| Titel: | Beiträge zur Geschichte der continuirlichen (ringförmigen) Ziegelbrennöfen; von Paul Loeff, Privat-Baumeister in Berlin. | 
| Autor: | Paul Loeff | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XXXV., S. 137 | 
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                        XXXV.
                        Beiträge zur Geschichte der continuirlichen
                           								(ringförmigen) Ziegelbrennöfen; von Paul Loeff,
                           								Privat-Baumeister in Berlin.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									II.
                        Loeff, Beiträge zur Geschichte der continuirlichen
                           								Ziegelbrennöfen.
                        
                     
                        
                           Die continuirlichen Brennöfen haben in den letzten Decennien eine so verbreitete
                              									Anwendung gefunden, daß es wohl von Interesse seyn dürfte, die Quellen aus welchen
                              									diese für den Großbetrieb der Ziegelei so wichtige Construction entsprungen ist und
                              									die Umstände welche zu ihrer Entwicklung beigetragen haben, eingehend zu
                              									erörtern.
                           
                           Bereits im Jahrgang 1868 dieses Journals, Bd. CLXXXVIII S. 30, ist ein diesen
                              									Gegenstand betreffender Aufsatz veröffenlicht worden. Inzwischen ist das Material
                              									erheblich angewachsen. Der nachstehende Aufsatz ist als eine Ergänzung des
                              									vorstehend bezeichneten anzusehen.
                           Eine solche eingehende Erörterung erscheint jetzt um so mehr am Platze, als diese
                              									Einrichtungen thatsächlich einen hohen Grad von Vollkommenheit erlangt haben und die
                              									Erfindung des Principes derselben leider zur Ungebühr und in marktschreierischer
                              									Weise von Exploiteurs in Anspruch genommen wird, denen eine Befähigung bezüglich der
                              										Ausbeutung nicht zu bestreiten ist, denen aber nicht
                              									die Ermittelung des Grundprincipes dieser Construction und, wie gezeigt werden soll,
                              									nicht einmal wesentliche Verbesserungen in der bautechnischen Anordnung
                              									zugeschrieben werden können.
                           Das Princip der Ausnutzung der Wärme welche in abziehenden Feuergasen oder Dämpfen
                              									enthalten ist, als Mittel zum Vorwärmen der später stärker zu erhitzenden Producte,
                              									ist mit dem größten Erfolge auf vielen technischen, auch dem Ziegeleibetriebe fern
                              									liegenden Gebieten, längst zur Anwendung gebracht worden. Man wärmt mit den Dämpfen
                              									der kochenden Zucker- und Salzlösungen die in den Verdampf-Apparat
                              									tretenden Flüssigkeiten vor; man benutzt die latente Wärme der Spiritusdämpfe mit
                              									größtem Erfolge seit Pistorius als Mittel zur Vorwärmung
                              									frischer Maische, und um durch Anführung anderer Anwendungen des gedachten Principes
                              									den Leser nicht zu ermüden, sey nur noch darauf hingewiesen, daß in vollendetster
                              									Weise das Princip sich bei dem sinnreichen Siemens'schen
                              									Regenerativ-Gasofen verwirklicht findet.
                           Die Grundidee der Ausnutzung abziehender heißer Flammgase als Mittel zum Vorwärmen
                              									oder Austrocknen anderen Gutes findet sich bereits in den Einrichtungen realisirt,
                              									welche seit uralter Zeit (2000 vor Christo) von den Chinesen zum Brennen von
                              									Porzellan benutzt werden.
                           Die Construction der Chinesen deutet nur den Weg an, welchen unsere jetzige an
                              									Hülfsmitteln so reiche Technik einzuschlagen hat, aber es beruht in ihr der, wie
                              									angedeutet, so vielfach fruchtbar gemachte Grundgedanke. Die chinesische
                              									Ofenconstruction besteht – wie aus Skizze Fig. 16 bis 18 erhellt,
                              									welche Brogniart's
                              									Traité des arts céramiques pl. XVII
                              									entnommen ist – aus vier bienenkorbartig gestalteten Brennöfen, die an einer
                              									Stelle bei b mit einer Sohlenfeuerung versehen sind und
                              									durch Befeuerungslöcher o von
                                 										oben (wie Fig. 16 und 17 zeigen) mit Brennstoff
                              									gespeist werden. Die Verbrennungsgase treten aus dem vordersten resp. zweiten etc.
                              									Ofen durch einen Canal c in den letzten und von dort in den
                              									Schornstein; die Wärme der abziehenden Gase des ersten Ofens kommt den folgenden
                              									Oefen naturgemäß zu Gute.
                           Leider fehlen uns Angaben über die specielle Construction der Vorrichtungen
                              									vermittelst welcher zur Zeit des classischen Alterthums Ziegel und Kalk gebrannt
                              									wurden. Es ist sonach nicht mit Sicherheit festzustellen, ob nicht auch zu jener
                              									Zeit schon bezüglich der Brennerei dieser Materialien Hülfsmittel benutzt sind,
                              									welche Anklänge an derartige bessere Ausnutzung des Brennstoffes darbieten. Hierbei
                              									soll abgesehen werden von der seit uralter Zeit gemachten Anwendung der den Heizöfen
                              									entströmenden Schornsteingase zum Trocknen und Ausdörren der verschiedenartigsten
                              									Materialien.
                           In Nachstehendem möge zunächst eine kurze und zwar chronologisch geordnete Aufzählung
                              									derjenigen Einrichtungen Platz finden, bei welchen das Princip der Wärmeausnutzung
                              									abziehender Gase und Dämpfe und zwar mit Rücksicht auf den Betrieb von
                              									Ziegel- und auch von Kalköfen angewendet ist.
                           Schon Hassenfratz berichtet 1825 in seinem Werke Traité de l'art de calciner la pierre calcaire p.
                              									80 (mit Zeichnung auf pl. 9 in Fig. 74), daß man die
                              									abziehende Wärme beim Kalkbrande zum Brennen von Ziegeln dadurch nutzbar machte, daß
                              									man die Kalkofengase in einen mit Ziegelmaterial beschickten Ofen leitet.
                           In Förster's Bauzeitung, 1840 Seite 292, ist ein dem Weberling in Königsbronn im Jahre 1835 patentirter
                              									Ziegelofen mitgetheilt und auf Tafel 363 abgebildet, bei welchem als Verbesserungen
                              									auf folgende Anordnungen Werth gelegt wird. Es sind mehrere Oefen nebeneinander
                              									errichtet und können derart miteinander verbunden werden, daß die abziehenden Gase
                              									des einen den nebenstehenden Ofen vor dem Eintritt in den Schornstein durchdringen.
                              									Zur Realisirung dieses Principes findet sich bei dieser Construction ausgeführt:
                           1) zweckmäßig geschlossene Heizstellen, mit Anwendung eines gußeisernen Rostes;
                           2) die völlige Schließung des Ofens durch ein Gewölbe;
                           3) die Anwendung von auf dem Boden des Ofens angebrachten Rauchabzugs-Canälen,
                              									welche in einen gemeinschaftlichen Kamin zusammenlaufen, und was, wie oben bemerkt,
                              									das Wesentlichste der Construction ausmacht,
                           4) die Anordnung von Verbindungscanälen, durch welche die Combination mehrerer
                              									derartigen Oefen erzielt wird.
                           Die Einrichtung dieser Oefen ist so getroffen, daß durch Versetzen des in den Kamin führenden
                              									Rauchcanales die abgehende Wärme zum Anwärmen des benachbarten Ofens und weiter
                              									benutzt wird. Vier um einen gemeinschaftlichen Schornstein stehende Oefen bewirken
                              									einen continuirlichen Betrieb und gestatten eine sehr vortheilhafte Benutzung des
                              									Brennmateriales. Es ergaben diese Oefen, deren Höhe 12 bis 14 Fuß beträgt, dann auch
                              									gegenüber den bisher bekannten Verbesserungen außerordentliche
                              									Brennstoffersparniß.
                           In Förster's Bauzeitung, 1839 Seite 221, ist von Bröm in Sigmaringen ein Ziegelofen mitgetheilt, bei
                              									welchem die Anwendung erhitzter Luft dadurch erreicht ist, daß eine Quantität Luft
                              									in gußeisernen Röhren so durch das Feuer geführt wird, daß sie später erhitzt wieder
                              									aus den Röhren streichend an einer Stelle ausströmt, von wo aus sie auf das Feuer
                              									als Gebläse wirken kann. Die Länge der Röhren richtet sich nach der Dimension des
                              									Ofens und ist so zu nehmen, daß vier Stücke bei einer einfachen und sieben bei einer
                              									doppelten Leitung für jedes Schürloch ausreichen. Es steht der Anlage dieses
                              									Apparates bei keinerlei Einrichtung des Ofens etwas entgegen.
                           Im Jahre 1841 ist dem Engländer Joseph Gibbs ein continuirlicher Ringofen patentirt worden, welcher
                              									mittelst durchbrochener Zwischenmauern in zwölf Abtheilungen getheilt war. Der
                              									Schornstein communicirt hier mit der Heizung im Ofen durch einen beide verbindenden
                              									ringförmigen Rauchsammelcanal, in welchem absperrbare
                              									Rauchcanäle einmünden. Später läßt Gibbs bei einer
                              									Modification seines Ofens die Rauchgase durch verticale Röhren im Ofengewölbe
                              									abziehen, wobei Schornstein, Rauchsammler und Rauchcanäle umgangen sind. (Fig. 1 bis 4 auf Tab. I in
                              									Bd. CLXXXVIII dieses Journals versinnlichen das Gesagte.)
                           Ein anderer continuirlicher ringförmiger Ziegelbrennofen,
                              									welcher bereits um das Jahr 1840 zu Villeneuve le Roi an der Yonne erbaut worden
                              									ist, findet sich in Förster's Bauzeitung 1857 auf Seite
                              									22 beschrieben. Dieser Ofen besteht aus acht einen Kreis bildenden Kammern, welche
                              									um einen in der Mitte stehenden Schornstein herumlaufen und durch acht
                              									Rauchabzugscanäle und Schieber in Communication gesetzt sind. Bei diesem Ofen wird
                              									das Brennmaterial nur von oben in gemauerte Schürschächte
                              									eingeworfen und erhält zur Verbrennung die durch die zurückliegenden, frisch
                              									ausgebrannten Abtheilungen geströmte und dadurch hoch erhitzte atmosphärische Luft.
                              									So weit die technische Literatur Nachweisbares darbietet, gebührt diesen Oefen die Priorität als Ringöfen mit ununterbrochenem
                                 										Betriebe, bei welchen die Speisung des Brennmateriales
                              									mit erhitzter Luft und die ausschließliche Befeuerung von oben zur Anwendung
                                 										gebracht ist.
                           Der Betrieb der gedachten Oefen findet in derselben Weise statt, wie bei dem
                              									besprochenen Gibbs'schen Ofen und dem bekannten Hoffmann'schen Ringofen. Letzterer
                                 										ist daher nur als eine Vereinigung der Gibbs'schen Construction mit der Verbrennungsmethode des Ofens in
                                 										Villeneuve-le-Roi anzusprechen. Das Princip letzterer Oefen
                              									verdient vollste Anerkennung, auch wenn es auf Grund nebensächlicher Momente damals
                              									nicht gelang die Oefen für den Betrieb geeignet zu machen.
                           Daß wir der Rückkehr zu dem System des Ofens von Villeneuve-le-Roi,
                              									eines der Vorläufer des Hoffmann'schen Ringofens,
                              									– welchem im Wesentlichen nichts weiter fehlte als der
                                 										Mann der darin zu brennen verstand – sehr gute Resultate verdanken,
                              									dafür dürfte die Thatsache sprechen, daß bereits derartige Oefen seit Jahren im
                              									Betriebe sind und wegen ihrer guten Erfolge in neuerer Zeit in Königsberg und
                              									Elberfeld erbaut wurden, in welchen wesentliche Fortschritte im Vergleich zu den
                              									Ergebnissen des Hoffmann'schen Ringofens zu erkennen
                              									sind.
                           Die Construction der sogenannten Hoffmann'schen Ringöfen
                              									vorbehaltend, sey bemerkt: daß die Oefen von gedachter Construction in neuerer Zeit,
                              									trotz der Anpreisungen der allerdings verbreiteten Ringöfen, Eingang gefunden haben,
                              									beruht in Thatsachen, welche zunächst in der Kürze wiedergegeben werden sollen.
                           Die gedachten Vortheile bestehen lediglich in der Beseitigung derjenigen drei Theile,
                              									welche man als wesentliche resp. neue Momente des Hoffmann'schen Ringofens anzusprechen pflegt:
                           1) den ununterbrochenen Canal;
                           2) die Schieber;
                           3) Befeuerung von oben.
                           Es eignen sich die gedachten Oefen zum Brennen von Röhren, Verblendsteinen und
                              									sonstigen sauberen Thonwaaren wesentlich besser als der Hoffmann'sche Ofen. Das Brennmaterial kommt nämlich nicht in Berührung mit
                              									den zu brennenden Fabricaten, wodurch die sonst eintretende theilweise Verletzung
                              									vermieden ist. Die Beobachtung des Feuers ist eine einfachere, da es nur darauf
                              									ankommt, die Steine unmittelbar vor den Feuerungen im Auge zu haben, um dieselben
                              									nicht in Schmelz gerathen zu lassen. Die Feuerungen influiren auf die Bewegung der
                              									Luft im Ofen derart, daß diese für den Schmauchproceß eine wesentlich günstigere
                              									wird als in einem ununterbrochenen Ringofen. Im Zusammenhange hiermit steht die Erscheinung,
                              									daß die Steine aus einem solchen Kammerofen unter sonst gleichen Umständen
                              									gleichmäßiger an Farbe herauskommen als aus dem ununterbrochenen Ringofen. Auch ist
                              									der Verschluß des Ofens sowohl in der Einrichtung als in der Handhabung ein höchst
                              									einfacher. Es verbrennt zwar das Heizmaterial effectvoller, wenn es wie bei dem Hoffmann'schen Ofen in das geschichtete Ziegelmaterial
                              									gestreut wird; aber dieser Vortheil wiegt nicht die obenerwähnten durch die directe
                              									Befeuerung verursachten Nachtheile auf.
                           Das Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern enthält im Jahrgang 1846 Seite 198 mit
                              									Zeichnung auf Blatt IV die dem Müller in Wien im Jahre
                              									1841 patentirten ringförmigen und kuppelartig geschlossenen Ziegelbrennöfen, welche
                              									aus zwei miteinander verbundenen Oefen bestehen. Während des Brandes des einen Ofens
                              										(A) wird der zweite (B)
                              									mit roher Waare angefüllt; ist der Brand beendet, so wird die Klappe in dem
                              									Leitungsrohre der Kuppel geöffnet, damit die emporsteigenden heißen Gase in den Ofen
                              										B übergehen, den Wärmeleitungscanal vorwärmen und
                              									eine Strömung hervorrufen, welche für die Abkühlung des fertigen Materiales günstig
                              									wirkt. Auch diese erhitzte Luft wird nämlich dem Ofen zugeleitet. Letztere wird
                              									durch einen beide Oefen verbindenden, mit einem Schieber
                              									verschließbaren Canal in den nebenanstoßenden Ofen geführt. Weiter ist mitgetheilt,
                              									daß es noch vortheilhafter sey, drei oder vier solcher Brennöfen nebeneinander zu
                              									bauen, da auf solche Weise ein continuirlicher Brennbetrieb möglich ist und demnach
                              									die Wärme sehr vollständig ausgenutzt wird.
                           Im Artizan, Jahrgang 1847 S. 22, ist von dem Ainslie'schen Ziegelofen die Rede. Es heißt dort unter
                              									Anderem: „diese neuen Apparate zum Brennen und Herstellen von Ziegeln
                                 										bestehen aus verschiedenen Compartimenten, bei welchen die Wärme von dem ersten
                                 										Ofen in den zweiten passirt, von diesem in den dritten u.s.f., um das Feuer
                                 										auszunutzen.“
                              								
                           Der Civil Engineer theilt im Jahrgang 1849 Seite 188
                              									ebenfalls einen von Ainslie construirten Ziegelbrennofen
                              									mit, welcher aus einer Kombination mehrerer gewölbter Oefen besteht, die so
                              									verbunden sind, daß die Hitze von dem einen in den anderen Ofen strömt.
                           N. Silbermann beschreibt in Förster's Bauzeitung von 1852 auf Seite 248 mit beigegebener Zeichnung ein
                              									System von drei verbundenen Ziegelöfen, in welchen die abziehende Wärme dadurch
                              									nutzbar gemacht wird, daß solche von einem Ofen in den anderen eintritt. Es wird bei
                              									diesem System durch Handhabung der Schieber eine
                              									allseitig gleichmäßige Feuervertheilung hervorgerufen.
                           
                           Ein anderer continuirlicher ringförmiger Ziegelbrennofen
                              									ist bereits von Peclet im zweiten Bande seines Werkes
                              									Capitel 1914 principiell erörtert worden, welcher aus sechs radial getheilten
                              									Kammern besteht, in deren Centrum sich der gemeinschaftliche Schornstein befindet,
                              									zu deren Communication Schieber an Ketten über Rollen
                              									aufgehängt benutzt werden.
                           Auch Angebault Justean in Ancenis hat hernach einen Ziegel-Kammerofen mit continuirlichem Betriebe
                              									construirt, welcher aus zwei parallelen und zwei halbkreisförmigen Seiten besteht.
                              									Die Anlage repräsentirt einen Bau von zwölf zusammenhängenden Ofenabtheilungen. Jede
                              									Abtheilung ist mit einer besonderen Feuerung versehen und wird ein ohne
                              									Unterbrechung mit großer Brennmaterialersparniß vor sich gehender Brand erzielt. Im
                              									oberen Theile dieser Kammern sind Oeffnungen, welche dem abziehenden Rauch gestatten
                              									die großen Trockenräume, in denen Ziegelwaare zum Trocknen aufgestellt ist, zu
                              									durchstreichen.
                           Armengaud'sGénie industriel bringt im Jahrgang 1865 S. 292
                              									eine eingehende Besprechung nebst Abbildung (auf pl.
                              									394) dieser Ziegelöfen.
                           Angesichts dieser Constructionen kann es in Frage kommen, ob die Anwendung der jetzt
                              									so vielfach gebräuchlichen Ringöfen, als deren wesentliche Momente:
                           
                              1) der ununterbrochene Canal;
                              2) die Anwendung der Schieber zur Herstellung der abgeschlossenen
                                 										Compartimente und
                              3) die Befeuerung von oben, resp. die Beschüttung des Ziegelgutes
                                 										mit Brennstoff
                              
                           allgemein angesprochen werden, in constructiver Beziehung VortheilhaftesVortheihaftes darbietet.
                           Diese Frage ist zu bejahen; die Combination aber zur Herstellung eines
                              									betriebsfähigen und wie der Erfolg erwiesen in vieler Beziehung vortheilhaften Ofens
                              									gebührt, wie ich nachweisen werde, dem Maurermeister Arnold in
                                 										Fürstenwalde (bei Berlin).
                           Noch ehe nämlich die vorstehend beschriebenen ringförmigen Oefen ihrer Einrichtung
                              									nach bekannt geworden, hat der für den Ringofenbau so verdienstvolle Maurermeister
                              										Arnold für seinen Gebrauch im
                                 										Jahre 1839 einen Ofen errichtet, welcher
                           einen ununterbrochenen Canal, Befeuerungslöcher von oben
                                 										hatte, und bei welchem ein transportablergroßer Abschlußschieber zur Begrenzung der Brennräume benutzt wurde.
                           Die von mir aufgenommene Zeichnung des noch in den wesentlichen Theilen vorhandenen
                              									Ofens ist in Skizze Fig. 19 und 20 wiedergegeben.
                           Wie man sieht, ist dieser Ofen lediglich ein solcher, welchen man jetzt Hoffmann'schen Ringofen zur Ungebühr zu nennen pflegt.
                              									Die Frage wie Hr. Hoffmann von der Einrichtung dieses
                              									Ofens Kenntniß erhalten, erhellt aus einem publicirten Briefe des Erfinders Arnold
                              									an Dr. Matern in Königsberg,
                              									woselbst die betreffende Stelle wörtlich lautet:
                           
                              „Es war Anfangs der fünfziger Jahre, als der mir befreundete
                                 										Mühlen-Baumeister und Ziegelei-Besitzer Büscher in Neustadt G. W. (Socius des Patentinhabers Baumeister Fr.
                                 											Hoffmann in Berlin) mich mit meinem Bruder
                                 										besuchte; bei Besichtigung meiner Kalkbrennerei kamen wir auch auf den von mir
                                 										aufgegebenen und verkauften Ofen, und ich sprach mich gegen Büscher dahin aus, daß nur dieser Ofen als Ziegelofen
                                 										eine Zukunft habe, ich theilte ihm meine Erfahrungen und Zeichnung mit.“
                              
                           Nach Verlauf von zwei Jahren hatten Hoffmann und Licht ein Patent auf einen ringförmigen Ofen erhalten,
                              									bei welchem folgende Theile als neu und eigenthümlich
                              									anerkannt sind:
                           1) der ununterbrochene Canal,
                           2) die Befeuerung von oben,
                           3) der Schieber zum Abschluß der Brennräume,
                           welcher also mit einem Worte Nichts weiter als der Arnold'sche Ofen ist.
                           Dieser von mir aufgenommene, auf dem damaligen Arnold'schen jetzt E. Neumann'schen Grundstück
                              									befindliche Brennofen, dessen Construction als die Hoffmann'sche angesprochen und patentirt, ist das
                                 										Original des heutigen Hoffmann'schen Ringofens, welcher fast in allen
                              									industriellen Staaten monopolisirt, für welchen auch den Patentinhabern auf der
                              									Ausstellung 1867 der große Preis zuerkannt worden, und welcher in Folge des
                              									Erfindungspatentes als eine ergiebige Quelle von Tributen dasteht.
                           Fassen wir die Construction der Ringöfen in's Auge, so erhellt daß dieselbe, außer
                              									den bereits vorstehend erwähnten durch das Patent gedeckten
                                 										drei Momenten, aus einer beliebigen Anzahl Kammern besteht, welche durch
                              									den transportablen Schieber ihre Unterbrechung und Abschluß erfahren, um die
                              									Rauchgase zu zwingen, ihren Weg in die Rauchcanäle, von hier in den Rauchsammelcanal
                              									und dann in den Schornstein zu nehmen. Die letztere Anordnung, Rauchsammler und
                              									Rauchabzugsvorrichtung, ferner der in Unterabtheilungen getheilte ringförmige Ofencanal, stimmt mit
                              									dem bereits 1841 patentirten Gibbs'schen genau überein.
                              									(In der Technik bezeichnet man den Rauchsammler mit dem Namen Fuchs, denn unter Fuchs versteht man ganz allgemein denjenigen Theil einer
                              									Feuerung, in welchem sämmtliche Züge, d.h. Rauchabzugscanäle einmünden und welcher
                              									somit den Uebergang in den Schornstein vermittelt.) Die Befeuerungslöcher so wie die
                              									Rauchabzugscanäle werden durch eiserne Deckel (Glocken) mit Sandverschluß luftdicht
                              									geschlossen, wie derartige Abschlüsse mit Sanddichtung bei Gasleitungen etc.
                              									vielfach in Gebrauch sind und beispielsweise von Zerrenner (Wien 1856, Seite 19) ganz eingehend erörtert ist.
                           Zum Schluß der technischen Erörterung dieser continuirlichen Ziegelöfen sey bemerkt,
                              									daß der Betrieb der Ringöfen außer den bereits angeführten noch manche Uebelstände
                              									hat, welche in der kostbaren Ausführung, in den mächtigen nothwendigen
                              									Sandschüttungen, in einer nur durch einen fundamentalen Neubau zu vergrößernden
                              									Anlage beruhen.
                           Manche dieser Uebelstände sind bei dem Hamel-Bührer'schen Parallel-Kammer-Oefen ausgeschlossen.
                              									Ihre Ausführung ist billiger, ihre Construction läßt leicht eine Vergrößerung zu und
                              									ihre Detail-Einrichtung bietet in constructiver Beziehung mancherlei
                              									Vortheile.
                           Der Vollständigkeit halber sey bemerkt, daß es sich bei diesem Ofensystem um eine
                              									Verbindung von Kammern handelt, welche oben gefeuert, durch Schieber geschieden und
                              									so betrieben werden, wie der Aufsatz in diesem Journal Bd. CLXXXVIII S. 30 es
                              									schildert.
                           Diese Oefen sind in Staaten in Betrieb gekommen, wo man ihre Errichtung neben den
                              									monopolisirten Hoffmann'schen Oefen gesetzlich zugelassen
                              									hat. Es ist in Aussicht zu nehmen, daß diese Oefen, welche man als erhebliche
                              									Verbesserungen der continuirlichen Systeme anerkennen muß, einer ausgebreiteten
                              									Anwendung zuversichtlich entgegensehen, sobald das, nach meiner Ueberzeugung zur
                              									Ungebühr ertheilte, Hoffmann-Licht'sche Patent
                              									aufgehoben ist.
                           Die Aufhebung dürfte mit Rücksicht auf das vorliegende Material Wohl zu erwarten
                              									seyn, da das Patent vollkommen gegenstandslos geworden und eine Verletzung desselben
                              									überhaupt nicht mehr zu begründen ist; denn es gibt
                                 										thatsächlich keinen einzigen Theil an dem Hoffmann-Licht'schen
                                 										Patentofen, welcher nachweislich nicht schon vor der Patentertheilung bei
                                 										anderen continuirlichen Ziegelöfen zur Ausführung, auch in Betrieb gekommen und
                                 										in öffentlichen Werken beschrieben ist.
                           Berlin, im Mai 1870.
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
