| Titel: | Gerner's Dampfkesselsystem. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XXVII., S. 106 | 
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                        XXVII.
                        Gerner's Dampfkesselsystem.
                        Nach Armengaud's Génie industriel, September 1869, S.
                              137 und dem Scientific American, October 1869, S. 209.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              II.
                        Gerner's Dampfkesselsystem.
                        
                     
                        
                           Auf der Ende 1867 stattgehabten Ausstellung des American
                                 Institute in New-York erregte das von Capitän Gerner construirte Dampfkesselsystem die Aufmerksamkeit der Fachleute. Die
                              damals muthmaßlich ausgesprochenen günstigen Eigenschaften dieses Kessels sollen
                              sich praktisch so bewährt haben, daß eine ausgedehnte Anwendung desselben zu
                              erwarten ist.
                           Ursprünglich wurde der gewöhnliche, cylindrische Kessel zur Vergrößerung der
                              Heizfläche und Erzielung eines trockenen Dampfes, welcher vor Wärmeausstrahlung nach
                              Außen bewahrt werden sollte, in einer solchen Art von Gerner modificirt, wie dieß der Schnitt in Figur 23 andeutet.
                           Durch Anbringung eines kleineren Cylinders c im Inneren
                              des Kessels C – parallel aber etwas excentrisch
                              zum äußeren gestellt – wurde die Dicke der Wasserschicht bedeutend
                              verringert, die Heizfläche wesentlich vergrößert und der innere cylinderförmige Raum
                              zur Ansammlung des Dampfes in einer ähnlichen Weise verwendet, wie dieß im Schnitt
                              in Fig. 22
                              ersichtlich ist und noch näher besprochen wird.
                           Eine günstigere Anordnung mit Rücksicht auf eine zweckmäßige Wassercirculation und
                              ungehinderte Dampfaufsteigung wurde durch die Herstellung des conisch geformten
                              Kessels erzielt, welcher durch die Schnitte Fig. 22 und 24 skizzirt
                              ist.
                           Die Kesselachse ist horizontal und der innere kegelförmige Mantel B ebenfalls excentrisch zum äußeren A verstellt. Durch die Art der Einmauerung umhüllen die
                              von dem Roste f aufsteigenden Flammen fast den ganzen
                              Kessel und die abziehenden Verbrennungsproducte bestreichen noch, bevor sie durch
                              den Schornstein G entweichen, den Dampfraum und
                              überhitzen den Dampf.
                           Dieser erhebt sich zunächst im Dampfdom C, mit welchem
                              der innere Kesselraum B durch die Röhre D communicirt, so daß eigentlich der kegelförmige Raum
                              B zur Ansammlung des gebildeten Dampfes dient, in
                              welchem derselbe vor Wärmeausstrahlung nach Außen bewahrt ist.
                           Die Wasserzuführung, welche bei der reducirten Wassermenge vollkommen gleichmäßig erfolgen muß,
                              geschieht durch die Röhre F: I bringt das allenfalls im
                              Dampfraume B sich bildende Condensationswasser in's
                              Freie. Den Dampf aber leitet die Röhrenleitung E, E' zur
                              Maschine.Die Mündung der Dampfröhre E dürfte günstiger
                                    weiter links in der heißeren Gegend statt gegenüber dem Eintritt des
                                    frischen Speisewassers und zwar einfach durch eine Umbiegung und
                                    Verlängerung der Röhre E angelegt werden.
                              
                           Nach dem beschriebenen System hat Gerner horizontale und
                              verticale, stationäre und tragbare Kessel construirt; bei letzteren wird die äußere
                              Umhüllung durch mit Wasser gefüllte hohle Metallwände gebildet.
                           Unsere Quellen bezeichnen als Vortheile dieser Kesselconstruction die ungehinderte
                              Wassercirculation, die günstige Ausnutzung der Feuerwärme, die Erzeugung von trockenem Dampf, und die Vermeidung ungleichmäßiger
                              Erhitzung und der daraus entspringenden ungleichmäßigen Ausdehnung des Kessels. Die
                              mit einem Pfund Kohle (Anthracit) verdampfte Wassermenge wird mit 10 bis 12 Pfund und etwas darüber angegeben.
                           Zur Vergleichung sey noch nachstehende Tabelle aus dem Scientific American
                              Näheres bei den General-Agenten Kasson
                                    and
                                    Comp., Broadway,
                                       New-York.
                                    J. Z. angefügt:
                           
                              
                                 Kesselgattung.
                                 Zahl dergeprüften Kessel.
                                 Länge, Fuß.
                                 Durchmesser,Zoll.
                                 VerdampfteWassermengepro 1 Pfd.Kohle.
                                 
                              
                                 Locomotivkessel
                                 1
                                 22
                                 42
                                   8
                                 
                              
                                 Röhrenkessel mit rückkehrenderFlamme
                                 1
                                 16
                                 43
                                   7
                                 
                              
                                 Zugkessel
                                 1
                                 40
                                 45
                                   6
                                 
                              
                                 Cylinderkessel
                                 2
                                 40
                                 36
                                   5
                                 
                              
                                 Gerner's
                                    stationäre  Kessel
                                 1
                                 22
                                 36–48
                                 
                                 
                              
                                 Gerner's
                                    tragbare  Kessel
                                 1
                                 13
                                 56
                                 11
                                 
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
