| Titel: | Ueber die Darstellung des Chloralhydrats und die Kennzeichen seiner Reinheit; von Z. Roussin. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. XLIII., S. 149 | 
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                        XLIII.
                        Ueber die Darstellung des Chloralhydrats und die
                           Kennzeichen seiner Reinheit; von Z. Roussin.
                        Aus den Comptes rendus, t. LXIX p. 1144; November
                              1869.
                        Roussin, über Darstellung und Eigenschaften des
                           Chloralhydrats.
                        
                     
                        
                           In Folge verschiedener physiologischer Beobachtungen ist neuerlichst die
                              Aufmerksamkeit des ärztlichen und des chemischen Publicums auf das Chloralhydrat
                              gelenkt worden.Man s. polytechn. Journal Bd. CXCIV S.
                                       523; zweites Decemberheft 1869. Mittelst der im Nachstehenden angegebenen Abänderungen des Verfahrens von
                              Dumas läßt sich eine weit reichlichere Menge eines
                              sehr reinen Productes gewinnen.
                           Diese Modificationen bestehen: 1) im Weglassen der Operation, mittelst welcher erst
                              flüssiges Chloral dargestellt wird, weil durch dieselbe ein bedeutender Verlust
                              verursacht und die Bildung secundärer, später nur schwierig zu beseitigender
                              Producte herbeigeführt wird; 2) in der Reinigung des erhaltenen Chloralhydrats
                              zunächst durch starkes Auspressen, dann durch Destillation.
                           Wenn der durch den absoluten Alkohol geleitete Strom von trockenem Chlorgas keine
                              Reaction mehr hervorbringt und das Gas selbst inmitten des kochenden, mit Chlor
                              gesättigten Alkohols seine grünlichgelbe Farbe beibehält, gesteht die Flüssigkeit,
                              sobald sie auf 0° abgekühlt wird, stets zu einer krystallinischen Masse.
                              Diesem wirr durcheinander krystallisirten Chloralhydrat ist eine flüssige, wie das
                              Chloralhydrat flüchtige Substanz beigemengt, welche sich durch Destillation nicht
                              entfernen läßt; es muß deßhalb kräftig ausgepreßt werden, wodurch der größte Theil
                              dieses Productes beseitigt wird. Der durch Abkühlung erhaltene Kuchen von
                              Chloralhydrat wird in trockene Leinwand oder trockenes Filtrirpapier eingeschlagen
                              und unter der Presse so lange comprimirt, bis die Masse keinen Fleck mehr gibt und
                              ganz trocken und zerreiblich geworden ist. Darauf bringt man sie mit etwas
                              Kreidepulver in eine Retorte und schreitet zur Destillation. Das ganze übergegangene
                              Destillat erstarrt bis zum letzten Tropfen zu harten, spröden Krystallen.
                           
                           Reines Chloralhydrat ist vollkommen weiß und bildet lange, prismatische, durch
                              einander gewachsene Krystallnadeln, welche ziemliche Härte besitzen, dabei aber
                              zerreiblich sind. Sein Geruch ist bei gewöhnlicher Temperatur nicht sehr stark und
                              erinnert einigermaßen an den des Chloroforms und des Chlorkalkes; sein Geschmack ist
                              anfangs milde, dann aber etwas scharf. An freier Luft verflüchtigt es sich
                              vollständig, ohne merklich Feuchtigkeit anzuziehen; in einer mit Wasserdampf
                              gesättigten Atmosphäre kann es aber zerfließen. Bei der Temperatur von + 56°
                              C. schmilzt es zu einer farblosen, außerordentlich klaren und stark lichtbrechenden
                              Flüssigkeit. Sein Siedepunkt ist bei + 145° C. constant. Zwischen Fließpapier
                              gepreßt, dürfen die Chloralhydratkrystalle keinen Fleck erzeugen.
                           Das Chloralhydrat löst sich in sehr geringen Wassermengen vollständig; es ist ferner
                              löslich in Aether, Alkohol, Chloroform, Schwefelkohlenstoff, Benzol und den
                              Fettkörpern. Seine wässerige Lösung ist vollkommen klar, fast geruchlos und zeigt
                              weder auf Reagenspapier, noch auf eine Lösung von salpetersaurem Silberoxyd eine
                              Einwirkung; dagegen trübt sie sich bei gewöhnlicher Temperatur, selbst in ziemlich
                              verdünntem Zustande, auf Zusatz einiger Tropfen einer wässerigen Aetzkalilösung,
                              wobei sich ein sehr angenehmer Geruch nach Chloroform, dem normalen Producte dieser
                              Reaction, entwickelt.