| Titel: | Neuer Apparat zum Reduciren des Chlorsilbers; von Dr. A. Leibius, Probirer an der königlich. Münze in Sydney. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XVI., S. 55 | 
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                        XVI.
                        Neuer Apparat zum Reduciren des Chlorsilbers; von
                           								Dr. A. Leibius, Probirer an der königlich. Münze in
                           								Sydney.
                        Vorgetragen in der Royal Society of Victoria. – Aus Chemical News, vol. XXI p. 253; Mai 1870.
                        Leibius, Apparat zum Reduciren des Chlorsilbers.
                        
                     
                        
                           Beim Feinen des Goldes nach Miller's neuem Chlorprocesse
                              									wird das in der so behandelten Legirung enthaltene Silber aus derselben als
                              									Chlorsilber abgeschieden und dieses durch eine nachfolgende Operation zu
                              									metallischem Silber reducirt.
                           Diese Reduction wurde bisher in der gewöhnlichen Weise ausgeführt: es wurden nämlich
                              									die Scheiben von geschmolzenem Chlorsilber in angesäuertem Wasser zwischen Platten
                              									von Schmiedeeisen oder Zink gebracht. Wenn auch auf diesem Wege eine vollständige
                              									Reduction zu metallischem Silber stets erzielt wurde, so erforderte das Verfahren
                              									doch einen großen Aufwand an Zeit und Arbeit, da die dicken Scheiben von
                              									geschmolzenem Chlorsilber nach zwei bis drei Tagen nur theilweise zu metallischem
                              									Silber umgewandelt waren und wieder anders angeordnet werden wußten, um ihre
                              									vollständige Reduction zu beschleunigen. Abgesehen von dem erforderlichen
                              									Zeitaufwand, verursachten diese Manipulationen dem Operirenden eine sehr
                              									beschwerliche und unangenehme Arbeit. Das reducirte Silber wurde mit der Hand in
                              									kleine Stücke zerbrochen, um sich von der vollständig erfolgten Reduction zu
                              									überzeugen und dann mit angesäuertem Wasser gekocht, um es von beigemengtem Zink und
                              									Eisen zu befreien.
                           Es war demnach wünschenswerth, eine Methode aufzufinden, welche die Massen von
                              									geschmolzenem Chlorsilber in einer Weise zu reduciren gestattet, die von solchen
                              									Mängeln frei ist.
                           Im Jahre 1868 construirte Warren de la Rue in Gemeinschaft
                              									mit Hugo Müller in London eine galvanische Batterie, bei
                              									welcher der eine Pol aus einem federkieldicken Stabe von geschmolzenem Chlorsilber,
                              									der andere aus einem Zinkcylinder besteht.Polytechn. Journal Bd. CXCI S. 103. Ich habe nun mit Benutzung dieses Principes einen Apparat ausgeführt,
                              									welcher den erwähnten Erfordernissen entspricht.
                           Nachdem ich mit einem kleinen Modelle, welches beiläufig 250 Unzen Chlorsilber in
                              									einet Operation zu reduciren gestattet, erfolgreiche Versuche abgeführt hatte, construirte ich
                              									mit, einigen Abänderungen einen Apparat welcher 1400 bis 1500 Unzen Chlorsilber in
                              									24 Stunden reducirt. Nachstehend folgt die Beschreibung dieses Apparates.
                           Zwei dicke Breter, 15 Zoll lang, werden an beiden Enden durch drei starke Latten so
                              									mit einander verbunden, daß sie einen offenen, im Lichten 13 Zoll langen, 14 Zoll
                              									breiten und 15 Zoll hohen Kasten ohne Boden bilden. In die beiden, die Längsseiten
                              									dieses Kastens oder Rahmens bildenden Breter sind in Abständen von 1 1/2 Zoll von
                              									einander sieben verticale, 1/2 Zoll breite und 1/2 Zoll tiefe Ruthen auf eine Länge
                              									von 12 Zoll eingeschnitten, so daß noch ein 3 Zoll breiter Rand an jedem Brete zum
                              									Zusammenhalt des Rahmens übrig bleibt.
                           Am Ende dieser Ruthen ist horizontal ein enger, 1/2 Zoll tiefer Schlitz der ganzen
                              									Länge der beiden Breter nach angebracht; in diesem Schlitze ist ein 1/2 Zoll breiter
                              									Streifen von metallischem Silber, von der Stärke eines Dreipennystückes, befestigt,
                              									welcher an einer Seite des Rahmens beiläufig 18 Zoll über jedes Bret vorsteht.
                           Die sieben Ruthen dienen zur Aufnahme von Zinkplatten, die 1/2 Zoll dick, 14 Zoll
                              									lang und 12 Zoll hoch sind, und auf beiden Seiten auf den Silberstreifen ruhen,
                              									welche in der eben angeführten Weise horizontal in den Seiten der zwei Breter
                              									festgeklemmt sind. Auf diese Weise wird eine Verbindung zwischen den sieben
                              									Zinkplatten und diesen Silberstreifen hergestellt.
                           Der zweite Theil des Apparates besteht in einem Rahmen, welcher aus einem einzölligen
                              									Brete von hartem Holz geschnitten und mit zwei großen eisernen Griffen versehen ist;
                              									dieser Rahmen ist ebenso lang, wie der die Zinkplatten enthaltende Kasten, jedoch 3
                              									Zoll schmäler. Er hat an jeder Seite, parallel zur Richtung der Zinkplatten, zwölf
                              									Schlitze von 1/2 Zoll Länge, welche Silberblechstreifen von der Dicke eines
                              									Dreipennystückes und 1/2 Zoll Breite enthalten. Diese Silberstreifen sind durch die
                              									Schlitze im Brete so hindurchgezogen, daß sie an jeder Seite desselben sechs
                              									Schlingen (Oesen) von je 11 1/2 Zoll Länge und 7/8 Zoll Breite bilden. Die sechs
                              									Schlingen der einen Seite liegen denen auf der anderen Seite des Bretes genau
                              									gegenüber, in einer Entfernung von ungefähr 9 Zoll. Sie dienen zum Halten der 12
                              									Zoll langen, 10 Zoll breiten und beiläufig 3/4 Zoll dicken Chlorsilberscheiben,
                              									welche der Länge nach durch die Schlingen gesteckt werden, so daß sie an jedem Ende
                              									beiläufig 1 Zoll über die Silberstreifen vorstehen.
                           Der ganze Rahmen nimmt, wie schon bemerkt, sechs solcher Chlorsilberscheiben auf;
                              									dieselben kommen in die sechs, von den sieben Zink silberscheiben auf; dieselben
                              									kommen in die sechs, von den sieben Zinkplatten gebildeten Gefache so zu liegen, daß sie vom Zink an jeder
                              									Seite beiläufig 1/4 Zoll entfernt sind.
                           Hierauf werden die in die Seiten des unteren Rahmens befestigten, horizontal
                              									vorstehenden Silberstreifen mit den Enden der die Chlorsilberscheiben tragenden
                              									Silberblechschlingen verbunden und der ganze so beschickte Apparat wird in eine mit
                              									Wasser gefüllte Wanne gestellt. Schon nach kurzer Zeit ist die galvanische Wirkung
                              									bemerkbar; die Flüssigkeit wird allmählich wärmer und man beobachtet einen starken
                              									galvanischen Strom. Nach beiläufig 24 Stunden hat die Wirkung nahezu aufgehört und
                              									alles Chlorsilber ist vollständig zu metallischem Silber reducirt, welches in den
                              									Silberblechschlingen die Gestalt und äußerlich auch nahezu das Ansehen des
                              									ursprünglichen Chlorsilbers behält. Das vom Feinen mit Chlorgas herstammende
                              									Chlorsilber enthält stets mehr oder weniger Kupferchlorid, aus welchem in dem
                              									Apparat das Kupfer gleichzeitig mit dem Silber reducirt wird. Bei den ersten
                              									Versuchen mit dem Apparat wurde eine verdünnte Lösung von Kochsalz als erregende
                              									Flüssigkeit benutzt; es zeigte sich aber bald, daß dasselbe entbehrlich ist und
                              									gewöhnliches Wasser genommen werden kann (obschon in diesem Falle die Wirkung etwas
                              									verzögert und erst ungefähr zwei Stunden nach dem Zusammensetzen der Batterie
                              									hinlänglich kräftig wird). Wendet man aber einen Theil der von einer früheren
                              									Chlorsilberreduction herrührenden Flüssigkeit an, welche Chlorzink enthält, so tritt
                              									die galvanische Wirkung sehr bald ein, wodurch die vollständige Reduction
                              									beschleunigt wird.
                           Eine Säure wird nicht angewendet, daher die Menge des bei jeder Reduction
                              									verbrauchten Zinkes stets beinahe vollständig mit der nach der Theorie zur Sättigung
                              									des Chlors im Chlorsilber erforderlichen Zinkmenge übereinstimmt. Die verbrauchte
                              									Menge metallischen Zinkes beträgt nämlich 24 bis 25 Procent vom Gewichte des
                              									reducirten Chlorsilbers.
                           Das reducirte Silber wird zur Entfernung der Oxychloride mit angesäuertem Wasser und
                              									zuletzt mit reinem Wasser ausgekocht, während es noch in den Silberschlingen hängt.
                              									Sobald es nach dem letzten Kochen aus denselben herausgenommen wurde, ist es für den
                              									Schmelztiegel sofort verwendbar, weil die Hitze vom kochenden Wasser die poröse
                              									Silbermasse hinreichend austrocknet, daß sie unmittelbar umgeschmolzen werden
                              									kann.
                           Die sieben Zinkplatten wiegen bei der ersten Verwendung ungefähr 140 Pfd.
                              									Avoirdupois; die sechs Chlorsilberscheiben haben bei den angegebenen Dimensionen ein
                              									Gewicht von etwa 1400 Unzen Troy.
                           Die Zinkplatten werden stets wieder zu neuen Operationen verwendet, bis sie für
                              									diesen Zweck zu dünn geworden sind, worauf man sie umschmilzt und zu neuen Platten vergießt.
                              									Man hat gefunden, daß der Verbrauch an Zink nur wenig vermehrt wird, wenn dasselbe
                              									nach vollständig erfolgter Reduction noch länger mit den Silberplatten in Verbindung
                              									bleibt; man kann daher den ganzen Apparat, nachdem er einmal in Gang gesetzt worden
                              									ist, sich selbst überlassen, bis das reducirte Silber eingeschmolzen werden
                              									soll.
                           Mit Hülfe dieses Apparates wird das Chlorsilber weit rascher reducirt, als wenn man
                              									es bloß mit Eisen- oder Zinkplatten in Berührung bringt, und überdieß wird
                              									dabei jede Handhabung des Chlorsilbers, vom Aufhängen desselben in den
                              									Silberschlingen an bis zum Eintragen des reducirten Silbers in den Schmelztiegel,
                              									vermieden.