| Titel: | Rollet's Briefsammlungskasten. | 
| Autor: | J. Z. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. CXLII., S. 515 | 
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                        CXLII.
                        Rollet's Briefsammlungskasten.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              IX.
                        Rollet's Briefsammlungskasten.
                        
                     
                        
                           Da die Postdirection in Paris den Plan faßte, die alten, dem öffentlichen Dienste
                              wenig entsprechenden Briefkästen durch neue zu ersetzen, an welchen der Tag und die
                              Nummer der seitens der Postbediensteten vorgenommenen Briefaushebung in einer
                              deutlichen, von befugten Händen leicht zu handhabenden Weise ersichtlich gemacht
                              sey, so legte Rollet in
                              Etrochey (Côte-d'Or) das nachstehend beschriebene Modell sowohl der
                              Postadministration zur Annahme, als der Société
                                 d'Encouragement zur Begutachtung vor.
                           Da die Briefkästen in vielen deutschen Städten ebenfalls die vom Berichterstatter
                              Victor Bois gerügte mangelhafte EinrichtungEs liegt im Interesse des Briefe befördernden Publicums, an den
                                    Sammlungskästen Controlvorrichtungen anzubringen, damit Jeder ersehen kann,
                                    ob und wann die Briefe zum letztenmal ausgehoben resp. expedirt wurden.Bisher war es (in Paris) üblich, daß an kleinen Oeffnungen der vorderen Wand
                                    des Briefkastens – zugleich die Thür bildend – Scheibchen mit
                                    Papier überzogen zum Vorschein gebracht wurden, welche gedruckt oder
                                    geschrieben den Tag und die Nummer der erfolgten Briefexpedition anzeigten.
                                    Die Einstellung dieser Scheibchen bewerkstelligte der Postdiener von Außen
                                    mit Hülfe eines einfachen Schlüssels. Es ist also eine Verdrehung durch
                                    böswillige Hände, das Erscheinen einer nur halbsichtbaren Anzeige im Falle
                                    einer nachlässigen Einstellung sehr leicht möglich. Weiter aber werden die auf
                                    Papier befindlichen Angaben bald durch den Einfluß der Atmosphärilien ganz
                                    unleserlich und das Eindringen von Staub und Regen ist gar nicht
                                    verhindert.Die Pariser Postadministration, welcher diese Uebelstände nicht entgangen
                                    waren, beabsichtigt den neuen Briefkästen eine möglichst zweckmäßige
                                    Einrichtung zu geben.Es wurde ihr der Vorschlag gemacht, statt der Holzkasten starke Blechkästen
                                    oder durch Guß erzeugte einzuführen. Ein im Inneren angebrachter Mechanismus
                                    sollte die nöthigen deutlichen Angaben für das
                                    Publicum zulassen.Anstatt bedruckter Papierscheiben sollen zwei emaillirte, mit den nöthigen
                                    Inschriften versehene Scheiben allmählich die Tage und die Zahl der
                                    Expedition vor kleinen, in der vorderen Wandfläche angebrachten Oeffnungen
                                    zeigen. Die Verstellung erfolgt, wenn die Thür geöffnet, also die Briefe
                                    bereits entnommen sind, durch Drehen der Scheiben mit der Hand, worauf sie
                                    durch Anziehen von Schrauben mit Flügelmuttern festgestellt werden.Gegen diesen Vorschlag wendet sich Victor Bois
                                    ganz entschieden; eine durchgreifende Abhülfe
                                    soll bei einer Neueinführung von Briefkästen alle Uebelstände beseitigen;
                                    dem angeführten Projecte lassen sich aber noch folgende vorwerfen:1) Die Aufschriften an den Scheiben sind zu leicht Verletzungen ausgesetzt,
                                    das Email springt leicht selbst ab, oder ist in böswilliger Absicht ohne
                                    große Anstrengung zu beschädigen.2) Die Feststellung mit Hülfe einer Flügelschraube ist ungenügend. Wird die
                                    Mutter nicht hinreichend angezogen, so sind die Scheiben von Außen leicht zu
                                    verstellen; bei nachlässiger Einstellung werden die Aufschriften oft nur zum
                                    Theil erscheinen.3) Die Aufschriftscheiben decken die in der Kastenthür angebrachten
                                    Oeffnungen nicht so weit, daß Staub und Regen nicht in das Innere gelangen
                                    könnten.Nach Rollet's
                                    Vorschlag, welcher am 20. Juni 1868 auf denselben ein Patent genommen hat,
                                    sind aber alle diese Mängel beseitigt. Die Aufschriften werden aus Guß
                                    erhaben hergestellt; jede Verstellung derselben von Außen ist unmöglich und
                                    dabei decken sie die Wandöffnung vollkommen.Die Société d'Encouragement
                                    befürwortete auch nach dem Vorschlag ihres
                                    Ausschusses in einem Bericht an den französischen Finanzminister und an die
                                    Postdirection den oben beschriebenen Briefkasten. der Pariser Sammlungskästen besitzen, so erscheint die Mittheilung des
                              günstig beurtheilten Rollet'schen Briefkastens –
                              nach dem Bulletin de la Société
                                 d'Encouragement, October 1869, S. 583 – gerechtfertigt.
                           
                           Der Briefkasten ist aus Gußeisen hergestellt, ebenso die Theile welche Tag und Nummer
                              (oder Stunde) der erfolgten Briefexpedition anzeigen. Die betreffenden Abbildungen
                              sind in Figur
                                 33–37 in 1/3 der natürlichen Größe gezeichnet.
                           Fig. 33 zeigt
                              die Ansicht der Briefkastenthür; Fig. 34 die Seitenansicht
                              von dem Schlosse K aus gesehen; Fig. 35 die hintere
                              Ansicht mit dem Mechanismus zur Einstellung des Tages und der Nummer der
                              Briefexpedition. Fig. 36 und 37 sind Schnitte nach den
                              Linien I, II und III, IV der Figur 35.Um dem Lithographen die Arbeit zu erleichtern, verblieben auf den
                                    betreffenden Zeichnungen die französischen Aufschriften. In deutscher
                                    Uebersetzung lautet die Aufschrift auf der Kastenthür A:
                                    Textabbildung Bd. 195, S. 516Auf den Seitenflächen des Prismas B (Fig.
                                       35) befinden sich die Namen der Wochentage.
                              
                           
                           Die Thür A ist an dem Sammlungskasten mittelst
                              Scharnieren befestigt und versperrbar; K bezeichnet das
                              Schloß. An dieser Thür, welche mit zwei Ausschnitten versehen ist, befindet sich der
                              Zeigermechanismus.
                           Die siebenseitige gußeiserne Walze B trägt auf jeder
                              Seitenfläche in regelmäßiger Aufeinanderfolge den Namen eines Wochentages; sie ist
                              um eine bei D angelenkte Achse frei drehbar, sobald
                              dieselbe nach Auslösung der Sperrklinke C von der Thür
                              weggedreht wird, wobei das Führungsstück E den
                              Ausschlagswinkel begrenzt.
                           Um dem Manipulanten die betreffende Einstellung zu erleichtern, ist an der Walze der
                              Ring F angegossen und mit den sieben Anfangsbuchstaben
                              der Wochentage versehen, welche jedoch in der entgegengesetzten Reihenfolge so
                              angebracht sind, daß der Anfangsbuchstabe (z.B. D in
                              Fig. 35)
                              in der Rückansicht des Tages ersichtlich ist, welcher in dem betreffenden Ausschnitt
                              der Thür gerade erscheint (in Fig. 33
                              DIMANCHE d. i. Sonntag). Ist die Walze entsprechend
                              gestellt, so führt man sie zurück, schnappt die Falle C
                              ein; alsdann verschließt die Wandfläche von B –
                              mit der betreffenden Taganzeige – vollkommen den Ausschnitt in der Thür. Eine
                              böswillige Verstellung von Außen, eine nachlässige Einstellung des Postdieners ist
                              gar nicht möglich, ebensowenig wie bei einigermaßen solider Ausführung das
                              Eindringen von Staub und Regen in das Innere des Kastens.
                           Ganz ähnlich ist die Einrichtung der Zifferwalze, welche mit G bezeichnet und den Ziffern von 1 bis 9 und dem Buchstaben d (entsprechend dernière, d. i. letzte) versehen ist. Die Walze G läßt sich auf dem Hebel H,
                                 H' drehen, wenn dieser um etwas von der Thür, nachdem die Falle J gehoben ist, bewegt wird. Bei H ist der Drehpunkt dieses Hebels.
                           Aus ähnlichen Gründen wie oben stecken auf der oberen Fläche der Walze G 10 Stifte I mit Ziffern in
                              entgegengesetzter Reihenfolge, so daß in der Rückseite die Zahl 1 sich in der
                              Ansicht befindet, wenn dieselbe in dem betreffenden Ausschnitt der Thür sich
                              zeigt.
                           Das Ganze ist also recht einfach angeordnet; die Ziffern und
                                 Flamen sind sämmtlich durch Guß hergestellt, folglich widerstandsfähig
                              gegen eine böswillige Beschädigung.
                           
                              J. Z.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
