| Titel: | Automatischer Regulator für Druck und Abfluß, besonders bei Destillir- und Rectificir-Apparaten; von H. Champonnois, Ingenieur in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CVI., S. 391 | 
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                        CVI.
                        Automatischer Regulator für Druck und Abfluß,
                           besonders bei Destillir- und Rectificir-Apparaten; von H. Champonnois, Ingenieur in
                           Paris.
                        Aus Armengaud's Génie industriel, December 1869, S.
                              287.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VIII.
                        Champonnois’ Druckregulator.
                        
                     
                        
                           Eine wesentliche Bedingung für den guten Gang der Destillir- und namentlich
                              der Rectificir-Apparate besteht in der größten Regelmäßigkeit der
                              Dampfbildung in der Blase. Bei den bisher zu diesem Zwecke in Gebrauch gekommenen
                              Vorrichtungen bedient man sich des durch die Heizung in den unteren Theilen des
                              Apparates erzeugten Druckes, um auf offene Manometer oder auf solche mit einem
                              Schwimmer zu wirken, welche alsdann Ventile oder Hähne bei der Dampfheizung oder
                              Register bei Anwendung von freiem Feuer reguliren. Es hat sich diese Einrichtung
                              rasch verbreitet; aber bei dem mit einem automatischen Schwimmer versehenen
                              Manometer zeigt sich ein Uebelstand, der zuweilen Nachtheile veranlaßt hat. Wenn
                              nämlich aus irgend einem Grunde der Schwimmer in seiner Bewegung gehindert ist, so
                              fließt die großentheils aus Alkohol bestehende Flüssigkeit über und bewirkt
                              Verluste.
                           Diesen Uebelstand vermeidet der auch sonst allen Bedingungen entsprechende
                              (patentirte) Apparat von Champonnois. Er beruht auf dem
                              Principe des Aneroid-Manometers, bei welchem die den Druck ausübende
                              Flüssigkeit etc. in einer geschlossenen Büchse enthalten ist, deren Gestalt sich mit
                              dem Druck verändert.
                           Fig. 19
                              stellt den Regulator im senkrechten und Fig. 20 im horizontalen
                              Durchschnitt nach der Linie 1–2 dar. Der Haupttheil ist der gewellte Cylinder
                              A aus dünnem Kupferblech, welcher für die geringsten
                              Druckveränderungen empfindlich ist. Derselbe steht unten mit dem Dampf der Blase in
                              Verbindung und setzt durch seine Verlängerung oder Verkürzung den über ihm
                              befindlichen Stab in Bewegung. Man könnte hierdurch direct oder durch einen
                              Balancier das Dampfventil u.s.w. reguliren lassen, der Erfinder hat aber eine andere
                              Einrichtung gewählt: der Cylinder wirkt nämlich auf einen cylindrischen Drehschieber
                              d in der Büchse c und
                              diese Drehung wird durch die kleine Kurbel k an dem
                              Stabe d' vermittelt.
                           Es wird bei dieser Anordnung die geringste Drehung des Stabes auf den Drehcylinder
                              (Dampfhahn) übertragen, an dessen Umfange mehrere schmale Oeffnungen angebracht sind, die den Dampf
                              durchlassen oder absperren.
                           Man könnte denselben Zweck, statt durch den gewellten Cylinder, durch eine platt
                              gekrümmte Röhre erreichen, welcher man so viel Windungen gäbe, als zur Erreichung
                              der gewünschten Empfindlichkeit nöthig wären. Diese Spirale würde unten an der Röhre
                              befestigt, welche sie mit der Blase verbindet, und würde oben durch einen Stab den
                              cylindrischen Schieber bewegen.
                           Alle diese Anordnungen, welche noch manche Abänderungen zulassen, können so regulirt
                              seyn, daß sie nur bei dem Normaldruck des Apparates functioniren; man braucht dazu
                              bloß die Feder für diesen Druck in ihrer Entwickelung zu hemmen. Dieser Nullpunkt
                              muß bei jedem Apparate dem Maximum des Dampfeinlasses entsprechen und der Regulator
                              von hier ab für jede Druckzunahme den Dampfeinlaß verkleinern.
                           Statt direct vom Dampfdruck, können diese Regulatoren auch bloß durch die Temperatur
                              dieses Dampfes in Gang gesetzt werden. In diesem Falle ist die elastische Büchse
                              geschlossen und mit Luft oder einer ausdehnbaren Flüssigkeit gefüllt, und steht ganz
                              in dem zu regulirenden Dampfe, dessen Temperatur ihr Volumen verändert und so den
                              Dampfhahn regulirt.
                           Diese Anordnung ist auch besonders geeignet zum Reguliren des Zutrittes von kaltem
                              Wasser in den Condensations- und Rectifications-Theil der
                              Destillirapparate; man bringt dann den Regulator in dem abfließenden warmen Wasser
                              an und regulirt so den Zufluß des kalten Wassers.
                           Auch zu einer Menge anderer Zwecke sind diese Apparate anzuwenden.
                           Folgendes ist noch specieller über den in Fig. 19 und 20
                              dargestellten Regulator zu bemerken.
                           Die elastische Büchse besteht aus über einander gesetzten hohlen Scheiben, so daß die
                              Form eines Blasebalges erhalten wird. Oben auf diesem Cylinder ist das Lager a für den Hebel f
                              angebracht.
                           Der Dampf kommt aus der Blase durch a' in die Büchse A. Der zu regulirende Dampf geht durch das Rohr b und um die äußere bronzene Hülse des cylindrischen
                              Schiebers oder Dampfhahnes d, die mit Schlitzen, welche
                              denen des inneren Schiebers entsprechen, versehen ist, wodurch der Durchgang des
                              Dampfes mehr oder weniger vermindert werden kann, und dann durch das Rohr e nach den zu heizenden Blasen, nach der Maschine
                              u.s.w.
                           Der gerade Hebel f ist mit einem Gegengewicht p versehen, welches man nach Wunsch einstellen kann.
                              Sein Drehpunkt g ist mit der kleinen Kurbel h versehen, an der die Zugstange j befestigt ist, die im rechten Winkel mit der Kurbel k an der Hahnstange d
                              verbunden ist.
                           Wenn also ein innerer Druck die Büchse A ausdehnt, so
                              hebt sich das Lager a und damit der Hebel f; die Kurbel h folgt der
                              Bewegung und neigt sich aus der Verticalen; dadurch zieht sie die kleine Zugstange
                              j nach sich und somit auch die Kurbel k, deren Drehung diejenige der Achse d' und somit des Hahncylinders d bewirkt. Es kommen also die Schlitze aus ihrer Stellung gegenüber
                              denjenigen der Hülse c heraus und der Dampf, welcher
                              durch b einströmt, findet den Weg verengt.
                           Die Ausdehnung von A kann so weit gehen, daß der Dampf
                              vollkommen abgesperrt wird; in diesem Falle hört die Erwärmung in der Blase auf, der
                              Druck läßt nach und die Büchse A geht zurück, wodurch
                              der Dampfeintritt wieder frei wird.
                           Zwischen den beiden Grenzen stellt sich der normale Gang des Apparates von selbst
                              ein, wenn man von einer passenden Stellung der Schlitze in dem Dampfschieber
                              ausgeht, was durch einen vorläufigen Versuch leicht erreicht werden kann.
                           
                        
                     
                  
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