| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 87 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Der Verdampfungsmesser, ein Mittel zu bedeutender
                              Kohlen-Ersparniß; von Fischer und Stiehl in Essen a. d. Ruhr.
                           Der Verdampfungsmesser hat die Aufgabe zu lösen, die Wärmemenge (Anzahl der Calorien)
                              anzuzeigen, welche einem Dampfkessel durch den Brennstoff zugeführt sind. Durch
                              gleichzeitige Beobachtung des verbrauchten Quantums Brennstoff ist es dann möglich,
                              sich die wichtigen Aufschlüsse zu verschaffen über: den
                                 Brennwerth verschiedener Materialien, Güte der Kesselconstruction und
                              endlich über die Aufmerksamkeit und Geschicklichkeit des
                                 Heizers.
                           Die dem Kessel zugeführte Wärmemenge ist jedoch nicht proportional der Quantität des
                              verdampften Speisewassers, sondern sie hängt wesentlich von der Temperatur desselben
                              beim Eintritt in den Kessel, sowie von der in diesem
                              Augenblick herrschenden Dampfspannung (resp. Temperatur) ab.
                           
                              
                                 Bezeichnet:
                                 T die Temperatur des Dampfes im Kessel,
                                 
                              
                                 
                                 t die Temperatur des Wassers beim Eintritt zum
                                    Kessel,
                                 
                              
                                 
                                 q das Gewicht des eingeführten Speisewassers
                                    in Pfunden,
                                 
                              
                                 
                                 Z die Anzahl der Wärme-Einheiten,
                                    welche nöthig sind, um das
                                    Wasserquantum        
                                    q von der Temperatur t in Dampf von der Temperatur T
                                    überzuführen,
                                 
                              
                           so ist
                           Z = 540 q
                              + (T – t) q.
                              
                           T sowohl als auch t sind im
                              Allgemeinen in der Praxis variabel. Es ist zwar möglich, T und t eine gewisse Zeit constant zu halten
                              und durch Einführung in obige Formel, bei gleichzeitiger genauer Messung des
                              zugeführten Speisewassers, die Wärmemenge Z zu
                              berechnen, wie dieß bei Versuchen über den Brennwerth verschiedener Materialien
                              wirklich schon ausgeführt ist. Indessen wird dieses Verfahren praktisch
                              unausführbar, wenn es sich nicht um einzelne Versuche innerhalb verhältnißmäßig
                              kurzer Zeit, sondern um eine fortlaufende Beobachtung handelt, wie die Praxis sie
                              behufs der Controlle über die Heizer etc. wünscht.
                           Die fortwährende Constanthaltung von T und t ist stets fast unmöglich, und namentlich t schwankt in vielen Fällen zwischen 15 und
                              80°C.
                           Diese großen Differenzen treten bei größeren Hütten- und Stahlwerken besonders
                              auf, wo meist keine Vorwärmer vorhanden sind, weil Maschinen- und
                              Kesselanlagen weit von
                              einander entfernt liegen, und wo die Speisung bald durch Injecteurs, bald durch
                              Dampfpumpen geschieht.
                           Wollte man in diesen Fällen zur Bestimmung der in den Kessel gelangten Wärmemenge Z nur die Quantität des zu verdampfenden Wassers in
                              Rechnung ziehen, ohne Berücksichtigung seiner verschiedenen Temperaturen, so könnte
                              das Resultat nur höchst ungenau ausfallen.
                           Bei Vergleichung der an verschiedenen Kesseln vorgenommenen Messungen würde sich
                              diese Ungenauigkeit noch erheblich vermehren, wenn diese Kessel mit verschiedener
                              Dampfspannung arbeiten.
                           Innerhalb der in der Praxis vorkommenden Grenzen ergeben sich hierdurch Differenzen
                              bis zu 15 Proc., wie folgendes Beispiel zeigt:
                           
                              1) In einen Dampfkessel, welcher mit 2 Atmosphären Ueberdruck
                                 arbeitet, mögen q Pfund Wasser von 80°C.
                                 eingeführt und verdampft werden. Die dazu erforderliche Wärmemenge ist
                              
                           
                              
                                 Z¹
                                 = 540 q + (135 – 80) q,
                                 
                              
                                 
                                 = 595 q Calorien.
                                 
                              
                           
                              2) Bei einem anderen mit 5 Atmosphären Ueberdruck arbeitenden
                                 Kessel möge dasselbe Quantum q mit 15°
                                 eingeführt und verdampft werden, so ist die hierzu erforderliche
                                 Wärmemenge
                              
                           
                              
                                 Z²
                                 = 540 q + (160 – 15) q,
                                 
                              
                                 
                                 = 685 q Calorien.
                                 
                              
                           Ein Resultat, welches gegen das erste um 15,1 Proc.
                              abweicht.
                           Eine mit so großen Fehlern behaftete Beobachtung könnte natürlich für die Praxis
                              nicht den Werth haben und den Nutzen bringen, als die genaue Controlle über die
                              wirklich entwickelte Wärmemenge.
                           Da, wie schon gesagt, die fortdauernde Constanthaltung von T und t nicht möglich ist, und die
                              Vernachlässigung dieser Größen zu bedeutende Unrichtigkeiten herbeiführt, so würde
                              bei Beschränkung auf die bislang bekannten Meßapparate nichts Anderes übrig bleiben,
                              als folgende drei zusammengehörige Messungen gleichzeitig vorzunehmen und sie in
                              möglichst kleinen Zeitintervallen zu notiren:
                           
                              1) das Gewicht des eingeführten Speisewassers (wir wollen hierbei
                                 von der Ungenauigkeit aller bisher bekannten Wassermesser absehen);
                              2) seine jedesmalige Temperatur beim Eintritt zum Kessel;
                              3) die jeweilige Dampfspannung.
                              
                           Alles dieses muß in möglichst kleinen Zeitabschnitten notirt werden. Es liegt aus der
                              Hand, daß eine solche Aufgabe in der Praxis völlig unausführbar ist.
                           Wir glauben im Vorstehenden dargethan zu haben, daß es mit Hülfe der bis jetzt
                              bekannten Meßapparate nicht möglich ist, die Leistung eines Heizers zu controlliren.
                              Wie wichtig dieß ist, beweist der Umstand, daß z.B. die Direction der
                              Bergisch-Märkischen Eisenbahn jährlich die Summe von 10,000 Thlrn. seit
                              Einführung einer Kohlenprämie erspart; nach den uns von Hrn. Obermaschinenmeister
                              Stambke in Witten gemachten Mittheilungen macht dieß
                              etwa 10 Proc. des ganzen Kohlenaufwandes aus. Es ist hierbei, ohne die Qualification
                              des einen oder anderen Heizers anzuzweifeln, in Betracht zu ziehen, daß auf den
                              Locomotiven auch schon vor der Kohlenprämie stets nur erprobte Führer und Heizer
                              thätig waren. Wenn also ein gewandter Heizer noch eine Ersparniß von 10 Proc. an
                              Brennstoff erzielt, so ist wohl anzunehmen, daß ein weniger gewandter Heizer, der
                              durch die Kohlenprämie dafür interessirt wird, vor und nach zu einer noch weit
                              höheren Ersparniß gegen den vorherigen Consum gelangt.
                           Der von uns erfundene und angefertigte Verdampfungsmesser ist zur Erreichung dieses
                              Zweckes das geeigneteste Mittel, denn er führt die Messung der entwickelten
                              Wärme-Einheiten vollständig richtig aus; er mißt nicht allein das dem Kessel
                              zugeführte Speisewasser, kalt oder warm, mit bisher unerreichter Genauigkeit,
                              sondern berücksichtigt auch die Schwankungen in der Dampf- und
                              Wassertemperatur.
                           An dem Index eines Zählwerkes sind die erzeugten Calorien direct abzulesen.
                           Wir garantiren für richtige Messung und Dauerhaftigkeit, selbst bei heißem und
                              schlechtem Speisewasser.
                           
                        
                           
                           Mazeline's Dampfmantel für Dampfmaschinencylinder.
                           Kürzlich ließ sich der Ingenieur Mazeline in Havre eine
                              Vorrichtung patentiren, um im Dampfmantel eines Dampfmaschinencylinders eine höhere
                              Temperatur zu erzielen, als der in den Cylinderraum tretende Dampf besitzt, wodurch
                              die Condensation des Dampfes im Cylinder verhütet werden soll.
                           Nach Mazeline ist es ein Fehler, den Cylinderdampf vorerst
                              in den Mantelraum zu führen, wo im Voraus ein Theil der Wärme entzogen, eine
                              Wasseransammlung stattfinden wird und Wasser in den Cylinder gerissen werden
                              kann.
                           Bei den neuen Hochdruckmaschinen mit Oberflächen-Condensator, wie
                              beispielsweise auf der kaiserlichen Yacht „l'Hirondelle,“ dann
                              bei denen für die neu zu bauenden Postdampfer für den stillen Ocean wird die
                              erwähnte Unzukömmlichkeit vermieden, indem zur Erwärmung der Cylinderwände ein
                              besonderer Kessel Dampf, und zwar mit etwas höherer (etwa 1 Atmosphäre) Spannung als
                              der Betriebsdampf liefert.
                           Dieser Heizdampf umzieht den Cylindermantel ohne in's Innere des Cylinders zu
                              gelangen; alsdann geht derselbe durch einen Schlangenrohr-Vorwärmer, welcher
                              mit Meerwasser gespeist wird. Der hieraus entweichende Dampf, sowie der aus dem
                              Meerwasser sich bildende gelangen in den Oberflächen-Condensator zur
                              Verdichtung und Speisung der Betriebskessel.
                           Der höher gespannte Heizdampf treibt sämmtliche condensirte Dämpfe nach den
                              Betriebskesseln (mit niederer Spannung), in deren Nähe ein Ventil befindlich ist,
                              welches geschlossen bleibt, falls der Druck im Kessel größer ist.
                           Das Princip dieser Anordnung besteht also in der Verwendung von höher gespanntem
                              Dampf für den Cylindermantel, welcher schließlich in den Speisekessel mit niederer
                              Dampfspannung zurückkehrt. (Armengaud's
                              Génie industriel, November 1869, S. 275.)
                           
                        
                           Ueber die Selbstschmierung der Stopfbüchsen bei Dampfmaschinen
                              etc.; von Joseph Thoma, Ingenieur in Memmingen.
                           Da in neuester Zeit Selbstschmierung für Stopfbüchsen bei
                              Dampfmaschinen angepriesen wird, so erlaube ich mir, eine Methode mitzutheilen, die
                              ich schon lange im kleinen Maaßstabe anwendete.
                           Es ist eine längst bekannte Thatsache, daß fein geschlämmter Graphit sogar zum
                              Einölen der feinsten Uhren wie für Chronometer angewendet wird. Ferner ist für
                              Cylindergebläse mit Lederliderung der Graphit das einzige Schmiermittel, indem man
                              denselben durch die Saugventile an den Umfang des Cylinders streut.
                           Diese Thatsachen veranlaßten mich, bei kleineren Pumpen die Stopfbüchsen mit einem
                              Gemenge von geschlämmtem Graphit mit Schweinefett zusammengeknetet zu füllen,
                              wodurch die teigartige Masse zusammengepreßt die Kolbenstange stets in einem
                              gleichmäßig fettfühlenden Zustand erhielt.
                           Füllt man nun die Stopfbüchse einer Dampfmaschine mit der gleichen Substanz oder
                              nimmt man sogar anstatt des Fettes zum Anmachen des Graphits nur Wasser, so wird
                              durch den Zutritt von Dampf- und Condensationswasser, welches sich stets in
                              der Stopfbüchse in kleinem Quantum ansammelt, die gleiche Wirkung hervorgebracht
                              werden, indem sich der Graphit, welcher die Kolbenstange berührt, etwas anfeuchten
                              wird und dadurch stets die nöthige Schmierung ersetzt.
                           Das Einzige, was bei einer solchen Anwendung zu beobachten seyn wird, ist, daß man
                              die Stopfbüchse von Zeit zu Zeit gehörig anzieht, damit der Graphit nicht zu
                              dünnflüssig wird. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1869, Nr. 52.)
                           
                        
                           Ueber die Herstellung großer Schraubenmuttern durch Guß; von
                              Joseph Thoma, Ingenieur in Memmingen.
                           Größere Schraubenmuttern mit flachen Gewinden werden sowohl für die Industrie als für
                              die Landwirthschaft häufig angewendet. Die Herstellung derselben namentlich bei größeren Dimensionen
                              macht die Anschaffung von Spindelpressen immer theurer, besonders wenn die Spindel
                              2, 3, 4, 5 bis 6 Gänge hat, wie dieß bei Pressen zum Ausstanzen von Blechen etc. der
                              Fall ist.
                           Ich hatte vor kurzer Zeit Veranlassung, eine Mutter von sechsfachem Gewinde für 6
                              Zoll Durchmesser und 12 Zoll Höhe anzufertigen, und zwar für eine vorhandene
                              unregelmäßig geschnittene Spindel, d.h. eine solche bei der die 6 Gewinde
                              verschiedene Stärke hatten. Die zu ersetzende Mutter war wegen dieses Umstandes nach
                              kurzer Zeit zerbrochen, weil es höchst schwierig war, die Mutter passend zu der
                              Spindel zu schneiden.
                           Um den Zweck zu erreichen, gab es kein anderes Mittel, um eine exacte Mutter zu
                              erhalten, als solche um die vorhandene Spindel anzugießen, was aber auch seine
                              Schwierigkeiten darbot. – Um mein Vorhaben auszuführen, fertigte ich aus 2
                              Linien starkem Blech eine Schablone, welche circa 5 Zoll
                              länger und 3 Zoll breiter war als die Metalldicke der Mutter, und welche genau an
                              die Spindelgänge an der Stelle paßte, wo die Mutter umgegossen werden sollte.
                              Nachdem nun die sechseckige Mutter in einem zweitheiligen Formkasten geformt war,
                              wurde die Spindel in die Mitte der Mutterform eingestellt, welche zuvor gehörig
                              durchwärmt war, sodann die Blechschablone an die Spindel gelegt und der obere
                              Formkasten darauf, und zum Gießen beschwert. Zur Vorsicht wurde die Spindel an der
                              Stelle der Mutter schön gleichmäßig mit Graphit bestrichen.
                           Nachdem die Mutter gegossen und etwas erkaltet war. wurde abgedeckt, die
                              Blechschablone herausgenommen, und in die hinterlassene Oeffnung mehrere Keile
                              eingetrieben, um das Zusammenziehen der Mutter durch das Erkalten zu verhindern. Zu
                              gleicher Zeit wurde die Mutter schwach gehämmert, welches man mit der Erkaltung
                              verstärkte, wodurch die Mutter von der Spindel gelöst wurde. Nachher wurde die
                              Spindel sammt Mutter an den Bestimmungsort gebracht, der Preßarm an die Spindel
                              gesteckt, und die Spindel ganz leicht abgedreht.
                           Die ganze Arbeit zur Herstellung der Mutter war somit durch eine sehr einfache
                              Gießerarbeit auf die vollkommenste Art hergestellt.
                           Meinem Dafürhalten nach könnten auf diese Art alle Muttern für Most-,
                              Heupressen etc. hergestellt werden und zwar billiger als durch das Schneiden auf der
                              Drehbank.
                           In die zurückgebliebene Spalte der Mutter werden Blechstreifen eingeschlagen, wodurch
                              die Mutter wie aus einem ganzen Stück geschlossen wird. (A. a. O.)
                           
                        
                           J.
                                 Fitter's Herstellung von Muttern für große Druck- und
                              Stellschrauben.
                           Joseph Fitter in Birmingham nimmt zu Muttern und
                              Schraubenbüchsen für Spannkloben zu Bohrmaschinen u.s.w. statt Messing- und
                              Rothguß Weißmetall (27 Th. Blei, 7 Th. Zinn und 3 Th.
                              Antimon), welches weniger Reibung und Abnutzung erleiden soll.
                           Zum Guß dieser Muttern nimmt Fitter Metallformen statt
                              Sandformen. Er stellt die Spindel, für welche die Mutter zu erzeugen ist, in die
                              Mitte einer Metallbüchse, nach oben etwas conisch verjüngt. Das geschmolzene Metall
                              wird einfach in den ringförmigen Raum gegossen und das Ganze nach dem Erkalten aus
                              der Form gezogen. Die Schraubenspindel wird alsdann geeignet herausgedreht. (Mechanics' Magazine, October 1869, S. 260.)
                           
                        
                           Hall's
                              Frictions-Getriebe.
                           Hall construirt nach seinem Patent
                              Frictions-Getriebe, indem er in einer Rinne im Radkranz ein dickes
                              elastisches Band einlegt. Zur Regulirung der Reibung dienen Stellschrauben am Lager
                              des einen Rades. Die Vorzüge dieser Getriebe, wie Leichtigkeit und Sicherheit in der
                              Aus- und Einrückung selbst bei hohen
                              Geschwindigkeiten, der
                              Anwendbarkeit für alle Arten von Rädern, Geräuschlosigkeit u.s.w. wurden durch eine
                              schädliche Erwärmung nach Versuchen in einer Baumwollspinnerei nicht, wie eingewendet wurde, beeinträchtigt. (Engineer November 1869, S. 346.)
                           
                        
                           Ueber einen bei Temperaturwechseln unveränderlichen
                              Längenmaaßstab; von H. Soleil.
                           Hiermit theile ich der (französischen) Akademie einen Vorschlag bezüglich des
                              Normal-Metermaaßstabes zur Beurtheilung mit, welcher meines Wissens noch von
                              Niemand gemacht wurde.
                           Jacobi hat den Wunsch geäußert, daß alle
                              Normal-Metermaaßstäbe aus einer Substanz angefertigt werden möchten, welche
                              in Folge ihrer chemischen Zusammensetzung, ihrer molecularen Constitution und ihres
                              Wärmeausdehnungs-Coefficienten alle Bürgschaften für ihre Homogenität
                              darböte.
                           Diese Substanz, welche Fizeau in Bezug auf ihre Ausdehnung
                              sorgfältig untersucht hat, die aber wohl nur in Stücken von einigen Centimetern
                              Länge angewendet werden könnte, ist der Beryll, ein
                              Mineral welches nicht selten in sehr reinen Stücken vorkommt. Aus Fizeau's Untersuchungen weiß man, daß der Beryll sich
                              positiv in einer zur Hauptachse normalen Richtung ausdehnt und sich in der Richtung
                              dieser Achse zusammenzieht; es gibt also eine Zwischenrichtung, in welcher die
                              Ausdehnung gleich Null ist. Nach dieser Richtung mußten die zur Anfertigung von
                              Normalmaaßstäben bestimmten Stücke geschnitten werden; ein solcher Maaßstab würde in
                              allen Klimaten stets dieselbe Länge haben.
                           Auf der Welt-Ausstellung von 1867 hatte Hr. Froment-Meurice in seinem Glasschranke eine 15 Centimeter hohe
                              Büste des Kaisers von Frankreich, welche aus geschnitten war; vielleicht ließe sich
                              ein ähnliches Exemplar auffindenDieß ist keineswegs unwahrscheinlich. Edler Beryll
                                    kam in großen, prachtvollen Krystallen im Gebirge Adontschilon in Sibirien
                                    schon im Jahre 1723 vor und wird noch jetzt dort bergmännisch gewonnen;
                                    wahrscheinlich kannten bereits die Alten dieses Vorkommen und beuteten
                                    dasselbe aus. Am Altai kommt himmelblauer edler Beryll in Krystallen bis zur
                                    Länge von einem Meter vor; bei Mursinsk im Ural wurde i. J. 1828 ein
                                    vollkommen klarer, himmelblauer Krystall von gelblich-grüner Farbe,
                                    10 Zoll Länge und 11 1/2 Zoll Umfang, in Brasilien eine durchsichtige Säule
                                    von 15 Pfd. Schwere gefunden.Gemeiner Beryll kommt zu Limoges in Frankreich in
                                    armdicken Krystallen, in Schweden, Norwegen und Irland in großen Blöcken, in
                                    der spanischen Provinz Gallizien in so gewaltigen Krystallen vor, daß
                                    dieselben wie Basaltsäulen zu Thürpfosten benutzt werden. In Nordamerika
                                    (Grafton in New-Hampshire) finden sich Säulen von 6 Fuß Länge, über 1
                                    Fuß Durchmesser und bis ziemlich 30 Centner Schwere. Da nun bei solchen
                                    Normalmaaßstäben, wie sie Soleil vorschlägt, auf
                                    den Grad der Durchsichtigkeit oder Durchscheinenheit Nichts ankommen kann,
                                    so dürfte es nicht allzu schwierig seyn, genügendes Material zu diesem
                                    Zwecke zu beschaffen.H. H. und mit Hülfe genauer optischer Beobachtungen könnte man Maaßstäbe aus
                              Beryll anfertigen welche in der Wärme keine Ausdehnung erleiden. (Comptes rendus, t. LXIX p.
                              954; November 1869.)
                           
                        
                           Ueber das Spectrum der Bessemerflamme.
                           Nachdem Bragge in Sheffield die Anwendung der Spectrolyse
                              beim Bessemern vorgeschlagen, fand Roscoe, daß
                              Kohlenstoff oder Kohlenstoffverbindungen (Kohlenoxyd) eine wesentliche Rolle im
                              Bessemerspectrum spielen. Nachdem Watt und Lielegg
                              Polytechn. Journal Bd. CLXXXVII S.
                                       390. die Abweichungen in den Kohlenstoffspectren, mit welchen sie das
                              Bessemerspectrum verglichen, nicht darin gesucht, daß letzteres überhaupt kein
                              Kohlenstoffspectrum sey, sondern in den verschiedenen Bedingungen der Bildung, wies
                              Brunner zu NeubergMan vergl. polytechn. Journal Bd. CXCI S.
                                       213. zuerst darauf hin, daß das Spectrum dem Kohlenstoff gar nicht, sondern
                              möglicher Weise dem Mangan und Eisen angehöre, was neuerdings mehrfach bestätigt
                              worden, so auch von Wedding in der preußischen
                              Zeitschrift für Berg-, Hütten- und Salinenwesen, Bd. XVII S. 117, und
                              namentlich unter Zugrundelegung eigener und der zu Königshütte in Oberschlesien von
                              Sattler, Hasenöhrl und Schlenz gemachten Beobachtungen zur Geltung gebracht wird. Nach der von
                              denselben aufgestellten Hypothese kommt das verschlackte oxydirte Mangan nicht durch
                              Verdampfung, sondern nur in Form von festen oder flüssigen Verbindungen in die
                              Flamme und kann folglich in diesen keinen Einfluß auf das Spectrum ausüben.
                              Angestellten Versuchen zufolge gibt wenigstens kieselsaures Manganoxydul in hoher
                              Temperatur kein Spectrum, während verdampfendes metallisches Mangan (im Chlormangan)
                              das Spectrum hervorruft. Da beim Bessemern der Mangangehalt des Roheisens beständig
                              abnimmt, so werden am Ende des Processes die charakteristischen Linien verschwinden,
                              sobald nur noch zu geringe Mengen metallischen Mangans verdampfen, um ein Spectrum
                              zu erzeugen und mag noch so viel Manganoxydul in der Schlacke vorhanden seyn.
                              Vielleicht steht auch diese Erscheinung mit der Kohlenoxydgasbildung im innigen
                              Zusammenhang und das Manganspectrum bietet gerade deßhalb unter sonst günstigen
                              Umständen so gute Resultate zur Beurtheilung des Stadiums der Entkohlung, indem das
                              schon bei verhältnißmäßig niedrigen Temperaturen verdampfende Mangan nur in einer
                              Kohlenoxydgasatmosphäre metallisch bleibt und nur in diesem Zustande ein Spectrum
                              gibt. Bei Mangel an Kohlenoxydgas, wie zu Anfang und am Schlusse des
                              Bessemerprocesses, wird das bereits verdampfte Mangan oxydirt und wirkt jetzt nicht
                              mehr auf's Spectrum ein.
                           Eine zweite Art der Lösung des scheinbaren Widerspruches zwischen dem beabsichtigten
                              Vorgang der Entkohlung und der Entstehung des Spectrums durch Mangan ließe sich wohl
                              außer in der vorstehenden, noch in der nachfolgenden Hypothese finden. Der
                              Mangangehalt des Roheisens muß stets so weit herabgegangen seyn, daß er kein
                              Spectrum mehr erzeugen kann, um eine hinreichende Entkohlung des Eisens zu
                              gestatten. Bekanntermaßen ist kieselsaures Manganoxydul kein Lösungsmittel für
                              Eisenoxyduloxyd (Percy-Wedding, Eisenhüttenkunde
                              Bd. I S. 544) und es wird daher die Entkohlung des Eisens um so mehr verhindert oder
                              verzögert, je reichlicher es (im Gegensatz von kieselsaurem Eisenoxydul, einem
                              vorzüglichen Lösungsmittel für Eisenoxyduloxyd) vorhanden ist. Hierauf beruht die
                              wichtigste Eigenschaft des manganhaltigen Roheisens für die Stahlbildung im
                              Puddelofen, in zweiter Linie auch die Leichtflüssigkeit der manganhaltigen
                              Schlacken, da sich leichtflüssige Schlacken auch auf andere Weise herstellen lassen.
                              Im Gegensatz zu Vorstehendem hat man jedoch zu Neuberg beobachtet, daß ein
                              verbranntes Eisen bereits erfolgte, ehe die Manganlinie verschwunden.
                           Bei der wichtigen Rolle, welche das Mangan bei der Entkohlung des Roheisens und bei
                              allen Stahlbildungsprocessen spielt, während künstliche Manganoxyd enthaltende
                              Zuschläge unwirksam sind, empfiehlt sich die Anwendung des Spectrostops bei diesen
                              Processen, um noch weitere Erfahrungen Über die Rolle des Mangans bei
                              denselben zu sammeln. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1869, Nr. 48.)
                           
                        
                           Ueber die Bestimmung des ganzen Kohlenstoffgehaltes im Eisen;
                              von Arthur H. Elliott.
                           Eine abgewogene Menge (2–2,5 Grm.) des gepulverten Eisens wird etwa zehn
                              Minuten mit 50 Kubikcentim. einer Lösung von Kupfervitriol, die 1 Th.
                              krystallisirtes Salz in 5 Th. Wasser enthält, gelinde erwärmt. Das Eisen wird
                              gelöst, Kupfer und Kohlenstoff scheiden sich ab. Kupfervitriol ist dem Kupferchlorid
                              vorzuziehen, weil die Lösung keine freie Säure enthält, durch welche, wenn sie vorhanden ist, eine
                              Entwickelung von Kohlenwasserstoffen und ein Verlust von Kohlenstoff bewirkt wird.
                              Darauf fügt man 20 Kubikcentim. einer Lösung von Kupferchloridlösung hinzu, die 1
                              Th. Salz in 2 Th. Wasser enthält, und erwärmt so lange bei einer dem Siedepunkte
                              nahen Temperatur bis das ausgeschiedene Kupfer gelöst ist. Die abgeschiedene Kohle
                              wird aus einem kleinen mit Glasstücken und unten mit ausgeglühtem Asbest verstopften
                              Trichter gesammelt und mit siedendem Wasser ausgewaschen. Um den Kohlenstoff in
                              Kohlensäure zu verwandeln, bringt man den Trichterinhalt mit möglichst wenig Wasser
                              in eine mit verschließbarem Trichterrohr und Gasleitungsröhre versehene Kochflasche,
                              fügt 3 Grm. Chromsäure hinzu und verbindet die Flasche hintereinander mit einer
                              Waschflasche mit Schwefelsäure, einer U-förmigen
                              Röhre, die mit Schwefelsäure befeuchteten Bimsstein enthält, und einer gewogenen
                              Röhre mit Natronkalk und schließlich einer kleinen Röhre, die wieder mit
                              Schwefelsäure befeuchteten Bimsstein enthält. Darauf fügt man durch die
                              Trichterröhre 30 Kubikcentim. conc. Schwefelsäure unter Umschütteln hinzu und
                              erwärmt langsam bis der Inhalt siedet, läßt etwa 1 Minute kochen, verbindet dann das
                              obere Ende der Trichterröhre mit einer Natronkalkröhre, entfernt die Flamme und
                              saugt mit einem Aspirator einen langsamen Strom Luft durch den ganzen Apparat. (Chem. Soc. Journ., durch die Zeitschrift für
                              Chemie.)
                           
                        
                           Ueber die Veränderung des Zinnes durch die Kälte.
                           Die (im polytechn. Journal Bd. CXCI S. 171
                              mitgetheilte) Beobachtung einer eigenthümlichen Structurveränderung von
                              Banca-Zinn hatte Hrn. Fritzsche bestimmt, Versuche
                              über den Einfluß der Kälte auf dieses Metall anzustellen. Er schrieb hierüber an Graham im Septemberhefte von 1869 des Philosophical Magazine:
                           
                              „Obwohl ich überzeugt war, daß diese Erscheinung durch die intensive Kälte
                                 im Beginn des Jahres 1868 veranlaßt war, wünschte ich doch diese Annahme durch
                                 Experimente zu prüfen. Ich habe später dieselben noch vervollständigt. Ich
                                 setzte einige von einem Block Banca-Zinn losgeschlagene Stücke in einem
                                 Alkoholbade einer Temperatur von – 32 bis – 35° R. aus: die
                                 Stücke erlitten genau dieselbe Veränderung, wie die in Frage stehenden
                                 Blöcke.
                              
                           
                              Will man eine solche Kälte einige Stunden lang erhalten, dann muß man den Beginn
                                 der Krystallisation einleiten, welche sich durch das Auftreten knopfähnlicher
                                 Hervorragungen von stahlgrauer Farbe zeigt, die sich von der Oberfläche des
                                 Zinnes erheben. Jede Hervorragung stellt einen Mittelpunkt dar, von dem die
                                 Krystallisation vorschreitet, wenn die Kälte weiter anhält. Nach und nach
                                 treffen sich die nadelförmigen Krystalle, erzeugen Spalten an den
                                 Berührungsstellen, und das Stück, dessen Volumen sehr vergrößert ist, zerfällt
                                 in kleine Stückchen, welche zerbrechlich und unter den Fingern zerreiblich
                                 sind.
                              
                           Merkwürdig ist, daß Erwärmen die stahlgraue Farbe zum Verschwinden bringt. Taucht
                                 man das stahlgraue Zinn (in einer Glasröhre) in heißes Wasser, so erscheint die
                                 natürliche weiße Farbe, aber ohne den Metallglanz wieder. Diese Farbenänderung
                                 ist mit keinem Gewichtsverlust verbunden, ebensowenig wie der Uebergang des
                                 geschmolzenen Zinnes in die krystallinische Modification. Ich habe in
                                 veränderten Blöcken Höhlen gefunden, deren Inhalt bis 0,8 Kubikcentimeter stieg.
                                 Beim Zerschneiden der Blöcke fand ich, daß die Umwandlung nur eine
                                 oberflächliche war, während die Mitte sich im natürlichen Zustande befand. Ich
                                 habe da ähnliche Höhlen gefunden, und es ist außer Zweifel, daß sie schon vor
                                 dem Beginn der Aenderung existirt haben. Das englische Zinn hat bisher nicht zum
                                 Krystallisiren gebracht werden können; das Banca-Zinn erleidet aber die
                                 Veränderung noch, nachdem es geschmolzen worden.“ (Naturforscher,
                              1869, Nr. 47.)
                           
                        
                           Albolith, ein neuer Cement.
                           Unter dem Namen „Albolith“ fabricirt
                              W. Riemann in Breslau, wie er im dortigen Gewerbeverein
                              mitgetheilt, einen Cement, dessen wesentlicher Bestandtheil Magnesia ist. Zur
                              Darstellung desselben wird Magnesit (natürliche kohlensaure Magnesia) von Frankenstein in Schlesien
                              zerkleinert und in etwa faustgroßen Stücken in Retortenöfen gebrannt, wie solche in
                              Gasanstalten angewendet werden. Der gebrannte Magnesit wird auf Kollersteinen
                              gemahlen, im Beuteltuch gesiebt und hierbei mit entsprechenden Mengen amorpher
                              Kieselerde u.s.w. innig gemischt. Dieses Cementpulver läßt sich, mit Wasser
                              angerührt, ähnlich wie Gyps, zu Ornamenten verarbeiten, kann aber mit dem Gyps nicht
                              concurriren. Dagegen hat dasselbe die eigenthümliche Eigenschaft, mit einer mäßig
                              concentrirten Lösung von Chloriden, z.B. mit Chlormagnesium, in Verbindung gebracht,
                              eine außerordentlich harte und plastische Masse zu geben. Die im richtigen
                              Verhältniß gemischte Albolithmasse, die nach dem Zwecke der Verwendung die
                              Consistenz eines stärkeren oder schwächeren Mehlbreies haben muß, gesteht je nach
                              der Temperatur, in welcher man arbeitet, allmählich zu einem dickeren Brei, der in
                              der Regel schon nach sechs Stunden hart ist. Nachdem die Masse so hart geworden ist,
                              daß sie noch Eindrücke mit dem Nagel annimmt, erfolgt eine Selbsterwärmung, die nach
                              der Größe und Stärke des darzustellenden Objectes verschieden ist. Fußplatten von 1
                              Quadratfuß und 1 Zoll Stärke erwärmen sich z.B. über 80° R. Es ist dieß für
                              die Verwendung des Materiales zur Darstellung größerer Ornamente ein schwer zu
                              überwindender Uebelstand, indem Leimformen dabei nur mit großer Vorsicht in
                              Anwendung kommen können; man muß die Leimformen oben ablösen, bevor das Stadium der
                              Wärme eintritt. Bei kleineren Objecten ist die Erwärmung kaum wahrnehmbar und
                              deßhalb nicht hinderlich. Die Plasticität der Masse ist außerordentlich groß; für
                              Gypsornamente hat dieselbe dadurch Bedeutung, daß erstere äußerlich sehr hart
                              werden, wenn man sie mit dünner Albolithmasse bestreicht und den Anstrich
                              wiederholt, bis nichts mehr einzieht.
                           In derselben Weise kann anderen Materialien eine solche größere Festigkeit verliehen
                              werden. Zur Reparatur ausgelaufener Sandsteine dürfte sich kein Material besser
                              eignen als der Albolith-Cement. Für den Anstrich von Häusern liegen in
                              Frankreich schon mehrjährige günstige Erfahrungen vor. Die Haltbarkeit dieses
                              Cementes auf Holz ist eine außerordentliche und wurden bereits Versuche angestellt,
                              Eisenbahnschwellen damit zu conserviren; selbstverständlich kann erst eine
                              mehrjährige Erfahrung ein Urtheil darüber reifen lassen. Die Haltbarkeit des dünnen
                              Anstriches aber stellt seine praktische Verwendbarkeit im Inneren der Häuser zum
                              Anstrich der Treppenstufen, Fußböden u. dergl. außer Zweifel. Hölzerne Treppen,
                              welche im Freien liegen, werden zweckmäßig mit einer Cementschicht von 1/8 Zoll
                              Stärke überzogen.
                           Die Widerstandsfähigkeit des Albolith-Cementes wird noch vermehrt durch seine
                              große Elasticität, eine Eigenschaft, die ihn vor allen künstlichen und natürlichen
                              Steinen auszeichnet. Der beste Beweis für die Elasticität ist der vielfach
                              angestellte Versuch Billardbälle daraus zu verfertigen, doch haben sich dieselben
                              bisher nicht bewährt, da es sehr schwierig ist, ihnen eine gleichmäßige Härte zu
                              geben, so daß der härtere dem weicheren keinen Eindruck verursacht. Als Kitt ist
                              dieser Cement vortrefflich; als Holzkitt ist er für die Küfer bedeutend, da die
                              Fugen der Fässer hierdurch hermetisch geschlossen werden und die Wirkung der Bänder
                              um die Fässer unterstützt wird. Auf öligen Flächen haftet er nicht, auf getrockneten
                              Oelen dagegen wieder sehr gut. Unter Wasser ist derselbe nicht zu verwenden, da die
                              Härte abnimmt. (Deutsche Iudustriezeitung, 1869, Nr. 43.)
                           
                        
                           Cement mit pulverisirtem Gußeisen.
                           In Berlin ist der Versuch gemacht worden, die ausgetretenen Stufen einer
                              Sandsteintreppe, welche nach einem Garten führt, mit Portlandcement auszugleichen,
                              welcher statt des Sandes einen Zusatz von gestoßenen gußeisernen Bohr- oder
                              Feilspänen erhielt. Die Masse ist so hart geworden, daß sie mit einem Hammer nicht
                              zerschlagen werden konnte. (Baugewerks-Zeitung.)
                           
                        
                           Gewinnung von Lac-dye.
                           Zur Gewinnung von Lac-dye bringt T. F. Henley in
                              Pimlico (engl. Patent) den Stock- oder Körnerlack in Säcken zwischen Platten,
                              die vorher in einem Ofen erhitzt oder durch Einleitung von Dampf, heißem Oel etc. erwärmt
                              worden sind, unter eine hydraulische Presse. Dabei filtrirt das geschmolzene Harz
                              durch die Säcke, während der Farbstoff, der Lac-dye, zurückbleibt. (Deutsche
                              Industriezeitung.)
                           
                        
                           Anwendung des Caseins als Fixirungsmittel im Zeugdruck.
                           Zur Anwendung des Caseins als Fixirungsmittel für mineralische Farben im Zeugdruck
                              ließ C. Dreyfus in Rixheim, Elsaß, sich folgendes
                              Verfahren in Frankreich patentiren. Der zu bedruckende Stoff wird 1 bis 2 Minuten
                              lang in eine wässerige Lösung von essigsaurem Kalk von 3 bis 5° B. getaucht
                              und dann auf Trockencylindern getrocknet. Das Drucken geschieht mit einer Farbe,
                              welche durch Lösen von Casein in Ammoniak oder dergl., Verdicken der Lösung mit
                              einem geeigneten Verdickungsmittel und Zusatz des betreffenden Farbstoffes
                              dargestellt ist. Nach dem Drucken wird getrocknet oder gedämpft und wie gewöhnlich
                              weiter verfahren. Das Verfahren soll nicht nur billiger als das Fixiren mit Albumin
                              seyn, sondern auch weniger Farbstoff erfordern. Die Theorie desselben ist die daß
                              beim Trocknen des mit essigsaurem Kalk behandelten Zeuges dieses Salz sich
                              theilweise zersetzt, wobei der Kalk sich innig mit der Faser verbindet und das
                              überschüssige, nicht zersetzte essigsaure Salz zurückhält. Nach dem Aufdrucken des
                              Gemenges von Casein und Farbstoff bildet sich ferner eine unlösliche
                              Kalk-Caseinverbindung, welche in der Faser zurückgehalten wird. Anstatt des
                              essigsauren Kalkes kann auch, aber weniger gut, unterschwefligsaurer Kalk benutzt
                              werden. (Deutsche Industrie-Zeitung, 1869, Nr. 36.)
                           
                        
                           Appretur der Seidenwaaren.
                           Zum Appretiren von Seidenstoffen (Taffet, Foulards etc.) setzt man die Masse
                              folgendermaßen zusammen:
                           10 Quart Wasser,
                           1/4 Pfund Gummi und
                           1/3 Loth Doppelt-Chlorzinn.
                           Man läßt das Gummi vorher vierundzwanzig Stunden lang in dem kalten Wasser aufquellen
                              und setzt dann nach erfolgter Auflösung desselben das Doppelt-Chlorzinn hinzu, welches den Zweck hat, der Seide ein
                              gewisses Krachen mitzutheilen.
                           Man imprägnirt die Seide entweder mit einem Schwamm oder mit einer kleinen Maschine
                              (Klotz- oder Stärkmaschine) mit der Masse und bringt sie dann in die
                              Presse.
                           Wenn man schwarze oder blaue Seidenstoffe oder Druckartikel mit dunklem Fond zu
                              drucken hat, darf man die Appreturmasse nicht zu dick anwenden, da dieselbe sonst
                              durch ihr Aufliegen die Farben heller erscheinen läßt.
                           Man kann in diesem Falle folgende Masse anwenden:
                             2 Pfund Reis,
                           10 Quart Wasser und
                             4 Loth weiße
                                 Gelatine.
                           Man läßt den Reis mit dem Wasser kochen, setzt die Gelatine hinzu und reibt die Masse
                              durch ein Sieb.
                           Viele Appreteurs ziehen für Seidenstoffe den Cylinder der Presse vor. Ein
                              ausgezeichnetes Hülfsmittel ist noch, den Seidenstoff auf Rahmen ganz fest
                              aufzuspannen und so trocknen zu lassen (Nach dem Moniteur de
                                 la teinture: Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 23.)
                           
                        
                           Unzerstörbare Appretur.
                           Die Appreturen sind gewöhnlich mit Stärke hergestellt, und da sie durch Reibung in
                              Staub zerfallen und in Wasser sich lösen, so können sie nicht vor dem Weben
                              aufgetragen werden.
                           
                           Imbs schlägt nun zum Appretiren das Albumin vor, welches
                              man durch Wasserdampf oder kochendes Wasser unlöslich macht. Man fügt etwas Glycerin
                              hinzu. Ebenso kann man der Appreturmasse Farbstoffe zufügen, um so Appretur und
                              Färben mit einem Male zu erreichen.
                           Die Appretur kann, wenn sie nur an gewissen Stellen aufgetragen werden soll, mit dem
                              Model aufgetragen werden; sonst benutzt man zwei Cylinder und klotzt die Zeuge. Die
                              Garne behandelt man in ähnlicher Weise.
                           Nach dem Patentträger kann man auf diese Art ganz neue Effecte hervorrufen, und im
                              Nothfalle läßt sich das Albumin mit der gewöhnlichen Appreturmasse verbinden.
                              (Französisches Patent; Musterzeitung für Färberei etc., 1869, Nr. 23.)
                           
                        
                           Verfahren, Gewebe oder Papier wasserdicht zu machen; von Scoffern.
                           Kupferoxyd-Ammoniak löst bekanntlich Cellulose und Seide bei längerer
                              Einwirkung gänzlich auf. Läßt man dagegen die Einwirkung nur ganz kurze Zeit dauern,
                              so werden diese Faserstoffe bloß an der Oberfläche in eine klebrige Masse
                              verwandelt. Scoffern schlägt nun vor, dieses Verhalten zu
                              benutzen, um Gewebe oder Papier wasserdicht zu machen. Will man z.B. wasserdichtes
                              Papier anfertigen, so leitet man zwei Blätter Papier ohne Ende mittelst Walzen,
                              welche sich mit angemessener Geschwindigkeit umdrehen, durch eine Kufe mit
                              ammoniakalischer Kupferoxydlösung, so daß diese Lösung nur gerade so lange darauf
                              wirkt, um die beabsichtigte Veränderung der Oberfläche der Papierblätter zu
                              bewirken, und läßt diese darauf zusammen zwischen Druckwalzen durchgehen, wobei sie
                              sich zu einem einzigen Blatt vereinigen, welches dann in einer Trockenpresse
                              getrocknet und geglättet wird. (Annales du Génie
                                 civil, August 1869, S. 613.)
                           
                        
                           Unterscheidung von Leinen und Baumwolle ohne jedes
                              Hülfsmittel; von Dr. Wiederhold.
                           Wenn man einen Faden aus Leinen oder Baumwolle, indem man die beiden Enden in je eine
                              Hand nimmt, langsam und vorsichtig aufdreht, ihn alsdann durch einen gelinden Zug
                              auseinanderreißt und nun die beiden durch den Riß entstandenen Enden beobachtet, so
                              findet man, daß sich der leinene Faden vom baumwollenen in folgender Weise
                              charakteristisch unterscheidet: Der baumwollene Faden geht zunächst sehr leicht,
                              d.h. ungleich leichter als der leinene, auseinander und zeigt an seinen
                              langgestreckten Enden ein gekräuseltes, zweigartig gewundenes Aussehen; der leinene
                              Faden dagegen reißt in der Regel kurz ad und die Enden bilden ein aus geraden, nicht
                              sich windenden Fädchen bestehendes Büschel. Wer einmal diese Probe an reinem Leinen
                              und Baumwolle gesehen, wird sich, glaube ich, nicht mehr täuschen können, und es
                              wird ihm ein Leichtes seyn, ein Gewebe nach dieser sehr einfachen Methode auf
                              Beimischung des einen oder anderen Bestandtheile zu untersuchen. Da, wo das
                              Erinnerungsvermögen nicht mehr völlig ausreicht, hat man im letzten Falle indessen
                              nur zu prüfen nöthig, ob sich alle Fäden eines Gewebes bei Anstellung der Probe
                              gleich verhalten. Wir empfehlen diese Probe angelegentlichst der Aufmerksamkeit und
                              Nachprüfung der Techniker. (Gewerbeblätter für Kurhessen.)
                           
                        
                           Die Wurzellaus des Weinstockes, Aphis (Phylloxera) vastatrix Planch.
                           Fragliches Insect gehört zu der großen Familie der Blattläuse (Aphidien) und zwar derjenigen Unterabtheilung, welche man Wurzelläuse (Rhizobius) nennt, weil sie statt an den Blättern und
                              oberirdischen Pflanzentheilen ihren Wohnsitz aufzuschlagen, sich die unterirdischen
                              Wurzelorgane zum Schauplatz ihrer Thätigkeit wählen. Von länglich eiförmiger
                              Gestalt, orangegelber Farbe, mit 3 Paar Beinen, einem Paar gegliederter Fühler und einem auf der
                              Bauchseite eingepflanzten Saugrüssel versehen, ohne Honigsaftröhren wie die anderen
                              Blattläuse und ohne Wollfläuschchen wie die Blutlaus ist die am häufigsten zur
                              Erscheinung tretende an den Wurzeln der Rebe gruppenweis sitzende ungeflügelte
                              Ammenform mit keiner anderen Pflanzenlaus zu verwechseln; in ihrem geflügelten
                              Zustand kennzeichnet sich die Laus vor allen anderen geflügelten Blattläusen
                              dadurch, daß ihre Flügelchen wagrecht liegen statt dachförmig. Dabei hat sie sehr
                              große schwarze unregelmäßig kuglige Augen und ein Punktauge auf der Stirne, und die
                              Fühlhörner bestehen aus drei langen Grundgliedern und einer sein gegliederten
                              zugespitzten Geisel.
                           Die Ledensgeschichte des Thierchens ist, so weit man sie kennt, nicht verschieden von
                              der anderer Wurzelläuse, d.h. die ungeflügelte Ammenform pflanzt sich durch Eier,
                              die ohne Befruchtung sich entwickeln, den ganzen Sommer hindurch mit der allen
                              Blattläusen zukommenden raschen Progression fort, bis zuletzt eine geflügelte
                              Generation erscheint, von der man aber bisher auch nur weibliche Thiere kennt. Aus
                              den verhältnißmäßig großen, schön gelben Eiern der ungeflügelten Ammen schlüpfen
                              nach einigen Tagen die Jungen, die nun nach Umständen 2–5 Tage umherlaufen,
                              bis sie eine passende Stelle an der Rebenwurzel gefunden, um sich festzusetzen.
                              Solche Stellen sind die Ritzen in der Wurzelrinde oder am liebsten Wunden derselben.
                              Hier bohren sie ihren Rüssel in die weichen Gewebstheile, um von nun an, nur noch
                              der Nahrungsaufnahme und Eiablage sich widmend, ein festsitzendes Leben zu führen.
                              Die Folge ihrer Stiche, der besonders schnell die jüngeren Pflanzen erliegen, ist
                              das Brandigwerden und Faulen der Wurzel. An den oberirdischen Theilen der Rebe
                              bemerkt man zuerst gelbe Flecken auf den Blättern, dieselben vergilben allmählich
                              ganz und fallen ab; die Trauben stehen im Wachsthum still, erreichen, wenn die
                              Pflanze nicht zu sehr angegriffen, allenfalls noch die Reife, andernfalls
                              vertrocknen sie und das Ende vom Lied ist immer das Absterben des ganzen
                              Weinstockes.
                           Die Verbreitung des Insectes geschieht weniger unterirdisch von Wurzel zu Wurzel,
                              sondern sie scheinen vom Stammende aus gegen abwärts vorzudringen, so daß man
                              annehmen muß, die Jungen wandern oberirdisch, daß sie sich aber auch auf kleinere
                              Distancen unterirdisch von einer Wurzel zur anderen finden, ist durch Versuche
                              festgestellt. Die geflügelten Thiere sichern natürlich außerdem eine Verbreitung in
                              größere Fernen, die bei der Trägheit des Thierchens übrigens wohl fast nur in der
                              Windrichtung erfolgen dürfte.
                           Begünstigende Umstände für die Ueberhandnahme des Inlettes sind trockene heiße
                              Jahreszeit und trockene Lage.
                           Nach den Nachrichten aus Südfrankreich, wo dieses Insect bis jetzt allein auftrat,
                              und zwar zuerst im Jahre 1863, ist hier dem Weinbau ein Feind erstanden so gewaltig
                              wie das Oïdium, ja vielleicht noch schlimmer, weil man noch kein Mittel
                              gefunden, ihm Einhalt zu thun. Ein einziges solches ist, die Rebenpflanzung unter
                              Wasser zu setzen, allein das ist fast nur in ebenen Weingärten und auch da nur unter
                              den günstigsten Umständen durchzuführen. Andere haben es versucht, den Rebstock am
                              Boden mit insectenwidrigen Mitteln zu umgeben oder mit Lösungen solcher zu begießen,
                              allein ein Theil der Beobachter sah gar keine, andere sehr zweifelhafte Erfolge. Die
                              allgemeine Stimmung in Südfrankreich ist deßhalb gänzlich hoffnungslos und die
                              meisten Weinbergbesitzer entschließen sich, die erkrankten Plantagen herauszureißen
                              und auf einige Jahre zu einer anderen Cultur überzugehen. Im Departemeni Vaucluse
                              gibt es Bezirke, die bereits den dritten Theil ihrer Weinberge durch diese neue
                              Krankheit verloren haben, so daß es kaum übertrieben ist, zu sagen: der Weinbau
                              Südsrankreichs sey vom Untergang bedroht, wenn nicht die energischesten Maßregeln
                              getroffen werden. Dr. G. Jäger. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und
                                    Forstwirthschaft, 1869, Nr. 49.)