| Titel: | Ueber die Bronze der chinesischen Gong-gong und türkischen Becken; von A. Riche. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XX., S. 75 | 
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                        XX.
                        Ueber die Bronze der chinesischen
                           Gong-gong und türkischen Becken; von A. Riche.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXIX p. 985; November
                              1869.
                        Riche, über die Bronze der chinesischen Gong-gong
                           etc.
                        
                     
                        
                           Vor Kurzem veröffentlichte ich den zweiten Theil meiner Untersuchungen über die
                              KupferzinnlegirungenPolytechn. Journal, 1869, Bd. CXCIV S. 126. und schloß aus den Versuchen über die verschiedene Dichtigkeit, welche die
                              Bronze der chinesischen Gong-gong und türkischen Becken nach dem Anlassen und
                              dem Ausglühen zeigt, daß die Erfolglosigkeit der in Frankreich angestellten Versuche
                              zur Anfertigung dieser durch ihre außerordentliche Klangfähigkeit ausgezeichneten
                              Instrumente daher rühren müsse, daß man die Legirung bei gewöhnlicher Temperatur
                              bearbeitete, anstatt dieselbe in heißem Zustande zu hämmern, wie dieß nach Dumas die Encyclopédie
                                 japonnaise vorschreibt.
                           Die sehr interessanten, von Champion mitgetheilten Details
                              über die Fabrication der Gong-gong in China und die in der Pariser Münze zu
                              meiner Verfügung stehenden Einrichtungen veranlaßten mich, über diese Legirung Versuche im
                              Großen, und zwar bei verschiedenen Temperaturen abzuführen.
                           Da die von verschiedenen Chemikern ausgeführten Analysen des Metalles der Chinesen
                              nachgewiesen hatten, daß dasselbe aus Zinn und Kupfer in dem Verhältnisse von
                              ungefähr 20 Proc. des ersteren und 80 Proc. des letzteren besteht, so ließ ich
                              Bronzebarren mit 21,5, 20,0 und 18,5 Proc. Zinngehalt gießen und dieselben bei
                              Temperaturen zwischen der Hellrothgluth und der gewöhnlichen Temperatur mit dem
                              Hammer bearbeiten. In der Kälte ist das Metall spröde wie Glas; bei 300 bis
                              350°C. zeigt sich in dieser Hinsicht eine merkliche Besserung; bei der
                              Dunkelrothgluth könnte man glauben, mit einem ganz anderen Metalle zu thun zu haben,
                              denn es läßt sich dann wie Eisen oder Aluminiumbronze bearbeiten. Das Metall läßt
                              sich, ohne zu reißen oder zu brechen, unter den schwersten Hämmern strecken und
                              Bleche von 6 bis 8 Millimet. Stärke können ohne Schwierigkeit bis zur Stärke von 1
                              Millimet. ausgeschlagen werden. Die erhaltenen Bleche haben das Ansehen des
                              chinesischen Metalles und besitzen eine große Klangfähigkeit.
                           Während das Metall unter dem Hammer so rasch erkaltet, daß es jeden Augenblick wieder
                              angewärmt werden muß, wodurch die Arbeit verzögert und complicirt wird, kann man
                              beim Walzwerke sehr starken Druck geben und die Schiene rasch strecken, wenn man bei
                              Dunkelrothglühhitze arbeitet. In der Kälte genügt ein einziger Durchgang durch die
                              Walzen, um die Legirung in Splitter zu verwandeln.
                           In heißem Zustande läßt sich diese Legirung wie Eisen und Stahl schneiden; sie zeigt
                              das feine und gleichmäßige Korn des letzteren. Mittelst Goldarbeiterloth läßt sie
                              sich ohne Schwierigkeit löthen.
                           Die nachstehenden Versuche scheinen zu zeigen, daß die Dichtigkeit der Legirung durch
                              das Hämmern und Walzen in heißem Zustande nur geringe Veränderungen erleidet.
                           
                              
                                 
                                 
                                 Specif. Gew.nach dem Gusse
                                 
                                 Specif. Gew.nach dem Strecken
                                 
                              
                                 Chinesische, von Champion
                                    mitgebrachte Bronze
                                 
                                 –
                                 
                                 8,948
                                 
                              
                                 Bronze mit 21,5 Procent Zinn
                                 
                                   8,938
                                 
                                 8,929
                                 
                              
                                     
                                    „      
                                    „  
                                    18,5      
                                    „        
                                    „
                                 
                                   8,882
                                 
                                 8,938
                                 
                              
                                     
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                                    „  
                                    20,0      
                                    „        
                                    „
                                 
                                    
                                    
                                   8,9248,18  8,912
                                 
                                    
                                    
                                 8,920
                                 
                              
                           Die letzte dieser Legirungen war nach dem Gusse eine Platte von 6 Millimet. Stärke;
                              sie wurde bis zur Dicke von 1 Millimet. ausgewalzt, bevor ich ihre Dichtigkeit
                              bestimmte.