| Titel: | Miscellen. | 
| Fundstelle: | Band 195, Jahrgang 1870, Nr. , S. 374 | 
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                        Miscellen.
                        Miscellen.
                        
                     
                        
                           Ueber Selbstölung der Transmissionen; von Ingenieur Jos. Thoma in Memmingen.
                           Als es sich um die Anlage einer neuen großen Weberei in Volkertshausen handelte, die
                              über 400 Webstühle nebst einer dazu gehörigen Spinnerei hatte, wurden, ehe die Transmission gefertigt
                              wurde, umfassende Versuche über verschiedene Selbstöler vorgenommen.
                           Das Ergebniß dieser Resultate war folgendes:
                           Der Selbstschmierapparat von Ziegler erwies sich als ganz
                              unbrauchbar, indem derselbe durch seinen an und für sich sinnreichen Mechanismus
                              zufällig gerade in dem Moment zum Oelen geöffnet werden kann, wo die Transmission
                              abgestellt wird, in welchem Falle alsdann alles Oel aus dem Reservoir abläuft.
                           Die gewöhnlichen Selbstschmierer mittelst eines Dochtes, welche das Oel durch eine
                              Röhre dem Lager zuführen, gaben ebenfalls kein zuverlässiges Resultat, indem der
                              eine Schmierapparat viel, der andere weniger Oel consumirte, je nachdem der Docht
                              etwas dichter oder loser in die Röhre paßte, wodurch die erste an den
                              Selbstschmierapparat zu stellende Bedingung unerfüllt blieb, nämlich die, daß allen
                              gleich großen Lagern in gleicher Zeit gleich viel Oel zugeführt werden könne.
                           Da die Unternehmer schon früher eine besondere Art Selbstschmierer eingeführt hatten,
                              so wurden die verschiedenen Beobachtungen, über gleichmäßige Oelung sowohl als über
                              Oel- oder Fettverbrauch zusammengestellt, und gefunden, daß die
                              vortheilhafteste, billigste und sicherste Selbstölung in folgender Anordnung
                              bestehe: Bei jedem gewöhnlichen oder Hänglager ist die obere sogen. Deckelschale in
                              der Mitte mit einem länglichen Schlitz versehen, welcher bei jeder Lagergröße 1/3
                              der ganzen Lagerlänge bildet; dieser Schlitz ist je nach dem Lager 2–5 Linien
                              breit. In diesen Schlitz steckt man aus Weißblech gefertigt eine passende flache
                              Röhre circa, 2–4 Zoll hoch ein, in welche ein
                              Deckel von Eisenblech, mit einem Knopf versehen, so paßt, daß derselbe sich darin
                              herabbewegen kann. Diese Röhre nun wird mit einem Gemenge von gewöhnlichem
                              Schmieröl, Schweineschmalz und Unschlitt etc., zu gleichen Gewichtstheilen
                              geschmolzen, ganz angefüllt, was am besten mit einem schmalen Schäufelchen
                              geschieht. Der nun aufgesetzte Deckel drückt auf die Schmiere und hierdurch wird das
                              Fett direct mit der Welle in Berührung gebracht, wodurch die letztere etwas fettig
                              wird. Zeigt nun die Welle die leiseste Spur von Warmwerden, so wird das Fett
                              flüssig, fließt nach und schmiert die Welle.
                           Je nach der Temperatur des Saales, welche nach der Jahreszeit etwas wechselt, nimmt
                              man etwas mehr oder weniger Oel zu der Fettmischung, damit diese nur fließt, sobald
                              eine Temperaturerhöhung der Welle über die des Saales eintritt. Die Nachfüllung des
                              Schmiermateriales findet alle Wochen nur einmal statt. (Württembergisches
                              Gewerbeblatt, 1870, Nr. 6.)
                           
                        
                           Verwendung des Wasserglases bei Spinnereimaschinen.
                           In neuester Zeit verwendet man Wasserglas, um dem Cylinderleder bei
                              Spinnereimaschinen die ursprüngliche Glätte und Geschmeidigkeit, wenn es diese
                              Eigenschaften im Gebrauche schon verloren hat, wieder zu geben. Aus einem Schreiben,
                              das die k. k. priv. Spinnerei von Haidenschaft an Hrn. Wagemann-Seybel richtete, entnehmen wir,
                              daß die mit Wasserglas in dieser Richtung angestellten Versuche nicht nur allen
                              Erwartungen entsprochen, sondern dieselben sogar übertroffen haben. Die durch
                              Wasserglas hervorgebrachte Glätte soll viel anhaltender seyn, als jene, welche durch
                              arabisches Gummi oder dergleichen klebrige Stoffe beigebracht wird. (Zeitschrift des
                              österreichischen Ingenieur- und Architekten-Vereines, 1869 S.
                              277.)
                           
                        
                           Remington's Verfahren zum Ueberziehen der Metalle mit Nickel auf
                              galvanischem Wege.
                           Die Anwendung des Nickels zum Ueberziehen der Metalle auf galvanischem Wege, anstatt
                              der galvanischen Versilberung derselben, gewährt große Vortheile; das Nickel ist
                              nämlich außerordentlich hart und einer schönen Politur fähig; ferner läuft es mit
                              der Zeit an der Luft nicht an; auch widersteht es der Einwirkung einer starken Hitze
                              weil es schwer schmelzbar ist, und überdieß ist sein Gestehungspreis im Vergleich
                              mit demjenigen des Silbers ein unbedeutender. Bisher war es jedoch nicht möglich das
                              Nickel auf eine praktische Weise anzuwenden, weil man es nur in kleinen Theilchen
                              erhalten und aus
                              demselben wegen seiner Unschmelzbarkeit keine als positive Elektrode verwendbare
                              Platte herstellen kann, wie sie erforderlich ist, um die nothwendige Oberfläche
                              darzubieten; versucht man aber das Nickel mit Kupfer oder einem anderen Metall, zu
                              welchem es Verwandtschaft hat, zusammenzuschmelzen, so ist die so gebildete Platte
                              nicht benutzbar, weil man mit derselben keine reine Ablagerung erhält.
                           Remington's Erfindung bezweckt diese Schwierigkeiten zu
                              beseitigen. Sie besteht erstens darin, eine Masse von Nickeltheilchen in der Lösung
                              suspendirt erhalten zu können, welche also eine große Oberfläche darbieter, und
                              dieselben mit dem positiven Pol der Batterie vermittelst Platin oder anderer Leiter
                              der Elektricität zu verbinden, welche durch den elektrischen Strom oder durch die
                              angewandte Lösung nicht angegriffen werden.
                           Zweitens besteht die Erfindung darin, das Innere des die Lösung enthaltenden Gefäßes
                              ganz oder zum Theil mit Kohlenstoff oder einem anderen Leiter der Elektricität zu
                              füttern, welcher durch den Strom oder durch die Lösung nicht angegriffen wird;
                              hierbei können die Nickeltheilchen, anstatt suspendirt zu seyn, auf die Fütterung
                              des Bodens gelegt werden, welche mit dem positiven Pol der Batterie in Verbindung
                              steht.
                           Drittens besteht die Erfindung in der Anwendung einer Platte aus Metall, Kohlenstoff
                              oder einem sonstigen Leiter der Elektricität, auf welche eine Nickelschicht
                              abgelagert worden ist, die man in gewöhnlicher Weise als Elektrode aushängt und mit
                              dem positiven Pol der Batterie in Verbindung bringt (anstatt Nickeltheilchen zu
                              suspendiren oder auf den Boden des gefütterten Troges zu legen).
                           Viertens besteht die Erfindung in einer neuen (in unserer Quelle nicht angegebenen)
                              Lösung des Nickels, welche als galvanoplastisches Bad angewendet wird. Armengaud's Génie
                                 industriel, Januar 1870, S. 31.)
                           
                        
                           Verfahren, Messinggegenstände mit schönen Lüsterfarben
                              mittelst Schwefelzinn zu überziehen; von C. Puscher.
                           Herr Puscher theilte im Jahre
                              1868 (polytechn. Journal Bd. CXC S. 421) ein
                              Verfahren mit, messingene Gegenstände mit Lüsterfarben zu überziehen, bei welchem
                              jedoch mittelst Schwefelzinn die Färbung nicht glücken wollte; nach seinen neueren
                              Versuchen kann man aber auch durch diese Verbindung verschiedene Lüsterfarben
                              hervorbringen. Man löst 2 Loth präparirten Weinstein in 2. Pfd. = 1 Maaß heißem
                              Wasser auf, fügt dieser Lösung ein Loth Zinnsalz in 8 Loth Wasser gelöst hinzu,
                              erhitzt zum Kochen und läßt den entstandenen geringen Niederschlag absetzen. Die
                              klare Lösung schüttet man nun langsam unter stetem Umrühren zu einer Auflösung von 6
                              Loth unterschwefligsaurem Natron in 1/2 Pfd. oder 1 Schoppen Wasser, erhitzt das
                              Ganze abermals zum Kochen, wobei sich der durch die Einwirkung der freien Weinsäure
                              auf das unterschwefligsaure Natron ausgeschiedene Schwefel abscheidet. Die nun klare
                              kochende Flüssigkeit ertheilt Messing je nach der Dauer des Eintauchens die
                              verschiedensten Lüsterfarben. Zuerst erscheint auf demselben eine helle bis
                              tiefgoldgelbe Farbe, dann folgen alle Farbentöne von Kupfer- bis
                              Carmoisinroth, hernach ein Dunkel bis Hellblau, hierauf Braun mit Irisfarben und
                              zuletzt ein Hellbraun. Während Schwefelkupfer, aus unterschwefligsaurem Natron
                              abgeschieden, fast gleiche Farbenerscheinungen hervorbringt, schließt das
                              Schwefelblei nach dem Hellblau sofort mit Grauweiß ad. Ob die Schwefelzinnfarben
                              größere Dauer besitzen als die Schwefelkupfer- und Schwefelbleifarben, welche
                              viel einfacher herzustellen sind, darüber fehlt zur Zeit noch die Erfahrung.
                              (Versammlung des Nürnberger Gewerbevereines vom 7. December 1869.)
                           
                        
                           Galvanischer Ueberzug von Wismuth auf Messing; von C. Puscher.
                           Fügt man zu einer aus 1 Loth Wismuth bereiteten salpetersauren Wismuthoxydlösung 2
                              Loth in einer Maaß heißem Wasser aufgelösten Weinstein und 3 bis 4 Loth gepulvertes
                              Wismuth, so erhalten Messinggegenstände durch Behandlung mit der kochenden
                              Flüssigkeit einen weißen Ueberzug von metallischem Wismuth, der jedoch wegen des
                              hohen Wismuthpreises dem aus Britanniametall bestehenden Ueberzug keine Concurrenz
                              machen wird. (Mitgetheilt in derselben Vereinsversammlung.)
                           
                        
                           
                           Mineralischer blauer Farbstoff, von Tessié du Mothay in Paris.
                           Einen mineralischen blauen Farbstoff stellt der bekannte Chemiker Tessié du Mothay in Paris (französisches Patent)
                              auf folgende Weise dar. Es werden
                           
                              
                                 10
                                 Theile
                                 wolframsaures Natron,
                                 
                              
                                   8
                                 „
                                 Zinnsalz.
                                 
                              
                                   5
                                 „
                                 gelbes Blutlaugensalz,
                                 
                              
                                   1
                                 „
                                 Eisenchlorid
                                 
                              
                           nach einander in Wasser aufgelöst, nach gutem Umrühren wird
                              der entstehende Niederschlag durch Filtriren oder Decantiren von der Flüssigkeit
                              abgeschieden, abtropfen gelassen und in dünnen Schichten auf flachen Tellern einige
                              Tage lang dem Sonnenlichte ausgesetzt. Hierbei entwickelt sich die Farbe allmählich
                              zu einem reinen Blau. Zur Beschleunigung der Reaction kann man nach 2 oder 3 Tagen
                              durch Auswaschen die löslichen Theile entfernen und damit gleichzeitig eine innigere
                              Mischung bewirken, sowie die dem Sonnenlichte ausgesetzte Oberfläche erneuern; nach
                              wiederholtem zwei- oder dreitägigem Aussetzen an das Sonnenlicht ist die
                              Farbenbildung vollendet. Die Farbe zeigt dann ähnliches Ansehen und ähnliche
                              physikalische Eigenschaften wie das Berlinerblau, nur ist sie weit ächter und
                              lichtbeständiger. Eine Analyse derselben ergab folgende Zusammensetzung:
                           
                              
                                 Wasser
                                   7,85
                                 Proc.
                                 
                              
                                 Zinn
                                 31,69
                                 „
                                 
                              
                                 Eisen
                                   5,13
                                 „
                                 
                              
                                 Cyan
                                 19,41
                                 „
                                 
                              
                                 blaues Wolframoxyd
                                 35,60
                                 „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 99,68
                                 Proc.
                                 
                              
                           Tessié du Mothay hält darnach den neuen Farbstoff
                              für eine Verbindung von Wolframoxyd mit einem Doppelcyanid von Zinn und Eisen; Alfraise dagegen spricht im Moniteur scientifique, t. XII p. 92 die
                              Ansicht aus, daß es vielmehr eine Verbindung von wolframsaurem Zinnoxyd oder
                              zinnsaurem Wolframoxyd mit einem Doppelcyanid von Eisen und Zinn sey. Der Preis des
                              Farbstoffes dürfte sich nach Alfraise's Ansicht etwa
                              doppelt so hoch wie der des Berlinerblau stellen, was aber allerdings kein Hinderniß
                              wäre, wenn die außerordentliche Aechtheit desselben neue Anwendungen gestattete.
                              (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 6.)
                           
                        
                           Die Reductionsmittel für das Nitrobenzol zur Gewinnung des
                              Anilins.
                           Das zweckmäßigste Reductionsmittel für das Nitrobenzol war bisher unzweifelhaft
                              Essigsäure mit Eisendrehspänen, Substanzen welche Béchamp vorgeschlagen hatte. Da die Essigsäure in Folge ihres hohen
                              Preises die Gewinnung des Anilins nicht unbedeutend vertheuerte, so war man von
                              jeher bemüht, die Menge dieser Säure auf ein Minimum herabzusetzen.
                           Dieß ist auch thatsächlich gelungen; denn während man in Frankreich auf 100 Theile
                              Nitrobenzol 60–65 Theile Essigsäure und 150 Theile Eisendrehspäne anwendet,
                              wird in England zumeist nur mit 8 bis 10 Theilen Essigsäure der Reductionsproceß
                              durchgeführt, dagegen ist eine größere Menge von Eisen (200 Theile) und die
                              Mitwirkung von Wasserdampf erforderlich. Indeß kann man auch Salzsäure statt
                              Essigsäure mit gutem Erfolg anwenden, wie dieß gegenwärtig häufig geschieht.
                           Man hat es auch versucht, die Anwendung einer Säure ganz zu umgehen, und die
                              Sammlung, welche die Firma Coblenz
                              Frères (Usine de la
                                 Briche. St. Denis) auf die letzte Welt-Ausstellung zu Paris
                              geliefert hatte, enthielt ein Muster von verkupfertem
                                 Roheisen, welches Chalamel in Puteaux
                              (Seine-Depart.) zu diesem Zweck zuerst verwendete. Die grob gepulverten
                              Eisendrehspäne werden in eine Kupfervitriollösung gebracht, wodurch sich
                              metallisches Kupfer an ihrer Oberfläche ablagert, wobei man übrigens vorsichtig
                              verfahren muß, um die Eisentheilchen nicht vollständig aufzulösen. Wird nun dieses
                              so präparirte Eisenpulver zu einer ungefähr gleichen Quantität von nicht
                              verkupferten Eisendrehspänen gebracht, die sich in einer genügenden Menge Wassers
                              befinden, und wird dann das Nitrobenzol zugesetzt, so entsteht in Folge des
                              Contactes dieser beiden Metalle ein elektrischer Strom, welcher sofort eine Wasser
                              zersetzung einleitet.
                              Der Sauerstoff bemächtigt sich des Eisens, während der Wasserstoff den Nitrokörper
                              in die entsprechende Amidverbindung überführt. (Aus Dr.
                              Schrötter's Bericht über die chemischen Producte auf
                              der letzten Welt-Ausstellung zu Paris, im österreichischen officiellen
                              Ausstellungsbericht.)
                           
                        
                           Neue Farbstoffe.
                           Im Verfolg ihrer Arbeiten über die secundären Monamine der Phenyl- und
                              Toluylreihe haben G. de Laire und C. A. Girard auch die tertiären Monamine dieser Reihen, nämlich
                              Diphenyltoluylamin, Ditoluylphenylamin und Tritoluylamin dargestellt, und ist ihnen
                              die Gewinnung verschiedener Farbstoffe aus diesen Körpern, namentlich eines grünen
                              Farbstoffes aus dem Diphenyltoluylamin gelungen. Zur Darstellung der tertiären
                              Monamine wird in einem Autoclavenapparat 1 Aequiv. Chlorbenzyl mit 1 Aequiv.
                              Diphenylamin oder Phenyltoluylamin oder Ditoluylamin erhitzt. Die Reaction tritt
                              rasch ein; für Diphenyltoluylamin beginnt sie z.B. bei 100° C. Man erwärmt 5
                              bis 6 Stunden lang unter allmählicher Verstärkung, doch darf jedenfalls nicht die
                              Temperatur von 260° C. überschritten werden. Nach Beendigung der Operation
                              behandelt man die erhaltene Masse mit überschüssigem Wasser, dann mit Natronlauge
                              und rectificirt endlich durch Destillation oder reinigt durch Lösen in Benzin oder
                              einem anderen Lösungsmittel und durch Auskrystallisiren. Zur Erzeugung der
                              Farbstoffe bringt man nun 2 Theile von einem der genannten tertiären Monamine mit 3
                              Theilen Anderthalb-Chlorkohlenstoff in einen geeigneten Destillirapparat und
                              erwärmt allmählich, indem man die Temperatur auf circa
                              200° C. erhält. Die grüne Farbe entwickelt sich allmählich, und nach drei bis
                              vier Stunden ist die Operation vollendet. Der Farbstoff wird durch Alkohol
                              ausgezogen, die Lösung filtrirt, mit einer Säure gefällt und der Niederschlag auf
                              dem Filter gesammelt; er löst sich in Alkohol mit blaugrüner Farbe. Die saure, mit
                              einem Alkali fast gesättigte, alkoholische Lösung gibt einen Niederschlag, der sich
                              in angesäuertem Alkohol mit grüner Farbe löst; diese Lösung kann direct in der
                              Färberei verwendet werden. (Deutsche Industriezeitung.)
                           
                        
                           Verfahren zum Entfetten der Wollabfälle in Spinnereien; von
                              Zuber, Rieder und Norenberg.
                           Die Abfälle werden in ein großes Reservoir, mit doppeltem Boden und einem Deckel
                              eingelegt. In das Innere dieses Apparates tritt sowohl von oben als von unten her
                              Benzin in Dampfform. Dieses geht in Berührung mit dem Körper welchen es durchdringt,
                              in den flüssigen Zustand über, während auch Luftcirculationen die Wände des Gefäßes
                              kühl halten. Das Verhalten des Benzins zu Fetten und Harzen ist allgemein bekannt.
                              Sobald seine Wirkung genug vorgeschritten ist, läßt man in den Doppelboden
                              Wasserdampf einströmen. Dadurch wird das Benzin gasförmig, in diesem Zustande durch
                              eine Röhre fortgeführt und in einer gekühlten Schlange condensirt, um später wieder
                              verwendet zu werden. Die Abfälle werden herausgenommen, mit siedendem Wasser
                              ausgewaschen und mit etwas Lauge behandelt, darauf gewaschen und getrocknet.
                           
                        
                           Neue Appretur für Gewebe.
                           Nach dem Technologiste benutzt man ziemlich häufig eine
                              weiße Appretur für Gewebe, welche das Ansehen weißer baumwollener Stoffe nicht wenig
                              verbessert. Man kann diese Art Appretur indessen auch als eine Täuschung des Käufers
                              über das ihm wirklich gelieferte Gewicht Waare betrachten.
                           Diese neue Art Appretur besteht darin, daß man die Baumwollen- oder
                              Leinenstoffe durch die Auflösung eines Barytsalzes
                              passirt, z.B. durch die Auflösung von Chlorbaryum. Darauf
                              bringt man sie in ein Bad von schwacher Schwefelsäure
                               oder eine Auflösung
                              irgend eines schwefelsauren Salzes und führt sie
                              schließlich durch eine alkalische Lösung.
                           Das Barytsalz wird durch die Schwefelsäure oder das
                              schwefelsaure Salz in sogenanntes Blanc fixe verwandelt,
                              welches sich mit seiner schönen Weiße auf dem Stoffe niederschlägt und dadurch der
                              Appretur ein schöneres Ansehen verleiht. Zu gleicher Zeit nimmt auch die Dichtigkeit
                              des Stoffes zu.
                           Was aber für den Käufer höchst nachtheilig ist, ist die colossale Vermehrung des
                              Gewichtes des Stoffes; denn der schwefelsaure Baryt hat ein vielen Metallsalzen
                              gleichstehendes specifisches Gewicht, und die Stücke bekommen durch diese Appretur
                              einen Anschein von Solidität und Schwere, welchem sie in Wahrheit nicht entsprechen.
                              Musterzeitung für Färberei etc., 1870, Nr. 4.)
                           
                        
                           Leuchtgas und Wasserstoffgas aus Cloakenabfällen.
                           Vor Kurzem machte durch die Tageszeitungen die Nachricht die Runde, daß man in Indien
                              nach irgend einer neuen Methode die Cloakenabfälle zur Darstellung von Leuchtgas
                              verwerthe. Jetzt nun hat der Civilingenieur R. G. Hickey,
                              welcher dieses System in Indien eingeführt hat, eine Beschreibung desselben
                              veröffentlicht, wornach dasselbe nach der einen Abänderung darin besteht, daß
                              Wasserstoffgas für Beleuchtungszwecke mittelst Ueberleiten von überhitztem Dampf
                              über die in einer Retorte erhitzten Cloakenmassen dargestellt wird; ähnlich wie Gillard
                              Polytechn. Journal, 1850, Bd. CXVI S. 222. 1846 in Passy bei Paris und später (1859) in Holloway bei London Wasserstoff
                              durch Zersetzung von Wasserdampf mittelst Hindurchleitens des letzteren durch eine
                              Retorte mit glühenden Kohlen darstellte, um denselben dann nach dem Reinigen auf ein
                              Netzwerk von Platindraht strömen zu lassen, das, nachdem es weißglühend geworden,
                              die Gasflamme leuchtend machte (sogen. Platinga beleuchtung). Eine andere Abänderung
                              des Hickey'schen Verfahrens besteht darin, daß aus den
                              Cloakenmassen Leuchtgas zur Beleuchtung und Heizung dargestellt wird Hickey beabsichtigt auf diese Weise, Kothabfälle aller
                              Art unschädlich zu machen, indem er sie in verschlossenen Retorten verkohlt und den
                              in den Retorten verbleibenden Rückstand sowohl zur Entfernung des Geruches frischer
                              Abfälle vor deren Einbringung in den Apparat, wie auch mit den
                              Destillationsproducten als Dünger benutzt, während das Gas entweder zur Beleuchtung
                              oder zur Heizung oder für beide Zwecke zugleich benutzt wird. Je nach dem Zwecke
                              wird das Verfahren etwas abgeändert. Für den Transport der Cloakenabfälle nach den
                              Vergasungsanstalten werden Eimer von kreisförmigem oder elliptischem Querschnitt
                              verwendet, die sich oben in einem 3–4 Zoll tiefen Hals zusammenziehen;
                              letzterer wird zur Verhütung der Ausdünstungen mit geglühter Poudrette gefüllt und
                              kann auch mit Wasserverschluß versehen werden. Aus den Cloakenmassen werden, bevor
                              sie in die Retorten gebracht werden, die flüssigen Bestandtheile theilweise
                              entfernt, indem letztere gleichzeitig durch geglühte Poudrette geruchlos gemacht
                              werden. Es wird dazu das Gemisch in ein cylindrisches Gefäß gebracht, dessen
                              durchlöcherter Boden mit einer Schicht geglühter Poudrette bedeckt wird; nach dem
                              Füllen wird oben eine dichtschließende Platte aufgelegt und durch einen
                              Schraubenmechanismus unter mäßigem Druck ein großer Theil der Flüssigkeit in völlig
                              unschädlichem Zustand herausgepreßt.
                           Die Retorten, in welche die abgepreßten Cloakenmassen gebracht werden, sind von Thon
                              oder Schmiedeeisen, am besten  förmig und an jedem Ende mit einer Oeffnung
                              versehen, die beim Gebrauch durch einen fest aufgesetzten und mit Lehm verschmierten
                              Deckel verschlossen wird; die Retorten werden unter 15–25° schräg
                              gelegt. Soll das Gas nur zur Heizung dienen, so läßt man die Dämpfe und Gase in
                              Röhren auf und dann nieder in einen Wasserbehälter steigen, der in verschiedene
                              Abtheilungen getheilt ist; auf diese Weise werden sie vollständig gewaschen und die
                              Ammoniaksalze etc. größtentheils abgeschieden. Das Gas geht dann durch einen
                              Condensator und darauf in einen kleinen Gasometer, aus dem es durch ein mit
                              Regulirungshahn versehenes Rohr, das in einem brausenartigen Kopf endet, nach dem
                              Ofen geführt wird; hier wird es unter Beifügung von theilweise verkohlten Abfällen
                              verbrannt. Soll das Gas zur Beleuchtung verwendet werden, so wird es sorgfältiger gereinigt. Es
                              tritt aus der Retorte, ähnlich wie bei der Steinkohlengasbereitung, in eine Vorlage,
                              die verhältnißmäßig ziemlich groß seyn muß, geht dann durch Codensatoren, in welchen
                              durch den wiederholten Durchgang durch Wasser die Ammoniak- und anderen Salze
                              abgeschieden werden, darauf durch einen Scrubber – einen mit Ziegeln,
                              Steinen, Holzkohlen oder größeren Stücken von Retortenrückstand gefüllten Cylinder,
                              – und endlich durch einen trockenen Reiniger, der auf Fächern über einander
                              abwechselnd Schichten von Aetzkalk und Retortenrückstand enthält und aus dem es in
                              den Gasometer eintritt. – Soll das in Retorten erzeugte Gas zur Heizung
                              benutzt und daneben Wasserstoffgas für Beleuchtungszwecke erzeugt werden, so wird
                              das zunächst übergehende Gas wie im ersten Fall abgeführt; sobald die
                              Gasentwickelung aufgehört hat, wird die Verbindung mit den nach dem Condensator
                              führenden Röhren durch einen Hahn abgesperrt und nun aus einem kleinen in den Ofen
                              gebrachten Kessel, der mit der aus den Abfällen ausgepreßten Flüssigkeit gestillt
                              werden kann, mittelst einer durchlöcherten Röhre überhitzter Dampf über die in der
                              Retorte befindliche glühende Poudrette strömen gelassen. Es bildet sich hierbei fast
                              vollständig reines Wasserstoffgas und Kohlensäure, welche letztere in einem
                              trockenen Kalkreiniger entfernt wird, während das Wasserstoffgas in einem
                              Argandbrenner unter Anwendung eines Platindrahtnetzes verbrannt wird. – Das
                              aus Menschlichen Excrementen erzeugte Gas gibt ein sehr glänzendes Licht; der in der
                              Retorte bleibende Rückstand ist ein schwarzes, vollständig geruchloses Pulver,
                              welches sich ausgezeichnet eignet, um festen und flüssigen Cloakenabfällen den üblen
                              Geruch zu benehmen und ebenso wie die Rückstände in dem Condensator etc. einen
                              irefflichen Dünger abgibt. Aus dem Rückstande in der Vorlage läßt sich durch
                              Abdampfen derselben Pfanne auf dem Ofen unter Zusatz von Salzsäure Salmiak in großen
                              Mengen gewinnen. (Deutsche Industriezeitung, 1870, Nr. 5.)
                           
                        
                           Ueber Petroleum und über Explosionen der Petroleumlampen; von
                              Robert Jacobi.
                           Von Woche zur Woche berichten die Zeitungen über Unglücksfälle, welche durch
                              Explosionen von Petroleum, Petroleum-Lampen, Flaschen u.s.w. veranlaßt
                              werden. Die große Zahl derartiger betrübender Vorfälle legt die Vermuthung nahe, daß
                              das im Hantel vorkommende Petroleum, wie es zur Beleuchtung verwendet wird, nicht rein, das heißt, nicht
                                 frei von der sogenannten Naphta ist, deren
                              Verdampfungsresp. Entzündungstemperatur so tief liegt,
                              daß Verdampfung und Entzündung, beziehentlich Explosion, schon bei Zimmerwärme
                              eintreten, sobald eine Flamme dem Oelgefäß genähert wird.Wir verweisen auf die Mittheilung „über
                                       Petroleumfälschung“ im vorhergehenden Heft S. 286.A. d. Red.
                              
                           Nach den polizeilichen Vorschriften aller Länder, welche Petroleum einführen, soll
                              dasselbe Naphta nicht enthalten. In diesem reinen Zustande kann es als ungefährlich
                              bezeichnet werden, vernünftige Behandlung vorausgesetzt. – Die Vermischung
                              mit Naphta ist dem Petroleum beim Import gewöhnlich nicht eigen; sie erfolgt
                              vielmehr erst nach dem Import durch die Händler. Diese gewissenlose und
                              gemeingefährliche Manscherei ist ein lohnendes Geschäft, da der Preis der Naphta
                              gewöhnlich um 50 bis 60 Proc. geringer ist als der des Petroleums.
                           Vor einiger Zeit wurden mir verschiedene Sorten Naphta und Petroleum zur Untersuchung
                              auf ihre Verwendbarkeit für technische Zwecke übergeben. Die Untersuchungen blieben
                              für diese Zwecke zwar resultatlos; aber sie lieferten klare Belege für die hohe
                              Gefährlichkeit des Petroleums im Allgemeinen, und mögen bei der Wichtigkeit der
                              Sache der Veröffentlichung wohl werth seyn.
                           Um nicht zu ermüden, gebe ich nachstehend nicht die Ergebnisse der einzelnen Sorten,
                              sondern nur die Minimal-, Maximal- und Durchschnittsresultate.
                           Die Naphta siedete bei 68–74°, im Mittel bei 72° Celsius. Im
                              Wasserbade langsam über die (+ 13° C. betragende) Zimmertemperatur erhitzt,
                              trat die Entzündung ein
                              bei 18–22°. im Mittel bei 20° C. Diese leichte Entzündbarkeit
                              machte weitere Versuche für vorliegenden Zweck entbehrlich.
                           Die Siedepunkte der Petroleumsorten lagen bei 159–171°, im Mittel bei
                              163° C. In gleicher Weise erhitzt als vorher die Naphta, trat Entzündung bei
                              38–43°, im Mittel bei 40,5° C. ein.
                           Diese Entzündungstemperatur liegt anscheinend so hoch, daß sie als ungefährlich
                              betrachtet werden könnte; denn sie übersteigt die auf circa 22° C. anzunehmende Temperatur bewohnter Räume um mehr als
                              20°. Wird das Petroleum im Zimmer nur aufbewahrt,
                              dann ist die Gefahr der Entzündung auch thatsächlich nicht sehr groß. Anders
                              gestaltet sich die Lage jedoch, wenn das Petroleum – besonders in den sogen.
                              Vasen-Lampen – gebrannt wird. Die von der Flamme ausstrahlende Wärme
                              erhöht die Temperatur der Vase und des Inhaltes, und zwar um so schneller, als der
                              Brenner kürzer und die Flamme der Vase näher ist. Die Entzündungstemperatur von
                              38–43° C. ist schnell erreicht, wird oft überschritten. Die im
                              Petroleum enthaltene Naphta beginnt nun lebhaft zu verdampfen und eine geringe
                              Unvorsichtigkeit oder Uebereilung führt Entzündung der reinen, und Explosion der mit
                              Luft vermischten Dämpfe herbei.
                           Um zu bestimmen, ob und wie viel Naphta in den Petroleumsorten enthalten sey, wurde
                              jede Sorte für sich der Destillation unterworfen. Die Destillate wurden nach
                              derselben Siedescala in je vier Portionen gesondert aufgefangen.
                           Es ergaben sich im Mittel:
                           
                              
                                 20
                                 Proc.
                                 Nr.
                                 1,
                                 übergegangen
                                 bei 159–200° C.
                                 
                              
                                 25
                                 „
                                 „
                                 2,
                                 „
                                  „   200–250° C.
                                 
                              
                                 30
                                 „
                                 „
                                 3,
                                 „
                                  „   250–300° C.
                                 
                              
                                 20
                                 „
                                 „
                                 4,
                                 „
                                 von 3000 aufwärts und
                                 
                              
                                 3
                                 „
                                 kohliger Rückstand, Gase und Verlust.
                                 
                              
                           Die gesonderten Destillate ergaben im Mittel:
                           
                              
                                 Nr. 1,
                                 Siedepunkt
                                 120–121° C.,
                                 Entzündung
                                 20–21° C.
                                 
                              
                                 Nr. 2,
                                 „
                                 151–152° C.,
                                 „
                                 50–51° C.
                                 
                              
                                 Nr. 3,
                                 „
                                 214–215° C.,
                                 „
                                 98–99° C.
                                 
                              
                           Der Siedepunkt von Nr. 4 lag so hoch, daß er durch das bei den Experimenten nur zu
                              verwendende Quecksilberthermometer nicht bestimmt werden konnte. Bei der Erkaltung
                              schieden diese Massen so viel Paraffin aus, daß sie fast völlig fest gestanden. Da
                              bei ihnen von irgend welcher Gefährlichkeit nicht die Rede seyn konnte, wurden die
                              Entzündungstemperaturen nicht bestimmt.
                           Die Petroleumsorten enthielten nach Vorstehendem im Mittel 20 Proc. einer
                              modificirten Naphta, deren Siedepunkt zwar um circa
                              48° C. höher liegt als bei der Original-Naphta, deren
                              Entzündungstemperatur der letzteren aber genau gleich und gleich ist der
                              Durchschnittstemperatur bewohnter Räume + 20–21° C. Diese modificirte
                              Naphta – auf die Ursachen der Modification soll hier nicht eingegangen
                              werden, da das den Zwecken fern liegt – ist daher ebenso gefährlich, als die
                              Original-Naphta selbst, und nur ihr sind die häufigen Unglücksfälle
                              zuzuschreiben.
                           Zum Vergleich mag hier noch das Verhalten der aus Braunkohle gewonnenen Producte: Photogen und Solaröl,
                              mitgetheilt werden.
                           Die Siedepunkte der verschiedenen, als Photogen in den Handel kommenden Oele liegen
                              bei 150–180°, im Mittel bei circa
                              165° C. Die Entzündung erfolgt bei 42–50°, im Mittel bei circa 46° C. Die Destillation liefert nur einige
                              Procente Oel, dessen Siedepunkt bei circa 1200 liegt und
                              dessen Entzündung bei circa 35° C. erfolgt; sie
                              sind daher wesentlich weniger gefährlich als das Petroleum, wenngleich sie als
                              absolut ungefährlich nicht zu bezeichnen sind.
                           Die Solaröle sieden bei 160–196°, im Mittel bei circa 178° C. Sie entzünden sich bei 90–120°, im
                              Mittel bei circa 98° C. Die fractionirte
                              Destillation scheidet aus ihnen Producte, deren Entzündungstemperatur unter
                              70° C. liegt, nicht ab. Sie müssen daher als absolut ungefährlich bezeichnet
                              werden, vorausgesetzt daß sie so zur Verwendung gelangen, wie sie von den Fabriken
                              geliefert werden. Werden auch sie von gewissenlosen Händlern durch Vermischung mit
                              Naphta gefälscht, dann können sie selbstredend ebenso gefährlich werden als
                              Petroleum.
                           Es gibt daher vorläufig nur zwei Wege, auf welchen der Consument sich vor den
                              beregten Explosionen schützen kann. Er untersuche oder lasse von Zeit zu Zeit
                              untersuchen sein Leuchtmaterial auf seine Entzündungstemperatur, oder er bediene
                              sich an Stelle der
                              gefährlichen Vasenlampen der weniger oder gar nicht gefährlichen Schiebelampen mit
                              constantem Niveau.
                           Durchgreifende und dauernde Hülfe ist aber nur dann zu erwarten, wenn jeder Consument
                              die Namen derjenigen Händler, welche gefälschte und gefährliche Oele verkaufen, der
                              Oeffentlichkeit rücksichtslos Preis gibt. Berechtigt hierzu ist Jedermann; denn das
                              Wohl der Allgemeinheit steht höher als der schwindelhafte Nutzen gewissenloser
                              Händler.
                           Halle, im Februar 1870
                           
                        
                           Die Bereitung autographischer Tinte.
                           Jede lithographische Tusche kann im Nothfalle zur Autographie angewendet werden,
                              jedoch muß man den Vorzug derjenigen geben, welche der Feder gestattet, die
                              fließendsten und feinsten Striche zu machen. Es muß daher in dieser Tinte eine
                              ziemlich große Quantität Harz vorhanden seyn, damit sie sich einige Monate lang in
                              flüssigem Zustande aufbewahren läßt. Man weiß, daß die Seife, wenn man sie in Wasser
                              auflöst, sehr bald klebrig wird; diese Tinte muß daher so wenig als möglich davon
                              enthalten und zwar nur so viel als durchaus nöthig ist, um die Auflösung der die
                              Tinte bildenden Materien im Wasser zu begünstigen. Diese Materien sind folgende:
                           
                              
                                 16
                                 Theile
                                 Schellack,
                                 
                              
                                 10
                                 „
                                 Jungfernwachs,
                                 
                              
                                 8
                                 „
                                 Seife,
                                 
                              
                                 8
                                 „
                                 Drachenblut,
                                 
                              
                                 5
                                 „
                                 Talg.
                                 
                              
                           Man wird bemerken, daß zu dieser Composition kein Kienruß verwendet wird. Da dieser
                              Körper nicht löslich ist, würde er sich in dem Gefäß, in welchem man diese Tinte
                              aufgelöst bewahrt, zu Boden setzen; die Hinzufügung des Drachenblutes gibt eine
                              Farbe, welche dunkel genug ist, um die Schrift sichtbar zu machen.
                           Man erhitzt in einem Kessel das Wachs und den Talg, bis sie nahe daran sind, sich zu
                              entzünden, dann wirft man die Seife in kleinen Stückchen hinein und fährt fort,
                              Hitze zu steigern, bis die Masse sich entstammt. Während sie brennt, fügt man den
                              Schellack und das Drachenblut hinzu. Wenn die Flamme zu heftig werden sollte, kann
                              man sie mäßigen, indem man sie von Zeit zu Zeit auslöscht und dann wieder anzündet.
                              So läßt man diese vereinigten Stoffe ungefähr fünf Minuten lang brennen. Wenn man
                              die ganze Quantität Tinte auflösen will, gießt man sogleich 150 bis 200 Theile
                              siedendes Wasser hinzu, mit Anwendung der nöthigen Vorsichtsmaßregeln, und läßt die
                              Masse kochen, bis die Tinte sich gut aufgelöst hat. Wenn man nicht sogleich das
                              ganze Quantum auflösen will, gießt man es auf einen mit Seife abgeriebenen Stein und
                              theilt es mit einem Messer in Stücke. Wenn man etwas davon auflösen will, nimmt man
                              einen Theil dieser Tinte und acht Theile Wasser, läßt sie in einem reinen irdenen
                              Gefäße sieden, bis sie um den vierten Theil eingekocht ist und bewahrt das Product
                              in wohlverstopften Flaschen auf.
                           Die auf diese Weise erlangte Tinte bleibt ziemlich lange flüssig; doch wird sie am
                              Ende auch zäh und klebrig. Man kann ihr dann ihre Flüssigkeit wiedergeben, indem Man
                              ein wenig Wasser hinzugießt und die Flasche in ein mit kaltem Wasser gefülltes
                              Casserol setzt, welches man sodann bis zum Siedepunkte erhitzt.
                           Ein ferneres Recept, welches für das vorzüglichste von allen gehalten wird, dessen
                              Zubereitung aber etwas umständlich ist, ist folgendes:
                           
                              
                                 Copalgummi
                                 3
                                 Theile,
                                 
                              
                                 Wachs
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 gereinigter Hammeltalg
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Steife
                                 4
                                 „
                                 
                              
                                 Schellack
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Mastix
                                 5
                                 „
                                 
                              
                                 Schwefel
                                 1/2
                                 „
                                 
                              
                           Man setze das Copalgummi in einem kupfernen Casserol über das Feuer; wenn es anfängt
                              zu sprudeln, füge man, um das Zergehen zu beschleunigen, zwei Eßlöffel voll Baumöl hinzu, und wenn es
                              gut geschmolzen ist, setze man das Wachs und den Talg zu. Wenn diese Substanzen
                              hinreichend erhitzt sind, entzünde man sie und werfe die Seife hinein, welche recht
                              trocken und in kleine Stücke zerschnitten seyn muß. Wenn die Seife geschmolzen ist,
                              füge man, während der Brand immer noch fortdauert, den Schellack und den Mastix zu.
                              Man verstärke die Flamme mit der Schwefelblume; diese Maßregel ist unerläßlich, weil
                              zu den Schwierigkeiten, welche die gute Anfertigung der lithographischen Tinten
                              darbietet, hier die noch weit größere der vollkommenen Vermischung des Copalgummis
                              mit den anderen Substanzen kommt, eine Vermischung welche nur auf diese Weise
                              bewirkt werden kann. Dann lösche man die Flamme, um die Masse ein wenig abzukühlen,
                              entzünde sie hierauf wiederum und lasse sie langsam brennen, bis sie auf ein Viertel
                              des Totalvolumens reducirt ist.
                           Wenn man die Reduction zu weit treibt, verkalken sich die fetten Körper und beim
                              Uebertrag hängt sich die Tinte nicht an den Stein an, oder wird beim Einschwärzen
                              von der Walze mit fortgenommen. Wenn die Komposition dagegen nicht hinreichend
                              gebrannt hat, gerinnt die Tinte sehr schnell. Es ist daher wichtig, den richtigen
                              Grad wahrzunehmen, um der Tinte ihre Flüssigkeit zu erhalten, ohne daß sie etwas von
                              ihrer Solidität verlöre.
                           Wenn man diese Tinte in Gebrauch nehmen will, löst man einen Theil davon in zehn
                              Theilen Wasser auf und läßt sie bis zu dem Augenblicke sieden, wo die Flüssigkeit
                              eine blaßgelbe Farbe annimmt. Dann taucht man eine geschnittene Feder hinein, um
                              sich zu überzeugen, daß sie nicht zu leicht fließt. Wenn man so weit gelangt ist,
                              probirt man die Tinte auf autographischem Papier und wenn die damit gemachten Züge
                              glänzend sind und beim Trocknen ein schönes Relief geben, so ist sie zum Gebrauche
                              wohl tauglich.
                           Wenn sie so zubereitet ist, kann man sie in eine Flasche gießen, die man mittelst
                              Schmirgel verschließt; sie wird sich Jahre lang halten, ohne sich zu verändern und
                              ohne daß sich Satz erzeugt. Die alte Tinte ist sogar der neuen vorzuziehen.
                           In Bezug auf das Uebertragen der Autographie hat man nicht nöthig, die Steine zu
                              erwärmen, wenn sie keine Feuchtigkeit enthalten; sollte dieß jedoch, wenn auch nur
                              in geringem Grade der Fall seyn, so ist es unumgänglich nöthig, dieses Hinderniß zu
                              beseitigen, welches die gewöhnliche Ursache des Mißlingens ist.
                           Wenn man sie etwa zu blaß finden sollte, kann man, wenn man sich ihrer bedienen will,
                              sie in ein Fläschchen gießen und entweder ein wenig Carmin oder etwas gut
                              abgeriebene chinesische Tusche hinzufügen. Man darf aber nur eine kleine Quantität
                              auf diese Art zubereiten, weil der Hinzutritt dieser fremdartigen Körper, welche der
                              Zersetzung fähig sind, sie in wenigen Tagen unbrauchbar macht.
                           Diese Tinte hat sich als die vorzüglichste bewährt; sie fließt gut und gestattet die
                              zartesten und feinsten Züge. Der Uebertrag läßt sich mit großer Reinheit bewirken.
                              Die Tinte hat Farbe genug, um zu sehen, was man schreibt. Um ihr noch mehr Farbe
                              zugeben, könnte man auch den Mastix durch Drachenblut, welches dunkelroth aussieht,
                              ersetzen. (Lithographia.)
                           
                        
                           Ueber die Conservirung und Verbesserung der Weine durch die
                              Elektricität; von Scoutetten.
                           In das Haus eines Weinbergsbesitzers zu Digne schlug der Blitz ein; das elektrische
                              Fluidum drang bis in den Keller und zerschmetterte darin mehrere Fässer; der in
                              denselben enthaltene Wein floß in eine kleine Grube, welche im Boden eigens
                              angebracht worden war, um die in Folge von Unfällen verbreitete Flüssigkeit zu
                              sammeln. Der Eigenthümer, welcher glaubte sein Wein sey verdorben, verkaufte
                              denselben anfänglich zu nur 10 Centimes den Liter; drei Monate später jedoch fand er
                              sein Getränk ausgezeichnet und verkaufte es zu 60 Centimes für den Liter.
                           Dieser Vorfall setzte den Eigenthümer in das größte Erstaunen; er theilte denselben
                              dem General Marey-Monge mit und dieser fragte
                              mich, ob ich diese Erscheinung erklären könne. Ich antwortete ihm, daß dieselbe nach
                              meiner Ansicht einer elektrischen Wirkung zuzuschreiben sey und daß man sich durch
                              directe Versuche leicht von der Richtigkeit derselben würde überzeugen können. Es
                              wurden nun solche Versuche begonnen; dieselben ergaben befriedigende Resultate; um aber
                              etwaigen Zweifeln und jeder Kritik zu begegnen, hat ich den General, mir die HHrn.
                              Bouchotte und Vignotti als Mitarbeiter beizugeben.
                              Harte und fast ungenießbare Weine wurden zu zarten und sehr angenehmen Weinen
                              umgewandelt; alle zu den Versuchen verwendeten Sorten wurden merklich
                              verbessert.
                           Durch Zufall gelangte Bouchotte zu einem merkwürdigen
                              Resultate. Er hatte in seinem Keller ein Stückfaß rothen Moselweines von
                              mittelmäßiger Qualität, welchen er einen Monat lang elektrisirte; eines Tages gab er
                              seinem Küfer den Auftrag, diesen Wein auf Flaschen abzuziehen, mit dem Bemerken
                              derselbe sey von geringer Qualität. Der Küfer jedoch fand den Wein vortrefflich, und
                              da er glaubte sein Herr habe sich geirrt, so theilte er demselben mit, daß das Faß
                              nicht einen mittelmäßigen Wein, sondern einen ausgezeichneten
                                 Rancio (durch das Alter gelb gewordenen Rothwein) enthalte. Bouchotte wollte sich selbst davon überzeugen und fand
                              wirklich, daß der elektrisirte Wein sich umgewandelt und verbessert hatte.
                           Das anzuwendende Verfahren ist sehr einfach; eine constante Säule liefert den
                              elektrischen Strom.
                           Die Leitungsdrähte können aus Messing bestehen, müssen aber stets in einem
                              Platindraht enden, an welchem die aus Platin bestehende Elektrode befestigt ist. Die
                              beiden Elektroden tauchen in das den Wein enthaltende Gefäß; der Strom ist beständig
                              in Thätigkeit. (Comptes rendus, t. LXIX p. 1121; November 1869.)
                           Durch neue Versuche hat Scoutetten gefunden, daß die
                              Elektricität, unter welcher Form sie angewandt werden mag – sey es als
                              continuirlicher und directer Strom, oder als Inductionsstrom, oder als Funke
                              –, stets in derselben Weise auf die Weine wirkt; sie modificirt dieselben,
                              ertheilt ihnen die Eigenschaften der gealterten, und verbessert sie.
                           Hinsichtlich der Wirkungsweise der Elektricität glaubt er, daß die im Weine gelösten
                              salzigen Substanzen die Flüssigkeit leitend machen, das zweifach-weinsaure
                              Kali wird zersetzt: das in Freiheit gesetzte Kali sättigt die Säure des Weines, die
                              Weinsäure aber wirkt vielleicht auf die fette Substanz im Weine und begünstigt die
                              Bildung der Aether, welche ihm sein Bouquet verleihen. Endlich wird offenbar eine
                              gewisse Menge Wassers zersetzt, daher am negativen Pol Wasserstoff und am positiven
                              Pol Sauerstoff sich entbindet; da der Sauerstoff im Entstehungszustande kräftig
                              wirkend ist, so muß er sofort die neuen Verbindungen erzeugen, welche die alten
                              Weine charakterisiren und die zu ihrer Bildung viel Zeit und Sorgfalt erfordert
                              hätten. (Comptes rendus, t. LXX p. 169; Januar 1870.)
                           
                        
                           Mittel gegen die neue Krankheit des Weinstockes in
                              Südfrankreich.Man sehe in diesem Bande des polytechn. Journals
                                    S. 95 (erstes Januarheft) die Mittheilung über die Wurzellaus des
                                    Weinstockes, Aphis vastatrix Planch.
                                    
                              
                           Als ein ganz untrügliches Mittel gegen diese verheerende Krankheit bezeichnet das
                              Präsidium der deutschen Gartenbau-Vereine in Erfurt das Nicotin, welches dem
                              die Wurzel umgebenden Boden durch Aufstreuen von Tabaksstaub und anderen
                              Tabaksabfällen beigebracht wird. Auch der Feldabraum der Tabaksfelder, vorher
                              zerkleinert und auf die Düngerhaufen zum Auslaugen gebracht, verhüte das
                              Ueberhandnehmen aller Aphisarten. In Gegenden wo weder Fabriken noch Tabaksbau im
                              Betriebe sind, baue der Weingärtner so viel, als er unbesteuert bauen darf, mische
                              dieses Product zerkleinert unter seinen Weinbergsdünger und er hat den sichersten
                              Schutz. Das Verfahren, den Tabak oder durch dessen Sauce präparirten Mist an die
                              Neben anzulegen, ist so einfach, daß es hier keiner weiteren Erklärung bedarf; ich
                              erwähne nur, daß das Präservativmittel so knapp wie möglich an den Stamm gebracht
                              und mit Erde überhäufelt werden muß; denn die lose, bastartige Rinde des Rebstockes
                              leitet von den Niederschlägen so viel Wasser an den Stamm herab, wie fast kein
                              anderer Strauch, führt so die aufgelösten Nicotintheile des Tabaks nach der Wurzel
                              herunter und verhütet jede Bruthecke dieses kleinen, aber wegen seiner rapiden Vermehrungskraft so
                              furchtbaren Inlettes.
                           Neu eingeführte Reben werden abgesondert eingeschlagen und mit einer mit Tabaksjauche
                              angefeuchteten Erde eingeschlämmt. Wie wenig die Aphisarten das Nicotin, auch bei
                              der schwächsten Verdünnung, vertragen, mag zum Schluß noch folgendes Beispiel
                              lehren.
                           Pfirsichbäume oder Spaliere, deßgleichen auch Spaliere und Bäume der Pflaumen werden,
                              wie den Cultivateuren bekannt ist, gar häufig an den jungen Trieben von den Aphis
                              förmlich überzogen und bisher kannte man nur äußerliche Mittel, diese Pest, leider
                              oft unter der Mitleidenschaft der befallenen Pflanzen, zu vertreiben, doch hat man
                              jetzt ein schlagendwirkendes inneres Mittel in dem Nicotin gefunden.
                           An den Bäumen und Spalieren, wo sich das sogenannte Befallen der Blattläuse
                              alljährlich wiederholt, braucht man nur im Herbst einige Pfund Tabaksstaub unter den
                              Boden zu mischen; die so gedüngte Pflanze nimmt, ohne in ihren Culturverhältnissen
                              sich zu schädigen, so viel Nicotin auf, daß sich keines jener schädlichen Insecten
                              an derselben erhalten kann. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und
                              Forstwirthschaft, 1870, Nr. 4.)
                           
                        
                           Pepsin-Essenz (Verdauungsflüssigkeit).
                           Unter diesem Namen wird von der chemischen Fabrik von E. Schering in Berlin (Chausseestraße 21) nach einem neuen Verfahren des Dr. med. und Chemikers Oscar Liebreich (bekannt durch Einführung des Chloralhydrats als eines neuen
                              Schlafmittels) ein Präparat dargestellt, welches die größte Beachtung verdient.
                              „Pepsin“ wird bekanntlich derjenige wesentliche
                              Bestandtheil des Magensaftes genannt, welcher die Auflösung der Speisen im Magen,
                              das erste Erfordernis; zur richtigen Verdauung derselben, bewirkt. Bei
                              Verdauungsbeschwerden, die man gewöhnlich einem „schwachen
                                 Magen“ zuschreibt, ist die verminderte Absonderung des Pepsins Schuld
                              an der fehlerhaften Verdauung der Speisen, deßhalb vermag eine Zufuhr von gelöstem
                              Pepsin diesen Mangel auszugleichen und den Verdauungsgang zu regeln. Die Anwendung
                              des Pepsins für diesen Zweck und die Darstellung verschiedener Pepsinpräparate (auf
                              der Pariser Ausstellung von 1867 sahen wir Pepsin in die verschiedensten Formen
                              gebracht, in Pillen, Tabletten, als Pepsinwein, Pepsinliqueur u.s.w.) ist nun zwar
                              keineswegs neu, diese Mittel sind aber sehr in Mißcredit gekommen und haben mit
                              Recht nicht diejenige Aufnahme gefunden, welche gerade von ärztlicher Seite
                              gewünscht wurde, einfach deßhalb, weil das Pepsin sich in denselben nicht unzersetzt
                              hielt, und diese Präparate bald unwirksam wurden, namentlich diejenigen in welchen
                              das Pepsin in fester Form enthalten war. Das Verfahren Liebreich's hat diesen Uebelstand beseitigt; das Pepsin bewahrt in dieser
                              Lösung dauernd seine Kraft. Von der Wirksamkeit einer Pepsinlösung kann man sich
                              leicht überzeugen, wenn man dieselbe in ein Reagensglas gibt, dieses in ein Gefäß
                              mit Wasser von 30° Cels. eintaucht und nun Blutfibrin in das Pepsin bringt.
                              Ist das Pepsin der Lösung wirksam, so muß der Blutfaserstoff bald aufgelöst werden;
                              zersetztes Pepsin vermag dieß nicht zu thun. Die Pepsin-Essenz hat einen
                              angenehmen, wenig säuerlichen Geschmack und soll zu 1 bis 2 Theelöffeln nach der
                              Mahlzeit genommen werden. (Industrie-Blätter, 1870 S.
                                 6.)