| Titel: | Elektrischer Sicherheitsapparat für Dampfkessel; von Otto Zabel in Quedlinburg. | 
| Autor: | Otto Zabel | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XXVI., S. 103 | 
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                        XXVI.
                        Elektrischer Sicherheitsapparat für Dampfkessel;
                           von Otto Zabel in
                           Quedlinburg.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Zabel's elektrischer Sicherheitsapparat für
                           Dampfkessel.
                        
                     
                        
                           Die bisherigen Sicherheitsapparate bezweckten lediglich, einen zu geringen
                              Wasserstand durch eine Dampfpfeife zu signalisiren. Beim Black'schen Apparat muß der Dampf erst einen Metallpfropfen schmelzen, um
                              zur Pfeife gelangen zu können. Der Schmelzpunkt dieser Pfropfen ist häufig
                              verschieden, und außerdem hat sich noch herausgestellt, daß sich derselbe im Lauf
                              der Zeit verändert; dazu kommt die Kostspieligkeit der Pfropfen selbst und die
                              Umständlichkeit der Einsetzung eines neuen Pfropfens nach jeder Function des
                              Apparates. Der Black'sche Apparat bietet demnach weniger
                              Sicherheit als die gewöhnlichen Schwimmerpfeifen; diese haben jedoch den Uebelstand,
                              daß sie häufig undicht werden und daß der Heizer das Signal, ehe es zur vollen
                              Wirkung gelangt, zuerst hört und es somit in der Hand hat, durch Umwickeln der
                              Pfeife das Signal zu ersticken. Der in Fig. 1 und 2 abgebildete elektrische
                              Apparat hat alle diese Uebelstände nicht. Das Signal wird nur von den betreffenden
                              Aufsichtsbeamten gehört, und bezieht sich dieses nicht allein auf zu niedrigen
                              Wasserstand im Kessel, sondern auch auf zu hohen Wasserstand und zu hohen
                              Dampfdruck. Außerdem wird jeder der drei angeführten anormalen Zustände angezeigt
                              durch eine niederfallende Klappe, die mit dem betreffenden Vermerk versehen ist;
                              diese Vorfälle lassen sich demnach auch noch nachträglich constatiren, nachdem das
                              Signal aufgehört hat zu tönen.
                           Im Kessel befindet sich ein Schwimmer R; damit derselbe
                              von den Wallungen des Wassers nicht beeinträchtigt wird, schwimmt er in einer oben
                              offenen Büchse, in welcher das Wasser von unten durch einen gelochten Boden langsam
                              ein- und austritt. Dieser Schwimmer trägt eine Stange mit den verstellbaren
                              Führungen a und a'. Die
                              Stange bewegt sich ohne Stopfbüchse frei in dem auf dem Kessel stehenden Rohre N, N'. Zwischen den Flanschen der Rohre N, N' ist eine Metallscheibe S,
                                 S (in Fig.
                                 2 in größerem Maaßstab im Grundriß dargestellt) dampfdicht eingeschraubt.
                              Diese Metallscheibe enthält die beiden isolirten Schrauben n und m, welche innerhalb der Scheibe eine
                              Gabel bilden; an der gegenüberliegenden Seite befindet sich die ebenfalls isolirte
                              Schraube P mit einer Spiralfeder; an dieser ist eine
                              Metallzunge befestigt, die zwischen der durch die Schrauben n und
                              m gebildeten Gabel spielt und in der Mitte eine
                              Oeffnung zum freien Durchgang der Schwimmerstange hat. Die Führungen a und a' werden so weit von
                              einander festgestellt, als man den Heizern Spielraum im Wasserstand gestatten will;
                              sie dienen als Mitnehmer der Zunge, um diese mit der Schraube n oder m in Berührung zu bringen.
                           Ueber den Kesseln befinden sich die Hauptdrähte, welche, bevor sie in die Fabrikräume
                              weiter geführt werden, der leichteren Isolation und Legung halber zu einem Kabel von
                              4 verschiedenartig gefärbten Drähten vereinigt sind. In irgend einem Fabriklocal,
                              Comptoir, Aufseherwohnung etc. befindet sich eine elektrische Batterie B, ein elektrisches Läutewerk L und ein Anzeigkasten K. Es kann jedoch auch
                              der Anzeigkasten im Comptoir, die Glocke dagegen an irgend einem anderen Platz
                              angebracht werden. Jeder Kessel, resp. die in der Scheibe S,
                                 S befindlichen Schrauben n, m und P, sind mit den Hauptdrähten über den Kesseln durch
                              angelöthete Nebendrähte verbunden; ebenso sind die Kabeldrähte mit Batterie,
                              Läutewerk und Anzeigkasten verbunden.
                           Steigt nun das Wasser im Kessel über die festgesetzte Höhe, so wird die Führung a' die Zunge gegen die obere Schraube n drücken und die Batterie schließen; das Läutewerk L beginnt zu tönen und gleichzeitig fällt an dem
                              Anzeigkasten K vor die Oeffnung II eine Platte, welche
                              die Worte „zu viel Wasser“ trägt. So lange der Wasserstand zu
                              hoch ist, bleibt die Batterie geschlossen; das Läuten hört erst dann auf, wenn der
                              Wasserstand im Kessel und mit demselben die Führung a'
                              gesunken und so die Zunge in ihre frühere Lage zurückgefedert ist. Die Anzeigplatte
                              wird so lange dem Auge sichtbar bleiben, bis dieselbe zurückgestellt wird; der
                              stattgefundene zu hohe Wasserstand kann also auch noch nachträglich constatirt
                              werden, wenn die Glocke nicht gehört seyn sollte. Bei zu geringem Wasserstand im
                              Kessel wird die Führung a die Zunge mit nach unten
                              nehmen und dieselbe gegen die Schraube m drücken. Sofort
                              wird das Läutewerk ertönen und eine Platte mit der Inschrift: „zu wenig
                                 Wasser“ wird vor die Oeffnung III fallen. Steigt das Wasser, so
                              verläßt die Führung a die Zunge wieder, diese kehrt in
                              ihre mittlere Lage zurück und die Glocke wird aufhören zu läuten, wogegen die
                              Anzeigplatte bis zur Wegnahme sichtbar bleibt.
                           Um auch zu hohen Dampfdruck signalisiren zu können, schiebt man durch die obere
                              Oeffnung des Quecksilbermanometers M zwei isolirte
                              Drähte bis zu dem zu signalisirenden Dampfdruck. Sobald letzterer eintritt, wird das
                              Quecksilber die beiden Drähte berühren und die Batterie schließen; sofort ertönt das
                              Läutewerk und vor die Oeffnung IV des Anzeigkastens fällt eine Platte mit der Inschrift:
                              „zu viel Dampf“. – Derartige Läutewerke und
                              Anzeigkästen lassen sich beliebig viele in verschiedenen Räumen anbringen und werden
                              sie alle gleichzeitig functioniren. Auch im Kesselhaus selbst kann ein Läutewerk
                              angebracht werden.
                           Soll ein Kessel abgelassen werden, so schraubt man, damit das Läutewerk nicht
                              fortwährend tönt, den betreffenden Draht an der Schraube m los. Eine mit Verschluß versehene Metallumhüllung verhindert, daß Heizer
                              und unberufene Personen an die Schrauben n, m und P geangen können.
                           Alle Drahtverbindungen müssen zusammengelöthet werden. Die Batterie ist jährlich
                              einmal zu reinigen und frisch zu füllen, bedarf jedoch während dieser Zeit keiner
                              besonderen Aufsicht.
                           Bis auf weitere Bekanntmachung sind diese Apparate nur allein von mir zu beziehen;
                              der Preis desselben beträgt pro Kessel 15 Thlr., für
                              einmalige Anlage der Leitung, Batterie, Läutewerk, Anzeigkasten 25 Thlr., großes
                              Läutewerk mit doppelter Batterie 15 Thlr. mehr. Ist mehr als 100' Kabellänge
                              erforderlich, so wird für jeden Fuß darüber 2 Sgr. berechnet. 6 Kesselapparate
                              kosteten demnach 6 mal 15 plus 25 Thlr. Ausgeführte
                              Anlagen können unter anderen in nachstehenden Fabriken angesehen werden:
                              Actieneisenwerk in Salzgitter, Zuckerfabriken: Brandes
                              und Comp. in Offleben bei Schöningen, Brandes und Basel in
                              Hötensleben, Actienzuckerfabrik Jerxheim, Kücken und Schmidt in Wulferstedt, Wiersdorff,
                                 Hecker und Comp. in Gröningen, Gustav Mehne in Säbischdorf bei Schweidnitz, M. W. Heimann in Breslau, Lüdecke
                              und Comp. in Landsberg, Zuckerfabrik Schwittersdorf bei
                              Eisleben, Zuckerfabrik Erdeborn bei Eisleben, Wulsch,
                                 Förster und Comp. in Schwanebeck, Lafferder
                              Actienzuckerfabrik, W. A. Rimpau in Schlanstedt, R. Weinlig in Quedlinburg, H. Schliephake und Comp. in Dedeleben,
                              Zuckerfabrik Alsleben in Alsleben a. S., Zuckerfabrik Besedau bei Alsleben a. S.,
                              Zuckersiederei-Comp. in Bernburg, Hartwigswaldauer Zuckerfabrik bei Jauer,
                              Zuckersiederei Gutschdorf bei Striegau, C. E. Walkhoff in
                              Schosnitz bei Canth, Zuckerfabrik Klettendorf bei Breslau, Gräfl. Stollberg'sche Maschinenfabrik in Magdeburg,
                              Magdeburg-Halberstädter Eisenbahn-Werkstatt in Halberstadt, Emil Soltmann's Eisenwerk Thale, Zuckerfabriken in Garden und
                              Pyritz etc.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
