| Titel: | Ueber die Dampfkolben von Quick und Sampson; Bericht von W. L. Wise. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXI., S. 301 | 
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                        LXXI.
                        Ueber die Dampfkolben von Quick und Sampson; Bericht von W. L. Wise.
                        Nach dem Engineer,
                              								Juni 1870, S. 366.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Ueber Quick und Sampson's Dampfkolben.
                        
                     
                        
                           W. Lyold Wise legte der Manchester
                                 										Institution of Engineers eine Abhandlung über einige verbesserte
                              									Dampfkolben vor, welche die Ingenieure Joseph Quick und
                              									John Sampson (in Battersea bei London) für die
                              									Southwark- und Vauxhall-Wasserwerke mit bestem Erfolg in Anwendung
                              									brachten.
                           Diese in Figur
                                 										22 bis 25 skizzirten Kolbenconstructionen gehören zu jenem System, bei
                              									welchem der Kolbenliderungsring bloß durch den Dampfdruck gegen die Cylinderwand
                              									gepreßt wird; doch wirkt der Dampf nicht unmittelbar auf die Rückseite der
                              									Dichtungsringe, sondern durch Vermittelung kleiner Kolben, deren wirksame
                              									Querschnittsfläche vom Constructeur nach Erforderniß gewählt wird.
                           Es wird auf diese Art der Uebelstand beseitigt, daß die Cylinderwand allzu stark
                              									abgenutzt und hierdurch das Undichtwerden des Kolbens befördert wird.
                           In Fig. 22 und
                              										23 ist
                              									die Construction eines Kolbens versinnlicht, welcher bei einer einfach-wirkenden Wasserhaltungsmaschine ununterbrochen durch 12
                              									Monate in Verwendung sich befand; der Kolbendurchmesser beträgt 55 Zoll engl.
                           Der Kolbenkörper A ist mit drei cylindrischen Bohrungen
                              										A' von 3 1/2 Zoll Durchmesser versehen, in welche
                              									die Kölbchen B mittelst Dichtungsringen dampfdicht
                              									eingepaßt und mit Hülfe der Schraubenspindeln D und
                              									ihrer Muttern an den ringförmigen Kolbendeckel c
                              									befestigt sind.
                           Der Liderungsring E ist an beiden Stirnflächen schräg
                              									(conisch) abgedreht und unten auf die Auflagfläche des Kolbenkörpers aufgeschliffen,
                              									während auf der oberen Fläche ein zweiter Ring F liegt,
                              									auf welchen der Kolbendeckel C drückt.
                           Wenn nun der Dampfdruck, auf der Oberseite wirkend, die Kölbchen B, somit den mit diesen verbundenen Kolbendeckel abwärts
                              									drückt, so wird dieser Druck auf den Ring F übertragen
                              									und der Liderungsring zufolge der schrägen Begrenzungsflächen nach auswärts gegen
                              									die Cylinderwand gepreßt.
                           
                           Der bei der betreffenden Wasserhaltungsmaschine functionirende Kolben war vordem mit
                              									einer Kautschukpackung versehen. Nach Abänderung der Kolbenliderung in der
                              									beschriebenen Art zeigte sich beim Kolbenniedergang eine Verminderung der Reibung
                              									welche einem Dampfdruck von 1 Pfund pro Quadratzoll
                              									entsprechend bestimmt wurde.
                           Der alte Kolben mußte alljährlich zwei- bis dreimal neu gelidert werden und
                              									erforderte eine beträchtliche Menge von Schmierfett, während der beschriebene Kolben
                              									nach zwölfmonatlichem Gange ohne jede Schmierung noch in gutem Zustand sich
                              									befand.
                           Der in Figur
                                 										24 im Querschnitt skizzirte Kolben ist bei einer direct wirkenden
                              									Wasserhaltungsmaschine von 70 Zoll Cylinderdurchmesser in Thätigkeit; der Dampfdruck
                              									beträgt durchschnittlich 20 Pfund pro Quadratzoll.
                           Der Kolbenkörper A enthält vier Bohrungen A' von 4 Zoll Durchmesser und
                              									die weitere Construction ist der eben beschriebenen ziemlich gleich. Gleiche Theile
                              									sind daher mit gleichen Buchstaben bezeichnet.
                           Damit in diesem Falle der Liderungsring E nach auswärts
                              									gedrückt wird, wenn der Dampfdruck auf die untere Seite des Kolbens A wirkt, so ist der Ring E
                              									noch durch das L förmige Stück G mit dem Kölbchen B in Verbindung gebracht,
                              									dessen Aufgang somit ebenfalls ein Anpressen des Ringes E gegen die Cylinderwand hervorruft.
                           Fraser, der Ingenieur der Grand Junction Wasserwerke in
                              									Kew, wo diese Maschine im Gang ist, berichtet daß seit Einführung dieses
                              									Patent-Kolbens die Belastung des Plungers um 1 Tonne vermindert werden konnte, was einer Reibungsverminderung von 5 Proc.
                              									entspricht.
                           Während die Packung des früher in Anwendung befindlichen Kolbens täglich 4 bis 5
                              									Pfund Talg erforderte, wird der neue Kolben fast gar
                                 										nicht geschmiert, was einem jährlichen Ersparniß von 30 Pfund Sterling
                              									gleichzusetzen ist.
                           Einen dritten Kolben von 10 Zoll Durchmesser, nach dem beschriebenen Principe
                              									construirt, zeigt der theilweise Durchschnitt in Figur 25. Derselbe ist
                              									mit drei 1 1/2zölligen Bohrungen A' und Kölbchen B versehen, welche den
                              									Dampfdruck vermittelst des T förmigen Stückes G bald von oben, bald von unten auf die Liderungsringe
                              										E und F übertragen. Der
                              									Kolbendeckel entfällt und die Stirnflächen der Ringe sind flach abgeschliffen.
                           Der Ingenieur Anderson der Firma Easton, Amos und Anderson berichtet über diese
                              									Kolbenconstruction Nachstehendes:
                           Der Patentkolben ist seit 14 Tagen bei einer der Gießereimaschinen im Gange. Die
                              									Dampfmaschine ist horizontal aufgestellt und arbeitet bei 120 bis 150 Umdrehungen pro Minute mit einem Dampfdruck von 50 Pfund pro Quadratzoll.
                           Behufs Untersuchung wurde (nach 14tägigem Gange) der Cylinderdeckel abgeschraubt, das
                              									Schwungrad gesperrt und hierauf das Dampfventil ganz geöffnet und Dampf unter den
                              									Kolben gelassen.
                           Mit Rücksicht auf den Umstand, daß diese Maschine bereits circa 5 Jahre lang mit einem Kolben alter Construction im Betriebe
                              									gewesen, der Cylinder demnach oval ausgelaufen ist, war die nun entweichende
                              									Dampfmenge höchst unbedeutend zu nennen.
                           
                        
                     
                  
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