| Titel: | Das Ueberziehen von Eisen mit Kupfer und Messing auf galvanischem Wege; von W. H. Walenn. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LIX., S. 239 | 
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                        LIX.
                        Das Ueberziehen von Eisen mit Kupfer und Messing
                           								auf galvanischem Wege; von W. H. Walenn.
                        Aus Chemical News,
                              									vol. XXII p. 1; Juli 1870.
                        Walenn, Verfahren zum galvanischen Ueberziehen von Eisen mit Kupfer
                           								etc.
                        
                     
                        
                           Die früheren Versuche, Eisen auf galvanischem Wege zu verkupfern, mißlangen in Folge
                              									des Umstandes, daß alle sauren und neutralen Kupferlösungen auf die in sie
                              									eingetauchten eisernen Gegenstände einwirken. Diese Schwierigkeit ward, nachdem Elkington's Verfahren zur galvanischen Versilberung mit
                              									Hülfe alkalischer Lösungen bekannt geworden (1840), bald überwunden. Zu dem Zwecke
                              									wurden schwefligsaure und unterschwefligsaure Alkalien, Alkalicyanide und
                              									Alkaliferrocyanide, sowie noch andere Salze oder Gemenge von mehreren derselben
                              									angewendet; die einzigen Salze welche als Lösungsmittel für das Kupfer die Probe der
                              									Zeit bestanden, waren aber Cyankalium und einige Combinationen dieses merkwürdigen
                              									Salzes mit Ammoniak und Ammoniaksalzen. Die Praxis zeigte jedoch bald, daß nur eine
                              									Schwierigkeit beseitigt wurde, um anderen bedeutenden Platz zu machen.
                           Die geringe Löslichkeit der Kupferverbindungen in Cyankalium, die schwache Wirkung
                              									der Lösung auf die Anode, das geringe elektrische Leitungsvermögen dieser Classe von
                              									Metalllösungen und die starke Neigung, Wasserstoffgas während der Ablagerung des
                              									Metalles zu entwickeln, sind die wesentlichsten Hindernisse einer erfolgreichen
                              									Anwendung alkalischer Kupfersalze zum Verkupfern von Eisen. Seit länger als fünfzehn
                              									Jahren sind alle diese Schwierigkeiten in gewissem Grade aus dem Wege geräumt
                              									worden, mit Ausnahme der letzten, der Entwickelung von Wasserstoffgas. Der Preis
                              									freilich, um welchen sie überwunden wurden, ist für den Erfolg fast ein
                              									selbstmörderischer. Durch das Erwärmen der Flüssigkeit wird nicht nur ihr
                              									Lösungsvermögen und ihre elektrische Leitungsfähigkeit erhöht, sondern in gewissem
                              									Grade werden es auch die Kosten des Verfahrens und die mit der Ausführung desselben
                              									verbundene Mühe. Eine Vermehrung der Anzahl der Zellen, aus denen die Batterie
                              									besteht, oder eine Erhöhung der elektromotorischen Kraft wirkt in Bezug auf das
                              									Lösungsvermögen und die Leitungsfähigkeit der Flüssigkeit in gleicher Weise wie die
                              									Wärme; dadurch werden aber nicht nur ebenfalls die Kosten des Verfahrens erhöht,
                              									sondern es wird auch die Lösung leicht überladen, und der Kupferniederschlag fällt
                              									spröde aus und auch schwammig in Folge der Entwickelung von Wasserstoffgas während der
                              									Ablagerung des Metalles. Durch Verbindung dieser beiden Agentien, Wärme und erhöhte
                              									elektromotorische Kraft, kann man jedoch mittelst der Lösung von Cyankupfer in
                              									Cyankalium Kupfer auf Eisen in einer Form niederschlagen, welche einigermaßen
                              									annehmbar ist, aber eine solche Verkupferung muß gefirnißt werden, und hat dann kaum
                              									das metallische Ansehen eines gut aufgetragenen Bronzepulvers.
                           Die Entwickelung von Wasserstoffgas während der Kupferablagerung ist eine
                              									Schwierigkeit, welche die früheren Experimentatoren auf dem Gebiete der
                              									Galvanoplastik nicht kannten, denn sie wendeten (mit Ausnahme der
                              									Cyansilberlösungen) keine anderen Salze als diejenigen des abzulagernden Metalles
                              									an. Wenn jedoch als Lösungsmittel für die aus einem gegebenen Bade vermittelst der
                              									Elektrolyse auszuscheidenden Metalle anstatt der bloßen Säuren die Salze der
                              									Alkalimetalle angewendet werden, so erhalten die combinirten Lösungen in Folge des
                              									Bestrebens des Alkalimetalles, nebst dem in ihm gelösten Schwermetalle an den
                              									negativen Pol zu treten, die Neigung aus dem zersetzten Wasser der Lösung
                              									Wasserstoff zu entwickeln.
                           Die Verhütung der Entwickelung von Wasserstoffgas an der Kathode vermindert den
                              									erforderlichen Betrag elektromotorischer Kraft und begünstigt die Bildung eines
                              									soliden Niederschlages, welcher nicht bloß in einem sehr feinen Netzwerk besteht,
                              									sondern in einem zusammenhängenden Ueberzug der ganzen bedeckten Fläche; sie
                              									befördert auch die Erhaltung eines normalen Zustandes des Bades und bewirkt daß das
                              									abgelagerte Metall von besserer Qualität ist. Eine von Dr. Miller (am King's
                                 										College zu London) dem Verfasser gemachte Bemerkung führte zur Entdeckung
                              									einer Methode, bei welcher die Entwickelung von Wasserstoffgas vermieden Wird, und
                              										Dr. Frankland (am Royal College of Chemistry zu London) brachte den
                              									Verfasser auf eine Ausführungsweise dieser Methode, welche sich schließlich als
                              									praktisch erwies. Diese Methode besteht darin, der gewöhnlichen Cyanidlösung (oder
                              									dem in des Verfassers Patentspecification Nr. 1540 v. J. 1857 angegebenen Bade,
                              									nachdem in letzterem die erforderliche Menge Cyankupfer aufgelöst worden ist)
                              									feuchtes Kupferoxydhydrat in geringer, aber hinreichender Menge zuzusetzen; zur
                              									absoluten Verhütung der Gasentwickelung kann man noch (lasurblaues)
                              									Kupferoxydammoniak hinzufügen.
                           Mengt man zur Darstellung eines galvanoplastischen Lösungsbades das Cyanid eines
                              									feuerbeständigen Alkalis mit einem Ammoniaksalze, so zeigt die erhaltene Lösung, mit
                              									wenigen Ausnahmen, die merkwürdige Eigenschaft, eine aus Messing bestehende Anode
                              									aufzulösen und das Messing an eine Kathode (z.B. aus Guß- oder Schmiedeeisen)
                              									in einem genügenden regulinischen Zustande abzugeben, jedoch unter reichlicher
                              									Entwickelung von Wasserstoffgas; die relativen Mengen von Kupfer und Zink in der
                              									resultirenden Legirung werden von der Temperatur des Bades bedingt und in gewissem
                              									Grade auch von der elektromotorischen Kraft und von der relativen Größe (dem
                              									Flächenraum) der Anode und Kathode beeinflußt.
                           Nachdem ich viele von diesen Cyanverbindungen versucht hatte, fand ich daß ein
                              									Gemenge von Cyankalium und weinsaurem Ammoniak die besten Resultate und die geringste Entwickelung
                              									von Wasserstoffgas gibt; durch den Zusatz der feuchten Oxydhydrate der
                              									niederzuschlagenden Metalle aber, besonders des Kupferoxydammoniaks, wird die
                              									Neigung zur Wasserstoffentwickelung ganz aufgehoben.Diese Zusammensetzung des Lösungsbades ist in der Patentspecification des
                                    											Verf. Nr. 1540 (v. J. 1857) und die Methode zur Verhütung der
                                    											Wasserstoffentwickelung in der Specification Nr. 3930 (v. J. 1868)
                                    											erörtert.
                              								
                           Die Wirkung des Kupferoxydammoniaks, die Entwickelung von Wasserstoffgas zu verhüten,
                              									beruht höchst wahrscheinlich darauf, daß durch diese Verbindung der Kathode
                              									Sauerstoff zugeführt und dadurch der Wasserstoff, welcher sonst in Gasform
                              									entweichen würde, zu Wasser oxydirt wird, somit im Bade zurückbleibt. Nach dieser
                              									Annahme wird das Kupferoxydammoniak, sobald es an die Kathode gelangt, zu Metall,
                              									Ammonium und Sauerstoff zersetzt und die stattfindende Wirkung läßt sich durch die
                              									Formel ausdrücken:
                           Cu (NH⁴)²O² + H² = Cu + 2
                              									(NH³) + 2 (H²O).
                           Als Behälter für die Kupfer- oder Messinglösung eignet sich am besten ein mit
                              									Dampfmantel versehenes schmiedeeisernes Gefäß.
                           Gegenstände aus Schmiedeeisen und Stahl lassen sich verhältnißmäßig leicht auf diesem
                              									Wege verkupfern und vermessingen, wenn sie aus gutem, gehörig gepuddeltem, und von
                              									Glühspan und Schlacken freiem Material angefertigt wurden. Das zu verkupfernde
                              									Metall wird, so wie es aus der Hand des Arbeiters kommt, wenn es fettig ist, einige
                              									Minuten in kochende Kalilauge – aus 1 Th. Aetzkali und 10 Th. Wasser bereitet
                              									– getaucht; doch ist es besser, wenn von Gegenständen welche galvanisch
                              									verkupfert etc. werden sollen, alles Fett fern gehalten wird. Hierauf wird der
                              									Gegenstand in fließendem Wasser abgespült und in einem aus 1 Maaßtheil Vitriolöl und
                              									20 Th. Wasser bestehenden Bade abgebeizt; diese Operation darf aber nicht länger
                              									dauern, als bis das Eisen von Oxyd etc. gänzlich befreit und seine metallische
                              									Oberfläche überall freigelegt ist. Die erhöhte Temperatur, bei welcher das
                              									galvanoplastische Bad angewendet wird, vollendet die Reinigung der Oberfläche des (nach dem
                              									Herausnehmen aus der Beize sorgfältig abzuspülenden) Gegenstandes und begünstigt das
                              									Anhaften des Niederschlages; es ist daher zu empfehlen, die sämmtlichen zu einer
                              									Charge des Bades verwendeten Artikel kurze Zeit in demselben verweilen zu lassen,
                              									bevor man den Stromkreis schließt. Anfänglich darf der Strom nur schwach seyn und
                              									kann mit zunehmender Bildung des Metallüberzuges verstärkt werden. Die fertigen
                              									Gegenstände werden abgespült und mit heißem Sägemehl von Mahagonyholz, in welchem
                              									man sie einige Stunden beläßt, gut abgetrocknet.
                           Auch auf Gußeisen liefern die oben erwähnten Lösungen bei Anwendung von Sorgfalt und
                              									Auswahl guten Materials günstige Resultate. Der gehörig abgeputzte Guß wird direct
                              									aus der Gießerei in die Beize gebracht, abgewaschen und sorgfältig mit Sand und
                              									Wasser abgescheuert, bis der metallische Glanz an allen Punkten der Oberfläche
                              									hervortritt; dann wird der Gegenstand in dem alkalihaltigen Kupferbade verkupfert
                              									und, nachdem er den Kupferüberzug vollständig erhalten hat, in das Messingbad
                              									gebracht, wenn er nicht bloß verkupfert werden soll. Die Operationen erfordern
                              									größere Aufmerksamkeit als beim Schmiedeeisen, auch muß das schließliche Waschen und
                              									Trocknen bestens ausgeführt werden.
                           Bei diesem Verfahren kann man mit einem einzigen Smee'schen Element ausreichen; früher waren zum galvanischen Vermessingen
                              									deren sechs nöthig. Die Kosten stellen sich zu ungefähr 2 Shilling 6 Pence (25 Sgr.)
                              										per Pfund niedergeschlagenen Metalles heraus.
                              									Anderthalb Unzen Kupfer oder Messing per Quadratfuß
                              									genügen um Eisen vor dem Rosten zu schützen.
                           Für Stabeisen und für Gußeisen, ja selbst für verschiedene Qualitäten von Gußeisen,
                              									müssen separate Bäder verwendet werden.
                           –––––––––
                           Einem Vortrag, welchen der Verf. über sein Verfahren zum galvanischen Ueberziehen von
                              									Eisen mit Kupfer und Messing in der Sitzung der Chemical
                                 										Society (zu London) vom 19. Mai d. J. hielt, entnehmen wir noch
                              									Folgendes:
                           Das galvanoplastische Bad besteht aus einer wässerigen Lösung von gleichen Theilen
                              									weinsaurem Ammoniak und Cyankalium. Nachdem diese Lösung das Cyankupfer und Cyanzink
                              									in gewissen Verhältnissen empfangen hat, werden ihr die Oxyde der Metalle zugesetzt.
                              									Wenn ein angestellter Versuch ergab, daß sich bei Benutzung dieses Bades
                              									Wasserstoffgas entbindet, so setzt man ein wenig (blaues) Kupferoxydammoniak dem
                              									kalten Bade zu. Die
                              									Erwärmung dieses Bades, welche zwischen 60 und 100° C. betragen kann,
                              									bestimmt die Farbe des abgelagerten Messings.
                           Die gußeiserne Kattundruckwalze, welche der Verf.
                              									vorzeigte, war mit Messing in einem Messingbad überzogen, dann in ein Kupfersalzbad
                              									(Kupfervitriol) versetzt und mit Kupfer 3/16 Zoll dick überzogen worden. Das Gewicht
                              									der Walze war 96 Pfd., des Kupferüberzuges 29 Pfd. und der fertigen Walze 125 Pfd.
                              										(Chemical News, vol. XXI p. 273; Juni 1870.)