| Titel: | Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stahl und Stabeisen; von Boussingault. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XIV., S. 25 | 
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                        XIV.
                        Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen, Stahl
                           								und Stabeisen; von Boussingault.Ein Auszug dieser Abhandlung erschien im Jahrgang 1868 der Comptes rendus und wurde daraus im polytechn. Journal Bd. CLXXXIX S.
                                    										120 mitgetheilt.
                           							
                        Aus den Annales de Chimie et de Physique, 4. série, t. XIX p. 78; Januar 1870.
                        Mit Abbildungen.
                        Boussingault, Bestimmung des Kohlenstoffes im Roheisen Stahl und
                           								Stabeisen.
                        
                     
                        
                           Ein weißes Roheisen, welches mit Holzkohlen aus einem in der Nähe von Medellin in der
                              									südamerikanischen Provinz Antioquia vorkommenden Erze erblasen war, ergab bei der
                              									Analyse:
                           
                              
                                 Chemisch gebundenen Kohlenstoff
                                     4,40
                                 
                              
                                 Graphit
                                     0,00
                                 
                              
                                 Silicium
                                     0,75
                                 
                              
                                 Phosphor
                                     0,07
                                 
                              
                                 Schwefel
                                     Spuren
                                 
                              
                                 Arsen
                                     0,00
                                 
                              
                                 Stickstoff
                                     0,01
                                 
                              
                                 Mangan
                                     0,81
                                 
                              
                                 Chrom
                                     1,95
                                 
                              
                                 Vanadium
                                     Spuren
                                 
                              
                                 Eisen
                                   92,50
                                 
                              
                                 
                                 ––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,52
                                 
                              
                           Dieses Roheisen, von kleinblätteriger Textur, hat ein specifisches Gewicht von 7,45;
                              									es gibt mit Chlorwasserstoffsäure eine schön grün gefärbte Lösung.
                           Sein Gehalt an Stickstoff wurde nach einer früher von mir veröffentlichten Methode
                              										bestimmt.Annales de Chimie et de Physique, 3. série, t. LXIII p. 336; polytechn. Journal, 1861 Bd. CLXI S. 362.Um eine homogene Durchschnittsprobe zu erhalten, wurden ungefähr 30 Grm. des
                                    											Roheisens pulverisirt.I. Zunächst wurden 3 Grm. mit 15 Kub. Cent. Chlorwasserstofssäure behandelt;
                                    											die erhaltene Lösung wurde nebst dem unlöslichen Theile in einen Kolben von
                                    											1 Liter Inhalt gebracht und in demselben mit 400 K. C. ammoniakfreiem Wasser
                                    											versetzt nebst gelöschtem Kalk, welcher 10 Grm. bei Rothglühhitze frisch
                                    											gebrannten Aetzkalk enthielt, wornach der Kolben mit einem Kühlrohr
                                    											verbunden wurde. Zur volumetrischen Bestimmung des Ammoniaks in dem durch
                                    											fractionirte Destillation erhaltenen Wasser diente verdünnte Schwefelsäure,
                                    											von welcher 10 K. C. durch 0,02125 Grm. Ammoniak, entsprechend 0,0175 Grm.
                                    											Stickstoff, gesättigt wurden.Die 10 K. C. verdünnte Säure wurden mit Kalkwasser titrirt, von welchem zur
                                    											Sättigung derselben 26,20 K. C. erforderlich waren.Abdestillirt wurden:1. Bei der ersten Fractionirung:50 K. C.   Titer der Säure, vorher   26,20 K. C. (Kalkwasser)    
                                          													„    
                                          													„      
                                          													„      
                                          													nachher  
                                          													25,75    „––––––––––Differenz     0,45 = Stickstoff0,00030 Grm.2. Bei der zweiten Fractionirung:50 K. C.   Titer der Säure, vorher   26,20 K. C.    
                                          													„    
                                          													„      
                                          													„      
                                          													nachher  
                                          													26,10    „––––––––––––––––Differenz     0,10 = Stickstoff0,00007   „–––––––––––Zusammen0,00037 Grm.II. 6 Grm. der Roheisenprobe wurden mit 30 K. C. Chlorwasserstoffsäure
                                    											behandelt und im Kolben mit 400 K. C. Wasser und 20 Grm. Kalkhydrat
                                    											versetzt.Abdestillirt wurden:1. Bei der ersten Fractionirung50 K. C.   Titer der Säure, vorher   26,20 K. C. (Kalkwasser)    
                                          													„    
                                          													„      
                                          													„      
                                          													nachher  
                                          													25,30    „––––––––––Differenz     0,90 = Stickstoff0,00060 Grm.2. Bei der zweiten Fractionirung50 K. C.   Titer der Säure, vorher   26,20 K. C.    
                                          													„    
                                          													„      
                                          													„      
                                          													nachher  
                                          													26,05    „–––––––––Differenz    0,15 = Stickstoff0,00010   „3. Bei der dritten Fractionirung100 K. C.   Titer der Säure, vorher  26,20 K. C.      „    
                                          													„      
                                          													„      
                                          													nachher  26,20    „–––––––––Differenz    0,00Demnach gaben 6 Grm. Roheisen an Stickstoff0,00070 Grm.      
                                          													„          
                                          													„    
                                          													3    „          
                                          													„        
                                          													„        
                                          													„0,00037   „–––––––––––folglich       
                                          													„     
                                          													9    „            „        
                                          													„        „0,00107 Grm.und somit sind in 100 Grm. Roheisen an Stickstoff
                                          													enthalten0,012      
                                          													„
                              								
                           
                           
                              
                                 In 3 Grm. Roheisen fand ich
                                 0,00037
                                 Grm.
                                 Stickstoff
                                 
                              
                                  „ 6  
                                    											„          
                                    											„          
                                    											„     „
                                 0,00070
                                 „
                                 „
                                 
                              
                                 demnach waren in 100 Thln. enthalten
                                 0,0118
                                 „
                                 „
                                 
                              
                           Die genaue Bestimmung des Kohlenstoffgehaltes von Roheisen, Stabeisen und Stahl war
                              									bisher mit ernstlichen Schwierigkeiten verbunden, was mich zu einem besonderen
                              									Studium derselben veranlaßte. Nach vielfachen Versuchen entschied ich mich für ein
                              									Verfahren, welches auf der Umwandlung des Eisens in
                                 										Chlorür beruht; dasselbe muß jedoch so ausgeführt werden, daß sich keine
                              									Spur eines Gases entwickelt, durch welches ein Antheil des ausgeschiedenen
                              									Kohlenstoffes mitgerissen oder verbrannt werden könnte. Zu diesem Zwecke benutzte
                              									ich Quecksilberchlorid. Anfänglich wendete ich den
                              									trockenen Weg an, vertauschte dann aber denselben gegen den nassen Weg, welcher
                              									genauere Resultate zu erzielen gestattet.
                           
                        
                           Behandlung des Eisens auf trockenem
                                 										Wege.
                           Die gepulverte Probe von Roheisen, Stabeisen oder Stahl wird mit einer Quantität
                              									Quecksilberchlorid behandelt, welche vier- bis fünfmal so viel Chlor enthält als zur
                              									Umwandlung des Eisens in Chlorür erforderlich ist. Ein Theil des Quecksilberchlorids
                              									wird auf den Boden eines einseitig geschlossenen Glasrohres gebracht und letzteres
                              									in derselben Weise wie behufs einer organischen Analyse in einen Verbrennungsofen
                              									gelegt. Das mit Quecksilberchlorid gemengte, in einem Platinschiffchen befindliche
                              									Metall wird in die Mitte des Rohres geschoben. Die Oeffnung des Rohres mündet in
                              									einen kleinen, doppelt tubulirten Kolben; in der einen Tubulatur ist ein langes, zu
                              									einer Spitze ausgezogenes Rohr mittelst eines eingesetzten Korkes befestigt, welches
                              									den Operirenden gegen die Quecksilberdämpfe zu schützen hat, so daß er von denselben
                              									nicht belästigt wird. Das entstandene Quecksilberchlorür sowohl, wie das reducirte
                              									Quecksilber condensiren sich im Kolben; durch die ausgezogene Spitze des Rohres
                              									entweicht nichts von denselben, sondern nur etwas dampfförmiges Chlorsilicium, wenn
                              									man siliciumreiches Roheisen behandelt.
                           Man erhitzt zunächst den Hinteren Theil, dann den Boden des Rohres; sobald dasselbe
                              									mit Sublimatdampf gefüllt ist, erhitzt man auch das Platinschiffchen. Ist alles
                              									Quecksilberchlorid ausgetrieben, so schmilzt man die Spitze des Rohres zu und läßt
                              									erkalten. Nach der Operation findet sich das nicht verflüchtigte Eisenchlorür in
                              									schönen Krystallen in dem Platinschiffchen; man löst es durch Eintauchen des
                              									Schiffchens in ein mit Wasser gefülltes conisches Glasgefäß. Der sehr zertheilte,
                              									auf dem Boden des Gefäßes abgelagerte schwarze Rückstand wird auf einem doppelten
                              									Filter gesammelt, mit heißem Wasser ausgewaschen und im Trockenschranke getrocknet.
                              									Nach dem Austrocknen wägt man das innere, die kohlige Substanz enthaltende Filter
                              									möglichst rasch; zieht man dann von dem gefundenen Gewichte das Gewicht des äußeren
                              									Filters ab, so erhält man das Gewicht der Kohle.
                           Es ist zu empfehlen, bevor man den vom Eisenchlorür hinterlassenen Rückstand sammelt,
                              									sich zu überzeugen ob sämmtliches Eisen vom Quecksilberchloride aufgeschlossen
                              									worden ist. Zu diesem Behufe gießt man zu dem Rückstande etwas
                              									Chlorwasserstoffsäure; wenn er kein metallisches Eisen mehr enthielt, so veranlaßt
                              									die Säure keine Entwickelung von Wasserstoff.
                           Da die kohlige Masse außer Kohle noch andere Bestandtheile enthält, so muß man sie
                              									verbrennen und indem man die nöthigen Correctionen macht, ergibt sich aus dem
                              									Glühverluste das Gewicht des Kohlenstoffes.
                           Im Nachstehenden theile ich einige Resultate von ausgeführten Analysen mit.
                           
                           I. 1 Grm. weißes Roheisen von Ria (Ost-Pyrenäen) gab, mit 25 Grm.
                              									Quecksilberchlorid behandelt:
                           
                              
                                          Kohlige
                                    											Substanz
                                 
                                 0,049 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen:
                                 
                                 
                                 
                              
                                         
                                    											Rückstand
                                 0,005 Grm.
                                    –
                                 
                              
                                         
                                    											Filterasche
                                 0,003    „
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                         
                                    											Rückstand
                                 0,002 Grm.
                                 0,002    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 
                                 0,047 Grm.
                                 
                              
                           II. 1 Grm. weißes Roheisen von Ria gab nach der Behandlung mit 20 Grm.
                              									Quecksilberchlorid:
                           
                              
                                          Kohlige
                                    											Substanz
                                 
                                 0,051 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen:
                                 
                                 
                                 
                              
                                         
                                    											Rückstand
                                 0,008 Grm.
                                    –
                                 
                              
                                         
                                    											Filterasche
                                 0,004    „
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                                 
                              
                                         
                                    											Rückstand
                                 0,004 Grm.
                                 0,004    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 
                                 0,047 Grm.
                                 
                              
                           III. 1 Grm. weißes Roheisen von Ria gab nach der Behandlung mit 20 Grm.
                              									Quecksilberchlorid:
                           
                              
                                          Kohlige
                                    											Substanz
                                 
                                 0,049 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen:
                                 
                                 
                                 
                              
                                         
                                    											Rückstand
                                 0,010 Grm.
                                    –
                                 
                              
                                         
                                    											Filterasche
                                 0,004    „
                                    –
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                                 
                              
                                         
                                    											Rückstand
                                 0,006 Grm.
                                 0,006    „
                                 
                              
                                 
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff
                                 
                                 0,043 Grm.
                                 
                              
                           IV. Bei einer anderen Probe gab 1 Grm. Roheisen 0,049 Grm. Kohlenstoff.
                           Demnach betrugen die mittelst dieses Verfahrens bestimmten Kohlenstoffmengen
                              									desselben, vorher zu Pulver verwandelten weißen Roheisens:
                           
                              
                                   I
                                 0,047 Grm.
                                 
                              
                                  II
                                 0,047   „
                                 
                              
                                 III
                                 0,043   „
                                 
                              
                                 IV
                                 0,049   „
                                 
                              
                           Die größte Differenz – 0,006 Grm. – erscheint beträchtlich, in
                              									Berücksichtigung daß die Analysen mit einer und derselben Probe ausgeführt worden
                              									sind. Uebrigens war es unerläßlich, das gepulverte Roheisen durch ein feines Sieb zu
                              									schlagen, weil sonst das Metall durch das Quecksilberchlorid nicht vollständig
                              									aufgeschlossen worden wäre. Außerdem war das Trocknen und Wägen einer so vertheilten
                              									dem Filter anhaftenden
                              									Kohle mit solchen Schwierigkeiten verknüpft, daß ich mich veranlaßt sah, dieses
                              									Verfahren aufzugeben.
                           Glücklicherweise hatte ich im Verlaufe dieser Versuche erkannt, daß die Chlorirung
                              									des Eisens durch das Quecksilberchlorid, in Gegenwart von Wasser leicht bei
                              									gewöhnlicher Temperatur erfolgt, selbst wenn das Eisen als grobes Pulver, in Form
                              									von Spänen angewendet wird.
                           
                        
                           Behandlung des Eisens auf dem nassen
                                 										Wege.
                           Durch Zusammenreiben mit Quecksilberchlorid und Wasser läßt sich das Eisen rasch in
                              									Eisenchlorür umwandeln. Bei Anwendung einer hinreichenden Menge von Chlorid wird nur
                              									sehr wenig Quecksilber reducirt. Als Producte der Reaction erhält man lösliches
                              									Eisenchlorür und unlösliches Quecksilberchlorür, entsprechend der Gleichung:
                           2 (HgCl) + Fe = FeCl + Hg²Cl.
                           Nach dieser Gleichung müßte man, um 26 Th. Eisen in Chlorür umzuwandeln, 271 Th.
                              									Quecksilberchlorid anwenden und würde, wenn kein Quecksilber reducirt wird, 63,5 Th.
                              									Eisenchlorür und 235,5 Th. Quecksilberchlorür erhalten.
                           Folglich müßte man auf 1 Th. Eisen 9,68 Th. Quecksilberchlorid anwenden. Um die
                              									Chlorirung so zu beschleunigen, daß möglichst wenig Quecksilber reducirt wird, ist
                              									es zu empfehlen, auf 1 Th. Eisen 15 bis 20 Th. Quecksilberchlorid zu nehmen.
                           Das weiße Roheisen wird als Pulver, das graue Roheisen, der Stahl und das Stabeisen
                              									aber werden in Form von Spänen, die mit Hülfe einer Hobelmaschine hergestellt
                              									worden, mit dem pulverisirten Quecksilberchlorid gemengt. Das Gemenge wird mit so
                              									viel Wasser versetzt, daß es stark angefeuchtet ist und in einem Achatmörser (oder,
                              									wenn man die Einführung von Kieselsäure nicht zu vermeiden braucht, in einem
                              									Glasmörser) gerieben. Die Masse muß im Mörser auf die Konsistenz eines wenig dicken
                              									Teiges gebracht werden. Gewöhnlich ist die Chlorirung in einer halben Stunde
                              									beendigt, was man daran bemerkt, daß man unter dem Pistill nicht mehr den Widerstand
                              									fühlt, welchen die nicht angegriffenen Metallkörner entgegensetzen. Aus dem Mörser
                              									bringt man den Teig in ein aus böhmischem Glase bestehendes Becherglas und spült
                              									jenen mit destillirtem Wasser vollständig aus.
                           Durch das Ausspülen des Mörsers wird der Teig gewöhnlich in einem Wasservolum von 200
                              									bis 250 K. C. vertheilt. War das Gewenge in einem hinlänglich tiefen Glasmörser
                              									zusammengerieben worden, so ist das Ausgießen desselben in ein Becherglas nicht
                              									nothwendig, man kann dann die zum Verdünnen erforderliche Wassermenge im Mörser selbst hinzusetzen. Der
                              									verdünnte Brei wird, nachdem er mit einigen K. C. Chlorwasserstoffsäure, einzig um
                              									die Oxydation des Eisens zu verhüten, versetzt worden ist, in einem Trockenschranke
                              									ungefähr eine Stunde lang auf einer Temperatur von 60 bis 80° C. erhalten,
                              									und dann auf ein Filter gebracht; nach dem Durchlaufen der Lösung wird das der Kohle
                              									beigemengte unlösliche Quecksilberchlorür reichlich mit heißem Wasser gewaschen, was
                              									sich sehr leicht ausführen läßt. Das Filter wird getrocknet; dann löst man von
                              									demselben das Quecksilberchlorür vorsichtig ab und bringt dasselbe in ein
                              									Platinschiffchen, welches man zweckmäßig mit einem passenden Platinblech bedeckt.
                              									Man kann diesen Deckel übrigens auch weglassen, wenn das Schiffchen eine
                              									hinreichende Capacität hat, daß es nicht bis an die Ränder gefüllt wird.
                           Das beschickte Schiffchen wird in ein Glasrohr eingeführt, welches mit einem
                              									Entwickelungsapparat für trockenes Wasserstoffgas in Verbindung steht; in dem
                              									Wasserstoffstrome wird es nach und nach zum Dunkelrothglühen erhitzt. Das
                              									Quecksilberchlorür wird verflüchtigt und vom Gase mitgerissen, ohne eine Zersetzung
                              									zu erleiden; jedenfalls reducirt sich nur eine sehr geringe Quecksilbermenge.
                           Die Verflüchtigung des Quecksilbers ließe sich auch eben so gut in einem Strome von
                              									Stickstoffgas ausführen; aber abgesehen davon, daß es nicht leicht ist, einen
                              									ununterbrochenen Strom von diesem Gase zu unterhalten, wäre auch in demselben ein
                              									geringer Sauerstoffgehalt zu befürchten. In dieser Hinsicht ist das Wasserstoffgas
                              									zuverlässiger, namentlich bei Benutzung einer aus dem Laboratorium der Normalschule
                              									in das des Conservatoriums der Künste und Gewerbe (in Paris) übergegangenen
                              									Vorsichtsmaßregel, welche darin besteht, den getrockneten Wasserstoff, bevor er in
                              									das Rohr mit dem Platinschiffchen tritt, durch eine Colonne von Platinschwamm
                              									streichen zu lassen. Der bis fast zum Rothglühen erhitzte Platinschwamm hält das
                              									etwa vorhandene Arsen zurück und veranlaßt das Verschwinden der geringsten in dem
                              									Wasserstoffgase enthaltenen Sauerstoffmenge.
                           In dem Maaße als das verflüchtigte Quecksilberchlorür von dem Gasstrome mitgerissen
                              									wird, ist der beigemengte Kohlenstoff deutlicher wahrzunehmen. Man läßt das
                              									Schiffchen in der Wasserstoffatmosphäre erkalten, indem man den Strom des Gases
                              									unterhält, um die Quecksilberdämpfe zu verjagen; dann schiebt man das Schiffchen in
                              									ein mit einem Korkpfropf verschlossenes tarirtes Röhrchen K von dünnem Glase (Fig. 1) und bringt es
                              									in demselben auf die Waage.Um dem Röhrchen K Stabilität zu geben, stellt man
                                    											an beiden Enden desselben mittelst Siegellack eine kleine ebene Fläche
                                    											her.
                              								
                           
                           
                              
                              Fig. 1., Bd. 197, S. 31
                              
                           Nach dem Wägen stellt man das Schiffchen auf ein Dreieck aus Platindraht. Die Kohle
                              									in demselben ist schön schwarz und äußerst zertheilt; gewöhnlich entzündet sie sich,
                              									wenn man das Schiffchen an einem beliebigen Punkte zum Rothglühen erhitzt und
                              									verbrennt wie Zunder. In der Regel zeigt die von weißem Roheisen, von Stabeisen und
                              									Stahl herrührende Kohle dieses Verhalten, wogegen der aus grauem Roheisen erhaltene
                              									Graphit nur unter Vermittelung von reinem Sauerstoff verbrennt.
                           Die Kohle hinterläßt nach dem Verbrennen einen Rückstand von bald weißer und
                              									kieselsäurehaltiger, bald durch Eisenoxyd roth oder rosenroth gefärbter Asche.
                              									Offenbar muß von dem vor dem Verbrennen bestimmten Gewichte des Kohlenstoffes das
                              									Gewicht des Rückstandes – in dem Zustande wie er in dem Kohlenstoffe
                              									enthalten war – abgezogen werden. Um den Rückstand auf diesen Zustand
                              									zurückzubringen, muß man ihn vor dem Wägen in einem Wasserstoffstrome eine Zeitlang
                              									zum Rothglühen erhitzen und in demselben erkalten lassen.
                           Der in meinem Laboratorium gebräuchliche Apparat zur Isolirung des durch die
                              									Einwirkung des Aetzsublimats auf das Kohleneisen ausgeschiedenen, mit
                              									Quecksilberchlorür gemengten Kohlenstoffes ist in Fig.
                                 										2 dargestellt.
                           
                              
                              Fig. 2, Bd. 197, S. 31
                              
                           
                           A ist der zur Entwickelung von Wasserstoffgas dienende
                              										(Kipp'sche) Apparat; das Gas wird mit granulirtem
                              									Zink aus Chlorwasserstoffsäure, die mit dem gleichen Volum Wasser verdünnt worden,
                              									dargestellt.
                           Nachdem der Ausströmungshahn des Gasentwickelungsapparates geöffnet worden, tritt der
                              									Wasserstoff in die zweihalsige Waschflasche B, welche
                              									eine concentrirte Auflösung von Aetzkali enthält. Hierauf strömt das gewaschene Gas
                              									in die ebenfalls zweihalsige Flasche C, welche zu einem
                              									Drittel ihres Inhaltes mit Glasscherben gefüllt ist; auf letztere werden Stücke von
                              									geschmolzenem Aetzkali gelegt. Um ein öfter wiederholtes Füllen dieser beiden
                              									Flaschen zu ersparen, bringt man bei Beschickung des Gasgenerators in B ungefähr 1/2 Liter Kalilösung und in C etwa 1 Kilogrm. geschmolzenes Aetzkali. Die dem
                              									Wasserstoffgas beigemischten Säure- und Wasserdämpfe werden in den Gefäßen
                              										B und C vollständig
                              									zurückgehalten.
                           Bei seinem Entweichen aus C wird das Gas durch die
                              									Leitung d der durch die Ueberhitze des Ofens erwärmten
                              									Platinschwamm-Colonne e zugeführt. Nachdem es
                              									dieselbe durchströmt hat, tritt es durch das Kautschukrohr d' in das aus böhmischem Glase bestehende Rohr F,
                                 										F' in welchem die Verflüchtigung des Quecksilberchlorürs stattfindet. Der
                              									Durchmesser dieses Rohres hängt von den Dimensionen des anzuwendenden Schiffchens ab
                              									und diese werden von der Menge der in Arbeit zu nehmenden Substanz bedingt; jener
                              									beträgt 1,5 bis 3 Centimeter, je nachdem das zu sublimirende Chlorür von einer mit 1
                              									bis 2 Grm. oder mit 4 bis 5 Grm. Metall ausgeführten Probe herrührt.
                           Das Sublimationsrohr F, F' liegt in einer Rinne aus
                              									Drahtgaze; da die Temperatur welche es zu ertragen hat, Dunkelrothgluth nicht
                              									übersteigt, so ist es unnöthig, es auf seiner ganzen Länge in dieser Weise zu
                              									schützen; auch ist es durchaus nothwendig, daß der Operirende das was im Inneren des
                              									Rohres vorgeht zu beobachten und das Vorschreiten der Verflüchtigung des
                              									Quecksilberchlorürs zu verfolgen im Stande ist, um die Wärme reguliren und den
                              									Moment der Beendigung der Operation erfassen zu können.
                           Das Schiffchen, mit dem die abgeschiedene Kohle enthaltenden Quecksilberchlorür
                              									beschickt, wird in die Glasröhre geschoben und das Ende F' derselben mit einem Stopfen verschlossen, durch den ein kurzes, mit dem
                              									Kautschukrohr d' verbundenes Glasrohr gesteckt ist.
                              									Diese Anordnung ist wesentlich; nach Beendigung einer Operation nimmt man nämlich
                              										d' von F' ab und
                              									verschließt sofort d' mittelst eines Glasstabes, damit
                              									in die Flaschen C und B
                              									keine Luft eindringen kann. Diese Vorsichtsmaßregel ist durch die Nähe des
                              									Platinschwammes geboten, welcher bekanntlich ein detonirendes Gasgemisch zur Entzündung
                              									bringen kann. Auch läßt man zur Vermeidung einer Explosion, nachdem der
                              									Gasentwickelungsapparat neu beschickt worden ist, ein gewisses Gasvolum aus
                              									demselben in die Luft entweichen, bevor man die den Platinschwamm enthaltende
                              									Glasröhre e mit den Flaschen C und B in Verbindung setzt.
                           Nachdem das Schiffchen in das Rohr F, F' eingesetzt ist,
                              									läßt man den Wasserstoffstrom hindurchstreichen; derselbe tritt in dem Glase I, in welchem Wasser enthalten ist, aus. Das
                              									Sublimationsrohr kann aus einem einzigen, bei G
                              									gebogenen Stücke bestehen; zur Erleichterung des Reinigens aber ist es vorzuziehen,
                              									mit dem geraden Rohre F, F' mittelst vulcanisirten
                              									Kautschuks ein Knie G zu verbinden.
                           Nachdem die Luft durch das Gas ausgetrieben worden, erhitzt man das Rohr vor dem
                              									Platinschiffchen, damit sich in diesem Theile später kein Calomel condensiren kann;
                              									dann erhitzt man nach und nach das Schiffchen im Sinne der Richtung des
                              									Wasserstoffstromes, nämlich von F' nach F. Sollte Quecksilberchlorür, welches sich in der
                              									Rohrwölbung condensirt hat, in das Schiffchen fallen, so wird vom Inhalt desselben
                              									fast jedesmal etwas umhergeschleudert und dadurch ein Substanzverlust veranlaßt;
                              									dieser Unfall läßt sich vermeiden, entweder indem man das Schiffchen mit einem
                              									Deckel aus Platinblech verschließt, oder indem man das Rohr von oben erhitzt, wozu
                              									man einen mit beweglichen Deckplatten versehenen Gasverbrennungsofen benutzt.Mittelst eines mit Holzkohlen geheizten, zur organischen Analyse dienenden
                                    											Verbrennungsofens läßt sich der obere Theil des Rohres leicht erhitzen. Der
                                    											gerade Theil des Rohres liegt in einer mit Asbest gefütterten Rinne von
                                    											Eisenblech. Die der Eintrittsstelle des Gases entgegengesetzte Oeffnung
                                    											dieses Rohres ist, wie bereits bemerkt wurde, durch ein Kautschukrohr mit
                                    											einem knieförmig gebogenen Ansatzstücke verbunden, dessen Ende in das
                                    											Wassergefäß I, Fig.
                                       												2, taucht. Da die Verflüchtigung des Quecksilberchlorürs in einem
                                    											sehr beschränkten Raume stattfindet, so condensirt sich das verflüchtigte
                                    											Chlorür in dem nicht erhitzten Theile des Rohres. Eine Reinigung des
                                    											letzteren ist erst nach einer ziemlich großen Anzahl von Operationen
                                    											erforderlich. Da das Rohr von der Blechrinne getragen wird, so kann es sich
                                    											nicht verbiegen und das Asbestpolster verhütet sein zu rasches Erkalten.
                              								
                           Das Quecksilberchlorür condensirt sich in der kalten Zone des Rohres nach dem Knie
                              									zu; der durch das Wasserstoffgas mitgerissene Antheil setzt sich im Gefäße I ab und da die aus dem Wasser aufsteigenden Gasblasen
                              									etwas Quecksilberdämpfe mit sich führen, so bedeckt man, um diese zurückzuhalten,
                              									daß Gefäß I mit einer Scheibe von angefeuchtetem
                              									Filtrirpapier.
                           Wenn in der Nähe des Schiffchens, nachdem dasselbe einige Zeit der Rothgluth
                              									ausgesetzt gewesen, kein condensirtes Quecksilberchlorür mehr wahrzunehmen ist, läßt man
                              									erkalten, unterhält aber den Gasstrom noch, damit die Quecksilberdämpfe weggeführt
                              									werden.
                           Nachdem die Temperatur so weit gesunken ist, daß man das Glasrohr in der Hand halten
                              									kann, zieht man das Platinschiffchen mittelst eines an einem Ende zu einem Haken
                              									umgebogenen Eisendrahtes bis an die Mündung F' vor und
                              									verschleßt es sofort, während es noch warm ist, in das als Etui dienende
                              									Glasröhrchen K (Fig. 1).
                              									Nach dem Wägen desselben schreitet man zur Verbrennung der Kohle.
                           Es können nun zwei Fälle sich darbieten, nämlich:
                           1) Die Kohle verbrennt an der Luft rasch, mit Hinterlassung einer erdigen, leichten,
                              									weißen oder schwach gefärbten Asche, welche man im Wasserstoffgas reducirt, bevor
                              									man ihr Gewicht bestimmt.
                           2) Die Verbrennung an der Luft hört sehr bald auf und als Rückstand bleibt eine
                              									schwarze, an Graphit reiche Substanz. Diese Substanz wird zunächst in Wasserstoff
                              									erhitzt und gewogen, um durch Differenz das Gewicht des verbrannten Kohlenstoffes zu
                              									erhalten; dann bringt man das Schiffchen wieder in das Rohr F, F' und erhitzt es in einem Sauerstoffgasstrome zum Rothglühen. Wenn der
                              									Graphit verbrannt ist, wird die von ihm zurückgelassene Asche gewogen, nachdem sie
                              									zuvor in Wasserstoff reducirt worden ist; man erhält so das Gewicht des
                              									Graphits.
                           Ohne Zweifel wird durch diese beiden Verbrennungen, von denen die eine in der Luft,
                              									die andere in Sauerstoffgas erfolgt, das Verhältniß des dem Kohlenstoff beigemengten
                              									Graphits nicht mit strenger Genauigkeit bestimmt, weil derselbe in sehr fein
                              									vertheiltem Zustande in atmosphärischer Luft nicht absolut unverbrennlich ist;Graphit aus den Hohöfen von Niederbronn (Elsaß), in schönen, außerordentlich
                                    											dünnen Blättchen, von starkem Glanze, getrennt von dem Eisen welches er
                                    											enthielt, wurde in einem Platinschiffchen mittelst der Flamme des
                                    											Gaslöthrohres zu lebhafter Hellrothgluth erhitzt.0,5 Grm. Graphit verlorenbei fünfzehn Minuten langem0,005 Grm.     Erhitzen an Gewicht0,5  
                                          													„          „          
                                          													„bei noch zehn Minuten fortgesetztem0,002    „     GlühenDemnach verbrannten in 25 Minuten von den verwendeten 500 Milligrm. Graphit
                                    											bei einer Temperatur welche ohne Vergleich höher ist als die, bei welcher
                                    											die aus dem Roheisen extrahirte kohlige Substanz verbrannt wird, 7
                                    											Milligrm., weil dieser Graphit in Folge seiner blätterigen Textur der
                                    											Einwirkung der Luft eine große Oberfläche darbietet.Als eine Probe von demselben Graphit in einem Platinschiffchen eine Stunde
                                    											lang in einem Strome von trockenem Wasserstoffgas einer scharfen Rothgluth
                                    											ausgesetzt wurde, veränderte sich sein Gewicht nicht. In einem Strome von
                                    											Sauerstoff verbrannte dieser Graphit bei Kirschrothgluth langsam, ohne Asche
                                    											zu hinterlassen. ich kenne aber kein anderes Verfahren, um die beiden Arten von Kohlenstoff
                              									genauer zu bestimmen. Für den Praktiker ist es schon ein nützlicher Nachweis, wenn
                              										er in dem von einem
                              									Eisencarburet hinterlassenen kohligen Rückstande das Verhältniß des leicht
                              									verbrennlichen Kohlenstoffes zum sehr schwierig verbrennbaren (in Form von Graphit
                              									vorhandenen) Kohlenstoff erfährt.
                           Um die AnleitungAnleitnng zur Bestimmung des mit dem Eisen verbundenen und des demselben
                              									beigemengten Kohlenstoffes zu vervollständigen, muß ich noch eine Correction
                              									angeben, welche nicht vernachlässigt werden darf, wenn es auf große Genauigkeit
                              									ankommt.
                           Der in Folge der Zersetzung des Roheisens oder Stahles durch das Quecksilberchlorid
                              									entstandene Calomel wird auf einem Filter gesammelt; nimmt man dann dieses Chlorür
                              									nach dem Auswaschen und Trocknen vom Filter ab, um es in das Schiffchen zu bringen,
                              									in welchem es im Wasserstoffstrome verflüchtigt werden soll, so bleibt eine gewisse
                              									Menge von ihm am Papiere haften, und somit geht auch der diesem Antheile beigemengte
                              									Kohlenstoff für die Wägung verloren. Um diesen Verlust in Rechnung ziehen zu können,
                              									muß man das Gewicht des der Verflüchtigung unterzogenen Quecksilberchlorürs, ferner
                              									die Menge des von demselben zurückgelassenen Kohlenstoffes, endlich des auf dem
                              									Filter zurückgebliebenen Calomels kennen. Wenn man z.B. 1 Grm. reines Eisen mit
                              									Quecksilberchlorid so behandelte, daß sich auf Kosten von einem Aequiv. Chlor des
                              									Chlorids Eisenchlorür (FeCl) bildet, so hätte man 8,41 Grm. Quecksilberchlorür
                              									(Hg²Cl). Nehmen wir nun an, mit diesem Grm. Eisen seyen 0,04 Kohlenstoff
                              									verbunden, so daß dasselbe eine Art Roheisen bildet. Die 0,04 Grm. Kohlenstoff sind
                              									also in den 8,41 Grm. Quecksilberchlorid vertheilt. Bleiben auf dem Filter 0,15 Grm.
                              									Chlorür zurück, so wird der von diesem zurückgehaltene Kohlenstoff 0,00071 Grm.
                              									betragen. Bei einer Stahlsorte, welche fünfmal weniger Kohlenstoff enthält als das
                              									Roheisen, würde der Kohlenstoff welcher der Wägung entging, nur 0,00014 Grm.
                              									betragen. Hier kann daher die Correction unterbleiben. Dieselbe ist jedoch leicht
                              									auszuführen, weil man nur die Menge des auf dem Filter zurückgebliebenen Chlorürs zu
                              									kennen braucht.
                           Schließlich will ich noch bemerken, daß der aus dem Handel bezogene Aetzsublimat
                              									keine feuerbeständigen Verunreinigungen enthält, welche das Gewicht des vom
                              									Quecksilberchlorid nach seiner Verflüchtigung hinterlassenen Rückstandes
                              									beeinflussen könnten. 30 Grm. käuflicher Sublimat, in einem Platintiegel erhitzt,
                              									hinterließen eine grünliche Substanz, welche nicht über einen halben Milligramm
                              									wog.
                           Im Nachstehenden werde ich eine Anzahl von Bestimmungen des Kohlenstoffes in mehreren
                              									Proben von Roheisen, Stahl und Stabeisen mittheilen.
                           
                           I. Weißes Roheisen von Ria
                                 									(Ostpyrenäen-Departement). – Dieses aus spathigen Erzen mit
                              									Holzkohlen erblasene, großblätterige und silberartigen Glanz besitzende Roheisen
                              									(Spiegeleisen) zeigte in einer von der 1866ger Ofencampagne herstammenden Probe in
                              									100 Theilen einen Gehalt von:
                           
                              
                                 Mangan
                                 5,57
                                 
                              
                                 Silicium
                                 0,40
                                 
                              
                           3 Grm. dieses Roheisens wurden in einem Glasmörser mit 45 Grm.
                              									Quecksilberchlorid und der zur Vermittelung der beabsichtigten Reaction
                              									erforderlichen Wassermenge vierzig Minuten lang zusammengerieben. Hierauf wurde der
                              									Teig im Mörser mit 200 K. C. Wasser verdünnt und mit 10 K. C. Chlorwasserstoffsäure
                              									versetzt. Der Säurezusatz veranlaßte nicht die geringste Entwickelung von
                              									Wasserstoffgas, ein Beweis daß alles Metall chlorirt worden war. Das Gemenge wurde
                              									eine Stunde lang in einen Trockenschrank gestellt und dann auf ein Filter
                              									gebracht.
                           Die Menge des gesammelten Quecksilberchlorürs betrug nach dem Auswaschen und Trocknen
                              									24,33 Grm.; auf dem Filter blieben 0,38 Grm. zurück.
                           Nach dem Glühen in trockenem Wasserstoffgase hinterließ das Quecksilberchlorür:
                           
                              
                                 Kohlige Substanz
                                 0,115 Grm.
                                 
                              
                                 Der nach der Verbrennung an der Luft und nach der 
                                 
                                 
                              
                                     Reduction in Wasserstoffgas
                                    											gebliebene, zum großen Theile
                                 
                                 
                              
                                     aus ungefärbter Kieselsäure
                                    											bestehende Rückstand wog
                                 0,013   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,102 Grm.
                                 
                              
                                 Die auf dem Filter zurückgebliebenen 0,38 Grm.
                                 0,0016   „
                                 
                              
                                     Quecksilberchlorür enthielten
                                    											Kohlenstoff
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,1036 Grm.
                                 
                              
                           Demnach enthielt 1 Grm. dieses Roheisens 0,0345 Grm.
                              									Kohlenstoff.
                           Vor dem Einäschern der 0,115 Grm. kohliger Substanz wurde der mit dem Hohofengraphit
                              									angestellte Versuch wiederholt; man erhitzte denselben eine Stunde lang in einem
                              									Strome von trockenem Wasserstoffgas zur Rothgluth; es zeigte sich keine
                              									Gewichtsabnahme.
                           II. Weißes Roheisen von Ria, von der Ofencampagne des
                                 										Jahres 1867. – 1,5 Grm. Eisen mit 24 Grm. Quecksilberchlorid
                              									behandelt, hinterließen nach der Verflüchtigung des Chlorürs im Wasserstoffstrome:
                              										
                              								
                           
                              
                                 Kohlige Substanz
                                 0,064 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen an der Luft und der Reduction in
                                 
                                 
                              
                                     Wasserstoffgas blieb ein
                                    											Rückstand vom Ansehen der
                                 
                                 
                              
                                     Kieselsäure, welcher
                                    											betrug
                                 0,004    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,060 Grm.
                                 
                              
                           Demnach enthielt 1 Grm. Roheisen 0,040 Grm. Kohlenstoff.
                           III. Weißes Roheisen von Ria, von derselben Campagne. 10
                              									Grm. Eisen wurden mit 180 Grm. Quecksilberchlorid im Glasmörser zusammengerieben;
                              									der Brei wurde mit 500 K. C. schwach angesäuertem Wasser verdünnt und eine Stunde
                              									lang im Trockenschranke erwärmt. Man erhielt:
                           
                              
                                 Kohlige Substanz
                                 0,526 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen an der Luft und Reduction in
                                 
                                 
                              
                                     Wasserstoff an
                                    											kieselsäurehaltiger Asche
                                 0,100    „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,426 Grm.
                                 
                              
                           Kohlenstoffgehalt von 1 Grm. Roheisen: 0,0426 Grm. Der große Kieselsäuregehalt der
                              									Asche rührte hauptsächlich vom Glase der Reibschale her.
                           IV. Weißes Roheisen von Ria. – 2 Grm. Eisen, mit
                              									Quecksilberchlorid im Achatmörser zusammengerieben, gaben:
                           
                              
                                 Kohlige Substanz
                                 0,086 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen an der Luft und Reduction in
                                 
                                 
                              
                                     Wasserstoff an grauem,
                                    											kieselsäurehaltigen Rückstande
                                 0,008    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,078 Grm.
                                 
                              
                           Kohlenstoffgehalt von 1 Grm. Roheisen: 0,039 Grm.
                           V. Weißes Roheisen von Fallonica in Toscana. –
                              									Großblätterig, stark glänzend, mit 15 Proc. Mangangehalt. 1,502 Grm. dieses Eisens
                              									wurden in Pulver verwandelt und mit 24 Grm. Aetzsublimat in einem Glasmörser
                              									zusammengerieben. Man erhielt:
                           
                              
                                 Kohlige Substanz
                                 0,089 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen an der Luft und Reduction: grauen
                                 
                                 
                              
                                     kieselsäurereichen
                                    											Rückstand
                                 0,028    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannten Kohlenstoff
                                 0,061 Grm.
                                 
                              
                           Kohlenstoffgehalt in 1 Grm. des Roheisens: 0,0406 Grm.
                           Die bedeutende Menge des Kieselsäurerückstandes rührt wahrscheinlich davon her, daß
                              									zum Zusammenreiben des Eisens mit dem Chloride eine Glasreibschale benutzt worden
                              									war; man fand in den 0,028 Grm. Rückstand:
                           
                           
                              
                                 In Säuren unlösliche Kieselsäure
                                 0,014 Grm.
                                 
                              
                                 Eisenoxyd
                                 0,017    „
                                 
                              
                                 Manganoxyd
                                 0,001    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 
                                 0,032 Grm.
                                 
                              
                           Der Gewichtsüberschuß ist der Oxydation des Eisens zuzuschreiben. Nach der
                              									Verbrennung des Kohlenstoffes betrug:
                           
                              
                                 der Rückstand
                                 vor dem Ausglühen in
                                    											Wasserstoff
                                 0,033 Grm.
                                 
                              
                                  „        
                                    											„
                                 nach
                                    											„          „        
                                    											„          „
                                 0,028   „
                                 
                              
                                  „        
                                    											„
                                 nach dem Verbrennen an der Luft
                                 0,033   „
                                 
                              
                           Bei den zwei folgenden Versuchen wurde das Roheisen mit dem
                              									Quecksilberchlorid nicht zusammengerieben, sondern mit demselben gekocht.
                           VI. Weißes Roheisen von Ria. – 1 Grm. des
                              									gepulverten und durchgesiebten Roheisens wurde mit 200 K. C. Wasser, in welchen 20
                              									Grm. Quecksilberchlorid gelöst waren, eine halbe Stunde gekocht; dann wurde das
                              									Ganze auf ein Filter gebracht. Das Wasser war nicht angesäuert worden.
                           Die Menge des vom Filter entfernten Chlorürs betrug nach dem Auswaschen und Trocknen
                              									7,921 Grm.; am Filter waren 0,20 Grm. haften geblieben. Man erhielt:
                           
                              
                                 Vom Quecksilberchlorür zurückgelassene Kohle
                                 0,042 Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen an der Luft und Reduction in
                                 
                                 
                              
                                     Wasserstoff:
                                    											kieselsäurehaltige, weiße, krystallinische,
                                 
                                 
                              
                                     außerordentlich zertheilte
                                    											Asche
                                 0,006    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,036 Grm.
                                 
                              
                                 Kohlenstoff, in den am Filter haftenden 0,20 Grm.
                                 
                                 
                              
                                     Chlorür enthalten
                                 0,0009    „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff im Ganzen
                                 0,0369 Grm.
                                 
                              
                           VII. Bei einer gleichen Behandlung von 1 Grm. desselben Roheisens nahm ich vom Filter
                              									7,56 Grm. Quecksilberchlorür; 0,12 Grm. desselben blieben am Papier haften. Man
                              									erhielt:
                           
                              
                                 Vom Quecksilberchlorür zurückgelassener Kohlenstoff
                                 0,042  Grm.
                                 
                              
                                 Nach dem Verbrennen an der Luft und der Reduction
                                 
                                 
                              
                                     in Wasserstoff: weißer
                                    											Rückstand
                                 0,005     „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,037  Grm.
                                 
                              
                                 In den 0,12 Grm. Chlorür zurückgebliebener Kohlenstoff
                                 0,0006   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff im Ganzen
                                 0,0376 Grm.
                                 
                              
                           Das Kochen des Roheisens mit der Aetzsublimatlösung gibt ein gutes Resultat, aber bei
                              									Anwendung dieses Verfahrens muß das Roheisen in ein sehr feines Pulver verwandelt
                              									werden; das Zusammenreiben des Eisens mit dem Lösungsmittel gewährt daher den
                              									Vortheil, daß man das
                              									Eisen in Form eines groben Pulvers zur Analyse verwenden kann. Manche Sorten von
                              									grauem Roheisen besitzen auch eine solche Zähigkeit, daß sie sich gar nicht pulvern
                              									lassen, und diejenigen bei welchen dieß geschehen kann, enthalten nothwendig
                              									Graphit, welcher so viel Zähigkeit besitzt, daß er beim Sieben wenigstens theilweise
                              									zerstäubt.
                           Nur weißes Roheisen läßt sich leicht pulverisiren. Hat man aber mit grauem Roheisen,
                              									mit Stahl, besonders aber mit Stabeisen zu thun, so muß man, um dieselben in feines
                              									Pulver zu verwandeln, zur Säge, zur Feile greifen, womit bekanntlich Uebelstände
                              									verknüpft sind. Einer unserer geschicktesten Analytiker, Hr. Damour, versuchte das Eisen zu chloriren ohne es vorher zu zerkleinern.
                              									Hierzu stellte er einen kleinen Stahlcylinder, welcher 1,06 Grm. wog, in eine
                              									Platindrahtspirale, hing diese in ein Glas, welches eine heiße Losung von 15 Grm.
                              									Quecksilberchlorid in 100 K. C. Wasser enthielt und ließ das Ganze in einem
                              									Trockenschranke stehen. Nach zwei Tagen war der Stahlcylinder verschwunden. In Folge
                              									der langsamen Einwirkung der wässerigen Lösung des Quecksilberchlorids auf das Eisen
                              									befand sich in dem entstandenen Quecksilberchlorür eine beträchtliche Menge
                              									metallisches Quecksilber. Das gesammelte Chlorür, ausgewaschen und getrocknet,
                              									hinterließ nach seiner Verflüchtigung:
                           
                              
                                 Kohle
                                 0,012 Grm.
                                 
                              
                                 Nach der Verbrennung und der Reduction, weiße
                                    											Kieselsäure
                                 0,003   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Verbrannter Kohlenstoff
                                 0,009 Grm.
                                 
                              
                           Man braucht jedoch die Zerkleinerung des Eisens, um dasselbe mit Quecksilberchlorid
                              									aufschließen zu können, nicht weit zu treiben. Graues Roheisen, sehr harter
                              									Cementstahl, auch Stabeisen lassen sich durch Zusammenreiben mit Aetzsublimat und
                              									Wasser rasch chloriren, wenn sie auf der Drehank oder Hobelmaschine in Späne
                              									verwandelt worden sind. Die Beendigung der Chlorirung läßt sich an dem salbenartigen
                              									Zustand des Teiges deutlich erkennen und das Zusammenreiben der Probe mit
                              									überschüssigem Quecksilberchlorid gewährt den Vortheil, daß nur sehr wenig oder gar
                              									kein Quecksilber reducirt wird, welches beim Verflüchtigen des Quecksilberchlorürs
                              									zuweilen in's Kochen geräth und Theile von dem zurückbleibenden Kohlenstoffe
                              									fortschleudert.
                           VIII. Graues Roheisen von Ria, mit heißem Winde erblasen.
                              									– Dunkelgrau, sehr zäh.In 100 Th. eines grauen Roheisens von Ria fand man:Mangan3,75Phosphor0,29Silicium1,11 Die Probe bildete sehr dünne Späne, welche mittelst der Hobelmaschine von einer Ganz
                              									abgeschnitten worden waren. 1,5 Grm. derselben wurden mit 24 Grm. Quecksilberchlorid
                              									im Achatmörser zusammengerieben; nach einer halben Stunde war der Teig homogen und
                              									salbenartig geworden, und wurde nun mit 200 K. C. Wasser verdünnt, welches mit 6 bis
                              									8 K. C. Chlorwasserstoffsäure angesäuert worden war. Nach einstündigem Aufenthalte
                              									im Trockenschranke wurde das Gemenge auf ein Filter gebracht und das auf demselben
                              									zurückgebliebene Quecksilberchlorür ausgewaschen und getrocknet.
                           Nach der Verflüchtigung des Quecksilberchlorürs im Wasserstoffstrom blieb zurück:
                           
                              
                                 Kohle
                                 0,0645 Grm.
                                 
                              
                                 Dieselbe gab nach dem Verbrennen an der Luft und der
                                 
                                 
                              
                                     Reduction in Wasserstoff
                                    											einen schwarzen Rückstand von
                                 0,0540   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Demnach war an der Luft Kohlenstoff verbrannt
                                 0,0105 Grm.
                                 
                              
                                 Nach der Verbrennung in Sauerstoff blieb Kieselsäure
                                    											zurück
                                 0,0050   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Im Sauerstoff war somit Kohlenstoff (Graphit)
                                 
                                 
                              
                                     verbrannt worden
                                 0,0490 Grm.
                                 
                              
                           Die Verbrennung des Graphits im Sauerstoffstrom erforderte eine sehr hohe Temperatur.
                              									Die Asche bestand aus rein weißer, außerordentlich zertheilter Kieselsäure, welche
                              									bei der Behandlung mit Fluorwasserstoffsäure vollständig verschwand.
                           IX. Graues Roheisen von Ria, mit kaltem Winde erblasen.
                              									– Dieses Roheisen weicht in seinem Ansehen von dem mit heißer Gebläseluft
                              									erblasenen nicht ab, besitzt aber eine geringere Zähigkeit, ohne sich jedoch
                              									pulverisiren zu lassen.
                           1,5 Grm. Späne dieses Roheisens gaben:
                           
                              
                                 Kohle
                                 0,070 Grm.
                                 
                              
                                 Graphitischen Rückstand nach dem Verbrennen an der
                                    											Luft
                                 
                                 
                              
                                     und der Reduction in
                                    											Wasserstoff
                                 0,048   „
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 An der Luft verbrannten Kohlenstoff
                                 0,022 Grm.
                                 
                              
                                 Nach der Verbrennung in Sauerstoff und der Reduction
                                 
                                 
                              
                                     in Wasserstoff
                                 0,017   „
                                 
                              
                                     
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 In Sauerstoff verbrannter Kohlenstoff (Graphit)
                                 0,031 Grm.
                                 
                              
                           Die Asche des Graphits bestand aus weißer, sehr zertheilter Kieselsäure, welche bei
                              									der Behandlung mit Fluorwasserstoffsäure vollständig verschwand.
                           Wir wollen die Resultate dieser beiden Kohlenstoffbestimmungen zusammenstellen:
                           
                           1,5 Grm. graues Roheisen gaben:
                           
                              
                                 
                                 Nr. VIII mit
                                 Nr. IX mit
                                 
                              
                                 
                                 heißem Winde
                                 kaltem Winde
                                 
                              
                                 
                                 erblasen:
                                 erblasen:
                                 
                              
                                 Chemisch gebundenen Kohlenstoff
                                        0,0105 Grm.
                                        0,0220 Grm.
                                 
                              
                                 Graphit
                                 0,0490   „
                                 0,0310   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff im Ganzen
                                        0,0595 Grm.
                                 0,0530   „
                                 
                              
                                 Rückstand (Kieselsäure)
                                 0,0050   „
                                 0,0170   „
                                 
                              
                                 Demnach kommen auf 1 Grm. dieses Roheisens:
                                 
                              
                                 Chemisch gebundener Kohlenstoff
                                        0,0070 Grm.
                                        0,0147 Grm.
                                 
                              
                                 Graphit
                                 0,0327   „
                                 0,0207   „
                                 
                              
                                 
                                 –––––––––––
                                 –––––––––––
                                 
                              
                                 Kohlenstoff im Ganzen
                                        0,0397 Grm.
                                        0,0354 Grm.
                                 
                              
                                 Rückstand (Kieselsäure)
                                 0,0033   „
                                 0,0113   „
                                 
                              
                           Der Unterschied im Gesammt-Kohlenstoffgehalt dieser beiden aus demselben Erze
                              									erblasenen Roheisensorten ist nicht groß; die mit heißem Winde erblasene Sorte Nr.
                              									VIII enthält aber mehr Graphit und weniger chemisch gebundenen Kohlenstoff als die
                              									mit kalter Gebläseluft erzeugte Sorte Nr. IX.
                           Das mit kaltem Winde erblasene Roheisen hinterließ mehr Kieselsäure als Rückstand.
                              									Diese Kieselsäure war im Roheisen sicherlich zum Theil im Zustande von Silicium
                              									vorhanden. Ich sage zum Theil, denn nach aller
                              									Wahrscheinlichkeit sind diese Roheisensorten nicht frei von beigemengter Schlacke.
                              									Mit der kieselsäurehaltigen Asche von Stabeisen und Stahl verhält es sich ganz
                              									anders; die Kieselsäure in diesen Rückständen rührt sicherlich vom Silicium her,
                              									repräsentirt aber nicht die Gesammtmenge desselben, weil das mit dem Eisen
                              									verbundene Silicium, obgleich es durch das Quecksilberchlorid anfangs in
                              									Siliciumchlorid umgewandelt wird, in Folge der Einwirkung des Wassers in Kieselsäure
                              									übergeht, von welcher der lösliche Antheil beim Auswaschen entfernt wird, während
                              									der unlösliche Antheil beim Quecksilberchlorid zurückbleibt. Diese unlösliche
                              									Kieselsäure ist es nun, welche man nach der Verbrennung der Kohle findet.
                              									Vorstehende Erklärung gründet sich auf folgenden Versuch:
                           X. Major Caron stellte mir ein Siliciumeisen zur Verfügung, welches er durch directe Vereinigung des
                              									Metalles mit dem Metalloide dargestellt hatte.
                           Die in meinem Laboratorium ausgeführte Analyse dieser silberweißen, sehr harten
                              									Verbindung ergab:
                           
                              
                                 Eisen
                                 90,66
                                 
                              
                                 Silicium
                                 9,34
                                 
                              
                                 Kohle
                                 Spuren
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––
                                 
                              
                                 
                                 100,00
                                 
                              
                           
                           1 Grm. der gepulverten Probe wurde mit 15 Grm. Quecksilberchlorid im Achatmörser
                              									zusammengerieben; der erhaltene Teig ward mit 80 K. C. Wasser verdünnt und eine
                              									Stunde lang in dem Trockenschrank belassen.
                           Das Quecksilberchlorür, gewaschen, getrocknet und im trockenen Wasserstoffstrom
                              									verflüchtigt, hinterließ im Platinschiffchen:
                           
                              
                                 ein graues Pulver, welches wog
                                 0,144 Grm.
                                 
                              
                                 dasselbe gab nach der Verbrennung und der Reduction in
                                 0,141   „
                                 
                              
                                     Wasserstoff an
                                    											Kieselsäure
                                 
                                 
                              
                                 
                                 ––––––––––
                                 
                              
                                 Demnach war verbrannt worden: Kohlenstoff
                                 0,003 Grm.
                                 
                              
                           Dieser Kohlenstoff gehörte offenbar dem angewandten Eisen an.
                           Die weihe, sehr zertheilte Kieselsäure rührte vom Silicium her; nun hätte ich aber,
                              									der Zusammensetzung des Siliciumeisens zufolge, 0,20 Grm. Kieselsäure erhalten
                              									müssen; folglich waren 0,06 Grm. derselben im Wasser aufgelöst geblieben. Während
                              									das mit dem Eisen verbundene Silicium in der Kälte vom Quecksilberchlorid
                              									angegriffen wird, ist dieß bei dem freien und krystallisirten Silicium keineswegs
                              									der Fall, denn wenn man dieses mit Quecksilberchlorid und Wasser zusammenreibt, so
                              									zeigt sich gar keine Wirkung, die Reaction erfolgt nur bei erhöhter Temperatur:
                           0,5 Grm. krystallisirtes Silicium wurden mit Quecksilberchlorid gemengt und in einem
                              									Platinschiffchen in ein Glasrohr gebracht, welches zum Rothglühen erhitzt ward; dann
                              									wurde dampfförmiges Quecksilberchlorid durch das Rohr geleitet. Alles Silicium
                              									verschwand und im Schiffchen blieb nur eine Spur von Kieselsäure zurück. Das
                              									verwendete krystallisirte Silicium war sehr rein und von Major Caron dargestellt worden.
                           Diese Trennung in lösliche und in unlösliche Kieselsäure – ein Vorgang welcher
                              									eine Gewichtsbestimmung des Siliciums in einem Eisencarburet unmöglich macht und nur
                              									dessen Gegenwart nachzuweisen gestattet – ist keine vereinzelte Thatsache. In
                              									der Asche von dem aus phosphorhaltigem Roheisen ausgeschiedenen Kohlenstoffe findet
                              									sich ein nur geringer Antheil des Phosphors wieder; ebenso läßt sich in der Asche
                              									des aus Wolframstahl abgeschiedenen Kohlenstoffes nicht mehr sämmtliche dem Metalle
                              									entsprechende Wolframsäure auffinden; wir haben jedoch in diesen Aschen zuverlässige
                              									Beweise für die Gegenwart von Phosphor und Wolfram.
                           
                              
                                 (Der Schluß folgt im nächsten Heft.)