| Titel: | Ueber einige Bindemittel der Staubkohlen-Agglomeration; von Ferdinand Jicinsky. | 
| Autor: | Ferdinand Jicinsky | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XIV., S. 42 | 
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                        XIV.
                        Ueber einige Bindemittel der
                           Staubkohlen-Agglomeration; von Ferdinand Jicinsky.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              I.
                        Jicinsky, über einige Bindemittel der
                           Staubkohlen-Agglomeration.
                        
                     
                        
                           Die Fabrication der Kohlenziegel oder sogenannten Briquettes hat für das Hauswesen
                              leider noch keine Bedeutung erlangt, und dieß aus dem einfachen Grunde, weil die
                              Briquettes einen viel höheren Preis erreichen müssen als die Kohle selbst. Während
                              nämlich bei dieser nur die bergmännische Arbeit und höchstens noch der Transport zu
                              zahlen ist, müssen bei den Briquettes auch noch die Kosten für das Bindemittel, für
                              die Trocknung und für die elegante und reine Oberfläche, sowie für die Compression
                              der Staubkohle getilgt werden. Aus diesem Grunde ist es auch erklärlich, warum die
                              Fabrication der Briquettes selten die Grenzen des Selbstverbrauches
                              überschreitet.
                           Die Anwendung der Briquettes blieb daher bis jetzt auf die Fälle beschränkt, wo es
                              sich um bedeutende Raumersparniß (Locomotiv- und Schiffskesselheizung mit
                              mehr als 10 Proc. Raumersparniß) oder um die Benutzung von stark eisenkieshaltiger Kohle zum
                              Hüttenproceß (Hohofen- und Flammofen-Feuerung) handelt. Im letzteren
                              Falle muß die Stückkohle in Staubkohle übergeführt werden, um durch Waschung mit
                              Wasser den Eisenkies auf mechanischem Wege beseitigen und die Staubkohle dann in die
                              bequeme Form der Briquettes bringen zu können.
                           Der gebräuchliche Name Staubkohle ist übrigens für die zur
                              Manipulation taugliche Kohle unrichtig, weil damit nicht eine zu seinem Staub
                              zermahlene Kohle bezeichnet wird, sondern ein Gemenge von Hirsekorn- bis
                              erbsengroßen Kohlenfragmenten.
                           Diese Staubkohle kommt aus der sogenannten Separation,
                              einem Local wo die zu Tage geförderte Kohle durch zahlreiche Siebe und Siebtrommeln
                              sortirt, von Eisenkies und Schiefer durch Handscheidung und Waschung befreit und von
                              einigen Schnecken öfters hin- und hergeschoben, und schließlich die
                              ausgeschiedene Kleinkohle von zwei geriffelten und zwei glatten Walzen zermalmt
                              wird, um in diesem Zustande das Preßlocal zu betreten. Mit den zur Separation
                              dienenden Manipulationen haben wir uns hier nicht zu befassen; sie bilden allein
                              schon ein ziemlich ausgedehntes Gebiet.
                           Bevor die Staubkohle zur Presse gelangt, muß das Bindemittel zugesetzt werden.
                           Selbstverständlich kommt es bei der Auswahl der Bindemittel hauptsächlich auf deren
                              Preis und nebenbei auf ihre Tauglichkeit zur Briquettirung an, da bei verschiedenen
                              Klebmitteln die nach dem Pressen erfolgende Trocknung Modificationen erleidet,
                              welche den Fabricationspreis entweder günstig oder ungünstig beeinflussen.
                           Evrard ist es gelungen, mit seiner MaschineBeschrieben im polytechn. Journal, 1859, Bd. CLIV S. 336. aus anthracitartiger, somit ganz magerer Staubkohle Briquettes ohne Bindemittel zu formen, welche nur der Adhäsion der
                              einzelnen Kohlentheilchen ihren Zusammenhang zu danken hatten. Sie eigneten sich zur
                              Heizung am Fabricationsorte sehr gut, waren aber für den Transport ganz untauglich.
                              Bei der Verarbeitung fetter Steinkohle kann das darin enthaltene natürliche Bitumen
                              nach dem Vorschlage Baroulier's als Bindemittel fungiren.
                              Es ist dieß die Anwendung desselben Systemes, wie es bei der Verkohkung der fetten
                              Kohle zur Geltung kommt. Man braucht bloß die Kohle in einem Flammofen auf
                              denjenigen Hitzegrad zu bringen, bei welchem sie zur Schmelzung gelangt. Dieß ist
                              durch überhitzten Wasserdampf bei 400°C. zu erreichen, wobei die Kohle
                              klebend und formbar wird; das so gewonnene Product ist aber mit mannichfachen Mängeln behaftet und die
                              Productionskosten sind wegen der Wärmebeschaffung bedeutend: es ist daher
                              zweckmäßiger, die fette Kleinkohle ganz der Verkohkung zu überlassen.
                           Ueberhaupt darf bei der zur Briquettirung bestimmten Kohle eine gewisse Auswahl nicht
                              außer Acht gelassen werden. Besonders hat man sich vor zu fetter Kohle zu hüten,
                              weil dieselbe ein bei der Verbrennung rauchendes und rußendes Product liefert.
                              Entweder muß daher bei der Benutzung des natürlichen Bitumens als Bindemittel die
                              fette Kohle mit magerer entsprechend gemengt oder eine Mittelsorte der Staubkohle
                              gewählt werden.
                           Sämmtliche Bindemittel zerfallen in drei Sorten, in harzige, fette und
                              seifenartige.
                           Die fetten Bindemittel, zu welchen Pflanzen- und Thieröle gerechnet werden,
                              ertheilen den Briquettes nur wenig Festigkeit; die seifigen lassen hinsichtlich
                              ihres Preises viel zu wünschen übrig, obgleich sie sonst ihrem Zweck besser
                              entsprechen als die ersteren; die häufigste und wichtigste Anwendung hiegegen finden
                              die harzigen Bindemittel, zu welchen der Theer und der Asphalt, dann das weiche und
                              harte Pech zu rechnen sind.
                           Die Anwendung des Gastheeres ist schon längst außer Gebrauch gekommen; die neue
                              Industrie verarbeitet denselben bekanntlich zu viel ergiebigeren Zwecken. Unter den
                              harzigen Bindemitteln kommt somit nur das harte und weiche Pech für die
                              Briquettesfabrication in Betracht.
                           Das Pech resultirt als Rückstand bei der Gastheer-Destillation, welcher in der
                              Regel 60–62 Proc. beträgt. Das Pech wird, so lange es noch warm ist, durch
                              einen Hahn aus der Destillirblase abgelassen und kann sofort zur Briquettirung
                              verwendet werden, wenn mit der Theerdestillation eine Briquettesfabrik in Verbindung
                              steht. Ist dieß nicht der Fall, so muß zur Briquettirung das Pech in einem
                              dampfkesselähnlichen Gefäß abermals geschmolzen und durch einen Vertheiler in ein
                              ebensolches Mischgefäß mit Schnecke und Heizung geleitet werden, in welchem die
                              Mischung mit der Kohle vor sich geht. Die Heizung des Mischgefäßes ist hier deßhalb
                              erforderlich, weil die Temperatur welche das Pech aus dem Schmelzgefäß mitgebracht
                              hat, nicht hinreicht um demselben auch im Mischgefäß die flüssige Form zu erhalten.
                              Der Zusatz flüssigen Peches zur Kohle erreicht 8 Proc. wenn, wie früher erwähnt,
                              eine nicht sehr fette Kohle verarbeitet wird. Bei ungenügender Heizung des
                              Mischgefäßes muß der Zusatz des Peches bis auf 14 Proc. gesteigert werden. Bei
                              Anwendung des harten Peches entfällt das Schmelzgefäß vollständig, während das
                              Mischgefäß nur mäßige Dimensionen erfordert. Die Briquettirung mit hartem Pech ist
                              somit sehr vortheilhaft und billig, und wird mit einem vortrefflichen Apparat von Couillard und Mazeline, welche
                              diese Methode erfanden und seit dem Jahre 1858 anwendeten, durchgeführt.
                           Nachdem die Umwandlung der Kleinkohle in Staubkohle von zwei Walzen besorgt worden
                              ist, wird das gepulverte harte Pech von freier Hand zugesetzt, und dieses Gemenge
                              passirt nun abermals behufs gründlicher Mischung zwei Walzen, welche das Material
                              dem Dampfcylinder zuführen. Dieser wird von einem Paternosterwerk beständig mit
                              Staubkohle und Pech beschickt, während von unten ein Dampfstrom von 6 Atmosphären
                              Spannung oder überhitzter Wasserdampf die Masse durchdringt. Der Dampf übt dabei
                              eine höchst energische Wirkung aus, indem er nicht nur das Pech zum Schmelzen
                              bringt, sondern auch eine vollständige Mischung desselben mit der Kohle veranlaßt
                              und selbst den geringsten Bitumengehalt der Kohle wirksam macht. Diese Methode der
                              Briquettirung eignet sich am besten für magere Kohle.
                           Nach den angeführten gebräuchlichsten und bekanntesten Bindemitteln folgen als letzte
                              Kategorie die Stärke, verdorbene Mehlsorten von Getreidearten und Hülsenfrüchten,
                              und Abkochungen von verschiedenen Flechten und Pflanzenwurzeln etc. Derlei Agentien
                              werden ziemlich selten (und mit besonderer Geheimnißthuerei) im Großen verwendet,
                              obgleich sie gute und sehr billige Bindemittel zu liefern im Stande sind. In den
                              betreffenden ausführlichen LehrbüchernWir können das Werk „De la fabrication des
                                          combustibles agglomérés ou briquettes de charbon pour
                                          les usages industriels etc. par J.
                                       Franquoy (Mémoire couronné par l'association des
                                          ingénieurs sortis de l'école de
                                          Liège),“ deutsch von Dr. Theodor Oppler, in welchem der
                                    vorliegende Gegenstand erschöpfend behandelt ist, bestens empfehlen. finden wir diese Classe der Bindemittel nur vorübergehend behandelt.
                           In der Briquettes-Fabrik zu Mährisch-Ostrau (in Mähren) wird ein aus einem Gemisch von
                              verdorbenem Roggen- und Weizenmehl mit einem alkalischen Zusatz bereitetes
                              Bindemittel zur Agglomeration der Staubkohle benutzt, welches von seinem Erfinder,
                              dem früheren Leiter des Etablissements Hrn. Ant. Riegel
                              den Namen „Migma“ erhalten hat. Der zur Bereitung dieses
                              patentirten Bindemittels dienende Apparat ist in Fig. 22 theilweise in der
                              Ansicht, theilweise im Durchschnitt abgebildet.
                           A (Fig. 22) ist ein
                              geschlossener Cylinder aus Eisenblech von etwa 1 Meter Höhe, 30 Centimeter
                              Durchmesser und 1,3 Centimeter Wandstärke. Das Rohr d, d
                              mit 3,2 Centimenter Durchmesser im Lichten mündet einerseits in den oberen Theil des
                              Cylinders, andererseits in den Dampfkessel, während das Rohr e,
                                 e, welches denselben Durchmesser hat und von dem Rohr d, d bei dem Hahne a
                              abzweigt, außerhalb des Cylinders bis an dessen unteres Ende reicht, um daselbst am
                              Boden einzumünden. (In Fig. 22 ist das Rohr e, e durch den Cylinder verdeckt und daher punktirt.)
                              Der Hahn a hat eine doppelte Bohrung, so daß die Röhre
                              d, d entweder mit dem Cylinder A oder mit der Röhre e, e
                              communicirt, oder daß beide vom Dampfkessel vollständig abgeschlossen sind. Die drei
                              genannten Röhren haben eine Wandstärke von 3,7 Millimeter. Der Hahn b dient zur Entfernung des überschüssigen Wasserdampfes
                              aus dem Cylinder A. In der Hülse h befindet sich ein Wechsel, durch dessen Hebelarm k, k der Cylinder von unten abgeschlossen oder mit dem Ausflußrohr für das
                              fertige Bindemittel f verbunden wird. i (Fig. 23) ist ein Bügel
                              mit einer Hülse, in welcher sich der aus dem Cylinder hervorragende Stiel des
                              Wechsels bewegt. Der Cylinder ruht auf drei Füßen g, g
                              mit Fundamentschrauben. B ist ein mit dem Cylinder in
                              Verbindung stehender Trichter mit der Krücke p und dem
                              Hahn j. C ist ein für die Mischung der Mehlsorten
                              bestimmtes Mischgefäß aus Eisenblech von 1 Meter Länge, mit einer Schnecke oder
                              einem Rührer, welcher von der Riemenscheibe m bewegt
                              wird. Das zur Mischung nöthige Wasserquantum fließt bei n von dem hölzernen Wassergefäß D ab, dessen
                              Tiefe und Breite 36,8 Centimeter, die Länge 79 Centimeter somit der Inhalt 1354,24
                              Kubikcentimeter beträgt.
                           Ist der Apparat noch nicht im continuirlichen Betriebe, so muß zunächst der Cylinder
                              A luftleer gemacht werden. Dieß geschieht durch
                              Oeffnen der Wechsel h und a.
                              Der Dampf aus dem Dampfkessel durchströmt nun in der Richtung der Pfeile den
                              Cylinder einige Zeit lang, wobei die Luft aus demselben theilweise verdrängt und
                              mechanisch mitgerissen, und endlich auch durch die Ausdehnung während der Erwärmung
                              entfernt wird. Schließt man nun beide Hähne wieder und läßt durch die Oeffnung c mittelst des Hahnes b so viel Dampf aus dem Cylinder ab, bis die Expansion auf jene der
                              äußeren Luft herabgesunken ist, so condensirt sich der im Cylinder verbliebene Dampf
                              rasch durch Wärmeabgabe an die Cylinderwände, um einen luftleeren oder wenigstens
                              luftverdünnten Raum zu hinterlassen.
                           Die Arbeit beginnt, indem das Gefäß C mit 56 Pfund
                              Weizen- und Kornmehl beschickt und aus dem ganz gefüllten Wasserhälter D beim Spundloch n das
                              Wasser nach C abgelassen wird. Ist die Masse gehörig
                              durchgerührt, so werden ihr noch 20 Pfund gelöschten Kaltes zugesetzt. Statt Kalk
                              kann man ebenso gut Potasche oder Soda verwenden. Soll in die Mischung als Ersatz
                              für einen Theil Getreidemehl Stärkemehl eintreten, so muß man eine Charge von bloß 14
                              Pfund Stärkemehl und 16 Pfund Getreidemehl geben, da reine Stärke natürlich viel
                              wirksamer als Getreidemehl ist. Sämmtliche Materialien müssen fein gepulvert seyn,
                              daher die Stärke zuerst zwischen den Walzen einer gewöhnlichen Malzquetsche zermalmt
                              wird.
                           Das noch nicht gekochte Migma zeigt eine gelblichweiße Farbe, ist schwerflüssig und
                              wenig klebrig.
                           Der Arbeiter öffnet nun den Hahn l und läßt von dem
                              Gemenge herausfließen bis der Trichter B ganz gefüllt
                              ist, um dann abermals bei l schließen und bei j öffnen zu können. Durch den Luftdruck strömt die Masse
                              nach A. Der den Wänden des Trichters anhaftende Antheil
                              wird mit der Krücke p nachgeschoben. Hierauf läßt der
                              Arbeiter vermöge des Wechsels a durch die Röhren d, d und e, e den Dampf am
                              Boden des Cylinders so lange eintreten, bis die Masse zum Kochen kommt, was an dem
                              charakteristischen Geräusch zu erkennen ist, öffnet dann den Wechsel in h und gibt fast gleichzeitig jenem bei a eine solche Stellung, daß die Röhre e, e ausgeschaltet und der Dampf nun direct durch d, d in den Cylinder tritt und das fertige Bindemittel
                              durch f in jenes cylindrische Gefäß herauspreßt, in
                              welchem durch eine Schnecke die Mischung mit Staubkohle bewerkstelligt wird.
                           Da hierdurch der Cylinder abermals mit gespanntem Dampf gefüllt worden ist, so muß
                              der überschüssige Dampf bei b herausgelassen werden,
                              damit der Cylinder nach der Condensation des übrigen Dampfes wie früher eine neue
                              Charge durch den Trichter B aufnehmen kann.
                           Der Apparat beschäftigt ständig nur einen Arbeiter, welcher die Hähne a, b, j und l mit den
                              Händen, den Hebel k, k aber mittelst des Fußes mit
                              großer Genauigkeit bewegt. Von einem zweiten Arbeiter werden die Bindemittel in
                              Säcken in das Mischgefäß c eingetragen, und zwar in
                              periodischen Zeitabschnitten, wenn nämlich der ganze Vorrath im Mischgefäß bereits
                              verbraucht worden ist.
                           In der angeführten Weise schreitet die Arbeit ohne Unterbrechung fort, wobei eine
                              Charge zu ihrer Vollendung etwa 3 Minuten benöthigt.
                           Fig. 23 zeigt
                              den Durchschnitt des Wechsels in h. o ist die Oeffnung,
                              durch welche das Migma in die Röhre f getrieben wird.
                              Die prismatische Hülse k (Fig. 23), welche den
                              hervorragenden Stiel des Wechsels umfaßt und an die sich der Hebelarm k, k (Fig. 22) in starrer
                              Verbindung anschließt, kann entweder durch eine Schraube oder eine Verkeilung mit
                              dem Stiel verbunden werden.
                           Das fertige Migma, welches theilweise durch die Fugen bei h zu Tage tritt, bildet eine weiße, gelatinöse, ziemlich klebrige,
                              geruch- und geschmacklose und zur Briquettirung sehr wirksame Masse, denn die früher
                              angeführten Gewichtsmengen jenes Materials, das nach C
                              eingetragen wurde, reichen zur Fabrication von 64 Ctr. Briquettes hin. Der Zusatz
                              des fertigen Bindemittels zur Staubkohle beträgt somit etwa 1 Proc., bei Anwendung
                              der Stärke noch viel weniger. Sehr vortheilhaft ist auch die Mischung derartiger
                              Bindemittel mit harzartigen Bindemitteln oder ein kleiner Zusatz von Schwefelsäure
                              statt der Alkalien, behufs Ueberführung des Stärkemehles in Dextrin, kurz, der
                              Spielraum der nach den jeweiligen Verhältnissen zu wählenden Combinationen ist hier
                              ein sehr ausgedehnter.
                           Bezüglich des Zweckes der vorhin beschriebenen Manipulationen ist hauptsächlich
                              Folgendes zu bemerken:
                           Bei der Mischung der Materialien im Gefäß C (Fig. 22)
                              bewirkt der Wasserzusatz einen gründlichen Contact der Gemengtheile. Die in den
                              Mehlsorten enthaltene Stärke bleibt vorläufig unverändert, während das zugesetzte
                              Alkali den Kleber löst. Bei der folgenden Kochung im Cylinder A quillt das Stärkemehl theilweise zu Kleister auf, theilweise wird es zu
                              Dextrin und bildet mit der flüssigen Partie durch die beim Einströmen des Dampfes
                              erfolgte mechanische Bewegung eine gleichartige halbflüssige Masse.
                           Nach dieser Erklärungsweise dürfte die in A erfolgte
                              Temperatursteigerung in der kälteren Jahreszeit eine wichtige Rolle mitzuspielen
                              haben, da durch bedeutende Abkühlung der Staubkohle und des Bindemittels auf dem
                              Wege zur Presse der Kleister unwirksam wird und der gelöste Kleber auf seine eigene
                              Thätigkeit beschränkt bliebe. Es müßte somit das Bindemittel zur Winterszeit sich
                              als weniger wirksam erweisen, wenn diesem Uebelstande nicht durch Erwärmung des
                              Mischgefäßes für die Staubkohle abgeholfen würde.
                           Das Alkali erfüllt, außerdem daß es Lösungsmittel ist, noch einen zweifachen Zweck.
                              Es bewirkt eine vollständigere Verbrennung der Briquettes und verhindert die
                              Schimmelbildung an denselben. Solche Briquettes, deren kleberhaltige Bindemittel
                              lediglich mit Wasser angemacht wurden, entwickeln bei ihrer Verbrennung einen
                              qualmenden Rauch und einen unangenehmen empyreumatischen Geruch. Viele Briquettes
                              setzen, nachdem sie aus dem Trockenofen gebracht wurden und im Schupfen
                              aufgeschichtet sind, Schimmel an, eine Eigenschaft, welche offenbar ihrem Gehalte an
                              unverändertem Kleber und noch zurückgehaltenem Wasser sowie ihrem Vermögen die
                              Feuchtigkeit anzuziehen, zuzuschreiben ist. Beide Uebelstände werden durch den
                              alkalischen Zusatz behoben. –
                           Das Migma wird der Staubkohle, welche mittelst eines Paternosterwerkes in den Mischcylinder gelangt, in
                              Portionen zugeschossen. Ein zweites Paternosterwerk hebt die Staubkohle in das erste
                              Stockwerk, wo zwei oder mehrere Arbeiter damit beschäftigt sind, den gleichmäßigen
                              Fortschritt der Kohle über hölzerne Rinnen und durch Schläuche zu den einzelnen
                              Pressen zu überwachen und nöthigenfalls mit Krücken nachzuhelfen. Die zur Presse
                              gelangende Staubkohle fühlt sich nur wenig feucht an; durch bloßen Druck in der Hand
                              bildet sie aber schon leicht zusammenhängende Agglomerate.
                           In der Midleton'schen Presse übt der durch einen
                              Winkelhebel auf- und abbewegte Preßkolben einen Druck von 1000 Ctr. (56,000
                              Kilogrm.) auf die Kohle aus, drückt sie auf beinahe die Hälfte ihres Volumens
                              zusammen und formt Briquettes mit allerseits glatter Oberfläche und einer
                              Festigkeit, welche einen leichten Schlag mit der Hand gestattet.
                           Von der Presse gelangen die Briquettes auf Wagen, deren jeder in der
                              Mährisch-Ostrauer Fabrik 60 Stück faßt, in den Trockenofen. Zur vollkommenen
                              Trocknung bei 90–110°C. reichen fünf Stunden aus. Ein Trockenofen faßt
                              80 Wagen, daher in demselben 4800 Stück Briquettes auf einmal getrocknet werden
                              können. Jeder Kohlenziegel mißt dann in der Länge 24 Centimeter, in der Breite 13
                              und in der Dicke 10 Centimeter. 1 Ctr. Briquettes (12 Stück enthaltend) kostet 32
                              Rkr., während 1 Ctr. Kohle loco bloß auf 19 Rkr. zu
                              stehen kommt.
                           Die getrockneten Briquettes, welche in Schupfen aufgespeichert sind, schlagen sich
                              hart an, haben eine bedeutende Festigkeit und verlieren ihren Zusammenhang selbst
                              dann nicht, wenn sie von 1 Meter Höhe und darüber auf einen gepflasterten harten
                              Boden auffallen. Beim Gebrauche verbrennen sie mit wenig Rauchentwickelung und
                              zerfallen dabei nicht in einzelne Stücke, so daß ihr Kern sich nach und nach in
                              Kohks verwandelt, welche in glühendem Zustande die Hitze lange nachhalten. Gute
                              Briquettes dürfen überdieß nur wenig Asche hinterlassen.
                           Eine eigenthümliche und sehr interessante Erscheinung ist die sogenannte
                              Selbstverbrennung der Briquettes. Sie tritt meist bei unsteter Witterung
                              (Windrichtung) an den getrockneten Briquettes auf. Dabei zeigt sich an einer Stelle
                              der Oberfläche irgend eines Briquette ein dünner Aschenüberzug, welcher sich durch
                              sämmtliche Schichten des Ziegels in der Richtung nach unten oder oben fortsetzt. Da
                              sich die für die Briquettes sonst ganz unschädliche Selbstverbrennung auch bei jener
                              Kohle offenbart, deren Eisenkiesgehalt nur unbedeutend ist, so muß deren Auftreten
                              in anderen Ursachen gesucht werden. Ohne eine gründliche Erklärung dieser
                              Erscheinung selbst geben zu können, glaube ich, daß auch das Bindemittel dabei einen
                              Einfluß ausübt. Wünschenswerth wäre es, daß die Fabrikanten selbst in dieser
                              Richtung zahlreiche Beobachtungen veranstalten und veröffentlichen würden, um unter
                              Erwägung aller mitwirkenden Umstände das nöthige Beobachtungsmaterial zu einem
                              Resultate vereinigen zu können.
                           Prag, im December 1869.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
