| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 194, Jahrgang 1869, Nr. , S. 517 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Apparat zur Verhütung von Dampfkessel-Explosionen; von
                              									Otto Zabel in Quedlinburg.
                           Nach der neueren Explosionstheorie werden in den meisten Fällen die Explosionen durch
                              									eine Ueberhitzung des Wassers hervorgerufen. Die Explosion entsteht darnach auf
                              									folgende Weise. Wenn sämmtliche Maschinen abgestellt sind und gar kein Dampfabzug
                              									aus dem Kessel stattfindet, außerdem die Luft im Wasser durch längeres Kochen
                              									vertrieben ist, so hört das Wasser plötzlich auf zu kochen; es entwickelt sich kein
                              									Dampf mehr, wobei die Spannung dieselbe bleibt; das Wasser selbst erhitzt sich
                              									fortwährend und nimmt schließlich eine Temperatur an, die einer bedeutend größeren
                              									Dampfspannung entspricht, als der Kessel im Stand ist auszuhalten. Wird jetzt eine
                              									geringe Erschütterung am Kessel durch einen Schlag oder Oeffnen der
                              									Sicherheitsventile, Anstellen der Maschine etc. erzeugt, so geräth das Wasser
                              									plötzlich wieder in's Kochen und entwickelt Dampf. Die im Wasser aufgespeicherte
                              									Wärme veranlaßt jedoch eine so plötzliche und bedeutende Dampfentwickelung, daß die
                              									Sicherheitsventile nicht im Stand sind die zu große Dampfmenge abzuleiten, und in
                              									Folge dessen explodirt der Kessel. Diese Ueberhitzung oder dieses Eintreten des
                              									sogenannten Ueberkochpunktes findet nur dann statt, wenn das Wasser ohne Bewegung
                              									ist.
                           Der nachstehend beschriebene Apparat soll nun die Explosion dadurch verhüten, daß das
                              									Kesselwasser stets in Bewegung bleibt, auch wenn kein Dampfabzug stattfindet. Vorn
                              									auf dem Dampfkessel steht ein verticales, circa 4' hohes
                              									und 1 1/4'' weites Rohr, das durch Hanfumhüllung gegen Abkühlung geschützt ist, am
                              									obern Ende einen Hahn trägt und bis circa 2'' unter den
                              									niedrigsten Wasserstand reicht. Um dieses senkrechte Rohr ist in circa 1' weiten Windungen ein Schlangenrohr geführt, das
                              									am oberen Ende des ersteren einmündet, unten aber durch ein Rohr verlängert ist,
                              									welches bis hinten in den Kessel, einige Zoll über den Boden desselben, führt. Wird
                              									der Kessel angefeuert, so steigt das Wasser in dem Rohrsystem hoch; man schließt den
                              									Hahn am oberen Ende des verticalen Rohres auf dem vorderen Kesselende erst wenn das
                              									Wasser zum Vorschein kommt. Die Wassersäule in der Schlange wird, da sie abgekühlt
                              									ist, schwerer seyn als die Wassersäule in dem gegen Abkühlung geschützten verticalen
                              									Rohre, und es wird in Folge dessen das Wasser aus der Schlange in den Kessel fallen,
                              									während das Wasser im
                              									verticalen Rohr hoch steigt. Das Kesselwasser wird demnach fortwährend in dem
                              									verticalen Rohre hoch steigen und durch die Schlange in den Kessel zurückkehren; auf
                              									diese Weise findet im Wasser eine starke Strömung vom hinteren nach dem vorderen
                              									Theile des Kessels statt. Diese Strömung wird noch dadurch vermehrt, daß das Wasser
                              									bei Eintritt in das verticale Rohr eine höhere Temperatur hat als bei dem tiefer
                              									gelegenen und von der Feuerung entfernten Austritt. Durch Ueberstülpen eines Mantels
                              									von Eisenblech als Schornstein wird man die Abkühlung in der Schlange beschleunigen,
                              									resp. die Strömung und Bewegung im Kessel vermehren können. Der Apparat hat noch den
                              									weiteren Vortheil. die Verdampfung des Wassers zu beschleunigen, indem eine bewegte
                              									heiße Flüssigkeit ihren Dampf leichter abgibt. Außerdem wird das kältere Wasser
                              									durch vermehrte Circulation stets nach dem wärmeren Theile geführt und die
                              									Wärmeaufnahme dadurch erleichtert werden.
                           Den Apparat (incl. des im Kessel befindlichen Rohres)
                              									liefere ich zum Preis von 25 Thlr. pro Stück.
                           
                        
                           Stählerne Locomotivfeuerkisten.
                           Der amerikanische Verein „Railway Master
                                    											Mechanics' Association“ hatte
                              									kürzlich ein Comité mit der Erörterung einiger die Locomotivkessel
                              									betreffenden Fragen beauftragt und der Bericht dieses Comité's liegt jetzt
                              									vor. Von allgemeinerem Interesse ist die in demselben enthaltene Besprechung der
                              									Verwendung von Stahlplatten für die Feuerkisten, welche günstig lautet. Früher
                              									wurden die Locomotivfeuerkisten in Amerika fast ausschließlich aus Schmiedeeisen
                              									hergestellt und dieses Material bewährte sich auch sehr gut, so lange Holz allgemein
                              									als Feuerungsmaterial verwendet wurde. Anders stellte sich dieß, seitdem Steinkohlen
                              									in größerem Maaßstab in Anwendung kamen; seitdem hielten die schmiedeeisernen
                              									Feuerkisten auf den Hauptbahnen selten über 3, häufig aber kaum 1 1/2 Jahre. In
                              									Folge dessen kamen kupferne Feuerkisten in Anwendung; schon im J. 1858 gab die
                              									Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft in einem Bericht an, daß die
                              									durchschnittliche Dauer der kupfernen Feuerkisten auf ihrer Bahn sich zu 5 Jahre
                              									ergeben habe, während zwei eiserne Feuerkisten nur
                              									4–5 Jahre aushielten, und daß die kupferne Kiste circa 340 Thlr. weniger koste als die beiden eisernen. Aehnliche Resultate
                              									wurden auf anderen Linien erhalten, trotzdem aber scheint Kupfer in Amerika, wenn
                              									auch ein viel gebrauchtes, doch kein beliebtes Material für Feuerkisten zu seyn;
                              									namentlich weil seine Haltbarkeit bei Feuerung mit Anthracit eine verhältnißmäßig
                              									kurze war. Bei Feuerung mit bituminöser Kohle erwies es sich allerdings weit besser
                              									als Eisen und da der Verbrauch dieser Kohlenart zunimmt, so würde es jedenfalls das
                              									zu Feuerkisten allgemein angewendete Material geworden seyn, wenn nicht der Stahl
                              									für diesen Zweck eingeführt worden wäre. Im J. 1861 wurde die
                              									Pennsylvania-Eisenbahngesellschaft durch den hohen Anschaffungspreis der
                              									Feuerkisten veranlaßt, zwei Feuerkisten aus weichem sogen. Homogen-Stahl in
                              									Gebrauch zu nehmen. Diese haben sich bis jetzt in keiner Weise schadhaft erwiesen,
                              									sind nie reparirt worden und zeigten sich noch bei einer kürzlich angestellten
                              									Untersuchung so gut als je, obgleich die betreffenden Maschinen schweren Dienst
                              									gethan haben. Im J. 1866 hatte die genannte Gesellschaft bereits 76 stählerne
                              									Feuerkisten im Gebrauch, von denen keine sich irgendwie mangelhaft erwiesen hat; im
                              									vorigen Jahre wurden 31 neue angeschafft und jetzt werden gar keine anderen mehr
                              									verwendet. Die Platten, die von drei Firmen in Pittsburg geliefert werden, sind
                              									1/4'' stark, nur die Rohrwände haben 1/2'' Dicke. Nach den Analysen enthält dieser
                              									Stahl nur 0,12–0,21 Proc. Kohlenstoff. Von jeder Platte wird vor der
                              									Anwendung ein Probestück genommen, das an dem einen Ende in kaltem Zustand und am
                              									anderen Ende, nachdem es zur Kirschrothgluth erhitzt und in kaltem Wasser abgelöscht
                              									worden ist, umgebogen wird. Alle Platten von weniger als 3/8'' Dicke müssen sich
                              									ohne Risse flach umbiegen lassen. Auf anderen amerikanischen Bahnen hat man mit
                              									stählernen Feuerkisten ausgezeichnete Resultate erlangt. Außer der Haltbarkeit wird
                              									als Vorzug der stählernen Feuerkisten hervorgehoben, daß deren innere Flächen sich
                              									von Ruß etc. reiner halten als kupferne und schmiedeeiserne, was eine etwas größere
                              									Verdampfungsfähigkeit erwarten läßt.
                           Für den äußeren Kesselmantel empfiehlt das Comité bei 4' Kesseldurchmesser
                              									Stahlplatten von 1/4 bis 5/16'', oder Eisenplatten von 3/8'' anzuwenden; alle
                              									Nietfugen haben doppelte
                              									Nietreihen zu erhalten. Die Nieten sollen, einerlei ob von Stahl oder Eisen, 5/8''
                              									Durchmesser erhalten, und zickzackförmig mit 1 3/4'' Abstand von Mitte zu Mitte
                              									gesetzt werden; auch wenn die doppelte Nietung aus Festigkeitsrücksichten nicht
                              									nöthig sey, sey sie als Schutzmittel gegen Lecken anzurathen. (Deutsche
                              									Industriezeitung, 1869, Nr. 48.)
                           
                        
                           Ueber das Zirkonerde-Licht.
                           Vor einiger Zeit wurden von Frankreich aus die Vortheile in hohem Grade gerühmt,
                              									welche bei der Hydrooxygen-Beleuchtung dadurch zu erzielen seyen, daß man den
                              									Kalkcylinder durch einen Cylinder aus Zirkonerde ersetze.Man s. die Mittheilung über das Zirkonerde-Licht im polytechn. Journal
                                    												Bd. CXCI S. 252. Trotz des hohen Interesses, welches man in England an der neuen Entdeckung
                              									nahm, waren in London lange Zeit keine Zirkonerde-Cylinder aufzutreiben, bis
                              									der Pariser Correspondent des British Journal of
                                 										Photography an den Herausgeber dieser Zeitschrift, Hrn. B. Traill Taylor, eine Zirkonlampe mit der Bitte übersandte,
                              									daß er und Hr. W. H. Harrison die Leistungsfähigkeit
                              									derselben prüfen möchten. In Folge dessen wurden mit dieser Lampe einige Versuche
                              									ausgeführt. Die Zirkonerde-Cylinder, welche gegenwärtig von der französischen
                              									Firma nicht ohne die Lampen verkauft werden, sind außerordentlich klein, haben
                              									nämlich nur etwa die Größe einer Erbse. Dieselben werden in der eigens für die
                              									Verwendung von Zirkonerde construirten Lampe mittelst eines metallenen Trägers
                              									gehalten und der Wirkung einer verticalen Flamme ausgesetzt. Durch die Kleinheit der
                              									Zirkonerdestücke ist zunächst schon ein beträchtlicher Verlust an Licht bedingt; die
                              									Flamme könnte eine mehrfach größere Fläche, als die ihrer Wirkung ausgesetzte, zur
                              									Weißgluth erhitzen. Der Effect wurde daher erhöht, als man das Zirkonerdestück durch
                              									einen Kalkcylinder ersetzte, und sonach erweist sich das Kalklicht entschieden als
                              									vortheilhafter, so lange man die Fläche des Zirkonerdestückes nicht wesentlich
                              									vergrößert. Bei den Versuchen wurde nun weiter von einem Kalkcylinder so viel
                              									abgeschnitten, daß er an Größe dem angewendeten Zirkonstück gleich war, und Kalk und
                              									Zirkonerde wurden dann abwechselnd der Wirkung der Flamme ausgesetzt. Auch hier fiel
                              									das Resultat zu Gunsten des Kalkes aus, da die Zirkonerde ein weniger weißes und
                              									helles Licht ausstrahlte. Das Ergebniß war dasselbe, wie man auch die Entfernung des
                              									Brennerrohres, den Gasdruck etc. variiren lassen mochte. Zirkonerde gibt also in der
                              									Hydrooxygengas-Flamme nicht, wie man ihr zuschreibt, ein helleres Licht, als
                              									Kalkerde. Andererseits soll erstere den Vortheil bieten, daß sie von der
                              									Hydrooxygengas-Flamme nicht weggefressen wird, daß sie, wenn sie außer
                              									Gebrauch ist, nicht Feuchtigkeit absorbirt, und daß sie nicht unter dem Einfluß
                              									derselben zerfällt, wie der Kalk. Die größere Beständigkeit der
                              									Zirkonerde-Cylinder soll daher die Anwendung der zur Drehung der Kalkcylinder
                              									erforderlichen Uhrwerke überflüssig machen. Länger fortgesetzte Versuche müssen
                              									entscheiden, ob die Uhrwerke bei Verwendung von Zirkonerde wirklich entbehrlich
                              									werden. Das zu obigen Versuchen verwendete Stück schien allerdings nach Beendigung
                              									derselben nicht gelitten zu haben, und ein der Wirkung des Knallgasgebläses
                              									ausgesetzter natürlicher Zirkonkrystall zeigte keine Neigung zu zerfallen oder unter
                              									dem Einfluß der Feuchtigkeit locker zu werden. Die Hitze hatte in letzterem nur
                              									Spuren einer Verglasung herbeigeführt, welche nur unter der Loupe zu erkennen waren.
                              									Aber wenn die Zirkonerde sich auch bei fortgesetzter Verwendung als dauerhaft
                              									erweist, so ist diese Dauerhaftigkeit doch zu theuer erkauft, wenn sie mit einer
                              									Verminderung des Lichteffectes verbunden ist.
                           Einige weitere Versuche zeigten, daß Kalk von verschiedener Härte oder Festigkeit in
                              									verschiedene Entfernung von dem Brennerrohr zu bringen ist, wenn das Maximum von
                              									Licht erreicht werden soll, und daß die chemische Zusammensetzung noch mehr als die
                              									Festigkeit einen Einfluß auf die Menge und die Weiße des entwickelten Lichtes
                              									ausübt. (Mechanics' Magazine, Juni 1869, S. 458;
                              									polytechnisches Centralblatt, 1869 S. 1461.)
                           
                        
                           
                           Deutsche Normalkerze.
                           In der neunten Hauptversammlung deutscher Gasfachmänner in Coburg wurde die
                              									Paraffinkerze, sechs Stück auf 1 Zollpfund, welche in ihrer Leuchtkraft der
                              									englischen Normal-Spermacetikerze gleichkommt, als deutsche Normalkerze
                              									angenommen. Die Mitglieder des Vereines werden, sobald die gleichmäßige Beschaffung
                              									solcher Kerzen gesichert ist, nur diese bei dem Verkehr unter einander zu Grunde
                              									legen. (Journal für Gasbeleuchtung.)
                           
                        
                           Darstellung des Strontiums.
                           Größere Mengen Strontium stellt Benno Franz in Görlitz
                              									nicht auf elektrolytischem Wege dar, sondern mittelst Erhitzens von Strontiumamalgam
                              									im Wasserstoff ström bei mäßiger Rothgluth. Der Verfasser pflegt dazu
                              									zweckmäßigerweise einen eisernen Rose'schen
                              									Reductionstiegel anzuwenden. Natürlich muß der Wasserstoff sehr gut getrocknet seyn.
                              									Das Strontium findet sich schließlich geschmolzen als Kuchen vor, der sich leicht
                              									aus dem Tiegel entfernen läßt. Hat man das Metall bei zu niederer Temperatur zu
                              									kurze Zeit dem Feuer ausgesetzt, so resultirt ein Strontium, welches noch Spuren von
                              									Quecksilber enthält.
                           Um sich das Strontiumamalgam darzustellen, erhitzt der Verfasser Natriumamalgam mit
                              									gesättigter Chlorstrontiumlösung bis 90° C. und wiederholt dieß mehrmals,
                              									wäscht dann gut aus und trocknet rasch und sehr vollständig zwischen Fließpapier. So
                              									ist das Strontiumamalgam an der Luft bei weitem unbeständiger als das Amalgam des
                              									Baryums und Natriums.
                           Zum benöthigten Natriumamalgam nehme man auf 1 Kilogrm. Quecksilber nicht mehr als
                              									höchstens 250 Grm. Natrium, da ein Ueberschuß nach des Verfassers vielseitiger
                              									Erfahrung zwecklos ist, weil er einfach unter lebhafter Feuererscheinung in der
                              									Chlorstrontiumlösung verbrennt.
                           Was das Strontium selbst anlangt, so resultirt dasselbe als ein schwach gelbliches,
                              									dem Baryum ähnliches Metall, das sich ziemlich leicht zu dünnen Blättchen
                              									ausschlagen läßt. An der Luft oxydirt es sich ungemein rasch und leicht; hält man es
                              									in der Hand, so erzeugt es nach wenigen Augenblicken schon eine bedeutende Hitze,
                              									die sich bald so weit steigert, daß man das Metall kaum noch halten kann. An der
                              									Luft erhitzt, verbrennt es, wie das BaryumBarpum, mit sehr intensivem Lichte und merkwürdigem Funkensprühen. Es schmilzt
                              									bei mäßiger Rothgluth und ist selbst bei heller Rothgluth noch nicht flüchtig. Das
                              									specifische Gewicht desselben ist 2,4. (Journal für praktische Chemie. Bd. CVII S.
                              									253.)
                           
                        
                           Befestigung der Anilinfarben und Mordants zum Färben und
                              									Drucken der Gewebe; von Swann.
                           Das neue Verfahren gründet sich auf die Eigenschaft der Salze des Chromsesquioxydes
                              									das Gummi arabicum oder Senegal wie den Leim unlöslich zu machen.
                           In eine Auflösung von Gummi oder Leim in Wasser bringt man die Auflösung einer
                              									Anilinfarbe, welche sich sehr gut damit mischt, und fällt mit Hülfe einer, wie unten
                              									angegeben, hergestellten Chromoxydlösung. Man bekommt dann eine gefärbte Verbindung,
                              									welche gleichzeitig zum Appretiren und Färben von Stoffen und Papier dienen kann
                              									und, wenn sie trocken ist, eine unlösliche Schicht bildet.
                           Man benutzt zu diesem Zweck das schwefelsaure Chromsesquioxyd oder den Chromalaun,
                              									und zwar besonders letzteren. Die Lösung enthält auf
                           100 Theile Wasser
                               5 Theile Chromalaun.
                           Man mischt einen Theil dieser Lösung mit 10 Theilen der gefärbten Gummilösung, die
                              									oben angeführt wurde – Französisches Patent. (Moniteur
                                 										des fils et des tissus; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 22.)
                           
                        
                           
                           Neuer scharlachrother Farbstoff.
                           Einen scharlachrothen Farbstoff will E. C. P. Ulrich
                              									(französisches Patent) dadurch herstellen, daß er 4 Theile essigsaures Rosanilin und
                              									3 Theile salpetersaures Bleioxyd in warmem Wasser löst, die Lösung abdampft und den
                              									Rückstand so lange auf 150–200° C. erwärmt, bis er vollständig violett
                              									wird. Nach dem Erkalten kocht man mit Wasser, das mit Schwefelsäure angesäuert ist,
                              									neutralisirt durch ein Alkali und filtrirt warm. Aus dem Filtrat scheidet man durch
                              									Zusatz von Kochsalz den Scharlachfarbstoff ab. der schließlich getrocknet wird.
                           Den gleichen Farbstoff will Ulrich nach der Patentangabe
                              									auch dadurch herstellen, daß er eine wässerige Lösung von gleichen Theilen Perkin'schem Violett, irgend einer Säure und
                              									Wasserstoffsuperoxyd oder irgend einem andern oxydirenden Körper eine Stunde lang
                              									zum Sieden erhitzt, ansäuert, wenn nöthig filtrirt und endlich den Farbstoff durch
                              									Kochsalz ausfällt.
                           Auch durch gleiche Behandlung des Corallins will Ulrich
                              									denselben Farbstoff erhalten.
                           Aus dem Scharlachfarbstoffe läßt sich ein Rosafarbstoff dadurch erhalten, daß man
                              									ersteren in Alkohol löst, Jodäthyl oder Jodmethyl zusetzt und die Lösung in einem
                              									geschlossenen Gefäß auf 150° C. erhitzt. Nach dem Erkalten zieht man den
                              									Rosafarbstoff auf dieselbe Weise aus, wie für das Hofmann'sche Violett üblich. (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Schönstes Carmoisin und Purpur auf Tuch; neues Verfahren von
                              									E. Wolffenstein.
                           Carmoisin und Purpur auf Tuch stellt man am billigsten und schönsten auf folgende
                              									Weise her. Man färbt erst Ponceau an, wäscht aus und setzt mit Fuchsin im frischen, 60° R. warmen Bade auf. Man erhält dadurch
                              									lebhaftere Farben, als nach dem alten Verfahren mit Ammoniak-Cochenille.
                           Folgende Recepte sind praktisch bewährt:
                           Purpur auf 4 Stück Tuch
                              									à 36 Yards = 45 Pfund.
                           Man kocht
                             5 Pfund Cochenille,
                           10 Pfund Weinstein und
                             4 Quart Zinnsolution
                           in einem Kessel gut auf, schreckt ab, geht mit der Waare ein
                              									und kocht 1 1/2 Stunden. Dann wäscht man in der Waschmaschine (Dolly) gut aus und
                              									setzt auf einem frischen, 60° R. heißen Bade auf mit
                           12 Loth Fuchsin,
                           das man nach und nach zugibt.
                           Man wäscht dann leicht aus und appretirt.
                           Carmoisin auf 1 Stück
                                 										Damentuch
                              									à 25 Yards. (Schwere
                              									Waare.)
                           Man kocht 1 1/2 Stunde in
                           1 1/2 Pfund Cochenille,
                           4          
                              									„     Weinstein und
                           2       Quart
                              									Zinnsolution,
                           wäsch aus und setzt auf mit
                           4 Loth Fuchsin, 60° R. warm.
                           (Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 22.)
                           
                        
                           Neues Aetzmittel für Umdruckplatten.
                           In der seit einigen Jahren durch Dampfkraft betriebenen lithographischen Anstalt der
                              										Gebrüder Weigang in Bautzen wird gegenwärtig ein
                              									neues Aetzmittel benutzt, welches bei Umdruckplatten zur Verwendung kommt. Dieselben
                              									fanden nämlich, daß der Saft einer Ebereschen-Beere (vulgo Ebschbeere),
                              									welche auf einem Steine sich befand, ätzend wirkte, machten hiernach weitere Versuche
                              									und sahen die Wirkung auch im Großen bestätigt. Der aus den rothen Beeren
                              									ausgepreßte Saft wird der Haltbarkeit wegen mit Spiritus versetzt. Nachdem die
                              									Umdruckplatte fertig ausgeputzt ist, wird mittelst eines Schwämmchens der Stein mit
                              									jenem Safte überstrichen, größere, gesch. Flächen mit einem Läppchen abgerieben. Der
                              									Saft der Ebereschenbeere greift den Stein weniger an, als das früher dazu verwandte
                              									verdünnte Scheidewasser; dazu bleibt der Stein für die Zeit des Druckens rein und
                              									glatt. (Oberlausitzer Gewerbeblatt, 1869, Nr. 12.)
                           
                        
                           Das Lackiren von Papierbildern etc.
                           Die „Lithographia“ beantwortet nachfolgende, ihr zugegangene
                              									Frage: „Auf welche leichteste Welse erzeugt man den Hochglanz im Lackiren
                                 										kleiner Bilder, wie solche in Paris so prächtig hergestellt werden, und zu
                                 										Wäsche- und Handschuhkästen, auch zu Papeterien verwendet werden, ohne
                                 										daß der Lack mit der Zeit rissig wird?“ wie folgt:
                           Einfacher Lack für Bilder besteht aus einer Lösung von 2 Thln. Dammarharz in 5 Thln.
                              									Terpenthinöl. Die Mischung muß gut durchgeschüttelt und dieß vor jedesmaligem
                              									Gebrauche wiederholt werden.
                           Ein anderer Firniß wird aus 8 Thln. Gelatineleim, 1 Thl. Alaun und einem halben Theil
                              									Marseiller-Seife dergestalt gewonnen, daß man den Leim zuerst gut erweicht,
                              									dann den Alaun und schließlich die Seife hinzusetzt. Alles gut durchkocht und
                              									zuletzt filtrirt.
                           Noch eine dritte Art Firniß bereitet man aus 1 Thl. Collodiumlösung, welche mit 1/32
                              									Thl. Ricinusöl versetzt wird. Dieser Firniß kann unmittelbar auf Papier angewendet
                              									werden; er wird von öligen und weingeistigen Flüssigkeiten nicht angegriffen.
                           Landkarten, Kalender, Tabellen, Aufschriften etc. damit überzogen, bleiben jahrelang
                              									unverändert glänzend und geschmeidig, und zeigen nur später einen schwach gelblichen
                              									Stich: sie sind von Unreinigkeiten mittelst Wasser leicht zu reinigen.
                           Zeigen sich beim Auftragen des Firnisses, das mehrmals geschehen muß, weiße Stellen,
                              									so sind diese leicht durch Benetzung mittelst Aether zu entfernen.
                           Alle diese Firnisse werden mit einem flachen Pinsel auf das Papier aufgetragen. Die
                              									Lackirung, die man jedoch in oben genannter Frage im Auge hat, ist eine ganz andere,
                              									da hierbei gar kein Pinsel in Anwendung kommt, sondern der Glanz und die ungemeine
                              									Egalität des Auftrages durch geschliffene Glasplatten hervorgebracht werden.
                           Zu dieser Art der Lackirung bedarf es einer eigenen Vorrichtung, die im Wesentlichen
                              									aus einem Reole von Holz besteht, welches von dreizölligen Pfosten und eben solchen
                              									Querriegeln aufgebaut ist. Dieses Reol ist in 10 bis 12 Fächer getheilt, in deren
                              									jedes eine in einen Rahmen gefaßte Tafel von geschliffenem Spiegelglas genau
                              									einzuschieben ist. Die Leisten sowohl wie die Rahmen müssen sehr genau und
                              									gleichmäßig gearbeitet seyn, damit sich erstens die Rahmen beim Einschieben nicht
                              									stauchen und dadurch gestoßen werden, und zweitens, damit der ganze Apparat genau
                              									horizontal steht, was ein Haupterforderniß ist, weil gegentheils der Lacküberzug
                              									nicht gleichmäßig an Dicke ausfallen würde. Hat man den Apparat aufgestellt, so ist
                              									die horizontale Stellung mittelst einer Wasserwaage genau zu controlliren; ferner
                              									muß eine ganz staubfreie Atmosphäre in dem Raume, wo lackirt werden soll, vorhanden,
                              									auch der Apparat trotzdem noch fest gegen Eindringen von Staub zu verschließen
                              									seyn.
                           Die Gelatine, die als Lack dient, ist überall käuflich. Sie wird aus Knochen oder aus
                              									Abfällen von weißgegerbtem Leder gewonnen und kommt im Handel in schwachen, fast
                              									durchsichtigen Tafeln vor.
                           Die chinesische Gelatine, welche als eine sehr leichte, weiße Substanz in
                              									zusammengefalteter Röhrenform von Fußlänge in den Handel kommt, ist pflanzlichen
                              									Ursprungs, löst sich nur im siedenden Wasser, jedoch schwerer als wirkliche Gelatine
                              									auf.
                           Um dieselbe für die Lackirung aufzulösen, wird sie in kleine Stücke gebrochen, in ein
                              									reines leinenes Tuch gebunden und so lange in kaltes Wasser gehängt, bis sie
                              									gänzlich aufgequollen ist. Alsdann wird das Tuch mit der Gelatine in einen Topf mit
                              									reinem Wasser gehängt und auf's Feuer gebracht. Sobald das Wasser kocht, löst sich
                              									die Gelatine auf, dringt in's Wasser und läßt ihre unreinen Theilchen im Tuche
                              									zurück. Man rechnet gewöhnlich 2 Thle. aufgequellte Gelatine zu 5 Thln. Wasser.
                           
                           Zu dieser Auflösung mischt man dann noch 3 Thle. dem Volumen nach Weingeist, da ohne
                              									diesen Zusatz die auf die Glastafeln gegossene Masse zu leicht erkalten und sich
                              									ungleich ausbreiten würde, während der Spiritus Veranlassung ist, daß sich die Masse
                              									gleichförmig ausbreitet. Das Gefäß, in welchem die Auflösung bereitet wird, muß nach
                              									Zusatz des Spiritus fest verschlossen werden, damit letzterer nicht verdampft.
                           Man bedient sich zum Aufgießen dieser Flüssigkeit auf die Glastafeln gewöhnlich eines
                              									Gesäßes aus Glas, das mit einer Scala bezeichnet ist, damit man stets die bestimmte
                              									Menge für eine Tafel aus dem Topfe nehmen kann. Vor dem Ausguß wird die Tafel ganz
                              									leicht mit feinem Oel überwischt, damit der Leim nicht an das Glas festklebt.
                           Die übrige Manipulation geschieht in folgender Weise: Nachdem die erforderliche Masse
                              									in's Gradirgefäß gebracht, wird dieselbe in lauwarmem Zustande, wobei sie eine
                              									syrupähnliche Consistenz angenommen, auf die staubfreie und schwach geölte Glastafel
                              									gegossen, und dann die Tafel hin und her geschwenkt, bis alle Theile derselben von
                              									der Masse überzogen sind, worauf sie an ihren bestimmten Platz der Stellage gelegt
                              									und so in gleicher Weise mit dem Aufgusse der übrigen Tafeln fortgefahren wird.
                           Nach Verlauf einer Viertelstunde, wo nun die flüssige Masse auf der Glastafel stockig
                              									zu werden beginnt, wird dann das zu lackirende Bild auf der Rückseite mit einem
                              									Wasserschwamme gleichmäßig befeuchtet und auf diese Leimmasse gelegt, wobei die
                              									dazwischen entstehenden Luftblasen mit den Fingern nach den Rändern zu vertreiben
                              									sind, und besonders darauf zu sehen ist, daß die Bildränder gut anhaften. In diesem
                              									Zustande bleibt dann das Ganze zwei bis drei Tage, bis zum vollständigen Trocknen
                              									auf der Stellage liegen, worauf mit einem stumpfen Messer um die Papierränder die
                              									Masse weggeschnitten und das Bild, welches nun den Leimaufguß fest an sich hält,
                              									abgezogen wird.
                           Selbstverständlich müssen Rahmen und Glas der gebrauchten Tafeln von dem anhängenden
                              									Leim sorgfältig gereinigt werden, bevor dieselben wieder benutzt werden.
                              									(Industrie-Blätter, 1869 S. 135.)
                           
                        
                           Denaturirungsmittel für Gewerbesalz im Großherzogthum
                              									Hessen.
                           Für Salz zum Frischen des Roheisens nimmt man 10 Proc. Braunstein oder 3 Proc.
                              									concentrirte Schwefelsäure mit 4 Thln. Wasser vermischt; für die Feilenfabrication 5
                              									Proc. Klauenmehl oder 2 1/2 Proc. Klauenmehl mit 2 1/2 Proc. Photogen oder 33 1/3
                              									fein gestoßenem Leder.
                           
                        
                           Anästhetische Wirkung des Chloralhydrats.
                           Nach Versuchen von O. Liebreich verhält sich das
                              									Chloralhydrat C²Cl³HO² + 2 HO in seiner Wirkung auf den thierischen Organismus
                              									dem Chloroform sehr ähnlich und die Löslichkeit des Chloralhydrats in Wasser macht
                              									dasselbe zur Verwendung bei Injectionen unter die Haut, wie zu innerlichem Gebrauch
                              									sehr geeignet. Bei Injectionen wurden circa 1,5 Grm.,
                              									bei innerlichem Gebrauch circa 2 Grm. Chloralhydrat in
                              									wässeriger Lösung verwendet. Diese Dosen führten einen mehrstündigen, mit scheinbar
                              									vollständiger Anästhesie verbundenen Schlaf herbei, während dessen schmerzhafte
                              									Operationen ausgeführt werden konnten. Die Patienten glaubten nach dem Erwachen
                              									ruhig und traumlos geschlafen zu haben und fühlten sich von jeder unbehaglichen
                              									Nachwirkung des Anästheticums frei. (Comptes rendus, t.
                              									LXIX p. 486.)
                           
                        
                           Darstellung und Eigenschaften des Chloralhydrats; von Jul. Thompsen in Copenhagen.
                           Die Darstellung des Chloralhydrats aus dem Chloral ist zeitraubend und nicht sehr
                              									ergiebig. Zweckmäßiger geschieht die Darstellung folgendermaaßen:
                           
                           Auf bekannte Weise zersetzt man völlig wasserfreien Alkohol mit trockenem Chlor,
                              									indem man, nachdem die erste kräftigere Reaction beendet ist, die fernere Einwirkung
                              									durch Wärme unterstützt. Am zweckmäßigsten ist es, den Alkohol in einem Kolben mit
                              									aufsteigendem Kühlrohr anzubringen. Die Reaction ist beendet, wenn die Flüssigkeit
                              									sich gelb färbt und das Chlor nicht mehr absorbirt wird. Man unterbricht dann den
                              									Chlorstrom und läßt die Flüssigkeit längere Zeit im Apparate sieden, um den größten
                              									Theil des gebildeten Chlorwasserstoffes auszutreiben. Die Flüssigkeit wird alsdann
                              									mit kohlensaurem Kalk gesättigt, bis eine in Wasser gelöste Probe nicht mehr sauer
                              									reagirt. Die neutralisirte Flüssigkeit wird in eine Retorte gebracht, mit etwas
                              									Chlorcalcium versetzt und dann einer fractionirten Destillation unterworfen, indem
                              									man das Destillat, das gewaschen bei 110 bis 115° C. übergeht, für sich
                              									aufhebt. Der mehr flüchtige Theil wird wieder in die Retorte gebracht und nochmals
                              									rectificirt. Das Destillat ist Chloralhydrat mit einem kleinen Ueberschuß von
                              									Wasser, welches aber durch nochmalige Destillation über Chlorcalcium beseitigt
                              									wird.
                           Der Siedepunkt des Chloralhydrats ist 115° C. bei
                              									755 Millimet. Druck. Läßt man das geschmolzene Chloralhydrat sich abkühlen, so fängt
                              									die Krystallisation bei etwa 35° an; es steigt aber dann bald die Temperatur
                              									bis auf 40°,2, auf welchem Punkt sie constant wird, bis die ganze Masse
                              									erstarrt ist. Der Erstarrungspunkt des Chloralhydrats ist
                                 										demnach 40°,2. Durch Gegenwart von Wasser fällt der Erstarrungspunkt
                              									ziemlich rasch; bei 114° destillirendes, etwas Wasser enthaltendes
                              									Chloralhydrat erstarrt bei 38°, und ein bei 112° destillirtes Product
                              									erstarrt erst bei 34°.
                           Wenn man, bevor die Krystallisation beendet ist, den noch flüssigen Theil aus dem
                              									Gefäße herausgießt, erhält man dieses gefüllt mit zolllangen Nadeln von reinem
                              									Chloralhydrat.
                           Die Ausbeute nach dieser Methode ist 135–140 Proc. vom Gewichte des Alkohols
                              									und der Verbrauch an Chlor das 4–5fache des Alkohols. (Berichte der deutschen
                              									chemischen Gesellschaft zu Berlin, 1869, Nr. 17.)
                           
                        
                           Unerschöpfliche Düngerquelle.
                           In dem atlantischen Ocean, etwas westlich von den Azoren, befindet sich das
                              									sogenannte Sargasso-Meer, eine vollständig mit einer dichten vegetabilischen
                              									Masse bedeckte Fläche, welche nach A. v. Humboldt eine
                              									etwa sieben Mal größere Ausdehnung als ganz Deutschland hat. B. Laviniére schlug der Société d'agriculture vor, diese schwimmenden Wiesen der
                              									Landwirthschaft dienstbar zu machen. Er empfiehlt, die Schiffe, welche im Sommer zum
                              									Stockfischfang dienen, während der anderen Jahreszeiten zu verwenden, um die Algen
                              									nach den Azoren zu schaffen. Hier sollen sie in einem zu errichtenden Entrepot
                              									gepreßt, getrocknet, beziehentlich auf die in ihnen enthaltenen Salze verarbeitet
                              									werden. (Chemical News, vol. XX p. 22)