| Titel: | Ueber ein abgeändertes Verfahren zur volumetrischen Bestimmung des in seinen Erzen enthaltenen Kupfers und Zinkes mittelst einer Normallösung von Kaliumeisencyanür; von M. Galletti, Oberwardein der königl. Münze der Provinz Genna. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LXIV., S. 258 | 
| Download: | XML | 
                     
                        LXIV.
                        Ueber ein abgeändertes Verfahren zur
                           volumetrischen Bestimmung des in seinen Erzen enthaltenen Kupfers und Zinkes mittelst
                           einer Normallösung von Kaliumeisencyanür; von M. Galletti, Oberwardein der königl. Münze der
                           Provinz Genna.Modificazioni ai
                                       metodi di determinazioni volumetrische del Rame e dello Zinco
                                       etc.; Genova, Settembre 1869.
                           
                        Galletti, volumetrisches Verfahren zur Bestimmung des Kupfers und
                           Zinkes in ihren Erzen.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich hält das beim Probiren von Kupfer- und Eisenerzen durch Fällung
                              ihrer Lösungen mittelst Ammoniak niedergeschlagene Eisenoxyd stets mehr oder weniger
                              Kupfer- und Zinkoxyd zurück, deren Menge von dem größeren oder geringeren
                              Metallgehalte der Erze bedingt wird. Es ist demnach nothwendig, das gefällte Eisenoxyd
                              zweimal, ja selbst dreimal wieder zu lösen und mit Ammoniak niederzuschlagen, um
                              Kupfer und Zink vollständig vom Eisen trennen zu können.
                           Diese nothwendige Wiederholung jener Operation ist sehr zeitraubend und demzufolge
                              empfiehlt der Verfasser, um die volumetrische Probe rascher ausführbar und doch
                              gleich zuverlässig zu machen, die das Eisenoxyd begleitenden Oxyde der beiden
                              anderen Metalle in Essigsäuresalze umzuwandeln. Diese
                              Operation kann in zweierlei Weise ausgeführt werden, nämlich entweder mit
                              Abfiltriren des Eisenoxydes (vor der Anwendung der Normallösung von
                              Kaliumeisencyanür), oder indem man das Eisenoxyd in der ammoniakalischen Lösung
                              zurückläßt. Man verfährt auf nachstehende Weise.
                           Nehmen wir an, es sey ein Kupferkies zu probiren. 1 Grm.
                              des vorher sehr fein geriebenen und sorgfältig getrockneten Erzes wird zunächst mit
                              concentrirter Salpetersäure so lange behandelt, indem die erhaltene Flüssigkeit
                              beinahe zur Trockne erhitzt wird, bis der freigewordene Schwefel von den feinen
                              Erzpartikelchen, welche ihm stets beigemengt sind, vollständig befreit ist; hierauf
                              setzt man ungefähr 20 Kubikcentimeter Chlorwasserstoffsäure, dann 0,2 bis 0,3 Grm.
                              chlorsaures Kali hinzu und kocht das Ganze bis ungefähr zu seinem halben Volum ein;
                              dann verdünnt man mit destillirtem Wasser und fällt das Eisen im Zustande von Oxyd
                              mit Ammoniak in merklichem Ueberschusse, wozu man vortheilhaft (selbstverständlich
                              erst nach der Sättigung der Flüssigkeit) ein constantes Volum dieses Reagens
                              verwendet; hierauf erhitzt man nochmals bis zum Sieden und versetzt die Lösung mit
                              reiner Essigsäure von 10° Baumé (spec. Gewicht 1,070), bis die
                              Flüssigkeit eine smaragdgrüne Färbung angenommen hat. Hierauf rührt man tüchtig um,
                              erhält die Lösung von Neuem zwei Minuten hindurch in langsamem Kochen und setzt
                              nochmals überschüssiges Ammoniak hinzu. Dann wird die Flüssigkeit in ein geeignetes
                              Glasgefäß gegossen und der Kolben mit soviel heißem destillirtem Wasser ausgespült,
                              daß man im Ganzen ungefähr einen halben Liter Flüssigkeit erhält. Hierauf wird diese
                              sehr vorsichtig und allmählich mittelst reiner, mit ihrem zehnfachen Gewichte
                              destillirten Wassers verdünnter Essigsäure angesäuert, wobei jeder Ueberschuß der
                              letzteren vermieden werden muß, so daß die Flüssigkeit nur sehr schwach sauer
                              reagirt – eine zum Gelingen der Operation unerläßliche Bedingung –,
                              weil zu viel Essigsäure in Gegenwart von Eisenoxyd schädlich wirkt.Da das bei Zusatz von chlorsaurem Kali erhaltene Eisenoxyd weniger
                                    Hydratwasser enthält, so widersteht dasselbe der Einwirkung der Essigsäure
                                    besser, folglich sind die mit dem Ansäuern der Flüssigkeit verbundenen
                                    Schwierigkeiten geringer. Sobald das
                              niedergeschlagene basisch-essigsaure Eisenoxyd sich abgesetzt hat, schreitet
                              man zur Fällung des Kupfers mittelst der Normallösung von Kaliumeisencyanür.
                           Beim Probiren armer, d.h. solcher Kupfererze, welche höchstens 6 Proc. Kupfer
                              enthalten, ist es zu empfehlen, der salpetersauren Lösung 0,1 Grm. reines Kupfer
                              zuzusetzen, dessen Menge dann von dem erhaltenen Resultate abgezogen wird. Diese
                              Vorsichtsmaßregel ist deßhalb erforderlich, weil ein vorwaltender Eisenoxydgehalt
                              beim Probiren derartiger Erze die Operation schwierig macht und leicht zu ungenauen
                              Resultaten führt.Es ist zu empfehlen, gleichzeitig mit der eigentlichen Probe eine zweite
                                    Probe mit reinem Kupfer zu machen, um die Differenzen zu vermeiden, welche
                                    durch die atmosphärische Temperatur bei der Volumbestimmung verursacht
                                    werden könnten.
                              
                           Zum Probiren von Erzen, welche bis 12 Procent Kupfer enthalten, muß man 1 Grm.
                              Substanz nehmen; bei reicheren Erzen genügen 0,5 Grm. zur Probe.
                           Bei der Modification des in Rede stehenden Probeverfahrens mit Abfiltriren des
                              Eisenoxydes verfährt man in nachstehender Weise.
                           Nachdem die Flüssigkeit zum zweiten Male mit Ammoniak versetzt worden, wird sie auf
                              das Filter gebracht; ist sie durchgegangen, so wird das zurückgebliebene Eisenoxyd
                              zunächst mit wenig destillirtem Wasser, dann mit einer verdünnten, kochend heißen
                              Lösung von saurem essigsaurem Ammoniak ausgewaschen.
                           Die zu diesem Zwecke geeignetste Lösung des Ammoniaksalzes erhält man, wenn man 20
                              Grm. reine Essigsäure mit Ammoniak genau sättigt und der erhaltenen Flüssigkeit ein
                              Gemisch von 15 Grm. derselben Essigsäure und 585 Grm. Wasser hinzufügt. Wird auf des
                              Auswaschen des Eisenoxydes die gehörige Sorgfalt verwendet, so wird das demselben
                              mit eigenthümlicher Hartnäckigkeit anhaftende Kupfersalz vollständig entfernt; doch
                              sind dazu gewöhnlich circa 400 Grm. der erwähnten Lösung
                              von saurem essigsaurem Ammoniak erforderlich.
                           Enthält der zu probirende Kupferkies Zink, Nickel und Kobalt, so muß das Kupfer entweder im metallischen
                              Zustande durch Fällung mit Zink, oder aber als (Singulo-) Sulfuret mit
                              unterschwefligsaurem Natron bestimmt werden.
                           Die angegebenen beiden Verfahrungsweisen erfordern selbstverständlich sehr
                              verschiedene Mengen von Kaliumeisencyanür zur Bereitung der Normallösung, wie auch
                              zum Probiren eisenfreier Kupfererze von jenem Salze eine abweichende Menge nöthig
                              ist. Die zur Bereitung von 1 Kilogr. der zur Bestimmung des Kupfers in Gegenwart von
                              Eisenoxyd dienenden
                              Normallösung erforderliche Quantität krystallisirten Kaliumeisencyanürs beträgt
                              55,20 Grm., während zur Darstellung von 1 Kilogr. der Normallösung welche zum
                              Probiren des mit essigsaurem Ammoniak und mit Abfiltriren des Eisenoxydes vom
                              letzteren getrennten Kupfers dient, 57,50 Grm. dieses Salzes nöthig sind. Dagegen
                              dürfen für die Normallösung welche zum Probiren von reinen, nur ein Minimum von
                              Eisen enthaltenden Kupfererzen bestimmt ist, nicht mehr als 50,30 Grm.
                              Blutlaugensalz genommen werden. Diese Zahlen sind durch vielfache Versuche
                              festgestellt worden.
                           Die Titrestellung der Normallösung wird ganz auf dieselbe Weise ausgeführt, wie für
                              das Probiren des Erzes angegeben ist. Zu diesem Zwecke wägt man genau 0,2 Grm.
                              reines Kupfer und eben so viel Eisen ab, bringt dann beide in Lösung, und nachdem
                              man diese in der für die Erzprobe beschriebenen Weise behandelt hat, setzt man 20
                              Kubikcentimeter Normallösung hinzu und macht nun die nöthigen Correctionen, bis die
                              klar gewordene Flüssigkeit weder die Gegenwart von Kupfer, noch von überschüssigem
                              Reagens anzeigt.
                           Die angegebenen Mengen von Eisen und Kupfer scheinen die zweckmäßigsten zur
                              Darstellung einer Normallösung zum Probiren von Kupferkiesen zu seyn, da mittelst
                              derselben auch dann sehr genaue Resultate erhalten werden, wenn der Metallgehalt der
                              Erze von dem angegebenen Verhältnisse bedeutend abweicht.
                           Eine Reihe von Versuchen, welche zu dem Zwecke abgeführt wurden, den Punkt
                              festzustellen, bei welchem die Gegenwart des Eisens eine Abänderung in der
                              Zusammensetzung der Normallösung zu erfordern beginnt, hat ergeben, daß schon 0,020
                              Grm. Eisen hinreichend sind, um diese Modification nöthig zu machen. Diese Versuche
                              wurden mit Gemischen von Eisen- und Kupferlösung angestellt, welche zuerst
                              aus 0,20 Grm. von beiden bereitet und dann in ihrer Zusammensetzung so abgeändert
                              wurden, daß die Menge des Eisens allmählich bis auf 0,020 Grm. vermindert ward. Die
                              Operationen wurden sämmtlich doppelt ausgeführt, d.h. ein und dieselbe
                              Kupfereisenlösung wurde mit zwei Normallösungen behandelt; die erhaltenen Resultate
                              ergaben unzweifelhaft, daß die Anwendung der zur Bestimmung des Kupfers in Gegenwart
                              von Eisen dargestellten Normallösung unbedingt nothwendig wird, sobald der
                              Eisengehalt über 20 per mille hinaus geht.
                           Das im Vorstehenden beschriebene Verfahren zum Probiren der Kupfererze ist auch bei
                              der Probe auf Zink zu befolgen, für welche Galletti die Anwendung von Essigsäure anstatt der
                              Mineralsäuren zum Ansäuern der ammoniakalischen Flüssigkeit bereits in der
                              Beschreibung seiner i.
                              J. 1864 von der Turiner Akademie der Wissenschaften anerkannten Methode
                              vorgeschrieben hat; dabei ist jedoch bezüglich des Probirens der Blende zu beachten,
                              daß die Behandlung mit Chlorwasserstoffsäure so lange fortgesetzt wird, bis alle
                              Salpetersäure ausgetrieben ist.
                           Zum Probiren der im Allgemeinen sehr reichen Zinkerze dürfen nur 0,5 Grm. Probemehl
                              genommen werden.
                           Für Galmei verfährt man am zweckmäßigsten in folgender
                              Weise. 0,5 Grm. des feingepulverten Erzes werden mit ungefähr 40 Kubikcentimeter
                              Chlorwasserstoffsäure behandelt; da aber in der erhaltenen Lösung das Eisenoxydul
                              ohne die Einwirkung von Salpetersäure nicht vollständig in Oxyd übergeführt werden
                              kann, so empfiehlt es sich, einige Decigramme chlorsaures Kali in den Kolben
                              einzutragen. Nach 20 Minuten langem Sieden verdünnt man mit destillirtem Wasser,
                              übersättigt mit Ammoniak und vollendet die Probe nach den für die Kupferprobe
                              gegebenen Vorschriften.
                           Um constante Resultate zu erhalten, ist es erforderlich, bei beiden Sättigungen der
                              Flüssigkeit einen ziemlich bedeutenden Ueberschuß von Ammoniak anzuwenden, damit
                              alles Zink in Lösung bleiben kann. Die dazu nothwendige Menge beträgt für die erste
                              Sättigung etwa 30, für die zweite 20 Kubikcentimeter. Ist die Flüssigkeit mit
                              Essigsäure im richtigen Grade angesäuert, so gibt sich dieß durch den schwach sauren
                              Geruch zu erkennen, welchen sie nach beendigtem Kochen entwickelt.
                           Die zum Probiren der Zinkerze anzuwendende Normalflüssigkeit wird durch Auflösen von
                              42,65 Grm. krystallisirtem Kaliumeisencyanür in soviel destillirtem Wasser
                              dargestellt, daß man 1 Liter Lösung erhält, jedoch stets mit den Correctionen welche
                              entsprechend den aus der Probe sich ergebenden Differenzen zu machen sind.Franz Reindel (polytechn. Journal Bd. CXC S. 395) hat nachgewiesen,
                                    daß, wenn die Lösung eines Zinksalzes mit einer bestimmten Menge
                                    Kaliumeisencyanür versetzt wird, der entstandene Niederschlag nicht aus
                                    einfachem Eisenzinkcyanür, sondern aus einem Doppeleisencyanür von Kalium
                                    und Zink von der ZusammensetzungZn³KCfybesteht.Diese Thatsache erklärt die erforderliche Anwendung einer größeren Menge von
                                    Kaliumeisencyanür zur Bereitung der für das Probiren der Zinkerze bestimmten
                                    Normallösung. Dasselbe gilt für die Kupfersalze, und dadurch erklären sich
                                    die bei der Kupferkiesprobe (wenn die oben angegebenen Umstände obwalten)
                                    beobachteten Anomalien in der Stärke der erforderlichen Normallösung.
                              
                           Beim Galmei und der Blende verursacht die Gegenwart selbst bedeutender Mengen von
                              Eisen nicht die Anomalien, welche beim Kupferkiese beobachtet werden; daher bleibt
                              die Zusammensetzung der Normalflüssigkeit unverändert dieselbe, mag sie nun für die
                              noch eisenoxydhaltige oder für die von diesem Oxyde durch Filtriren befreite Lösung angewendet
                              werden.
                           Zuweilen enthält der Galmei Bleiverbindungen (kohlensaures
                              oder schwefelsaures Bleioxyd oder Schwefelblei); durch wiederholte Versuche hat sich
                              der Verfasser überzeugt, daß dieser Umstand die Richtigkeit der Resultate durchaus
                              nicht beeinträchtigt, weil das Kaliumeisencyanür keine wahrnehmbare Wirkung auf das
                              mit dem Zink in Form von ammoniakalischem Doppelsalze aufgelöste Blei ausübt.
                           Versuche analoger Art wurden mit verschiedentlich zusammengesetzten Gemischen von
                              Zink- und Bleisalz angestellt und nach Galletti's
                              Beobachtung verursacht selbst ein Bleigehalt des Galmeies von 10 Procent kein
                              fehlerhaftes Resultat bezüglich seines Zinkgehaltes. Die gleichen Resultate erhält
                              man auch beim Probiren bleihaltiger Kupfererze.
                           Der Galmei kann von Mangan, in Form von Oxydul begleitet
                              seyn; bei dem Probiren eines solchen Erzes muß man der ammoniakalischen Lösung zwei
                              Tropfen Brom zusetzen und sie 24 Stunden lang der
                              Einwirkung der Luft aussetzen, um das Manganoxydul in Manganoxyd überzuführen.
                           Oder man trägt nach beendigter Einwirkung der Chlorwasserstoffsäure eine geringe
                              Menge chlorsaures Kali in den Kolben ein, worauf in diesem augenblicklich eine
                              starke Chlorentwickelung stattfindet; man verdünnt sofort mit Wasser und übersättigt
                              unmittelbar darauf mit Ammoniak. Das Mangan wird sogleich in Form von Oxyd
                              niedergeschlagen und kann nun durch Filtriren vollständig abgeschieden werden.
                           Beim Probiren von manganhaltigem Galmei muß man, nachdem das Mangan auf die
                              angegebene Weise niedergeschlagen worden, die Ansäuerung des Gemisches im Kolben mit
                              Essigsäure vermeiden, sowie die Anwendung der Lösung von saurem essigsaurem Ammoniak
                              zum Auswaschen des Eisenoxydes, durch welche ein großer Theil des Manganoxydes in
                              die Flüssigkeit zurückgeführt wird; anstatt jener Lösung benutzt man eine von 5 Grm.
                              kohlensaurem Ammoniak in 400 Kubikcentimeter destillirtem Wasser, welche mit 10
                              Kubikcentimeter Ammoniak versetzt wird. Diese Lösung muß gleichfalls siedendheiß
                              angewendet werden; durch dieselbe wird die Auflösung des dem Eisenoxyde anhaftenden
                              Zinkoxydes begünstigt, somit der Verlust an letzterem (welcher niemals zu vermeiden
                              ist, wenn die Beschaffenheit der Erze die Anwendung des sauren essigsauren Ammoniaks
                              nicht gestattet) auf ein Minimum beschränkt.
                           Um die Gegenwart von Mangan im Galmei zu ermitteln, mengt man gleiche Theile von
                              gepulvertem salpetersaurem Kali und kohlensaurem Natron und verreibt eine kleine
                              Quantität dieses Gemenges mit einer ganz geringen Menge des zu probirenden Erzes zum
                              feinsten Pulver; das Ganze bringt man mit einem Tropfen Wasser zur Form eines
                              consistenten Breies und erhitzt diesen mittelst des Löthrohres auf einem Platinblech
                              bis zur vollständigen Schmelzung. Man läßt dann erkalten und erkennt an der in der
                              Mitte des erhaltenen Glases bemerkbaren grünlichen Färbung die Gegenwart des
                              Mangans.
                           Da die Lösung von ammoniakalischem Chlorzink farblos ist, so färbt man dieselbe vor
                              dem Zusatze der Essigsäure durch einige Tropfen Lackmustinctur schwach blau, um den
                              Zeitpunkt, in welchem die Flüssigkeit ihre neutrale Reaction verliert und sauer
                              wird, an der dann eintretenden Veränderung der Färbung, welche aus Röthlichblau in
                              Rosenroth übergeht, zu erkennen.
                           Wenn man bei Gegenwart von Eisen operirt, so muß man die oben bei der Kupferprobe
                              hinsichtlich der Ansäuerung der Flüssigkeit empfohlenen Vorsichtsmaßregeln
                              beobachten.
                           Das auf diese Weise erhaltene, mit Eisenoxyd gemengte Eisenzinkcyanür behält seine
                              natürliche weiße Farbe bei, so lange die Flüssigkeit freies Zink enthält; es färbt
                              sich aber hellgrau, wenn das Reagens auch nur in geringem Ueberschusse zugegen ist.
                              Dann wird die Flüssigkeit trübe und der Niederschlag setzt sich nur langsam und
                              unvollständig ab.
                           Diese beiden Erscheinungen, welche jedesmal eintreten, bilden eine sichere
                              Endreaction, sie gestatten die Beendigung der Operation stets zuverlässig zu
                              erkennen.
                           Eine Trübung der Flüssigkeit zeigt sich jedoch auch, obgleich mit geringerer
                              Intensität, wenn die Flüssigkeit beinahe neutral geworden ist; es ist deßhalb
                              nothwendig, eine geringe Menge derselben durch ein doppeltes Filter in ein
                              Probirgläschen abzufiltriren und mit beiden Reagentien zu untersuchen, ob und wie
                              viel von der Normallösung noch zugesetzt werden muß.
                           Setzt man der Flüssigkeit einen merklichen Ueberschuß von der Normallösung auf einmal
                              zu, so findet die Erscheinung des Trübwerdens bei dem Gemische nicht mehr statt und
                              die klare Flüssigkeit nimmt die Farbe des Reagens an.
                           Es ist zu empfehlen, die Zinklösung vor dem Zusatze der Normallösung auf 40 bis
                              50° C. zu erhitzen, damit das gefällte Eisenzinkcyanür sich rasch
                              absetzt.
                           Bei Vermeidung des Filtrirens wird durch die (von der Zersetzung der in den Zinkerzen
                              enthaltenen Zinksilicate herrührende und durch die Behandlung dieser Erze mit
                              Chlorwasserstoffsäure in gelatinösen Zustand übergeführte) Kieselsäure die Operation in keiner Weise
                              gehindert, diese läßt sich im Gegentheile mit auffallender Schnelligkeit zu Ende
                              führen.
                           Um den Nutzen der im Vorstehenden beschriebenen Abänderungen des bisherigen
                              Probirverfahrens mit größerer Sicherheit nachzuweisen, schien es dem Verfasser
                              zweckmäßig, einige vergleichende Versuche mit Kupferkies und Galmei von
                              verschiedenem Kupfer- bez. Zinkgehalte anzustellen. Die erhaltenen Resultate
                              haben ihn vollends in seinem Vorhaben bestärkt, seine Methode ohne Säumen zu
                              veröffentlichen.Wie Galletti in seiner i. J. 1864 der Turiner
                                    Akademie eingereichten Abhandlung über die volumetrische Bestimmung des
                                    Zinkes voraussagte, sind inzwischen in Sardinien, in der Provinz Iglesias,
                                    sehr ausgedehnte und reiche (hauptsächlich Galmei führende)
                                    Zinkerzlagerstätten aufgefunden worden. Die Bergwerksgesellschaften von
                                    Monte Poni, von Gonnesa etc. besitzen sehr beträchtliche Strecken von diesen
                                    zinkführenden Terrains; die Förderung schreitet lebhaft vorwärts, und diese
                                    neue Quelle des Reichthums für die genannte Insel kann bald großartige
                                    Dimensionen annehmen.Nachdem mit zahlreichen Zinkhüttenwerken in Frankreich, Rheinpreußen, Belgien
                                    und England Contracte zur Lieferung bedeutender Mengen dieser Erze
                                    abgeschlossen worden sind, wurde Galletti mit der
                                    Bestimmung des Zinkgehaltes der einzelnen Sendungen dieser Erze, bevor
                                    dieselben expedirt werden, beauftragt, und es ward ihm die Genugthuung daß
                                    ein aus den HHrn. Hautefeuille in Paris, Merry in
                                    Swansea, Dumont in Lüttich und den
                                    Hüttenprobirern der Stollberger und der Westphaliahütte in Rheinpreußen
                                    bestehender Ausschuß von analytischen Chemikern, nachdem sich derselbe mit
                                    den im Vorstehenden beschriebenen Methoden zur Untersuchung der Zinkerze
                                    vertraut gemacht, einstimmig den Beschluß faßte, sämmtliche aus Sardinien in
                                    die genannten Länder eingeführten Zinkerze ausschließlich nach dem Galletti'schen Verfahren als dem zweckmäßigsten
                                    zu probiren.