| Titel: | Maschine zur Verfertigung von conischen Papierhülsen (Kötzerhülsen) für Selfactorspindeln. | 
| Autor: | Johann Zeman | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXXXVIII., S. 499 | 
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                        CXXXVIII.
                        Maschine zur Verfertigung von conischen
                           Papierhülsen (Kötzerhülsen) für Selfactorspindeln.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              X.
                        Maschine zur Darstellung conischer Kötzerhülsen aus Papier, für
                           Selfactorspindeln.
                        
                     
                        
                           Um das Abnehmen der fertigen Kötzer von den Selfactorspindeln, ihr späteres Einlegen
                              in die Weberschiffchen zu erleichtern und dabei die Beschädigung der innersten
                              Fadenwindungen zu vermeiden, werden auf jenen Spindeln Röhrchen (Kötzerhülsen,
                              Kötzerdüten) aufgeschoben, welche aus Papier,Schon im Jahre 1848 faßten, wie es scheint zuerst, Motsch und Perrin die Idee,
                                    Kötzerhülsen mittelst Maschinen herzustellen; diese Aufgabe wurde dadurch
                                    eine schwierigere, daß statt der bis dahin üblichen cylindrischen Röhrchen conische erzeugt
                                    werden sollten.Das am 1. März 1849 genommene Patent derselben zählte als Functionen ihrer
                                    Maschine auf:1) Zuschneiden des Papieres in endlose Streifen von der
                                       Breite gleich der Länge der anzufertigenden Kötzerhülsen;2) Schneiden des Papierbandes in einer auf die Länge
                                       desselben senkrechten Richtung, um die Hülse aus mehrfach
                                       zusammengerollten Schichten genügend steif zu machen;3) Auftragung des nothwendigen Bindemittels auf den Rand
                                       des Papierstückes durch einen Mechanismus mit geradlinig wiederkehrender
                                       Bewegung;4) Aufrollen desselben auf einen conischen Dorn von den
                                       Dimensionen der Selfactorspindel, so daß der mit Leim bestrichene
                                       Längsrand zuletzt sich auflegt;5) Entfernung der vollendeten Kötzerhülse.Die durch ein Drehrad in Bewegung gesetzte Maschine lieferte nach den Angaben
                                    der Erfinder 50 bis 60,000 Stück conischer Kötzerhülsen in 12 Arbeitsstunden
                                    und zur Bedienung genügte ein kräftiger Knabe.Motsch und Perrin
                                    suchten durch fortgesetzte Vervollkommnungen die Maschine leistungsfähiger
                                    zu machen und so exponirten sie auf der Pariser Welt-Ausstellung von
                                    1855 Maschinen, welche pro
                                    Stunde über 12,000 Hülsen von 35 bis 65 Millimeter Länge zu erzeugen
                                    im Stande waren. Zum Betriebe von 6 solchen Maschinen war eine Pferdekraft erforderlich.Das Patent, welches Motsch am 24. Januar 1854
                                    nahm, zählte als einzelne Functionen der verbesserten Maschine auf:1) die ruckweise Verschiebung
                                       des endlosen Papierbandes;2) Bestreichen der ganzen
                                       oberen Papierfläche mit Leim;3) Zertheilen des Streifens in einzelne Theile;4) Aufrollen derselben auf einen conischen Dorn, durch
                                       Reibung und geregelt durch ein Wickelfutter;5) leichtes Lockern der gerollten Hülse von dem
                                       Dorn;6)continuirliche Drehung der Scheibe mit den
                                       Dornen.Im Jahre 1850 nahm auch Proponet ein Patent auf
                                    eine Maschine zur Erzeugung von (wahrscheinlich cylindrischen) Kötzerhülsen.
                                    Das auf einem Haspel aufgewickelte endlose Papierband wurde durch zwei
                                    Speisewalzen zwischen eine Schere geführt und in einzelne Stücke
                                    zerschnitten. Dieser Papierfleck strich über ein mit Leim überzogenes Tuch
                                    und gelangte hernach auf eine Kautschukplatte, wo die um ihre Achse sich
                                    drehenden Dorne die leimbestrichenen Papierstücke aufwickelten, die fertigen
                                    Hülsen aber alsdann durch ein Wälzchen abgestreift wurden. Dieser Erfinder
                                    gab als Leistungsfähigkeit seiner Maschine 200 Stück pro Minute, d.h. 12,000 pro Stunde
                                    an.Als hierher gehörig muß noch – nach Kick
                                    und Rusch's Beiträgen zur
                                    Spinnerei-Mechanik, S. 62 – die von Escher und Wiss in Zürich (Zweigfabrik
                                    in Leesdorf bei Wien) gebaute Maschine zur
                                    Erzeugung conischer Hülsen für Selfactorspindeln erwähnt werden.Ueber Anfrage erhielt Referent die Antwort, daß der Preis einer solchen
                                    Maschine 300 Gulden (östr. W.) franco Bahnhof
                                    Baden bei Wien und die Leistung pro
                                    Minute 100 bis 120 fertiger Röhrchen beträgt. Die
                                    Maschine kann mit Leichtigkeit von einem etwas kräftigen Knaben betrieben
                                    werden. Die Firma lautet: k. k. l. Maschinenfabrik F. v. May-Escher in Leesdorf.
                              Metall,Eine ebenfalls selbstthätig wirkende Maschine für Pin-cops-Spinnereien zur Erzeugung von metallenen
                                    Kötzerhülsen – aus verzinntem Eisen- oder anderem Metallblech
                                    – patentirte in England Poole am 2. Juni
                                    1854.Bayley in Statlybridge (Lancashire) nahm am 20.
                                    December 1859 ein Patent auf die maschinenmäßige Herstellung von
                                    Kötzerhülsen, welche aus einem dünnen mit Papier
                                       überzogenen Messingröhrchen bestehen. steif gestärktem Kattun,W. Ch. Maniece in Manchester patentirte am 24.
                                    November 1859 für Kötzerhülsen die Anwendung von dichtem baumwollenem
                                    Gewebe, welches durch eine Mischung von Mehl, Stärke, Porzellanerde oder
                                    Gyps und Gelatine eine Zurichtung erhielt, indem es mit dieser Mischung
                                    bestrichen wiederholt calandrirt wurde. Holz,Im Jahre 1852 nahm Delaunay in Frankreich auf
                                    hölzerne Kötzerhülsen ein Patent. Die Röhrchen waren aus Holz conisch
                                    gedreht und natürlich mit einer conischen Bohrung versehen. auch Gutta-percha oder KautschukSteinlein erhielt im Jahre 1856 in Frankreich ein
                                    Patent auf Kötzerhülsen aus Kautschuk. verfertigt sind.
                           Die von Motsch und Perrin,
                              Fabrikanten in Cernay bei Mülhausen (Elsaß) bereits um das Jahr 1849 construirte und
                              späterhin vervollkommnete Maschine zur Darstellung conischer
                                 Kötzerhülsen aus Papier hat durch den Mechaniker Joseph Troppmann (in Cernay) verschiedene Verbesserungen
                              erfahren, welche mit der Beschreibung dieser interessanten Maschine – nach
                              Armengaud's Génie industriel, December 1869, S. 309 –
                              nachstehend angeführt sind. Dabei wird auf die Abbildungen in Figur 1 bis 8 Bezug
                              genommen, während in den
                              diesen Aufsatz begleitenden Anmerkungsnoten auf die durch Armengaud's Publication
                                 industrielle (1856), vol. X p. 401 bekannt gewordene Maschine von Motsch und Perrin hingewiesen
                              wird; von den betreffenden ausführlichen Zeichnungen letzterer Quelle wurden indeß
                              nur die in Fig.
                                 9–12 dargestellten entlehnt.
                           Fig. 1 und
                              2 zeigen
                              die verbesserte Maschine in Seitenansicht und Grundriß; Fig. 3 ist ein
                              Längsschnitt nach der Linie 1, 2 und Fig. 4 ein Querschnitt
                              nach der Linie 3, 4 der Figur 2.
                           Das Papier, in Form eines endlosen Streifens auf einen Haspel aufgewunden, geht auf
                              einer Seite in die Maschine, während die fertigen Kötzerhülsen auf der anderen Seite
                              abgeliefert werden.
                           Die aufeinanderfolgenden, von der Maschine vorgenommenen Operationen sind:Bei der in Figur 10 bis 12 dargestellten Maschine von Motsch und Perrin sind als Operationen
                                    zu verzeichnen:1)Markiren des Papierbandes;2)Bestreichen mit Leim des ruckweise vorwärts geschobenen Papieres auf
                                       der ganzen oberen Seite desselben;3)Klemmen des bestrichenen Papieres während der
                                       Pause in seiner Bewegung;4)Schneiden mit einer quer über die Breite
                                       stehenden Schervorrichtung;5)Aufrollen auf conische Dorne (Spindeln);
                                       endlich6)Abstreifen der vollendeten
                                       Kötzerhülse.
                              
                           I. Markiren des Papierstreifens. Nahe dem einen Rande des
                              Papierstreifens wird ein ununterbrochener Strich gezogen, damit die weitere Seite
                              des fertigen Röhrchens leicht und schnell erkenntlich ist. Eine fertige Kötzerhülse
                              ist in Fig. 9
                              in 1/2 der wirklichen Größe abgebildet.
                           II. Seitliches Ausschneiden des ruckweise bewegten
                                 Papierbandes. Diese Operation hat den Zweck, das Vorstehen der Ecken bei
                              der fertigen Hülse zu begrenzen.Die Röhrchen sind conisch; die zur Verfertigung derselben verwendeten
                                    Papierstreifchen sind aber RechteckeAchtecke. Wie man aus Fig. 7 entnimmt, werden die flach ∆förmigen Ausschnitte nur auf
                              einer Seite in gleichen Abständen vorgenommen.
                           III. Bestreichen der einen Papierfläche mit Leim.
                           IV. Schneiden des Papieres in einzelne, zur Bildung eines
                              Röhrchens genügende Theile. Die Breite des Bandes entspricht der Länge der
                              Hülse.
                           V. Aufwickelung um einen conischen Dorn (Spindel). Das
                              Papierstück wird um eine sich drehende Spindel mehrmals herumgewickelt und damit die
                              einzelnen Schichten fest aneinanderhaften, eine Zeit lang unter Ausübung eines
                              Druckes gerollt.
                           VI. Abstreifender fertigen Kötzerhülse von dem Dorne.
                           
                           Mit Zuhülfenahme der Figuren 1 bis 8 werden wir in dieser
                              Reihenfolge die einzelnen Theile der Maschine behandeln, auf specielle Details aber
                              erst zum Schluß zurückgehen.
                           Das zur Fabrication der Kötzertüten nöthige Papier wird vorher in endlosen Bändern,
                              von einer Breite gleich der Länge der zu verfertigenden Röhrchen, zugeschnitten und
                              auf den Haspel A aufgewickelt, welcher sich frei in
                              seinen Lagern dreht. Gleich beim Eintritt in die Maschine passirt, um die weitere
                              Seite der fertigen Hülsen sofort zu erkennen, das Papier einen Zeichenapparat, d.h.
                              es geht zwischen den beiden Walzen B und C hindurch. Erstere ist eine Druck-, letztere die
                              Zeichenwalze; diese ist mit einem vorstehenden Ring versehen, welcher in Folge der
                              Berührung mit der Schwärzwalze D einen ununterbrochenen
                              Strich auf die untere Papierseite parallel zum Rand überträgt.
                           Bald darauf gelangt der gezeichnete Papierstreif, welcher ruckweise vorwärts gezogen wird, wie bald zu sehen, zum Schneidapparat E mit einer  förmigen Schneide, um den einen
                              Längsrand in der Art herzurichten, wie dieß aus dem Anblick der Figur 7 erhellt.
                           Das Messer E wird abwechselnd gesenkt und das Papier
                              eingeschnitten, so oft dieses in seiner Bewegung eine kleine Pause macht, und zwar
                              von der Welle X aus, auf der das Herzscheibchen v aufgesteckt ist, welches den mit dem Messer in
                              Verbindung gebrachten Hebel V, V' (Fig. 1 u. 3) im geeigneten Moment
                              bewegt.
                           Die obere Papierseite wird nun mit Hülfe der rotirenden Bürste F gleichförmig mit Leim oder einem anderen Bindemittel bestrichen. Die
                              Uebertragung der Bewegung von der Hauptwelle W auf die
                              Bürstenwalze ist aus Figur 1 klar zu entnehmen. An dieser Walze sitzt seitlich die Sperrklinke
                              a im Eingriff mit dem Sperrrade b. Durch die ruckweise Bewegung derselben wird die
                              hölzerne Vertheilungswalze G am unteren Ende des
                              Leimgefäßes allmählich gedreht und die nöthige Menge des Klebmittels abgegeben.
                           Die gleichmäßig unterbrochene Verschiebung des
                                 Papierbandes geschieht von dem sich drehenden verzahnten Sector H aus. Unterhalb demselben ragt durch einen Spalt des
                              Tisches, auf welchem das Papier läuft, die Leitwalze c
                              hervor, welche am Ende des Hebels d gelagert ist und
                              zufolge der Spiralfeder e stets gegen die Papierfläche
                              sich anlegt. Eine Stellschraube verhindert, daß die Walze c zu hoch gehoben wird. Die Form des Sectors läßt erkennen, wie das Papier
                              in gleichen Intervallen stets um eine bestimmte Länge vorgeschoben wird, welche von der Anzahl der
                              Papierwindungen der fertigen Hülse abhängig ist.
                           Unmittelbar hierauf folgt die Schneidvorrichtung, welche das Papierband durch
                              Schnitte, senkrecht auf dessen Bewegungsrichtung in kleine, gleich darnach
                              aufzurollende Stücke theilt.
                           Nach der Wirkungsweise ist diese Schneidvorrichtung eine Parallelschere, mit einem
                              vertical auf- und abgeführten Blatt I; die Bewegung desselben erfolgt in der
                              Bewegungspause des Papieres von der auf der Welle X
                              sitzenden, mit ensprechenden Einschnitten versehenen Scheibe K in Verbindung mit dem Winkelhebel J, J'
                              (Fig. 1
                              und 2).
                           Der abgeschnittene Papierstreif wird auf einen conischen Dorn gewickelt, dessen
                              Dimensionen der Selfactorspindel entsprechen. Solche Dorne oder Spindeln L' sind sechs an der Scheibe L vorhanden, deren Umfang verzahnt ist, um die Bewegung von der Hauptwelle
                              durch ein Getriebe auf die Scheibe L ununterbrochen zu
                              übertragen. Die Spindeln sind im Scheibenkörper drehbar gelagert und tragen auf der
                              äußeren Seite kleine Zahnrädchen, welche sämmtlich in das am Maschinengestell
                              befestigte, sich nicht bewegende Rad M eingreifen. Es
                              drehen sich demnach die Spindeln im Kreise mit der Scheibe L und jede noch um ihre eigene Achse.
                           Sowie das Papierstück durch die Schere I abgeschnitten
                              ist, wird der parallel zum Schnitt gegen die Spindeln hin liegende Rand zwischen der
                              gerade angekommenen Spindel L' und dem conischen
                              Wälzchen N gefaßt und die Aufwickelung eingeleitet.
                              Spindel und Wälzchen N berühren sich stets in einer
                              Linie und letzteres ist so gelagert, daß es wegen der Weiterdrehung der Scheibe L mit der Spindel ausweichen kann, worauf übrigens bei
                              Besprechung der Details am Schluß noch näher eingegangen wird.
                           Damit jedoch das Papier in vollkommen entsprechender Weise um die Spindel gewickelt
                              wird, unterstützt dieselbe das Stück o', welches im
                              Schnitt in Fig.
                                 3 und dessen weiter unten besprochener Bewegungsmechanismus in Fig. 8
                              ersichtlich gemacht ist. Auf der Spindelseite ist dieses Hülfsstück o' mit einer halbkreisförmigen Rinne versehen, in welche
                              sich die rotirende Spindel mit dem aufgewickelten Papier einlegt, und zwar so lange,
                              bis das um die Achse o² (Fig. 8) oscillirende
                              Wickel-Stück o' so weit niedergedrückt ist, daß
                              die vollständig bewickelte Spindel frei weiter geht. Darauf erhebt sich o' sofort und erwartet den nächsten zur Bewickelung
                              gelangenden Dorn.
                           Die mit der Hülse versehene Spindel streift im weiteren Verlauf er Drehung der
                              Scheibe L an den durch ein Gewicht gespannt erhaltenen
                              Riemen P in der Absicht, die einzelnen Röhrchenschichten innig
                              aneinander zu drücken und die äußerste Papierlage genügend zu glätten.
                           Die Rotation der Spindel mit dem Papierröhrchen endet beim Verlassen des Riemens P, indem die betreffende Stelle des Rades M nicht verzahnt ist (Fig. 1); anderenfalls
                              könnte die Kötzertüte beim Abstreifen von der Spindel beschädigt werden.
                           In diesem Moment kommt auch der Abschiebapparat auf die vollendete Kötzerhülse zur
                              Wirksamkeit. Zunächst wird das Röhrchen auf der Spindel gelockert, dann aber durch
                              die rotirende Bürstenwalze R ohne Anstand
                              abgestreift.
                           Der Mechanismus zur Lockerung der Hülse sitzt auf der in ihrem Lager verschiebbaren,
                              drehbaren Achse S (Fig. 2 und 3). Am Ende derselben ist
                              eine Scheibe, deren Kranz jedoch (wie aus dem Grundriß Fig. 2 deutlich zu
                              entnehmen ist) vier abgerundete Einschnitte enthält. Eine im Gestell festgestellte
                              Schraube f (Fig. 3) trägt an ihrem
                              Ende ein Röllchen, welches sich gegen den ausgeschnittenen Scheibenrand anlegt. Auf
                              derselben Achse S befindet sich eine kleine Scheibe T mit vier regelmäßig um den Mittelpunkt vertheilten
                              Wälzchen. Sowie eine mit der fertigen Kötzerhülse versehene Spindel L' den Riemen P verläßt und
                              sich für eine kurze Zeit nicht um ihre Achse, wohl aber mit der Scheibe L' dreht, stößt sie gegen eines der Wälzchen an T und zwingt die Achse S,
                              wie man dieß aus der Stellung der Theile in Fig. 3 erkennt, sich zu
                              drehen, was aber nur erfolgt, indem sich die Achse mit Allem, zufolge der Wirkung
                              des an der Schraube f befestigten Röllchens, in ihrem
                              Lager verschiebt. Die Wirkung davon ist, daß das Frictionswälzchen an der Scheibe
                              T die Adhäsion zwischen Spindel und Papierhülse
                              aufhebt, indem letztere nach der Spitze der conischen Spindel verschoben wird. Die
                              Bürstenwalze R befördert alsdann mit Leichtigkeit die
                              Kötzertüte in einen neben der Maschine aufgestellten Korb.
                           Ehe eine Spindel neuerdings bewickelt wird, passirt sie, die Rotation um ihre Achse
                              wieder beginnend, den Pinsel U, um von dem etwa
                              anhaftenden Leim gereinigt zu werden. Zu diesem Zwecke tröpfelt beständig aus einem
                              Gefäße U' Seifenwasser auf den Waschpinsel U.
                              
                           Die Bewegungsübertragung von der Antriebswelle W aus
                              geschieht zumeist mittelst Zahnrädern, wie dieß aus Fig. 1 und 2 ohne weitere Erklärungen
                              zu entnehmen ist. Nur die Zeichenwalze C erhält ihre
                              Drehung von der Zwischenwelle X durch eine
                              Riemenleitung.Nach dem oben Gesagten kann sich der Referent bei Beschreibung der Maschine
                                    von Motsch und Perrin,
                                    welche sich auf der Pariser Ausstellung von 1855 befand, auf das Wesentliche
                                    beschränken, weßhalb auch nur in Figur 10 ein
                                    Längsschnitt dieser Maschine, in Fig. 11 die
                                    Anordnung des Dornes f' an der Scheibe F, endlich in Fig. 12 der
                                    Abschiebapparat der fertigen Kötzerhülsen nach der bereits citirten Quelle
                                    (Armengaud's Publication industrielle) gezeichnet wurden.Der zur Maschine geführte Papierstreif wird Eingangs in einem Zeichenapparat
                                    auf einer Seite markirt.Hierauf folgt das Leimen einer Papierseite. Die
                                    Leim- oder Kleistersubstanz befindet sich im Gefäße P², welches unten mit der
                                    Vertheilungswalze O versehen ist. Die seitlich
                                    befindliche Wand o' ist verstellbar, um die
                                    Menge des zu übertragenden Bindemittels reguliren zu können. Dasselbe
                                    gelangt auf die Walze e', welche zum Theil mit
                                    Cannelirungen versehen ist, um theils die ruckweise
                                       Vorwärtsbewegung des Papierbandes, theils eine gleichmäßige
                                    Vertheilung des Leimes zu bewerkstelligen.Die Bewegung der genannten Walzen O und e' ist eine intermittirend drehende und geht von
                                    dem auf der Hauptwelle sitzenden Schwungrad aus, an welchem ein mit einigen
                                    Zähnen versehener Sector befestigt ist. Dieser bringt im geeigneten Moment
                                    die Drehung der genannten Walzen hervor und es ist nur noch zu bemerken, daß
                                    die Schiebwalze e' durch ein Gewicht auf die
                                    Papierfläche niedergedrückt wird.Bevor nun das um einen Punkt drehbare Scherblatt E schneidet, wird das Papierband geklemmt, indem die Klemme c³
                                    niedergeht. Letzteres geht von der auf der Hauptwelle a sitzenden Kammscheibe D aus; verläßt
                                    der Kamm an derselben den entsprechenden Hebel, so zieht eine Spiralfeder
                                    d³ die Klemme c³ wieder zurück.Während der Pause in der Bewegung des Papieres wird das zur Bildung einer
                                    Hülse nothwendige Stück abgeschnitten. Ein
                                    zweiter Vorsprung an der erwähnten Scheibe D
                                    wirkt auf einen Hebel, welcher das Scherblatt E
                                    niederführt, jedoch durch Wirkung einer Spiralfeder wieder aufsteigt.Die Scheibe F mit sechs geriffelten conischen
                                    Dornen oder Spindeln f', um welche die
                                    Papierstücke nach und nach gerollt werden, sitzt
                                    auf der Welle f und wird von der Hauptwelle a durch ein Räderpaar umgedreht.Auf der Welle a befindet sich eine zweite
                                    Herzscheibe F' (in Figur 10
                                    theilweise punktirt angedeutet), welche eine Bewegung des Greifers g³ hervorruft, dessen vorderes gekrümmte
                                    Ende mindestens so breit als das zu bildende Röhrchen lang ist. Dieser
                                    Greifer hat die Aufgabe, das Papier auf die ankommende Spindel f' zu führen und eine richtige Aufwickelung
                                    einzuleiten. Aus diesen Gründen ist er verschiedenen Bewegungen
                                    unterworfen.Von der erwähnten Herzscheibe F' wird der Greifer
                                    so lange in einer zurückgezogenen Lage erhalten, bis eine Spindel zur
                                    Bewickelung ankommt. Alsdann schiebt diese Scheibe den Greifer vor, welcher
                                    den vorstehenden auf dem cannelirten Wälzchen i
                                    ruhenden Rand des gerade abgeschnittenen Papierstückes faßt und auf die
                                    Spindel übertragen kann.Eine an dem Schwungrad (welches jedoch in der Zeichnung nicht ersichtlich
                                    gemacht ist) angebrachte excentrisch gestellte Leiste hebt den Greifer von
                                    der Spindel, welche nun um ihre Achse sich zu drehen und das Papierstück
                                    aufzurollen beginnt.Auf der linken Seite der Scheibe F (Fig.
                                       11) trägt jeder Dorn f' eine
                                    Frictionsrolle i³, welche denselben in
                                    Umdrehung versetzt, sobald i³ den durch
                                    eine Feder gespannt erhaltenen Riemen I, I (Fig.
                                       12) berührt; doch dauert diese Drehung nur so lange, bis der an
                                    dem Scheibchen i² (Fig. 11)
                                    steckende Stift j gegen einen festen Anschlag am
                                    Maschinengestell trifft. Der Dorn ist endlich im Niveau des Papieres
                                    angelangt.Der Greifer g³ wird über den Dorn vorwärts
                                    geschoben, erfaßt das Papier von der Walze i,
                                    überträgt es auf die Spindel, und zieht sich alsbald wieder zurück, die
                                    Drehung der Spindel um ihre Achse einleitend. Das äußerste verzahnte Rädchen
                                    i¹ an derselben (Fig. 11) kommt in
                                    Eingriff mit dem Zahnsector I', welcher die
                                    Spindel in eine rasche Rotation bei der Weiterdrehung der Scheibe F versetzt. Damit das Aufrollen des Papieres
                                    regelmäßig erfolgt und die einzelnen Schichten des Röhrchens dicht
                                    aneinander liegen, schleift die bewickelte Spindel dem durch ein Gewicht
                                    gespannt erhaltenen Riemen J' entlang.
                                    Sobald die Drehung der Spindel um ihre Achse aufhört, gelangt der zangenartig
                                    angeordnete Abschiebapparat der fertigen Hülsen
                                    am Ende der Maschine zur Thätigkeit. Dieser ist in Figur 12
                                    skizzirt. In Folge seiner Verbindung durch die Schubstange L', Kurbel t',
                                    Zahnräder m, m¹, m² und G an der Scheibenwelle
                                    F erhält der Abstreifapparat eine
                                    hin- und hergehende Bewegung, so oft eine bewickelte Spindel zwischen
                                    das Maul der Zange M, M' kommt. Dieses wird
                                    geschlossen, indem die Arme K und K' an die fixen Frictionsrollen N, N beim Rückgang im Sinne des Pfeiles
                                    anstoßen, wodurch die Kötzerhülse von der Spindel abgezogen wird; der Draht
                                    N, N' unterstützt diese Arbeit.Der stets feucht erhaltene Pinsel o hat die
                                    Aufgabe, die freigewordene Spindel vom anhaftenden Leim zu befreien.Macht die Scheibe F mit 6 Spindeln 20 Touren pro Minute, so werden 120 Röhrchen in der
                                    gleichen Zeit vollendet; bei 25 Touren 150 Stück, d.h. pro Tag in 12 Arbeitsstunden 86,400, resp.
                                    108,000 Stück Kötzerhülsen.
                              
                           
                           Es erübrigt noch, in Kürze die Einrichtung und Führung des Schneidzeuges E, des Klemmwälzchens N und
                              des Wickelstückes O' zu besprechen.
                           
                           Wie schon erwähnt, ist die Schneide von E so gebildet,
                              daß flach dreieckförmige Schnitzel – die zwei gleichen Seiten sind in der
                              Wirklichkeit etwas gekrümmt – aus dem Papierrand abgetrennt werden. Das
                              Messer (oder richtiger gesagt Scherblatt) E ist am
                              oberen Ende der durch ein Scharnier verbundenen Platten E¹ und E² angebracht. Das
                              Führungsstück derselben, mit i bezeichnet, ist an der
                              Tischplatte j befestigt, über welche das Papierband
                              geführt wird. Die Feder l lehnt sich gegen das Blatt E, welches beim Niedergang hart an der scharfen
                              Ausschnittkante des Tisches (die als festes Scherblatt zu betrachten ist)
                              vorbeigeht. An dem Bolzen in greift der Arm V des
                              Doppelhebels V, V' ein, welcher (wie erinnerlich) von
                              einer auf der Welle X sitzenden Kammscheibe K aus die Verschiebung des Scherblattes E bewerkstelligt.
                           Das Klemmwälzchen N erfaßt, wie oben gesagt wurde, den
                              vorstehenden Papierrand, so oft die Spindel zur Berührung mit jenem Wälzchen
                              gelangt. Damit diese Berührung stets auf die ganze Länge der Spindel sich erstreckt,
                              und damit nach dem Erfassen des Papieres diese Spindel ungehindert mit der Scheibe
                              L sich weiter zu drehen, also das Wälzchen N auszuweichen vermag, muß seine Achse so gelagert seyn,
                              daß sie in einer horizontalen und verticalen Ebene etwas oscilliren und weiters sich
                              parallel zu sich verschieben kann.
                           Das Wälzchen N sitzt am oberen Ende der Stange n (Fig. 3), welche unterhalb
                              durch eine Kugel o hindurchgeht. Diese ruht mit zwei
                              seitlich angebrachten Zapfen in dem Lager p, welches
                              sich um eine horizontale Achse etwas hin- und herzudrehen vermag. Das untere
                              Ende der Stange n wird durch die Spiralfeder n' gegen die feste Schiene r
                              angezogen.
                           Der Bewegungsmechanismus des die richtige Umwickelung der Spindel wesentlich
                              unterstützenden Stückes o' ist im Detail in Fig. 8
                              ersichtlich gemacht; die Bewegung desselben geht von der Achse X aus. Diese wird von der Hauptwelle W
                              durch das Zahnrad der Scheibe L und ein auf X aufgekeiltes Getriebe in Umdrehung versetzt. Auf der
                              anderen Seite der Maschine sitzt auf X ein mit einigen
                              Zähnen versehener Sector X' im Eingriff mit dem Rädchen
                              s, an dessen Umfang ebenfalls einige Kämme stecken
                              und welches auf der Achse o² des Wickelstückes
                              o¹ befestigt ist.
                           Der Sector X' dreht sich ununterbrochen; der Eingriff der
                              Zähne von X' und s erfolgt
                              jederzeit im Beginn der Aufwickelung des Papieres um eine der Spindeln L'. Es dreht sich also die Achse o² mit dem Stück o¹ um einen
                              gewissen Winkel, während welcher Zeit letzteres mit der sich umwickelnden Spindel in
                              Berührung bleibt. Sobald der Zahneingriff beendet ist, nimmt die Achse o² mit dem Wickelstück o¹ die ursprüngliche Lage in Folge der Wirkung einer Spiralfeder
                              wieder ein, indem die Nase t seitlich des Rades s gegen den festen Anschlag u trifft. Dieser ist am Maschinengestell Y
                              befestigt.
                           Bei dieser Drehung des Kammes s soll sich die Achse o² ein wenig erheben, damit die Spindelbewegung
                              durch o¹ nicht behindert wird, die Kreisbewegung
                              mit der Scheibe L fortzusetzen. Zu diesem Zwecke gleitet
                              die Achse o² in einem Schlitz des Supportstückes
                              Y und zwar dann, wenn der auf X festsitzende Arm mit der Rolle V² auf
                              den Winkel-Hebel x, x' an der Achse o² trifft und der Arm x' wegen dem unverrückbaren Anschlag u in der
                              Weiterdrehung angehalten wird, was eine Hebung der Drehachse o² nach sich zieht.
                           Die im Vorstehenden erschöpfend behandelte Maschine mit den Verbesserungen von Troppmann zeichnet sich daher vor der älteren
                              Construction aus:
                           1) durch die Einschaltung einer seitlich auf den einen Rand des Papieres wirkenden
                              Schervorrichtung (E), damit nach der Aufwickelung keine
                              Papierecken vorstehen;
                           2) durch die Anordnung des Klemmwälzchens (N) zur
                              Einleitung der Abwickelung, ferner des Wickelstückes (o¹) zur Regulirung des Aufrollens der Hülsenwindungen; endlich
                           3) durch die vereinfachte, aber sicher wirkende Abschiebvorrichtung der fertigen
                              Kötzerhülsen.
                           Johann
                                 Zeman.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
