| Titel: | Mittheilungen über das Vergießen oder Umgießen fertiger Metall-Gegenstände mit demselben oder anderem Material; von Dr. E. F. Dürre in Berlin. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LVI., S. 220 | 
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                        LVI.
                        Mittheilungen über das Vergießen oder Umgießen
                           								fertiger Metall-Gegenstände mit demselben oder anderem Material; von Dr. E. F.
                              									Dürre in Berlin.
                        Aus der deutschen Industriezeitung, 1870, Nr.
                              								27.
                        Dürre, über das Vergießen oder Umgießen fertiger Metallgegenstände
                           								mit demselben oder anderem Material.
                        
                     
                        
                           Bekanntlich gehört die Darstellung von Gußobjecten, in welche feste Metallgegenstände
                              									eingegossen werden sollen, zu den schwierigsten Aufgaben der Metall-Technik,
                              									namentlich in solchen Fällen wo ein gewisses Massenverhältniß des bereits festen und
                              									des flüssigen Bestandtheiles störend auf die Haltbarkeit des Umgusses wirken kann.
                              									Dahin gehören z.B. das Umgießen von schmiedeeisernen Radarmen mit Kurbelwarzen und
                              									Naben, das Eingießen eiserner Hohlachsen in Blech- oder Calanderwalzen, von
                              									Stahlfutter in Kanonenrohre, Schraubenmuttern in den Boden der Sprenggeschosse etc.
                              									Da man aber durch Anwendung von Kunstgriffen oftmals zum Ziel gelangt und die
                              									Erreichung dieses Zieles mit namhaften Ersparnissen anderen Herstellungsmethoden
                              									gegenüber verbunden ist, so verdienen die folgenden Notizen eines hervorragenden
                              									englischen Gießerei-Ingenieurs die Beachtung auch der deutschen Fachgenossen.
                              									Diese Notizen sind zusammengestellt aus den gediegenen Aufsätzen von Robert Mallet über Eisengießereipraxis, die im Practical Mechanic's Journal seit 1865 erschienen, aber
                              									viel zu wenig gekannt sind, obwohl sie Schätze werthvoller Erfahrungen
                              										enthalten.Der Verfasser dieses Auszuges hat in seinem „Handbuch des
                                       												Eisengießereibetriebes“ – so viel es anging –
                                    											die Mallet'schen Arbeiten benutzt und zur
                                    											Kenntniß gebracht.
                              								
                           In Bezug auf das in der Ueberschrift enthaltene andere
                              										„Material“ ist zu erläutern, daß der Ausdruck sich nur auf
                              									das Gußeisen, das Schmiedeeisen und den Stahl bezieht.
                           Gelegentlich werden auch wohl nichtmetallische Substanzen nach den zu schildernden
                              									Methoden behandelt, z.B. Mühlsteinstücke oder Schmirgelblöcke werden mit Gußeisen
                              									umgossen, so daß sie breite Mahlflächen oder cylindrische Oberflächen bieten.
                           
                           Bringt man flüssiges Gußeisen von irgend welcher
                                 										Beschaffenheit mit einer vergleichsweise kalten Oberfläche eines guten
                                 										Wärmeleiters in plötzliche Berührung, so wird das Eisen abgeschreckt, die Textur
                                 										desselben wird alterirt, die Härte wächst, aber die Dichtigkeit nimmt
                                 										ab.Mallet sagt wörtlich: its
                                       												hardness increased with its absolute cohesion, but its thougnhess
                                       												diminished. Die absolute Cohäsion wächst aber nicht mit der
                                    											Härtezunahme und die Behauptung trifft besonders bei dem Weißwerden durch
                                    											Abschrecken nicht zu.
                           Der Fall tritt mehr oder weniger deutlich ein, wenn ein Stück Schmiedeeisen, Stahl
                              									oder Gußeisen in kaltem oder wenig erwärmtem Zustand in eine Lehm-, resp.
                              									Sandform gelegt wird und wenn das flüssige Roheisen, welches die Form füllt, mit dem
                              									Metallstücke in Berührung kommt. Umgekehrt bleibt diese Berührung auch nicht ohne
                              									Einfluß auf die Beschaffenheit der eingelegten Metallstücke, tritt aber in
                              									verschiedenem Maaß bei den verschiedenen Eisenarten auf.
                           Das Schmiedeeisen verliert an Festigkeit und auch an Dichtigkeit; es bilden sich neue
                              									krystallinische Anordnungen durch die ganze Masse hindurch, welche schließlich seine
                              									Bestimmung als constructives Material beeinträchtigen. Aehnliche Veränderungen
                              									treten im Stahl auf, aber nicht in gleichem Maaß; sie wirken mehr auf eine Lockerung
                              									des Gefüges hin, als auf eine materielle Beeinträchtigung der
                              									Constructionseigenschaft. Die Theorie allein berücksichtigt, erscheint daher
                              									vielfach die Anwendung dieser Eingieß- und Umgießmethoden nicht zulässig und
                              									in solchen Fällen ist nur das Verdict der Theorie allein für ihre Anwendung in der
                              									Praxis richtig. Trotzdem bieten sich eine Menge Fälle dar, welche aus verschiedenen
                              									Gründen eine Ueberwindung der Schwierigkeiten und ein Umgehen des theoretischen
                              									Gesetzes wünschenswerth machen.
                           Ehe indeß auf diese speciell eingegangen werden soll, mag es gestattet seyn, unter
                              									denjenigen Fällen eine Auslese zu halten, in welchen die Theorie durchaus unser
                              									Führer seyn muß und in welchen die Vernachlässigung derselben dem Praktiker Schaden
                              									bringt.
                           Solche Fälle sind alle die, bei denen die volle und
                                 										unverminderte Festigkeit und Dichtigkeit beider Metalle, des Gußeisens wie des
                                 										Schmiedeeisens, Bedingung des Gelingens ist. Dieser Grund ist in
                              									ausgezeichnetster Weise bei den Constructionen der Artillerie und bei solchen
                              									Maschinen vorhanden, in welchen jedes Partikel des constituirenden Materiales nicht
                              									nur gleich zeitig nach allen drei Hauptrichtungen angespannt, sondern auch einer
                              									plötzlich einwirkenden Kraft ausgesetzt wird, die groß genug ist, um dem Werthe der Bruchfestigkeit sich
                              									zu nähern. In solchem Fall muß das Um- oder Eingießen unter allen Umständen
                              									vermieden werden, und trotzdem ist die Methode, Kanonen durch Umgießen eines
                              									schmiedeeisernen oder stählernen Rohres mittelst Bronze oder Gußeisen herzustellen,
                              									wiederholt vorgeschlagen, empfohlen und auch versuchsweise ausgeführt worden. In
                              									älteren Zeiten der Eisenindustrie, als diese Umstände weniger genau gekannt und
                              									erklärt waren und der Mangel guter Werkzeuge schwer in's Gewicht fiel, waren
                              									dergleichen Vorschläge aus ökonomischen Gründen entschuldbar. Trotzdem hat
                              									neuerdings Palliser versucht, einen ähnlichen Vorschlag
                              									zu machen, und erst nachdem vor kurzer Zeit ein mächtiges Geschütz in Woolwich
                              									zersprang, als der erste Schuß abgefeuert wurde, erklärte der Erfinder des Systemes
                              									mit unendlicher Aufrichtigkeit (wie Mallet sagt), er gebe
                              									seine Methode (die nicht einmal thatsächlich die seine war) auf und seine
                              									Zustimmung, wenn auch etwas spät, zu andererseits aufgestellten theoretischen
                              									Bedenken.
                           Wir werden zwar nicht immer auf solche Spannungen Rücksicht zu nehmen haben, wie sie
                              									in den Kanonen entstehen; wenn indeß die Spannungen und Widerstände in irgend einer
                              									Maschine oder Construction stark genug sind und besonders wenn Stöße und Schläge
                              									eintreten können, thun wir gut, das „Vergießen“ oder
                              										„Umgießen“ zu vermeiden.
                           Es kommen indeß fortwährend in der Praxis Fälle vor und zwar in ziemlich ausgedehntem
                              									Maaße, bei welchem die Methode, verschiedene Metalle durch Einlegen von
                              									Schmiedeeisen etc. in die Gießform und Umgießen mit Gußeisen und anderen Stoffen zu
                              									verbinden, mit Vortheil und Sicherheit ausgeführt werden kann. So wurden bei der
                              									Anlage der Gitterbrücke auf der Commentry-Gannat-Zweigbahn des
                              									Orleans-Bahnnetzes nach dem Vorschlage eines der Unternehmer für die
                              									Eisentheile des Viaduct von La Sioule die Winkel und Auflageplatten der gußeisernen
                              									Pfeilersäulen in die letzteren eingegossen.
                           Der Erfolg ist in diesem Beispiele vollkommen gewesen, da die Masse des mit dem
                              									Schmiedeeisen in Berührung gelangten Gußeisens eine vergleichsweise große gewesen
                              									war.
                           Aus diesem Grunde ist keine ernstliche Gefährdung der Festigkeit des Gußeisens zu
                              									befürchten gewesen, welches doch als das empfindlichste der beiden Materialien
                              									anzusehen ist, und auf der anderen Seite ist der Sicherheitscoefficient solcher
                              									Constructionen ein so großer und die Lage der gleichen Theile eine an sich so
                              									günstige, daß eine kleine Veränderung in dem Schmiedeeisen kein namhaftes Risico mit
                              									sich bringen dürfte.
                           Gehen wir zum anderen Extrem in Betreff der Größenverhältnisse über, so sehen wir
                              									dieselbe Methode in fortwährendem Gebrauch unter den Gießern von ornamentalen
                              									Gegenständen, z.B. leichten Geländern und Gittern, Balkonumwährungen u. dgl. mehr;
                              									in die Gußformen derselben legt man kurze Eisen- oder Drahtstücke ein,
                              									welche, umgossen, die Angriffspunkte für die Zusammensetzung solcher Theile bilden
                              									und durch Schrauben oder Nieten mit den Griffleisten (handrails) und anderen Theilen der architektonischen Constructionen
                              									verbunden werden, zu denen sie gehören.
                           Hierbei, da sowohl das Gußeisen als auch das Schmiedeeisen nur in geringen
                              									Dimensionen auftreten und Spannungen wie Veränderungen der Massenvertheilung
                              									entsprechen, kann jeder Verlust an Stärke oder Dichtigkeit im Hinblick auf die
                              									ökonomischen Vortheile des Verfahrens ertragen werden.
                           Unsere Absicht ist nun, hervorzuheben, wie weit die Anwendbarkeit dieser Methode
                              									geht, und dafür bestimmte Beispiele zu geben. Zuvor ist aber noch ein Irrthum zu
                              									bekämpfen, welcher auf einer falschen theoretischen Voraussetzung beruht und selbst
                              									unter denen vertreten ist, welche in diesen Punkten für unterrichtet gelten.
                           Es ist wiederholt behauptet worden, daß ein Zuwachs an Festigkeit und Dichtigkeit den
                              									Eisengüssen dadurch zu geben sey, daß man in das Innere derselben ein geschmiedetes
                              									Skelett einlege, welches fest eingegossen und vom Gußeisen, wie ein Gerippe vom
                              									Fleisch, umkleidet werde.
                           So versuchte, um nur ein älteres Beispiel anzuführen, der verstorbene Georg Forrester auf der Vauxhall
                                 										foundry, Liverpool, ein roh zusammengenietetes Rädergerippe zu verzinnen
                              									und dann in die Gußform eines vollendeten Wagenrades zu legen und mit Gußeisen zu
                              									umgießen. Diese damals dem Zustande der Eisenbahntechnik mehr als heute
                              									entsprechenden Räder sind jedenfalls nicht besser als einfach gußeiserne gewesen,
                              									aber bei weitem weniger gut als gelungene amerikanische Hartgußräder.In England gelten alle gegossenen Eisenbahnwagenräder, namentlich aber die
                                    											mit harten Laufflächen, als amerikanische Räder,
                                    											obwohl die deutschen Fabricate der Art vor den transatlantischen entschieden
                                    											den Vorzug verdienen.
                              								
                           Man kann es als ausgemacht ansehen, daß graues oder schwach halbirtes Roheisen durch
                              									Einlegen von Schmiedeeisen keinen Zuwachs an Festigkeit erfahren können, weil die
                              									Dehnung dieser Sorten wirklich größer ist als die des Schmiedeeisens im Anfang der
                              									Belastung, so daß schließlich nur das eine Material in Anspruch genommen wird,
                              									einzig und allein durch oberflächliche Adhäsion des eingelegten Gerippes etwas
                              									geschützt. Dagegen ist aber auch von Anfang an eine Spannung zwischen beiden vorhanden, welche aus den
                              									verschiedenen Schwindmaaßen beider Metalle und der verschiedenen Temperatur in
                              									beiden im Augenblick des Erstarrens sich ableiten läßt.
                           Es wäre also nothwendig, um diese Differenzen zu vermeiden, nur hartes weißes
                              									Roheisen zu verwenden, wenn man ein Umgießen beabsichtigt; aber hierbei sind wieder
                              									andere Schwierigkeiten zu überwinden; sprödes und hartes Roheisen, sey es von Natur
                              									weiß oder abgeschreckt, selbst nur hell halbirt, verhält sich noch weniger
                              									schmiegsam und nimmt vollständig alle Spannung in sich auf. Solche Räder, namentlich
                              									im Fall sie hartgegossene Laufflächen besitzen, zerbrechen sehr bald und der ganze
                              									Nutzen des schmiedeeisernen Gerippes besteht alsdann darin, daß es die einzelnen
                              									Fragmente nothdürftig zusammenhält.
                           Bemerkenswerth und nicht ohne Belehrung bleibt für diese Ansicht das Beispiel, zu
                              									welchem der in Paris 1867 ausgebrochene Wetteifer zwischen zwei Fabrikanten von
                              									Documenten- und Geldcassetten, Herring und Chatwood, Veranlassung gab. Der Erstgenannte füllte den
                              									Raum zwischen den äußeren und inneren Eisen- oder Stahlplatten der
                              									Cassettenwand mit einer Platte von dem härtesten Franklinitroheisen aus (aus dem
                              									Franklinit von New-Jersey erblasen), welches geschmolzen zwischen die beiden
                              									Wände gegossen wurde. Dieses Material ist so hart, daß es in keiner Weise durchbohrt
                              									werden kann, doch ist es ebenso spröde, sogar scheinbar noch spröder als das
                              									gewöhnliche weiße oder Hartgußeisen. Um diese nachtheilige Eigenschaft
                              									auszugleichen, hatte man mit dem flüssigen Roheisen ein Netzwerk aus Rundeisenstäben
                              									von circa 5/16 Zoll Stärke umgossen und es war
                              									versichert worden, diese Stäbe hätten ihre eigene Dichtigkeit und Festigkeit auf
                              									ihre harte und spröde Umgebung übertragen.
                           Einige Schläge mit einem mäßig schweren Hammer bewiesen indessen, daß die Platten
                              									noch ebenso spröde wie früher geblieben waren und daß das Stabwerk lediglich die
                              									Fragmente lose zusammenhielt. Die Festigkeit der Schmiedeeisenstäbe hatte keine
                              									Einbuße erlitten, doch die Platte als Ganzes war ebenso leicht zu zertrümmern
                              									gewesen wie vorher und einige Fragmente waren sogar herausgeschlagen worden.
                           Ein anderes merkwürdiges Beispiel der Wirkungslosigkeit eingegossener
                              									Schmiedeeisenstücke findet sich in Kirkaldy's Museum auf
                              									seinem Prüfungsatelier in Southwark. Ein starker Cylinder oder
                                 										eine Walze von Gußeisen trägt im Inneren einen festgegossenen, entsprechend
                                 										starken schmiedeeisernen Rundstab. Dieser Cylinder wurde in ganzem Zustand
                              									zur Prüfung eingesendet mit dem Wunsche, die Probe möchte nur bis zu einem
                              									bestimmten Gewicht gehen, da das Material ein verbessertes und verstärktes Gußeisen sey, dessen
                              									Zubereitung geheim gehalten werden müsse; Bruchstücke seyen deßhalb nicht erwünscht.
                              									Als Kirkaldy an der gewünschten Grenze angekommen war,
                              									erschienen die Dehnungen des Probestabes einem geübten Auge so wunderbar und
                              									befremdend, daß er sich entschloß, weiter zu gehen und bis zum Bruch fortzufahren.
                              									Als dieser Fall eintrat, fand man, jedenfalls nicht zum größten Vergnügen des
                              									vorläufig nicht genannten Erfinders, den Schmiedeeisenstab im Inneren und kam
                              									dadurch zu dem Schlusse, daß dieser allein bis dahin die Wucht
                                 										der Brechungsversuche ausgehalten, dem Gußeisen selbst aber keinerlei Zuwachs an
                                 										Festigkeit gegeben habe. Der Bruch des letzteren unterschied sich in Nichts
                              									von dem des gewöhnlichen Roheisens.
                           In den folgenden Beispielen wird das Verfahren des Um-
                                 										oder Eingießens praktisch erläutert und gleichzeitig werden diejenigen Fälle der
                                 										Industrie ausgezeichnet und hervorgehoben, in welchen die Methode sich
                                 										vorzugsweise brauchbar erweist.
                           David Moline ließ sich vor mehreren Jahren eine Methode patentiren, durch
                                 										Combination gußeiserner und schmiedeeiserner Theile Fensterrahmen und Flügel
                                 										herzustellen.
                           Die Sprossen waren aus Walzeisen von den bekannten Fenstereisenprofilen (einerseits
                              									ein Rundstab oder eine Combination von Kehlungen, andererseits ein Quadratstab zum
                              									Anschlag der Scheiben) geschnitten, so daß sie an den Kreuzungspunkten zwar nahe
                              									zusammenstießen, sich aber nicht berührten. Ein eisernes Modell diente dazu, den
                              									completen Rahmen oder Flügel in Sand zu formen; nach Entfernung des Modelles wurden
                              									die abgeschnittenen Sprossenstäbe eingelegt und festgedrückt. Jeder Kreuzungspunkt
                              									war im Modell durch ein verziertes Medaillon, eine Rosette, bezeichnet, welche in
                              									ihrer Masse die vier Sprossenenden umschloß, die dort zusammentrafen.
                           Nach Verschluß der Form werden diese Rosetten entweder einzeln oder gleichzeitig (mit
                              									Hülfe richtig verzweigter Eingüsse) mit nicht zu heißem Roheisen vergossen und der
                              									Flügel, resp. der Rahmen ist fertig. Solche Gegenstände sind fest und bieten vor den
                              									ganz aus Gußeisen angefertigten Gitterwerken in jeder Beziehung eine Menge Vorzüge
                              									dar, die sich in der Abwesenheit aller Verwerfungen, Verziehungen und Brüche
                              									gipfeln.
                           Wer die Nettigkeit gewalzter Stäbe und die reiche Verzierung
                                 										einer Rosette zusammenhält, findet unbedingt, daß auch für die äußere
                              									Schönheit ein Vortheil in dem Moline'schen Verfahren
                              									liegt.
                           
                           Schöne Beispiele dieser verbesserten Rahmen sieht man an den Fenstern der Bauten auf
                              									der Ludgate-Hill-Station (London-Chatham-Dover), an der
                              									Front des neuen Coventgarden-Theaters und an manchen anderen Stellen
                              									Londons.
                           Auf Fensterrahmen allein ist dieses Verfahren nicht beschränkt geblieben, sondern
                              									auch auf Gitterzäune aller Art angewendet worden; einen sehr guten Effect machen in
                              									dieser Beziehung die Geländer der Chelsea Kettenbrücke in London, welche unter der
                              									Anleitung von Thomas Page dargestellt worden sind.
                           Ein anderes Beispiel für Ein- und Umguß bildet die ca. 1600 Fuß lange Gitterflucht, welche Nassau Street von dem Park des
                              									Trinity College, Dublin, trennt und welche unter der Leitung, sowie nach den Angaben
                              										Mallet's ausgeführt worden ist.
                           Dieses Gitter ist zusammengesetzt aus 50 Fuß langen Feldern, welche zwischen
                              									gußeisernen durchbrochenen und mit Reliefs verzierten Pilastern befestigt worden
                              									sind und im Einzelnen aus verticalen Rundstäben mit Lanzenspitzen und Knäufen
                              									bestehen, welche durch 2 horizontale Flacheisenstangen mit einander verbunden
                              									werden.
                           Die Verticalstangen sind 1 1/4 Zoll stark und von gleicher Länge, ca. 7 1/2 Fuß, bis auf den jedesmaligen sechsten Stab,
                              									welcher, die untere Querleiste durchbrechend, die Granitschwelle des Gittersockels
                              									erreicht und in derselben eingegossen sich befindet. Die Kopfleiste des Gitters
                              									wurde mit 1 1/4zölligen Oeffnungen für jeden Verticalstab versehen, der so weit
                              									durchgesteckt werden mußte, um die besonders gegossene Lanzenspitze auf das Ende
                              									aufsetzen zu können. Die Fußleiste wurde ebenfalls mit 7/8zölligen Oeffnungen für je
                              									5 unten mit Hals versehene Stäbe und einer 1 1/4zölligen Oeffnung für den sechsten
                              									durchgehenden und im Granit zu vergießenden Stab versehen. Jeder Verticalstab
                              									erhielt eine aufzusetzende Lanzenspitze, ein angegossenes Capitäl unterhalb der
                              									Kopfleiste und einen angegossenen Fuß (Knospe oder das umgekehrte Capitäl) oberhalb
                              									der Fußleiste; der sechste Stab wurde außerdem durch ein kräftiges Sockelstück
                              									(hohler Eisenguß) gesteckt, welcher die Entfernung zwischen Fußleiste und
                              									Schwellenoberfläche genau bestimmte und separat gegossen wurde. Die vollkommen
                              									gerichteten Stäbe wurden zu 12 Stück mit den Modellen der Verzierungen versehen in
                              									einen Kasten gelegt, mit gutem festen Eisen umgossen und gut ausgekühlt, wobei nur
                              									wenige abschreckten. Die Mischung bestand aus weichgrauem Beaufort-Roheisen
                              									Nr. 2 und schottischem Roheisen Nr. 1 (in welchem Verhältniß hat Mallet anzugeben vergessen). Die Lanzenspitzen wurden
                              									sammt und sonders in gewöhnlichem Sand gegossen und ebenso wurden auch die Basen für die
                              									sechsten Stäbe angefertigt.
                           Die Zusammenstellung erfolgte in der Art, daß zunächst die Verticalstäbe mit der
                              									Fußleiste zusammengesetzt wurden, wobei die 7/8 Zoll starken Enden von 5/6 der
                              									Traillen hinter der Fußleiste zu Nietknöpfen umgeschlagen und möglichst verstemmt
                              									wurden. Das Ganze wurde, auf ein starkes Holzgerüst
                                 										gebunden, in größeren Fluchtstrecken von 25 Fuß auf die Mauer gesetzt,
                              									lothrecht eingestellt und an der einen Seite mit einer der Pilaren, an der anderen
                              									mit einer interimistischen Holzsäule fest verbunden und zunächst die Kopfleiste
                              									aufgezogen, dann sämmtliche sechste Stäbe eingegossen, nachdem sie bereits beim
                              									Aufsetzen durch die losen verzierten Fußstücke durchgeschoben worden waren und das
                              									Gitter auf denselben mit der Fußleiste auflag; dann wurden nur noch die
                              									Lanzenspitzen aufgesetzt und vergossen. Der Aufwand an Handarbeit war bei diesem Bau
                              									so gering, daß Mallet denselben auf 40 Shill. = 13 Thlr.
                              									10 Sgr. pro Tonne = 20 Ctr. Schmiedeeisen feststellt;
                              									ein Resultat welches nur der Anwendung angegossener Verzierungen zuzuschreiben ist,
                              									welche die Montage und das Adjustiren ungemein erleichtert.
                           Der Bau erfolgte 1843 und ist noch heute als eines der schönsten und kräftigsten
                              									Gitter in Europa bekannt; es dürfte ziemlich den ersten und ältesten Fall des
                              									Umgusses darstellen.
                           Von Interesse ist noch, daß man damals, das Abspringen der Verzierungen fürchtend,
                              									die einzugießenden Stellen mit Thon und Schwärze
                                 									bestrich, ohne einen Nutzen zu verspüren; später bürstete man die betreffenden
                              									Stellen mit Graphitstaub und Kalk ab, und erzielte dadurch eine größere Feinheit der
                              									Güsse.
                           Die besprochenen Punkte sind alle aus der Thätigkeit des praktischen Gießers
                              									entnommen, und zwar aus seiner bescheidensten, insofern er hier dem Architekten oder
                              									dem Bauherrn dienstbar ist.
                           Diejenigen Ateliers, welche selbstständig Bauten ausführen, sind dagegen freier in
                              									ihren Dispositionen und können mit noch mehr Erfolg und Nutzen diese Art von Arbeit
                              									cultiviren, wenn sie die mitgetheilten Winke beherzigen und ihr Material genau
                              									kennen.