| Titel: | Neue Rübenschneidmesser für Zuckerfabriken welche nach dem Diffusionsverfahren arbeiten; mitgetheilt von Dr. Carl O. Cech, Docent am Polytechnicum zu Prag. | 
| Autor: | Carl Otokar Cech [GND] | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LXXIX., S. 299 | 
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                        LXXIX.
                        Neue Rübenschneidmesser für Zuckerfabriken welche
                           nach dem Diffusionsverfahren arbeiten; mitgetheilt von Dr. Carl O. Cech, Docent am Polytechnicum
                              zu Prag.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              V.
                        Cech, über Rübenschneidmesser für
                           Diffusionszuckerfabriken.
                        
                     
                        
                           Bei der Anwendung von Rübenschneidmessern in Diffusionszuckerfabriken hat man stets
                              zu beachten, daß die Leistungsfähigkeit des Messers, seine Herstellungskosten und
                              die Dauerhaftigkeit in möglichst günstigem Verhältnisse zu einander stehen.
                           Die ersten in Diffusionsfabriken angewendeten Messer Robert'scher Construction, Fig. 24, bestehen aus
                              einer Reihe zungenförmiger schmaler (6 Centimet.) Lamellen, welche die Zertheilung
                              der Rübe in 1/2 bis 1''' dicke Schnittlinge bewirken. Diese Messer werden in einem
                              radialen Schlitz der Schneidscheibe, je zwei nebeneinander, mittelst Schrauben
                              armirt.
                           Was die Leistungsfähigkeit dieser Messer anbelangt, so ist wohl zu bemerken, daß
                              dieselben nur mit der halben Längsfläche beim Schneiden
                              thätig sind, daß sich die zwischen den Zungen befindlichen Lücken häufig verstopfen,
                              und daß dieselben gegen Steine und Holz eine sehr geringe
                              Widerstandskraft ausüben. Ein zufälliger Weise in den Schneidkasten gelangter Stein
                              stumpft die Zungen nicht nur sehr schnell ab, sondern er bricht dieselben bis an der
                              Basis ab, wodurch eine weitere Verwendung des Messers unmöglich wird.
                           In Folge solcher Uebelstände sah man sich auch bald nach Messer um, welche bessere
                              Resultate liefern.
                           Ueber die im Zollverein üblichen patentirten Seele'schen
                              Messer, (Braunschweig), so wie über die in einigen mährischen Fabriken eingeführten
                              Robert-Wanniek'schen Messer (Brünn), deren
                              Leistungsfähigkeit sehr gerühmt wird (wobei die letzteren den Vorzug haben, gerade
                              in der Schneidcurve befestigt zu seyn), kann ich aus eigener Kenntniß und Erfahrung
                              noch nichts berichten, will jedoch auf drei verschiedene in Böhmen eingeführte
                              Messer aufmerksam machen, deren Anwendung mit Beifall aufgenommen wurde.
                           In der verflossenen Campagne wurden in der Actien-Zuckerfabrik
                              „Cesky-Brod“ zum erstenmal Versuche mit einem Messer
                              gemacht, dessen äußerst einfache Construction es ermöglicht, dieselben durch den
                              Fabrikschlosser selbst in der gewünschten Menge auf leichte Weise herzustellen.
                           
                           Diese Messer, Fig.
                                 25, bestehen aus einer 3 Centimeter starken Platte von Eisenblech, welche
                              in einer Entfernung von 1,2 Centim. auf der Flachseite der Platte senkrecht
                              stehende, 1,7 Centim. lange und 2 Centim. hohe Zähne besitzt.
                           Dieses Messer ist in die Schneidscheibe radial eingesetzt; die Leistungsfähigkeit ist
                              auf die ganze Längsfläche des Messers ausgedehnt und die
                              Widerstandsfähigkeit desselben gegen Steine eine sehr bedeutende.
                           Bisher wurden diese höchst einfachen Messer in der Zuckerfabrik Libochovic
                              angewendet. Das Stück kostet etwa 50 kr.
                           Etwas complicirter als dieses Messer, ist das von Hrn. Miroslav Napravil, Director der Velimer
                              Zuckerfabrik, construirte, Fig. 26. Die Längsseite
                              ist in spitzkantige Zähne zugefeilt und auf der Flachseite stehen senkrecht
                              schiefgeneigt-kantige Zähne, welche ein Festhalten der Rübe bewirken sollen.
                              Um ein baldiges Stumpfwerden der horizontalen Zähne zu verhindern, ist es zu
                              empfehlen, unter das Messer eine zugeschärfte Stahlplatte zu legen, welche mit dem
                              Messer radial in die Scheibe eingelegt wird.
                           Die von den beiden letzteren Messern gelieferten Schnittlinge lassen nichts zu
                              wünschen übrig.
                           Das Hrn. Abund Stanek
                              (Ingenieur bei HHrn. Danek und
                              Comp. in Prag) patentirte Messer hat in der heurigen
                              Campagne in vielen Fabriken Eingang gefunden, und zwar sind es die Fabriken: Kralup,
                              Lobec, Pilsen, Pysoké-Myto, Rosice und Chrudim (in Böhmen), Lipnik
                              (Mähren), Opava (Schlesien), Hohenau, Aszod und Maroth (Ungarn), und Stockholm
                              (Schweden).
                           Dieses Messer, Fig.
                                 27–30, schneidet mit der halben Längsseite sehr
                              glatte Schnittlinge, welche bis 1 1/2''' stark seyn können, und dennoch so schnell,
                              daß binnen 2 Minuten der Diffusionswaggon gefüllt seyn kann. Da Stanek's Messer durch Steine wenig leiden, so braucht man im Vergleiche zu den alten Robert'schen Messern nur die halbe Anzahl derselben und
                              auch das Schleifen mittelst Fräsen ist ziemlich leicht, wenn auch nicht so schnell
                              zu bewerkstelligen, als bei dem Napravil'schen
                              Messer.
                           Als ein wohl zu beachtender Vorzug dieser Construction ist der in Fig. 28 ersichtliche
                              Schutzkasten zu betrachten, in welchem je zwei Messer festgeschraubt werden und der
                              sammt dem Kasten beim Wechseln der Messer in die Peripherie der Drehscheibe
                              angebracht wird, ein Umstand welcher das Montiren der Schneidmaschinen sehr
                              beschleunigt.
                           
                           Danek's Etablissement fertigt täglich 40 Stück dieser
                              Messer an, und verkaufte im Laufe einer Campagne bereits 3000 Stück derselben.
                           Prag, im Januar 1870.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
