| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 449 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Getreidemühle von J. Norman in
                              									Glasgow.
                           Die jüngst von Norman patentirte Mühle ist zunächst nur
                              									für kleine, für Handbetrieb eingerichtete Mühlen oder in der Landwirthschaft zum
                              									Schroten der Futterkörner bestimmt, soll aber auch in größerem Maaßstab ausgeführt,
                              									rotirenden Steinen Concurrenz bieten.
                           Die Mühle besteht aus zwei geneigt angeordneten, mit Furchen versehenen
                              									Metallplatten; die untere ist fest am Gestelle, die obere dagegen wird in einem
                              									gewissen verstellbaren Abstand von einer rotirenden Welle aus mittelst Excenter oder
                              									Kurbel rasch hin und her bewegt.
                           Das Mahlgut wird durch einen Rumpf zwischen die Platten geführt, daselbst verkleinert
                              									und gelangt beim Austritt zwischen zwei bewegte Walzen, welche die Wirkung der
                              									Mahlplatten ergänzen. (Mechanics' Magazine, August 1869,
                              									S. 29.)
                           
                        
                           Der Montcénis-Tunnel.
                           Aus Florenz, 24. November meldet ein Telegramm: Gestern
                              									hat an dem Tunnelbau des Montcénis auf italienischer Seite die letzte
                              									Sprengung stattgefunden. Der italienische Theil, 740 Meter lang, ist fertig.
                           
                        
                           Russische Riesen-Kanone.
                           Nach Mittheilung des zu Berlin erscheinenden Militär Wochenblattes vom 17. November
                              									1869 ist am Schlusse des Monats August der Chef der Artillerie in Kronstadt, General Pestisch, nach der Perm'schen
                              									Eisengießerei abgereist, um dem Probeschießen mit einer daselbst nach Rodman'scher Manier, mit Abkühlung von innen nach außen
                              									hin gegossenen, glattgebohrten Monstre-Kanone von 20 Zoll Kaliberdurchmesser
                              									beizuwohnen. Das Projectil dieser gigantischen Kanone wiegt 27 1/2 Pud oder 1100
                              									Pfd., die Pulverladung derselben wird 140 Pfd. betragen und gleichzeitig bei dieser
                              									Schießprobe auch die nach General-Major Pestisch's
                              									eigener Angabe construirte Laffette dieses Geschützes zum Versuch kommen. Diese
                              									Kanone ist zur Armirung eines mit Thürmen versehenen Monitors bestimmt, dessen
                              									Constructions-Zeichnungen der Contre-Admiral Popoff entworfen hat.
                           
                        
                           Nomenclatur des Stahles; von Bergrath Dr. Wedding in Berlin.
                           Je wichtiger der Stahl für die Industrie wird, je mehr die Stahldarstellung an
                              									Ausdehnung gewinnt und je mehr Stahlerzeugungsarten erfunden und angewendet werden,
                              									um so mehr Namen tauchen für die verschiedenen Stahlsorten auf, Namen, welche meist
                              									nichts mit der Qualität des Stahles, nichts mit der Erzeugungsart zu thun haben,
                              									sondern gewöhnlich nur den verewigen sollen, der sich für den Erfinder hält. Man
                              									könnte diese Eitelkeit wohl verzeihlich finden, wenn nicht die Folge davon eine
                              									unendliche Verwirrung wäre, durchdringbar nur für den, welcher beständig den
                              									Fortschritten und Neuerungen dieses Industriezweiges folgt, und wenn nicht durch
                              									diese Verwirrung dem absichtlichen und unabsichtlichen Betruge Thür und Thor
                              									geöffnet würde.
                           Es dürfte daher eine allgemein angenommene Nomenclatur, welcher sich auch weitere
                              									Aenderungen, Verbesserungen u.s.w. leicht einordnen lassen, nicht nur ein bloßes
                              									theoretisches Interesse haben, sondern auch von Wichtigkeit für Handel und Wandel
                              									seyn können. Möge der nachfolgende Entwurf eine Anregung geben, auf Grund deren
                              									vielleicht noch bessere Vorschläge hervortreten!
                           Man unterscheidet die beiden Hauptgruppen;
                           I. Rohstahl und II. Feinstahl.
                           I. Unter Rohstahl versteht man jeden Stahl in dem
                              									Zustande, in welchem er aus der Stahlerzeugungsmethode hervorgeht. Nach den
                              									Stahlerzeugungsmethoden aber unterscheidet man 1) Rennstahl, 2) Frischstahl. 3) Flußstahl. 4) Erzstahl, 5) Kohlungsstahl.
                           1) Der Rennstahl ist gewonnen durch directe Reduction der
                              									Erze. d.h. durch Rennarbeit. Wird die Reduction im Herde
                              									ausgeführt (catalonischer Stahl), so erhält man Herdrennstahl; geschieht sie im Schachtofen (z. Th. beim
                              									Wootz-Stahl), so erhält man Schachtofenrennstahl
                              									oder Ofenrennstahl; geschieht sie in geschlossenen
                              									Gefäßen (z.B. nach Clay's, Renton's, Chenot's und Anderer
                              									Methoden), so erhält man Retortenrennstahl.
                           2) Der Frischstahl entsteht durch die Entkohlung flüssigen
                              									Roheisens. Ist der Frischstahl im Herde bei Holzkohlen dargestellt, so erhält man
                              										Herdfrischstahl; geschieht die Darstellung in
                              									Flammöfen durch Puddeln, so ist das Product Flammofenfrischstahl oder Puddelstahl; durch
                              									den Bessemerproceß endlich erhält man (z.B. vielfach in Schweden) Bessemerfrischstahl.Das von Tunner eingeführte Wort Bessemern ist, obgleich falsch gebildet in Folge
                                    											der zufällig mit anderen Zeitwörtern übereinstimmenden Endigung, so sehr terminus technicus geworden, daß der Versuch
                                    											einer Aenderung erfolglos, aber auch unnöthig seyn würde.
                              								
                           Wird bei einem der Frischprocesse statt des Sauerstoffes der Luft der Sauerstoff
                              									eines anderen Körpers zur directen oder indirecten Oxydation des Kohlenstoffes im
                              									Roheisen verwerthet, so läßt sich der Name dieses Körpers leicht der Benennung des
                              									Stahles vorfügen, z.B. Salpeterpuddelstahl.
                           3) Der Stahl, welcher durch Zusammenschmelzen von Roheisen und Schmiedeeisen erzeugt
                              									wird, möge den allgemeinen Namen Flußstahl erhalten, ein
                              									Name, der an das Roheisen (Floß) erinnernd, die Flüssigkeit des Productes bezeichnet
                              									und geeignet erscheint, den für diese Sorten Rohstahl oft fälschlich gewählten Namen
                              									Gußstahl zu verdrängen. Ist die Operation im Tiegel vorgenommen (Réaumur's
                              									Methode), so entsteht
                              										Tiegelflußstahl, geschieht sie im Flammofen (Martin-Siemens' Methode), Flammofenflußstahl, in der Bessemerbirne, Bessemerflußstahl oder kurz Bessemerstahl. Zu
                              									der letzten Sorte gehören die meisten im Handel als Bessemerstahl bezeichneten
                              									Sorten, während Bessemerfrischstahl seltener vorkommt; denn gewöhnlich erzeugt man
                              									zuerst Bessemereisen und führt dieses durch Zusatz von Roheisen in den
                              									Bessemerflußstahl zurück.
                           4) Erfolgt die Oxydation des Kohlenstoffes im Roheisen durch Zusammenschmelzen des
                              									letzteren mit Eisenerz, so wird Erzstahl erzeugt.
                              									Geschieht dieß im Tiegel (z.B. nach Uchatius' Methode),
                              									so erhält man Tiegelerzstahl; durch den Flammofen (Siemens' Methode) gewinnt man Flammofenerzstahl; wird die Operation in Gruben ausgeführt (Ellershausen's Methode), so ist das Product Grubenerzstahl. Man sieht, daß diese Methoden sich
                              									einerseits eng an die Rennarbeiten, anderseits an die Frischarbeiten anschließen,
                              									und daß die genaue Benennung des erzeugten Stahles in dieser Gruppe daher zuweilen
                              									Schwierigkeiten machen wird, doch solche Mittelglieder und Uebergänge finden sich ja
                              									überall und dürfte kein Grund seyn, die gemachte Abgrenzung ganz zu verwerfen.
                           5) Schließlich bleibt noch die Stahldarstellung durch Kohlung des Schmiedeeisens
                              									übrig, welche Kohlungsstahl liefert. Geschieht die
                              									Kohlung in der Glühhitze durch Cementation, so erhält man Cementstahl, geschieht sie durch Schmelzung des Schmiedeeisens mit Kohle
                              									oder kohligen Substanzen (natürlich Roheisen nicht eingeschlossen), so erhält man
                              										Kohlenstahl (z. Th. Damaststahl, Bréant's, Luynes' Stahl u.s.w.).
                           II. Wird irgend eine dieser Rohstahlarten durch Schweiß- oder Umschmelzarbeit
                              									verbessert (raffinirt), so liefert dieß Feinstahl.
                           1) Aus der Schweißarbeit (dem Gerben) geht der Gerbstahl
                              									hervor.
                           2) Aus der Umschmelzarbeit geht der Gußstahl hervor.
                              									Geschieht das Umschmelzen in Tiegeln, so erhält man Tiegelgußstahl, geschieht es im Flammofen, so ist das Product Flammofengußstahl. Will man die Art des Rohstahles näher
                              									bezeichnen, aus welcher der Feinstahl erzeugt ist, so läßt sich dieß durch
                              									Combinationen, wie Puddelgerbstahl, Bessemergußstahl
                              									u.s.w. leicht erreichen. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1869, Nr.
                              									44.)
                           
                        
                           Ueber ein künstlich dargestelltes krystallisirtes
                              									Silberamalgam; von Ernest Dumas.
                           Beiläufig 10 Kilogr. von silberhaltigem Quecksilber, welches in der Münze zu Bordeaux
                              									in einer eisernen Flasche aufbewahrt winde, und aller Wahrscheinlichkeit nach um das
                              									Jahr 1832 zum Verquicken oder Entsilbern des vom Umschmelzen der Sechsfrankenthaler
                              									herrührenden Gekrätzes gedient hatte, wurden durch Gemsenleder filtrirt. Dieses
                              									Quecksilber hinterließ einen Rückstand von Krystallen, von denen die schönsten
                              									ausgesucht wurden. Dieselben gleichen dem krystallisirten natürlichen Silberamalgam;
                              									sie enthalten:
                           
                              
                                 Silber
                                 27,4
                                 
                              
                                 Quecksilber          
                                 72,6
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           Außerdem enthalten sie Spuren von Gold.
                           Klaproth fand in dem natürlichen Silberamalgam:
                           
                              
                                 Silber
                                 36
                                 
                              
                                 Quecksilber          
                                 64
                                 
                              
                                 
                                 ––––
                                 
                              
                                 
                                 100
                                 
                              
                           eine Zusammensetzung die fast genau der Formel AgHg² entspricht, welche erfordert:
                           
                              
                                 Silber
                                 34,68
                                 
                              
                                 Quecksilber          
                                 65,32
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           Die der Zusammensetzung des von mir analysirten Productes entsprechende Formel würde
                              									= AgHg³ seyn, welche erfordert:
                           
                           
                              
                                 Silber
                                 26,5
                                 
                              
                                 Quecksilber          
                                 73,5
                                 
                              
                                 
                                 –––––
                                 
                              
                                 
                                 100,0
                                 
                              
                           (Comptes rendus, t. LXIX p. 760; October 1869.)
                           
                        
                           Leichte Darstellung von chlorsaurem Baryt; von Moritz Brandau.
                           Bekanntlich ist es mit Schwierigkeiten verbunden, andere chlorsaure Salze als das des
                              									Kali's direct rein darzustellen; ebenso ist aber bisher keine leicht ausführbare
                              									Methode zur Darstellung derselben aus letzterem bekannt, da die einzige verwendbare
                              									durch Abscheidung des Kali's als Kieselfluorkalium sehr umständlich ist. Ich habe
                              									nun einen sehr leicht ausführbaren Weg gefunden in der Abscheidung des Kali's als
                              									Kalialaun. Man verfährt dabei in folgender Weise.
                           Schwefelsaure Thonerde (das käufliche krystallisirte, 18 Aeq. Wasser enthaltende
                              									Salz), Schwefelsäure und chlorsaures Kali werden im Verhältniß von 1 : 1 : 2
                              										Mol.49 Gewichtstheile Schwefelsäure, 333 Theile schwefelsaure Thonerde und 122
                                    											1/2 Th. chlorsaures Kali. mit so viel Wasser, daß das Gemenge einen dünnen Brei bildet, etwa 1/2
                              									Stunde lang auf dem Wasserbade unter häufigem Umrühren erwärmt. Das Product ist eine
                              									Lösung von Chlorsäurehydrat mit Alaun, überschüssiger schwefelsaurer Thonerde und
                              									überschüssiger Schwefelsäure, aus der, besonders nach dem Erkalten, reichlich
                              									Alaunkrystalle ausgeschieden sind. Man mischt die völlig
                                 										erkaltete Masse mit ihrem mehrfachen Volumen Alkohol, filtrirt und wäscht
                              									die rückständige Krystallmasse mit Alkohol von 50 Procent aus. Die alkoholischen
                              									Filtrate werden darauf mit Barythydrat neutralisirt, wodurch chlorsaurer Baryt,
                              									schwefelsaurer Baryt und etwas Thonerdehydrat entstehen. Man verdampft auf dem
                              									Wasserbade den größten Theil des Alkohols, filtrirt die wässerige Lösung des
                              									chlorsauren Baryts und wäscht den rückständigen Niederschlag mit Wasser. Die
                              									filtrirten Lösungen enthalten nun reinen chlorsauren Baryt, welcher durch Verdampfen
                              									derselben leicht krystallisirt oder durch Ausfällen des Baryts mit Schwefelsäure zur
                              									Darstellung von Chlorsäure selbst benutzt werden kann.
                           Bedingung für das leichte Gelingen des Versuches ist, daß schwefelsaure Thonerde und
                              									Schwefelsäure in kleinen, Ueberschusse angewendet werden, da sonst dem Barytsalze
                              									chlorsaures Kali beigemengt bleibt, und daß vor Zusatz von Alkohol die Mischung
                              									erkaltet ist, damit die Chlorsäure nicht auf denselben einwirken kann, was außerdem
                              									durch die Anwesenheit der größeren Menge Wasser verhindert ist. (Annalen der Chemie
                              									und Pharmacie, Bd. CLI S. 361.)
                           
                        
                           Reaction auf Aetznatron; von C. Müller
                              									jun. in Straßburg.
                           Indem ich einer Lösung von gewöhnlicher Soda (kohlensaurem Natron) eine sehr
                              									verdünnte Lösung von übermangansaurem Kali (1/10,000) beifügte, färbte sich dieselbe
                              									augenblicklich grün. Mit reinem kohlensauren Natron
                              									bleibt die Lösung roth. Mit den anderen Natronsalzen verhält es sich ebenso. Ich
                              									fand, daß dieser Farbenwechsel durch das Aetznatron, das sich in geringer Quantität
                              									in der käuflichen Soda fand, hervorgerufen wurde. Folglich bittet sich hier ein
                              									leichtes Verfahren dar, Aetznatron im kohlensauren Natron zu erkennen. Ich habe mich
                              									überzeugt, daß diese Grünfärbung nicht durch unterschwefligsaures Natron bewirkt
                              									wird, denn dasselbe entfärbt die Lösung des übermangansauren Salzes mit Bildung
                              									eines braunen Niederschlages. Die Grünfärbung ist bei einem Gehalt von 1/500
                              									Aetznatron noch sehr deutlich.
                           Die Kalisalze der nämlichen Prüfung unterwerfend, fand ich, daß Aetzkali mit
                              									übermangansaurem Kali ebenfalls eine grüne Färbung hervorbringt, nur ist die
                              									Reaction nicht so empfindlich wie bei den Natronsalzen. Keines der gewöhnlichen
                              									Salze der Alkalien und alkalischen Erden bringt die grüne Färbung hervor, sie
                              									bleiben alle roth im
                              									Augenblick der Prüfung, mit Ausnahme von Chlorcalcium und salpetersaurem Kalk,
                              									welche augenblickliche Entfärbung und hierauf eine Gelbfärbung bewirken. Die Hydrate
                              									der Erdalkalien geben kaum bemerkbare Farbenwechsel, mit Ausnahme von
                              									Strontiumoxydhydrat, welches die Lösung stark blau färbt, jedoch bald verbleicht.
                              									Reiner Salmiakgeist bewirkt keinen Farbenwechsel; dagegen gibt der aus den
                              									Gasfabriken kommende, welcher empyreumatische Stoffe enthält, eine Entfärbung des
                              									übermangansauren Salzes, was vorauszusehen war. Ich lenke daher die Aufmerksamkeit
                              									auf folgende drei Punkte: 1) Eine Lösung von 1/10,000 übermangansaurem Kali macht es
                              									möglich, in irgend einem Natronsalze 1/500 Aetznatron zu erkennen. 2) Die gleiche
                              									Lösung kann dazu dienen, brenzliche Stoffe in käuflichem Salmiakgeist nachzuweisen.
                              									3) Kann dieselbe einigermaßen dazu dienen, Aetznatron von Aetzkali zu unterscheiden.
                              									(Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. XXXII S. 92.)
                           
                        
                           Natronhaltige glasige Phosphorsäure.
                           In neuerer Zeit kommt unter dem Namen Acidum phosphoricum
                                 										glaciale ein Präparat in schönen, runden, klaren Stängelchen vor, welches
                              									nach E. Brescius kaum bemerkbare Spuren von alkalischen
                              									Erden oder Erden, dagegen 15 Proc. Natron enthält, was etwa 50 Proc. NaO, PO⁵
                              									entspricht. Diese glasige Säure ist mithin ein Gemisch von gleichen Theilen
                              									metaphosphorsaurem Natron (NaO, PO⁵) und Metaphosphorsäure (PO⁵, HO).
                              									(Zeitschrift für analytische Chemie, Bd. VI S. 187.)
                           
                        
                           Ueber die explosiven Eigenschaften des
                              									Chlorstickstoffes.
                           Nimmt man an, daß bei der Explosion des Chlorstickstoffes die entwickelten Gase,
                              									Chlor und Stickstoff, dasselbe Volum einzunehmen gezwungen sind, welches der
                              									Chlorstickstoff selbst einnahm, so würden sie nach H. Samte Claire Deville und Hautfeuille einen
                              									Druck von 5361 Atmosphären ausüben und eine Temperatur von 2118° C. annehmen.
                              									Der Effect der Explosion würde einer Arbeit = 135280 Kilogramm-Metern
                              									entsprechen. Erfolgt die Explosion an der Luft, so daß die entwickelten Gase nur
                              									einen Luftdruck von 760 Millimet. zu überwinden haben. so soll die Temperatur der
                              									Gase circa 1698° C. betragen. Diese Zahlen sind
                              									unter der Voraussetzung berechnet, daß bei der Zersetzung des Chlorstickstoffes
                              									38478 Wärmeeinheiten entwickelt werden. (Comptes rendus,
                                 										t. LXIX p. 152.)
                           
                        
                           Ueberführung der Phenylsäure in Anilin; von Fr. Perron.
                           Die Phenylsäure kann mit Ammoniak zusammen direct Anilin bilden,Textabbildung Bd. 194, S. 452Siehe das Nähere in M. Reimann, Technologie des
                                    											Anilins, Berlin 1866, und desselben On Aniline and
                                       												its derivatives, London 1868. aber man muß, um diese Umbildung zu erreichen, die Mischung beider Körper
                              									lange unter Druck erhitzen. Wenn man indessen vor der Mischung die Phenylsäure in
                              									Alkohol löst, so bildet sich beim Mischen fast augenblicklich Anilin und die
                              									gewöhnlichen Reagentien auf diesen Körper haben mir mit der erhaltenen Flüssigkeit
                              									Farben-Erscheinungen gegeben, welche der Existenz von Anilin in der
                              									Flüssigkeit zugeschrieben werden müssen.
                           Eine concentrirte Auflösung von Chlorkalk erzeugt eine sehr hübsche, in Alkohol
                              									lösliche grüne Färbung, die von Wasser zerstört wird.
                           Man sieht daraus, daß Phenylsäure und Ammoniak bei Gegenwart von Alkohol Anilin
                              									bilden. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 21.)
                           
                        
                           
                           Herstellung und Anwendung von Chloranilin und Chlorotoluidin;
                              									von Poulain.
                           Durch Einleiten von Chlor in Benzol bei Gegenwart von etwas Jod erzeugt Poulain Monochlorobenzol (C¹²H⁵Cl).
                              									Das Product wird rectificirt und mit Salpetersäure
                              									behandelt.
                           
                              
                                 Dabei entsteht Nitrochlorobenzol
                                 
                                    
                                    
                                 H³C¹² Cl HNO⁴
                                 
                                    
                                    
                                 
                              
                           welches bei Gegenwart einer Säure durch Eisen oder Zink
                              									oxydirt wird und dann ein Salz des Chloranilins
                              										gibt.C¹²H⁴ClNO⁴ + 6 H =
                                    												C¹²H⁶ClN + 4 HO. Zur Herstellung der freien Basis behandelt man das Salz mit freiem
                              									Alkali.
                           Wendet man statt Benzol Toluol an und verfährt ebenso, so
                              									bekommt man Chlorotoluidin.
                           Um aus diesen Präparaten eine rothe Farbe zu bekommen,
                              									braucht man nur eine Mischung von 1 Theil Chloranilin und
                              									2 Theilen Chlorotoluidin bei passender Temperatur mit
                              									etwas Anilin oder Toluidin zu
                              									erhitzen. Man gewinnt dabei chlorwasserstoffsaures
                                 										Rosanilin.
                           Um Violett zu erhalten, braucht man folgendes
                              									Verhältniß:
                           
                              
                                 1 Chlorotoluidin2 Chloranilin
                                 
                                    
                                    
                                 oder auch Bromanilin undBromtoluidin, Jodanilin oder
                                    											Jodotoluidin.
                                 
                              
                           Zersetzt man Chloranilin, Bromanilin oder Jodanilin für sich, so erhält man reines
                              										Blau.
                           Zersetzt man Chlor-, Brom- oder Jodanilin für sich, so erhält man eine
                              										gelbe Farbe. – Französisches Patent. (A. a.
                              									O.)
                           
                        
                           Mischung zum Verdicken und Fixiren von Anilinfarben; von
                              									Joseph Clayton.
                           Man kocht 4 Pfd. Leim mit 2 1/2 Gallons (à 4 1/2
                              									Liter) Wasser, bis er aufgelöst ist, indem man nach Bedarf umrührt. Nachdem die
                              									Lösung bis auf 2 Gallons eingekocht ist, fügt man 2 Gallons Terpenthin hinzu, und
                              									kocht wieder. Man läßt die Mischung dann bis 43° C. abkühlen, fügt ihr darauf
                              									4 Gallons Blutalbumin-Lösung, welche per Gallon
                              									etwa 3 Pfund Albumin enthält, hinzu, und rührt gut um. Für den Gebrauch vermischt
                              									man diese Composition mit dem gleichen Volum einer Albumin-Lösung, welche per Gallon 1 1/2 Pfd. Albumin enthält, und mit der
                              									Anilin- oder sonstigen Farbe. Diese Mischung ist nicht nur wohlfeil, sondern
                              									erhöht auch den Glanz der Farben. – Patentirt in England. (Mechanics' Magazine, October 1869, S. 261;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1869 S. 1464.)
                           
                        
                           Russischgrün auf Filzhüten.
                           Auf 10 Pfund Filzhüte siedet man dieselben in einem Bade an, welches in der gehörigen
                              									Menge Wasser
                           1/4 Pfund rothes chromsaures Kali,
                           1      
                              									„     Alaun,
                           3 Loth Zinnsalz und
                           2   „     Schwefelsäure, sowie
                           6   „     Kochsalz
                              								
                           enthält. Man läßt unter fleißigem Wenden eine und eine halbe
                              									Stunde lang sieden, alsdann die Hüte in der Flotte kalt werden und über Nacht darin
                              									liegen.
                           Am anderen Morgen kocht man
                           2 Pfund Gelbholz
                              								
                           
                           in einem frischen Kessel Wasser ab und thut je nach der
                              									gewünschten Nüance mehr oder weniger von einer Mischung aus gleichen Theilen Indigocarmin und schwefelsaurer
                                 										Indigo-Solution hinzu. Man kann auch einfach 8 Loth Indigocarmin in
                              									dem Kessel aufkochen lassen. – Man bringt die Hüte in diese Flotte und läßt
                              									sie in derselben etwa 3/4 Stunden kochen. Nun nimmt man die Hüte heraus, schreckt
                              									den Kessel mit Wasser ad und fügt die Abkochung von
                           1/2 Pfund Blauholz
                              								
                           hinzu, bringt hinein, erhitzt zum Kochen und läßt die Hüte so
                              									lange darin, bis das Grün dunkel genug ist. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869,
                              									Nr. 21.)
                           
                        
                           Mittel zur Beschwerung baumwollener Garne.
                           Im polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 324
                              									(zweites Augustheft 1869) wurde ein Verfahren zur Herstellung eines ächten Grau's
                              									aus Schwefelquecksilber mitgetheilt. Da dieser Körper
                              									sehr schwer ist, so eignet er sich besonders zur Beschwerung
                                 										von Baumwollengarnen. Man färbt die Waare möglichst dunkel mit der schweren
                              									Quecksilberverbindung und färbt dann schwarz, als ob man gewöhnliches Garn vor sich
                              									hätte.
                           Stellt sich das Quecksilbersalz zu hoch, so kann man denselben Proceß mit Bleisalzen
                              									ausführen. Man gießt Regenwasser auf krystallisirten Bleizucker, fügt Bleiglätte
                              									hinzu und läßt unter Umrühren mehrere Tage lang stehen. Die klare Flüssigkeit gießt
                              									man dann ab. Andererseits löst man Schwefelleber in kaltem Wasser. Man legt das Garn
                              									in die klar abgezogene Auflösung des Bleizuckers mehrere Stunden lang ein, windet es
                              									sehr gut ab und bringt es dann in die Schwefelleber. Darin wird es umgezogen, sehr
                              									gut abgerungen und dann gespült, worauf man die Operation wiederholt. – Den
                              									schwarzen Niederschlag, welcher sich nach einiger Zeit in dem Gefäß mit
                              									Schwefelleberlösung ansammelt, bewahrt man auf, um ihn durch Kochen mit etwas
                              									Königswasser – bei Quecksilber – oder starker Salpetersäure wieder
                              									aufzulösen.
                           Für helle Farben wendet man Zinnoxyd zur Beschwerung an. Man löst Pinksalz in möglichst wenig kaltem
                              									Wasser, läßt die Baumwolle darin und führt sie gut abgewunden in
                              									Ammoniakflüssigkeit, windet ab, spült und wiederholt die Procedur, bis die
                              									Beschwerung eine hinreichende ist.
                           Für dunkelblaue Garne macht man sich eine Chamäleonlösung,
                              									die man schwach ansäuert. Man nimmt hier die Baumwolle so lange durch, bis sie mehr
                              									oder minder braun und damit schwerer geworden ist. Dann färbt man in der Küpe und
                              									verfährt weiter wie bekannt.
                           Die Beschwerung mit Chamäleon eignet sich auch für dunkelbraune und schwarze Garne, ja für gewisse
                              									Braun hat man nur nöthig zu beschweren, die Farbe ergibt sich dabei von selbst.
                              									(Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 20.)
                           
                        
                           Schweinekoth als Walkmittel.
                           Für difficile Farben wendet man in neuerer Zeit beim Walken Schweinekoth an, den man
                              									einfach mit Wasser anrührt. Die auf diese Weise erlangten Resultate sollen ganz
                              									außerordentliche seyn, und viele Walker betrachten diese Anwendung als ein
                              									besonderes Geheimniß. (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 21.)
                           
                        
                           Ueber das Verkleben des Pergamentpapieres.
                           Das Verkleben des Pergamentpapieres bietet bekanntlich nicht geringe Schwierigkeiten.
                              									Auf der glatten und steifen Fläche haftet das Klebmittel (Leim, Gummi, Kleister) nur
                              									mangelhaft und verbindet deßhalb das Papier mit anderen, namentlich ebenfalls
                              									glatten Stoffen, wie geleimtes Papier, Pappe, Holz etc. ganz ungenügend; fast gar
                              									keine Haftbarkeit besitzt das mit sich selbst verbundene Pergamentpapier. In der
                              									Buchbinderei, für Cartonnage-Arbeiten konnte dasselbe deßhalb lange keinen
                              									rechten Eingang finden. Bereits im Jahre 1865 machte jedoch Brandegger in Ellwangen ein von dem Orgelbauer Ebermayer aufgefundenes einfaches Verfahren (im polytechn. Journal Bd. CLXXV S. 86)
                              									bekannt, das Pergamentpapier zur Aufnahme des Klebmittels zu stimmen. Die Oberfläche
                              									desselben wird vorher mit Alkohol oder starkem Branntwein erweicht und dann noch
                              									feucht auf den mit dem Klebmittel bestrichenen Gegenstand angedrückt. Soll das
                              									Pergamentpapier mit sich selbst verbunden werden, so behandelt man beide sich
                              									berührenden Flächen in dieser Weise. Das so Zusammengeklebte soll eher reißen, als
                              									sich an der Verbindungsstelle trennen lassen.
                           Ein anderes, dem Praktiker ohne Zweifel noch handlicheres und auch schneller
                              									förderndes Mittel wurde uns dieser Tage von Hrn. L. Stoll, amerikanischem Consul in Mannheim, mitgetheilt. Dasselbe eignet sich
                              									namentlich zur Verbindung von Pergamentpapier mit Pergamentpapier. Man legt nämlich
                              									einfach einen Streifen ungeleimten gewöhnlichen Papieres
                              									zwischen die zu verbindenden Flächen. Das Pergamentpapier haftet dann nicht an
                              									seiner eigenen Fläche, sondern je beiderseitig an der Zwischenlage. Proben, welche
                              									uns vorgelegt wurden, wie Mustersäckchen für Waarenproben, Briefcouverten ließen in
                              									der That hinsichtlich Festigkeit der verbundenen Theile nichts zu wünschen übrig.
                              									Trennen läßt sich allerdings die Verbindung; es reißt aber nur die Zwischenlage in
                              									sich selbst ab, nicht von der Pergamentfläche; die Verbindung entspricht also
                              									hinsichtlich ihrer Stärke der des gewöhnlichen Papieres. – Für
                              									Wasser-, resp. Eissäcke zur Bereitung kalter Aufschläge bei Kranken läßt sich
                              									die genannte Verbindung jedoch nicht anwenden, weil der Klebstoff durch das Wasser
                              									langsam gelöst wird und der Sack auseinanderfällt. Hier kann bloß die natürliche
                              									klebrige Beschaffenheit, welche das Pergamentpapier selbst in der sehr kurzen Zeit
                              									seiner Bildung aus dem gewöhnlichen Papier besitzt, zur Herstellung einer durchaus
                              									soliden, durch Wasser wie durch mechanischen Zug ganz untrennbaren Verbindung
                              									benutzt werden.
                           Bei einem kleinen vergleichenden Versuche, den wir selbst anstellten, ergab sich, daß
                              									Gummi, als Klebstoff angewendet, unter keinen Umständen das Pergamentpapier fest
                              									bindet, weder bei Benetzen des letzteren mit Weingeist, noch bei Anwendung einer
                              									Zwischenlage von ungeleimtem Papier. Kleister und Leim erhöhen hingegen ihre
                              									Bindekraft in beiden Fällen beträchtlich und bei Papierzwischenlage etwa in gleicher
                              									Weise. Die mit Weingeist benetzten Flächen bindet jedoch Leim in stärkerem Grade
                              									(auf den Leim allein bezog sich auch die frühere Mittheilung von Brandegger). Bei Anfertigung von Papparbeiten wird man
                              									also am besten so verfahren, daß man, mit Ausschluß des Gummi, in der Regel den
                              									Kleister als Bindemittel des Pergamentpapieres mit sich wie mit anderen Stoffen
                              									unter Anwendung einer Zwischenlage von ungeleimtem Papier benutzt, für ganz
                              									besonders starke Verbindungen hingegen den Leim unter Benetzung der Flächen mit
                              									Weingeist. (Badische Gewerbezeitung, Juli 1869, Nr. 7.)
                           
                        
                           Ueber die Darstellung von Oelpergament aus verschiedenen
                              									Stoffen und von verschiedenen Farben; von Dr. T. C. Hofmann.
                           Nicht allein den thierischen Häuten kann man einen Oelanstrich geben, wodurch man sie
                              									zum leicht wieder auslöschbaren Beschreiben tauglich macht, sondern diese
                              									Zubereitung läßt sich auch mit Leinwand, dünnem Tuche und starkem Papier vornehmen,
                              									welches letztere hierzu besonders vortheilhaft zu verwenden ist. Die Methode, wie
                              									das Oelpergament am zweckmäßigsten bereitet wird, ist folgende:
                           Man spannt die Leinwand oder das Papier, welches zum Oelpergament verwendet werden
                              									soll, in einem dazu eingerichteten Rahmen, aber nicht mittelst durchgezogenen Fäden,
                              									sondern mit genau schließenden Preßhölzern, welche man fest zusammenschraubt und
                              									dann anzieht. Dann bestreicht man diese ausgespannte Fläche mit einer Mischung aus
                              									Bleiweiß, Gyps, Kalk und Leim, welche folgendermaßen zubereitet wird:
                           1 Theil feingeriebenes Bleiweiß, 2/3 Theile gut gebrannter und gemahlener und
                              									gebeutelter Gyps, 1/4 Theil gelöschter und zerriebener Kalk werden innig gemischt
                              									und mit Wasser so lange gerieben, bis ein gleichförmiger, keine Körnchen mehr
                              									zeigender Teig sich gebildet hat.
                           Alsdann werden 2/3 Theile vom besten Pergamentleim in Wasser gekocht und in diese
                              									Lösung der Teig von den vorhergenannten Ingredienzien sorgfältig verrührt. Durch
                              									allmähliches Zugießen von Wasser gibt man der Masse eine solches Consistenz, daß sie
                              									sich leicht mit der Bürste auftragen läßt. Mit dieser Grundirfarbe wird das ausgespannte Papier
                              									angestrichen und zwar so sorgfältig, daß der Anstrich stets glatt und eben
                              									erscheint. Nach jedesmaligem Trocknen wird der Anstrich 3–4mal wiederholt und
                              									die letzte Lage, wenn trotten, mit Bimsstein leicht abgeschlissen.
                           Auf diesen Grund wird nun der Oelanstrich, welcher weiß oder verschiedenfarbig seyn
                              									kann, aufgetragen. Man vermischt zu diesem Zwecke 1 Theil bestes Leinöl mit 1/3
                              									gutem gebleichtem Glättefirniß und überstreicht mit dieser Mischung ebenfalls nach
                              									jedesmaligem Trocknen den Grund 3–4mal. Dieser Ueberzug verbindet sich mit
                              									dem Leimgrund zu einer festen Masse, welche dem Wasser widersteht und welche sich
                              									nicht abreiben läßt.
                           Zur Bereitung des farbigen Oelpergaments wird dem Leinölanstrich für Gelb, Ocker, für
                              									Roth, Zinnober, für Blau. Berlinerblau, für Schwarz, Frankfurterschwarz zugesetzt
                              									und alsdann so wie oben beschrieben verfahren.
                           Auf diese farbigen Pergamente kann man mit Bleistift oder mit anderen farbigen
                              									Stiften schreiben und zeichnen, und diese Zeichnungen unbeschadet wegwaschen und
                              									durch neue ersetzen. Das Gelingen der Herstellung des Oelpergaments hängt, wie ich
                              									schließlich noch bemerken muß, ganz besonders davon ad, daß man niemals einen
                              									Anstrich macht, ehe der vorhergehende völlig trocken ist.
                              									(Gewerbeblätter für Kurhessen.)
                           
                        
                           Neue Conservirungsflüssigkeit für Fleisch.
                           Zur Conservirung von Fleisch ließ sich J. v. Liebig
                              									folgende Flüssigkeit in England patentiren. In 10 Gallons (100 Pfd.) Wasser werden
                              									36 Pfund Kochsalz und 1/2 Pfund krystallisirtes phosphorsaures Natron gelöst; der
                              									Zusatz von phosphorsaurem Natron bezweckt das Kochsalz von Kalk und Magnesia zu
                              									reinigen. Bei Anwendung von Seesalz ist der Zusatz von phosphorsaurem Natron auf 1
                              									Pfund zu steigern. Diese Lösung läßt man stehen, bis sie klar geworden ist und zieht
                              									sie dann von dem weißen erdigen Niederschlage ab. Zu so erhaltenen 11 1/2 Pfund
                              									Salzwasser setzt man 6 Pfund Fleischextract, 1 1/2 Pfund Chlorkalium und 10 Unzen
                              									Natronsalpeter. (Deutsche Industriezeitung, 1869, Nr. 36.)
                           
                        
                           Ueber das Anwelken der Saatkartoffeln zur Beschleunigung ihres
                              									Wachsthums; von Prof. Nobbe.
                           Manche reichtragende Spätkartoffeln können in vielen Gegenden nicht zur völligen
                              									Reife gelangen, besonders in gebirgigen Gegenden, weil hier die klimatischen
                              									Verhältnisse eine kürzere Vegetationsperiode fordern. Diesem Uebelstande für die
                              									Landwirthschaft läßt sich nur durch Beschleunigen des Pflanzenwachsthums begegnen;
                              									und es ist klar, daß eine solche Beschleunigung sowohl durch Veränderung der äußeren
                              									Bodenverhältnisse, wie durch Einwirkung auf die verwendeten Samen möglich ist.
                           Nach den Versuchen des Professor Nobbe in Chemnitz, über
                              									welche das Aprilheft des landwirthschaftlichen Centralblattes einen Bericht bringt,
                              									bietet nun das Anwelken der Kartoffeln
                              									„durch die Concentrirung des Zellsaftes“ ein solches Mittel zur
                              									Beschleunigung des Wachsthums. Die im Jahre 1867 mit Spätkartoffeln angestellten
                              									fünf Versuchsreihen, unter denen eine Kartoffeln enthielt, die am 30. März bis 7.
                              									Mai auf trockenem Sande bei einer Temperatur von 30 bis 40° C. aufbewahrt
                              									waren, ergaben als Resultat, daß das Anwelken der Kartoffeln im Verhältniß zu den
                              									gleichzeitig frisch gelegten den Massenertrag um 30 Procent, die Knollenzahl um 22
                              									Procent und die Sprossenzahl um 12 Procent erhöht.
                           Das Anwelken der Saatkartoffeln unter Lichtzutritt würde nach diesen in der genannten
                              									Abhandlung ausführlich mitgetheilten Werthen als eine so einfache wie vortheilhafte
                              									Maßregel nicht allgemein genug zu empfehlen seyn. Es befördert die Geschwindigkeit
                              									und Energie der Keimung und sichert den so erzeugten Pflanzen einen Vorsprung,
                              									welcher den späteren Lebensphasen und dem Ernteergebniß zu statten kommt. Ferneren
                              									Untersuchungen bleibt vorbehalten, den förderlichsten Grad der Welke, dessen
                              									Ueberschreitung nachtheilig einwirken würde, zu bestimmen. (Böttger's polytechnisches Notizblatt.)