotzdem bald Bahn brechen, sofern es richtig geleitet und nicht bloß zur
                              									Förderung von Privatinteressen benutzt wird. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr.
                              									43.)
                           
                        
                           Anwendung von Asphaltguß auf Bretfußböden, um die
                              									Fortpflanzung des Feuers bei Bränden zu verhindern.
                           Vor einigen Monaten wurden von E. Flachat und Noisette in einer der Niederlagen der allgemeinen
                              									Omnibus-Compagnie zu Paris interessante Versuche über die Anwendung von
                              									Asphaltguß zur Verhinderung der Weiterverbreitung von Branden durch die Bretfußböden
                              									der Fourage-Magazine und Speicher abgeführt.
                           Zwei Tischplatten aus Tannenholz, von 4 Meter in's Gevierte und 27 Millimet. Dicke,
                              									welche von vier 1 Met. hohen Füßen getragen waren, wurden an die freie Luft gestellt
                              									und mit einer Asphaltschicht von 15 Millimet. Stärke überzogen, welche nicht
                              									unmittelbar auf die Breter, sondern auf eine zuvor über dieselben gelegte, 25
                              									Millimet. starke Schicht von Töpferlehm gegossen wurde. Alsdann unterhielt man ein
                              									sehr starkes Holzfeuer auf jeder dieser Tafeln während fünf Viertelstunden. Der
                              									Asphalt erweichte, die in demselben enthaltenen ätherischen Oele verdampften an den
                              									mit dem Feuer in Berührung befindlichen Stellen und die von denselben herrührenden
                              									kleinen Strahlen weißen Dampfes entzündeten sich. Nachdem hierauf die Asche und die
                              									Kohlenstückchen beseitigt worden waren, zeigte sich der Asphalt nur in der obersten
                              									Schicht von 2 bis 4 Millimeter Stärke ein wenig verändert.
                           Die nach dem Brande der obersten Schicht Hinterbliebene Kalkkruste hatte also
                              									hingereicht um die übrige Asphaltschicht vor der Einwirkung des Feuers zu schützen.
                              									Es ist bemerkenswerth. daß die dünne Schicht von 2 bis 4 Millimeter, obgleich durch
                              									das Verschwinden eines Theiles der ätherischen Oele verändert, noch genug von
                              									denselben enthielt, um nach dem Erkalten ihre Härte wieder anzunehmen.
                           Alsdann wurde der Asphalt beseitigt und der Töpferlehm entblößt. Dieser hatte nicht
                              									die geringste Veränderung erlitten; nachdem er entfernt worden war, zeigte sich, daß
                              									die darunter befindlichen Breter durch das Feuer gar nicht gelitten hatten und man
                              									die Hand auf denselben liegen lassen konnte, so daß sie nicht über 35 bis 40°
                              									C. erwärmt seyn konnten.
                           Nach diesem ersten Versuche zündete man unter einem der beiden Tische ein starkes
                              									Feuer an; dasselbe ergriff zunächst die hölzernen Träger, auf welchen die
                              									Tischplatte ruhte, und dann die untere Fläche der Tischbreter. Da aber die Flamme
                              									keinen Ausgang nach oben durch die Stellen, wo die Breter fest und dicht mit
                              									einander verbunden waren, gewinnen konnte, so mußte das Feuer weiterhin wirkungslos bleiben, zumal
                              									die Füße, nachdem sie in Flammen aufgegangen waren, die Tischplatte nicht mehr
                              									trugen, diese folglich auf das Feuer herabsank und dasselbe erstickte.
                           Diese beiden Versuche, welche im Kleinen die Wiederholung eines großen Schadenfeuers
                              									sind, von welchem kurz vorher ein bedeutendes industrielles Etablissement
                              									heimgesucht worden war, haben die unerwartete Thatsache außer Zweifel gesetzt, daß
                              									der Asphalt, auf einer Unterlage von Lehm aufgegossen, das wirksamste Mittel ist, um
                              									die Fortpflanzung des Feuers zu verhindern, dasselbe mag einen Bretfußboden von
                              									unten oder von oben angreifen. Bereits hat die Direction der Pariser Omnibusse
                              									angeordnet, daß in den sämmtlichen der Gesellschaft gehörenden
                              									Fourage-Magazinen die Dielen mit einer 25 Millimet. dicken Schicht von
                              									Töpferlehm und auf dieser mit einer 15 Millimet. dicken Asphaltschicht überzogen
                              									werden. So überzogene Bretfußboden könnten auch mit dem größten Vortheil für
                              									Spinnereien und andere industrielle Etablissements, sowie für die Magazine
                              									brennbarer Gegenstände eingeführt werden. In den Privathäusern würde eine bloße
                              									Asphaltschicht im Fehltram unter dem Bretfußboden die Fortpflanzung des Feuers von
                              									einer Etage zur darüber befindlichen verhindern. Sind die Dielen eiserne, so wirken
                              									auch hier die Lehm- und Asphaltschichten als schlechte Wärmeleiter günstig,
                              									indem das Metall nur durch eine mehrstündige intensive Kohlengluth so weit erhitzt
                              									werden könnte, daß sein Widerstand sich beträchtlich vermindert. Schließlich
                              									verdient noch bemerkt zu werden, daß das Gewicht dieser Lehm- und
                              									Asphaltschichten eine Verstärkung der für die gewöhnlichen Dielen gebräuchlichen
                              									Balkenlagen nicht erfordert. (Bulletin de la
                                 										Société d'Encouragement, Mai 1869, S. 307.)
                           
                        
                           Phosphorsaure Salze in der Färberei.
                           Der Apotheker Collas in Paris ließ sich in Frankreich die
                              									Anwendung von phosphorsauren Salzen als Beize für Färberei und Druckerei patentiren.
                              									Er nimmt dazu die Garne oder Stoffe durch eine schwache Lösung irgend eines
                              									phosphorsauren Salzes in einer Säure und dann durch das Färbebad oder durch ein
                              									alkalisches Bad, durch welches das phosphorsaure Salz auf den Garnen oder Stoffen
                              									fixirt wird; die so vorbereiteten Stoffe können dann mit Theerfarben oder
                              									thierischen oder pflanzlichen Farbstoffen gefärbt oder bedruckt werden. Ebenso kann
                              									man auch die mit phosphorsauren Salzen behandelten Stoffe vor dem Färben oder
                              									Drucken durch eine gerbstoffhaltige Lösung nehmen. Um z.B. in dunklen Farben zu
                              									färben, bringt man die Garne oder Stoffe in eine 30–40° C warme klare
                              									Abkochung von 1 Kilogrm. Sumach in 4 1/2 Liter Wasser, windet aus, bringt 20 bis 30
                              									Minuten lang in eine 4° Baumé starke Lösung von phosphorsaurem Kalk in
                              									einer Säure, windet darin aus und wäscht, worauf mit Anilinfarben, namentlich
                              									Purpur, gefärbt werden kann. Zum Färben mit unlöslichen Farben taucht man die Stoffe
                              									in ein 25–30° C. warmes Gemisch von gallertartigem phosphorsaurem Kalk
                              									mit einer wässerigen Gelatinelösung. Cochenillelack kann man nach diesem Verfahren
                              									darstellen, indem man in einen filtrirten Cochenilleaufguß gallertartiges
                              									phosphorsaures Kalkhydrat einrührt.
                           Alfraise legt im Moniteur
                                 										industriel dieser Anwendung des sehr billigen gallertartigen phosphorsauren
                              									Kalkes wegen dessen Eigenschaft, die Farbstoffe zu absorbiren und sich mit denselben
                              									zu verbinden, große Wichtigkeit bei. Er glaubt, daß derselbe vielfach anstatt des
                              									Weinsteins und wegen seiner Eigenschaft, bei 100° C. unlöslich zu werden,
                              									vielleicht in einzelnen Fällen, namentlich für billige Artikel, anstatt des Albumins
                              									werde angewendet werden können. Auch für die Darstellung von Farblacken sey dieser
                              									Körper sehr beachtenswert!), da er mit vielen Farbholzlösungen andere Lacke gebe als
                              									Thonerde, und mit einigen Metalloxyden, z.B. Kupfer- und Kobaltoxyd, sehr
                              									schöne blaue Lacke liefere. Vielleicht lasse sich auch Cochenillecarmin dadurch
                              									herstellen, daß man eine Lösung von gallertartigem phosphorsaurem Kalk in Salzsäure
                              									oder Essigsäure oder Alaun oder Weinstein mit einer Cochenillelösung vermische.
                              									(Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           
                           Reaction auf Kirchbranntwein; von Dr. G. Leube
                              									jun. in Ulm.
                           Als Erkennungsmittel für ächten Kirschbranntwein wird von O. Desaga geraspeltes Guajakholz empfohlen (polytechn. Journal Bd. CLXXXVI S. 247). Ich habe bei mehreren
                              									Proben die Empfindlichkeit des Reagens bestätigt gefunden, dabei aber folgende
                              									Beobachtung gemacht: Bringt man in ein gewöhnliches Probirröhrchen eine Messerspitze
                              									voll Guajakholz und übergießt dieses mit dem Kirschbranntwein, so daß das Röhrchen
                              									ungefähr zur Hälfte gefüllt ist, so entsteht bei ächtem Kirschbranntwein alsbald die
                              									dort erwähnte blaue Färbung, verschwindet aber durch Schütteln
                                 										sofort wieder und kommt auch nach längerem Stehen nicht wieder zum
                              									Vorschein. Es ist also zum Gelingen der Reaction nöthig, daß man zuerst das
                              									Guajakholz in das Probirröhrchen bringt und ruhig mit dem Kirschgeist übergießt und
                              									nicht in letzterem Guajakholz unter Umschütteln einträgt. (Wittstein's Vierteljahresschrift für praktische Pharmacie, Bd. XVIII S.
                              									440.)
                           
                        
                           Fettbildung in der Milch und im Käse.
                           Nachdem die HHrn. Pettenkofer und Voit nachgewiesen haben, daß bei den Fleischfressern überhaupt jede Fettbildung, welche nicht durch die Aufnahme von
                              									Fetten ihre Erklärung findet, aus Zersetzung des Eiweißes der
                                 										Nahrung stamme, überzeugte sich Hr. Kemmerich
                              									davon, daß auch Eiweißstoffe, welche den Körper verlassen haben, Fette bilden. Er
                              									fand, daß der Fettgehalt der Milch in den ersten Tagen
                              									zunimmt, während die Menge des Eiweißes geringer wurde. Diese Fettbildung in der an
                              									der Luft freistehenden Milch war jedoch bedingt durch die Entwickelung von
                              									Pilzsporen. Wurden die Keime derselben durch Erhitzen der Milch auf 100° C.
                              									zerstört, und außerdem durch passenden Verschluß dafür Sorge getragen, daß wohl die
                              									Luft, aber keine Pilzkeime zur Milch gelangen konnten, so nahm der Fettgehalt der
                              									Milch ab; das Fett wurde durch die Luft oxydirt und kein neues als Ersatz
                              									gebildet.
                           Ganz analoge Vorgänge finden statt bei der Fettbildung im Käse. Auch hier wird einerseits durch die atmosphärische Luft die
                              									vorhandene Buttermenge verringert, andererseits unter der Einwirkung der sich
                              									entwickelnden Pilze aus dem Eiweiß Butter gebildet. Je nach dem Ueberwiegen des
                              									einen oder anderen Processes steigt oder fällt der Fettgehalt des alten Käses.
                           In der Praxis, sagt Hr. Kemmerich am Schlusse seiner
                              									Mittheilung im Augustheft von Pflüger's Archiv für
                              									Physiologie, hat man längst das richtige Verfahren erkannt, die Fettbildung beim
                              									Reifen des Käses in dem gewünschten Maaße zu steigern. Will man recht fetten
                              									Handkäse erzeugen, so bedarf man vor Allem sehr kühler und nicht zu trockener
                              									Keller, ferner verpackt man die kleinen Käse fest zusammen, um den Zutritt der Luft
                              									etwas zu hindern. (Naturforscher, 1869 Nr. 44.)
                           
                        
                           Unterdrückung des Straßenstaubes mittelst Chemikalien.
                           In England wurde im vorletzten September ein Patent auf die Anwendung einer
                              									Zusammensetzung zerfließlicher Salze genommen, mittelst welcher man den Straßenstand
                              									unterdrücken könnte. Verflossenen Sommer wurden denn nun auch zahlreiche Versuche
                              									gemacht, diese Erfindung zu erproben, und dieselben sind allenthalben zur größten
                              									Zufriedenheit ausgefallen. Man nimmt an, daß es jährlich bei 100 Pfd. Sterl. kostet
                              									die Straßen Londons zu bespritzen, und trotz dieser enormen Auslage vermag man den
                              									Straßenstaub dennoch nicht zu bewältigen. Und gerade das Bedürfniß von etwas
                              									Wirksamerem hat den Anstoß zu dieser Erfindung gegeben. Die Composition besteht aus
                              									1/2 bis 1 Pfund Chlorcalcium (sogenanntem salzsauren Kalk) und Chlornatrium
                              									(Kochsalz), und 1 Gallon (10 Pfd.) Wasser. Die Salze werden in den Karrenkasten
                              									geworfen und dann das Wasser darauf gegossen. Sobald derselbe voll ist, lösen sich
                              									dann allmählich die Salze. Diese Lösung soll, nach den Berichten über die Versuche
                              										welche in London
                              									angestellt worden sind, besonders wirksam seyn auf macadamisirte Straßen, indem sie
                              									das Material so verhärtet und sich anschließen macht, daß, wenn es vollkommen
                              									trocken ist, durchaus kein Staub von denselben bei gewöhnlichem Verkehr entstehen
                              									kann. Der leichte Staub, den man immer auf der Oberfläche von Straßen sieht, welche
                              									bloß mit Wasser bespritzt zu werden Pflegen, fehlt hier ganz und gar. Die Oberfläche
                              									bleibt fest und nichts von der Abnutzung ist zu sehen. Die Straßen werden daher viel
                              									dauerhafter gemacht, während diese Chlorverbindungen keiner Fäule unterworfen sind,
                              									mithin zugleich mit der Wasserersparniß sogar eine sanitarische Wirkung auf die Luft
                              									erreicht wird, was zusammen insbesondere für größere Städte von größter Bedeutung
                              									ist. Die Inhaber von Kaufläden längs der Straßen, in denen diese Composition zur
                              									Anwendung kam, sind mit den gemachten Versuchen außerordentlich zufrieden. Sie
                              									bezeugen, daß in ihren Läden, welche sonst von Stand angefüllt waren, nun auch nicht
                              									ein Theilchen desselben sich mehr finden läßt, und daß, während an Sonntagen die
                              									übrigen Straßen in Staub gehüllt sind, sie ganz und gar von diesem Uebelstande sich
                              									bewahrt sehen. Die obengenannten Chlorverbindungen sind wohlfeil und man kann sie in
                              									großen Quantitäten erlangen; mithin scheint kein besonderes Hinderniß in der
                              									Anwendung dieses Mittels zu bestehen, den lästigen Staub zu unterdrücken, und
                              									Versuche können daher allenthalben leicht angestellt werden. (Gemeinnützige
                              									Wochenschrift, Nr. 47.)
                           
                        
                           Thymol als neues Desinfectionsmittel.
                           A. Paquet empfiehlt als ein der Carbolsäure in manchen
                              									Beziehungen vorzuziehendes Desinfectionsmittel das Thymol
                              									Ein Stearopten aus dem ätherischen Oele von Ptychotis
                                       												Ajowan, einer Umbellifere und officinellen Pflanze Ostindiens. (sogenannte Thymiansäure). Aus verschiedenen Beobachtungen, welche er
                              									mittheilt, geht hervor, daß das Thymol in unverdünntem Zustande ein Aetzmittel ist,
                              									welches namentlich zur Vertilgung von Warzen und zum Causterisiren von hohlen
                              									Zähnen, wobei es keinen Schmerz erregt und den Athem mit einem weit angenehmeren
                              									Geruch imprägnirt als die Carbolsäure, zu empfehlen ist. In wässeriger Lösung (1 :
                              									1000) wirkt es bei Geschwüren von schlechter Beschaffenheit nicht ätzend (die
                              									Kranken geben als Wirkung nur ein kühlendes Gefühl an), sondern als antiputrides
                              									(vor Fäulniß schützendes) Mittel, wobei es nicht allein den unangenehmen Geruch
                              									beseitigt, sondern den Geschwüren selbst eine bessere Beschaffenheit verleiht und
                              									deren Heilung beschleunigt. Auch bei putriden Processen in den der Injection
                              									zugänglichen Körperhöhlen leistet die nämliche Solution günstige Dienste. Daß das
                              									Thymol in der That ein fäulnißwidriges Mittel ist, geht aus Injectionsversuchen
                              									hervor, welche Paquet mit einer Mischung von 4 Grm.
                              									Thymol, 2 Grm. Anilin, 4 Grm. Tannin und 100 Grm. Glycerin behufs der Conservation
                              									von Eingeweiden und Gliedmaßen anstellte und wodurch es ihm gelang, dieselben im
                              									normalen Volumen und normaler Färbung Monate hindurch zu erhalten, ohne daß sie
                              									Spuren von Verwesung zeigten. Zur Anwendung des Mittels in letzterer Richtung ist,
                              									wie Paquet selbst hervorhebt, der theure Preis desselben,
                              									obschon das Thymol bekanntlich noch, außer im Thymianöl, in anderen Oelen, z.B. dem
                              									Monardaöl vorkommt, hinderlich, während dieser für die verdünnten Lösungen kaum in Betracht kommt, so daß, wenn sich Paquet's Angaben über die antiseptischen Eigenschaften
                              									des Thymols bestätigen, der Gebrauch desselben, indem es die Inconvenienzen der
                              									Carbolsäurebehandlung in Hinsicht des namentlich der unreinen Phenylsäure
                              									zukommenden Uebelgeruches beseitigt, in der Praxis wohl Verbreitung finden wird.
                              									(Aus dem Bulletin générale de
                                 										Thérapeutique, durch Neues Jahrbuch der Pharmacie, Bd. XXXII S.
                              									44.)