| Titel: | Untersuchung oberschlesischer Steinkohlen; von Dr. H. Fleck, Professor der Chemie am k. Polytechnicum in Dresden. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXXI., S. 430 | 
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                        CXXI.
                        Untersuchung oberschlesischer Steinkohlen; von
                           Dr. H. Fleck,
                           Professor der Chemie am k. Polytechnicum in Dresden.
                        Mit einer graphischen Karte auf Tab. VIII.
                        Fleck, Untersuchung oberschlesischer Steinkohlen.
                        
                     
                        
                           Als im Jahre 1864 an mich die Aufgabe herantrat, den technischchemischen Theil des
                              Werkes „Die Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder
                                 Europa's“ (Verlag von R. Oldenbourg,
                              München 1865) zu bearbeiten, lag bereits eine Anzahl vom Hrn. Lehrer Grundmann in Tarnowitz ausgeführter und
                              sehr ausführlich zusammengestellter Untersuchungen über die Steinkohlen
                              Oberschlesiens vor, welche auch in der Reihe der Analysen des Werkes aufgenommen
                              wurden, sich aber gegenüber den analytischen Resultaten des Hrn. Dr. Heintz, wie solche bei
                              Gelegenheit der Brix'schen Heizversuche der Brennstoffe
                              des preußischen Staates erzielt worden waren, in so bedeutenden Widerspruch
                              stellten, daß ein maßgebendes Urtheil über den physikalischen Charakter der
                              oberschlesischen Steinkohlen, abgeleitet aus deren chemischer Zusammensetzung, nicht gefällt werden
                              konnte. Aus demselben Grunde unterblieb auch deren Besprechung in der Abhandlung über die fossilen Brennmaterialien und deren
                                 Hauptunterscheidungsmerkmale in diesem Journal (Jahrgang 1866, Bd. CLXXX S.
                              460, Bd. CLXXXI S. 48 und 267), so sehr es wünschenswerth erschien, zur Erlangung
                              eines Gesammtbildes dieses wichtige deutsche Kohlenbecken in das Bereich der
                              Untersuchung gezogen zu sehen. Durch eine im August 1868 unternommene Reise in das
                              oberschlesische Steinkohlengebiet wurde ich in den Stand gesetzt, die wichtigsten
                              Steinkohlensorten Oberschlesiens selbst zu untersuchen und die hierbei erlangten
                              Resultate mit den bereits vorliegenden, so weit thunlich, zu vergleichen.Die Verspätung in der Veröffentlichung findet ihren Grund in einem
                                    langwährenden Unwohlseyn des Verfassers im Laufe des vorigen Jahres.
                              
                           Zu diesem Ziele gelangte ich zunächst durch die Munificenz des kgl. sächsischen
                              Ministeriums des Inneren, welchem ich mich zu besonderem Danke verpflichtet fühle,
                              sowie durch die zuvorkommende Bereitwilligkeit des Hrn. Oberbergraths Dr. Runge in Breslau, mich
                              mit Addressen an diejenigen Herren zu versehen, durch deren Güte ich in den Besitz
                              der Kohlenproben und aller einschlagenden Notizen gelangte. Allen diesen
                              hochgeehrten Fachmännern, deren ich in Folge eingedenk bin, statte ich hierdurch
                              nochmals Dank und Anerkennung ihrer besonderen Freundlichkeit ab.
                           Nachdem ich durch Anstellung einer großen Anzahl von chemischen Untersuchungen
                              dargethan hatte, daß in dem Holze, sowie auch in allen fossilen Brennstoffen, die
                              Menge des in denselben vorhandenen Wasserstoffes größer
                              sey, als zu dessen Vereinigung mit dem in dem Brennmaterial vorhandenen Sauerstoff und Stickstoff
                              nothwendig erschien, war man berechtigt, ohne deßhalb dem wirklichen Sachverhalt
                              vorzugreifen, anzunehmen, daß der Wasserstoff als zum Theil gebunden, d.h. durch den vorhandenen Sauerstoff und Stickstoff
                              beanspruchbar, und zum Theil frei, d.h. zur Vereinigung
                              mit dem vorhandenen Kohlenstoff disponibel enthalten sey, so daß also z.B.
                           
                              auf 1000 Pfund Kohlenstoff in
                              
                           
                              
                                 Weißbuchenholz
                                 enthalten
                                 sind
                                 10,40
                                 Pfd. freier,
                                 117,65
                                 Pfd. gebundener Wasserstoff
                                 
                              
                                 Kieferholz
                                 „
                                 „
                                 18,70
                                 „       „
                                 105,30
                                   „            „                „
                                 
                              
                                 Torf
                                 „
                                 „
                                 25,00
                                 „       „
                                 86,00
                                   „            „                „
                                 
                              
                                 Braunkohle
                                 „
                                 „
                                 37,00
                                 „       „
                                 50,00
                                   „            „                „
                                 
                              
                                 Molassenkohle
                                 „
                                 „
                                 40,00
                                 „       „
                                 40,00
                                   „            „                „
                                 
                              
                                 Steinkohle von Westphalen
                                 „
                                 „
                                 48,00
                                 „       „
                                 17,00
                                   „            „                „
                                 
                              
                           u.s.w.
                           
                           Letztere Werthe sind aus folgender Berechnung abgeleitet. Enthält ein Brennmaterial
                              C Proc. Kohlenstoff, W
                              Proc. Wasserstoff und 8 Proc. Sauerstoff und Stickstoff, so kann der Werth W zusammengesetzt seyn aus den Werthen W₁ und W₂
                              freier und gebundener Wasserstoff, welcher letztere dem achten Theile des Werthes 8
                              entspricht, weil 1 Pfund Wasserstoff durch 8 Pfund Sauerstoff gebunden wird, also
                              dann die Zusammensetzung des Brennmateriales auch ausgedrückt ist durch:
                           C Proc. Kohlenstoff, (W₁ + W₂) Proc. Wasserstoff, 8 Proc.
                              Sauerstoff und Stickstoff, oder:
                           C Proc. Kohlenstoff + (W₁ + S/8) Proc. Wasserstoff + S Proc. Sauerstoff und Stickstoff, wo W₂ = S/8 dem
                              gebundenen Wasserstoff,
                           W₁ = (W –
                                 W₂) dem freien Wasserstoff entspricht.
                           Um nun zu berechnen, wie viel freier und gebundener Wasserstoff auf 1000 Pfund
                              Kohlenstoff in dem Brennmaterial enthalten, setzt man unter Benutzung obiger Werthe
                              folgende Gleichungen an:
                           
                              
                                 C : W₁
                                    C : W₂
                                    C : S/8
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 = 1000 : x: x = freier Wasserstoff =
                                    1000 : y: y = gebundener Wasserstoff
                                 
                                    
                                    
                                    
                                 auf1000 PfundKohlenstoff.
                                 
                              
                           Eine Reihe zahlreicher Erörterungen über das Verhalten der fossilen Brennstoffe unter
                              dem Einfluß höherer Temperaturen, nach welchen sich namentlich die Eintheilung in
                              Back-, Sinter-, Sand-Kohlen und Anthracite bestimmt (in der
                              citirten Abhandlung in diesem Journal), ließ in der Feststellung des Gehaltes an
                              freiem und gebundenem Wasserstoff auf 1000 Gewichtstheile vorhandenen Kohlenstoffes
                              das sicherste Mittel erkennen, den physikalischen Charakter und zumal das
                              angedeutete Verhalten der Kohlen höheren Temperaturen gegenüber, als von deren
                              chemischer Zusammensetzung abhängig zu betrachten und zu beurtheilen. In dem
                              Wasserstoffgehalt der Fossilien und dessen Verhältniß dem Kohlenstoffgehalt
                              gegenüber, ist demnach der Maaßstab zur Beurtheilung der Kohlen nach ihrem
                              Verkohkungswerthe und ihrem Gaswerthe geboten, und dieser gestattet dann deren
                              Eintheilung in folgende vier Hauptsorten:
                           
                              
                                 I.
                                 Backkohlen
                                 
                                    über
                                    
                                 40
                                 Pfd. freier,
                                 
                                    unter
                                    
                                 20
                                 Pfd. gebund. Wasserstoff
                                 
                              
                                 II.
                                 schwerbackende Gaskohlen
                                 
                                    über
                                    
                                 40
                                 „       „
                                 
                                    über
                                    
                                 20
                                   „        
                                    „                „
                                 
                              
                                 III.
                                 nicht backende Gas u. Sandkohlen
                                 
                                    unter
                                    
                                 40
                                 „       „
                                 
                                    über
                                    
                                 20
                                   „        
                                    „                „
                                 
                              
                                 IV.
                                 Sinterkohlen u. Anthracite
                                 
                                    unter
                                    
                                 40
                                 „       „
                                 
                                    unter
                                    
                                 20
                                   „        
                                    „                „
                                 
                              
                           Tragen wir diese Verhältnißzahlen als Ordinaten so auf, daß die verticalen Linien den
                              freien, die horizontalen Abscissen den gebundenen Wasserstoff ausdrücken, so
                              kreuzen sich diese Linien in einem Punkte, welcher nach seiner Lage in der Ebene,
                              also in der graphischen Karte, den Charakter der Kohle und deren Zusammensetzung
                              gleichzeitig repräsentirt. Zu ersterem Zwecke ist auf der Verticallinie 20 und der
                              Horizontale 40 der auf Tab. VIII beigegebenen graphischen Karte (Fig. 1) eine Achse
                              errichtet, welche die Karte in 4 Abtheilungen, den obengenannten vier Kohlensorten
                              entsprechend, theilt, deren Einführung nur das Verständniß des Gesagten und die
                              Beurtheilung der Kohlenqualitäten erleichtern soll.
                           Nach diesen Voraussetzungen wird es nun möglich, auch einen klaren Einblick in den
                              Charakter der oberschlesischen Kohlen zu gewinnen, wie
                              ein solcher für die Kohlen der übrigen deutschen Becken in der schon mehrfach
                              citirten Abhandlung bereits gegeben und anerkannt ist.
                           Man möge nur festhalten, daß die Backfähigkeit der Kohle mit
                                 dem freien Wasserstoff zu- und mit dem gebundenen abnimmt, daß also
                              eine Kohle, trotz eines hohen Gehaltes an freiem Wasserstoff, doch schwach bäckt,
                              weil gleichzeitig ein großer Gehalt an gebundenem Wasserstoff und den letzteren
                              bindender Sauerstoff vorhanden ist, – ein gerade bei
                                 den oberschlesischen Kohlen mehrfach auftretendes Verhältniß.
                           Zur chemischen Untersuchung waren gegeben von Königsgrube bei
                                 Königshütte durch Hrn. Bergrath Mützen
                              
                           
                              
                                 1)
                                 1 Probe Steinkohle vom
                                 Gerhardflötz,
                                 
                              
                                 2)
                                 1    
                                    „            „          
                                    „
                                 Heinzmannflötz,
                                 
                              
                                 3)
                                 1    
                                    „            „          
                                    „
                                 Sattelflötz;
                                 
                              
                           von Königin Louisengrube bei Zabrze
                              durch Hrn. Berginspector Broja
                              
                           
                              
                                 4)
                                 1 Probe
                                 Schuckmannflötz,
                                 
                              
                                 5)
                                 1    „
                                 Heinitzflötz,
                                 
                              
                                 6)
                                 1    „
                                 Redernflötz,
                                 
                              
                                 7)
                                 1    „
                                 Pochhammerflötz;
                                 
                              
                           von Concordiagrube bei Zabrze durch
                              Hrn. Bergdirector Schmidt
                              
                           8) 1 Probe Pochhammerflötz;
                           von Amaliengrube bei Zabrze durch
                              Hrn. Bergdirector Schmidt
                              
                           9) 1 Probe Heinitzflötz;
                           von Brandenburggrube bei Ruda durch
                              Hrn. Grubenrepräsentant Vüller
                              
                           
                              
                                 10)
                                 1 Probe Kohle
                                 Oberbank,
                                 
                              
                                 11)
                                 1    
                                    „        
                                    „
                                 Niederbank;
                                 
                              
                           von Catharinagrube bei Ruda durch
                              denselben
                              
                           
                           
                              
                                 12)
                                 1 Probe Kohle
                                 Oberbank,
                                 
                              
                                 13)
                                 1    
                                    „        „
                                 Mittelbank;
                                 
                              
                           von comb. Paulusgrube bei
                                 Morgenroth durch Hrn. Berginspector Köhler
                              
                           
                              
                                 14)
                                 1 Probe Kohle vom Sophienschacht:
                                 Paulusflötz,
                                 
                              
                                 15)
                                 1    
                                    „        „        „                „
                                 Veronicaflötz;
                                 
                              
                           von Hedwigwunschgrube auf
                                 Borsigwerk durch Hrn. Director Scheller
                              
                           
                              
                                 16)
                                 1 Probe Kohle vom
                                 Oberflötz,
                                 
                              
                                 17)
                                 1    
                                    „        „        „
                                 Niederflötz;
                                 
                              
                           von Ferdinandgrube bei Kattowitz
                              durch Hrn. Berggeschwornen v.
                                 Schwerin
                              
                           
                              
                                 18)
                                 1 Probe Kohle vom
                                 4. Flötz,
                                 
                              
                                 19)
                                 1    
                                    „        
                                    „       „
                                 5.    „
                                 
                              
                                 20)
                                 1    
                                    „        
                                    „       „
                                 6.    „
                                 
                              
                           von Louisenglückgrube durch denselben
                              
                           
                              
                                 21)
                                 1 Probe Kohle
                                 Oberflötz,
                                 
                              
                                 22)
                                 1    
                                    „        „
                                 Niederflötz;
                                 
                              
                           von Leopoldinegrube durch Hrn.
                              Berggeschwornen v. Schwerin
                              
                           23) 1 Probe Leopoldineflötz;
                           von Morgenrothgrube bei Kattowitz
                              durch denselben
                              
                           
                              
                                 24)
                                 1 Probe
                                 Arwedflötz,
                                 
                              
                                 25)
                                 1    „
                                 Morgenrothflötz;
                                 
                              
                           von comb. Hohenlohgrube bei
                                 Kattowitz durch Hrn. Berginspector Körfer
                              
                           
                              
                                 26)
                                 1 Probe
                                 Carolineflötz,
                                 
                              
                                 27)
                                 1    „
                                 Glücksflötz,
                                 
                              
                                 28)
                                 1    „
                                 Fannyflötz;
                                 
                              
                           von den Flötzen des Ratibor-Nicolai-Revieres durch Hrn. Bergmeister Sponer
                              
                           
                              
                                 29)
                                 1 Probe von
                                 Napoleonsgrube, Adalbertflötz,
                                 
                              
                                 30)
                                 1    
                                    „      „
                                 Antonglückgrube, Glückflötz,
                                 
                              
                                 31)
                                 1    
                                    „      „
                                 Friedrichgrube, Antonflötz,
                                 
                              
                                 32)
                                 1    
                                    „      „
                                 Annagrube, Oberflötz,
                                 
                              
                                 33)
                                 1    
                                    „      „
                                       
                                    „          
                                    Unterflötz,
                                 
                              
                                 34)
                                 1    
                                    „      „
                                 Beatenglückgrube, Beateflötz,
                                 
                              
                                 35)
                                 1    
                                    „      „
                                 Hoymgrube, Hoymflötz,
                                 
                              
                                 36)
                                 1    
                                    „      „
                                 Leogrube, Leoflötz,
                                 
                              
                                 37)
                                 1    
                                    „      „
                                 Charlottegrube, Charlotteflötz, Mittelbank.
                                 
                              
                           Sämmtliche Kohlenproben bestanden aus Handstücken und aus von der Förderstelle des Flötzes
                              frisch entnommenen und in verkorkten und versiegelten Flaschen verpackten nußgroßen
                              Kohlenstücken, an welchen letzteren, nach vorheriger Austrocknung, Zerkleinerung und
                              gleichmäßiger Mischung im Laboratorium die chemische Untersuchung ausgeführt
                              wurde.
                           Die aus diesen Untersuchungen hervorgehenden Resultate sind in der nachfolgenden
                              Tabelle aufgeführt und so weit von denselben Kohlenqualitäten bereits
                              Untersuchungsresultate vorlagen, mit denselben zusammengestellt worden. Die neben
                              den Namen der Kohlensorten auftretenden ersten vier Zahlenreihen geben die
                              procentische Zusammensetzung der Kohlen an Kohlenstoff, Wasserstoff, Sauerstoff,
                              Stickstoff und Asche (in welcher letzteren der Schwefelgehalt mit eingeschlossen
                              ist). Unter der Hauptrubrik Aschefrei befindet sich die
                              Zusammensetzung derselben Kohlenqualität nach Abzug der Asche, und die zwei
                              nächstfolgenden Rubriken enthalten den Werth des aus den vorhergehenden Zahlen
                              berechneten freien und gebundenen Wasserstoffes auf 1000 Pfund Kohlenstoff bezogen.
                              Hinter diesen Zahlen stehen die Namen der Analytiker und diesen folgend die Zahl,
                              welche dem Punkte auf der beigegebenen graphischen Karte angehört und bei welcher
                              Darstellung, um nicht an Uebersichtlichkeit zu verlieren, nur die
                              Untersuchungsresultate des Verfassers berücksichtigt werden konnten. Die graphische
                              Karte drückt also die Beschaffenheit der Kohlensorten aus, wie solche von mir
                              chemisch untersucht wurden, und hat den Zweck, dem Praktiker auf den ersten Blick
                              ein Bild über die Backfähigkeit oder Vergasbarkeit einer Kohlenqualität zu bieten.
                              Um sich aber gleichzeitig über den praktischen Werth dieser Darstellungsweise volle
                              Gewißheit zu verschaffen, muß man von der Zuverlässigkeit der analytischen
                              Untersuchungsmethoden und von der Richtigkeit der vorliegenden analytischen
                              Resultate überzeugt seyn, aus welchen die ersteren hervorgegangen sind. Ueber die
                              Untersuchungsmethode ist sowohl in den Grundmann'schen
                              Arbeiten (Carnall's Zeitschrift, 1861 S. 198 ff.), sowie
                              auch mit großer Ausführlichkeit von dem Verfasser (in seinem Werke „Die
                                 Steinkohlen Deutschlands und anderer Länder Europa's,“ Bd. II S. 210
                              u. ff.) berichtet worden, weßhalb in Betreff dieser auf die Citate verwiesen werden
                              muß. Ein Zweifel für die Richtigkeit der Untersuchungsresultate kann erhoben werden
                              und wird sehr häufig erhoben, unter Aufstellung der Annahme, daß Mittelproben von
                              1/2 Gramm und weniger, wie solche zur Analyse verwendet worden, keinen Aufschluß
                              über die mittlere Zusammensetzung eines ganzen Kohlenflötzes geben können. In Bezug
                              hierauf werden folgende Thatsachen genügen, um jeden Zweifel zu heben.
                           Den sichersten Beweis für die Richtigkeit einer Untersuchung von Steinkohlen gibt
                              jedenfalls die Uebereinstimmung der Resultate, welche aus Analysen derselben
                              Flötzgattung in verschiedenen Jahrgängen gefunden wurden; denn dadurch ist
                              gleichzeitig der Beweis geliefert, daß der Charakter des Kohlenflötzes ein gleicher
                              geblieben.
                           Im Jahre 1864 wurde die Steinkohle des 6° mächtigen Flötzes des
                              Thirnfeldschachtes bei Kladno in Böhmen untersucht und diese Untersuchung mit einer
                              im October 1868 zugesendeten neuen Probe desselben Flötzes wiederholt; hierbei wurde
                              gefunden:
                           
                              
                                 1864 : 77,05
                                 Proc. Kohlenstoff,
                                 4,62
                                 Proc. Wasserstoff,
                                 14,89
                                 Proc. Sauerstoff,
                                 
                              
                                 1868 : 76,44
                                   
                                    „              „
                                 4,66
                                   
                                    „              „
                                 14,40
                                   
                                    „            „
                                 
                              
                           
                              
                                 1864 : 3,43
                                 Proc. Asche,
                                 
                              
                                 1868 : 4,50
                                   
                                    „        
                                    „
                                 
                              
                           in der aschefreien Kohle waren somit enthalten:
                           
                              
                                 1864 : 79,77
                                 Proc. Kohlenstoff,
                                 4,79
                                 Proc. Wasserstoff,
                                 15,44
                                 Proc. Sauerstoff.
                                 
                              
                                 1868 : 79,94
                                   
                                    „            
                                    „
                                 4,88
                                   
                                    „              „
                                 15,15
                                   
                                    „            „
                                 
                              
                           hieraus berechnet sich:
                           
                              
                                 1864 : 35,8
                                 Proc. freier Wasserstoff,
                                 24,2
                                 Proc. gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 1868 : 36,1
                                   
                                    „        „            
                                    „
                                 24,8
                                   
                                    „            „                  
                                    „
                                 
                              
                           Die Kohle des Thirnfeldschachtes ist demnach im Verlaufe von 4 Jahren dieselbe
                              geblieben.
                           Aus diesem Beispiele geht gleichzeitig hervor, daß die Uebereinstimmung der
                              analytischen Resultate auch ihren Ausdruck findet in der Gleichheit oder
                              Aehnlichkeit der berechneten Menge freien und gebundenen Wasserstoffes auf 1000
                              Pfund Kohlenstoff.
                           In den oberschlesischen Steinkohlen berechnet sich, laut unten folgender Tabelle, aus
                              den Untersuchungen Grundmann's und des Verfassers der
                              Gehalt an freiem und gebundenem Wasserstoff der untersuchten Kohlensorten:
                           Königsgrube, Gerhardflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1861 : 44,1
                                 freier Wasserstoff,
                                 17,5
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 43,6
                                   
                                    „              „
                                 16,2
                                         „                  
                                    „
                                 
                              
                           Königsgrube, Heinzmannflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1861 : 39,6
                                 freier Wasserstoff,
                                 21,2
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 39,9
                                   
                                    „              „
                                 21,7
                                         „                  „
                                 
                              
                           Königsgrube, Sattelflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1861 : 44,7
                                 freier Wasserstoff,
                                 24,7
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 45,7
                                   
                                    „              „
                                 14,6Die Differenzen im gebundenen Wasserstoffe sind vorwaltend auf einen
                                          verschiedenen Austrocknungsgrad der untersuchten Kohlen zu
                                          beziehen.
                                         „                  „
                                 
                              
                           
                           Königin Louisengrube, Schuckmannflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1861 : 42,8
                                 freier Wasserstoff,
                                 16,9
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 45,3
                                   
                                    „              „
                                 14,3
                                         „                  
                                    „
                                 
                              
                           Königin Louisengrube, Heinitzflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1861 : 45,8
                                 freier Wasserstoff,
                                 16,7
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 45,9
                                   
                                    „              „
                                 13,8
                                         „                    „
                                 
                              
                           Königin Louisengrube, Redenflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1861 : 44,7
                                 freier Wasserstoff,
                                 13,8
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 44,7
                                   
                                    „              „
                                 14,0
                                         „                  
                                    „
                                 
                              
                           Königin Louisengrube, Pochhammerflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1864 : 55,2
                                 freier Wasserstoff,
                                 10,7
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 55,7
                                   
                                    „              „
                                 11,2
                                         „                  
                                    „
                                 
                              
                           Concordiagrube bei Zabrze, Pochhammerflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1864 : 52,0
                                 freier Wasserstoff,
                                 13,5
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 51,7
                                   
                                    „              „
                                 11,4
                                         „                  
                                    „
                                 
                              
                           Brandenburggrube:
                           
                              
                                 Oberbank, Grundmann
                                 1864 : 41,5
                                 freier Wasserstoff,
                                 18,7
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                                   Fleck
                                 1868 : 42,0
                                   
                                    „              „
                                 16,4
                                         „                    „
                                 
                              
                                 Unterbank, Grundmann
                                 1864 : 45,9
                                   
                                    „              „
                                 15,9
                                         „                    „
                                 
                              
                                                   
                                    Fleck
                                 1868 : 47,0
                                   
                                    „              „
                                 22,0
                                         „                    „
                                 
                              
                           Catharinagrube:
                           
                              
                                 Oberbank, Grundmann
                                 1864 : 47,1
                                 freier Wasserstoff,
                                 23,3
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                                   Fleck
                                 1868 : 48,2
                                   
                                    „              
                                    „
                                 10,9
                                         „                    „
                                 
                              
                           Ferdinandgrube bei Kattowitz:
                           
                              
                                 IV. Flötz, Grundmann
                                 1864 : 44,0
                                 freier Wasserstoff,
                                 16,8
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                                 Fleck
                                 1868 : 44,5
                                   
                                    „              „
                                 20,1
                                         
                                    „                  
                                    „
                                 
                              
                                  V. Flötz, Grundmann
                                 1864 : 42,4
                                   
                                    „              „
                                 20,3
                                         
                                    „                  
                                    „
                                 
                              
                                                 Fleck
                                 1868 : 42,4
                                   
                                    „              „
                                 17,5
                                         
                                    „                  
                                    „
                                 
                              
                           Charlottegrube im Revier Ratibor, Charlotteflötz:
                           
                              
                                 
                                    Grundmann
                                    
                                 1864 : 51,5
                                 freier Wasserstoff,
                                 14,1
                                 gebundener Wasserstoff.
                                 
                              
                                 
                                    Fleck
                                    
                                 1868 : 52,5
                                   
                                    „              „
                                 10,5
                                         „                  „
                                 
                              
                           Diese aus der erwähnten Tabelle entnommenen Zahlenwerthe liefern einen sehr wichtigen
                              Stützpunkt für die Gültigkeit der chemischen Untersuchung in der Beurtheilung der
                              fossilen Brennstoffe und geben davon Zeugniß, daß Kohlen eines und desselben
                              Flötzes, sofern dieselben nicht unter dem Einfluß von Eruptivmassen locale
                              Veränderungen erfahren, unter gleichen Verhältnissen entstanden, gleiche
                              Zusammensetzung besitzen (man s. die Abhandlung des Verfassers im Jahrgang 1866
                              dieses Journals, Bd. CLXXXI S. 267 u.
                              ff.).
                           Dürfen wir demnach mit Vertrauen auf die Resultate der chemischen Untersuchung der
                              Steinkohlen rechnen und uns der Gewißheit hingeben, daß Kohlen desselben Flötzes
                              auch eine stets gleiche Zusammensetzung besitzen, sofern nicht locale Einflüsse
                              störend auf letztere wirkten, so darf andererseits nicht in Abrede gestellt werden, daß sich
                              gerade bei den Steinkohlen-Untersuchungen des oberschlesischen Beckens
                              Umstände geltend gemacht haben, welche den Werth des obigen Ausspruches in gewissem
                              Grade zu alteriren scheinen.
                           Zunächst lehrt ein Blick auf die Untersuchungsresultate von Grundmann, Fleck und Heintz, daß, während
                              zwischen beiden ersteren Autoren ziemliche Uebereinstimmung herrscht, die Analysen
                              von Heintz vollständig differiren. In den Heintz'schen Untersuchungen ist durchweg der freie
                              Wasserstoff geringer, der gebundene Wasserstoff höher, so daß nach diesen Werthen
                              der Charakter der oberschlesischen Kohle als ein ganz anderer erscheint, als er
                              wirklich ist. Durch die Wiederholung der Untersuchungen
                                 ist, einige Ausnahmen abgerechnet, die Richtigkeit
                                 der Grundmann'schen Analysen constatirt. Welche Umstände bei den Heintz'schen Untersuchungen gewirkt haben, daß so in
                              jeder Weise abweichende Resultate erzielt wurden, das bleibt unerrathen. Soviel aber
                              darf festgestellt werden, daß die Heintz'schen Analysen
                              der oberschlesischen Kohlen der Wahrscheinlichkeit kaum nahe kommen, und daß hierbei
                              jedenfalls gleichzeitig irgend welche Verwechselungen in der Bezeichnung der
                              untersuchten Kohlensorten stattgefunden haben müssen.
                           Durch Hrn. Grundmann sind die
                              Kohlen der königlichen Gruben sowohl im Jahre 1861, wie auch im Jahre 1864
                              untersucht worden. Laut der nachfolgenden Tabelle stimmen nun die Werthe der im
                              Jahre 1861 geführten Untersuchungen mit den Resultaten des Verfassers sehr nahe
                              überein, während die im Jahre 1864 gelieferten Analysen der ersteren durchweg eine
                              viel fettere, an freiem Wasserstoff viel reichere, den
                                 englischen Kohlen fast gleiche Kohlensorte ergeben. In die Zeit jener
                              Untersuchungen fällt die Arbeit Hrn. Grundmann's: „Sind die englischen Steinkohlen besser als
                                 die schlesischen?“ – Es galt zu beweisen, daß sie es nicht
                              setzen; sollte da vielleicht der Patriotismus dem rechnenden Chemiker die Hand
                              geführt haben, um seinen Ausspruch: „daß die besten Sorten der
                                 oberschlesischen Kohlen den besten Sorten englischer Kohlen im Werthe mindestens
                                 gleichstehen!“ eine höhere Tragweite zu verschaffen? Die
                              Untersuchungsresultate der Königsgrube-Kohlen und die von Königin
                              Louisengrube aus dem Jahre 1864 scheinen dafür zu sprechen; und da, wie schon oben
                              bewiesen, die Analysen aus dem Jahre 1861 in ihren Werthen mit den meinigen fast
                              völlig übereinstimmen, so wollen wir die letzteren als die durch Stimmenmehrheit
                              bestätigten, gelten lassen.
                           Nach allen diesen Vorausschickungen erübrigt nun noch, den Charakter der
                              oberschlesischen Kohlen mit den auf der beigegebenen graphischen Karte verzeichneten Punkten zu
                              vergleichen und zu fixiren, und dadurch die Frage nach den Eigenschaften der
                              ersteren zum Abschluß zu bringen und die so vielfach auseinander gehenden Ansichten
                              und Urtheile über dieselben in das richtige Licht zu stellen.
                           Die Steinkohlen Oberschlesiens gehören der Mehrzahl nach den
                                 schwerbackenden Gaskohlen an, deren Verkohkungsfähigkeit, wie dieß bis
                              jetzt bei allen Steinkohlen wahrgenommen wurde, dem freien Wasserstoff direct, dem
                              gebundenen Wasserstoff umgekehrt proportional ist.
                           In den zur Untersuchung gesendeten Proben und, wie aus den Analysen von Grundmann und Heintz
                              hervorgeht, in den oderschlesischen Kohlen überhaupt ist der Aschengehalt ein sehr
                              geringer, 5 Proc. kaum übersteigender. An einer solchen reinen Kohle treten aber die
                              Physikalischen Eigenschaften des Fossils, Backfähigkeit, Gasausbeute, Heizwerth
                              u.s.w. intensiver auf, als bei aschereichen Kohlen, in welchen durch den
                              Aschengehalt z.B. die Verkohkungsfähigkeit wesentlich beeinträchtigt wird und der
                              Heizwerth dem Aschengehalt proportional abnimmt.
                           Die Trennung der oberschlesischen Kohlen in 2 ihrer Backfähigkeit nach völlig
                              verschiedene Becken, ein nördliches und südliches, ist nach den analytischen
                              Untersuchungen nicht gerechtfertigt. Die Steinkohlen des Nicolai- und
                              Ratibor-Beckens besitzen, mit Ausnahme der Kohle des Charlottenflötzes von
                              Charlottegrube, welche in ihrer Zusammensetzung dem Pochhammerflötz der
                              Concordiagrube bei Zabrze am nächsten steht, geringere Backfähigkeit als die Kohlen
                              der königlichen Gruben und Privatgruben des nördlichen Flötzzuges. Dagegen sind die
                              ersteren in ihrem Gasgehalt bedeutender und daher zur Leuchtgasfabrication darum
                              empfehlenswerther, als dieselben auf Grund ihres höheren Gehaltes gasförmiger
                              Grundstoffe, eine größere Gasausbeute bei hohen Ofentemperaturen versprechen.
                           Daß die oberschlesischen Kohlen einen ganz bestimmten, von
                                 anderen Kohlenbecken abweichenden Charakter repräsentiren, ist nicht
                                 nachgewiesen. Allerdings entbehren dieselben vollständig der Sinterkohlen,
                              wie solche das Becken des Inde- und Wormrevieres und die belgischen
                              Kohlenbecken vorwaltend einschließen; ebenso sind die dem Charakter der Gaskohle im
                              engsten Sinne angehörenden Kohlenqualitäten des Saarbrücker und Zwickauer Beckens
                              nicht repräsentirt, dagegen ist ihre große Aehnlichkeit mit den böhmischen,
                              mährischen und niederschlesischen Kohlen nicht zu verkennen, wovon folgende
                              Beispiele Zeugniß geben:
                           die Kohle des Gerhardflötzes von Königsgrube hat 43,6 freien, 16,2
                              gebundenen Wasserstoff,
                           
                           
                              
                                 die Kohle
                                 des Michaelsschacht bei Brandeisl hat 44,0 freien, 18,5
                                    gebundenen  Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 der Muldenzeche in Littitz bei Pilsen hat 44,4 freien, 15,4
                                    gebundenen  Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 vom Adalbertflötz der Napoleongrube im Nicolaibecken mit
                                    49,0  freiem und 18,9 gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 der Steinkohlenzeche Tiefbau in Mährisch Ostrau (Mittelbank)
                                    mit  49,0 freiem, 10,8 gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 von Brandenburggrube bei Zabrze mit 43,0 freiem, 16,4
                                    gebundenem  Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 der Steinkohlenzeche Tiefbau (Oberbank) mit 42,5 freiem,
                                    15,2  gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 vom Redenflötz der Königin Louisengrube mit 44,7 freiem,
                                    14,0  gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 vom 9. Flötz der Steinkohlenzeche bei Jaklowitz in Mähren mit
                                    44,0  freiem, 14,0 gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 von Gegentrumgrube in Mährisch-Rossitz, Mittelbank des
                                    Hauptflötzes  mit 44,8 freiem, 12,9 gebundenem
                                    Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 der Annagrube im Revier Ratibor, Oberflötz mit 41,8 freiem,
                                    17,5  gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 des 8. Flötzes der Fuchsgrube in Niederschlesien mit 41,7 freiem,
                                    13,0  gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 vom Niederflötz der Louisenglückgrube in Kattowitz mit 37,2 freiem,
                                    22,7  gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 des 5. Flötzes der Fuchsgrube in Niederschlesien mit 35,8 freiem,
                                    19,0  gebundenem Wasserstoff,
                                 
                              
                                   „      „
                                 des 6. Flötzes vom Heydeschacht in Niederschlesien mit 36,9 freiem,
                                    16,6  gebundenem Wasserstoff.
                                 
                              
                           Noch deutlicher treten diese Aehnlichkeiten der oberschlesischen Kohlen mit denen des
                              böhmischen, mährischen und niederschlesischen Kohlenbeckens hervor, sobald man die
                              beigegebene graphische Karte vergleicht mit der graphischen Karte, welche ich im
                              Jahrgang 1866 dieses Journals (Bd. CLXXXI S. 48 und 267) der Beschreibung der
                              deutschen Steinkohlen beigegeben habe.
                           Hier tritt der Unterschied der einzelnen Kohlenbecken vollständig zu Tage und bietet
                              z.B. auch Gelegenheit, Parallelen zwischen den westphälischen und oberschlesischen
                              Kohlen zu ziehen. Der Unterschied beider Kohlensorten geht aus der graphischen Karte
                              sofort hervor: die westphälischen Kohlen sind Backkohlen im engsten Sinne des
                              Wortes, mit Ausnahme der tieferliegenden, den Sinterkohlen des naheliegenden
                              Inde-Wormrevieres sich nähernden Flötzen und weil in den westphälischen Kohlen der gebundene
                              Wasserstoff bedeutend hinter den freien Wasserstoff zurücktritt und daher viel
                              weniger als bei den oberschlesischen Kohlen beträgt. Es lassen sich zwischen den
                              westphälischen und oberschlesischen Kohlen keinerlei Aehnlichkeiten in der
                              Zusammensetzung und auch in den Eigenschaften finden.
                           Da nach den bis jetzt vorliegenden Resultaten die Leuchtkraft des Gases mit dem
                              freien Wasserstoff, die Gasmenge mit dem gebundenen Wasserstoff wachsen soll, so
                              würden die oberschlesischen Kohlen größere Massen Leuchtgas mit weniger, die
                              westphälischen Kohlen geringere Mengen Gas mit höherer Leuchtkraft zu liefern im
                              Stande seyn. Doch liegt hierüber noch so mancher Zweifel zu lösen vor, da wir in der
                              Gasbereitung noch zu sehr auf empirischem Boden stehen, in Bezug der Regelung der
                              Zersetzungstemperaturen, als daß die Gültigkeit obigen Ausspruches experimentell
                              sicher gestellt wäre, so theoretisch richtig derselbe erscheint.
                           Nach der für die untersuchten Kohlen des oberschlesischen Kohlenbeckens entworfenen
                              graphischen Karte (Tab. VIII Fig. 1) gehören
                           A. In die Reihe
                                 der Backkohlen nach der abnehmenden Backfähigkeit geordnet:
                           
                              
                                 die Kohle von
                                 Pochhammerflötz der Königin Louisengrube (Nr. 7).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Charlotteflötz der Charlottegrube (Ratibor) (Nr. 37).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Pochhammerflötz der Concordiagrube bei Zabrze (Nr. 8).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Veronicaflötz des Sophienschachtes bei Morgenroth (Nr. 15).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Catharinagrube bei Zabrze, 30'' Oberbank (Nr. 12).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Catharinagrube bei Zabrze, 42'' Mittelbank (Nr. 13).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Amaliengrube bei Zabrze, Heinitzflötz (Nr. 9).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Annagrube bei Ratibor, Unterflötz (Nr. 33).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Paulusflötz des Sophienschachtes bei Morgenroth (Nr. 14).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Heinitzflötz der Königin Louisengrube (Nr. 5).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Redenflötz    „        
                                    „                
                                    „          (Nr.
                                    6).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Schuckmannflötz der Königin Louisengrube (Nr. 4).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Sattelflötz der Königsgrube (Nr. 3).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Gerhardflötz der Königsgrube (Nr. 1).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Brandenburggrube bei Zabrze (Oberbank) (Nr. 10).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 V. Flötz der Ferdinandgrube bei Kattowitz (Nr. 19).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Annagrube bei Ratibor (Oberflötz) (Nr. 32).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 comb. Hohenlohgrube (Carolineflötz) (Nr. 26).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Napoleongrube bei Nicolai (Adalbertflötz) (Nr. 29).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 VI. Flötz der Ferdinandgrube bei Kattowitz (Nr. 20).
                                 
                              
                           B. Gaskohlen
                                 mit geringster Backfähigkeit:
                           
                              
                                 die Kohle von
                                 Leoflötz der Leogrube bei Ratibor (Nr. 36).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Glückflötz der Antonglückgrube (Nicolai) (Nr. 30).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 IV. Flötz der Ferdinandgrube bei Kattowitz (Nr. 18).
                                 
                              
                           
                           
                              
                                 die Kohle von
                                 Arwedflötz der Morgenrothgrube bei Kattowitz (Nr. 24).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Hoymflötz der Hoymgrube bei Ratibor (Nr. 35).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Brandenburggrube bei Zabrze (Unterbank) (Nr. 11).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Glückflötz der comb. Hohenlohgrube (Nr. 27).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Antonflötz der Friedrichsgrube (Nicolai) (Nr. 31).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Morgenrothflötz der Morgenrothgrube (Nr. 25).
                                 
                              
                           C. Sandkohlen
                                 zur Gasfabrication tauglich:
                           
                              
                                 die Kohle von
                                 Heinzmannflötz der Königsgrube (Nr. 2).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Oberflötz  der Louisenglückgrube bei Kattowitz (Nr.
                                    21).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Niederflötz
                                    „                
                                    „                
                                    „          
                                    „      (Nr. 22).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Fannyflötz der comb. Hohenlohgrube (Nr. 28).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Niederflötz der Hedwigswunschgrube bei Borsigwerk (Nr. 17).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Oberflötz    
                                    „                      „                
                                    „            „        
                                    (Nr. 16).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Leopoldineflötz der Leopoldinegrube bei Kattowitz (Nr. 23).
                                 
                              
                                   „      „      
                                    „
                                 Beatenflötz der Beatenglückgrube (Ratibor) (Nr. 34).
                                 
                              
                           Die letzteren, die Gaskohlen bewegen sich in ihrer graphischen Lage hart an der
                              Grenze der Kohlen der oberen Quadranten und deuten durch diese ihre Lage die
                              Zusammengehörigkeit mit dem oberschlesischen Becken an.
                           Auch nach dieser Zusammenstellung besitzen die Kohlen des Pochhammerflötzes die
                              höchste Backfähigkeit aller oberschlesischen Kohlen und stehen nur mit den Kohlen
                              der Charlottegrube bei Ratibor in gleicher Linie. Sämmtliche übrige Kohlen der
                              Königin Louisengrube und auch die der Königsgrube rangiren zum größten Theil mit den
                              Kohlen der übrigen Gruben und vielleicht bietet dem Geognosten die in obiger
                              Reihenfolge und auf der graphischen Karte festgestellte Nebeneinanderlegung der
                              Kohlen nach ihren physikalischen und chemischen Eigenschaften Anhaltspunkte für die
                              Streichungsrichtungen einzelner Flötze. Ich mache in dieser Hinsicht auf die nahen
                              Beziehungen der Kohlen vom Borsigwerk und die der Leopoldinegrube bei Kattowitz, des
                              Morgenrothflötzes der Morgenrothgrube und des Fannyflötzes der comb. Hohenlohgrube,
                              des Heinzmannflötzes der Königsgrube und des Oberflötzes der Louisenglückgrube bei
                              Kattowitz aufmerksam.
                           Im Vergleiche mit allen anderen Kohlenbecken Deutschlands (siehe meine citirte
                              Abhandlung im Jahrgang 1866 dieses Journals) sind die
                                 oberschlesischen Kohlen als die besten Gaskohlen, d.h. als diejenigen
                              Kohlen zu betrachten, welche im Durchschnitt als die wasserstoffreichsten, bei einem
                              hohen Gehalt an freiem Wasserstoff gleichzeitig die größte Menge gebundenen
                              Wasserstoffes besitzen und sich auf Grund dieses hohen Gasreichthumes als für die
                              Gasfabrication hervorragend wichtig erweisen. Ihr von verschiedenen Autoren
                              bestätigter geringer Aschengehalt, verbunden mit dem hohen Gasgehalt, läßt die Kohle in ihrem Heizwerth
                              als hervorragend empfehlenswerthes Brennmaterial erscheinen und wohl berechtigt ist
                              der große Werth, welchen auch die Praxis den oberschlesischen Kohlen im Allgemeinen
                              beimißt.
                           Die in dem Vorhergehenden gleichzeitig angedeutete Aehnlichkeit zwischen einzelnen
                              Gliedern dieses Kohlengebietes mit den niederschlesischen, mährischen und böhmischen
                              Steinkohlen setzt einen inneren Zusammenhang derselben unter einander außer Zweifel
                              und regt von Neuem zu fortgesetzten Untersuchungen über die kohlenführenden
                              Schichten und deren Wechselbeziehungen in den genannten Landestheilen an.
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 195, S. 444–445
                              Procente; Aschefrei; Auf 1000 Pfund
                                 Kohlenstoff:; Analytiker:; Nummer der graphischen Karte; Kohlenstoff;
                                 Wasserstoff; Sauerstoff u. Stickstoff; freier; gebundener; Königsgrube;
                                 Gerhardflötz; Erbreichschacht; Hedwigsschacht; Heizmannflötz; Sattelflötz; vom
                                 Bohrschacht; Erbreichschacht; Königin Louisengrube; Schuckmannflötz; Oberbank;
                                 obere Lage 20'' m.; untere Lage 17'' m.; Unterbank; Grundmann; Fleck; Heintz;
                                 Heinitzflötz; Kohlenschiefer 20–25'' m.; Südfeld 40 Ltr. Sohle; Nordfeld,
                                 Oberbank; Unterbank; Redenflötz; (Backkohle); Pochhammerflötz; obere Lage;
                                 untere Lage; Unterbank, obere Lage; Revier von Ruda; Concordiagrube bei Zabrze;
                                 Oberbank gegen Norden.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 195, S. 446–447
                              Procente; Aschefrei; Auf 1000 Pfund
                                 Kohlenstoff:; Analytiker; Nummer der graphischen Karte; Kohlenstoff;
                                 Wasserstoff; Sauerstoff u. Stickstoff; Asche; freier; gebundener;
                                 Pochhammerflötz, Mittelbank gegen Westen; Unterbank; Osten; Amaliengrube bei
                                 Zabrze; Heinitzflötz; Brandenburggrube; Oberbank; Catharinagrube; Morgenroth.
                                 Sophienschacht; Paulusflötz; Veronicaflötz; Hedwigwunschgrube auf Borsigwerk;
                                 Oberflötz; Niederflötz; Grundmann; Fleck; Revier Kattowitz. Ferdinandgrube;
                                 Flötz; Louisenglückgrube; Oberflötz; Niederflötz; Leopoldinegrube;
                                 Leopoldineflötz; Morgenrothgrube; Arwedflötz; Morgenrothflötz; Comb.
                                 Hohenlohgrube; Carolinenflötz; Glücksflötz; Fannyflötz; Revier von Nicolai.
                                 Napoleongrube; Adalbertflötz; Antonsglückgrube; Glückflötz; Friedrichgrube;
                                 Antonflötz; Heintz.
                              
                           
                           
                           
                              
                              Textabbildung Bd. 195, S. 448
                              Procente; Aschefrei; Auf 1000 Pfund
                                 Kohlenstoff; Analytiker; Nummer der graphischen Karte; Kohlenstoff; Wasserstoff;
                                 Sauerstoff u. Stickstoff; Asche; freier; gebundener; Revier Ratibor. Annagrube;
                                 Oberflötz; Unterflötz; Beatenglückgrube; Beatenflötz; Hoymgrube; Hoymflötz;
                                 Leogrube; Leoflötz; Charlottegrube; Charlotteflötz; Fleck; Heintz;
                                 Grundmann
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
