| Titel: | John Ericsson's neues System für den unterseeischen Angriff. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XXIX., S. 121 | 
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                        XXIX.
                        John Ericsson's neues
                           								System für den unterseeischen Angriff.
                        Aus dem Militär-Wochenblatt vom 11. Mai
                           								1870.
                        Mit einer Abbildung auf Tab. II.
                        Ericsson's System für den unterseeischen Angriff.
                        
                     
                        
                           Mit Bezugnahme auf das im polytechn. Journal Bd. CXCVI S. 429 (erstes Juniheft 1870)
                              									mitgetheilte Schreiben Ericsson's über ein von ihm
                              									erdachtes System unterseeischer Minen, welches derselbe jedoch nur für
                              									Binnengewässer und nicht auch auf hoher See anwendbar glaubt, theilt unsere Quelle
                              									einen von ihm am 15. April d. J. an die Zeitschrift Engineering gerichteten Brief mit, welcher in letzterer Beziehung den
                              									Vorschlag bringt, mit 300 Pfund Dynamit gefüllte Bomben so zu schleudern, daß sie
                              									den feindlichen Schiffsrumpf unter Wasser treffen, und folgend lautet:
                           
                              „Mit Bezugnahme auf meinen Brief vom 11. März will ich jetzt die allgemeinen Grundzüge
                                 										meines neuen Systemes unterseeischer Angriffe darlegen.
                              
                           
                              In dem genannten Schreiben stellte ich den allgemein gültigen Satz auf, daß wenn
                                 										ein schwerer Körper von regelmäßiger Form und von beliebiger Dichtigkeit sich
                                 										durch die Luft bewegt, derselbe unter dem Einfluß der Anziehungskraft der Erde
                                 										stehe und in Folge dessen auf seiner Bahn eine verkürzte parabolische Bogenlinie
                                 										beschreibe, wohingegen ein in's Wasser versenkter Körper, dessen Gewicht dem
                                 										Gewichte der durch ihn verdrängten Wassermasse gleich ist, nicht von der
                                 										Anziehungskraft der Erde beeinflußt werde und daß folglich, wenn derselbe unter
                                 										der Oberfläche eines im Zustande der Ruhe befindlichen flüssigen Körpers von
                                 										unbegrenztem Umfange in Bewegung gesetzt wird, er so lange fortfahren werde sich
                                 										in gerader Linie zu bewegen, bis die bewegende Kraft welche ihn forttrieb,
                                 										geringer wird als die Widerstandskraft des umgebenden Mediums.
                              
                           
                              In Gemäßheit dieses allgemeinen Satzes kann ein schwerer Körper so abgeschossen
                                 										werden, daß der Endpunkt seiner Bahn jeden beliebig gewünschten Winkel unter 45
                                 										Grad mit der Horizontallinie bildet, unabhängig von der Länge der Bogenlinie.
                                 										Mit anderen Worten: der Körper kann aus verschiedenen Entfernungen über dem
                                 										Wasser abgeschossen werden und doch die Oberfläche desselben unter jedem
                                 										gewünschten Winkel treffen. Dieses wichtige Resultat wird ganz einfach dadurch
                                 										erreicht, daß man das relative Verhältniß zwischen der Höhenrichtung und der
                                 										Größe der Ladung verändert. Der andere Theil des aufgestellten allgemeinen
                                 										Satzes ist von eben so großer Wichtigkeit. Er zeigt nämlich, daß die Bahn eines
                                 										Geschosses unter dem Wasser in gerader Richtung beliebig weit (natürlich
                                 										innerhalb gewisser Grenzen) ausgedehnt werden kann, ohne Rücksicht auf die
                                 										Schnelligkeit des Geschosses. Eine Bombe kann also von einem Fahrzeug gegen ein
                                 										anderes aus einer passenden Entfernung so abgeschossen werden, daß sie ohne
                                 										Rücksicht auf den Abstand der Fahrzeuge von einander, entweder in bedeutender
                                 										Entfernung von dem angegriffenen Fahrzeuge oder ganz in dessen Nähe in das
                                 										Wasser eindringt. Gleichfalls kann eine Bombe unter einem solchen Winkel
                                 										abgeschossen werden, daß die Verlängerung ihrer Bahn in gerader Linie nach der
                                 										Berührung mit dem Wasser den Rumpf des angegriffenen Fahrzeuges in jeder
                                 										beliebigen Tiefe unter dem Wasserspiegel trifft.
                              
                           
                              Daß ein gewisses Verhältniß zwischen Ladung und Höhenrichtung uns in Stand setzt
                                 										eine Rundkugel mit großer Genauigkeit so abzuschießen, daß sie das Wasser in
                                 										jeder gewünschten Entfernung von einem feindlichen Fahrzeuge unter einem Winkel von weniger
                                 										als 45 Grad trifft, muß eingeräumt werden. Wenn also die Bahn derselben eine
                                 										solche ist, daß ihre Verlängerung in gerader Linie von dem Punkte wo sie das
                                 										Wasser trifft auf den Rumpf des angegriffenen Fahrzeuges stößt, so wird
                                 										letzteres getroffen, jedoch unter der Voraussetzung daß die Kugel beim
                                 										Eindringen in das Wasser keine abweichende Richtung erhält und daß die lebendige
                                 										Kraft derselben hinreichend ist, den Widerstand welchen sie während ihres Laufes
                                 										durch das Wasser erleidet zu überwinden. Diese unweigerlichen Bedingungen,
                                 										welche scheinbar nicht zu erfüllen sind, bilden die Schwierigkeit, ein Fahrzeug
                                 										unter der Wasserlinie zu treffen.
                              
                           
                              Und wenn wir annehmen daß das Geschoß nicht rund ist, so bietet sich eine andere
                                 										ganz bedenkliche Schwierigkeit dar. Ein länglicher Körper richtet sich nicht
                                 										nach der Biegung der Bahn, sondern behält auf seinem Fluge dieselbe Neigung bei,
                                 										wie die Kanone aus welcher er abgeschossen wurde, und wird demzufolge die
                                 										Wasserfläche am Schluß seiner Bahn beinahe mit der Längenseite treffen.
                              
                           
                              Nach unserem allgemeinen Satze ist ein regelmäßiger Körper, wenn er ebensoviel
                                 										wiegt als das Wasser welches er aus der Stelle verdrängt, unabhängig von der
                                 										Anziehungskraft der Erde. Allein es gibt eine andere Kraft, welche mit dem
                                 										Gesetze der Schwere nichts gemein hat, die aber einen Körper von regelmäßiger
                                 										Form, wenn er sich unter der Wasseroberfläche bewegt, zwingt von der geraden
                                 										Linie abzuweichen und sich gegen die Oberfläche zu erheben. Ein Conus, welcher
                                 										mit der Spitze nach vorn und mit der Achse in horizontaler oder schräger
                                 										Stellung sich bewegt, verdrängt in Folge des Trägheitsgesetzes und der
                                 										Eigenschaft des Wassers, sich fast gar nicht zusammendrücken zu lassen, mit
                                 										größerer Leichtigkeit die Wassersäule welche auf seiner oberen Hälfte ruht und
                                 										sie herabdrückt, als diejenige welche von unten her ihn in die Höhe zu heben
                                 										strebt. Folglich weicht die Bahn eines solchen conischen Körpers von der geraden
                                 										Linie nach aufwärts ab, indem sie fast eine Ellipse beschreibt, und zwar ganz
                                 										plötzlich, wenn die Schnelligkeit groß ist. Ein Cylinder mit halbkugelförmigen
                                 										Enden hebt sich aus demselben Grunde nach der Oberfläche, wenn er sich in der
                                 										Verlängerung der Achse bewegt, wohingegen ein Cylinder mit platten Enden sich in
                                 										der Richtung nach unten bewegt, wobei er sich allmählich so neigt, daß die Achse
                                 										schließlich eine verticale Stellung einnimmt. Der untere Theil des vorderen
                                 										flachen Endes erleidet offenbar einen größeren Widerstand als der obere, und
                                 										folglich wird der unteren Hälfte des Querschnittes vom Cylinder ein Ueberschuß
                                 										an Hemmung zu Theil, welches also, wie gesagt, eine hinabziehende Wirkung
                                 										hat.
                              
                           
                           
                              Die Frage, in wie weit die angedeuteten scheinbar unüberwindlichen
                                 										Schwierigkeiten auf mechanischem Wege überwunden werden können, hat lange Zeit
                                 										meine Aufmerksamkeit in Anspruch genommen und es sind zahlreiche Versuche
                                 										angestellt worden, um die Ausführbarkeit der auf Grundlage theoretischer
                                 										Berechnungen entworfenen Pläne zu prüfen. Allein es liegt nicht in meiner
                                 										Absicht, diese Pläne hier näher zu beschreiben, und zwar aus den weiter unten
                                 										angegebenen Gründen. Folglich nehme ich an, daß die Achse eines länglichen
                                 										Geschosses auf seinem Fluge durch die Luft parallel mit der Bahn ist, und daß
                                 										das Geschoß bei seinem Eindringen in das Wasser keine abweichende Richtung
                                 										erhält, sondern fortfährt sich unter dem Wasser in derselben Neigung zu bewegen,
                                 										welche es hatte als es mit dem Wasser in Berührung kam.
                              
                           
                              Fig. 1
                                 										stellt die Grundzüge meines neuen Systemes unterseeischer Angriffe so deutlich
                                 										dar, daß es überflüssig seyn dürfte, auf eine allgemeine Beschreibung von dem
                                 										Wesen des Vorschlages einzugehen. Doch muß bemerkt werden, daß die längliche
                                 										Bombe mit Dynamit geladen und mit einem Percussionsschloß nebst Drücker versehen
                                 										ist, so wie ich es in meinem vorigen Briefe beim selbstwirkenden Torpedo
                                 										beschrieben habe.
                              
                           
                              Es ist wohl bekannt, daß in den letzten Jahren vielfache Vorschläge zum Schießen
                                 										unter dem Wasser gemacht wurden, um den Rumpf gepanzerter Fahrzeuge unterhalb
                                 										des Punktes zu durchbohren, der vom Panzer noch beschützt wird. Diese Vorschläge
                                 										sind mehrfach praktisch geprüft worden, aber stets mit demselben ungünstigen
                                 										Resultat, daß der Widerstand des Wassers, und zwar sogar auf ganz kurzen
                                 										Abständen, so groß war daß ein gewöhnlicher Schiffsrumpf von Holz sich als
                                 										undurchdringlich erwies. Der Plan von welchem hier die Rede ist, hat mit diesen
                                 										Vorschlägen nichts gemein. Einmal nämlich kann nach meinem Plan der Angriff auf
                                 										größeren Abständen stattfinden, und zweitens bedarf das Geschoß, wenn es das
                                 										Ziel erreicht, keiner größeren Anschlagskraft, als einer solchen welche das zur
                                 										Entzündung der Ladung bestimmte Percussionsschloß in Thätigkeit zu bringen
                                 										vermag.
                              
                           
                              Außer den theoretischen Betrachtungen über die Bahn der länglichen Bombe unter
                                 										dem Wasser, stellt sich beim ersten Schritt auf dem Wege der Untersuchung die
                                 										praktische Frage über die zur Fortbewegung der Bombe erforderliche Triebkraft
                                 										dar. Es ist kaum nöthig zu sagen, daß die Kraft um welche es sich hier handelt,
                                 										die lebendige Kraft ist, welche die Bombe besitzt wenn sie mit dem Wasser in
                                 										Berührung tritt. Bevor wir diese Kraft berechnen, will ich darauf aufmerksam
                                 										machen, daß mein neues System, um praktischen Erfolg zu haben, nicht erfordert
                                 										daß der Angriff auf großen Entfernungen ausgeführt werde, vorausgesetzt daß das Fahrzeug von
                                 										welchem das Geschoß geschleudert wird, von größerer Schnelligkeit als das
                                 										feindliche Fahrzeug und zugleich hinreichend gegen die Artillerie desselben
                                 										geschützt ist. Es ist durchaus kein Grund vorhanden, weßhalb der Angriff nicht
                                 										gelingen und die Zerstörung des angegriffenen Fahrzeuges nicht eben so gewiß
                                 										seyn sollte, wenn ein Abstand von 500 Fuß die äußerste Grenze dafür wäre, als
                                 										wenn eine Schußweite von 5000 Fuß sich besser für das neue System eignete. Ich
                                 										wollte mit dieser Erklärung nur meine Meinung dahin aussprechen, daß, obgleich
                                 										sich für mein System keine bestimmte Grenze innerhalb der gewöhnlichen
                                 										Schußweiten ergibt, ich dennoch Angriffe auf Abstände welche nur unbedeutend 500
                                 										Fuß übersteigen, falls die See nicht sehr ruhig ist, für die geeignetsten
                                 										halte.
                              
                           
                              Die lebendige Kraft welche einem Hohlgeschoß innewohnt, das 15 Zoll im
                                 										Durchmesser hat und von einer solchen Länge ist, daß es 500 Pfd. Wasser aus der
                                 										Stelle drängt, kann leicht berechnet werden, wenn man annimmt daß die
                                 										Pulverladung in der Kanone so bemessen ist daß das Geschoß, wenn es in's Wasser
                                 										eindringt, die erforderliche Geschwindigkeit von 400 Fuß in der Secunde hat,
                                 										nämlich:
                              
                           
                              400²/64 = 2344 × 500 = 1172000 Fußpfund.400²/64 ist = 2500. Hier muß also ein Druck- oder
                                          													Rechenfehler zu Grunde liegen. (Anm. der Redaction des Mil.
                                          													Wochenbl.)
                                 									
                              
                           
                              Wenn ein cylindrischer Körper, welcher 15 Zoll im Durchmesser und
                                 										halbkugelförmige Enden hat, sich mit einer Schnelligkeit von 50 Fuß in der
                                 										Secunde unter dem Wasser bewegt, so bedarf er einer beständig wirkenden
                                 										Bewegungskraft von etwas weniger als 400 Pfund. Wenn man nun annimmt daß das
                                 										Geschoß 120 Fuß Wasser durchläuft – gleich dem mittleren Abstande auf der
                                 										Zeichnung (Fig.
                                    											1) – so hat man einen Widerstand von 120 × 400 = 48000
                                 										Fußpfund zu überwinden. Es ergibt sich also, daß die Triebkraft um das
                                 											VierfacheAuch hier muß ein Irrthum obwalten, da 1172000 nicht 4mal, sondern über
                                       												24mal größer ist als 48000. (Anm. der Redact. des M. W.) größer ist als der Widerstand; folglich kann es keinem Zweifel
                                 										unterliegen, daß die Triebkraft, welche bei einem Geschoß durch die lebendige
                                 										Kraft entwickelt wird, durchaus genügend ist. Dabei ist jedoch zu bemerken, daß
                                 										der Widerstand Anfangs sehr bedeutend ist und daß die Schnelligkeit des
                                 										Geschosses in sehr raschem Verhältniß abnimmt; es wäre aber nutzlos eine Formel
                                 										aufzustellen, welche das Verhältniß zwischen Schnelligkeit und Widerstand
                                 										ausdrückt, da die Form des Körpers das wichtigste Element der Berechnung
                                 										ausmacht. Es genügt hier die Bemerkung daß, während der Widerstand gegen einen
                                 										stumpfen Körper so groß ist, daß er sich nur schwer überwinden läßt, ein mit
                                 										scharfer Spitze versehener Körper mit großer Leichtigkeit durch das Wasser
                                 										dringt, so daß er sogar eine Schnelligkeit von 400 Fuß in der Secunde haben
                                 										kann. Die Bahn des Geschosses durch das Wasser wird also von genügender
                                 										Schnelligkeit seyn, um das beabsichtigte Ziel rechtzeitig zu erreichen.
                              
                           
                              Was die Kanone betrifft, so bedarf es bei derselben wegen der höchst geringen
                                 										Anfangsgeschwindigkeit des Geschosses und der daher nur erforderlichen kleinen
                                 										Pulverladung keiner großen Metallstärke. Außerdem ist langsam verbrennendes,
                                 										kuchenförmiges Pulver in Patronen, welche in Zellen abgetheilt sind, anzuwenden,
                                 										um eine plötzliche Entzündung der Ladung zu verhindern und eine gleichmäßige
                                 										Spannung der Pulvergase während der Bewegung des Geschosses durch das Rohr zu
                                 										unterhalten.
                              
                           
                              Aus der Zeichnung ist zu ersehen, daß die Kanonen von hinten geladen werden und
                                 										daß sie zu diesem Ende so eingerichtet sind, daß sie sich 60 Grad heben lassen.
                                 										Laffetten sind entbehrlich, da die Schildzapfen in Pendelketten ruhen, welche
                                 										gestellt werden können und unter dem Dache des Thurmes befestigt sind. Der
                                 										Rückstoß wird durch Buffer gehemmt, welche am Thurm hinter dem Bodenstück der
                                 										Kanone angebracht sind. Ich fühle mich zu der Bemerkung veranlaßt, daß das Laden
                                 										der Kanonen unter Deck, wie es hier vorgeschlagen wird, von mir erdacht ist und
                                 										daß Zeichnungen, welche diese Methode darstellten, in New-York vorgezeigt
                                 										worden sind, und zwar mehrere Jahre bevor gewisse amerikanische Ingenieure
                                 										Anspruch darauf machten, daß diese Erfindung von ihnen herrühre.
                              
                           
                              Was die Gefahr wegen der Entzündung der Sprengladung der Bombe während des
                                 										Abfeuerns betrifft, so muß man sich erinnern daß wirksame Mittel zur Verhütung
                                 										eines solchen Unglückes erdacht sind. Es ist klar, daß dieses Angriffsystem ein
                                 										Kaliber erfordert, welches die Anwendung eines Geschosses gestattet, groß genug
                                 										um eine Ladung in sich aufzunehmen, welche durch ihre Explosion ein Kriegsschiff
                                 										ersten Ranges, das nach dem Abtheilungs- und Zellensystem gebaut ist,
                                 										zerstören kann. Nicht weniger als 300 Pfd. Dynamit sind zu diesem Zwecke
                                 										erforderlich, folglich taugt kein kleineres Kaliber als das 15zöllige. Die
                                 										amerikanischen und schwedischen 15zölligen Kanonen eignen sich vorzüglich zu
                                 										diesem Gebrauch, obwohl sie eine überflüssig große Metallstärke haben.
                              
                           
                              Europäische Gelehrte, darunter gewisse schwedische Seeartilleristen, welche meine Vertheidigung
                                 										der 15zölligen glatten Kanone kritisirt haben, werden nun, wenn sie sich in die
                                 										Sache hineindenken, verstehen weßhalb ich so hartnäckig auf meinem Rath an die
                                 										Scandinaver bestand, dieses große Kaliber als die wirksamste Waffe gegen ihre
                                 										mächtigen Nachbaren in ihren Monitorthürmen anzuwenden.
                              
                           
                              Die Dänen werden sicherlich nicht den „König Wilhelm“ oder
                                 											„Friedrich den Großen“ der Preußen zu fürchten haben,
                                 										wenn ihre Häfen durch Fahrzeuge beschützt werden, welche Kanonen führen, mit
                                 										deren Hülfe 300 Pfund Dynamit unter dem Rumpf eines ungebetenen Gastes zur
                                 										Explosion gebracht werden können.
                              
                           
                              Die wichtige Frage, wie das bestimmte Ziel zu treffen sey, wird am besten durch
                                 										eine genaue Betrachtung der beigegebenen Zeichnung (Fig. 1) beantwortet;
                                 										unfehlbar werden Seeofficiere dadurch die Ueberzeugung gewinnen, daß die
                                 										längliche Bombe, wenn der Seegang nicht gar zu stark ist, gezwungen werden kann,
                                 										in passender Entfernung von dem feindlichen Fahrzeuge in's Wasser einzudringen.
                                 										Die Skizze zeigt deutlich, daß keine große Genauigkeit erforderlich ist und daß
                                 										die Bomben, auch wenn sie auf verschiedenen Abständen von dem angegriffenen
                                 										Fahrzeug in das Wasser eindringen, dennoch den tiefen Rumpf desselben treffen
                                 										können. Es muß bemerkt werden, daß auf der Zeichnung der verticale Maaßstab
                                 										nicht von derselben Größe ist wie der horizontale, was geschehen mußte, um wegen
                                 										des beschränkten Raumes die Fahrzeuge nicht zu weit von einander kommen zu
                                 										lassen; folglich ist die Geschoßbahn nicht richtig dargestellt.
                              
                           
                              Ich will noch kurz bemerken, daß der Thurm in welchem die leichten 15zölligen
                                 										Kanonen angebracht sind, aus ebenen Platten von Schmiedeeisen besteht, welche
                                 										ein viereckiges Gehäuse bilden, groß genug zur Aufnahme der beiden Geschütze
                                 										welche, wie oben gesagt wurde, in Pendelketten hängen, die am Dache des Thurmes
                                 										befestigt sind.
                              
                           
                              Eine solide Centralachse von Schmiedeeisen, nach Art der bei den Monitorthürmen
                                 										in Anwendung gebrachten, trägt das viereckige Gehäuse. Das Fahrzeug welches dazu
                                 										bestimmt ist, dieses drehbare viereckige Gehäuse mit seinen leichten
                                 										Bombenkanonen zu tragen, ist durchaus nichts Anderes als ein eiserner Rumpf, der
                                 										ganz und gar mit Triebkraft ausgefüllt ist, um dadurch eine größere
                                 										Schnelligkeit zu gewinnen als die panzerbekleideten Kriegsfahrzeuge der
                                 										Jetztzeit sie besitzen. Der Durchschnitt längs der Mitte des Schiffes bildet ein
                                 										Dreieck, und der Bug springt weit vor, wie dieß aus der Zeichnung ersichtlich
                                 										ist. Die überhängenden Seiten und das Deck sind stark bepanzert.
                              
                           
                              Ich erlaube mir als eine Erklärung für Ihre Leser hinzuzufügen, daß ich mich, wenn auch
                                 										unter gewissen Bedingungen, dazu erbiete, auf eigene Kosten und Gefahr ein
                                 										schnellsegelndes Schraubenfahrzeug herzustellen, welches mit zwei 15zölligen
                                 										glatten Kanonen und dem nöthigen Apparat versehen ist, um durch einen
                                 										unterseeischen Angriff, ein Fahrzeug von dem Tiefgange welcher demjenigen der
                                 										englischen Panzerflotte durchschnittlich entspricht, in den Grund zu bohren,
                                 										während jenes Fahrzeug mit der größtmöglichen Schnelligkeit vorwärts getrieben
                                 										wird oder irgend eine beliebige Bewegung ausführt; mit dem bestimmten Vorbehalt
                                 										jedoch, daß der Angriff aus keiner geringeren Entfernung geschehen soll als 500
                                 										Fuß. Es war nicht meine Absicht, hier eine vollständige Beschreibung meines
                                 										neuen Systemes unterseeischer Angriffe zu liefern. Dennoch dürfte es nicht
                                 										unangemessen seyn, deutlich anzugeben, welche Wirkung dasselbe hervorzubringen
                                 										bestimmt ist: wenn ein schnellsegelndes Fahrzeug erster Classe, z.B.
                                 											„Devastation“ ohne Begleitung anderer Fahrzeuge auf
                                 										offener See einem Fahrzeuge von der vorgeschlagenen neuen Construction begegnet,
                                 										so behaupte ich, daß dieses letztere den Brustwehrmonitor, trotz seiner Kanonen
                                 										und trotz der Bewegung welche er machen würde, um dem unterseeischen Geschoß zu
                                 										entgehen, in den Grund bohren wird.
                              
                           
                              New-York, den 27. März 1870.
                              
                           
                              J. Ericsson.“
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
