| Titel: | Zur Bestimmung des Schwefels, Phosphors und Siliciums im Roheisen; von Dr. E. Richters, an der Bergschule zu Waldenburg. | 
| Autor: | E. Richters | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. XXXVIII., S. 168 | 
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                        XXXVIII.
                        Zur Bestimmung des Schwefels, Phosphors und
                           								Siliciums im Roheisen; von Dr. E. Richters, an der Bergschule
                           								zu Waldenburg.
                        Richters, über Bestimmung des Schwefels, Phosphors und Siliciums im
                           								Roheisen.
                        
                     
                        
                           Vor einiger Zeit gab mir die Untersuchung mehrerer Roheisensorten Gelegenheit, das
                              									von Gintl
                              									Polytechn. Journal, 1868, Bd. CXC S. 113. zur Bestimmung des Schwefels mitgetheilte Verfahren nicht nur nach dieser
                              										einen Richtung hin, sondern auch bezüglich seiner
                              									Anwendbarkeit zur Bestimmung des Phosphors und Siliciums vergleichend mit anderen
                              									Methoden zu prüfen. – Die nachstehenden, auf den Gegenstand bezüglichen
                              									Bemerkungen dürften vielleicht von einigem Interesse seyn.
                           Die sämmtlichen Roheisen zeichneten sich durch einen geringen Gehalt an Schwefel
                              									vortheilhaft aus. Zur Bestimmung desselben wählte ich einerseits das Verfahren von
                              										Lippert, genau nach der in Fresenius' quantitativer Analyse, 5. Auflage, gegebenen Anleitung, wobei
                              									theils von der Schwefelbestimmung des in der Salzsäure nicht löslichen Rückstandes
                              									absah, theils dieselbe ausführte, und andererseits das Verfahren von Gintl, welches ich nur in sofern abänderte, als ich statt
                              									des empfohlenen Aetznatrons, bei der Oxydation der vom Eisenchlorid nicht gelösten
                              									Substanz reines kohlensaures Natron wählte, nachdem ich mich vorher überzeugt hatte,
                              									daß hierdurch die Resultate nicht geändert wurden.
                           Nachstehend führe ich unter A die nach der Gintl'schen, unter B die nach
                              									der Lippert'schen Methode ohne Rücksichtnahme auf den
                              									etwaigen Schwefelgehalt des in Chlorwasserstoffsäure unlöslichen Rückstandes
                              									gefundenen procentischen Schwefelmengen, unter C den
                              									Schwefelgehalt des Rückstandes auf; D = Summe von B und C.
                              								
                           
                              
                                 
                                 
                                    A
                                    
                                 
                                    B
                                    
                                 
                                    C
                                    
                                 
                                    D
                                    
                                 
                              
                                 Nr. 1
                                 = 0,0604 Proc.
                                 0,0333 Proc.
                                   0,0230 Proc.
                                 0,0563 Proc.
                                 
                              
                                  „   2
                                 = 0,0604    „
                                 0,0300    „
                                 deutliche Reaction,
                                 quantitativ nicht bestimmt.
                                 
                              
                                  „   3
                                 = 0,0133    „
                                 Spur       „
                                   0,0090 Proc.
                                 –
                                 
                              
                                  „   4
                                 = 0,0302    „
                                 0,0150    „
                                 0,0140     „
                                 0,0290 Proc.
                                 
                              
                           Aus den angeführten Zahlen ergibt sich: 1) der bei der Lippert'schen Methode erhaltene, in Salzsäure unlösliche Rückstand der
                              									vier Roheisensorten enthielt stets Schwefel (das Filtrat gab mir niemals eine
                              									Reaction auf Schwefelsäure); 2) nur wenn dieser Schwefel bestimmt wurde, stimmten
                              									die erhaltenen Zahlen mit den Ergebnissen der Gintl'schen
                              									Methode in wünschenswertester Weise überein. Ist es nun auch unzweifelhaft, daß sich
                              									der Schwefelgehalt mancher, vielleicht der meisten Roheisensorten, durch Behandlung
                              									mit Salzsäure vollständig in Schwefelwasserstoff überführen läßt, so erhellt doch
                              									aus den obigen Zahlen, daß, zumal bei sehr schwefelarmem Eisen, von einer weiteren
                              									Untersuchung des Rückstandes niemals Abstand genommen
                              									werden darf. Hierdurch aber verliert die Lippert'sche
                              									Methode viel von ihrer Einfachheit und ist ihr das Verfahren Gintl's sowohl in dieser Beziehung, wie auch des Umstandes wegen
                              									vorzuziehen, daß sich die Bestimmung des Phosphors sehr gut mit ihm vereinigen
                              									läßt.
                           
                           Nach Gintl enthält nämlich der in Eisenchlorid unlösliche
                              									Rückstand auch allen Phosphor und fast den gesammten Siliciumgehalt des Roheisens, „so daß sich
                                 										bei der Anwendung des besprochenen Verfahrens auch die Bestimmung des
                                 										Phosphorgehaltes würde ausführen lassen und für Fälle wo es nicht auf äußerste
                                 										Genauigkeit ankommt, auch sine Bestimmung des Siliciumgehaltes sich nebenbei
                                 										ohne wesentliche Schwierigkeit erreichen lassen würde.“
                              								
                           Da Gintl keine Belegzahlen mittheilte, so entschloß ich
                              									mich zur Ausführung einiger controllirender Versuche.
                           Bevor die Fällung des schwefelsauren Baryts erfolgte, war selbstverständlich die
                              									Flüssigkeit zur Beseitigung der gelösten Kieselsäure, welche gesammelt wurde, im
                              									Wasserbade eingedampft worden; ebenso wurde das Eisenoxyd, welches nach der
                              									Oxydation des im Eisenchlorid unlöslichen Rückstandes verblieb, in Salzsäure gelöst
                              									und durch Eindampfen die in demselben enthaltene Kieselsäure gleichfalls
                              									abgeschieden. Beide vereinigt repräsentirten die ganze
                              									Menge des in dem ursprünglichen Rückstande enthaltenen Siliciums.
                           Behufs Bestimmung des Phosphors wurde, nachdem die Schwefelsäure durch Chlorbaryum
                              									gefällt worden war, der Ueberschuß des Fällungsmittels als Sulfat entfernt, dieses
                              									abfiltrirt, das Filtrat mit Ammoniak im Ueberschuß versetzt und aus der
                              									ammoniakalischen Flüssigkeit das in derselben enthaltene Mangan mit Schwefelammonium
                              									abgeschieden, das Schwefelmangan abfiltrirt und aus dem Filtrate dann die
                              									Phosphorsäure in bekannter Weise als phosphorsaure Ammon-Magnesia gefällt.
                              									Andererseits wurde der gesammte Phosphor- und Siliciumgehalt genau nach den
                              									in Fresenius' analytischer Chemie, 5. Auflage, Seite 826
                              									resp. 828 angeführten Methoden bestimmt. Besonders das erstere Verfahren vereinigt mit dem Vorzuge der Genauigkeit auch
                              									keineswegs den der leichten Ausführbarkeit, so daß eine einfachere und dabei doch
                              									hinreichend genaue Methode in hohem Grade wünschenswerth erscheinen muß; weniger
                              									zeitraubend und umständlich wie die des Phosphors ist bekanntlich die Bestimmung des
                              									Siliciums.
                           Nachstehend gebe ich die Resultate, welche nach der Gintl'schen und den beiden anderen Methoden erhalten wurden.
                           
                              
                                 
                                 Nach Gintl.
                                 
                                 Nach Fresenius.
                                 
                              
                                 
                                 Phosphor
                                 Silicium
                                 
                                 Phosphor
                                 Silicium
                                 
                              
                                 Nr. 1)
                                 0,103 Proc.
                                 1,180 Proc.
                                 Nr. 1)
                                 0,089 Proc.
                                 3,640 Proc.
                                 
                              
                                  „   2)
                                 0,095    „
                                 –      „
                                  „   2)
                                 0,100    „
                                 –       „
                                 
                              
                                  „   3)
                                 –       „
                                 0,616    „
                                  „   3)
                                 –        „
                                 3,235    „
                                 
                              
                                  „   4)
                                 0,095    „
                                 0,521    „
                                  „   4)
                                 0,084    „
                                 1,632    „
                                 
                              
                           
                           Hiernach gibt die nach der Gintl'schen Methode ausgeführte
                              										Phosphorbestimmung, worauf besonderer Werth zu legen
                              									ist, recht brauchbare Resultate, und wäre es bei der verhältnißmäßig sehr leichten
                              									Ausführbarkeit derselben wünschenswerth, dieß auch durch die Untersuchung anderer,
                              									zumal phosphorärmerer Roheisensorten in weiterem Umfange bestätigt zu sehen.
                           Dagegen fielen die Ergebnisse der Siliciumbestimmung nach Gintl durchweg viel zu niedrig aus, so daß sich
                              									das in Frage stehende Verfahren zur Bestimmung des genannten Elementes, wenigstens
                              									in kieselreichem Roheisen nicht eignen dürfte.
                           Noch bemerke ich, daß die von mir benutzte Eisenchloridlösung beinahe vollständig
                              									chemisch neutral war und in 100 Kub. Cent. 8 Grm. Eisen enthielt.