| Titel: | Whitwell's Winderhitzungsapparat. | 
| Fundstelle: | Band 197, Jahrgang 1870, Nr. LXXX., S. 316 | 
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                        LXXX.
                        Whitwell's
                           								Winderhitzungsapparat.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              									VI.
                        Whitwell's Winderhitzungsapparat.
                        
                     
                        
                           Bei den bisher gebräuchlichen Winderhitzungsapparaten hat man entweder Gußeisen oder
                              									feuerfestes Ziegelmaterial zur Transmission der Wärme der verbrannten Hohofengase
                              									auf den Gebläsewind benutzt. Alle Systeme der Apparate mit gußeisernen Röhren leiden
                              									an der leichten Zerstörbarkeit des Gußeisens durch längeren Betrieb, auch ist mit
                              									400° C. die Grenze der Winderhitzung bei einer Heizfläche von 3 Quadratmeter
                              										pro Kubikmeter Wind in der Minute so ziemlich
                              									erreicht. Es haben sich daher die Verbesserungen an diesen Apparaten bei sonst
                              									richtigen Constructionsverhältnissen hauptsächlich auf die bequeme Auswechselung
                              									zerstörter Theile beschränkt, welche letztere wohl bei den Winderhitzungsapparaten
                              									mit hängenden Röhren der Georg-Marienhütte bei Osnabrück bisher am besten
                              									erzielt wurde.
                           Was die Siemens-Cowper'schen
                              										WinderhitzungsapparateZeitschrift des Vereines deutscher Ingenieure, Bd. V S. 141. anlangt, kann man mit denselben zwar eine höhere Winderhitzung erzielen,
                              									nach Henry Cochrane auf den Ormesbywerken im Mittel
                              									490° C. bei 532° C. Maximum und 424° Minimum, allein es treten
                              									Verstopfungen der Regeneratorkammern durch den Gichtstaub der Hohofengase ein,
                              									welche sehr schwer ohne gänzliche Demolirung des Apparates zu beseitigen sind.
                           Um nun sowohl die Vorzüge des feuerfesten Materiales als Transmissionsmittel für die
                              									Wärme, als auch die Vortheile einer leichten Reinigung des Apparates von dem
                              									Gichtstaube mit einander zu vereinigen, construirte Whitwell auf den Thornabywerken vor 2 1/2 Jahren einen eigenen
                              									Winderhitzungsapparat, welcher in Fig. 16–19 in
                              									verschiedenen Schnitten und Ansichten, nach der Revue
                                 										universelle, 1869, Lfrg. 5 und 6, dargestellt ist. Derselbe besteht in
                              									einem cylinderförmigen Raume, welcher aus feuerfesten Ziegeln gemauert und mit einem
                              									Blechmantel umkleidet ist. Dieser Raum ist durch eine durchgehende Mauer H, H in zwei Theile getheilt, von denen der eine, in der
                              									Zeichnung der obere, durch vier Wände G, G in fünf, der
                              									andere durch drei Wände in vier Kammern geschieden ist. Dieselben sind oben durch
                              									Gewölbe abgeschlossen und enthalten der Länge nach eine Zunge G₁, G₁..., welche jedesmal die Fortsetzung der Scheidewand der
                              									gegenüberliegenden Kammern bildet. Die Zungen reichen von dem Boden der Kammern etwa
                              									bis zur Höhe der Gewölbeanfänge. Die Zwischenmauer H ist
                              									in den mittleren Abtheilungen unten mit einem Fuchs, in den beiden äußersten
                              									Abtheilungen 1 und 14 noch mit mehreren Durchbrechungen versehen, so daß eine
                              									Communication nach der Reihenfolge der in die Fig. 18 eingeschriebenen
                              									Ziffern, resp. in umgekehrter Ordnung stattfinden kann. Die einzelnen verticalen
                              									Kammern sind ungleich weit und zwar nehmen sie von dem Windeintritt C nach dessen Austritt A hin
                              									an Größe zu. Vor der Sohle der ersten Kammer treten die Hohofengase bei B durch eine Art Argand'schen
                              										Brenner mit nur
                              									wenig Verbrennungsluft in die Kammer ein, und durchziehen die einzelnen Räume nach
                              									der Reihenfolge der eingeschriebenen Zahlen, bis sie endlich an der Sohle der
                              									letzten Kammer durch die Umfassungsmauer des Apparates bei D zum Schornstein abströmen.
                           Der größte Theil der Verbrennungsluft tritt durch an einer Seite der Zungen
                              									angebrachte Schlitze ein, welche mit der äußeren Luft communiciren. In Fig. 16 und
                              										18 sind
                              									zwei dieser Schlitze angedeutet. Diese Anordnung hat den Vortheil, daß die Hitze
                              									nicht an einem Punkte concentrirt ist, sondern sich gleichmäßig auf alle Kammern
                              									vertheilt. Der kalte Gebläsewind tritt bei C an der der
                              									Gaseinströmungsröhre diametral entgegengesetzten Seite an der Sohle in die schmalste
                              									Kammer dicht neben der Gasausströmungsröhre ein, strömt in der entgegengesetzten
                              									Richtung, welcher früher die Gase durch den Apparat folgten, und tritt aus der
                              									weitesten Kammer bei A dicht neben der
                              									Gaseinströmungsröhre in die heiße Windleitung.
                           Der Apparat wird, wie bei den Siemens'schen Kammern,
                              									zuerst von heißen Gasen erhitzt; hierauf werden die Gasventile geschlossen und der
                              									Wind in den Apparat zugelassen. Die Zeit, während welcher in den Apparat Wind oder
                              									Gas strömen, variirt. In den Consett'schen Werken arbeiten vier dieser Apparate zu
                              									einem Hohofen. Die Oefen werden paarweise gewechselt, um Unregelmäßigkeiten der
                              									Temperatur auszugleichen.
                           Zur bequemen Reinigung von dem Gichtstaube sind zwei Reihen Reinigungsventile
                              									angebracht. Eine Reihe E, E befindet sich an jedem
                              									Gewölbe der Kammern; eine zweite Reihe F, F befindet
                              									sich seitwärts an der Sohle jeder Kammer.
                           In den Consett'schen Werken werden die Apparate jeden dritten Monat gereinigt, ohne
                              									daß man in den Apparat steigen muß oder daß derselbe beträchtlich abgekühlt wird.
                              									Der erste Versuchsofen in Thornaby war seit fast 2 1/2 Jahren im Betriebe, ohne daß
                              									die Wände schadhaft geworden wären.
                           Für die Wände der ersten zwei weitesten Kammern verwendet Whitwell nur Ganister, oder er füttert sie wenigstens mit solchem aus;
                              									ebenso leisten Stourbridgeziegeln gute Dienste. Das übrige Mauerwerk ist aus
                              									gewöhnlichen feuerfesten Ziegeln hergestellt, welche eine Stärke von 2 1/2 Zoll (63
                              									Millimet.) haben und bei 12 Zoll (305 Millimet.) Länge 7 Zoll (180 Millimet.) breit
                              									sind.
                           Die mit diesen Apparaten erzielte Windtemperatur ist 540° C., so daß die Düsen
                              									rothglühend werden; unter diese Temperatur läßt man den Wind nicht sinken. Derselbe
                              									wird jedesmal eine Stunde durch die Kammern geleitet.
                           In den Consett'schen Werken schmilzt man eine Gattirung von 48 Proc. Eisengehalt. Der
                              									Kohksverbrauch ist 17 1/2 Ctr. auf 20 Ctr. graues Roheisen, bei einer wöchentlichen
                              									Production von 80,000 Ctr. Die Windmenge pro Minute ist
                              									3000 Kubikfuß (84 Kubikmeter).
                           Außer diesen Apparaten in Consett wird jetzt eine zweite größere Reihe mit 46,000
                              									Quadratfuß (4500 Quadratmeter) Heizfläche daselbst aufgestellt zu einem neuen
                              									Hohofen, welcher in diesem Jahre angelassen wird. Ebenso sollen dem Vernehmen nach
                              									die Hüttenwerke von Schneider und Comp. zu Creuzot zwei dieser Systeme aufstellen, und De Wendel in Hayange das System adoptirt haben. Dk. (Zeitschrift des
                              									Vereines deutscher Ingenieure, 1870, Bd. XIV S. 402.)
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
