| Titel: | Ueber raffinirtes Gußeisen und Martin's gemischtes Metall. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. LXXXIX., S. 336 | 
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                        LXXXIX.
                        Ueber raffinirtes Gußeisen und Martin's gemischtes
                           Metall.
                        Ueber raffinirtes Gußeisen und Martin’s gemischtes
                           Metall.
                        
                     
                        
                           Unter raffinirtem Gußeisen versteht man neue, zwischen ordinärem Gußeisen und
                              Gußstahl stehende Producte, dadurch erzeugt, daß man Gußeisen durch Umschmelzen im
                              Flammofen von fremden Bestandtheilen (Silicium, Erdenmetallen), welche seiner
                              Zähigkeit und Härte schaden, reinigt und dabei Stabeisen zusetzt, so z.B. in England
                              für zähes Gußeisen (toughened cast iron) 20 bis 40 Proc.
                              kleine Stückchen weichen Eisens. Durch einen geringeren Zusatz davon erzeugt Martin sein gemischtes Metall (Metal mixte).
                              Auch kann man das weiche Eisen in die Formen für Roheisengänze legen, wo es dann von
                              dem flüssigen Roheisen umhüllt wird. Dann schmilzt man das Gemenge im Kupolofen oder
                              im Flammofen um. Diese halbentkohlten Producte besitzen größere Festigkeit als
                              Gußeisen und nehmen beim Schalenguß etwas Härte an. Man verwendet diesen Hartguß
                              unter Anderem zu Walzen, zu Wagenrädern und zu Herzstücken für Kreuzungen bei
                              Eisenbahnen als ein Material von langer Dauer. Hartgeschosse daraus sollen den
                              Gußstahlgeschossen vorzuziehen seyn. Zwar wird ihre Fabricationsmethode geheim
                              gehalten, es ist aber sehr wahrscheinlich, daß sie aus Metal
                                 mixte auf obige Weise hergestellt werden, durch Zusatz von weichem Eisen zu
                              Gußeisen.
                           Hartguß wird unter Anderem von Gruson in Buckau bei
                              Magdeburg (Grusonmetall), von Ganz in Ofen (Ungarn) und zu Königsberg geliefert. Die zur letzten
                              Welt-Ausstellung in Paris gesandten Buckauer Hartgeschosse hatten einen
                              grauen bis halbirten Kern bei strahligem silberweißen Rand, und bestanden dem
                              Bruchansehen nach aus einem Metall zwischen Stahl und Gußeisen. Beim Königsberger
                              Hartguß beträgt die Preisdifferenz zwischen diesem und dem gewöhnlichen Guß 80 Frcs.
                              per Tonne.
                           Nach der Eggertz'schen Probe ergaben Splitter von der
                              weißen Kruste dreier Bruchstücke von Grusonmetall folgende Kohlenstoffgehalte:
                           Nr. 1. 2,15 Proc.; noch feilbar.
                           Nr. 2. 2,24 Proc., sehr schwer zu feilen.
                           Nr. 3. 2,40 Proc., an der Kugel von der Feile nicht mehr angreifbar. Dieses sehr
                              reine Material mit nur 0,02 bis 0,03 Proc. Schwefel scheint darnach mehr oder
                              weniger entkohltes Roheisen zu seyn.
                           Man hat mit mehr oder weniger günstigen Resultaten versucht, dem Gußeisen und Stahl
                              Wolfram und Titan
                              zuzusetzen. Es scheint aber trotz der hier und da erhaltenen Vortheile die Anwendung
                              des Wolframs keine Aussicht zu haben, da es schwierig ist, ein völlig gleichförmiges
                              Product zu erzielen. Auf den v. Mayr'schen Werken in
                              Leoben ist man auch wieder von der Bereitung des Wolframstahles abgegangen, weil
                              Wolfram durch aufeinander folgende Hitze bei der Bearbeitung selbst im kalten
                              Zustande nach und nach bis in's Innere der Barren oxydirte und in Folge dessen die
                              Qualität des Stahles sehr leidet. Dagegen war von v. Mayr
                              in Paris Manganstahl ausgestellt, von welchem jedoch
                              gesagt wurde, daß er kaum eine Spur Mangan enthalte.
                           Das Mangan macht den Stahl spröde und dient nur bei den Frischmethoden als Reinigungsmittel, so lange
                              sein Oxyd noch nicht an Kieselsäure gebunden ist.
                           Das raffinirte Gußeisen wird zuweilen noch einem Ausglühen, Adouciren, unterworfen und zwar entweder in geschlossenen Gefäßen, wo dann
                              unter Zerstörung der krystallinischen Structur ein Theil des Kohlenstoffes als
                              Graphit ausgeschieden wird, oder mit sauerstoffhaltigen Körpern wie bei Bereitung
                              des hämmerbaren Gußeisens. Durch diese Operationen werden, ohne wesentliche
                              Vermehrung der Zähigkeit, die Härte und Sprödigkeit vermindert. (Gruner in den Annales des mines;
                                 1868; aus der berg- und hüttenmännischen Zeitung, 1870, Nr. 5.)