| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 280 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Hydraulische Baggermaschine beim Bau der Mississippibrücke bei
                              St. Louis.
                           Die Pfeiler der Mississippibrücke bei St. Louis dringen durch eine 50 bis 78 Fuß
                              mächtige Sandschicht, ehe sie tragbaren Boden erreichen. Es wird in Senkkästen
                              fundirt und der Sand beim östlichen Pfeiler mittelst 7, beim westlichen mittelst 5
                              Sandpumpen (sand-pumps) ausgebaggert. Diese
                              Pumpen sind von neuer und trefflicher Construction und deren Wirksamkeit vollständig erprobt. Im
                              Princip auf dem Giffard'schen Injector beruhend, nur daß
                              statt Dampf ein Wasserstrahl unter hohem Druck durch ein Rohr nach abwärts getrieben
                              wird, dringt die Maschine das Baggergut mit Wasser verdünnt durch ein zweites Rohr
                              herauf, in welches jenes in der Tiefe einmündet. Der aufsteigende Strahl erzeugt
                              unterhalb einen luftverdünnten Raum, durch welchen das sandige Material allmählich
                              aufwärts getrieben wird.
                           Die Röhren haben 5 Zoll Durchmesser und werden an 2500 Fuß Länge derselben
                              erforderlich. Die Pumpen, welche den Wasserstrahl nach abwärts treiben, sind
                              oberhalb am Senkkastendeckel aufgestellt.
                           In diesem Sinne berichtet Engineering October 1869, S.
                              277; man vergleiche hiermit die Beschreibung von Robertson's hydraulischer Baggermaschine im polytechnischen Journal Bd. CXCII S. 270, ferner die vom Professor
                              Rühlmann in den
                              Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereines, 1869 S. 30, beschriebene
                              Centrifugal-Baggermaschine. Diese dürften unter den oben bezeichneten
                              Sandpumpen zu verstehen seyn.
                           
                        
                           Der amerikanische Röhrenbrunnen als Erdleitung für
                              Blitzableiter.
                           Bekanntlich besteht der Blitzableiter im Allgemeinen aus drei Haupttheilen: 1)
                              Auffangstange, 2) Leitung, 3) Erdleitung. Ist ein Blitzableiter richtig angelegt, so
                              daß besonders auch alle Metallstücke, welche sich außerhalb dem Dachwerte und der
                              Mauerfläche befinden, mit der Leitung in Verbindung
                              gesetzt sind, so wird noch viel mehr und desto sicherer durch eine gute Erdleitung
                              ein Blitzableiter seine Vollkommenheit erreichen. Daß die Erdleitung ein sehr
                              wichtiger Theil eines Blitzableiters ist, unterliegt keinem Zweifel. Wenn wir
                              zunächst in das Auge fassen, daß die ersten zwei Theile: Auffangstange und Leitung
                              in fast allen Fällen leichter zu untersuchen sind, als die Erdleitung, so wird uns
                              schon aus diesem Grunde die Beachtung für diesen Theil (Erdleitung) etwas näher treten.
                           Dr. Eisenlohr sagt in seinem
                              Schriftchen über Ausführung von Blitzableitern: wenn man vollkommen sicher seyn
                              wolle bezüglich der Tüchtigkeit eines Blitzableiters, so müsse man die Boden-
                              oder Erdleitung stets bis zum Grundwasser hinabführen. Fragen wir uns nun selbst,
                              auf was für eine Weise wir die günstigste Gelegenheit finden, um die Erdleitungen
                              unserer Blitzableiter in das Grundwasser bringen zu können, so liegt uns die Antwort
                              ganz nahe und lautet: durch Anschaffung amerikanischer Röhrenbrunnen. Wird bei
                              Anbringung eines Blitzableiters zugleich die Anbringung eines solchen Brunnens in
                              das Project gezogen, und verbindet man bei der Praktischen Ausführung die Leitung mittelst einer Kluppe mit der Brunnenröhre etwa.
                              2 Fuß unterhalb der Pumpe, so haben wir gewiß die beste Erdleitung für
                              Blitzableiter. Vorausgesetzt, die Leitung sey durch die Kluppe mittelst
                              Bleiunterlage und Schrauben an der Röhre des Brunnens dicht angeschlossen, so wird
                              die Erdleitung gut und jede weitere Untersuchung derselben entbehrlich seyn, so
                              lange der Brunnen mit seiner Pumpe gut ist und Wasser liefert. Wenn die geringen
                              Kosten eines solchen Brunnens und die große Wichtigkeit der Erdleitung eines
                              Blitzableiters in Erwägung gezogen werden, so ist gewiß dieser Gegenstand zur
                              weiteren Beachtung zu empfehlen. Ludwig Wendelstein,
                              Schlossermeister in Rottenburg. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1870, Nr. 4.)
                           
                        
                           Vorschrift zur Bereitung eines hämmerbaren Gußeisens für
                              Waaren welche eine scharfe Form haben sollen.
                           Unter den verschiedenen Vorschriften zur Bereitung von schmiedbarem Gußeisen finde
                              die hier Beachtung, nach welcher man das aus dem Rotheisenstein erblasene, schwer
                              schmelzbare Holzkohleneisen von Ulverstone in Schottland in Tiegeln schmilzt und den
                              sehr spröden Guß mit gepulvertem, quarzfreien Rotheisenstein in gußeisernen Tiegeln
                              unter allmählicher Steigerung der Temperatur so erhitzt, daß nach 24 Stunden
                              lebhafte Rothgluth erreicht wird. Die Erhitzung wird 3–5 Tage fortgesetzt und
                              muß bei dicken Stücken und solchen, welche nach ihrer Achse durchbohrt werden
                              sollen, wiederholt werden. Nach dem langsamen Erkalten werden die Oefen entleert. Das nach dieser
                              Vorschrift erhaltene Metall ist gutem Schmiedeeisen sehr ähnlich, es hat etwa die
                              Dichtigkeit des Gußeisens und eine Farbe die Heller ist als die des Schmiedeeisens,
                              aber auch nicht der des Gußeisens gleicht. Der Bruch ist meist weiß, feinkörnig,
                              glänzend, zuweilen grau und von dem seidenartigen Ansehen des weichen Stahles mit
                              Neigung zu Adern. Gegenstände, die stärker sind als 8–10 Millimeter, haben
                              außen eine Zone Schmiedeeisen und im Inneren ein graues, sehr weiches Gußeisen.
                              Gegen die Feile verhält sich das Metall wie Schmiedeeisen, nimmt aber eine bessere
                              Politur an und ist im Allgemeinen nicht sehr hart. Durch Reibung wird es rasch
                              abgenutzt; es ist viel klingender als Schmiedeeisen und läßt sich bei kleinen
                              Dimensionen leicht biegen und drehen ohne rissig zu werden. Bei größeren Dimensionen
                              bricht der gußeiserne Kern. Es läßt sich kalt hämmern, walzen und stempeln, auch bei
                              niederer Temperatur ziemlich gut schmieden, zerbricht aber bei beginnender Weißgluth
                              unter dem Hammer, und bei noch höherer Temperatur schmilzt das Innere unter
                              Funkensprühen, so daß etwas starke Stücke nicht zusammengeschweißt werden können.
                              Dagegen gelingt das Löthen mit Kupfer gut. Es widersteht dem Feuer eben so gut wie
                              Schmiedeeisen und eignet sich daher zu Schmelztiegeln, Gießpfannen etc. Es ist eben
                              so elastisch und fest wie gutes Schmiedeeisen, steht aber in Betreff der leichten
                              Formveränderung selbst mittlerem Schmiedeeisen nach und widersteht heftigen Stößen
                              weniger gut. Nach Wedding muß das zu schmiedbarem
                              Gußeisen bestimmte Metall nur chemisch gebundenen Kohlenstoff enthalten, also weiß
                              seyn (am besten durch Mischung von grauem und weißem Roheisen erzielt), frei von
                              Mangan und möglichst frei von Silicium, Phosphor und Schwefel. Die Erhitzung mit
                              Rotheisenstein erfolgt in eisernen Gefäßen bei einer niedrigen, aber 2–3
                              Wochen andauernden Hitze.
                           Während sich diese Methode für solche Waaren eignet, die ohne wettere Verarbeitung
                              eine scharfe Form (Ecken, Kanten) haben sollen, ist die Darstellung eines
                              stahlartigen Eisens durch Zusammenschmelzen von Roh- und Stabeisen für solche
                              Gegenstände geeignet, bei welchen es nicht auf scharfe Formen ankommt oder die
                              nachträglich bearbeitet werden sollen. v. C. (Deutsche illustr. Gewerbezeitung,
                              1869, Nr. 51)
                           
                        
                           Bleirauchcondensation zu St. Blasien im badischen
                              Schwarzwald.
                           Zur Condensation des bei Verarbeitung der Kupfernickelerze entstehenden Hüttenrauches
                              haben Koch und Moldenhauer mit
                              sehr günstigem Erfolge für die Röst- und Krummöfen einen Kohksthurm in
                              Anwendung gebracht, dessen Inhalt mit einer wässerigen Lösung von kohlensaurem
                              Natron befeuchtet wird. Letztere sammelt sich in einem an der Basis des Thurmes
                              angebrachten Bleireservoir wieder an und wird bis zur Erschöpfung durch eine Pumpe
                              wieder auf die Höhe des Thurmes getrieben. Ist die Erschöpfung eingetreten, was
                              durch den Zusatz eines Tropfens Schwefelsäure auch vom Arbeiter leicht zu erkennen
                              ist, so wird das Reservoir entleert und mit neuer Lösung gefüllt. Der entstehende
                              Aufwand ist nur unbedeutend, da kohlensaures Natron mit 98 Proc. wenig über 5 Thlr.
                              der Centner kostet und das erfolgende schwefelsaure Natron sich leicht in gut
                              verkäufliches unterschwefligsaures Salz umwandeln läßt. Der Apparat ist so wirksam,
                              daß der demselben entströmende Rauch blaues Lackmuspapier nicht röchet und nur wegen
                              eines Gehaltes an brenzlichen Verbrennungsproducten einen Geruch gibt. Eine
                              einmalige Füllung von 25 Pfd. kohlensaurem Natron und 10 Kubikfuß Wasser hält für
                              120 bis 130 Ctr. zu röstenden Rohsteines 2–3 Tage lang aus.
                           Für die Verblaseherde, welche weniger schweflige Säure entlassen, hat man den Thurm
                              mit feuchtem, kohlensaurem Kalk in Stücken gefüllt. Derselbe überzieht sich alsbald
                              mit schwefelsaurem Kalk, welcher vom Traufwasser ab- und durch den
                              durchlöcherten Boden des Thurmes hinweggespült wird. Der Inhalt des Thurmes von etwa
                              250 Kubikfuß Kalkstein ist nach 4–8 Monaten zu erneuern. Auch diese
                              Vorrichtung liefert befriedigende Resultate und ist billiger als der Kohksthurm.
                              (Berggeist, 1869, Nr. 97.)
                           
                        
                           
                           Zur Gewinnung von Benzol aus Steinkohlenleuchtgas.
                           Die HHrn. Fr. Engelhorn. Clemm
                              etc. ließen sich im vorigen Jahre die Abscheidung von Benzol und dessen Homologen
                              aus Steinkohlengas durch Absorption mittelst schwerer Oele, als von ihnen zuerst
                              erfunden, patentiren (man s. polytechn. Journal Bd. CXCIII S. 333).
                           Hierauf erlaube ich mir mitzutheilen, daß mir diese Absorptionsfähigkeit von schweren
                              Oelen und Petroleum schon seit 1864 bekannt ist (wo ich mich noch in Pforzheim
                              aufhielt). Ich füllte nämlich in jenem Jahre meinen Gasmesser mit gewöhnlichem
                              Petroleum, einestheils zur Verhinderung des Einfrierens und anderentheils in der
                              Hoffnung, daß sich das Gas mit Petroleumdampf sättige und Heller brenne. In
                              letzterer Hinsicht erhielt ich aber ein negatives Resultat, denn das Gas brannte
                              bedeutend schwächer, anfänglich wenig Heller als ein
                              schlechter Spiritus, und erst nach mehreren Wochen kam es nach und nach wieder auf
                              seine frühere Leuchtkraft; hierbei mußte ich von Zeit zu Zeit und anfangs fast
                              täglich das condensirte Oel ablassen, um den Gasmesser in Ordnung zu halten. Daß
                              diese Darstellungsweise von Benzol aber für die Anilinindustrie von Wichtigkeit sey,
                              bin ich weit entfernt zu bestreiten.
                           Zur Abscheidung der für die Anilinindustrie tauglichen
                              Oele aus dem Steinkohlengas nach dieser Methode dürfte der von mir construirte Apparat zum Rühmen und Mischen von Flüssigkeiten mit Gas
                              sehr zu empfehlen seyn, da er sich ohne Weiteres in eine Gasleitung einschalten
                              läßt, und das Gas nach der Entölung ungehindert und ohne Störung der
                              Druckverhältnisse weiter geleitet werden kann, sey es zur Verwendung im entölten
                              Zustande für Heizzwecke, oder zur Verwendung für Beleuchtung, nachdem es in einem
                              zweiten ganz ähnlichen Apparat wieder mit Petroleumäther oder anderen entsprechenden
                              Kohlenwasserstoffen gesättigt wurde. Auf briefliche Anfragen bin ich gern bereit
                              nähere Auskunft über diesen Apparat zu geben.
                           Albert Ungerer, Chemiker in Simmering
                              bei Wien.
                           
                        
                           Verschiedene Recepte und Anwendungsweisen bei Darstellung von
                              unzerstörbaren Tinten für Zeichnung von leinenen Geweben; von Dr. M. Reimann.
                           In dem Nachstehenden ist eine Anzahl praktisch bewährter Vorschriften zur Anfertigung
                              unverlöschbarer Tinten ausgeführt, deren man sich unter Berücksichtigung der
                              beigegebenen Anwendungsweisen bedienen kann, um damit Leinen zu zeichnen.
                           
                              1) Silberschwarz nur für Federkiele
                                    benutzbar.
                              Man braucht hierzu 1 2/3 Gewichtstheile salpetersaures Silberoxyd, 16 Gwth.
                                 destillirtes Wasser, 2 Gwth. Gummi arabicum und 1/3
                                 Gwth. grüne Seife. Von diesen Ingredienzen wird zunächst das Silbersalz in
                                 warmem Wasser aufgelöst und hierauf zu dieser Auflösung das fein pulverisirte
                                 Gummi, und ist dieses aufgelöst, die grüne Seife hinzugegeben. Das Ganze wird
                                 zuletzt filtrirt.
                              Anwendungsweise. Um mit dieser Tinte das Leinen zu
                                 zeichnen, muß das letztere zuvor an den zu zeichnenden Stellen mit einer
                                 Flüssigkeit angefeuchtet werden, welche in 8 Gwth. Wasser 2 Gwth.
                                 krystallisirtes kohlensaures Natron und 2 Gwth. Gummi
                                    arabicum ausgelöst enthält. Nach dem Trocknen des Leinens wird
                                 dasselbe, um die Linien und Punkte der Buchstaben, Zahlen, Zeichnungen etc. mit
                                 größerer Sauberkeit ausführen zu können, geglättet, hierauf mit einem Stift
                                 vorgezeichnet und nun erst mittelst eines Federkieles nach der Vorzeichnung mit
                                 der Tinte beschrieben. Hierzu eignen sich die Stahlfedern aus dem Grunde nicht,
                                 weil die Metalle, mit einziger Ausnahme des Goldes, die Tinte chemisch
                                 zersetzen. Eine schöne und gleichmäßige Zeichnung erhält man aber, wenn die
                                 Linien mit Hülfe einer kupfernen Schablone ausgeführt werden, die man auf das
                                 Leinen legt.
                              
                           
                              2) Silberschwarz für
                                    Stahlfedern.
                              2 Gwth. salpetersaures Silberoxyd werden in 5 Gwth. Ammoniakflüssigkeit
                                 aufgelöst; das
                                 Gleiche geschieht mit 2 1/2 Gwth. Gummi arabicum und
                                 3 Gwth. krystallisirter Soda in 9 Gwth. destillirtem Wasser. Sind beide
                                 Auflösungen filtrirt, so werden sie unter gutem Umrühren zusammengegossen und
                                 das Ganze mäßig erwärmt, wenn es anfangen sollte, braun zu werden. Ist die Tinte
                                 so weit fertig, so wird sie noch, um sie auf dem Leinen sichtbarer zu machen,
                                 mit etwas Magentaroth angeblendet. Bei Anwendung dieser Tinte kann man sich, wie
                                 erwähnt, der Stahlfedern bedienen.
                              Die Anwendungsweise ist dieselbe wie oben.
                              
                           
                              3) Silberschwarz auf feine
                                    Leinen.
                              4 Gwth. salpetersaures Silberoxyd werden in 24 Gwth. destillirtem Wasser
                                 aufgelöst; man fügt weiter zu dieser Solution tropfenweise so viel Ammoniak, bis
                                 der zuerst entstehende Niederschlag wieder verschwindet. Hierauf wird etwas
                                 grüne Seife mit wenig Indigo oder einem anderen Farbstoff verrieben und das
                                 Product mit 4 Gwth. Gummiauflösung vermischt; diese Mischung bringt man unter
                                 gutem Umrühren mit der Silbersalzauflösung zusammen und verdünnt hierauf
                                 letztere mit so viel Wasser, bis das Ganze 32 Gwth. ausmacht. Diese Tinte ist
                                 leichtflüssig und eignet sich vorzugsweise auf feinen Leinen sehr gut zum
                                 Zeichnen und Schreiben.
                              Anwendungsweise. Ist die Schrift trotten, so übergeht
                                 man sie mit einem mäßig erwärmten Stahl, worauf die Buchstaben etc.
                                 augenblicklich mit schwarzer Farbe zum Vorschein kommen. Auch diese Operation
                                 ist für feine Leinen ganz unschädlich.
                              
                           
                              4) Anilinschwarz für Federkiele und
                                    Stahlfedern.
                              Die Entdeckung der Anilinfarben ist die Veranlassung gewesen, daß auch das
                                 Anilinschwarz zur Darstellung von Zeichenfarben auf Leinen verwendet wird. Diese
                                 Farbe hat vor den Silberfarben den Vorzug größerer Wohlfeilheit und
                                 vollständigerer Unverlöschbarkeit; denn während in Bezug auf den letzteren
                                 Vorzug die Silberfarben durch Waschen der Leinen mit Auflösung von
                                 Natronschwefelleber und durch vorheriges Benetzen mit Kupferchloridauflösung
                                 verbleichen, so ist dieß mit der Anilinfarbe nicht der Fall, die durch ein
                                 derartiges chemisches Agens nicht angegriffen wird. Vor Entwendung weiden daher
                                 die Leinen durch keine Tinte besser als durch diese geschützt.
                              Eine solche Tinte bereitet man sich auf folgende Weise: 8 1/2 Grains7000 Grains = 1 Pfund engl. Gew. = 453,5 Grm. Zollgewicht. Kupferchlorid werden in 30 Gr. destillirtem Wasser aufgelöst und dieser
                                 Auflösung 10 Gr. gewöhnliches Kochsalz und 9 1/2 Gr. Ammoniakflüssigkeit
                                 zugefügt. Nachdem man diese Auflösung filtrirt hat, bereitet man sich eine
                                 zweite von 30 Gr. salzsaurem Anilin in 20 Gr. destillirtem Wasser, zu welcher 10
                                 Gr. Glycerin und 20 Gr. von einer Gummiauflösung gegeben werden, welche aus 1
                                 Gwth. Gummi und 2 Gwth. Wasser zusammengesetzt ist. Nachdem man auch diese
                                 Auflösung filtrirt hat, gießt man 4 Gwth. von dieser präparirten Anilinauflösung
                                 unter gutem Umrühren zu obiger Kupferauflösung, worauf die Tinte zum Gebrauche
                                 fertig ist. Es darf aber diese Mischung stets nur unmittelbar vor der Anwendung
                                 der Tinte vorgenommen werden.
                              Anwendungsweise. Diese Tinte, welche eben so gut die
                                 Anwendung eines Federkieles wie einer Stahlfeder gestattet, hat anfänglich eine
                                 dunkelgrünliche Farbe, die jedoch bereits nach wenigen Tagen tief schwarz wird.
                                 Für den Fall, daß man aber die Tinte sofort nach ihrer Bereitung brauchen will,
                                 wird nach dem Trocknen ein schönes Schwarz erhalten, wenn man das gezeichnete
                                 Leinen mit einem heißen Stahl übergeht oder über einer heißen Platte oder auch
                                 über die Flamme einer Spirituslampe vorsichtig hält. Man kann schließlich dem
                                 Schwarz eine angenehme bläuliche Nüance geben, wenn nach der eben beschriebenen
                                 Manipulation die Leinen noch durch ein warmes Seifenbad passirt werden. Es
                                 erscheinen in diesem Falle die Zeichnungen und Buchstaben auf beiden Seiten des
                                 Stoffes, wenn nur die Verdickung der Tinte so schwach war, daß sie den Stoff
                                 durchdringen konnte.
                              
                           
                              5) Manganbraun.
                              Ein wohlfeiles Braun zum Zeichnen der Leinen wird erhalten, wenn man 4
                                 Gewichtstheile essigsaures Manganoxydul in 12 Gewichtstheilen Wasser auflöst und
                                 die Auflösung fitrirt.
                              
                              Anwendungsweise. Die Stellen auf dem Leinen, welche
                                 gezeichnet werden sollen, müssen zuvor mit einer Auslösung angenetzt werden, die
                                 aus 3 Gwth. Wasser 1/2 Gwch. Gummi arabicum und 1
                                 Gwth. gelbes Blutlaugensalz enthält. Mit der Manganauflösung wird, nachdem die
                                 angenetzten Stellen getrocknet sind, nun erst gezeichnet. Um aber die Buchstaben
                                 mit brauner Farbe zum Vorschein kommen zu lassen, überfährt man dieselben
                                 mittelst eines Stiftes mit einer Auflösung von 4 Gwth. Pottasche in 10 Gwth.
                                 Wasser, welche die Ausscheidung des Manganoxydulhydrats aus seiner Verbindung
                                 mit der Essigsäure bewirkt, das dann auf Kosten des atmosphärischen Sauerstoffes
                                 zu Manganoxydhydrat sich höher oxydirt und dabei eine dunkle braune Farbe
                                 annimmt. Diese Farbe ist fest und kann weder durch Anwendung von Alkalien, noch
                                 von Säuren, mit Ausnahme von verdünnter Salzsäure, von dem Stoffe wieder
                                 weggenommen werden.
                              
                           
                              6) Platinpurpur.
                              Diese Tinte wird durch Auflösen von 1 Gwth. Platinchlorid in 16 Gwth.
                                 destillirtem Wasser erhalten.
                              Anwendungsweise. Die Stellen, welche zu bezeichnen
                                 sind, werden zunächst mit einer Flüssigkeit angefeuchtet, die man sich durch
                                 Auflösen von 3 Gwth. Soda und 3 Gwth. Gummi arabicum
                                 in 12 Gwth. Wasser bereitet. Nachdem diese Auflösung aufgetrocknet, glättet man
                                 jene Stellen und beschreibt sie hierauf mit obiger Tinte. Nachdem auch die
                                 Schriftzüge trocken geworden sind, benetzt man das Leinen mit einer Auflösung
                                 von 1 Gwth. Zinnchlorid in 4 Gwth. destillirtem Wasser, worauf die Purpurfarbe
                                 der Schriftzüge sofort zum Vorschein kommt. (Nach dem Scientific American; aus der deutschen illustr. Gewerbezeitung, 1869
                                 S. 313.)
                              
                           
                        
                           Färben der Filzhüte in grünlicher Bronze.
                           Diese Farbe findet besonders für die jetzt modernen, sogenannten Tyrolerhüte
                              Anwendung. Die Färbung derselben erfolgt in der angegebenen Art.
                           
                              I. Das Beizen.
                              Bevor man die Hüte in die Beize bringt, werden sie mit warmem Wasser gut
                                 durchziehen gelassen und abgedrückt.
                              Man stellt sich eine Beize her aus
                              2 Pfund Eisenvitriol und
                              4 Quart Wasser,
                              bringt in einem irdenen Gefäß zum Kochen und löst
                                 andererseits
                              1 Pfund holzsaures Blei in
                              2    „      Wasser.
                              Man läßt gleichfalls kochen und rührt so lange um, bis Alles gelöst ist.
                              Die beiden Lösungen, Eisen- und Bleilösung, mische man mit einander und füge so viel
                                 Wasser hinzu, daß das Bad 1/2–1° Baumé schwer ist.
                              An Stelle des holzsauren Bleies kann man 3/4 Pfund Bleizucker nehmen.
                              Die Hüte kommen in diese Beize, werden dann herausgenommen und über einander
                                 gestülpt, um sie vor der Einwirkung der Luft zu bewahren.
                              Man beizt wenigstens 12 Stunden, worauf man die Filzgegenstände in eine schwache
                                 Lösung von Soda bringt und sie darauf spült.
                              
                           
                              II. Das Färben.
                              Man gibt beim Färben den Hüten 4 bis 5 Kochungen; die erste dauert 1/2 Stunde,
                                 die übrigen 1 Stunde. Die erste darf auch nicht vollständig die Temperatur des
                                 kochenden Wassers erreichen.
                              Bei dem Färben dreht man die Hüte zweimal um, damit, die Rückseite und die Ränder
                                 gleichmäßig gefärbt werden. Zwischen den erstell Abkochungen muß man die Hüte
                                 jedesmal der Luft aussetzen, um auf sie die Luft einwirken zu lassen.
                              Das Bad besteht für 100 Hüte aus
                              5 Pfund gutem Blauholz und
                              7    
                                 „     Quercitronrinde.
                              Man läßt 1 1/2 Stunden die Farbmaterialien in einem Sack eingebunden in dem Bade
                                 kochen und setzt demselben dann noch eine Auflösung von 
                                 
                              1/2 Pfund Gummi und
                              1/2    „      Eisenvitriol
                                 
                              hinzu.
                              Man behandelt die Hälfte der Hüte in dem Bade, während man die andere Hälfte der
                                 Einwirkung der Luft aussetzt, und fährt in dieser Weise fort zu färben. Im
                                 ersten Bade erscheint der Filz fast schwarz, denn das Blauholz geht zuerst auf.
                                 Wenn man aber dann weiter färbt, so geht auch das Gelb auf und bei der vierten
                                 oder fünften Kochung erhält man die gewünschte Farbe. Während des Färbens kann
                                 man einige Prisen Eisenvitriol zufügen, wenn die Farbe dieß erheischt.
                              Die so erhaltene Farbe ist sehr reich und sehr lebhaft. (Moniteur de la teinture; Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr.
                                 3.)
                              
                           
                        
                           Violett-Schwarz (Mulberry) auf Filzhüten.
                           Auf 10 Pfund.
                           Man siede die Hüte an mit
                           5 Loth rothem chromsaurem Kali und
                           5 Loth Weinstein.
                           Man koche eine Stunde im Sude, nehme dann heraus, drücke ab und färbe in einer
                              frischen Blauholzflotte aus.
                           Auf 10 Pfund Hüte wende man
                           2 Pfund Blauholz
                              
                           an.
                           In dem Blauholzbade lasse man Hell-Blauschwarz ankochen, wozu eine halbe
                              Stunde ausreicht, setze dann noch etwas Orseille hinzu und koche noch eine
                              Viertelstunde durch. Die Farbe fällt sehr schön violett aus. (Musterzeitung für
                              Färberei etc., 1870, Nr. 2.)
                           
                        
                           Glycerin als Heilmittel aufgesprungener Hände und
                              Lippen.
                           Das Glycerin besitzt die Eigenschaft, die aufgesprungene Haut äußerst rasch zu
                              heilen, überhaupt auch die durch vieles Arbeiten rauh gewordene Haut der Hände weich
                              und glatt zu machen. Man verreibt einige Tropfen Glycerin über die Haut (am besten
                              Abends vor Schlafengehen), nach zwei Tagen ist die Heilung in der Regel vollendet.
                              Das beim Einreiben wunder Stellen mit Glycerin entstehende beißende Gefühl geht
                              rasch vorüber. (Badische Gewerbezeitung, September 1869, S. 104.)
                           
                        
                           Ueber Petroleumfälschung.
                           Der „Arbeitgeber“ bringt hierüber folgenden beherzigenswerthen
                              Artikel: Verschiedene Zeitungen melden, daß sich die Petroleumfälschungen in neuerer
                              Zeit wieder bedeutend vermehren. Ein Hauptsitz soll in Hamburg seyn; doch habe man
                              es daselbst so stark getrieben, daß jetzt die Fälschungen en
                                 gros in Stettin vorgenommen würden. Fas Fälschungsmittel für Petroleum ist
                              sogenannte Naphta, d.h. ein leichteres Destillationsproduct des Petroleums, dasselbe
                              hat einen sehr niedrigen Siedepunkt und verflüchtigt sich schon bei gewöhnlicher
                              Temperatur. Wird nun Petroleum mit Naphta gefälscht, so entwickeln sich in der Lampe
                              Naphtadämpfe, die verbrannt an und für sich ungefährlich sind; mischen sich aber
                              diese Dämpfe mit einer bestimmten Menge Luft, und wird dieses Gemisch entzündet, so
                              entsteht eine Explosion, welche in der Regel die Lampe zertrümmert und Personen in
                              deren Nähe mehr oder minder verletzt. Es geht daraus hervor, daß die Fälschung des
                              Petroleums mit Naphta eine äußerst gefährliche ist und von den Gesetzen mit strengen
                              Strafen belegt werden sollte, wie dieß in Amerika der Fall ist. Nirgends wurde die
                              Fälschung großartiger betrieben wie da; es war dieß nach den dortigen Verhältnissen sehr
                              natürlich, weil der Fälschungskörper, die Naphta, als ein Nebenproduct des
                              Petroleums nur wenig Werth hat, so daß mit der Fälschung ein großer Gewinn verbunden
                              war. Die Fälschung wird dadurch begünstigt, daß man dieselbe äußerlich nicht
                              erkennen kann, indem die Naphta ganz wasserhell ist. In Folge der vielen in Amerika
                              vorgekommenen Explosionen von Petroleumlampen wurde ein Gesetz erlassen, daß kein
                              Brennpetroleum in den Handel gebracht werden darf unter einem gewissen specifischen
                              Gewicht und unter einem bestimmten Siedepunkt. Ein derartiges Gesetz dürfte bei uns
                              sehr nöthig seyn, da in Deutschland großartige Petroleumfälschungen vorkommen
                              müssen. In unseren nordischen Häfen liegen nämlich Tausende von Centnern Naphta,
                              d.h. leichtes Petroleum von 0,75 spec. Gewicht und darüber, das zum Brennen für sich
                              nur in den sogenannten Ligroinlampen verwendet werden kann. Hierfür ist aber der
                              Bedarf sehr gering; sonst wird diese Flüssigkeit noch als Fleckenwasser und in den
                              Kautschukfabriken gebraucht. Der Consum der Naphta als Ligroin, Fleckenwasser und
                              Auflösungsmittel für Kautschuk ist aber so beschränkt, daß ein sehr geringer Theil
                              des Gesammt-Naphta-Importes denselben deckt. Der größte Theil der
                              Naphta wird daher unzweifelhaft zu Petroleumfälschungen verwendet; man kann dieß um
                              so bestimmter annehmen, als die Preisdifferenz zwischen Petroleum und Naphta stets
                              eine sehr bedeutende, der Gewinn für den Fälscher ein sehr verlockender ist. Naphta
                              bewegt sich in der Regel zwischen 2–3 Thaler per
                              Centner, während Petroleum 7–8 Thaler kostet. Was uns noch mehr in unserer
                              Ansicht bestärkt, daß 9/10 der importirten Naphta zum Fälschen des Petroleums
                              verwendet wird, ist der Umstand, daß man bei den Naphtaverkäufern und Maklern nie
                              erfahren kann, an wen sie es verkaufen, und zwar meinen wir hiermit nicht die Namen
                              ihrer Kunden, dieselben können sie aus Geschäftsrücksichten verschweigen, nein, sie
                              geben nicht einmal die Branche der Geschäfte an, welche die bedeutenden
                              Naphtavorräthe beziehen. Die Naphta wird offen importirt und ist auf jedem
                              Petroleum-Courszettel notirt, allein verkauft wird sie im Dunkeln, und alle
                              Geschäfte welche das Licht scheuen, sind unredlich wie Kellerwechsel. Nur ein Gesetz
                              oder die Selbsthülfe des Publicums kann hier gegen Betrug schützen. Wir haben jetzt
                              viele ausgebildete Chemiker, wenn nur in jedem größeren Bezirk einer alle Monate
                              einmal den Siedepunkt der im Handel vorkommenden Petroleumsorten bestimmt und seine
                              Resultate bekannt macht, so wird er sich dadurch ein unbestreitbares Verdienst um
                              den Gemeinnutzen erwerben. Mit diesen Bekanntmachungen muß eine Warnung vor Händlern
                              verbunden seyn, welche Petroleum verkaufen, das einen so niedrigen Siedepunkt hat.
                              Das Publicum wird alsdann die Händler meiden, in Folge dessen dieselben sich nach
                              besserem Petroleum umsehen. Existirt ein Gesetz darüber, so ist alles als gefährlich
                              erkannte Petroleum, das zu dem Zweck, in gewöhnlichen Petroleumlampen verbrannt zu
                              werden, in den Handel kommt, zu confisciren. Das spec. Gewicht des Petroleums prüft
                              man einfach durch Aräometer.
                           
                        
                           Ueber die leichte Entzündbarkeit des durch Vermoderung
                              entstandenen Holzmehles.
                           Hr. Bauleiter Ziwotsky aus
                              Friedeck (österr. Schlesien) theilte in einem Schreiben an den österreichischen
                              Ingenieur- und Architekten-Verein folgende Thatsache mit:
                           
                              „Im Rathhause der Stadt Friedeck, welches im Allgemeinen einer Renovirung
                                 schon sehr bedürftig wäre, befand sich im ersten Stock auch ein Zimmer von circa 3° Länge und 20 Breite, in welchem die
                                 Decke eine so bedeutende Senkung zeigte, daß sie, um einem Einsturz vorzubeugen,
                                 schon seit längerer Zeit gestützt war.
                              
                           
                              Nachdem jedoch dieses Zimmer wieder zur Benutzung hergerichtet werden sollte, so
                                 ordnete die Gemeindevertretung an, die Stuccaturung abzunehmen, um sich
                                 vorläufig über den Zustand der Träme aufzuklären; damit jedoch das, nur durch
                                 eine einfache Thür von diesem Zimmer getrennte Baubureau der
                                 Ostrau-Friedländerbahn, resp. die darin beschäftigten Ingenieure, nicht
                                 vom unvermeidlichen Staube belästigt würden, so wurde ohne Einvernehmung mit der
                                 Bauleitung angeordnet, diese Arbeit Abends vorzunehmen, welches denn auch am 31.
                                 August 1869 von 9 bis 10 Uhr Nachts, bei Beleuchtung mittelst Kerzenlichtes
                                 geschah.
                              
                           
                           
                              Die Arbeit begann damit, daß man zuerst eine kleine Oeffnung im Plafond
                                 herstellte, die Verschalung und Pflasterung des darüber befindlichen Dachbodens
                                 zum Theil beseitigte, um dann eine Leiter anlegen, und die weitere Arbeit
                                 bequemer vollführen zu können.
                              
                           
                              Das einzige Fenster und die gegenüberliegende Thür standen offen, die Leiter in
                                 der gemachten kleinen Oeffnung des Plafonds stand an einem Trame angelehnt,
                                 welcher wohl von Moder bedeutend angegriffen war, aber doch noch sich und die
                                 Pflasterung frei trug. Auf diese Beobachtung gestützt, wurde nun – leider
                                 zum Unglück – der Unterzug, welcher die ganze Decke halten sollte,
                                 beseitigt, wodurch plötzlich ein größerer Theil des Plafonds einstürzte, und das
                                 Gebälke sammt Ziegelpflaster auf den Fußboden fiel. Die Träme und Breter waren
                                 jedoch so vermodert, daß eine dichte Wolke von Holzmehl (Stuppe) das ganze
                                 Zimmer erfüllte, und in Berührung mit der Kerzenflamme, sich in diesem
                                 schwebenden fein vertheilten Zustande so rapid entzündete, daß das ganze Zimmer
                                 durch etwa zwei Secunden plötzlich vom Feuer erfüllt war.
                              
                           
                              Der Luftzug ging vom Fenster herein und durch die Thür hinaus; drei Arbeiter
                                 standen beim Fenster und blieben unversehrt; fünf Arbeiter, welche in der Nähe
                                 der Thüre sich befanden, wurden jämmerlich zugerichtet. Von den Händen, bloßen
                                 Füßen und Gesichtern derselben war die Haut verbrannt und zum Theil abgelöst,
                                 die Haare und Kleider versengt, so daß diese fünf Arbeiter als lebensgefährlich
                                 verletzt in das Spital überführt werden mußten.
                              
                           
                              Die Arbeiter wußten selber nicht anzugeben, auf welche Art das Feuer ausbrach,
                                 die vorgenommene Beaugenscheinigung zeigte keine Spur eines Brandes, nirgends
                                 eine Verkohlung des Holzes oder eine Gluth, nur einige Theile des Holzwerkes
                                 zeigten auf kurze Zeit ein leichtes Glimmen an der Oberfläche, welches bloß dem
                                 an selbem noch haftenden Holzmehle zuzuschreiben ist. Die Wände zeigten sich
                                 nicht geschwärzt, nur an der Thür, durch welche die Flamme entwich, war der alte
                                 Oelanstrich der Verkleidung in Blasen aufgegangen; einige eben vorübergehende
                                 Personen bemerkten ein blitzartiges Aufflammen, welches sie sich nicht erklären
                                 konnten, da alsbald wieder Finsterniß eintrat.
                              
                           
                              Die wahre Ursache wurde erst des anderen Tages Früh festgestellt, indem man im
                                 genannten Baubureau mit diesem Holzmehle Versuche anstellte.
                              
                           
                              Dieses Mehl, zuerst über eine Kerzenflamme gestreut, zeigte ein Helles
                                 Aufblitzen, dann mittelst einer Papierrolle durch die Kerzenflamme geblasen,
                                 eine noch hellere und intensivere Flamme als man es sonst bei ähnlicher
                                 Behandlung von Kolophoniumpulver (Geigenharz) zu bemerken gewohnt ist. Dabei
                                 wurde der Kerzendocht mit einer Harzkruste überzogen, so daß das Brennen der
                                 Kerze erschwert war.
                              
                           
                              Die leicht entzündliche Eigenschaft dieses, durch Vermoderung entstandenen
                                 Holzmehles im schwebenden fein vertheilten Zustande, in Berührung mit einer
                                 Flamme – ist sonach erwiesen und wäre eine Veröffentlichung im Interesse
                                 der Bautreibenden, wie der Bauarbeiter vielleicht angezeigt, damit derlei
                                 Arbeiten künftighin nur bei Tage ausgeführt würden; jedoch müßte auch in diesem
                                 Falle das Anzünden von Streichhölzchen unterbleiben. Die Gluth einer Cigarre
                                 jedoch reicht nicht hin, eine solche Entzündung hervorzubringen.
                              
                           Die Arbeit war von der Gemeinde einem Privatbaumeister übertragen, welcher gerade
                                 an diesem Abende bettlägerig war, und daher das Ganze nicht selbst überwachen
                                 konnte.“ (Zeitschrift des österreich. Ingenieur- und
                              Architektenvereines, 1869 S. 216.)