| Titel: | Dampfmotor für Nähmaschinen und dergl. von Mignon und Rouart, Mechaniker in Paris. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. I., S. 1 | 
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                        I.
                        Dampfmotor für Nähmaschinen und dergl. von Mignon und Rouart, Mechaniker in
                           								Paris.
                        Nach Los Mondes, t. XXIII p. 71; Mai 1870.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									I.
                        Mignon und Rouart, Dampfmotor für Nähmaschinen etc.
                        
                     
                        
                           Der nachstehend beschriebene Apparat hat den Zweck, die Betriebskraft für
                              									Nähmaschinen, Fußdrehbänke und andere, jedoch wenig Kraft erfordernde Maschinen der
                              									Kleingewerbe oder des Haushaltes zu liefern.
                           Figur 4 zeigt
                              									in 0,13 natürlicher Größe einen Dampfmotor von Fontaine,
                              									welcher nur von den Constructeuren Mignon und Rouart in Paris (rue
                                 										Oberkampf, 149 et 151) gebaut wird und bereits
                              									in vielen Exemplaren ausgeführt worden ist. Derselbe besteht der Hauptsache nach aus
                              									einer kleinen Dampfmaschine mit stehendem Kessel von eigenthümlicher Construction,
                              									welcher mit Leuchtgas oder dgl. geheizt wird.
                           Die obere Deckplatte des Kessels trägt den Dampfcylinder A, den Gasdruckregulator B und den zur
                              									Kesselspeisung dienenden Trichter C. Die untere
                              									Kesselplatte ruht auf einem breiten gußeisernen Rahmen und bildet zugleich den Boden
                              									der in den Kessel hineinragenden Feuerrohre D, welche zu
                              									der Rauchkammer E führen. Von dieser gehen die
                              									Verbrennungsproducte durch den ringförmigen Canal, welcher das Dampfüberhitzungsrohr
                              										F umgibt, nach abwärts und ihr Abzug wird durch den
                              									in das Rohr G auspuffenden Dampf befördert.
                           Die Dimensionen des Dampfüberhitzungsrohres sind durch eine Reihe von Versuchen
                              									derartig ausgemittelt, daß die Temperatur des überhitzten Dampfes 240° C.
                              									nicht überschreiten kann.
                           Das zur Heizung verwendete Leuchtgas gelangt durch zwei Druckregulatoren B' und B zu 24 Bunsen'schen Brennern H,
                              									welche kreisförmig unter den Feuerrohren D angeordnet
                              									sind.
                           Die Gasdruckregulatoren bilden einen wesentlichen Bestandtheil des Motors. Durch
                              									dieselben wird je nach der Dampfspannung die Gaszuleitung regulirt, daher erstere
                              									ein gewisses Maximum nie überschreiten kann.
                           
                           In Figur 5 ist
                              									der Gasdruckregulator B im Schnitt dargestellt; derselbe
                              									besteht aus einem gußeisernen Gehäuse a, in welches
                              									durch das Rohr b oben Gas eingeleitet und seitlich bei
                              										c abgeleitet wird. Der Einströmungsöffnung gegenüber
                              									befindet sich ein von der gewellten Röhre d getragenes
                              									Ventil e, welches durch ein bestimmtes Gewicht f nach abwärts gezogen, d.h. offen gehalten wird. Das
                              									Innere des Rohres d steht mit dem Dampfkesselraum in
                              									Communication. Bei Erhöhung der Kesselspannung wird das gewellte Rohr d ausgedehnt und damit das Ventil e gehoben, somit die Gaseinströmungsöffnung verengt, eventuell
                              									geschlossen. Das gewellte Rohr setzt in Folge seiner Elasticität der Ausdehnung
                              									durch den Dampf fast gar keinen Widerstand entgegen, aus welchem Grunde dieser
                              									Regulator sehr empfindlich ist. Derselbe erfüllt zugleich die Rolle eines
                              									Sicherheitsventiles, vor welchem er den Vortheil besitzt, daß kein Dampfverlust
                              									stattfindet, daß aber die Verdampfungskraft des Feuers nach Erforderniß verringert
                              									wird.
                           Außer dem oben beschriebenen, auf der oberen Deckplatte des Kessels angebrachten
                              									Dampfdruckregulator befindet sich im Niveau des niedrigsten Wasserstandes noch ein
                              									zweiter Sicherheitsapparat B', ähnlich wie der vorige
                              									construirt, aber zu dem Zwecke, die Gaszuleitung gänzlich zu unterbrechen, sobald
                              									das Wasser den niedrigsten Stand erreicht.
                           Zum Speisen des Kessels dient der schon erwähnte Fülltrichter C, von welchem aus (wie jedoch nicht aus der Abbildung ersichtlich ist)
                              									ein Rohr in den Kessel bis zum Niveau des höchsten Wasserstandes reicht und die
                              									Füllung des Kessels gerade nur bis zu dieser Höhe gestattet. Ist der Kessel einmal
                              									gefüllt, so arbeitet die Maschine einen halben Tag ohne Speisung und bleibt, wie
                              									erwähnt, in Folge des Regulators B', von selbst stehen,
                              									wenn das Wasser im Kessel auf seinen niedersten Stand sinkt.
                           Figur 6 und
                              										7 stellen
                              									zwei Schnitte durch die Dampfmaschine im vergrößerten Maaßstabe dar. Der
                              									Dampfcylinder, der Schieberkasten, die Kreuzkopfführung und der Lagerständer der
                              									Kurbelwelle sind aus einem Stück gegossen. Der Kolben ist aus Bronze ohne
                              									Liderungsringe. Der Schieber gleitet auf einem cylindrischen Schieberspiegel.
                           Die Schwungradwelle ist mit der Kurbel und dem Excenter ebenfalls aus einem Stück.
                              									Erstere wird durch einen in den Oelbehälter m tauchenden
                              									Docht continuirlich geschmiert.
                           Die Maschine arbeitet mit Dampf von 8 Atmosphären Druck und 240° C. Temperatur
                              									bei 1/4 Cylinderfüllung und macht 300 Umdrehungen pro
                              									Minute.
                           Der Dampfkessel ist zum Schutze gegen Abkühlung mit einer Filzhülle und einem Holzmantel versehen;
                              									zwischen beiden ist ein kleiner mit Luft gefüllter Zwischenraum gelassen.
                           Bei einer mit dem Bremsdynamometer gemessenen Arbeitsleistung von 1/10 Pferdekraft
                              									wurden pro Stunde 700 Liter Leuchtgas verzehrt.
                           
                        
                     
                  
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